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KURZGESCHICHTEN AUS ZEITMANGEL
ОглавлениеIn den letzten Wochen habe ich diesen Satz immer wieder bei Autorenvorstellungen in sämtlichen Facebook-Gruppen gelesen.
Abgesehen davon, dass ich persönlich schon einmal nicht verstehe, wie Zeitmangel Einfluss auf den Inhalt einer Geschichte nehmen kann, finde ich diesen Satz allein aus Marketinggründen sehr bedenklich. So heißt dieser Satz nichts anderes als: Ich habe da einen super Roman, aber leider fehlte mir die Zeit, ihn zu schreiben, weswegen ich ihn halt nur in einer kurzen Fassung anbieten kann.
Und eine Kurzfassung heißt faktisch nichts anderes als, das am Inhalt gesparrt wurde. Also haben wir es hier mit einer nicht wirklich ausgereiften Geschichte zu tun, die vermutlich nur auf den Markt gebracht wurde, um schnell Geld damit zu verdienen.
Ich schreibe auch Kurzgeschichten, sogar oftmals noch eine Gattung kürzer, Gedichte. Ich habe neben meiner eigenen Firma, noch einen Haushalt zu führen, da ist Zeit zum Schreiben oftmals gar nicht vorhanden, und wenn es dann doch mal ein paar freie Minuten gibt, verplempere ich diese sogar noch mit dem Schreiben von Blogeinträgen.
Dennoch, ich würde nie behaupten, dass ich Kurzgeschichten und Gedichte nur aus Zeitmangel schreibe, alleine schon, weil es gar nicht stimmt. Wirklich nirgendwo steht geschrieben, wie lange ein Autor an ein und derselben Geschichte schreiben darf.
Jeder Autor sollte wissen, dass jede Geschichte zu ihrer ganz eigenen Zeit kommt, durchaus vergleichbar mit der Geburt eines Kindes, nur dass diese Schwangerschaft keine festgelegte Dauer beträgt.
Ein weiterer, nicht ganz unwichtiger Punkt ist:
Kurzgeschichten sind eine ganz eigene Kunstform, die neben Erzählungen, Novellen und Romanen in der Literatur besteht. Sie ist in ihrer Art mehr oder weniger festen Regeln unterworfen, die man jedoch kaum einhalten kann, wenn man sie als Roman beginnt.
Solche Aussagen „Kurzgeschichten aus Zeitmangel“ ziehen diese Kunstform der Literatur ins Negative herab, was jedem, der sich ernsthaft mit ihr beschäftigt, ein Dorn im Auge sein sollte. Und auch dem Leser, Ihnen, sollte immer klar sein, dass sich hinter einer solchen Aussage zwangsweise auch mangelhafte Qualität verbergen muss.
Wie sagte Stephen King einmal: Aus einer guten Kurzgeschichte kann kein Roman, und aus einem guten Roman würde niemals eine gute Kurzgeschichte werden.
Ich schreibe Kurzgeschichten, nicht weil ich keine Zeit habe, was Längeres zu schreiben, sondern weil es mir einfach Spaß macht, mich mit dieser Kunstform auseinanderzusetzen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass die Geschichten ihre Länge selbst bestimmen.
Als Leser liebe ich Kurzgeschichten, hin und wieder auch einmal einen Roman, aber am Liebsten halt Novellen und Kurzgeschichten. Nicht aus Zeitmangel, sondern weil mir die Art und Weise, wie die Geschichten aufgebaut sind, einfach besonders zusagt.
Und ich hoffe, Ihnen geht es ebenso.
Ihr
Christian Bass