Franzosenzeit

Franzosenzeit
Автор книги: id книги: 1978526     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 288,81 руб.     (2,82$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Документальная литература Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9788711466933 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Der Band enthält die Novellen «Der Gefangene» und «Heinrich Feiten». In der ersten Novelle wird Antoine Ducas, ein französischer Kriegsgefangener, zur Arbeit auf einem Eifeler Bauernhof eingesetzt. Bald beginnt zwischen ihm und Christina, der Tochter des Bauern, eine Liebesbeziehung. Christina wird schwanger, das Kind ziehen beide gemeinsam auf und ihr Zusammenleben wird von den Eltern geduldet. Dann geht der Krieg zu Ende, die Deutschen sind besiegt, Antoine ist frei und wird nach Frankreich zurückbeordert. – «Heinrich Feiten»: Ein Moseldorf wird im Krieg von den Franzosen besetzt. Lisa May steht kurz vor ihrer Hochzeit und ist voller Vorfreude, die von ihrer Schwester Maria geteilt wird. Doch dann werden die beiden von französischen Soldaten verfolgt. Die Soldaten vergewaltigen und töten die beiden Mädchen. Heinrich Feiten, der Bräutigam Lisas, legt sich mit seinem Revolver in den Weinbergen auf die Lauer, genau dort, wo die beiden Schwestern ums Leben kamen …AutorenporträtClara Viebig (1860–1952) war eine deutsche Erzählerin, Dramatikerin und Feuilletonistin, die insbesondere der literarischen Strömung des Naturalismus zugerechnet wird. Aufgewachsen an der Mosel in Trier, verbrachte sie die meiste Zeit ihres Lebens in Berlin. Sie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Schriftstellerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ihre Werke zählten damals in den bürgerlichen Haushalten zur Standardbibliothek. Bekannt wurde die Autorin vor allem durch den Roman «Das Weiberdorf», der 1900 erschien. Die Stärke Viebigs liegt unter anderem in der äußerst komplexen, oft symbolhaft wirkenden Darstellung der spröden Landschaft und ihrer Bewohner. Ihre Werke wurden insbesondere ins Französische, Spanische, Englische, Italienische, Niederländische, Norwegische, Schwedische, Finnische, Tschechische, Ukrainische, Slowenische und ins Russische übersetzt, einige auch in Blindenschrift übertragen. Clara Viebig, die mit einem jüdischen Verleger verheiratet war und nach 1935 im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr publizieren durfte, geriet nach dem Krieg für lange Zeit in Vergessenheit und wird nun endlich wiederentdeckt.-

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Clara Viebig. Franzosenzeit

Clara Viebig. Franzosenzeit

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Zwei Novellen

Den Leuten im Dorf war es anfänglich bange gewesen im Gedanken: wir bekommen Franzosen. Aber was sollte man machen? Alle Felder wollten bestellt sein, gepflügt und geeggt, besät und bepflanzt — und wer sollte später die Ernte einbringen? Vielleicht die Männer? Nur wenige hatte der Krieg im Dorf gelassen, und die waren ältlich oder nicht gut bei Kraft. Vielleicht die Weiber? Die schafften schon genug; aber allein alles schaffen, das konnten sie nicht. So erhoffte man in den Gefangenen sich Helfer: oho, die sollten wohl arbeiten, Arbeit gab’s hier genug!

.....

In dem Raum, der vom Holzschuppen abgeschlagen war und nur eine winzige Fensterluke aufwies, hatte man dem Franzosen ein Lager aufgeschlagen. Es war zwar noch recht kalt bei Nacht, und der Wind steckte seine Finger hier durch viele Ritzen, aber in die Knechtekammer neben dem Kuhstall, die hübsch mollig war und erfüllt vom warmen Atem der Tiere, traute man sich nicht, ihn zu legen. Man wußte ja gar nichts von ihm: wenn der nun ein böser Mensch wäre, nachts aufstünde und den Kühen was zwischen das Futter täte? Er war ein Feind. Mochte er nur frieren!

Und er fror sehr. Vor Kälte konnte er nicht einschlafen, aber auch noch andres hielt ihn wach. War es nicht doch eine Übereilung gewesen, daß er sich dazu gedrängt hatte, verschickt zu werden? Für ihn, den Südfranzosen, war dies Land hier Sibirien. „Antoine, Antoine, tu es bête,“ murmelte er und schlug sich vor die Stirn. Und er sehnte sich fast nach dem Gefangenenlager. Da waren doch Kameraden um ihn gewesen; hier war er ganz allein bei Leuten, die so scheu vor ihm waren, wie er vor ihnen scheu war. Selbst die Kinder wollten nichts von ihm wissen. Und er liebte doch Kinder, er würde nie einem Kind etwas zuleide tun; aber sie schienen das zu fürchten. Als er dem niedlichen kleinen Mädchen, das sich aufgestellt hatte, den Finger im Mund und ihn aus großen blauen Augen unverwandt ansah, die Hand hinhielt: „Bonjour!“ — er wollte sie fragen: „Wie ’eißt du?“ — rannte sie aufkreischend fort. Und auch der Knabe, der mit seiner Schiefertafel aus der Schule gekommen war, ließ sich nicht anfassen; der blieb zwar stehen, aber sowie er sich ihm zwei Schritte genähert hatte, war der auch zurückgewichen. Eine entsetzlich beängstigende Einsamkeit gähnte plötzlich um den wie auf eine wüste Insel im Ozean hierher Verschlagenen.

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