Читать книгу Berge versetzen - Christina Kettering - Страница 6

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Rhythmen

MERLE

Ich hab Brötchen mitgebracht

JONAS

Ich hab geschlafen

MERLE

Sie sind noch warm

JONAS

Du hast mich geweckt

MERLE

Die Stadt wird immer schmutziger

Morgens um halb sechs ist sie einfach nur hässlich

JONAS

Ich schlafe weiter

MERLE

Alle pissen und kacken hin wo sie wollen

JONAS

Du bist so schön

du gleichst das wieder aus

MERLE

Du redest eine Scheiße

das ist nicht auszuhalten

JONAS

Leg dich hin

Sei ruhig

MERLE

Ich kann nicht

JONAS

Ich muss gleich raus

lass mich schlafen

MERLE

Manchmal stelle ich mir das vor

wir beide zusammen frühstückend

frische Brötchen

Kaffee

die Sonne

die sich den Himmel hinauf arbeitet

JONAS:

Am Wochenende

MERLE

Am Wochenende ist mein Schlafrhythmus so was von im Arsch

JONAS:

Leg dich einfach hin und schlaf

MERLE

Ich rieche nach alter Frau und Desinfektionsmittel

ich kriege den Scheiße-Geruch nicht aus meiner Nase

meine Haut fühlt sich fahl an und aufgedunsen

als hätte ich das von ihr abbekommen

so wie die Haut ist

wenn man wahnsinnig schwitzt

bei Fieber zum Beispiel

und dick in Wolle eingewickelt ist

kennst du das

wie wenn man mehrere Lagen Filz trägt und

wahnsinnig schwitzt

als wäre man ein Kunstobjekt von Beuys

eingewickelt in Filz und Fett

Jonas

Pause

Eingeschlafen

und während Merle wach liegt tanzt Margot auf einem Stadtberg in den Tag hinein

MARGOT

Jede Veränderung beginnt mit einer Utopie

Natur und Stadt

sind für uns keine Gegensätze

dieser Berg

das alles hier

und die entstehenden Gebäude

kann alles neu

zu leben beginnen

ein musikalisches Herz

ein Dorf

eine Gemeinschaft

mitten in der Stadt

ohne Grenzen

ohne Zäune

von Schaffenden

für Schaffende

geschaffen

hier kann sich jeder selbst finden

im Co-Working-Space

oder im Café

in der Galerie

beim Friseur

oder

auf der Showbühne

und die Kameras der Presse klicken

und Bässe wummern über dem Berg

MARGOT

wir lassen uns nicht mehr den Rhythmus der Gesellschaft aufzwingen

wir zwingen der Gesellschaft unseren Rhythmus auf

nicht im Takt der Stechuhr

nicht im nine-to-five-beat der entfremdeten Lohnarbeit

nicht im Rhythmus der Gehaltsschecks

und dem Ja-Chef-gleich-Chef-dreiviertel-Takt

wollen wir tanzen

wir tanzen nach niemandes Pfeife

sondern allen auf der Nase rum

und Margot tanzt

Berge versetzen

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