Die "Endlösung" und das Auswärtige Amt

Die "Endlösung" und das Auswärtige Amt
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Christopher Browning ist der international wohl renommierteste Historiker zum Holocaust. Alle seine großen Studien sind auch ins Deutsche übersetzt worden. Einzig seine Studie zur Verstrickung des Auswärtigen Amtes in den Holocaust wurde bisher nicht auf Deutsch vorgelegt. 1978 erstmals erschienen, ist sie bis heute die einzige monographische Darstellung zum Thema. Souverän, präzise und sprachlich gelungen zeichnet er hier das verbrecherische Agieren des Auswärtigen Amtes nach, vom Madagaskar-Plan über die Wannseekonferenz und den europaweiten Einsatz des Auswärtigen Amtes bis zum Fall des Unterstaatssekretärs Martin Luther. Auch die Karrieren der ›Judenexperten‹ nach dem Zweiten Weltkrieg werden dokumentiert. Eine Einleitung von Jürgen Matthäus (Washington) und eine Einleitung zur deutschen Ausgabe von Christopher Browning ordnen die Studie in die Publikationslandschaft ein.

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Christopher R. Browning. Die "Endlösung" und das Auswärtige Amt

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorwort zur deutschen Ausgabe

1. Die Entwicklung der deutschen Judenpolitik

2. Der Hintergrund: das Referat Deutschland, die Judenpolitik und das Auswärtige Amt 1933–1940

3. Die Mitarbeiter

Martin Luther und die Abteilung Deutschland

Die Judenexperten von D III

4. Zusammenarbeit und Konkurrenz mit der SS vom Einmarsch in Frankreich bis zum Einmarsch in Russland: Mai 1940 – Juni 1941

Der Madagaskarplan

Emigration und Vertreibung

Die Judengesetzgebung

Slowakei

Frankreich

An der Heimatfront

Die ersten Enthüllungen

Rademacher in Serbien

Das November-Interim

Die Einsatzgruppen-Berichte

Die Wannsee-Konferenz

Die Judenexperten am Scheideweg

Die Struktur des Auswärtigen Amtes in dem von Deutschland beherrschten Europa

Testläufe

Die Blockade unerwünschter Deportationen

Deportationen

Das Problem jüdischen Eigentums

Deportationen

Das „Problem“ der ausländischen Juden

7. Judenpolitik in Südosteuropa

Komplikationen

Deutschlands Verbündete

Luther gegen Ribbentrop

Der Rechtfertigungsbericht

Rumänien

Ungarn

Bulgarien

Die Sabotage der Italiener

Offene Fragen

Die Mischlingsfrage

Luther und Belgien

Generationenwechsel

Die Rückholung der ausländischen Juden

Vorsicht in Dänemark

Die zweite Deportationswelle: Griechenland und Bulgarien

Fortsetzung der italienischen Blockadepolitik

Die Blockade jüdischer Auswanderung aus Südosteuropa

Nach dem Fall Luthers

9. Schluss

Anhang I: Das Schicksal der Judenexperten nach dem Zweiten Weltkrieg

Anhang II: Organigramm des Auswärtigen Amtes Dezember 1941

Anhang III: Chronologie

Abkürzungen

Anmerkungen

Bibliographie

Personenregister

Informationen zum Buch

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Christopher R. Browning

Die "Endlösung" und das Auswärtige Amt

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Wie jede hoch entwickelte Institution der modernen Gesellschaft erforderten die Todesfabriken eine umfassende Infrastruktur, um sie in Gang zu halten. Vor allem musste die Versorgung mit Rohmaterialien, dem unaufhörlichen Strom an Opfern, sichergestellt sein. Die Juden in Deutschland und Polen standen bereits zur Verfügung und warteten auf ihren Abtransport; die Juden im übrigen Europa mussten erst noch beschafft werden. Im Hinblick auf diese Probleme hatte Göring Heydrich gemahnt, die Beteiligung der relevanten Stellen der deutschen Regierung zu koordinieren, deren Hilfe benötigt wurde. Mitte Oktober hatten die ersten Deportationszüge Deutschland verlassen, im Dezember hatten die ersten Massaker an deutschen Juden in Riga stattgefunden, und die ersten Vergasungen waren im Todeslager in Kulmhof ausgeführt worden. Die nötige Koordination konnte nicht länger warten.

In einer Villa am Rande von Berlin mit Blick über den Wannsee versammelte Heydrich am 20. Januar 1942 die Staatssekretäre der deutsche Reichsbehörden und Vertreter der Zivilverwaltungen der besetzten Gebiete des Ostens; er informierte sie in verschleierter, aber dennoch unmissverständlicher Sprache über das Schicksal, das Hitler für die europäischen Juden bestimmt hatte. Heydrich machte den Staatssekretären klar, dass er ihre Zusammenarbeit erwarte, und keiner enttäuschte ihn. Die Ministerien des Dritten Reiches waren bis 1939 unterschiedlich stark in die Judenpolitik involviert, wurden dann jedoch größtenteils von einer eifersüchtigen, auf die Wahrung ihrer neu gewonnenen Vorrechte bedachten SS beiseite geschoben; jetzt wurden sie erneut einbezogen. Die Bürokraten der SS konnten die Aufgabe allein nicht bewältigen, daher musste man sich auch für die „Endlösung“ die beträchtlichen Energien der ministeriellen Bürokratie zunutze machen.

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