Читать книгу Mit dem Rollstuhl durch mein Leben - Christoph Maier - Страница 9

Оглавление

Meine Erlebnisse aus dem Kindergarten

Im Alter von vier Jahren war ich wohl reif genug für den Kindergarten. Obwohl ich so schnell wie möglich auf diese Welt kommen wollte, habe ich mir danach Zeit gelassen für den ersten „Ernst des Lebens“ und die Begegnung mit anderen Kindern.

Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich meinen kleinen Bruder Basti, knapp zwei Jahre jünger als ich, mit dem ich mich fetzen und messen konnte. Solange mein Bruder noch nicht auf seinen zwei Beinen stehen konnte, war ich immer der Sieger. Basti konnte zu diesem Zeitpunkt nur rückwärts kriechen und hat mich natürlich nicht entdeckt, wenn ich hinter ihm war, um ihn zu erschrecken. Mein kleiner Bruder war zu diesem Zeitpunkt gerade wenige Monate alt und noch nicht so schnell wie ich.

Auf dieser Ebene, auf der mein Bruder und ich diese paar Monate waren, (am Boden liegend oder rückwärts krabbelnd) habe ich meistens einen Schopf Haare von ihm erwischt oder ihn gebissen (aber nie zu fest). Wir konnten auch „schön“ miteinander spielen, haben miteinander kleine Spielzeugautos über einen Straßenteppich geschoben und uns über jeden „Unfall“ gefreut.

Bis zum Eintritt in einen normalen Kindergarten, für mich wurde damals extra eine Integrationsgruppe mit wenig Kindern und einer Fachkraft eingerichtet, hatte ich schon einen Marathonlauf an Therapien hinter mir.

Angefangen hat die Gaudi mit den Therapien schon bald nachdem ich aus dem Krankenhaus nach meiner ACTH-Kur entlassen wurde. Ich habe Therapien ausprobiert wie, ganz klassisch, Gymnastik nach Bobath, Vojtha Therapie, Bällchenbad (zur Förderung aller meiner Sinne), Wechselbäder, Schwimmen im warmen Wasser, halt alles, was so ein kleines Frühchen braucht, um groß und stark zu werden.

Die Vojta Therapie ist mir am meisten in Erinnerung. Diese Methode ist sehr streng mit Körpereinsatz verbunden. Der Therapeut hält mit viel Kraft und seinen Armen den Patienten in einer bestimmten Position sehr fest. Die Vojta Therapie wirkt auf vorhandenen Nervenverbindungen, auf unterschiedlichsten Körperebenen, von der Skelettmuskulatur zu den inneren Organen. Die positiven Veränderungen sind greifen, aufrichten, laufen und sprechen. Für mich war alles sehr anstrengend, aber auch sehr wirksam.

Meine Eltern wollten mich fit machen für die nächsten Jahre, haben aber trotzdem immer auf mein Wohlbefinden aufgepasst. Mir hat es Spaß gemacht und Erfolge hatte ich auch.

Besonders lustig war meine Therapie nach „Doman“, die bei und daheim durchgeführt wurde. Ein Arzt in Amerika hat sich das ausgedacht. Es ist ein gut durchdachtes Programm, ich habe dadurch ein wenig krabbeln lernen können. Ich lernte ebenso, viele Wörter von Wortkarten zu erkennen. Meine Muskeln wurden durchtrainiert, kognitive Fähigkeiten habe ich ausgeweitet. Zum Beispiel Dinge beobachten, Konzentration, kleinere Gefahren spüren und Signale aus meiner Umgebung wahrnehmen, das alles lernte ich dank Doman. Bei dieser Therapie wurde auch meine Lunge sechs Mal täglich trainiert. Ich musste dafür dann in einen speziellen Plastikbeutel pusten bis der sich aufgebläht hatte.

Für all diese Therapien haben wir allerdings einen ganzen Stab von Helfern im Haus gehabt. Die jungen Zivis haben mir immer lustige Geschichten während der Therapie erzählt, damit ich bei guter Laune mitgemacht habe. Am Wochenende haben dann meine Eltern und meine Schwestern ausgeholfen, was oft nicht so lustig war.

Es war nie langweilig, aber nach sechs bis acht Stunden Therapie am Tag, und sieben Tagen in der Woche, waren ich und meine Familie recht geschafft. Irgendwann wollte ich dann dieses straffe Tagespensum nicht mehr. Wir sind auch circa alle drei Monate zu einem Arzt nach Wiesbaden gefahren, der mich betreut hat. Als Arzt und Psychologe hat er mich sehr behutsam auf die Trainingseinheiten vorbereitet. Er hat meinen Eltern auch immer neue Übungen für mich mit auf den Weg gegeben.

Im Kindergarten war dann erst einmal Schluss mit den vielen Therapien und ich hatte meine Freizeit und Freiheit. Mein neuer Lebensabschnitt konnte beginnen.

Im Kindergarten war ich immer nur vormittags, nachmittags war wieder straffes Programm, ich hatte immer noch Krankengymnastik und Ergotherapie. Kurze Zeit war ich auch bei einer Logopädin, lange war das nicht notwendig, geredet habe ich eigentlich immer schon deutlich und viel.

Mit dem Rollstuhl durch mein Leben

Подняться наверх