Читать книгу Die Gorillafalle - Christian Kraft - Страница 4
2. Im Camp
Оглавление„Alex!“ weckte ihn JayJays Stimme. Alex versuchte, seine verklebten Augen zu öffnen. Er saß halb in sich zusammengesunken an der Hütte und sein ganzer Körper tat weh. Es war so unendlich heiß! Der Schweiß tropfte ihm vom Kinn auf die Brust.
Plötzlich bemerkte er noch andere Stimmen. Stimmen die er nicht kannte. Es waren Männer- und Frauenstimmen, sie sprachen französisch und englisch. Er öffnete das linke Auge und schloss ist gleich wieder, weil der weiße Himmel ihn blendete. Dann versuchte er es noch einmal. Dieses Mal konnte er es aushalten. Er sah, wie sich verschwommene Gestalten vor seinem Auge bewegten. Er öffnete auch das rechte Auge und langsam wurde das Bild schärfer. Da waren noch mehr Hütten, vier oder fünf, wie ein kleines Dorf, alle waren in einem Kreis angeordnet. Rund herum war rot-brauner schlammiger Boden. Die sich bewegenden Gestalten waren zu normalen Menschen geworden, die geschäftig hin und her liefen, ab und zu lachte jemand. Aber Alex beachteten sie nicht wirklich.
„Was ist passiert? Wo bin ich?“ fragte er wie benommen zu sich selbst.
„Wir sind im Camp. Du weißt doch, wo wir hin wollten. Hast du wirklich alles vergessen? Du hast über eine Stunde geschlafen, Alex. Im Sitzen. Du musst jetzt unbedingt etwas trinken…“
JayJay gab ihm eine Thermosflasche und Alex trank. Das kühle Wasser beförderte ihn langsam wieder zurück ins Leben.
„Alex“, drängte JayJay, „es ist jetzt zwei Uhr, und wir wollten heute eigentlich noch unseren ersten Versuch unternehmen, die Gorillas zu sehen. Kusuni sagt, die Gruppe, die wir zu sehen bekommen könnten, wäre heute nicht weit entfernt. Aber wir müssten bald los. Schaffst du das?“
„Puh, wenn es unbedingt sein muss. Aber wer ist dieser Kusuni?“
„Das ist unser Führer im Dschungel. Papa hat ihn mir gerade vorgestellt. Er ist ein Pygmäe, ein Einheimischer, und kennt den Dschungel wie seine Westentasche. Wenn Gorillas in der Nähe sind, dann ist er der erste, der es merkt. Er findet jede Spur.“
Alex stand auf und streckte seine müden Glieder. JayJay redete einfach weiter: „Aber bevor wir gleich aufbrechen, muss ich dir zuerst noch ein paar Dinge sagen, die für dich im Camp wichtig sind. Du musst daran denken, dass du immer viel trinkst. Das Wasser bekommen wir aus einer Quelle nicht weit vom Camp. Nur darfst du das Wasser niemals direkt aus der Quelle trinken, weil du da schlimme Krankheiten bekommen kannst. Wir müssen das Wasser immer zuerst im Camp abkochen. Überhaupt musst du dich vor Krankheiten in acht nehmen. Deswegen musst du auch jeden Abend eine Tablette gegen Malaria einnehmen.“
Alex hatte von Malaria gehört. Er hatte gelesen, dass sehr viele Menschen an der Krankheit gestorben waren, er hatte gelesen von dem Fieber, das Menschen für mehrere Tage oder Wochen ans Bett gefesselt und ihnen dabei fast den Verstand geraubt hatte.
„Außerdem“, fuhr JayJay fort, „darfst du niemals, wirklich niemals das Camp alleine verlassen. Sobald der Dschungel dich verschluckt, lässt er dich nicht wieder heraus.“
Alex überkam ein mulmiges Gefühl als gerade JayJays Vater zu den beiden Jungen trat. „Wie ich sehe, seid ihr beide gleich startbereit? Ich will euch vorher aber noch etwas über die Gorillafamilie erzählen: Wir haben hier eine Familie von insgesamt sechzehn Tieren. Songo ist der Silberrücken. Er beschützt seine Familie und er hat das Kommando. Erschreckt euch nicht - er ist riesig. Außerdem gibt es sieben Weibchen und acht Jungtiere.
Kusuni und ich werden immer mit euch unterwegs sein. Tut genau, was wir sagen. Ihr dürft euch niemals von uns entfernen. Seid immer möglichst leise und ruhig. Macht keine hektischen Laute oder Bewegungen. Die Gorillas sind an Menschen gewöhnt. Falls wir sie aber trotzdem verärgern sollten und einer der Affen uns angreift, dann bleibt einfach gerade stehen und tut gar nichts.
So, alles klar? Dann können wir ja starten. Macht euch bereit, in fünf Minuten geht's los!“
In Alex' Kopf schwirrte alles. Das waren zu viele Informationen auf einmal. Und so viele, die sein Leben betrafen. Wie sollte er sich das alles noch merken? Seit er geschlafen hatte, war er noch nicht einmal aufgestanden. Wie sollte er jetzt bereit sein für einen Marsch durch den Dschungel zu wilden Gorillas?
Aber es half alles nichts. Nach fünf Minuten hatte er seine beiden Flaschen mit Wasser gefüllt, seinen Rucksack überprüft, und die vier brachen auf in den Dschungel.
Das Wort „Silberrücken“ ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Was es damit wohl auf sich hatte?