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P.S. Die Traumfrau
ОглавлениеP.S. Die Traumfrau
Aus der Reihe:
Seltsam... doch so steht es geschrieben!
Autor: Christian Witter (geb. 1969 in Hamburg)
Mit dieser kleinen Geschichte, die der Autor im Jahr 1988 in seiner Heimatstadt Hamburg erlebt hat, versucht er Ihnen eine seiner wichtigen Stationen des Lebens näher zu bringen. Sie werden sich vielleicht in einigen Situationen wiederfinden oder aber Sie genießen einfach die kleine Geschichte. In der ersten wahren Geschichte beschreibt der Autor ein Abenteuer, welches er erleben durfte, um seiner Traumfrau zu begegnen und die damit verbundene Odyssee, lebendig zu bleiben.
Traumfrau
Es war Winter im Jahr 1988. Ich war gerade einmal 18 Jahre alt und ich hatte einen Auftrag:
Die Traumfrau meines Lebens zu finden!
Nicht nur weil ich in meinem jungen Leben schon einige Liebesgeschichten erlebt hatte. Nein, auch weil meine Mutter damals zu mir sagte: „Mensch Junge, kaum ist die Eine aus dem Haus und schon kommt die Nächste hier vorbei. Ich kann mir so schnell keine Namen merken. Merke Dir eines: Die nächste Frau, die Du in unser Haus bringst, will ich erst nach einem Monat Beziehung sehen“. Ich war zuerst geschockt ... ein ganzer Monat Beziehung? Das klingt nach der Frau, die ich wohl für immer an meiner Seite haben möchte. Bei längerem Nachdenken, was in diesem hormongesteuerten Lebensalter schwer fiel, musste ich eingestehen, dass sie recht hatte. So konnte es nicht weitergehen.
Ich beschloss, die Liebe meines Lebens zu finden. Die Nächste sollte es sein. Keine Experimente mehr. Eine genaue Vorstellung hatte ich nicht. Ich fühlte nur innerlich, dass es sie irgendwo geben würde. Ich muss es doch irgendwie merken, wenn es klick macht. Meinem besten Freund Oliver erzählte ich von meiner Absicht. Ich wollte keine flüchtigen Beziehungen mehr. Keine gebrochenen Herzen auf beiden Seiten. Er nickte und sagte, dass er auch langsam daran denke, etwas Ernsteres finden zu wollen. Was Ernsteres??? Nein!!! Ich möchte die Frau des Lebens, mit der ich alt werden kann, finden. In mir brodelte es nach dem Verlangen sie zu treffen. Doch wo wird sie sich herumtreiben?
Wo und an welchem Ort werde ich sie zuerst treffen? Die Tage und Wochen vergingen. Eine neue „Kurz-Beziehung“ wäre schon lange überfällig gewesen, doch ich hatte kein Verlangen mehr auf on/off. Ich war jeden Tag unterwegs. Ob Kino, Disco, Partys etc. Nirgends eine Frau, bei der ich dieses unbeschreibliche Gefühl verspürte. Das Gefühl, welches ich bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch nicht kannte. Und schon gar nicht eine Frau, die ich meiner Familie nach einem Monat Beziehung präsentieren konnte (und durfte)...
Herbsttage oder mehr?:
Es waren Novembertage, an denen unsere kleine Gruppe von fünf Jungs eine Party planten. Wir entwarfen zu diesem Event handgefertigte Flyer und nahmen uns vor, diese zu einem Großteil fast nur an Mädels zu verteilen. Die Chance eine Traumfrau auf der Party zu treffen war gegeben. In unserer Stammdisco war es dann geschehen. Beim Verteilen der Flyer kamen wir in einen Raum mit einer kleinen Bar. An dieser Bar saßen zwei junge Frauen. Eine Blonde und eine Brünette. Bevor ich der Brünetten ins Gesicht sah, kam schon gleich von meinem besten Freund der Spruch: „Du die Blonde, ich die Brünette“.
Anmerkung:
Da war es wieder ... Das große Problem. Blondine? Meine Mutter und meine Schwester gaben mir bei der Suche nach meiner Traumfrau noch eine erschwerende Aufgabe dazu. „Bitte keine Blondine mehr. Du hattest bisher nur Blondinen. Bitte zur Abwechslung mal eine Dunkelhaarige.“ Auch damit hatte meine Familie irgendwie recht. Mit Blondinen bin ich bis dato nicht gut gefahren.
In der Disco zurück:
Wie bringe ich das Problem, keine Blondine anzubaggern, meinem besten Freund bei? Die Blonde war zwar hübsch aber eben keine Traumfrau und durch die familiäre Order eh tabu. Die Brünette saß noch immer mit dem Rücken zu mir. Mein bester Freund unterhielt sich eine Minute mit ihr und sagte dann zu mir: „Okay, hat sich erledigt. Du die Brünette und ich die Blonde“. Was war nur passiert? Später erfuhr ich, dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmte. Ich nickte und verteilte meinen Flyer an die Brünette. Und dabei sah ich dann endlich ihr Gesicht. Jetzt fällt es mir nicht leicht diese Gefühle wiederzugeben. Es fühlte sich ungefähr so an: Mein Körper war wie verwandelt. Ich fixierte nur noch sie. Um uns herum war nichts mehr. Ich hatte totales Herzklopfen. Es war ungefähr eine Mischung aus: Hammer, Krass, Boah, Yes, Lottogewinn und noch viel mehr. Vor allem aber Traumfrau!!! Wie erwähnt sah ich von der Umwelt nicht mehr viel. Ich sah nur immerzu in ihre schönen Katzenaugen. Diese Art Augen gibt es wohl nur einmal. Ich war eigentlich fertig mit dem Verteilen, obwohl meine Hände noch vollgepackt mit Flyer waren.
Leider machte mein Kumpel Druck und wollte weitergehen. Ich war damals ja so cool und sagte eigentlich nichts außer dem Wort „Ciao“. Ich würde sie schon noch wiedersehen. Spätestens auf der Party.
Und nun?
Um es kurz zu machen. Die beiden Damen kamen nicht zur Party. Ich war wie geplättet. Wo zum … ist sie abgeblieben? Eine Suche war sinnlos. Wir hatten keine vollen Namen.
Es kam der Tag:
Ein paar Wochen später wollte ich mit meinem Kumpel ein paar neue Szene-Läden an der Hamburger Alster ausprobieren. Vielleicht treffe ich sie ja irgendwo. Wie der Zufall es wollte, kamen uns die beiden Mädels an einem U-Bahnhof entgegen. Wir waren aber so was von cool und ließen uns nichts anmerken. Wir grüßten sie nur im Vorbeigehen. Mein Herz pochte bis zum Hals. Unsere Wege trennten sich wieder. Später am Abend entschieden wir uns sie zu suchen ... Fehlanzeige!!! Keine Traumfrau in Sicht.
Drei Monate vergehen ...
Ich muss dazu schreiben. Drei Monate sind für einen heranwachsenden jungen Mann eine halbe Ewigkeit. Fast ohne große Hoffnung meine Traumfrau je wieder zu finden, waren wir wieder in unserer Stammdisco unterwegs. Und dann war es passiert. Auf der hinteren Tanzfläche tanzten die beiden Frauen. Und meine Traumfrau stach aus der Menge hervor. Ich war vorsichtig geworden, denn ich hatte bisher noch keinen vollständigen Satz mit ihr gesprochen. Ich wollte mir sicher sein. Das Aussehen ist das Eine. Alles muss stimmen. Wirklich alles!!!
Der Test:
Ich wartete mit meinem Kumpel darauf, dass sie sich setzten. Ich wies meinen Freund an, meine Traumfrau in ein kleines Gespräch zu verwickeln. Vorher sollte er aber noch ein anderes Mädel testen und mit ihr sprechen. Dieses Mädchen schaute mich schon den ganzen Abend an. Ich wollte nur sicher gehen nichts falsch zu machen. Warum ich allerdings meinen Freund zum Testen schickte, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich hätte es selber machen können. Vielleicht damit mich meine Traumfrau nicht dabei sieht, wie ich mit einer Anderen spreche? Vielleicht aber auch, weil ich wohl zu viel Respekt und Angst davor hatte, meine Traumfrau nicht zu bekommen. Mein Freund kam ein paar Minuten später von den Gesprächen mit den Mädels wieder. Er bestätigte meine Vermutung, dass mein Blick mich nicht getrübt hatte. Meine Traumfrau sei der Sprache mächtig und sehr überlegt in ihren Aussagen gewesen. Er riet mir sie nun endlich anzusprechen.
Die ersten gemeinsamen Worte:
Ich muss zugeben, dass ich innerlich sehr unruhig und nervös war. Normalerweise war ich immer souverän und abgeklärt. Doch diesmal sollte alles anders sein. Eine kleine Hürde gab es allerdings. Sie selbst nahm mich meines Erachtens nicht so wahr wie ich sie. Wie konnte ich bei ihr landen? Sie schien so weit entfernt und so unnahbar. War ich nicht ihr Typ? Ich fasste meinen Mut zusammen, ging zu ihr rüber und fragte ganz frech: „Wo seid ihr eigentlich die letzten drei Monate gewesen?“ Sie erwiderte: „In anderen Discos.“ Wir kamen langsam ins Gespräch und ich gab der Enttäuschung zum Ausdruck, dass ich sie schmerzlich auf unserer damaligen Party vermisst hatte. Den genauen Grund ihrer Abwesenheit konnte sie mir nicht mehr nennen. War mir aber auch egal, denn nun stand sie vor mir.
Wirres Gefasel:
Nachdem die Zeit fortgeschritten war, fragte ich, ob wir nicht nach draußen gehen wollten, um Luft zu schnappen? Sie nickte und wir gingen auf eine kleine Fleetbrücke neben der Disco. Was dann kam, kann ich mir bis heute nicht erklären. Ich wollte ihr wohl imponieren, jedoch faselte ich wirres Zeug. Es kam der Dichter und Poet in mir hoch. Gegenüber der Fleetbrücke schaute man auf eine entfernte Ampel mit rotem Licht. Ich sagte zu ihr: „Hey schau mal, der rote Mond am Horizont.“ Oder noch besser „Deine Waden sind so klasse. Die Adern wie Flüsse auf einer Landkarte“. Sie schaute mich entsetzt an und dachte wohl: Ein Irrer!!! Doch meine Absicht war, ihr zu imponieren. Ich merkte, wie sehr ich sie verunsicherte. Ich war es ja selbst. In diesem Moment kam mein Freund mit ihrer Freundin Arm in Arm um die Ecke. Er ließ nichts anbrennen. Aber so schnell würde ich wohl nicht bei meiner Traumfrau landen. Ich musste kämpfen. Nur wie???
Die Reise:
Es war spät geworden. Die beiden Frauen wollten die letzte Bahn bekommen. Nur wohnten beide sehr weit auseinander. Sie würden sich am Bahnhof trennen. Ich mit meinen 18 Jahren konnte doch eine 17- jährige nicht alleine nach Hause fahren lassen. Nur: Ich hatte zu der Zeit kein Auto und keinen Führerschein. Ich kannte außerdem nur Hamburgs Westen und die Innenstadt. Ich fragte großkotzig: „Wo wohnst du eigentlich?“ Sie antwortete: „Ich wohne in Meiendorf“... Ich stutzte: „Meiendorf? Wo liegt das denn?“ Sie: „Bei Volksdorf“. Jetzt war mir alles klar. Sie wohnte am Arsch der Welt, denn Volksdorf kannte ich auch nicht. Als wir geklärt hatten, in welcher Ecke sie in etwa wohnt, bot ich meine Begleitung an, damit sie keine Angst haben müsse. Ihr war es nicht gerade recht, jedoch willigte sie ein. Ihre Freundin machte Druck und ich gab Oliver meinen Abholschein für meine dicke Winterjacke. Doch Oliver kam nicht wieder und die Zeit spielte gegen uns.
Ich entschied bei etwa minus einem Grad Temperatur mit meiner leichten Sommerjacke (die man früher oft in Discos aus Coolness anließ) loszuziehen. Meine Schuhe waren Sommerslipper. Am Bahnhof angekommen, verabschiedeten wir ihre Freundin und zogen zu einer Bahnlinie, die ich bis dahin nur als Fernzug kannte. Wir mussten jedoch einige Zeit am Bahnhof warten und mir lief wie so oft im Winter meine Nase. Ich war damals sehr eitel und bat sie einen Moment zu warten. Ich würde gleich wiederkommen. Ich schätze, sie war, wie im Prinzip den ganzen Abend, sehr verwirrt von mir. Ich traute mich nicht vor ihr zu schnäuzten. Ich hechtete eine Treppe hinauf, schnäuzte in ein Papiertaschentuch und war wieder bei ihr. Sie nahm das Verhalten mit einem komischen Blick hin. Als wir in der Bahn saßen, fiel mir ein, dass ich ein Bild von mir hatte.
Ein schönes kleines Passfoto, auf dem ich schön gestylt aussah. Ich sagte ihr, dass ich es ihr gerne schenken würde, damit sie mich nicht so leicht vergisst und immer wieder erkennt. Sie nahm es dankend an. Ich merkte, auch sie war schüchtern. Ich starrte sie wohl andauernd an und sie meinte: „Hey, Du starrst mich immerzu an.“ Was soll ich machen? dachte ich. Du bist es ... meine Traumfrau. Damit es nicht zu sehr auffiel, schaute ich schräg aus dem Fenster … wohl wissend, dass sich Ihr Gesicht darin spiegelte und ich sie weiter beobachten konnte. Doch auch das fiel ihr sehr schnell auf und wir lachten die ganze Fahrt lang. An dem Endbahnhof angekommen sagte sie mir, dass sie jetzt für den Rest des Weges ein Taxi nehmen muss. Ich könnte ja den Nachtbus zurück in die Innenstadt nehmen. Das Taxi stand bereit und der Nachtbus wartete schon.
Ich sagte zu mir „jetzt oder nie“. Ich nahm sie in den Arm und küsste sie sehr leidenschaftlich. Ich küsste sie so lang, bis der Nachtbus abfuhr. Der Taxifahrer hatte zum Glück Geduld. Ich sagte ihr, dass ich jetzt mit ins Taxi steige, damit sie sicher ans Ziel kommt. Der Bus war schließlich weg. Sie willigte ein und wir küssten uns immer weiter. Ich hatte natürlich den Hintergedanken bei ihr zu übernachten. Im Treppenhaus eines Mietshauses angekommen, knutschten wir noch eine gute Stunde. Auf einmal sagte sie, dass es schön sei, aber sie jetzt in die Wohnung müsse. Ihr Vater wäre bestimmt noch wach und mache sich Sorgen. Ich dachte ... Oh je, jetzt nach Hause??? Ich ließ mir wie ein Gentleman nichts anmerken und fragte sie nach dem Weg. Wo der nächste Bus hält? Sie beschrieb mir eine Kreuzung. Beim Abschied fragte ich nach einem Wiedersehen. Sie bejahte meine Frage und ich machte mich mit Schmetterlingen im Bauch auf dem Heimweg.
Heimweg ... Aber wie?
Oder die Odyssee, lebendig zu bleiben.
Um es vorwegzunehmen. Die von ihr beschriebene Kreuzung habe ich in dieser Nacht nicht gefunden. In der Nacht ist im Winter in Hamburgs Randgebieten wenig Verkehr und daher kann man sich als nicht Ortskundiger schon einmal verirren. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt nur Bahnfahrer und kannte Hamburgs Straßen kaum. Ich ging einfach immer weiter und kam in einem Gewerbegebiet zum Stehen. Ich war wie anfangs beschrieben im Sommeroutfit bei Minus-Temperaturen. Wie sollte es jetzt weitergehen? Es gab noch keine Handys. Ich hatte kein Kleingeld für eine Telefonzelle, um ein Taxi zu rufen. Scheine nahm keine Zelle an. Ich stand da nun an einer verlassenen Ampel mitten in der Nacht und kaum ein Auto kam an mir vorbei. Ich wollte Geld wechseln und winkte einem Fahrer an der Ampel zu. Doch der gab einfach Gas, als er mich sah. Ich sah bestimmt finster aus, weil meine Haut wohl schon bläulich angelaufen war.
Es half alles nichts. Ich machte mich nachts gegen 2 Uhr weiter auf dem Weg. Jetzt fing es auch noch an zu schneien. Das Schneetreiben wurde immer schlimmer und ich konnte kaum noch etwas erkennen. Ich näherte mich anscheinend einem Wohngebiet. Ich sah ein paar Autos auf einem Parkplatz und hörte neben meinen Schritten im Schnee ein merkwürdiges Kratzen. Ich schaute so gut es ging und bemerkte eine Person, die an den Scheiben ihres Autos das Eis wegkratzte. Durch ein vorsichtiges Hüsteln machte ich auf mich aufmerksam. Nicht dass sie einen Schreck von mir bekommt. Sie schaute mich kein bisschen erschrocken an. Ihre Augen waren ganz klar und doch sehr kühl. Sie fragte: „Na, wo wollen wir denn hin?“ Ich antwortete: „Zum nächsten Bahnhof oder Taxistand. In welche Richtung muss ich laufen?“ Sie erwiderte, dass es ein bisschen kompliziert wäre, es zu beschreiben … sie könne mich gerne mitnehmen. Ich stockte, um 2 Uhr nachts möchte eine zierliche Frau im größten Schneetreiben einen wildfremden heranwachsenden Mann mitnehmen? Aber meine Not war schon recht groß. Ich war völlig übermüdet, durchgefroren und willigte ein.
Als wir im Auto saßen, fragte sie mich, wo denn das Endziel sei. Ich sagte in der Stadtmitte an den Hamburger Landungsbrücken bei einem Freund. Das waren nach heutiger Kenntnis etwa 21 Kilometer quer durch die Stadt. Sie überlegte kurz und meinte nur trocken: „Kein Problem, ich bringe Dich dorthin.“ Ich war jetzt total happy und nachdenklich zugleich. Sie hilfsbereit ... ohne einen Hintergedanken? Ich ging in die Offensive und fragte nach dem Grund dieser nächtlichen Fahrt. Mir fiel inzwischen ihre doch sehr rasante Fahrweise auf. Sie sagte jetzt Worte, die mir noch heute Schauer über den Rücken laufen lassen. „Ich stehe fast jede Nacht um diese Zeit auf und fahre mit dem Auto, um meine Aggression abzubauen. Ich habe viel Mist mit Männern erlebt. Diesen Mist versuche ich nachts zu verarbeiten und das kann ich am besten beim Autofahren.“ Wie sie das jetzt genau meinte, wollte ich gar nicht mehr wissen.
Ich merkte nur, dass mir total unwohl war und ich ständig überlegte, wie ich aus dieser Nummer wieder herauskomme. Mir fiel ein Lösungsweg ein. Eines konnte ich den ganzen Abend schon. Völligen Quatsch daherreden!!! Ich verwickelte sie also in ein fiktives Gespräch. Ich machte auf verständlich und zählte jeden Meter, den wir dem Zielort näher kamen. Sie schüttete förmlich ihr Herz aus. Ihr Herz war voller Hass auf die männliche Gattung. Und nun saß ich in ihrem Netz ... Warum gerade ich? Ich habe doch eben noch meine Traumfrau geküsst. Kann das Leben so ungerecht sein? Sie war nicht dumm und merkte, dass ich sichtlich nervös war. Um die Zeit besser zu überbrücken, erzählte ich ihr von meinem Abend mit meiner Traumfrau. Dabei habe ich wohl dann doch ihr, bis dahin kühles Herz, berührt. Sie fuhr mich einfach zum Zielort. Vielleicht war sie am Ende froh solch eine „Labertasche“ loszuwerden. Angekommen sprang ich aus dem Auto und wünschte ihr noch eine schöne Nacht.
Ich klingelte meinen Freund Oliver aus dem Bett, der mir mit meiner warmen Jacke angezogen, die Tür zum Laubengang öffnete. Völlig durcheinander von meinen Gefühlen und den letzten Schockminuten im Auto, zog ich ihm die Jacke aus und meinte ganz trocken: „Diese Nacht hatte etwas.“ Es kam mir der Gedanke, eines Tages vielleicht eine Geschichte darüber zu schreiben.
Genau 25 Jahre später habe ich es dann auch getan. Heute lebe ich glücklich seit dieser Nacht mit meiner Traumfrau zusammen. Wir sind seit 17 Jahren verheiratet. Das Gefühl ist wie am ersten Abend. Meinem damaligen und auch heute noch besten Freund habe ich nie wieder gebeten, meine Jacke zu holen.
-ENDE Christian Witter