Читать книгу Love after work - Der Märchenprinz - Dani Merati - Страница 4

***

Оглавление

Im ‚Shades‘ tummelte sich eine ziemliche Meute, als Daniel durch den unauffälligen Seiteneingang den Klub betrat. Einmal mehr war er froh um die Privilegien, die er als Angestellter genoss. Mit den armen Würstchen draußen in der endlosen Schlange wollte er nicht tauschen. Okay, auf in die Arena.

Betont lässig schlenderte er zur Bar hinüber, schaute sich dabei unablässig um. Im Grunde war ihm das Ambiente hier viel zu elegant und luxuriös, doch in den üblichen Gayklubs fühlte er sich unwohl. Da war jeder nur auf der Suche nach Frischfleisch. Als jemand, der eher einen festen Partner suchte, war man dort ein Exot und wurde häufig Ziel von Spott und Häme.

Am Tresen schlüpfte er in eine winzige Lücke und erregte auf Anhieb die Aufmerksamkeit eines Barkeepers, der ihn abschätzend musterte, ihm ein einladendes Lächeln schenkte. Nun sein Outfit funktionierte offenbar. Schade, dass der Kleine absolut nicht sein Typ war.

„Was darf es sein?“

„Gin Tonic, bitte.“

„Kommt sofort.“

Ihre Hände berührten sich kurz, als ihm das Glas gereicht wurde. Ein hoffnungsvolles Blitzen war in den blauen Augen zu erkennen. Daniel lächelte bedauernd und gab dem Barkeeper ein großzügiges Trinkgeld. Dann mischte er sich unter die Menge. Sein Blick scannte die Leute, suchte nach einem bekannten Gesicht. Von den wenigen Kollegen, mit denen er ein kameradschaftliches Verhältnis pflegte, war leider keiner zu sehen. Schade.

Plötzlich spürte er ein Prickeln im Nacken, die Härchen dort richteten sich auf. Er wurde beobachtet. Das Gefühl war einfach da. Aufgeregt schaute er sich unauffällig um und da sah er IHN in einer Ecke an einer Säule lehnen.

Etwas größer als er, muskulös, aber nicht aufgepumpt, schwarzes Haar, raspelkurz. Er trug ein weißes T-Shirt, das nicht nur seine Statur perfekt zur Geltung brachte, sondern auch die kaffeebraune Haut ansprechend betonte. Und die Augen. Daniel hielt den Atem an, als die türkisfarbenen Iriden ihn über den Raum hinweg ins Visier nahmen. Hatte er schon jemals solch eine Farbe gesehen? Sie schienen in dem dunklen kantigen Gesicht regelrecht zu leuchten.

Das Gefühl, welches dieser Blick in ihm auslöste, ließ ihn beinahe die Fassung verlieren. Wieso stand so ein Traumtyp alleine in der Gegend herum? Mit einem Seufzen suchte er einen Weg durch die Menge, um zu den Tischen auf der rechten Seite zu gelangen.

Dabei behielt er den Unbekannten im Auge, überzeugt, dass sich jeden Moment irgendeine Sahneschnitte an ihn dranhängte. Das geschah jedoch wundersamerweise nicht. Und noch wundersamer - der Typ lächelte ihn an. Ihn, Daniel Brandes!

Wie von einem unsichtbaren Band gezogen, änderte er die Richtung, ging auf den Fremden zu. Je näher er kam, desto stärker wurde die Sogwirkung. Zu dem Zeitpunkt als er den Mann erreichte, war er bereits unrettbar verloren.

Das Lächeln des Traumtypens wurde mit jedem Schritt, mit dem er an ihn herankam, strahlender. Volle Lippen, die er unbedingt kosten wollte, zogen ihn in ihren Bann. Verdammt, was geschah hier mit ihm? Er hatte noch nicht ein Wort mit dem Kerl gewechselt und er dachte schon ans Küssen. Und mehr, wie ihm das eindeutige Ziehen in seinem Untergeschoss verdeutlichte.

„Hallo.“

Eine weiche, melodiöse Stimme, ein kaum wahrnehmbarer Akzent sandte einen erregenden Schauer seinen Rücken hinab.

„Mein Name ist Haidar.“

„Hi. Ich bin Daniel.“

Der Mann streckte die Hand aus.

„Es ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen, Daniel.“

Elektrische Impulse erfassten ihn und beinahe hätte er hastig seine Hand zurückgezogen.

‚Reiß dich zusammen. Der Typ ist eine Wucht. Vermassel es jetzt ja nicht!‘

„Ebenso“, murmelte er leicht befangen.

Er war unrettbar gefangen von den leuchtenden Türkisen, die ihn bewundernd musterten. Hitze stieg ihm in die Wangen, die man hier in den Schatten hoffentlich nicht wahrnahm. Widerstrebend gab er Haidars Rechte wieder frei, bedauerte den Verlust des Kontakts zutiefst.

„Ich habe dich noch nie hier gesehen. Mitarbeiter oder Gast?“, fragte sein Gegenüber.

„Äh, Ersteres. Aber ich war bisher nur zwei- oder dreimal hier. War eine Weile nicht auf dem Markt sozusagen“, hustete er etwas verlegen.

„Verstehe.“

Haidar bedachte ihn mit einem wissenden Halblächeln. „Eine schmerzvolle Trennung?“

„So kann man es nennen.“

Daniel versank in dem teilnahmsvollen Blick des anderen. Offenbar jemand, der Erfahrung mit Beziehungen besaß. Ein weiterer Pluspunkt. Oh Mann! Bis jetzt war der Typ perfekt.

„Darf ich dir einen Drink ausgeben?“, fragte er. „Dein Glas ist leer.“

„Sehr gerne. Danke.“ Wieder diese weiche Stimme. Sie bescherte ihm eine Gänsehaut.

Gemeinsam schlenderten sie zur Bar. Die Bedienung von eben stolperte fast über ihre Füße in der Eile, zu ihnen zu gelangen, und strahlte sie an.

„Noch einmal dasselbe?“

„Bitte“, lächelte Haidar. „Champagner für mich und ein Gin Tonic war es für dich, richtig?“

„Ja.“

Daniel schaute dem Barkeeper nach, darauf wandte er sich an seinen Begleiter.

„Du hast bei dem Kleinen ja großen Eindruck hinterlassen.“

„Wirklich?“ Haidar wirkte überrascht, dann zwinkerte er ihm zu.

„Vielleicht solltest du deine Augen mal testen lassen. Der Junge ist eindeutig heiß auf dich.“

„Auf mich? Eher nicht. Du bist sein Ziel.“

„Hm. Was ist mit dir?“

Eindringlich wurde er angesehen und Daniel versank in dem türkisfarbenen Meer dieser ungewöhnlichen Iriden.

„Was soll mit mir sein?“, fragte er abgelenkt.

Gott, es war an der Zeit, sein Gehirn wieder einzusammeln, sonst quatschte er nachher noch irgendwelches sinnfreies Kauderwelsch und der Typ verschwand.

„Habe ich Eindruck bei dir hinterlassen, groß oder klein?“

„Ja.“ Die Antwort gab er, ohne zu überlegen. „Ja, hast du.“

„Freut mich.“ Haidar lächelte dem Barkeeper zu, der ihnen ihre Drinks reichte.

„Vielen Dank, Alex.“

„Cheers euch beiden. Die gehen aufs Haus.“

„Ah, jetzt verstehe ich. Du kennst ihn bereits“, merkte Daniel an, als sie nun zielstrebig auf einen frei gewordenen Nischenplatz zueilten.

„Nur von meinen Besuchen hier.“

„Ah, bist du Stammgast hier?“

„Nicht unbedingt. Aber ich schaue immer hier vorbei, um zu entspannen, wenn meine Geschäfte mit der Thalberg-Corporation mich nach Berlin führen.“

„Oh, du kommst nicht von hier?“

Enttäuschung überrollte ihn. Großartig. So ein vielversprechender Anfang und dann so ein Dämpfer ... Na ja, Enttäuschungen waren nichts Neues für ihn.

Hastig trank er von seinem Gin Tonic, um seinen plötzlichen Frust zu kaschieren. Dabei verschluckte er sich leider und der Alkohol rann ihm übers Kinn. Er griff nach einer Serviette, aber Haidar kam ihm zuvor, schlanke Finger umschlangen locker sein Handgelenk.

„Warte.“

Was als Nächstes geschah, nahm Daniel wie in Zeitlupe wahr. Er folgte der dunklen eleganten Hand, die sich hob, spürte den rauen Daumen, der ihm zart über den Kiefer und dann seine Unterlippe strich. Das Prickeln fuhr ihm ohne Umwege in den Unterleib. Die türkisen Iriden hielten seinen Blick gefangen und sein Gegenüber schob die feuchtglänzende Kuppe zwischen seine Lippen und leckte sie ab. Geradeso unterdrückte er ein Stöhnen.

„London“, meinte Haidar plötzlich.

Er nahm ihm die Serviette ab und tupfte die restliche Nässe weg.

„Hm?“

Daniel starrte ihn verträumt an. Verdammt, der Typ war tatsächlich perfekt. Er stand kurz davor alle Regeln über Bord zu werfen, Haidar mit nach Hause zu nehmen und die ganze Nacht zu vögeln. Er verlor den Verstand. Eindeutig. Er war schließlich nicht auf der Suche nach einem One-Night-Stand. Andererseits ... der Mann war nur geschäftlich in der Stadt, mehr war vermutlich gar nicht drin, also was sprach gegen ein bisschen Spaß?

„London. Das ist der Ort, den ich Zuhause nenne.“

Er schreckte aus seinen Gedanken auf.

„Oh. Entschuldige bitte. Ich ...“, er räusperte sich. „Du bist Brite?“

„Das sagt mein Pass. Meine Wurzeln sind jedoch ein ziemlicher Mischmasch. Dad ist halb Deutscher, halb Schotte, meine Mum stammt aus Jordanien. Ich bin ergo ein bunter Mix.“

Ah, daher sein exotisches Aussehen. Daniels Interesse an dem Mann wuchs sekündlich. Das war doch nicht normal. Sie kannten sich vielleicht zwanzig Minuten und ihm kam es vor wie zwanzig Jahre.

„London soll eine tolle Stadt sein. Ich war leider noch nie dort.“

‚Was redest du da für einen Unsinn? Nachher denkt der Kerl, du spekulierst auf eine Einladung? Oder er hält dich für langweilig, weil du nie über die Ostsee hinausgekommen bist!‘

„Ist es auch. Eine pulsierende aufregende Metropole“, bestätigte sein Gegenüber, den betörenden Blick unverwandt auf ihn gerichtet.

„Möchtest du mit mir nach Hause kommen?“

„Nach London?“, krächzte Daniel einem Herzinfarkt nahe.

Haidar lachte warmherzig. „Nein. Zumindest nicht mehr heute Nacht. Ich dachte an die Suite in meinem Hotel.“

„Oh.“ Idiot!

„Ich ... Ähm, natürlich, das war mir klar“, stotterte er verlegen.

Verdammt, jetzt reichte es aber. Noch eine Premiere. Er konnte sich nicht erinnern, jemals gestottert zu haben. Tolles Debüt, Brandes!

„Ich meine, ich weiß, dass du nur dein Hotel meintest und ... äh, nicht London ... na ja, heute Nacht ... Ich ... oh, bitte erschieß mich einer!“

Erneut erklang Haidars volles, unglaublich warmherziges Lachen. Eine Hand streichelte über seine heiße Wange, verursachte ein angenehmes Prickeln.

„Du bist sehr süß, wenn du rot wirst, Daniel.“

Großartig. Süß. Welcher Mann wollte denn bitteschön süß sein. Oder niedlich. Oder ... Er stoppte den entgleisenden Gedankenzug gerade noch rechtzeitig. Es war an der Zeit, sein Leben wieder auf Spur zu bringen. Und da gehörte es nun zu, sich diesen traumhaften Kerl keinesfalls durch die Lappen gehen zu lassen.

„Du glaubst mir nicht“, flüsterte Haidar in sein Ohr.“

Die Hand glitt von seiner Wange, ergriff seine und drückte sie fest.

„Nicht nur süß. Einfach bezaubernd. Nun, ich wiederhole meine Einladung. Begleitest du mich ins Hotel?“

„Ja.“ Daniel erwiderte den Druck der starken Finger. „Das möchte ich sehr gerne.“

Love after work - Der Märchenprinz

Подняться наверх