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St. Thomas von Canterbury

„Ich bin bereit, für meinen Herrn zu sterben, damit die Kirche durch mein Blut Frieden und Freiheit erlangt.“

Wahrheitsgehalt: 40 %

Voller Name: Thomas Becket

Tätigkeit: Politiker und Erzbischof

Gestorben: 29. Dezember 1170 in Canterbury

Im Alter von: 52 Jahren

Todesursache: Ermordet

Letzte Worte im Original: „Ego vero pro Domino meo mori paratus sum, ut ecclesia meo sanguine pacem et libertatem assequatur.“

Quelle: Edward Grim

Zitiert nach: Augustin Thierry: History of the Conquest of England by the Normans, 1856, Bd. 2, S. 139

Thomas Becket war ein englischer Priester, der sich erst mit dem König anfreundete, sich dann aber mit ihm komplett überwarf, so dass jener, ohne es zu wollen, veranlasste, dass der Geistliche einem Attentat zum Opfer fiel – mitten in der Kathedrale von Canterbury.

Wie starb er?

Als Thomas Becket 1162 Erzbischof von Canterbury und somit höchster kirchlicher Würdenträger der Briten wurde, stand er bereits seit Jahren am englischen Hof in hohem Ansehen – er war König Heinrichs II. engster Berater. Zwischen dem Kirchengelehrten und dem König hatte sich sogar so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Bald jedoch kam es zu Meinungsverschiedenheiten: Heinrich II. wollte gesetzliche Regelungen erlassen, die vorsahen, dass straffällig gewordene Kleriker sich vor einem staatlichen Gericht, nicht nur einem kirchlichen, zu verantworten hätten. Der Erzbischof war strikt dagegen.

Der Streit eskalierte, und Becket musste England verlassen. Erst nach mehreren Jahren kehrte er aus dem französischen Exil zurück, doch ging der Streit mit dem König bald weiter: Becket begann, seine Gegner innerhalb des Klerus zu exkommunizieren, bis es dem König zu bunt wurde. Gemäß den Aufzeichnungen des zeitgenössischen Chronisten Edward Grim rief der aufgebrachte König: „Was für üble Faulenzer und Verräter habe ich ernährt und aufgezogen in meinem Hause, die es zulassen, dass ihr Herrscher von einem niederen Kleriker mit solch schamloser Verachtung behandelt wird?“

Ein paar Anwesende fassten dies als Aufforderung auf, den Erzbischof von Canterbury auszuschalten: Die vier Ritter Richard le Breton, Reginald Fitzurse, Hugh de Morville und William de Tracy machten sich sofort auf nach Canterbury, wo sie am 29. Dezember 1170 eintrafen. Der Erzbischof befand sich in der Kathedrale, und die Ritter drangen dort ein und bedrohten ihn mit gezogenem Schwert. Sie wollten ihn zwingen, mitzukommen, zumindest hinaus aus dem Gotteshaus, aber seine aufgebrachten Worte verärgerten die Ritter dermaßen, dass sie dem Erzbischof an Ort und Stelle den Schädel einschlugen; den Schädel, der ihn mit der Tonsur als Geistlichen auswies – gleichsam symbolisch für den Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht, zu dessen Protagonist Becket sich aufgeschwungen hatte.

Die letzten Worte

Schon zweieinhalb Jahre nach seinem Tod wurde Thomas von Canterbury vom Papst in den Kanon der Märtyrer aufgenommen und heiliggesprochen. Canterbury wurde zum Wallfahrtsort, und auch Heinrich II. wandte sich seinem alten Widersacher wieder zu und erklärte St. Thomas von Canterbury zu seinem persönlichen Schutzpatron. „Ich bin bereit, für den Herrn zu sterben, damit die Kirche durch mein Blut Frieden und Freiheit erlangt.“ Solchermaßen (wenngleich natürlich auf Latein) zitiert Edward Grim Beckets letzte Worte, die er ausrief, bevor die Schwerter der Ritter ihm das Leben nahmen – wahrlich einem Heiligen würdige Worte.

Sicherlich ist dies einerseits durch die Brille des gläubigen Verehrers berichtet (der Becket als „sanctus martyr“, „heiligen Märtyrer“, bezeichnet). Aber immerhin war der Verfasser des „Berichtes über den Mord an Thomas Becket, von Edward Grim, der verwundet wurde, als er sich anschickte, ihn zu verteidigen“ von einem tatsächlichen Augenzeugen geschrieben. Grim besuchte zufällig die Kathedrale zum Zeitpunkt des Attentats, und später veröffentlichte er ein Buch („Vita S. Thomae“) über den Heiligen und dessen Ermordung, in dem jener Bericht enthalten ist. Aber vielleicht ist es ja bei einem so gläubigen Menschen wie Becket, der sogar das Exil in Kauf nahm, um dem König gegenüber seinen Standpunkt als Geistlicher zu vertreten, gar nicht so unwahrscheinlich, dass er etwas in dieser Art ausrief und nicht etwa um Gnade flehte. Wenn nicht genau dies, so wird er sicher etwas ganz Ähnliches gesagt haben.

Sehen Sie, so stirbt man also!

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