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KAPITEL EINS

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Damals im Wald war das Leben schön. Vater und Mutter Bär hatten sich lieb und ihr Sohn Pipp kannte keinen Kummer; ebenso wenig der Kater Schwarzhals. Dieser fast vollkommen weiße Kater, er verdankte seinen Namen dem schwarzen Streifen rings um seinen Hals, war Pipps bester Freund und lebte bei den Bären, seit Vater Bär ihn als Katzenbaby mutterseelenallein im Wald gefunden hatte. Pipp war damals selbst noch ein Baby gewesen und seine Eltern hatten ihn und den Kater wie Brüder großgezogen. Pipp und Schwarzhals waren unzertrennlich. Sie spielten und lachten zusammen, gingen angeln und bauten geheime Höhlen -- und petzten niemals, wenn der andere etwas Dummes angestellt hatte.

Eines Tages aber zogen Sorgenwolken über ihrem Glück auf: Vater Bär kam nicht von der Arbeit nach Hause. Normalerweise war er spätestens zum Abendessen daheim, doch an diesem Abend warteten Pipp, seine Mutter und Schwarzhals vergeblich! Auch am nächsten Morgen war Vater Bär noch nicht da, und es erschien ihnen alles düster und traurig, nicht einmal der Frühstückshonig wollte ihnen schmecken. Was war mit Vater Bär geschehen? Sie wussten es nicht! Pipp und Schwarzhals war mulmig zumute, beide hatten einen dicken Kloß im Hals. Mutter Bär weinte nur.

Schwarzhals sprang Pipp auf den Schoß und raunte ihm ins Ohr: „Komm, wir gehen Papa suchen. Ich kann nicht einfach hier herumsitzen und zuschauen wie Mama weint.“

Pipp war nie ganz so verwegen wie Schwarzhals und ging der Gefahr lieber aus dem Weg. Doch auch er musste jetzt etwas tun! Und so stand er auf und sagte seiner Mutter, was sie vorhatten. Als er zu Ende gesprochen hatte, schluchzte Mutter Bär nur noch mehr. „Soll ich dich auch noch verlieren?“

„Mama“, sagte Pipp, und fühlte sich sehr groß in diesem Moment, „wir wissen doch gar nicht, was Papa passiert ist. Vielleicht ist er nur hingefallen oder mit dem Bein in einer Felsspalte stecken geblieben. Wir werden ihn finden! Und ich verspreche dir, dass wir gut auf uns aufpassen!“

Mutter Bär wischte sich die Tränen weg, blickte ihrem Sohn ins Gesicht und nickte. „Du hast recht, Pipp. Und ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Du hast mich nie angelogen.“

Der kleine Bär schluckte als er seine Mutter so reden hörte. Denn natürlich hatte er seine Eltern schon einmal angeflunkert. Jetzt aber schwor er sich, sie niemals wieder anzuschwindeln. Denn dass einem jemand vertraut -- und auch vertrauen kann -- das ist ein wunderschönes Gefühl.

Der Hüter des Waldes

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