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Vorwort

Selten machen mittelalterliche Miniaturen heute noch einen so tiefen Eindruck auf ihre Betrachter wie diejenigen in dem gut eintausend Jahre alten Darmstädter Hitda-Codex. Das liegt, anders als bei vielen anderen Kunstwerken der Epoche, nur begrenzt an den wertvollen Materialien (obwohl reichlich Gold und Purpur erscheinen) und der sonst oft bewunderten Feinheit der Ausführung. Die Bilder dieses Evangeliars bestechen weit mehr durch eine kühne Farbgebung und durch Darstellungen von Raum, Atmosphäre und Architektur, die bewusst jeder realen Erfahrung zuwiderlaufen.

Doch darf man dabei nicht übersehen, dass diese Züge der Miniaturen einer Absicht, einem Konzept dienen, dem auch andere Charakteristika wie die erzählerische Reduktion vieler Szenen und das „Non-Konformistische“ (Carl Nordenfalk) im Umgang mit der ikonografischen Tradition zu verdanken sind. Dieses Konzept ist theologisch und hängt eng mit der Welt seiner Entstehung, dem intellektuellen und künstlerischen Aufbruch im Köln des 10. Jahrhunderts und der damaligen Blüte der Damenstifte zusammen. Das vorliegende Buch soll deswegen nicht nur die Bilder des Codex in einer angemessenen Form zugänglich machen, sondern auch versuchen, sie in ihrem Kontext und als Umsetzung dieser Konzepte zu würdigen. Da diese nicht von der expressiven Leistung der Bilder zu trennen sind, kann das geschehen, ohne die künstlerische Seite zu negieren oder ganz in Text aufzulösen.

Der Hitda-Codex ist schon oft in der kunsthistorischen Literatur behandelt worden. Die Zielsetzungen waren dabei lange Zeit erstaunlich stark auf kunsthistorische Fragen wie Datierung, Werkgruppenbildung und Bildquellen beschränkt. Als Beispiel sei die große, auch hier dankbar verwendete Studie von Peter Bloch und Hermann Schnitzler zur Kölner ottonischen Buchmalerei genannt. Doch in den letzten Jahren hat es mehrere hervorragende Anstrengungen gegeben, zum bild- und lichttheologischen und damit auch christologischen Gehalt der Bilder vorzustoßen und dabei sowohl die Bilder zum Sprechen zu bringen als auch die Beischriften auszuwerten. Ein Aufsatz von Rainer Warland und mehr noch die ausführliche Studie von Jeremia Kraus sind hier zu nennen. Den Weg gewiesen dafür hat aber sicherlich Walter Berschin, der zuerst von „Bildtheologie“ sprach und auf neuplatonische Elemente aus der Nachfolge des Pseudo-Dionysios Areopagita aufmerksam machte.

Für Unterstützung bei der Herstellung dieser erklärenden Einleitung ist vielen Menschen und Institutionen zu danken. Zuerst zu danken ist der Besitzerin der Handschrift, der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt und dort der Handschriftenabteilung mit ihrer Leiterin, Frau Dr. Silvia Uhlemann. Dem Verlag ist zu danken, dass er diese neue Publikation der Bilder in Angriff genommen hat. Nicht zuletzt bin ich aber für den Rat von Kolleginnen und Kollegen dankbar, insbesondere für die wertvolle Unterstützung von Beatrice Kitzinger, Gabriele Klaucke, Dr. Margit Krenn und Dr. Thomas Labusiak. Noch ein Hinweis für die Benutzung: Folio-Angaben ohne zusätzliche Signatur beziehen sich immer auf den Hitda-Codex, Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Hs 1640. Auf Seite 123 sind die hier ab Seite 63 reproduzierten Seiten des Codex aufgelistet.

Christoph Winterer, Mainz im Juli 2010

Das Evangeliar der Äbtissin Hitda

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