Читать книгу Lextra - Deutsch als Fremdsprache, A2-B1 - Freude, Liebe, Angst - Christian Baumgarten - Страница 6
ОглавлениеKAPITEL | 1
21. August, Samstagabend
„Schön, dass ihr zum Polterabend gekommen seid.“
Constanze und Patrick begrüßen die Gäste in ihrer Wohnung am Chamissoplatz1.
„Getränke und Essen stehen in der Küche. Bedient euch und habt einen schönen Abend.“
Constanze und Patrick haben Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen und Nachbarn eingeladen.
Immer öfter klingelt es an der Wohnungstür. Bald sind dreißig Menschen in der Wohnung versammelt.
Es ist warm an diesem Abend. Die Fenster in der geräumigen Wohnung sind geöffnet. Straßenlärm des belebten Chamissoplatzes vermischt sich mit den Stimmen der Gäste. Erinnerungen werden ausgetauscht, Bilder gezeigt. Die Gäste prosten2 sich zu. Die Unterhaltungen werden lauter. Es wird viel gelacht. Leere Bierkästen und Weinflaschen stapeln3 sich in der Küche. Vom kalten Büfett ist nur noch wenig übrig geblieben. Die Stimmung steigt. Patrick hat sich von seiner roten Fliege4 getrennt, die er sonst immer trägt, auch bei heißen Temperaturen. Zufrieden blickt er seine zukünftige Frau an.
„Passt gut auf, was heute Abend passiert“, sagt Patrick zu Angela Deutscher und Mehmet Özdemir5. „Ihr habt ja versprochen, dass ihr nach unserer Hochzeit heiraten wollt.“ Statt einer Antwort umarmen sich Angela und Mehmet.
Die Gäste warten mit zunehmender Ungeduld auf den Höhepunkt des Abends.
„Kommt ihr? Es ist soweit.“
Constanze, Patrick und die Gäste versammeln sich vor dem Haus am Chamissoplatz. Gespannte Ruhe.
Plötzlich wird es laut. Leo Fuchs wirft eine große Salatschüssel vor die Eingangstür. Richard Tauber und seine Frau Alice Weiss, die erst kürzlich ihre Wohnung renoviert haben, nutzen die Gelegenheit. Sie halten beide ein Waschbecken hoch. Stille. Nach zwei, drei Sekunden donnert6 es auf den Boden. Beate Selich schmeißt7 Porzellan hinterher, Petra von der Aue8 hat altes Geschirr mitgebracht, das eigentlich für den Sperrmüll9 gedacht war. Eine gute Gelegenheit, es so los zu werden. Blumenvasen folgen. Bei jeder Aktion klatschen die Gäste. Langsam vorbeifahrende Autofahrer hupen.
Nach sieben Minuten ist alles vorbei.
Es ist die Stunde von Constanze und Patrick. Unter dem Beifall der Gäste kehren10 sie gemeinsam mit einem großen Besen die Scherben zusammen. Sie sollen ihnen Glück bringen. Gott sei Dank sind keine Gläser oder kaputte Spiegel dabei. Das würde Unglück bringen.
Constanze und Patrick hinterlassen einen sauberen Bürgersteig. Sie sind vorbereitet, künftige schwierige Lebenssituationen gemeinsam zu meistern11. So sagt es der Brauch12.
Gut, dass sie nicht in die Zukunft sehen können!
Die letzten Gäste verabschieden sich am frühen Morgen.
Die Sonne geht gerade auf.
1 www.berlin.de/orte/sehenswuerdigkeiten/chamissoplatz
2 sein Glas heben und „Prost“ sagen
3 aufeinander liegen
4 eine Art Krawatte
5 siehe: „Gefährlicher Einkauf“
6 ein sehr lautes Geräusch machen
7 mit großer Kraft werfen
8 siehe: „Jeder ist käuflich“
9 größere Gegenstände, die man nicht zu dem normalen Müll tun
10 sauber machen
11 mit einem Problem fertig werden
12 Tradition