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Der Zirkus von gestern

»Haltet euch an dem losen Faden von meinem Pulli fest«, sagt Stange.

Viele Zuschauer kehren auf dem Weg zum Zirkus um, weil sie glauben, sie hätten sich verlaufen. Das Zirkuszelt der Wassernudels steht zwischen Reifen und Autoschrott auf einer Brachfläche.

»Der Zirkus ist eine große Familie. Ich stelle euch allen vor«, erklärt Stange.

Eine Familie! Mein Traum!, denkt Stinkehund, der nie eine Familie hatte.


Stinkehund und Platti klettern in einen Wohnwagen, in dem Herr Wassernudel gerade Essen kocht.


Traurig sagt er: »Kommt herein, kommt herein. Der Zirkus Wassernudel ist nicht mehr das, was er einmal war. Kein Hackfleisch mehr, nicht mal mehr eine Dose Tomatensoße. Und das alles nur wegen diesem verdammten Carbonara!«

Der Zirkus ist eine große Familie, wiederholt Stinkehund noch einmal in Gedanken.

»Papa?«, fragt er.

»Wen hast du mir denn da mitgebracht?«, fragt Herr Wassernudel.

»Neue Freunde«, antwortet Stange.

»Tja, jetzt, wo wir so tief gesunken sind, kommt es auf einen Stinkedoofen mehr oder weniger auch nicht mehr an …«, findet ihr Papa.

Papa kennt meinen Spitznamen, freut sich Stinkehund.

Platti sagt zur kleinen Stange: »Deinem Papa geht es wohl nicht gut.«

»Genau, Papa geht es nicht gut«, klagt Stinkehund.

»Mach nicht so einen Zirkus!«, ermahnt ihn Platti.

Und dann erzählt Stange die lange Geschichte vom Niedergang des Zirkus Wassernudel.

»Alles fing damit an, dass der Trapezkünstler sich ein Bein gebrochen hat. Und dann hat sich der Jongleur einen Finger verrenkt, als er dem Trapezkünstler das Bein eingipsen wollte. Unser Tiger ist von unserem Löwen gebissen worden, und unser Löwe ist an einem Schokoriegel erstickt. Und dann hat mein Papa beschlossen, Nudeln zu kochen, weil er kein Popcorn mehr für die Kinder hatte. Aber da wir noch nicht mal Butter an die Nudeln tun konnten, waren die Nudeln so trocken, dass ein kleines Mädchen fast daran erstickt wäre.«

»Na, so was«, sagt Platti.


»Aber das ist noch nicht alles. Kaum war Herr Carbonara in der Stadt, sind ihm die Musiker, Zauberer und Tiere für ’nen Appel und ’n Ei hinterhergelaufen. Und ich bin alleine mit Papa, dem Elefanten Dombi, dem eingegipsten Trapezkünstler, dem nicht lustigen Clown und ein paar hinkenden Enten übrig geblieben.«

»Und deine Mama? Wo ist die denn?«, fragt Stinkehund.


»Die ist weggegangen. Die arbeitet jetzt bei Herrn Carbonara, für ein paar Schinkenwürfelchen.«

»Deine Geschichte ist sehr traurig, liebes Mädchen«, sagt Platti. »Können wir dir vielleicht helfen?«

»Zirkus ist leider kalter Kaffee. Die Kinder spielen doch heute lieber an ihren Computern, und mit uns rechnet keiner mehr.«

Nein, der Zirkus ist doch eine große Familie, denkt Stinkehund. Ich werde Stange helfen, das alles wieder geradezubiegen.

Aber Stange hat gar keine Zeit, mit Stinkehund Werkstatt zu spielen. Sie geht sofort wieder ins Zirkuszelt, denn sie muss noch viel üben, um den eingegipsten Trapezkünstler zu vertreten. Doch auf der alten Wäscheleine zittern ihre Beine.

Wenn sie abstürzt, dann fällt sie. Und wenn sie fällt, heißt das dann, dass sie in eine Falle gerät?, fragt sich Stinkehund.

Platti macht einen Vorschlag: »Stinkehund, lass uns zum Zirkus Carbonara gehen!«


»Hast du Hunger?«, fragt Stinkehund.

»Nein, ich will, dass wieder ein Lächeln in Stanges Gesicht auftaucht. Sie hat mir eine Nachricht für ihre Mama mitgegeben.«


Der Stinkehund im Zirkus

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