Religion ohne Kirche
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Claudia Mönius. Religion ohne Kirche
INHALT
Ein Wort vorab
Religion als Wurzel allen Übels?
1.Wir besinnen uns auf unseren Religionsstifter
Der politische und soziale Jeschu
Jesus Christus – der Gesalbte
2.Es gibt nur eine Konfession
Christus war kein Christ
3.Wir brauchen kein Weihesakrament
Rituale und heilige Zeichen
„Ist das jetzt schon die Firmung?“
4.Wir leben echte Geschlechtergerechtigkeit
„Herr Pfarrer, Sie müssen uns doch sagen, was wir dürfen!“
Gleichwertig und gleichberechtigt
5.Verschiedene Lebensformen stehen gleichberechtigt nebeneinander
„Wir bestätigen den Eingang Ihres Schreibens …“
Aus dem Stoff Mensch gemacht
6.Religion ist klug und sinnlich
Zeit für ein kluges Wunder
Preis den Todesüberwinder?
7.Entwicklungshierarchien ersetzen Machthierarchien
Selbstführung, Ganzheit und evolutionärer Sinn
8.Wir lassen das duale Weltbild los
Bewusstsein erschafft Realität
9.Religion wirkt aus dem Verbundenheitserleben heraus gestaltend in die Welt hinein
Den Tod mit neuem Leben füllen
Religion als Transzendenzagentur
9,5.Diese neun Thesen sind nicht in Stein gemeißelt
Sieht denn keiner, dass der Bischof keine Kleider anhat?
Rein oder raus – das ist nicht die Gretchenfrage!
Epilog
Mein Dank gilt:
Literatur
Anmerkungen
Отрывок из книги
Für Thomas
Religion als Wurzel allen Übels?
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Der Theologe und Psychologe Eugen Drewermann spricht mir aus der Seele, wenn er sagt: „Allein, dass unsere Bevölkerung ein Wort akzeptiert wie ‚abschieben‘, ist mir unbegreifbar.“14 Angela Merkel hatte 2015 versucht, ihr Christsein zu leben und zumindest im Hinblick auf die zu uns geflüchteten Menschen ihr politisches Handeln daran auszurichten. Was musste sie dafür an Schelte und Häme einstecken! Dabei brachte ihr legendär gewordener Ausspruch „Wir schaffen das!“ die not-wendige Haltung zum Ausdruck: Für menschliches Handeln, das die Not anderer Menschen nicht nur sieht, sondern entschlossen lindern will, braucht es einen klaren Entschluss. Natürlich nutzt die menschlichste Flüchtlingspolitik wenig, wenn wir nicht endlich die Fluchtursachen bekämpfen und weiterhin satte Exportgewinne einfahren vom Geschäft mit in Krisenregionen gelieferten Waffen. Ich bin weit davon entfernt, Angela Merkel als Heilige und Retterin darzustellen. Deutschland ist nicht Helfer, sondern größter Mitverursacher der dramatischen weltweiten Probleme. Trotzdem empfinde ich die Haltung der Bundeskanzlerin in der Situation, in der die Folgen unserer schamlosen und ausbeuterischen Lebensweise auf Kosten von Menschen in ärmeren Ländern unübersehbar wurden, als jesuanisch. Zumindest damals. Dass sie heute wieder einen weichgespülten Kurs fährt, der sich an den Interessen der Wirtschaftslobbyisten mitsamt ihren Wachstumsparolen ausrichtet, ist leider ebenso unübersehbar. Vielleicht könnte auch sie und mit ihr alle anderen Politikerinnen und Politiker ab und an diesem Jesus in die Augen schauen – wenn der Blick in die Augen der ausgebeuteten, hungernden und vom Tod gezeichneten Mitmenschen offenbar nicht genügt, um eine andere Haltung und ein daraus resultierendes verändertes Handeln auszulösen.
Als Christ leben – die Ausrichtung an diesem Jeschu in unserem Alltag ist gefragt. Wir werden noch andere Bezüge sehen, in denen Fragen wie „Was würde Jesus dazu sagen?“, „Wie würde Jesus handeln?“ oder „Wie schaut Jesus mich in diesem Moment an?“ uns helfen können, liebevoller, sinnvoller und friedvoller zu denken, zu fühlen und zu handeln. Welch heilsamer doppelter Dreiklang! Für ebenso zentral halte ich die zweite Komponente dieses so bedeutsamen Menschen: Christus, der Gesalbte. Während ich bei Jesus oder Jeschu an den historischen Rabbi und seine Lehre denke, an der ich mich orientieren kann, führt mich der Begriff „Christus“ auf andere Weise ins Hier und Jetzt: zu dem kosmischen Christus, zu dem ich jederzeit Kontakt aufnehmen kann. Klingt seltsam? Erstaunlicherweise runzeln sogar Kirchgänger die Stirn und schauen mich fragend an, wenn ich über diese Art von Christusbeziehung spreche. Warum leiern sie dann mit großer Selbstverständlichkeit bei den Fürbitten: „Christus, höre uns! – Christus, erhöre uns!“? Bei diesem Wechselruf „gilt“ es dann plötzlich, oder wie? Da erscheint es den Beter*innen auf einmal normal, Christus anzurufen. Das war schon immer so und man braucht sich darüber keine Gedanken zu machen. Man sagt das so, fertig, Amen.
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