Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Clara Viebig. Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte
Clara Viebig. Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
Über Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte
Autorenporträt
Ebook-Kolophon
Отрывок из книги
Clara Viebig wurde 1860 in Trier geboren, verbrachte ihre Jugend in Düsseldorf und in Westpreußen und lebte seit 1883 in Berlin. Sie war verheiratet mit dem Verlagsbuchhändler Fritz Th. Cohn. Während der Naziherrschaft war sie bis zum Tod ihres Mannes Verfolgungen ausgesetzt. Sie starb 1952 in Berlin. Ihre zahlreichen Romane und Erzählungen, die sie zu einer der meistgelesenen Autorinnen ihrer Zeit machten, sind vom Naturalismus geprägt.
Eine Welle von Zorn steigt in das alte Gesicht, dessen Haut sich wie dünnes vergilbtes Pergament über die Knochen spannt: da pokuliert er die Nächte durch, feiert Orgien, lautes Gelächter dringt bis auf die Straße, Zweideutigkeiten gelten für Witz; seine Schranzen lispeln: ‹Herrliche Zeiten, wenn soviel Leutseligkeit auf Preußens Thron kommt!› Des Königs Hände umkrampfen fester den Stock: Schmeichler, verlogene Gesellen! Und die Weiber? Huren!
.....
Die Frauensperson versinkt in einer tiefen Verneigung, ihre Röcke rauschen; sie ist nach der Mode gekleidet, aber das Haar nicht gepudert, schön gedrehte seidige Locken fallen mit Goldschimmer auf einen sehr weißen Hals. Die Verneigung scheint demutsvoll, aber der Blick ist erhoben, sieht dem König frei ins Gesicht. Eine klangvolle Stimme – der König liebt Musik, diese Stimme hat etwas vom Cello – «Majestät, halten zu Gnaden, seit lange schon harre ich jener Gunst des Augenblicks, die es mir vergönnt, Euer Majestät zu begegnen. Lesen Euer Majestät allergnädigst, lesen!» Sie hält ihm ein Papier hin und versinkt dabei wieder in einer Verneigung, aber ihr Blick, klug, kühn, glänzend von Begehren, forscht in des Königs Gesicht.
Dreistigkeit, Frechheit, ihn bei seinem Spaziergang im Park so anzufallen! Weiß das Mensch denn nicht, daß in seiner Vigne und ihrem Garten Weibsbildern der Zutritt verboten ist? Der Stock, der Stock, wenn er den jetzt hätte!
.....