Erinnerungen an Lenin
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Clara Zetkin. Erinnerungen an Lenin
Impressum
Vorbemerkung
Wie ich Lenin kennenlernte
Weitere Begegnungen
Anhang
Отрывок из книги
Clara Zetkin
Erinnerungen an Lenin
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Damit die Kunst zum Volk und das Volk zur Kunst kommen kann, müssen wir erst das allgemeine Bildungs- und Kulturniveau heben. Wie sieht es da in unserem Lande aus? Sie schwärmen von dem ungeheuren Kulturwerk, das wir seit der Machtergreifung verrichtet haben. Nun ja, ohne ruhmredig zu sein, können wir sagen, daß von uns viel in dieser Hinsicht geschehen ist, sehr viel. Wir haben nicht nur ›Köpfe abgeschnitten‹, wie uns die Menschewiki aller Länder und ihre Kautskys unterstellen, wir haben auch Köpfe erleuchtet – viele Köpfe. Allein, ›viele‹ doch nur gezählt an der Vergangenheit und den Sünden der in ihr herrschenden Klassen und Cliquen. Riesengroß steht vor uns das erwachte und von uns angestachelte Bedürfnis der Arbeiter und Bauern nach Bildung und Kultur. Nicht bloß in Petrograd und Moskau, in den Industriezentren, auch draußen, bis in die Dörfer. Und wir sind ein armes Volk, ein bettelarmes Volk! Ob wir es wollen oder nicht, die meisten Alten bleiben kulturell die Geopferten, die Enterbten. Nun gewiß, wir führen einen wirklich hartnäckigen Feldzug gegen das Analphabetentum. Wir errichten Bibliotheken und ›Lesehütten‹ in den großen und kleinen Städten und Dörfern. Wir organisieren Kurse der verschiedensten Art. Wir veranstalten gute Theatervorstellungen und Konzerte, wir senden ›Bildungszüge‹ und ›Wanderausstellungen‹ durch das Land. Aber ich wiederhole: Was ist das alles für die vielen Millionen, denen es an dem elementarsten Wissen, der primitivsten Kultur gebricht! Während in Moskau vielleicht heute Zehntausend und morgen wieder Zehntausend sich an glänzenden Aufführungen im Theater berauschen, schreit das Bedürfnis von Millionen nach der Kunst, buchstabieren, den Namen schreiben und rechnen zu lernen, schreit nach der Kultur, zu erfahren, daß die Erde eine Kugel und nicht eine Scheibe ist, daß Naturgesetze und nicht zusammen mit dem ›himmlischen Väterchen‹ Hexen und Zauberer das Weltall regieren.«
»Klagen Sie nicht so bitter über das Analphabetentum, Genosse Lenin«, warf ich dazwischen. »Es hat euch sicherlich in gewissem Maße die Revolution erleichtert. Es hat das Gehirn der Arbeiter und Bauern davor geschützt, mit bürgerlichen Begriffen und Anschauungen vollgepfropft und verseucht zu werden. Eure Propaganda und Agitation fällt auf jungfräulichen Boden. Es ist leichter, dort zu säen und zu ernten, wo nicht erst ein ganzer Urwald ausgerottet werden muß.«
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