Читать книгу Impact-Techniken für die Psychotherapie - Danie Beaulieu - Страница 8

Die Grundlagen der Impact-Techniken

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Wenn ich Impact-Techniken erkläre oder anwende, lösen sie häufig Reaktionen des Erstaunens aus: Die Zuhörer sind überrascht, dass mit nur wenigen Objekten und einfachen Interventionen eine große Wirkung erzielt werden kann. Das ist nicht erstaunlich, wenn man weiß, wie Gehirn und Gedächtnis funktionieren. Ich möchte daher die 8 Grundprinzipen der Mnemotechniken darstellen, mit denen es in der Psychotherapie möglich ist, schneller und leichter Spuren im Gedächtnis zu hinterlassen.

Erstes mnemotechnisches Prinzip: Das multisensorische Lernen

Der Mensch lernt am besten unter Einsatz all seiner Sinne, nicht nur der Ohren, dem bevorzugten Kanal in der Psychotherapie. Dabei ist das audiophone System aus neurophysiologischer Sicht das am wenigsten entwickelte und vor allem das unzuverlässigste. Kommt es nicht oft vor, dass ein Klient nicht richtig zuhört und etwas anderes versteht, als der Therapeut meinte? Eine verfehlte Kommunikation beeinträchtigt die Motivation des Therapeuten und die Therapeuten-Klienten-Beziehung. Es führt auf beiden Seiten zu einer Demotivation. Häufig tröstet man sich mit der Bemerkung »Er war noch nicht so weit« oder »Ich habe alles versucht«. Das heißt im Grunde: »Ich habe alles gesagt, was ich konnte, er versteht es nicht, ich kann ihm nicht helfen.«

Glücklicherweise gibt es noch andere, oft wirksamere Kanäle, über die ein Mensch erreicht werden kann. Hier sind vor allem die Augen zu nennen, das visuelle System. Wussten Sie, dass 60 % der Informationen, die ins Gehirn gelangen, über die Augen vermittelt werden? Wer von uns hat gelernt, mit den Klienten über die Augen zu kommunizieren? Glauben Sie, dass eine Werbung im Radio wirksamer ist als ein Fernsehspot? Und wenn nicht, warum ist das so? Die Antwort ist klar. Wenn man nicht nur die verbalen Zentren des Gehirns anspricht, sondern sich auch an die Augen richtet, erhöht sich die Wirksamkeit. Für den Impact-Therapeuten bedeutet das, dass die wesentliche Frage nicht lautet »Wie kann ich es meinen Klienten sagen?«, sondern vielmehr »Wie kann ich es ihm zeigen oder auf andere Weise erfahrbar machen?«.

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen immer wieder, dass eine kortikale Reaktion in den auditiven und visuellen Hirnregionen deutlicher ist, wenn eine bimodale sensorische Stimulation statt allein einer unimodalen visuellen oder auditiven Stimulation erfolgt. In anderen Worten, es wird eine größere Anzahl von Neuronen aktiviert, wenn eine Botschaft visuelle und verbale Attribute enthält, verglichen mit einer Fülle von Einzel-Stimulationen (Calvert et al. 1999, 2000, 2001; Calvert 2001). Das Hinzufügen der visuellen Dimension macht es möglich, wirksamer und von sich heraus bestimmte Regionen des Gehirns in den mnestischen Funktionen zu aktivieren (Grady et al. 1997).

Beispiel für die Anwendung des multisensorischen Prinzips in der Psychotherapie

Ein Junge mit allen Voraussetzungen für einen guten Schüler versagt in der Schule, weil er sich nicht genug anstrengt. Kinder spüren sehr deutlich, wenn ihnen ein Erwachsener etwas beibringen will. Schon vor dem ersten Wort verschließen sie ihre Ohren! Kennen Sie das? Und doch, jedes Kind reagiert auf eine Überraschung! Um den Widerstand des Jungen zu umgehen und um auch die anderen Sinne anzusprechen, setzen wir einen visuellen oder einen kinästhetischen Reiz, indem wir beispielsweise einige Becher aus Styropor vor ihn stellen und ihn auffordern, sie den verschiedenen »Bereichen« seines Lebens zuzuordnen (Rollerblades, Internet, Freunde, Fernsehen, Videospiele etc.), den letzten für die Schule. Es löst eine völlig andere Reaktion aus: Statt sich zu rechtfertigen, versucht er zu verstehen, was das soll. Will man ihn zusätzlich körperlich ansprechen, kann man ihm ein Glas Wasser in die Hand geben und erklären, dass dieses Glas seine gesamte Energie enthält. Er möge diese nun in die verschiedenen Becher füllen und zeigen, was in der vergangenen Woche mit seiner Energie geschah. Der Junge soll jeweils so viel Wasser in die einzelnen Becher schütten, wie er Zeit mit den verschiedenen Aktivitäten verbracht hat. Da die Schule an letzter Stelle steht, bleibt nicht mehr viel Energie für diesen Teil des Lebens übrig.

Es besteht eine direkte proportionale Beziehung zwischen unserem Engagement für eine Sache und den Ergebnissen, die wir darin erreichen. Deshalb ist es leicht zu sehen, warum es in der Schule nicht klappt. Natürlich kann es ihm auch gesagt werden, aber wenn seine Augen es nicht verstanden haben, kommt die Botschaft oft nicht wirklich an. Die Ärztin und Neurophysiologin Guillemette Isnard hebt hervor: »Eine Information wird integriert, wenn alle Sinne angesprochen werden« (1990).

Der Junge verfügt nun über drei Schlüssel für die gleiche Information: den verbalen, den visuellen und den kinästhetischen Schlüssel. Alle drei Sinne arbeiten synergetisch und wiederholen die gleiche Botschaft. Wenn mehr Neuronen angesprochen werden, verstärkt sich die Reaktion. Es ist das Gleiche, wie wenn drei Personen einen schweren Gegenstand schieben: Es ist leichter zu dritt als allein.

Eine kleine Inszenierung gibt Ihnen die Möglichkeit zu explorieren und gleichzeitig neue Ideen zu »säen«. So können Sie beispielsweise das Wasser wieder in das Ausgangsglas zurückschütten und den Jungen auffordern, Ihnen zu zeigen, was er tun muss, um besser in der Schule klarzukommen. Damit ist ebenfalls der Körper angesprochen, seine Möglichkeiten und seine Lesart. Es ist nicht so bedeutend, wenn sich der Klient verbal widersetzt, denn der Körper hat die Information aufgenommen. Im Übrigen können Sie beim nächsten Gespräch diese Erfahrung wieder einbringen und die zu Beginn oft notwendige Aufwärmphase erheblich verkürzen. Der Becher wird zum Messgerät und zeigt an, was in der vorangegangenen Woche geschehen ist: Was hat der Junge in dieser Zeit mit seiner Energie gemacht? In welchen Becher gelangte sie? Konnte er sein Ziel erreichen?

Diese Übung ist für Kinder geeignet, die sich zu viel mit ihren Freunden und ihren außerschulischen Aktivitäten beschäftigen, sowie für diejenigen, die zu sehr auf Probleme fokussieren wie z. B. die Scheidung der Eltern, Streit mit Freunden, Fremd- und Selbstabwertung. Diese Technik ist auch für Erwachsene geeignet, um bei ihnen ein Nachdenken darüber auszulösen, womit sie sich in ihrem Alltagsleben am meisten beschäftigen.

Es sind oft nur wenige Worte nötig, um eine solche Erfahrung zu vermitteln. Die Information wird evident, und die Aufnahme erfolgt auf eine neue Weise, nicht nur kognitiv.

Kindern fällt es besonders schwer, die richtigen Worte zur Beschreibung ihrer Gefühle zu finden. Deshalb nutzt die Impact-Technik die kindliche Spontaneität und Transparenz. So können sie sich in einer Situation, die eine implizite Sprechweise auslöst, kompetent fühlen. Auch Erwachsene und Jugendliche fühlen sich durch die konkrete und gleichzeitig einfache Wirksamkeit angesprochen. Sie erleben sich als intelligent, weil sie die Botschaft schnell erfassen und leicht integrieren können. All diese Aspekte fördern nicht nur einen besseren Einsatz des Gedächtnisses und eine Steigerung der Motivation, sondern auch eine Verbesserung der therapeutischen Beziehung.

Dies bedeutet aber keineswegs, dass wir die verbale Ebene vernachlässigen sollten. Was im psychotherapeutischen Kontext unmöglich und im Übrigen für den Prozess nachteilig wäre. Wörter besitzen eine außergewöhnliche Macht. Die Werbeleute von McDonald wissen das sehr gut. Haben Sie jemals gehört, dass in Werbetexten von einem Mikrowellengerät, von fettreichen Nahrungsmitteln oder von tiefgefrorenen Produkten gesprochen wird? Natürlich nicht! Die Werbeleute wählen attraktive Bezeichnungen, die beim Verbraucher Wünsche hervorrufen; es sind Wörter, die den Kunden ansprechen und sein Interesse wecken, wie z. B. »köstlich«, »frisch«, »schnell«, »idealer Ort für ein Familienfest mit Kindern«.

In einem Experiment über die Kraft der Wörter wurden einer Gruppe von Versuchspersonen Fotos von zwei schönen Frauen gezeigt. Sie wurden aufgefordert zu sagen, welche der beiden Frauen ihnen am besten gefiel. Die erste Erhebung gab ein 50:50 Resultat. Dann wurde das Experiment wiederholt, wobei die Versuchspersonen informiert wurden, dass die eine Frau Jennifer heißt und die andere Gertrud. Nun erhielt Jennifer 80 % der Stimmen (Bottini et al. 1994). Wörter aktivieren im Innern bestimmte Register, die mit früheren Erfahrungen assoziiert sind. Jedes Wort hat spezifische Auslöser. Es müssen also Verbindungen angesprochen werden, die es dem Klienten erlauben, an gewünschte Handlungen und Überlegungen anzuknüpfen. Wenn wir also Fragen stellen wie »Fühlen Sie sich depressiv?«, »Haben Sie schon mal an Selbstmord gedacht?« oder auch »Worin besteht Ihr Problem?«, veranlasst dies den Klienten, sich gerade auf das zu konzentrieren, was nicht gut läuft. Wenn Sie aber fragen »Welche Veränderungen möchten Sie in Ihrem heutigen Leben erreichen?« oder »Was möchten Sie gegenwärtig verbessern?«, dann wird es dem Klienten möglich, seine Aufmerksamkeit auf das zu richten, was er erreichen möchte, d. h. er kann »proaktiv« werden.

Weiter ist es so, dass Aussagen, in denen Metaphern verwendet werden, die rechte Gehirnhälfte mehr ansprechen, während eine rein explizite Sprache sich eher an die linke Gehirnhälfte richtet (Bottini et al. 1994; Brownell et al. 1990, Faust a. Weisper 2000). Diese Information ist unter der Annahme wichtig, dass dabei tausende Neuronen aktiviert und miteinander in Verbindung gebracht werden, was wiederum die Gehirnleistung erhöht. Dies bewirkt eine bessere Kommunikation zwischen unseren Sinnesorganen und den kortikalen Bereichen des Gehirns, wodurch die Wahrnehmung und die Interpretation der äußeren Welt angemessener erfolgen (Isnard 1990).

Das Verbale hat eine außergewöhnliche Wirkung auf das Gedächtnis, aber dazu ist es erforderlich, sein volles Potenzial zu nutzen.

Zweites mnemotechnisches Prinzip: Abstrakte Konzepte konkret machen

Was haben folgende Werbetexte gemeinsam? Ein WC-Papier wird mit der Weichheit kleiner Kätzchen in Verbindung gebracht; eine Versicherungsgesellschaft benutzt das Bild eines Elefanten als Symbol für Kraft, Langlebigkeit und Würde; ein Hersteller von Haushaltsgeräten zeigt einen sich langweilenden Techniker und verweist damit auf die Zuverlässigkeit seiner Produkte. Jeder versucht, dem Verbraucher durch konkrete Symbole abstrakte Kategorien nahe zu bringen. Warum tun sie das? Das ist sehr einfach: Das Gehirn speichert konkrete Informationen leichter als abstrakte. Warum sollten wir diese Erkenntnis nicht auch in der Arbeit mit unseren Klienten nutzen?

Als mein Sohn 9 Jahre alt war, sagte seine Lehrerin eines Tages im Unterricht: Solidarität, gegenseitiger Respekt und gute Zusammenarbeit sind sehr wichtig. Als ich von einem Elternabend nach Hause kam, bei dem die Lehrerin sehr viel über Rechtsphilosophie gesprochen hatte, fragte ich meinen Sohn, was er unter »Solidarität« verstehe. Ich wusste, dass es ein neuer Begriff für ihn war. Er antwortete mit ernster Miene: »Das ist ganz wichtig für Luise!«1 »Aber weißt du denn, was das Wort bedeutet?«, wiederholte ich meine Frage. Er gab die gleiche Antwort. Er hatte mit Körper und Augen verstanden, wie bedeutsam das Wort für die Lehrerin war, aber er hatte keine Ahnung, worum es sich handelte. Ich bin dem ein wenig nachgegangen, und mir wurde klar, dass er sich eine Bedeutung gebastelt hatte auf der Grundlage des Wortes »solide«, das er bereits kannte. Jedes Mal, wenn die Lehrerin von »Solidarität« sprach, verstand mein Sohn »solide« und dass er so »stark wie ein Eisenträger« sein müsse. Dies ist kaum förderlich für erfolgreiches Lernen!

Als die Lehrerin feststellte, dass auch die anderen Schüler nicht verstanden hatten, was sie mit so viel Engagement hatte sagen wollen (ich war erleichtert, dass es nicht allein mein Sohn war), bat sie mich, den Schülern durch den Einsatz von Impact-Techniken ihre Aussagen verständlicher zu machen. Ich regte an, eine Art Puzzle mit 30 Teilen einzusetzen und jedem Schüler (sie waren 26 in der Klasse) ein Puzzleteil zu geben; die letzten vier Teile waren für die Fachlehrer bestimmt. Den Kindern machte dieses Spiel Spaß, sie verbanden damit auch »Ich kann es schaffen!«. Sie erfuhren dabei, dass jedes Teil verschieden ist, dass es seinen richtigen Platz benötigt und dass es richtig eingeordnet werden muss, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Damit war für die Rolle jedes Kindes eine passende Analogie gefunden: Jedes Kind muss seinen Beitrag leisten, die Schüchternen müssen begreifen, dass auch ihr Beitrag wichtig ist und dass das »Puzzleteil« des anderen respektiert werden muss, d. h., auch sein Beitrag ist für das Gesamtbild erforderlich.

Diese Metapher zeigt weiter, dass es sehr unterschiedliche Teile in einer Gesamtheit gibt. Es gibt einige, die an den Rand gehören, die sich lieber zurückhalten, weil sie nicht so gerne mit vielen Menschen zu tun haben. Dann gibt es Teile für die Mitte, für diejenigen, die immer im Mittelpunkt stehen wollen, immer den Arm in der Luft haben, um Fragen des Lehrers zu beantworten, und viele Freunde haben! Dann gibt es noch die Seitenteile, die sich gerne den Bedürfnissen der anderen anpassen: Die Eckteile sind ruhig, können aber sehr lebhaft werden, wenn sie mit anderen, die gerne im Mittelpunkt stehen, zusammen sind. Um eine schnelle und zuverlässige Einschätzung einer Gruppe zu bekommen, erhält jeder Teilnehmer ein solches Puzzleteil und wird aufgefordert, es an der richtigen Stelle einzusetzen: Da der Körper nicht lügt, wird sehr schnell deutlich, welche Teilnehmer in den Mittelpunkt gehören (es sind die, die beginnen), welche Randstücke eher im Hintergrund bleiben und wer sein Teil lieber jemandem gibt, der zum Mittelstück gehört und es für ihn einfügt. Die Eckstücke bleiben sitzen und halten sich zurück, bis sie an der Reihe sind.

Kinder nehmen die Botschaft, die sich als konkrete Übung darstellt, viel interessierter auf. Sie haben Spaß und sind umso aufmerksamer, je mehr ihr Bedürfnis nach Bewegung akzeptiert wird: Es reicht schon, wenn der Lehrer beispielsweise einem Schüler, der zu viel Raum einnimmt, sagt: »Stephan, hast du heute schon dein Teil gelegt? Dann wäre es vielleicht besser, wenn du jetzt die anderen ihre Teile hinzufügen lässt!« Damit wird dem Kind die Möglichkeit gegeben, Bilder und Eindrücke zu erinnern und zu verstehen, dass es hier um die Gemeinschaft und nicht nur um sein persönliches Anliegen geht.

Soweit zu dieser Übung, die auch mit verschiedenen Arbeitsteams und in einer therapeutischen Gruppe durchgeführt werden kann.

Ein Puzzle kann auch eingesetzt werden, um die Trennung der Eltern zu konkretisieren. Wenn Sie z. B. einem Kind einzelne Puzzleteile zeigen, die nicht zueinander passen, und es auffordern, sie zusammenzufügen, so wird nach kurzer Zeit deutlich, dass es nicht geht. Und wenn Sie dann das Kind fragen, welches von den zwei Teilen nicht in Ordnung ist oder welches zu verändern wäre, dann stellt es leicht fest, dass jedes für sich durchaus stimmig ist, aber dass sie einfach nicht zusammenpassen. Und wenn Sie jetzt noch den Namen des jeweiligen Elternteils von hinten auf diese Teilstücke schreiben, dann wird deutlich, dass die Eltern nicht zusammengehören können. Sie werden irgendwo ihren Platz finden, aber verbunden mit anderen Teilstücken des Puzzles. Wenn Erklärungen auf diese Weise konkret vermittelt werden, dann sind langwierige Diskussionen oft überflüssig. Das Kind spürt, dass es nicht dafür verantwortlich ist, dass die beiden Teile nicht zusammenpassen. Wählen Sie die Teile sorgfältig aus, um sicherzustellen, dass sich das Teil des Kindes mit beiden Elternteilen verbinden lässt.

Drittes mnemotechnisches Prinzip: Nutzen der bereits bekannten Informationen

Glauben Sie, dass es für einen Italiener leichter ist, Spanisch zu lernen als für einen Deutschen? Warum? Weil Spanisch dem Italienischen verwandter ist? Ist es für einen Arzt leichter als für einen Fotografen, den Beruf des Apothekers zu erlernen? Der Arzt hätte es leichter, weil er bereits über Kenntnisse in diesem Bereich verfügt. Trotz unserer Anstrengung, die Psychologie allen zugänglich zu machen, sind die Konzepte über Neurosen, Abwehrmechanismen, Projektionen und das Über-Ich für die meisten unserer Klienten, insbesondere für die jüngeren, sehr undurchsichtig und fremd. Wenn Sie hingegen eine Übung machen, bei der bereits bekannte Informationen verwendet werden, dann lösen Sie implizit eine Fülle kognitiver, emotionaler, visueller, kinästhetischer Reaktionen aus, oft ohne dass der Klient es bemerkt. Er öffnet sich leichter, und es gelingt eine bessere Bearbeitung der jeweiligen Botschaft. Fällt es Ihnen denn nicht auch leichter, mit einer Gabel statt mit Stäbchen zu essen? Viele von uns lehnen es ab, mit Stäbchen zu essen, genauso lehnen manche die Psychotherapie ab, wenn die mnestischen Fähigkeiten des Klienten unberücksichtigt bleiben.

Der Impact-Therapeut bemüht sich unablässig, die »Datenbank« seines Klienten zu ergründen und zu nutzen, eine Beziehung aufzubauen, den Widerstand zu umgehen, eine bedeutsame Überlegung anzuregen und Anker zu setzen, um einen inneren Prozess auszulösen, der über das Therapiegespräch hinaus weiterwirkt.

Hier nun ein Beispiel, wie dieses Prinzip in einem therapeutischen Rahmen genutzt werden kann, mit Menschen, die nicht bereit sind, ihre bedrückenden Erfahrungen mit anderen zu teilen (Traumata, sexueller Missbrauch, physische und psychische Einschüchterung etc.). Nehmen Sie einen randvollen Müllsack und verschließen Sie ihn mit einer Schnur. Lassen Sie nun die Teilnehmer diesen Sack mit all seinen Gerüchen öffnen und stellen Sie folgende Frage: »Glauben Sie, dass dieser Sack mit seinen unangenehmen Gerüchen nach einiger Zeit weniger oder intensiver stinken wird? Möchten Sie einen Müllsack mit all den schlechten Erinnerungen dauernd mit sich herumtragen? Oder gibt es vielleicht sogar mehrere Säcke? Haben Sie vielleicht festgestellt, dass andere gemerkt haben, dass Sie anders geworden sind, und dass man es spüren kann, dass Sie nicht glücklich sind?« Es wäre einfach, ein langes Gespräch darüber zu führen und diese Metapher auszuschöpfen. Die Klienten, insbesondere die jüngeren, verstehen häufig überhaupt nichts von posttraumatischen Belastungsstörungen, aber sie wissen sehr gut, was mit einem Müllsack gemeint ist. Indem Sie dieses Wissen nutzen, ermöglichen Sie es ihnen, sich besser zu verstehen und gleichzeitig zu erkennen, wie wichtig es ist, den inneren Mülleimer zu leeren!

Das Konzept der »Utilisierung« von Milton H. Erickson greift dieses Prinzip auf. Er benutzte das Alltagsgeschehen seiner Klienten, betrachtete alles auf eine neue Weise, erleichterte dadurch die Therapeuten-Klienten-Beziehung, verringerte den Widerstand und gab so wichtige Impulse für den therapeutischen Prozess. In der Impact-Therapie »benutzen« wir Gegenstände des Alltags mit dem gleichen Ziel.

Viertes mnemotechnisches Prinzip: Emotionen auslösen

Das Gedächtnis ist direkt mit den Gefühlen verbunden. Erinnern Sie sich noch daran, wo Sie am 11. September 2001 gewesen sind? Wann und wie haben Sie von dem terroristischen Attentat in New York erfahren? Augenblicke im Leben des Menschen, wie z. B. die Geburt eines Kindes, der Tod eines Angehörigen oder eine wichtige Beförderung, sind für immer in unser Gedächtnis eingegraben, weil sie mit starken Emotionen verbunden sind. Die Emotion fördert nicht nur die schnelle Aufnahme der Information, sondern auch ihre Dauerhaftigkeit.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das mnemotechnische Prinzip in der Psychotherapie anzuwenden. Wie bereits erwähnt, geht es zunächst darum, ein dem Klienten bekanntes und für ihn emotional bedeutsames Objekt zu verwenden. Dadurch erfolgt eine außergewöhnliche Beschleunigung des Prozesses. Beispielsweise wenn Sie einen Kasten Bier auf einen Stuhl stellen, um den Alkoholismus eines Elternteils zu verdeutlichen; wenn Sie Bonbons auf einen Stuhl legen, um die pädophile Neigung eines Erwachsenen darzustellen; den Lieblingsbleistift eines Jugendlichen als Symbol für seine Bereitschaft benutzen, sich mehr Zeit für die Schularbeiten zu nehmen; das Foto einer Familienfeier verwenden, um trotz Schwierigkeiten wieder mit den guten Seiten des Lebens Kontakt aufzunehmen, etc. Jeder besitzt Gegenstände, die mit intensiven Gefühlen verbunden sind.

Bitten Sie den Klienten, Ihnen mit Gefühlen besetzte Objekte zu nennen. Indem Sie ihn dazu auffordern, stellen sich zwangsläufig tiefe Gefühle und innere Bilder ein, und der Körper und sein ganzes Selbst sind impliziert. Einem meiner Klienten war ein Bein amputiert worden, und es konnte keine Prothese befestigt werden. Er nahm eine leere Bierflasche, drehte sie um, so dass sie nur noch durch den Flaschenhals gehalten wurde, und umschrieb damit seine aktuelle Situation. Dieses einfache Bild war so stark, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen: Nur noch auf einem Bein stehen können, von einem geringen Stoß umgeworfen werden können. Es folgte eine eingehende und ausführliche Exploration seiner heutigen Situation.

Symbole sind stark, sie haben oft mehr Kraft als tausend Wörter, sie setzen Gedanken, Vorstellungen und Gefühle verdichtet um. Lassen Sie Ihre Klienten eigene Symbole finden, und Sie werden überrascht sein, wie leicht sie an den Kern der Probleme gelangen. Erleichtern Sie es ihnen, ihr Erleben zum Ausdruck zu bringen, indem Sie ihnen etwas in die Hand geben, das sie formen, bewegen und gestalten können. Wenn es sich z. B. um ein 7-jähriges Kind handelt, können Sie ihm Monopoly-Geld oder Spielkarten geben und es auffordern, symbolisch sein Verhalten zu quantifizieren. Das Kind hat beispielsweise seinen Freund geschlagen, und Sie fragen es: Ist es wie ein Herz-Ass oder wie eine Pik-Drei? Ist es wie ein Euro, wie hundert Euro oder wie 500 Euro? Wenn Sie ihm die Übung gut beschreiben, wird das Gespräch zu einem Spiel, bei dem Sie vieles über Ihren Klienten in Erfahrung bringen. Haben Sie den Eindruck, dass diese Art der Begegnung mehr Wirkung hat als das reine Gespräch? Dies wird zwangsläufig mehr sein, denn Sie haben vier der oben beschriebenen Mnemotechniken zur Anwendung gebracht.

Es gibt mindestens zwei weitere Möglichkeiten, Gefühle während des therapeutischen Prozesses anzusprechen. Die erste Möglichkeit besteht darin, die Situation zu dramatisieren, die Angelegenheit auszuweiten. Wenn sich ein Klient z. B. sehr von einem Problem eingenommen fühlt (Scheidung der Eltern, Drogen, körperliche Behinderung, Schulversagen, Liebeskummer etc.), dann schreiben Sie den Begriff auf einen braunen Karton (die hintere Seite von Briefblöcken, etwas sehr Alltägliches, das man nach Gebrauch wegwirft). Nun fordern Sie ihn auf, diesen Karton mit beiden Händen nahe an sein Gesicht zu halten, fingerbreit vor seine Nase, so dass er nichts anderes als dieses Wort auf dem Karton sehen kann. Versuchen Sie jetzt, ihm andere Gegenstände zu zeigen, die er natürlich nicht sehen kann, weil er den Karton vor den Augen hat. Sehr schnell entsteht bei ihm Frustration darüber, dass er alles andere nicht wahrnehmen kann, da sein Gesichtsfeld eingeengt ist. Je mehr es dem Klienten gelingt, Distanz zu nehmen, d. h. den Karton nach und nach weiter von seinem Gesicht wegzubewegen, umso mehr wird er sich entlastet fühlen, weil sein Blick nicht mehr durch die räumliche Beengtheit eingeschränkt ist. Vielleicht wird er sogar, mit einem tiefen Atemzug, von dem Problem Abstand nehmen können.

Eine andere Möglichkeit, die Gefühle des Klienten anzusprechen, besteht darin, Kodierungen vorzunehmen. Lassen Sie es mich erklären: Unser Gehirn reagiert auf eigentümliche Weise. Das menschliche Wesen besteht aus Gewohnheiten. 95 % unserer Reaktionen sind durch vorausgegangene Erfahrungen automatisiert (Smith 1996). Das bedeutet, dass bestimmte Stimuli voraussehbare Reaktionen auslösen. Haben Sie z. B. nicht auch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin freundliche Kosenamen eingeführt wie »mein Schatz«, »mein Lieber, meine Liebe«, »mein Mäuschen, Häschen«? Vielleicht betiteln Sie auch Ihren Sohn oder Ihre Tochter, Ihr Haustier, Ihren Kollegen, Ihre Schwester auf ähnliche Weise? Wenn wir nun davon ausgehen, dass Ihr Gehirn die affektiven Codes gespeichert hat, dann erfolgt eine spontane Annäherung. Zweifeln Sie daran? Das ist normal, denn die meiste Zeit erfolgen solche Reaktionen rein automatisch. Sie sind sich dessen nicht einmal bewusst.

Versuchen Sie jetzt einmal, an eine fremde Person zu denken, die Ihnen auf eine offenherzige Weise einen netten Spitznamen gegeben hat. Konnten Sie dadurch leichter eine freundschaftliche und vielleicht sogar eine Liebesbeziehung zu dieser Person aufbauen? Solche Codes lassen uns manchmal auf erstaunlich fremdartige Weise reagieren. Hier ein weiteres Beispiel: Mein Schwager ist Polizist. Wir fuhren gemeinsam in seinem Wagen und wurden wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten. Der Polizist fragte nach dem Führerschein, er kannte meinen Schwager nicht. Alle beide besaßen ein Dienstgradabzeichen, sozusagen ihr Erkennungszeichen. Nachdem mein Schwager es ihm gezeigt hatte, erkannten sie sich sogleich als Verbündete. Es gab keine Anzeige, denn sie hatten einen gemeinsamen Code.

Ein anderes Beispiel: Seit langem fahre ich in den Schulferien mit meinem Sohn nach Kuba. Im letzten Jahr, als ich mit Jordane am Strand war und wir uns unterhielten, kam plötzlich jemand hinzu: »He! Salut! Kommt ihr aus Quebec?«, fragte dieser Fremde auf vertraute Weise. Er hatte einen Code erkannt, denn wir sprachen in dem spanisch sprechenden Umfeld den Dialekt von Quebec. Niemals hätte uns diese Person zu Hause so kameradschaftlich angesprochen. Auch hier schuf der gemeinsame Code eine Annäherung.

Jedes Mal, wenn Sie in der Therapie einen Gegenstand benutzen und eine Bühne aufbauen, entsteht zwischen Ihnen und Ihrem Klienten eine Art Code. Arbeiten Sie möglichst oft damit. Anstatt ein schüchternes Kind aufzufordern, seine Meinung zu äußern, fragen Sie es ganz einfach, ob es sein »Puzzleteil« heute schon eingesetzt hat. Geben Sie ihm einen Styroporbecher mit nach Hause, um damit an den Inhalt der Stunde zu erinnern und um die Bindung bis zur Sitzung in der nächsten Woche aufrechtzuerhalten. Setzen Sie die in der Therapie entstandenen Codes regelmäßig ein. Sie sind immer wieder ein wichtiger Teil Ihrer Botschaft. Es entsteht eine einzigartige Sprache, die an unsere Person gebunden ist und die niemand sonst versteht. Wir werden Komplizen und sind uns daher sehr nahe.

Fünftes mnemotechnisches Prinzip: Interesse wecken

Kennen Sie das Autokennzeichen Ihres Nachbarn? Kennen Sie das Logo und die Bankleitzahl Ihrer Bank? Wissen Sie, ob die Kassiererin im Supermarkt einen Ring trägt? Wie ist die erste Seite der Speisekarte in dem Restaurant gestaltet, das Sie häufig aufsuchen? Fällt es Ihnen schwer, auf diese Fragen zu antworten? Es kann sein, dass Sie eine Sache hundert, vielleicht sogar tausend Mal gesehen haben. Ihre Augen haben es gesehen, aber Ihr Gedächtnis hat es nicht gespeichert, weil es nicht von Interesse ist. Das Gedächtnis funktioniert gemäß dem Interesse.

Anders als man es glauben könnte, sind unsere Klienten nicht immer daran »interessiert«, über sich, ihre Schwierigkeiten und anzustrebende Lösungen zu sprechen. Ein Teil unserer Arbeit besteht darin, unsere Klienten zu involvieren, und dies setzt voraus, dass der Prozess für sie »interessant« ist. Interessant bedeutet, dass etwas Unerwartetes, eine Überraschung geschieht beispielsweise, durch das Aufzeigen von Perspektiven, die gewisse Wünsche auslösen und einfach Spaß machen, so dass der Klient Lust bekommt mitzumachen. Sobald Sie eine Übung vorschlagen, wird das Interesse geweckt. Im Grunde lösen Sie zwei spontane Reaktionen aus: Die erste besteht darin, dass das Gehirn dazu tendiert, ein Geschehen zu vervollständigen. Es ist ein Automatismus. Wenn Sie also Elemente in die Diskussion einbringen, die mit diesem Kontext nichts zu tun haben, versucht der Klient herauszufinden, warum das so ist, seine Haltung ändert sich, und es entsteht Neugierde. Zweitens: Sie benutzen Zugänge, die noch nicht infiziert sind, wodurch der Widerstand umgangen wird. In anderen Worten, wenn Sie bei einem Klienten ein Problem direkt verbal angehen, der nichts davon hören will, dann lösen Sie einen starken Widerstand aus. Wenn Sie dagegen den Klienten auffordern, z. B. mit Karten zu spielen oder ein Blatt Papier anzuschauen, das Sie durchreißen, dann überraschen Sie ihn und veranlassen ihn, Ihnen zu folgen, statt sich zu entfernen. Wenn es Ihnen gelungen ist, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, wird er sich Ihre Aussage sehr viel leichter und intensiver einprägen.

Wenn beispielsweise ein Jugendlicher zu Ihnen geschickt wird, weil seine Eltern oder Lehrer Drogen bei ihm entdeckt haben, er also nicht aus eigenem Antrieb kommt, dann wird er mürrisch und abweisend auf das Gespräch reagieren und desinteressiert sein. Wenn Sie ihm dagegen ein Geldstück anbieten, sagen wir 1 Euro, dann lösen Sie starke neurologische Vernetzungen aus. Denn jeder ist an Geld interessiert, und gleichzeitig ist es eine Überraschung, die alle Sinne anspricht. Wenn er nun das Geldstück nehmen will, sagen Sie zu ihm: »Nein, nimm nur die Zahl und nicht die Münze.« Noch eine Überraschung! Interessant! Natürlich geht das nicht, er kann nicht nur die Zahl nehmen. Dann können Sie ihm die Botschaft vermitteln: »Sieh mal, so ist das auch mit den Drogen, man kann nicht nur den Genuss haben, sondern man nimmt auch alles, was dazugehört: Geldprobleme, Elternsorgen, Schulschwierigkeiten etc. Immer wenn du jetzt ein Geldstück siehst, wirst du dich daran erinnern.« Auch wenn der Jugendliche nicht bereit ist, mit Ihnen zu sprechen, so ist es Ihnen doch gelungen, einen Anker zu setzen, der ihn, spätestens wenn er wieder kommt und wenn er ein Geldstück sieht, daran erinnert. Glauben Sie nicht auch, dass Ihr Klient an diese Erfahrung denken wird, nachdem er Ihr Büro verlassen hat? Selbst wenn er intellektuell Ihre Intervention ins Lächerliche zieht, haben seine Augen und sein Körper diese Botschaft aufgenommen, auf bewusster und auf unbewusster Ebene.

Milton Erickson hat das Interesse beim Klienten gründlich genutzt (Erickson u. Rossi 1998). Sie kennen vielleicht seine Geschichte von dem kleinen Mädchen, das wegen seiner Sommersprossen »Zimtgesicht« genannt wurde, worunter es sehr litt. Das Mädchen hatte überhaupt keine Lust, Doktor Erickson aufzusuchen. Als sie in sein Büro trat, und noch bevor sie ein einziges Wort sagen konnte, rief er: »Du bist eine Diebin! Du hast geklaut!« Er wusste, wie groß der Widerstand war, und lenkte ab, schuf, statt gleich auf das Thema Sommersprossen zu kommen, eine unvermutete »Erfahrung«. Das Interesse des Mädchens war geweckt, es musste sich gegen die Anschuldigung verteidigen, war emotional aufgewühlt und richtig wütend. »Ich bin keine Diebin! Ich habe noch nie etwas geklaut!« sagte es empört. »Doch, du bist eine Diebin, du klaust. Ich weiß auch, was du gestohlen hast.« rief er ihr zu. »Das können Sie nicht beweisen, das ist unmöglich, ich habe nichts geklaut«, wiederholte es noch aufgebrachter. »Ich weiß sogar, wo du warst, als du geklaut hast.« Das Mädchen war voller Wut und verteidigte sich vehement. Dann sagte Erickson: »Ich werde dir sagen, was und wo du gestohlen hast. Du warst in der Küche und hast den Tisch gedeckt, als du die Gebäckdose deiner Mutter entdeckt hast, du weißt schon, die Dose mit den Zimtstangen, du hast das Zimt auf dein Gesicht verteilt, und daher ist dein Gesicht voller Zimtflecke.« Die Wut, die das Mädchen wegen seiner Sommersprossen empfand, veränderte sich durch die große Empörung über die Anschuldigung. Von nun an akzeptierte es sein Zimtgesicht und begann sogar, Zimtgebäck zu mögen.

Milton Erickson verwendete diese mnemotechnischen Gesetze spontan: Seine Interventionen lösten Interesse und intensive Gefühle aus, sprachen das Visuelle und den Körper auf konkrete Weise an und machten vorhandene Informationen nutzbar.

Sechstes mnemotechnisches Prinzip: Lust und Spaß in der Therapie

Was glauben Sie, wie oft wird in der Werbung Humor eingesetzt und werden Lust und Spaß ausgelöst? Die Antwort kenne ich nicht, da die Werbung permanent wechselt und es darüber keine Statistiken gibt, aber es geschieht oft: Brauereien koppeln die Präsentation ihres Produkts an Feiern und Feste, die Hersteller von Jeans verbinden sie mit Sexualität, die im Übrigen bei den meisten Produkten angesprochen wird. McDonald behauptet, Familien glücklicher zu machen, Waschmittelhersteller lassen Ihre Kleidung weißer erscheinen, kurzum: Alle versuchen, ihr Produkt mit Lust und Freude zu verbinden. Sie haben verstanden, wie wichtig diese Faktoren für die Menschen sind.

Nehmen wir einmal an, dass es in Ihrem Umfeld Personen gibt, bei denen Sie sich wohl fühlen und mit denen Sie lachen können, und andere, bei denen immer wieder geklagt und gejammert wird. Wen werden Sie zu Ihrem Geburtstag einladen? An wen denken Sie, wenn Sie ein Wochenende mit einem Freund auf dem Lande verbringen wollen?

Stimmt es denn etwa, dass Sie einen bestimmten Bleistift, eine Sorte Papier, Zucker oder ein Waschmittel wirklich vorziehen? Bringen Ihnen diese Produkte wirklich Spaß oder Freude, und kaufen Sie sie deshalb?

Daraus können wir Therapeuten, aber auch wir Eltern oder wir Partner bzw. Partnerinnen eine wichtige Lektion ableiten: Wir sollten uns viel öfter fragen, was Lust und Spaß bereitet, und diesen Weg einschlagen. Nehmen wir einmal an, Sie arbeiten mit einem Jugendlichen und es geht darum, Höflichkeit und Respekt gegenüber anderen zu zeigen. Höflichkeit und Respekt sind zwei Begriffe, die bei Jugendlichen nicht gut ankommen. Besser ist es, diese Begriffe zu vermeiden, denn es besteht die Gefahr, dass Sie damit das Gegenteil bewirken. Wie kann man das Thema angehen, ohne eine ablehnende Reaktion auszulösen? Vorschlag: Nehmen Sie eine Tüte gefüllt mit kleinen Geschenkartikeln und sagen Sie dem Klienten, dass Sie etwas ganz Besonderes für ihn gefunden haben. Wer wäre nicht von der Vorstellung angetan, ein Überraschungsgeschenk zu erhalten? Lassen Sie ihn wählen zwischen der Tüte mit den Geschenken und einem offensichtlich benutzten Taschentuch und zögern Sie vor allem nicht, es vor seinen Augen mit Getöse zu benutzen. Mit den entsprechenden Geräuschen bieten Sie es ihm an bzw. fordern ihn auf zu wählen, was er vorzieht: die Tüte mit dem Geschenk oder das benutzte Taschentuch. Meistens löst es ein Lachen aus. Super! Wir haben unser Ziel erreicht, es macht Spaß. Als Antwort kommt natürlich »die Geschenktüte«. Aber warum? Im Taschentuch könnte ein Goldklumpen verborgen sein, und die Geschenktüte könnte leer oder noch schlimmer voller gebrauchter Taschentücher sein. Aber trotzdem wählt jeder die Geschenktüte wegen der Verpackung. Fragen Sie dann den Jugendlichen, wie er seine Aussagen »verpackt«. Ähneln seine Aussagen eher einem benutzten Taschentuch oder einem hübsch eingepackten Geschenk? Lösen seine Worte den Wunsch aus, sie »entgegenzunehmen«, oder eher das Gegenteil »es nicht gerne zu berühren«? Der Jugendliche kann auf diese Weise besser verstehen, warum es sinnvoll ist, seine Aussagen deutlicher zu formulieren, wenn er verstanden und geachtet werden möchte.

Natürlich handelt es sich hier um keine Wundermethode, und es muss auch über Höflichkeit gesprochen werden, aber anstatt es rein verbal zu tun, zeigen Sie dem Jugendlichen die Geschenktüte mit einem augenzwinkernden Lächeln! Lassen Sie dann das gebrauchte Taschentuch unbedingt verschwinden. Es ist sehr wichtig, nur das sichtbar zu machen, was mit Ihrer Botschaft übereinstimmt. Auch in der Werbung spricht Burger King niemals von McDonald. Es ist wichtig, dass der Kunde nicht an den anderen Anbieter, an den Konkurrenten, erinnert wird, das gilt auch für Sie. Benutzen Sie immer nur das mit dem gewünschten Verhalten übereinstimmende Symbol.

Bei einem Workaholic, der nicht bereit ist, weniger zu arbeiten, könnten Sie einen Zahnstocher nehmen und ihn auffordern, ein dickes Buch oder vielleicht einen Ziegelstein, falls Sie so etwas zur Verfügung haben, daran zu hängen. Natürlich wird der Zahnstocher unter dem Gewicht des Buches zerbrechen. Was geschieht, wenn das gleiche Gewicht an einen Bleistift oder einen Nagel gehängt wird? Fragen Sie Ihren Klienten, wie er sich in diesem Augenblick fühlt, eher wie ein Zahnstocher oder wie ein Nagel? Hat er ausreichend Kraft, das Gewicht zu tragen? Diese Frage macht mehr Spaß, als nur Erschöpfung und Machtlosigkeit zu thematisieren. Diese Art der Intervention spricht die Ressourcen des Klienten an und erleichtert den Veränderungsprozess.

Siebtes mnemotechnisches Prinzip: Einfach ist einfacher!

Leonardo da Vinci sagte: »Einfachheit ist unübertreffliche Klugheit.« Dies ist gewiss der Königsweg, um es Klienten zu ermöglichen, neue Informationen aufzunehmen und sich dabei wohl und »zu Hause« zu fühlen.

Welche der folgenden Sätze sind leichter zu behalten?

Sichtbare Dämpfe entwickelten sich aus brennbarem Material und ließen vermuten, dass ein explosionsartiges Verbrennen nicht auszuschließen wäre.

statt:

Kein Rauch ohne Feuer!

Wir bevorzugen in unserer Firma den Einsatz und das Zusammenwirken interdisziplinärer Erfahrungen.

statt:

Die Mitarbeiter der Abteilungen sprechen miteinander.

Keine Beeinträchtigung der Lohnrahmenrichtlinien für unsere Mitarbeiter!

statt:

Hände weg vom Lohn!

Diese Aussagen stammen aus dem Buch von Jack Trout und Steve Rivkin Die Macht des Einfachen (1999). Die Autoren stellen darin die Kraft der Einfachheit, aber auch ihre Seltenheit dar. Viele Menschen fliehen sogar vor ihr. Oft geben Unternehmen viel mehr Geld für komplizierte und umständliche Fortbildungen aus, bei denen kaum jemand etwas versteht, als für ein Seminar, in dem die Mitarbeiter leicht übertragbare, einfache Informationen erhalten.

Manche Therapeuten lehnen es ab, Knetmasse, Luftballons oder Gummibänder einzusetzen, es erscheint ihnen »unprofessionell«. Der Vorstandvorsitzende von McIntosh formulierte es so: »Einfachheit ist die höchste Form der Perfektion.« Die meisten scheinen das vergessen zu haben. Seien Sie einfach, und Ihre Klienten fühlen sich sogleich wohl, und zwar junge wie alte, Gebildete wie Schulversager. Menschen nehmen einfache Informationen leichter auf, das ist einfach so.

Hier noch ein Fallbeispiel: Einer meiner Klienten gab so gut wie keine Antwort auf die ihm gestellten Fragen. Seine beiden Beine waren amputiert worden, und er schien völlig von der Realität abgeschnitten zu sein. Die Amputation war die Folge eines Autounfalls und hatte drei Wochen vorher stattgefunden. Dem 19-Jährigen waren beide Beine in Höhe der Hüften abgenommen worden, und die Ärzte bangten um seinen rechten Arm. Mehrere Therapeuten hatten versucht, ihn psychologisch zu unterstützen. Alle beschrieben seinen Zustand mit der gleichen Metapher: »Er schwimmt!« Ein Impact-Therapeut versucht, diese Information aufzugreifen und den Klienten zu einer Übung zu bewegen.

Als ich mich an sein Krankenbett setzte, habe ich nichts gesagt. Ich wollte seine Neugierde wecken, sein Interesse, seinen Wunsch zu verstehen, warum ich zu ihm kam und ihm nichts aufdrängen. Ich nahm den Krug, der sich auf einem Tablett oberhalb seines Bettes befand, und goss, ohne weitere Erklärung, Wasser in ein Glas. Er schaute mich irritiert fragend an, ist es für dich oder für mich? Als Antwort nahm ich ein Stück Papier (man muss nutzen, was sich im Umfeld befindet), zerknüllte es langsam und bedächtig, bis nur noch eine kleine Kugel übrig blieb. Ich legte sie auf das Wasser im Glas, sie schwamm!

Der Körper des Klienten reagierte sofort. Er spürte den Schmerz, und Tränen liefen über seine Wangen. Wir hatten noch kein Wort miteinander gesprochen. Dann sagte er und zeigte dabei auf das schwimmende Papier im Wasser: »Ich möchte nicht, dass es untergeht.« Wow! Mir lief es kalt den Rücken herunter. Auch mir stiegen die Tränen in die Augen. Wir waren beide ergriffen von dieser Erfahrung, und es handelte sich hier nicht mehr um das übliche Szenario »Psychologinversucht-Vertrauen-aufzubauen-und-mit-dem-Widerstand-eines-traumatisierten-Patienten-umzugehen«.

Ich begann sehr sanft, die schwimmende Papierkugel von einem Rand des Glases zum anderen zu bewegen und fragte ihn: »Wodurch könnte es untergehen?« Er antwortete, ohne zu zögern: »Wenn es mir nicht gelingt, eine Prothese zu tragen.« Auch die Ärzte hatten noch Bedenken, weil die Amputation sehr nahe am Becken erfolgt war. »Wenn du keine Prothese tragen kannst, dann glaubst du, dass du untergehst?« Und während der Klient sehr aufmerksam das Glas fokussierte, begann ich mit dem Finger die Papierkugel herunterzudrücken. Sobald diese im Wasser verschwunden war, errötete er und fügte rasch hinzu: »Er wird vielleicht nicht ganz absaufen.«

Es war ein magischer Moment, wir befanden uns beide regungslos in einer Art Trance, wie das meistens geschieht, wenn Visuelles und Kinästhetisches eingesetzt werden. Da ich in diesem Krankenhaus nicht permanent arbeite, sondern in großen Abständen bei den Mitarbeitern als Supervisorin tätig bin, nahm ich mir vor, ihn bei der nächsten Gelegenheit wieder zu besuchen. Während ich es ihm erklärte, fischte ich gleichzeitig die Papierkugel aus dem Glas und teilte implizit mit, dass ich glaubte, dass er nicht absaufen, sondern »es schaffen« würde. Als ich ihn nach drei Wochen wieder sah, griff er bei meinem Anblick hastig in seinen Nachttisch und fischte die Papierkugel heraus, die ich bei ihm gelassen hatte. Mit Tränen in den Augen sagte er mir: »Sie ist nicht untergegangen. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich Prothesen tragen werde und dass mein rechter Arm erhalten bleibt.« Keiner von uns beiden war in der Lage, mehr dazu zu sagen. Tief ergriffen schwiegen wir beide einige Minuten lang, dann gaben wir uns die Hand und betrachteten gemeinsam die Papierkugel. Ich bin fest davon überzeugt, dass durch die Einfachheit der Übung das Herz des Klienten schneller erreicht werden konnte und dass damit unabhängig vom Alter und vom jeweiligen Thema eine direktere und tiefere Verbindung entstehen kann.

Achtes mnemotechnisches Prinzip: Wiederholen, wiederholen … doch ohne Zwang!

Die meisten Lernvorgänge erfolgen durch Wiederholung und unter Einsatz aller Sinnesorgane, es sei denn, eine intensive Gefühlsregung ist damit verbunden. Wenn Sie sich z. B. beim Kochen verbrennen, dann müssen Sie es nicht erneut erleben, um zu begreifen, welche Gefahr mit Hitze verbunden ist. Demgegenüber ist es so gut wie unmöglich, eine Fremdsprache in einem einmaligen Versuch zu lernen. Dabei ist wiederholtes Üben unerlässlich. Dies trifft auch zu, wenn nach vielen Jahren ein bestimmtes Verhalten verändert werden soll.

Der Einsatz von greifbaren Objekten in der Psychotherapie bringt einen erheblichen Vorteil: Sie sind visuell verfügbar und bleiben es auch, vor allem wenn es gelingt, sie in der natürlichen Umgebung des Klienten zu finden, und wenn sie ihn an den Inhalt des Gesprächs erinnern können. Wenn man einen Klienten wöchentlich für eine Stunde sieht, dann haben wir nur 60 Minuten Zeit, um Einfluss auf sein bewusstes Denken und auf sein Verhalten zu nehmen. Wenn es uns jedoch gelingt, durch das Setzen eines Ankers eine Verbindung herzustellen zwischen der Botschaft und einem vertrauten Objekt, dann werden jedes Mal, wenn der Klient damit in Berührung kommt, die besprochenen Inhalte wiederholt, was die Wirkung erhöht. Sie brauchen dazu nicht mehr anwesend zu sein: Die von Ihnen während der Therapie eingesetzten Objekte sind sozusagen aufgeladen und übermitteln die Botschaft mehrmals täglich an die zentralen Funktionen des Gehirns, d. h., das Visuelle und das Kinästhetische bewirken dies.

Haben Sie schon mal in Ihrem Leben Gegenstände aufbewahrt, die keinerlei materiellen Wert haben (einen Stein, eine Postkarte oder ein Stück Holz, das Sie auf einem Spaziergang aufgelesen haben), nur weil sie eine Art »Rückfahrschein« zu den Emotionen sein können, die Sie bei dieser Gelegenheit empfunden haben? Es ist nicht zu unterschätzen, wie viel ein scheinbar nutzloses Objekt bei einer bestimmten Person auslösen kann. Wenn Sie Ihrem Klienten Objekte mitgeben (eine Karte, ein Glas, ein Puzzleteil), dann wird der Inhalt der Therapiestunde weitergetragen und die Beziehung zwischen Ihnen und dem Klienten auf wirksame Weise gefestigt.

Impact-Techniken sind mehr als reine Mnemotechniken

Der mnemotechnische Aspekt bei den Impact-Techniken ist sehr wichtig, aber das ist noch nicht alles. Es gibt dabei noch mehr zu beachten.

Immer wenn Sie eine dieser Techniken zum Einsatz bringen, zwingen Sie den Klienten, seine Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt zu fokussieren. Jede Minute wird genutzt, weil Klient und Therapeut sich voll in den Prozess einlassen.

Es kommt hinzu, dass diese Dramaturgie den Klienten zum Handeln bringt. Milton Erickson (siehe u. a. Rosen 1994) hielt es für sehr wichtig, Klienten so schnell wie möglich in Aktion zu bringen. Er forderte sie oft auf, vor der ersten Sitzung auf den Squaw Peak, einen hohen Berg in Arizona, zu steigen. Sie sollten etwas Konkretes tun, etwas, das man sehen und fühlen kann. Wenn bei der Impact-Therapie Objekte oder Übungen eingesetzt werden, dann wird damit eine implizite, aber deutliche Botschaft vermittelt: Der Klient muss sich körperlich einbringen, muss handeln, muss sich bewegen oder eine Geste machen, und das führt zu bemerkenswerten Ergebnissen.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Tatsache, dass die gewohnte Reaktionsweise des Klienten durchbrochen wird. Es gilt das gute alte Prinzip: Wer immer wieder dasselbe tut, kommt zu dem gleichen Ergebnis! Wer etwas verändern will, muss anders handeln. Die hier vorgestellten Techniken führen zu einer anderen Kommunikationsform, zu anderen Interventionen. Sie nutzen verstärkt die Fähigkeit, sich zu bewegen und zu spüren, und weniger die Logik und das Verbale. Der Klient erfährt eine Unterbrechung seiner alltäglichen Gewohnheiten, und durch den Einsatz konkreter Metaphern kommen seine gesamten Potenziale ins Spiel. Meist handelt es sich dabei um eine neue Perspektive, die den Klienten dazu bringt, eine andere Sichtweise und Lösungen für längst bekannte Schwierigkeiten zu entwickeln.

In der Impact-Therapie entsteht eine andere Therapeuten-Klienten-Beziehung. Beide werden zum Beobachter der Situation; statt Therapeut versus Klient kommt es zu einer Beziehung Therapeut und Klient, die gemeinsam ein Geschehen betrachten; beide Protagonisten stehen auf der gleichen Seite. Obwohl dies implizit geschieht, ist diese Perspektivenverschiebung entscheidend für das Entstehen einer Vertrauensbeziehung.

Die Impact-Techniken sind im Übrigen universell und können in unzähligen Kontexten mit sehr unterschiedlichen Klienten und Problematiken zur Anwendung gebracht werden. Sie verringern den Widerstand erheblich, weil das Problem indirekt angegangen und dennoch durch die Dramaturgie direkt in Szene gesetzt wird (natürlich nur, wenn es stimmig ist).

Der gesamte Prozess erhält dadurch wesentlich mehr Dynamik. Viele Therapeuten sagen sogar, dass für sie hierin der Hauptvorteil liegt. Ihnen macht ihre Arbeit viel mehr Freude, wenn sie Impact-Techniken anwenden. So, wie es in einem alten Sprichwort heißt: »Alles, was du mit Freude tust, machst du besser!«

1Anm. d. Übers.: die Lehrerin

Impact-Techniken für die Psychotherapie

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