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1. Kapitel

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1.

1. Amphion aus Theben und Arion aus Methymna waren beide Sänger [aber beide sind Sage; und noch jetzt wird das Lied von ihnen in griechischem Chor gesungen]; mit Musik lockte der eine von ihnen einen Fisch herbei,1mit Musik erbaute der andere die Mauern von Theben.2Und ein anderer Künstler, ein Thraker3[das ist eine andere griechische Sage], zähmte durch bloßen Gesang die wilden Tiere; ja sogar die Bäume, die Eichen, verpflanzte er durch seine Musik.

2. Ich kann dir auch noch einen anderen, diesen verwandten Mythus und Sänger anführen, den Lokrer Eunomos und die pythische Zikade. Ein griechisches Fest wurde zu Ehren des toten Drachen in Pytho [Delphi] gefeiert, und Eunomos sang das Grablied des Lindwurms; ob der Gesang ein Preis- oder Trauerlied auf die Schlange war, weiß ich nicht zu sagen; doch es war ein Wettkampf, und es spielte Eunomos die Zither zur Zeit der Sommerhitze, wo die Zikaden im Gebirge an der Sonne sich wärmten und unter den Blättern zirpten. Sicher aber sangen sie nicht dem toten Drachen von Pytho, sondern dem allweisen Gott zu Ehren ihr Lied nach eigener Weise, besser als des Eunomos Weisen. Da reißt dem Lokrer eine Saite; die Zikade fliegt auf den Steg der Leier und zirpt auf dem Instrument wie auf einem Zweige; und indem sich der Sänger dem Gesang der Zikade anpaßte, ergänzte er die fehlende Saite.

3. Also nicht durch das Spiel des Eunomos wird die Zikade herbeigelockt, wie die Sage will, die in Pytho den Eunomos samt seiner Leier und seine Gehilfin im Wettkampf in Erz aufstellen ließ. Vielmehr fliegt sie aus freien Stücken herbei und singt aus freien Stücken; die Griechen aber glauben, daß sie bei der musikalischen Aufführung mitgewirkt habe.


2.

1. Wie kommt es denn, daß ihr so nichtigen Sagen Glauben geschenkt habt und annehmt, daß durch Musik die Tiere bezaubert werden, während ihr der Wahrheit glänzendes Antlitz allein, wie es scheint, für geschminkt haltet und mit ungläubigen Augen betrachtet? Der Kithairon und der Helikon4 und die odrysischen5 und thrakischen Berge, Weihestätten des Trugs, sind wegen ihrer Mysterien für heilig gehalten und in Hymnen gefeiert.

2. Mir ist es, wenn es auch nur Sagen sind, unerträglich, daß so viele Unfälle zu Tragödien ausgestaltet werden; euch aber sind die Erzählungen von Unglücksfällen zu Dramen geworden, und die Darsteller dieser Dramen bieten euch ein herzerquickendes Schauspiel. Doch wir wollen einmal die Dramen und die schwärmenden6 Dichter, die bereits völlig trunkenen, mit Epheu bekränzten, die in bakchischer Raserei gänzlich von Sinnen gekommen sind, samt den Satyrn und dem rasenden Schwarm und zusammen mit der übrigen Schar der Dämonen in Helikon und Kithairon einsperren, die selbst alt geworden sind; dagegen wollen wir von oben aus dem Himmel herabführen die Wahrheit zusammen mit leuchtender Weisheit7 auf den heiligen Berg Gottes8 und dazu die heilige Schar der Propheten.

3. Die Wahrheit aber, die ein über alle Maßen glänzendes Licht ausstrahlen läßt, erleuchte allenthalben die, welche in Dunkelheit sich wälzen, und erlöse die Menschen vom Irrtum, indem sie ihnen ihre starke Rechte, d. i. die Erkenntnis, zum Heile hinstrecke! Sie aber mögen ihre Augen erheben und emporblicken und den Helikon und Kithairon verlassen und Zion bewohnen; „denn von Zion wird ausgehen das Gesetz und das Wort des Herrn von Jerusalem“,9 das himmlische Wort, der wahre Streiter im Wettkampf, der auf dem Theater der ganzen Welt den Siegeskranz erhält.

4. Mein Eunomos singt freilich nicht die Weise10 des Terpandros11 und nicht die des Kapion,12 auch keine phrygische oder lydische oder dorische Tonart, sondern der neuen Harmonie ewige Melodie, die von Gott ihren Namen hat, das neue Lied,13 das Lied der Leviten; ein süßes und wirksames Mittel gegen Leid, „Lindernd den Schmerz und den Groll, das vergessen macht jegliches Leiden“,14 ist diesem Liede beigemischt.


3.

1. Nach meiner Ansicht waren jener Thraker15 und der Thebaner16 und der Methymnäer,17 Männer, nicht würdig dieses Namens, in Wahrheit Betrüger, die unter dem Deckmantel der Musik Unheil über das Menschenleben brachten und, selbst von kunstvoller Zauberei wie von einem Dämon zum Verderben besessen, Freveltaten in ihren Orgien feierten, menschliches Leid zum Gegenstand göttlicher Verehrung machten und so zuerst die Menschen zum Götzendienst verführten, ja in der Tat mit Stein und Holz, d. i. mit Statuen und Bildern, die Verkehrtheit heidnischer Religion aufbauten und jene wahrlich herrliche Freiheit derer, die unter dem Himmel als freie Bürger lebten,18 durch ihre Lieder und Zaubergesänge unter das Joch der äußersten Sklaverei spannten.

2. Aber nicht so ist mein Sänger; er ist gekommen, um binnen kurzem die bittere Knechtschaft der tyrannischen Dämonen zu zerstören; und indem er uns zu dem sanften und menschenfreundlichen Joche19 der Frömmigkeit hinführt, ruft er die auf die Erde Geschleuderten zum Himmel zurück.


4.

1. Er allein unter allen, die je lebten, zähmte die wildesten Tiere, die Menschen,20 sowohl Vögel, das sind die Leichtfertigen, als kriechende Tiere, das sind die Betrüger, und Löwen, das sind die Jähzornigen, und Schweine, das sind die Wollüstigen, und Wölfe, das sind die Raubgierigen. Stein und Holz aber sind die Unvernünftigen; ja noch gefühlloser als Stein ist ein Mensch, der in Torheit versunken ist.

2. Als Zeugen wollen wir aufrufen das Prophetenwort, das, übereinstimmend mit der Wahrheit, die beklagt, die in Torheit und Unverstand zermürbt sind: „denn Gott vermag aus diesen Steinen Abraham Kinder zu erwecken„.21 Er erbarmte sich der großen Unwissenheit und Herzenshärtigkeit derer, die gegen die Wahrheit versteinert waren, und erweckte aus jenen Steinen, aus den an Steine glaubenden Heiden, einen Samen der Frömmigkeit, empfänglich für die Tugend.

3. Hinwiederum hat er einige giftige und heimtückische Heuchler, die der Gerechtigkeit auflauerten, einmal „Otterngezücht“22 genannt; aber auch wenn von diesen als Schlangen Bezeichneten einer aus freien Stücken Buße tut und dem Logos folgt, wird er ein „Mensch Gottes„.23 Wieder andere nennt er mit einem bildlichen Ausdruck „Wölfe, die in Schaffelle gekleidet sind“,24 womit er die Raubtiere in Menschengestalt meint. Alle diese wilden Tiere aber und die harten Steine verwandelte das himmlische Lied selbst in sanfte Menschen.

4. „Denn auch wir, auch wir waren ehedem unverständig, ungehorsam, verirrt, den Lüsten und mancherlei Begierden dienend, und wandelten in Bosheit und Neid, waren verhaßt und haßten einander“, wie das Apostelwort sagt; „als aber die Güte und Freundlichkeit Gottes unseres Heilandes erschien, rettete er uns nicht auf Grund von Werken der Gerechtigkeit, die wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit“.25 Sieh, was das neue Lied vollbrachte: Menschen hat es aus Steinen, Menschen aus Tieren gemacht. Und die sonst wie tot waren und keinen Anteil am wahren Leben hatten, sie wurden wieder lebendig, sobald sie nur Hörer des Gesanges geworden waren.


5.

1. Dieser gab auch dem All eine harmonische Ordnung und stimmte den Mißklang der Elemente zu geordnetem Wohlklang, damit die ganze Welt ihm zur Harmonie werde;26 und das Meer ließ er ungefesselt, verbot ihm aber, das Land zu überfluten; und wiederum legte er die Erde, die frei umhertrieb, vor festen Anker und machte sie zur starken Grenze des Meeres;27 ja auch des Feuers Ungestüm milderte er durch Luft, indem er gleichsam dorische und lydische Melodie vermischte; und die rauhe Kälte der Luft linderte er durch die Beifügung des Feuers, indem er so diese äußersten Töne des Alls harmonisch verband.

2. Und dieses reine Lied, die feste Grundlage des Alls28 und die Harmonie der Welt, die sich von der Mitte bis an die Enden und von den äußersten Grenzen bis in die Mitte erstreckt, hat dieses All harmonisch gemacht, nicht nach Art der Musik des Thrakers, die der des Jubal29 ähnlich ist, sondern nach dem väterlichen Willen Gottes, den David zu erfüllen bestrebt war.

3. Der göttliche Logos aber, der von David stammt und doch vor ihm war, verschmähte Lyra und Harfe, die leblosen Instrumente, erfüllte durch den Heiligen Geist diese Welt und dazu auch die Welt im Kleinen, den Menschen,30 seine Seele und seinen Leib, mit Harmonie und preist Gott mit diesem vielstimmigen Instrument und singt zu dem Instrument, dem Menschen. „Denn du bist mir Harfe und Flöte und Tempel“,31 Harfe wegen der Harmonie, Flöte wegen des Geistes, Tempel wegen des Logos, damit die Harmonie die Harfe schlage, der Geist die Flöte blase, der Tempel den Herrn aufnehme.

4. Ja, der König David, der Harfenspieler, den wir soeben erwähnten, ermahnte zur Wahrheit, mahnte ab vom Götzendienst und war weit davon entfernt, die Dämonen zu besingen, die er vielmehr durch wahre Musik verscheuchte, wie er auch allein durch seinen Gesang den Saul heilte,32 als er von jenen besessen war. Zu einem schönen, von Geist erfüllten Instrument hat der Herr den Menschen gemacht nach seinem Bilde;33 denn auch er selbst ist ein melodisches und heiliges Instrument Gottes voll Harmonie, überweltliche Weisheit, himmlischer Logos.


6.

1. Was will nun dieses Instrument, der göttliche Logos, der Herr und das neue Lied? Die Augen der Blinden öffnen und die Ohren der Tauben auftun und die Hinkenden und Verirrten zur Gerechtigkeit führen,34 den unverständigen Menschen Gott zeigen, dem Verderben ein Ende machen, den Tod besiegen, ungehorsame Söhne mit dem Vater aussöhnen.

2. Menschenfreundlich ist das göttliche Instrument; der Herr zeigt Erbarmen, erzieht, ermahnt, warnt, rettet, bewahrt; und zum Lohn dafür, daß wir seine Jünger werden, verheißt er uns noch zum Überfluß das Himmelreich, indem er nichts von uns haben will als unsere Rettung.35 Denn die Bosheit nährt sich vom Verderben der Menschen; die Wahrheit aber richtet wie die Biene nirgends Schaden an und freut sich allein am Heil der Menschen.

3. Du hast also die Verheißung, du siehst die Güte; ergreife die Gnade! Und mein heilbringendes Lied halte nicht in dem Sinn für neu wie ein neues Gefäß oder ein neues Haus! Denn „vor dem Morgenstern“36 war es, und „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“.37 Aber als alt erscheint der Irrtum, als etwas Neues die Wahrheit.

4. Mögen nun die Phryger durch die Ziegen, von denen die Sage erzählt, als uralt bekundet werden38 oder die Arkader durch die Dichter, die dies Volk „älter als der Mond“ nennen,39 oder wieder die Ägypter durch die, welche sich einbilden, daß deren Land zuerst Götter und Menschen erzeugt habe,40 so war doch sicherlich von allen diesen kein einziger vor dieser Welt da; wir aber waren vor der Grundlegung der Welt,41 wir, die wir, weil wir in ihm zu sein bestimmt waren, für Gott schon zuvor geschaffen waren, wir, des göttlichen Logos vernünftige Geschöpfe, die wir durch ihn uralt sind; denn „im Anfang war das Wort“.42

5. Weil aber der Logos von Anfang an war, war und ist er der göttliche Anfang aller Dinge. Weil er aber jetzt den von alters her geheiligten und seiner Macht würdigen Namen Christus angenommen hat, habe ich ihn das neue Lied genannt.


7.

1. Diesem Logos also, dem Christus, verdanken wir sowohl das Sein von alters her [denn er war in Gott] als auch das Wohlsein;43 aber erst jetzt erschien den Menschen eben dieser Logos, der allein beides ist, Gott und Mensch, er, dem wir alles Gute zu verdanken haben. Er lehrt uns, gut zu leben, und geleitet uns zum ewigen Leben.

2. Denn nach den Worten jenes gotterleuchteten Apostels des Herrn „erschien die rettende Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, daß wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnen und züchtig, gerecht und fromm in der Jetztzeit leben und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus“.44

3. Dies ist das neue Lied, die jetzt bei uns aufleuchtende Erscheinung des Logos, der im Anfang und noch zuvor war. Es erschien aber erst jüngst er, der zuvor war, als Heiland; es erschien der, der im Seienden war [denn „das Wort war bei Gott“],45 als Lehrer; es erschien der, durch den alles geschaffen ist, als Logos; und nachdem er als Schöpfer im Anfang zugleich mit der Erschaffung das Leben geschenkt hatte, lehrte er, nachdem er als Lehrer erschienen war, das gut Leben, damit er uns später das ewige Leben gewähre.

4. Er hatte aber nicht erst jetzt wegen unseres Irrwegs Mitleid mit uns, sondern gleich von Anfang an; jetzt aber hat er uns, die wir bereits in Gefahr waren, verloren zu gehen, durch seine Erscheinung gerettet. Denn die boshafte Schlange knechtet und quält durch ihre Zauberei die Menschen noch jetzt, indem sie an ihnen, wie mir scheint, die gleiche Todesstrafe vollzieht wie jene Barbaren, die ihre Kriegsgefangenen an Leichen fesseln sollen, bis sie mit diesen zusammen verwesen.46

5. Denn dieser boshafte Tyrann, die Schlange, hat alle, die er von Geburt an sich zu eigen machen konnte, durch die unselige Fessel des Aberglaubens an Stein und Holz und Bildsäulen und Götzenbilder aus solchen Stoffen gebunden und hat so, wie es im Sprichwort heißt,47 die Lebenden mit den Toten in ein Grab geworfen, damit sie mit ihnen zusammen verwesen.

6. Deswegen, wie einer der Betrüger ist, der im Anfang die Eva,48 jetzt aber auch die übrigen Menschen in den Tod führt, so ist auch ein und derselbe unser Helfer und Retter, der Herr, der von Anfang an sich durch die Propheten kundgab, jetzt aber auch selbst erschienen ist und zum Heile einlädt.


8.

1. Laßt uns also, gehorsam der Mahnung des Apostels, „fliehen vor dem Herrscher des Reiches der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist;“49 und laßt uns eilen zu unserem Heiland, dem Herrn, der jetzt und immer uns zum Heile mahnte, durch Wunder und Zeichen in Ägypten, in der Wüste durch den Dornbusch und die dank seiner Güte den Hebräern wie eine Dienerin folgende Wolke!50

2. Durch die Furcht, die hiervon ausging, mahnte er die Hartherzigen; weiterhin aber lenkt er durch den mit aller Weisheit gezierten Moses und den Freund der Wahrheit Jesaias und die ganze Schar der Propheten in einer mehr an den Verstand sich wendenden Weise die, die Ohren zum Hören haben, hin zum Logos; und manchmal schilt er, manchmal droht er auch; über einzelne Menschen weint er auch; andere wieder läßt er ein Lied hören, wie ein guter Arzt, der bei kranken Körpern bald ein Pflaster auflegt, bald etwas einreiben, bald eine Übergießung machen läßt, manchmal aber auch das Messer oder das Feuer oder die Säge verwendet, wenn es nur mit dem Verlust eines Teiles oder Gliedes möglich ist, den Menschen zu heilen.

3. Ja vielerlei Stimmen und mancherlei Weisen verwendet der Heiland zum Heil der Menschen; drohend warnt er, scheltend bringt er zur Umkehr; weinend zeigt er sein Mitleid, mit Gesang tröstet er, durch den Dornbusch redet er [denn jene Leute brauchten Zeichen und Wunder];51 und durch das Feuer schreckt er die Menschen, indem er aus der Wolkensäule die Flamme hervorbrechen läßt, ein Zeichen zugleich der Gnade und des Schreckens: wenn du gehorchst, das Licht, wenn du nicht gehorchst, das Feuer. Da aber das Fleisch mehr wert ist als Säule und Dornbusch, reden nach jenen die Propheten; der Herr selbst spricht in Jesaias, er selbst in Elias, er selbst durch den Mund der Propheten.

4. Wenn du aber den Propheten nicht glaubst und sie ebenso wie die Feuersäule für eine Sage hältst, so wird der Herr selbst zu dir sprechen, er, „der, obwohl er in göttlicher Gestalt war, es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäußerte“,52 der barmherzige Gott, voll Verlangen, den Menschen zu retten. Und jetzt redet der Logos selbst zu dir in eigener Person und beschämt deinen Unglauben, ja fürwahr, sage ich, der göttliche Logos, der Mensch wurde, damit du in der Tat auch durch einen Menschen erfahrest, wie denn ein Mensch Gott werden kann.


9.

1. Ist es da nicht unbegreiflich, Geliebte, daß Gott uns immer zur Tugend antreibt, wir aber uns seiner Wohltat entziehen und unser Heil von uns weisen? Oder lädt denn nicht auch Johannes zum Heile ein und wird er nicht ganz und gar eine Stimme der Mahnung? Laßt uns ihn fragen: „Was für ein Mensch bist du und woher?“53 „Elias“ wird er nicht sagen, und Christus zu sein in Abrede stellen; aber „eine in der Wüste rufende Stimme” wird er sich nennen. Wer ist also Johannes? Um es kurz zu fassen, wollen wir sagen: „Die mahnende Stimme des Logos, die in der Wüste ruft.“54 Was rufst du, Stimme? „Sag es auch uns!“55 „Macht gerade die Wege des Herrn!“56

2. Ein Vorläufer ist Johannes und seine Stimme eine Vorläuferin des Logos,57 eine einladende Stimme, vorbereitend zum Heil, eine Stimme, aufmunternd zum Erbe des Himmels, durch die die Unfruchtbare und Verlassene nicht mehr kinderlos ist.58 Diese Fruchtbarkeit verkündete mir des Engels Stimme; auch sie war eine Vorläuferin des Herrn, da sie einem unfruchtbaren Weibe frohe Botschaft brachte,59 wie Johannes der unfruchtbaren Wüste.

3. Wegen dieser Stimme des Logos wird also die Unfruchtbare zur glücklichen Mutter und trägt die Wüste Früchte. Die beiden dem Herrn vorhergehenden Stimmen, die des Engels und die des Johannes, scheinen mir auf das für uns im voraus bereitgestellte Heil hinzuweisen, so daß wir nach Erscheinung dieses Logos die Frucht des Kindersegens ernten, ewiges Leben.

4. Denn indem die Schrift beide Stimmen in eins zusammenfaßt, macht sie das Ganze deutlich: „Es höre die, welche nicht gebiert; es erhebe die Stimme die, welche keine Wehen hat; denn die Kinder der Verlassenen sind zahlreicher als jener, die den Mann hat.“60 Uns brachte der Engel die frohe Botschaft, uns mahnte Johannes, den Bebauer des Landes zu erkennen, den Mann zu suchen.

5. Denn ein und derselbe ist es, der Mann der Unfruchtbaren, der Bebauer der Wüste, der mit der göttlichen Kraft sowohl die Unfruchtbare als die Wüste erfüllte. Denn da die Kinder der Edelgeborenen zahlreich sind, aber das einst kinderreiche hebräische Weib wegen seines Unglaubens kinderlos war, so erhält die Unfruchtbare den Mann und die Wüste den Bebauer; so werden beide Mütter durch den Logos, die eine von Früchten, die andere von Gläubigen. Den Ungläubigen aber verbleibt auch jetzt noch Unfruchtbarkeit und Wüste.


10.

1. Auf diese Weise ermahnte Johannes, der Herold des Logos, die Menschen, sich bereit zu machen61 auf die Erscheinung Gottes, des Christus; und das war es, was das Schweigen des Zacharias62 bedeutete, das auf die Geburt des Vorläufers des Christus wartete, damit das Licht der Wahrheit, der Logos, das geheimnisvolle Schweigen der Rätselworte der Propheten löse, indem er selbst zur frohen Botschaft wurde.

2.63 Wenn du aber in Wahrheit Gott sehen willst, so nimm Teil an den göttlichen Reinigungsriten, nicht an solchen mit Blättern von Lorbeer und mit Binden, die mit Wolle und Purpur geschmückt sind, sondern leg’ an den Kranz der Gerechtigkeit und umwinde dich mit den Blättern der Enthaltsamkeit und richte deinen ganzen Sinn auf Christus; „denn ich bin die Türe“,64 sagt er irgendwo; sie müssen die finden, welche Gott kennenlernen wollen, damit er uns die Tore des Himmels weit auftue.

3. Denn geistig sind die Tore des Logos und werden mit dem Schlüssel des Glaubens geöffnet. „Niemand hat Gott erkannt, außer der Sohn, und wem es der Sohn offenbart.“65 Ich weiß aber wohl, daß der, welcher die bisher verschlossene Türe öffnet, hernach das Innere offenbart und das zeigt, was zuvor zu erkennen nicht möglich war außer denen, die durch Christus eintreten, durch den allein Gott geschaut wird.

Mahnrede an die Heiden

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