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Vorwort

Gut ein paar Jahre waren vergangen seit den Visualisationsreihen von „Drei Rosen“ und „Egons Wirklichkeit“, und eigenartigerweise wurde es eher je länger je schwieriger, „vernünftige“ Kommentare zu den nummerierten Kurztexten aus der handschriftlichen Original-Sammlung zu verfassen. Jedenfalls wurde das von Herausgeberseite so befunden.

Es stellten sich daher erneut grundsätzliche Fragen, wie beispielsweise, ob die Texte möglicherweise von Anfang an missverstanden wurden; ob sie gar keine Sinnreihen oder Erkenntnisschritte abzubilden versuchten, sondern tatsächlich so aufzufassen waren, wie sie vorlagen: als zusammenhanglose Einzelstücke? Und doch nicht nur als solche, sondern eben auch als Rätselschriften, Enigmen, als Orakel, Vexierbilder und Kopfnüsse? Ja, vielleicht ermöglichte gar einzig ein solcher, leichtherziger und freimütiger Zugang eine gewinnbringende, resp. vergnügliche Lektüre dieser akribisch wirkenden Sentenzen? Diese neue These lohnte doch zumindest auf die Probe gestellt zu werden!

Auf diese Weise entstand diese Publikationsidee, für welche sich eine kostenfreie, downloadbare Internetversion förmlich anbot: Liess sich doch die ungewöhnliche Textsorte so am besten testen und mit ihr, wer weiss, auch einen neuen Akzent in der Gegenwartsliteratur setzen.

Im Verlauf der Projektbesprechung legte sich sogar nahe, noch einen kleinen Schritt weiter zu gehen: Wie, wenn die Rätselworte zum Zweck ihrer Entschlüsselung unmittelbar an die Intelligenz der Leserschaft appellierten? Wenn letztere quasi zum Kollaborieren aufgerufen wurde oder zu Hilfestellungen, die Verständnisschleier dieser Bonmots zu lüften? Was hinderte überhaupt daran, die Aphorismen als Fragestellungen zu präsentieren, resp. die Leserinnen dazu aufzurufen, aktiv Rückmeldungen zu geben mittels Deutungsvorschlägen, Urteilen oder Kommentaren?

Je ein Beispiel eines solchen fand in der Folge der weiteren Entwicklung des Projektes schliesslich Eingang in die vorliegende Publikation. Dieses steht jeweils ohne Wertung unter jedem Textzitat kursiv gedruckt. Ob hilfreich oder (noch weiter) irreführend im Hinblick auf ein besseres Verständnis der Originale, will es immerhin als Vorschlag aufgefasst werden, wie jemand auf die oft bildhaften Gedanken eines Rätselwortes reagieren könnte…

Natürlich bleibt es dem Leser freigestellt, nach seinem Belieben zu tun oder zu lassen, so wie es, seit es den Leserstatus gibt, schon immer sein Privileg gewesen ist. Aber alle, die sich inspiriert fühlen, sind eingeladen, die geheimnisvollen Seiten zu bereichern, indem sie auf www.rehbusse.blogspot.com eigene Kommentare zu den entsprechenden Texttiteln anfügen. Die Herausgeber sind jedenfalls gespannt, ob sich – dank der Leserschaft – dann doch eine Art „Sinnreihe“ oder irgendwelche „Erkenntnisschritte“ herausbilden aus dieser Sammlung kurioser Einfälle…

Montréal, im Herbst 2014

der Autor

Rehbusse und andere Missverständlichkeiten

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