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Kapitel Zwei - Die Technik / Einleitung
Оглавление„...Philippus sagte zu ihm: „Zeige uns den Vater! Mehr brauchen wir nicht.“
Dieser Abschnitt der Bibel, den wir jetzt genauer unter die Lupe nehmen werden, ist für mich persönlich die ergreifendste aller mir bekannten Passagen. (Anmerkung: Ich habe es bis heute nicht geschafft, die Bibel vom Anfang bis zum Ende zu lesen. Stattdessen habe ich mehrere Bücher – u.a. alle Evangelien und die Bücher Paulus - teilweise wiederholt gelesen.) Diese Passage hier ist die kürzeste Zusammenfassung des Weltbilds Jesu Christi und zugleich ein wunderbares Fundament, auf dem wir unseren Glauben, unsere Zuversicht beim positiven Denken errichten können. Sie bildet eine solide Grundlage für die erfolgreiche Gebetserhörung. Alle Bücher der Bibel scheinen wunderbares Material zu sein, und es ist mit hundertprozentiger Sicherheit für jeden Suchenden etwas mit dabei. Ich besitze eine kleine Sammlung an Bibelzitaten. Die Antwort Jesu auf Philippus Frage im Johannes Evangelium ist und bleibt für mich die effektivste und schönste zugleich.
Philippus war wie alle anderen Jünger ein „einfacher Mann“. Er war kein Schriftgelehrter, kein Heiliger, kein König und auch kein gebildeter Mann. Er war ein einfacher Hirte. Er war ein Mensch wie Sie und ich. Dieser Philippus könnte im heutigen Zeitalter der freundliche Müllmann sein, den wir aus unserer Nachbarschaft kennen. Oder unser Lieblingsbriefträger! Aber sicherlich nicht der geldgierige und machthungrige Vorstandschef irgendeiner großen Bank, oder irgendein nach Anerkennung besessener Politiker. Der Geist, der voll ist mit selbstsüchtigen Zielen und Idealen und sich mit ihnen zu einhundert Prozent identifiziert, kann unmöglich einen Menschen wie Jesus erkennen. Nein, hier handelt es sich um gewöhnliche, normale Menschen, die Jesus gefolgt sind und sich seiner Erkenntnis ergaben, so wie sich ein Kampfsportschüler von seinem selbstsüchtigen Begehren befreien und sich seinem Meister hingeben muss.
Philippus repräsentiert mehr oder weniger die Menschheit im Allgemeinen, nicht irgendeine Gruppierung, sondern alle Menschen. Philippus steht auch für den kollektiven Geist der Menschheit, in dem wir uns alle befinden. Auf den kollektiven menschlichen Geist gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt näher ein.
Als ein Jünger Jesu ist er sich natürlich über Jesus Heilerfolge bewusst, und er scheint zu glauben, dass Jesus der versprochene Erlöser ist. Aber sein Glaube ist schwach, trotz der Offensichtlichkeiten! Er will den absoluten Beweis. Sein Verstand verlangt nach einer logischen Erklärung. Eine Verhaltensweise, die nur zu typisch für den kollektiven menschlichen Geist ist und letztendlich auf Angst und Unsicherheit zurückzuführen ist. Wollen wir nicht immer für alles Behauptete den entsprechenden Beweis mitgeliefert bekommen? Es scheint unmöglich zu sein, einem Menschen, der sich beispielsweise noch nie mit geistiger Heilung auseinandergesetzt hat, verständlich zu machen, dass man mit eigenen Augen gesehen hat, wie gelähmte Menschen durch ihren Glauben geheilt wurden; dass es tatsächlich Tausende von Berichte über Heilungen sogenannter „unheilbarer Krankheiten“ gibt. Der Repräsentant aller Menschen also, Philippus, will Gott sehen, auf den Jesus sich die ganze Zeit beruft.
„Zeige uns den Vater.“ Das Wort Vater ist ein wunderbarer Ausdruck für die Beziehung Jesus zu Gott. Er betete „Vater unser...“. Damit stellte er ein für allemal klar, dass der Gott, der ihm seine Kraft gab, UNSER aller Vater ist! Meiner, Ihrer und der Ihrer Frau! Kann sich ein spiritueller Mensch etwas Schöneres vorstellen als diese Tatsache? Was Jesus mit „Vater unser...“ sagt, ist, dass wir alle die Söhne und Töchter des Lebens sind und dass Jesus unser Bruder ist und Gott - das Leben - unser aller Vater und Mutter.
Diese Kraft und Macht und letztendlich Liebe, die Gott ausmachen, will Philippus auf einmal sehen. Philippus hat in der Tat noch nicht viel erkannt. Er ist immer noch mit seinem Verstand bei der Sache, welcher sich nur durch die fünf Sinne am Leben erhält. Gott aber fängt man dort an zu begreifen, wo unser analytischer Verstand aufhört. Jesus ist über die fünf Sinne schon lange hinweg und das versteht der Verstand nicht, das macht ihm Angst. Also lässt der Verstand den Menschen sagen: „Zeige uns den Vater, mehr brauchen wir nicht!“ Wir Menschen, mehr brauchen wir nicht! Zeige uns nur den Vater, unseren Gott, den Schöpfer des Universums. Zeige ihn uns blinden Menschen! Das ist es, was Philippus eigentlich sagt. Die zwölf Jünger standen direkt vor ihm! Vor dem Menschen, der Blinde sehend machte und fragten ihn nach unserem Vater! Zeige uns Gott, erst dann glauben wir dir!
Jesus antwortete: „Nun bin ich so lange mit euch zusammengewesen, Philippus, und du kennst mich immer noch nicht?
Hier gibt der Meister seinen Schülern eine nur allzu menschliche Antwort, die einen winzigen Anteil der Hoffnungslosigkeit in sich trägt. Die Hoffnungslosigkeit eines Erleuchteten, der das Unsichtbare dem vom Sichtbaren abhängigen Verstand des Menschen deutlich machen muss. Ein anscheinend unmögliches Unterfangen.
Die uralte jüdische Lehre Kabbalah sagt, dass die Materie - so wie wir sie kennen und wahrnehmen -, also die physische Welt, in der wir leben, nur einen Prozent der gesamten Schöpfung ausmacht; dass die restlichen neunundneunzig Prozent „der Quell der dauerhaften Erfüllung (sind). Das gesamte Wissen, die Weisheit und die Freude wohnen in diesem Reich“; und dass wir durch den Vorhang unseres Verstandes dieses Reich, welches zu jeder Zeit in uns ist, nicht sehen und wahrnehmen und dementsprechend auch nicht fühlen können. Ein Erleuchteter hat es geschafft, diesen Vorhang zur Seite zu schieben und letztendlich vollkommen runter zu reißen. Jesus steht direkt vor seinen Jüngern und andererseits steht er auch nicht vor ihnen, weil Jesus spirituell gesehen immer noch mehr sieht als zum Beispiel Philippus.
Da die Zeit drängt und Jesus weiß, dass er in Kürze die alttestamentlichen Prophezeiungen hinsichtlich der Erlösungstat für uns Menschen erfüllen muss, fasst er sich mit den folgenden Aussagen kurz und bündig. Er sagt in wenigen Sätzen das, was viele Weisheitslehren in Bände verfasst haben. Er fasst im wahrsten Sinne des Wortes in nur ein paar Sätzen das gesamte Fundament eines erleuchteten Bewusstseins zusammen.
„Jeder, der mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du dann sagen „Zeige uns den Vater“? Glaubst du nicht, dass du in mir dem Vater begenest?“
Hier gibt uns Jesus einen ersten und deutlichen Hinweis darauf, dass er und sein Vater eins sind. Dass der Schöpfer und seine Schöpfung eins sind. Dass der Vater in ihm ist, dass der schöpferische Prozess in uns ist! Dass kein räumlicher, zeitlicher und geistiger Unterschied zwischen unserer materiellen Welt und der Welt Gottes besteht. Dass „Unser Vater“ nicht nur unser Vater ist, sondern dass wir alle seine Kinder aus „seinem Fleisch und Blute sind“, und dass wir Teile von und in diesem einen Gott sind, und dass diese Teile wiederum vom Göttlichen erfüllt sind. Jeder, der Jesus gesehen hat, hat den Vater gesehen. Jeder, der Jesus Worte hört, hört unseren Schöpfer.
Das erste Indiz, das Jesus uns hier gibt, ist, dass seine Macht zu heilen etwas mit seinem Verständnis von Einheit, von universeller Einheit zu tun hat - einer gefühlten Einheit mit dem Schöpfungsprinzip. Dass durch dieses Verständnis Gott sichtbar wird. Dass Gott automatisch daraus abgeleitet wird, dadurch entsteht. Wie sieht diese Einheit nun aus? Was ist sie, und warum sehen wir Normalsterbliche sie nicht?
Diese drei Sätze sind nur eine Einleitung! Sie sind eine gezielte Frage an den zweifelnden Verstand des Menschen! Oft sind Fragen das einzige Mittel, den Verstand des Erkrankten auf eine ihm nicht ersichtliche Tatsache hinzulenken. Jesus antwortet hier dem zweifelnden Verstand mit einer Frage, da er weiß, dass es nicht der wahre Philippus ist, den er das fragt, sondern den Verstand von Philippus. Er ist es, der den wahren Philippus in Knechtschaft hält. Deshalb spricht er mit der Frage gleichzeitig den Glauben an. Wir wissen ja jetzt, dass der Glaube der erste Schritt ist, uns vom besessenen Verstand zu lösen. Habe ich dir nicht genügend Beweise geliefert, glaubst du mir immer noch nicht? Wie kann ich das alles vollbringen, wenn Gott, mein geliebter und unser aller Vater, unendlich weit weg hinter irgendwelchen Wolken lebt?
Da Jesus den menschlichen Verstand überbrücken muss, um unseren Schöpfer, die Quelle allen Lebens, sichtbar werden zu lassen, leitet er hier langsam sein Versprechen ein. Auf ein Versprechen reagiert unser Verstand weitaus gelassener und lässt eher mit sich verhandeln. Jesus benutzt hier eine Methode, die nur ein Erleuchteter benutzen kann. Er stellt eine gezielte Frage und spricht gleichzeitig unseren Glauben an. Bevor er sein Versprechen ausspricht, fasst Jesus die gesamte Basis seiner Erleuchtung in nur ein paar Sätzen zusammen.