Читать книгу Kopfüber Down Under - Teil 2 - Christiane Berndt - Страница 4

Оглавление

Grüne Muscheln und riesige Magnolien

29.12.2013 Smiths Farm – Pelorus Bridge - Cable Bay (81,8 km)

Um 6:15 Uhr stehen wir auf. Die Nacht hat es wieder geregnet, es ist trüb und grau, die Wolken hängen tief. Der heutige Tag macht nochmal glasklar deutlich, dass es ohne Licht keine Farben gibt. Die Marlborough Sounds, die wir von den Bildern her so leuchtend blau und grün kennen, sind einfach nur grau und trist. Die Ausmaße sind natürlich trotzdem spektakulär, aber wir hätten es so gern in hellem Licht gesehen.

Trotzdem halten wir in den Marlborough Sounds an einem Aussichtspunkt und studieren die Landschaft. Das fjordähnliche Netzwerk von Wasser und Inseln sowie Halbinseln entstand im Laufe der Jahre aus Erdbewegungen. Nach der Mãori-Mythologie sollen die Furchen Kuppes Finger sein, die er im Kampf gegen einen riesigen Oktopus in die Erde gegraben hatte.

Unser nächster Halt ist Havelock, eine kleine Ortschaft, die berühmt für seine „green lipped mussels“, die Grünschalmuscheln, ist.

Im „Mussel Pot“ kostet eine kleine Portion schon 40 $, doch wir wollen erstmal probieren. Also suchen wir uns ein kleineres Café, wo wir uns eine Probierportion bestellen. Die Kellnerin ist wahnsinnig nett und empfiehlt uns erstmal eine wirklich kleine Portion, was sich im Endeffekt als goldrichtig erweist. Lisa schmecken die Muscheln nämlich nicht und so darf ich sie allein aufessen. Mein Lieblingsessen wird es auch nicht, aber ich finde sie auch nicht schlimm.

Wir gehen noch ein wenig spazieren und bewundern die riesige Magnolia Grandiflora, eine Magnolienart mit Blüten so groß wie Kinderköpfe. Unberührt und rein weiß thronen sie über unseren Köpfen und Lisa fotografiert und fotografiert.

Nach diesem Päuschen geht es weiter zur Pelorus Bridge, einer winzigen Sehenswürdigkeit am Pelorusfluss. „Die kleine Insel tiefgrünen Walds liegt 18 km westlich von Havelock versteckt zwischen unscheinbarem Weideland. Das landschaftlich reizvolle Schutzgebiet birgt einen der letzten Bestände an Flussauenwäldern in Marlborough, der nur erhalten blieb, weil eine Stadt, 1865 auf dem Reißbrett entworfen, nie gebaut wurde. Nach verheerenden Waldrodungen, die sich bis 1912 fortsetzten, erkannte man die Bedeutung des verbliebenen Waldrestes. Ein Schutzgebiet wurde geschaffen–dankbar begrüßt von heutigen Besuchern, die die zahlreichen Wanderwege ablaufen, eine historische Brücke bewundern, im klaren Pelorus River baden (der so schön ist, dass Regisseur Peter Jackson ihn als Drehort für einen Teil seiner Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ auswählte) …“

Aus: Lonely Planet Reiseführer Neuseeland (2013) von Charles Rawlings-Way, Seite 462

Der Regen lässt kurz nach, als wir an der Brücke ankommen, die zunächst unspektakulär auf uns wirkt. Das Besondere ist das glasklare Wasser, durch das man bis auf den Flussgrund sehen kann. Am liebsten würde man hier reinspringen. Aber nicht bei der Kälte ;-).

Wir bahnen uns unseren Weg durch die Sounds. Hier geht es bergauf und bergab, die Kurven sind zahlreich und steil und der Regen hämmert auf unseren Camper ein. Wir durchqueren die Sonnenstadt Nelson im absoluten Regenschleier und alles ist grau. An besonders steilen Kurven mit imposantem Ausblick in die Tiefe, kriegt Lisa Angst. Doch wir wollen nicht mehr weit. Noch acht Kilometer unebene Straße mit viel Steinbruch und Schlammlawinen auf der Fahrbahn. Immer wieder sind Stücke gesperrt oder Schilder aufgestellt, was die Fahrbahn noch verengt. In der Cable Bay regnet es sich richtig ein und wir fragen uns, ob die acht unbefestigten Kilometer morgen noch befahrbar sind, wenn jetzt schon so viele Erdabgänge auf der Straße liegen. Aber es gibt nur diese Strecke zurück. Hier in der Cable Bay, so erzählt uns Campchefin Barbara, hätte es erst heute zu regnen begonnen. Wir ziehen den Regen wohl mit uns.

Wir bereiten uns erstmal unser Mittagessen zu, welches aus Meatpie (Steak & Cheese von Pams) besteht, dazu Eier mit Zucchini, Lauch, Sandwiches mit Cheddar und Salat. Nach dem Essen gammeln wir ein bisschen herum, lesen und übertragen die Fotos auf den Mac. Als der Regen nicht nachlässt, beschließen wir, trotzdem einen Spaziergang zu machen und ziehen uns dick und wasserfest an.

Der kleine Ort liegt am südlichen Ende eines schmalen Landstreifens, welcher Pepin Island mit der Südinsel verbindet. Die geschützte Bucht hat auch sandige Flecken, ist aber zum größten Teil ein Kiesstrand und wirklich sehr schön, auch bei Regen. Man kann über einen steinigen Damm an die andere Seite wandern. Pepin Island sieht aus, als würde es wie ein kleines Geschwulst am Festland hängen. Auf beiden Seiten ist Wasser und die Wellen donnern mit lautem Getöse heran. Ein paar Surfer versuchen sich im Wasser, doch so richtig wird es wohl nichts. Auf den grünen Hügeln stehen überall die Schäfchen und blöken und sehen aus wie verstreute Perlen auf einer Decke.

Wir kehren zum Campingplatz zurück und unterhalten uns mit Barbara, der Inhaberin des Platzes. Sie lebt seit 38 Jahren in der Bay und stammt aus Christchurch. Die Familie ihres Mannes kommt von hier. Ihre beiden Söhne sind ebenfalls in den 30ern und einer ist mit einer Deutschen aus Köln verlobt und einer mit einer Kanadierin. Barbara ist so sehr an die Abgeschiedenheit und Einsamkeit hier gewöhnt, dass zu viele Leute sie einfach sehr stressen. Sie erzählt uns von einem Urlaub in Europa, der für sie einfach nur ein Kulturschock war. Es waren viel zu viele Leute und sie wollte nur noch nach Hause.

Das Wetter morgen wird wohl nicht besser. Laut Wetterbericht soll es morgen wieder regnen und sogar gewittern, erzählt sie uns. Na prima, das fehlte uns noch.

Kopfüber Down Under - Teil 2

Подняться наверх