Читать книгу Gelassen erziehen - In 16 Schritten zu einer entspannten Elternrolle - Csilla Kenessey Landös - Страница 8

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1. Woche

GANZ AM ANFANG

Wenn wir den Homo sapiens als Tier betrachten – und ich erlaube mir hier diesen Vergleich –, so kommen unsere Kinder gut zwei Jahre zu früh auf die Welt. In der Tierwelt muss ein Neugeborenes nach wenigen Minuten aufstehen und mit der Herde mitziehen können. Wir hingegen müssen unsere neugeborenen »Babys« pflegen, wärmen, ernähren und behüten. Wir müssen ihnen ein Umfeld schaffen, das dem jeweiligen Entwicklungsstand gerecht wird und genug Herausforderung ohne Überforderung bietet. Wir müssen uns darum kümmern, dass unser Baby sich in den ersten drei Jahren gesund entwickelt, damit es anschließend in seinem Tempo mit der »Herde«, also der Familie, mithalten kann.

Die Welt des Neugeborenen

Luis Angel Diaz schreibt in seinem Buch Das intelligente Bewusstsein der Zellen1 sehr treffend:

»Die ursprüngliche Ausstrahlung des Babys (…) ist formbar wie Ton, bevor er gebrannt wird. Das Kleinkind passt sich an jeden äußeren Stimulus an, beispielsweise an die Erlebnisse mit der Familie oder mit Menschen aus seiner Umgebung. Alles beginnt im Mutterleib. Es gibt keine innigere Beziehung als die mit der Mutter, bevor wir auf die Welt kommen. Wir haben uns in den neun Monaten aufgehoben und beschützt gefühlt – besonders, wenn wir ein Wunschkind waren. (…)

Der Fötus spürt und erlebt alles, was die Mutter erlebt. Wie könnte es auch anders sein, befindet er sich doch in ihrem Energiefeld. Es ist tatsächlich so, dass in dieser primären und entscheidenden Phase des Lernens die emotionalen Muster und Verhaltensweisen zugrunde gelegt werden, die der heranwachsende Fötus in seinem späteren Leben entwickeln wird. (…)

Pränatale Psychologen betonen, dass derSchwerpunktder Persönlichkeit im Mutterleib geformt wird. Nicht nur das, was die Mutter einatmet, isst oder trinkt, sondern auch ihre Gedanken und Emotionen werden vom Baby im Mutterleib aufgenommen. (…)

Überall wird das Baby unweigerlich mit der Erfahrung der Trennung konfrontiert. (…)

Eigentlich versuchen wir unbewusst, unser vorgeburtliches Erlebnis bedingungsloser Liebe und Freude später wieder zu aktivieren, etwas, das uns allein schon aufgrund der Tatsache zusteht, dass wir auf die Welt gekommen sind« (S. 41 ff.).

Ist es möglich, dass Sie als Mutter/als Vater diese Erfahrung der bedingungslosen Liebe mit Ihrem Kind aufbauen und dadurch wieder erleben wollen?

Die Realität des Kindes

In seinem Buch Der Neurochirurg, der sein Herz vergessen hatte2 schreibt James Doty:

»Jeder von uns entscheidet, was wir im Leben zulassen wollen und was nicht. Als Kinder haben wir keine Wahl. Wir werden in bestimmte Familien und Zusammenhänge hineingeboren und haben darauf so gut wie keinen Einfluss« (S. 94).

»Das ist vermutlich, was einen als Kind am meisten schmerzt: Unser Leben hängt völlig von anderen Menschen ab und entzieht sich unserer Kontrolle. Häufig verursachen die Entscheidungen anderer bei uns tiefe Wunden und hinterlassen bleibende Narben« (S. 133).

»Kinder, genau wie Erwachsene, können sich am besten entfalten, wenn sie in einer Umgebung leben, die ihnen Stetigkeit und Verlässlichkeit bietet. Das menschliche Gehirn sehnt sich nach beidem« (S. 34 f.).

Joachim Bauer erläutert in seinem Buch Wie wir werden, wer wir sind3, dass das Selbst eines Menschen die Entstehung und Grundstruktur jenen Bezugspersonen verdankt, die uns – vor allem in den ersten Lebensjahren – als eine Art externe Leitstelle dienen. Das Kind bedürfe, um ein Selbst ausbilden zu können, interessanter Angebote, die ihm das Material für seine lebenslange Selbstkonstruktion biete. Dazu benötige der Mensch in der Zeit der Kindheit und Jugend Mentorinnen und Mentoren.

Vergessen wir nicht: Wenn wir Erwachsene uns in einem System befinden – im Arbeitsumfeld, Freundeskreis etc. –, wo wir uns nicht wohlfühlen und keine positive Resonanz erhalten, dann kündigen wir, suchen uns neue Freunde, ziehen um etc. Kinder können aber nicht »einfach« gehen. Sie sind in direkter Abhängigkeit von der Familie, in die sie hineingeboren wurden.

In der systemischen Anschauung und auch gemäß den Forschungsergebnissen aus den Neurowissenschaften und der Bindungslehre benötigt jeder Mensch ein Gegenüber, um sich entwickeln zu können. Wir alle, egal in welchem Alter, sind auf Rückmeldungen und Resonanz angewiesen. Ohne ein Gegenüber wüssten wir nicht einmal, dass wir existieren. Wir wollen uns entwickeln und benötigen dabei die Spiegelung durch unsere wohlwollende Umgebung, sodass sich eventuelle Kritik nicht als Angriff, sondern als wohlgemeinte Rückmeldung verstehen lässt. Kinder können nicht einfach raus aus der Familie, wenn es ihnen dort nicht gut geht.

Wir, die Erwachsenen, haben die Verantwortung, eine Umgebung für das Kind zu schaffen, in der es sich seinen individuellen Fähigkeiten entsprechend entwickeln und ausprobieren kann. Das ist die Realität des Kindes: maximale Abhängigkeit von uns Erwachsenen in sämtlichen Belangen.

Ganz am Anfang – weiterführende Gedanken und Beobachtungen


ALLGEMEINE FRAGEN


•Wer war für mich, als ich so alt war wie mein Kind heute, die wichtigste Bezugsperson?

•Was hat diese Person für mich gemacht, dass sie für mich so wichtig war?

•Was denke ich: Wer ist für mein Kind, neben mir als Mutter/Vater, eine wichtige Bezugsperson?

•Mit wem tausche ich mich aktuell aus, wenn ich meine Gedanken gespiegelt bekommen will?

•Würde sich mein Kind an mich wenden, wenn es sich eine Resonanz erwünschen würde?

TAGEBUCH-FRAGEN 1. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

TAGEBUCH-FRAGEN 2. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

TAGEBUCH-FRAGEN 3. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

TAGEBUCH-FRAGEN 4. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

TAGEBUCH-FRAGEN 5. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

TAGEBUCH-FRAGEN 6. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

TAGEBUCH-FRAGEN 7. TAG


•Welche Rückmeldung habe ich heute meinem Kind gegeben?

•Mit welchem Ziel habe ich meinem Kind diese Rückmeldung gegeben?

•Wie hat mein Kind darauf reagiert?

•Was habe ich heute über mein Kind gelernt?

•Was habe ich heute über mich gelernt?

•Was ist mir heute gut gelungen?

Weitere Gedanken:

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