Читать книгу Vanessa - Erfülltes Leben - Daniel Raymond Rittiner - Страница 7

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1974, Sommer nach meinemInternatsabgang

Eine elegante, auffalend attraktive braunjahrige Schönheit, mit funkelnden schwarzen Augen steht mir gegenüber. Ich schätze sie auf Anfang 40.

Auch sie hat mich bemerkt und mustert mich jungen Mann mit offensichtlichem Wohlgefallen. Schliesslich bin ich 1,85 Meter lang, schlank und athletisch, trage einen dunkelblauen Blazer, ein blütenweisses Hemd und helle enge Jeans. Auch für eine Dame in den besten Jahren kann ich nicht übersehbar sein. Ich strahle sie mit meinem Winnerlächeln an und nicke ihr leicht zu. Ein verstehendes Lächeln umspielt ihren verführerischen Mund, sie ist eine unnahbare Dame mit Stiel und lässt sich nicht auf ein Abenteuer mit einem Jungspon ein, trotzdem, sie ist mir sehr sympatisch und erscheint mir äusserst begehrendswert.

Plötzlich durschneidet ein explosionsartiger Knall die Ruhe der riesigen USB-Bankschalterhalle. Eine Handgranate wurde in den Bereich der Bankangestellten geworfen und ist dort explodiert. Eine kurze unglaubliche Stille folgt. Unmittelbar darauf der Ausruf in italiensch akzentiertem Deutsch: Überfall, alle hinlegen, Gesicht nach unten, ein Feuerstoss aus einer automatischen Waffe gegen die Stukkaturdecke der Schalterhalle unterstreicht die Forderung der drei ganz in schwarz gekleideten und mit Kopfstrümpfen maskierten Männer.

Aus den Augenwinkeln kann ich beobachten wie einer der drei Bankräuber von einer am Kopf blutenden Bankangestellten Scheine erhällt und in eine Plasticktüte stopft. Ein schrilles Geräusch ertönt, einer der Bankangestellten konnte offensichtlich noch die Alarmanlage auslösen. Panik bricht aus unter den drei Räubern, dies war so sicher nicht eingeplant. Sie wenden sich sofort dem Ausgang zu, einer der Gangster kehrt kurz vor dem Ausgang und kommt genau auf uns zu. Ich realisiere sofort dass er eine Geissel mitnehmen will. Instinktiv lege ich meinen Körper über die zitternde Frauengestalt in meiner unmittelbaren Nähe. Ein peitschender Knall, mich durchzieht ein beissender Schmerz, alles um mich wird Nacht.

Ein Sonnenstrahl blendet mich, blinzelnd schlage ich die Augen auf. Ein Engel schaut mir direkt in die Augen. Also bin ich gestorben, aber im Himmel angekommen bei einem Engel. Nochmals schlage ich meine Augen auf, versuche einen weiteren Blick, wieder diese himmelblauen Augen mit dem leuchtenden Licht und der Klarheit von tiefen Bergseen. Der Engel hält sanft meine Hand und spricht mit mir.

Wie fühlen sie sich, bleiben sie ruhig und entspannt, sie sind in Sicherheit. Ich realisiere langsam das dies kein Engel ist, dies ist Realität und ich lebe noch. Wie aber kann ein Menschenwesen so schön sein, wie kann es einem so in die Augen sehen, mich durchfährt eine wohliges Gefühl von Ruhe und Sicherheit. Ein ganz in weiss gekleideter Mann steht am Fussende des Krankenlagers und spricht leise und trotzdem verständlich zu mir. Sie hatten grosses Glück, das Projektiel hat ihr Herz nur knapp verfehlt. Ein glatter Durchschuss, zwei Narben werden bleiben, weitere Komplikationen können wir jedoch ausschliessen, sie sind jung und gesund und werden das Krankenhaus in drei Tagen verlassen können.

Im Corriere del Ticino lese ich mit grossem Interesse den Ausgang des Banküberfalls der für mich so schmerzvoll endete. Die Gangster haben sich eine Frau die nicht beschützt wurde als Geisel genommen. Mit ihrem schnellen Alfa-Romeo sind sie, verfolgt von der Tessiner Kantonspolizei mit Tempo 200 über die Autobahn Richtung Chiasso gebrettert, der italienischen Grenze entgegen.

Ein Funkspruch der Tessinerpolizei liess die Carabinieri kurz vor Stabio eine Strassensperre mit einem Nagelteppich über die gesammte Breite der Autobahn auslegen. Die Reifen des Alfa platzen alle gleichzeitig, der Alfa überschläg sich mehrmals und bleibt auf dem Dach liegen. Zwei Gangster eröffnen das Feuer aus ihren Kalaschnikovs. Die Überzahl der Carabinieri fakelt nicht lange. Der Alfa samt Inhalt wird förmlich durchsiebt. Der Alfa geht in lodernden Flammen auf. Die junge Geisel war schon beim Überschlag des Wagens durch einen Genickbruch gestorben.

Der blonde Engel mit den wunderschönen blauen Augen und dem Antlitz einer Göttin ist entschwunden. Eine ältere aber sehr freundliche Krankenschwester erklärt mir, dass Schwester Vanessa nur aushilfsweise in der Notfallabteilung gearbeitet habe und das sie eigentlich Säuglingsschwester sei. Sie hat mir aber auch erzählt, dass Schwester Vanessa drei Tage und Nächte lang an meinem Krankenbett gewacht hätte als mein Zustand noch kritisch war.

Vanessa, Vanessa, ich habe mich sofort und total in sie verliebt, ich kann nur noch an sie denken. Eigentlich wollte ich ja jetzt meine Freiheit und die Welt geniessen, mich vergnügen und meine geplante Weltreise unternehmen. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, alles dreht sich in meinem Gedanken nur noch um dieses bezaubernde Wesen, Vanessa. Wie kann ich sie treffen, wird sie mich mögen, kann ich ihr meine Liebe gestehen. Plötzlich bin ich sehr unsicher, eines weiss ich, ich will sie und nur sie und immer sie.

Die Villa Principe Leopoldo, eine historische Villa, ehemalige Residenz eines Prinzen bietet einen wunderbaren Blick auf den Luganersee und den umliegenden Park. Hier habe ich die Suite bezogen um mich zu erholen von den Strapazen, aber insgeheim auch um in Lugano zu bleiben, in der Nähe von Vanessa. Obwohl ich heute eine persönliche Einladung von Baron Thebben erhalten habe kann ich mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken umkreisen immer wieder Vanessa, wie kann ich sie kennenlernen, wie kann ich sie wiedersehen.

Die Einladung von Baron Thebben ehrt mich und sicher wird dies ein angenehmer und gesellschaftlich interressanter Abend mit vielen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft werden. Ein verwegener Gedanke keimt in mir auf und ich werde ihn umsetzen, kleine Notlügen die keinen Schaden anrichten sind auch für einen Gentleman erlaubt. Die Telefonistin des Krankenhauses in Lugano verbindet mich augenblicklich mit der freundlichen Schwester Beatrice die mich so informativ über den Wirkungskreis von Vanessa informiert hat. Sie verrät mir auch ohne Umschweife die Direktwahl zur Station in der Vanessa tätig ist, sehr nett, ob sie etwas ahnt. Vanessas angenehme Stimme erkenne ich sofort, hallo, guten Tag hier spricht Schwester Vanessa, was kann ich für sie tun. Mir bleiben die Worte im Halse stecken wie einem kleinen Schuljungen. Oh, oh hallo ich bin der Patient mit dem dicken Verband von Zimmer, ja wie war die Zimmernummer, ich äh, ja, kann ich sie einladen. Ich fasse mich und versuche meinen ursprünglich geplanten Text vorzubringen, äh, ja Baron Thebben hat uns eingeladen, ein Empfang als Dank für die Rettung der Baronin.

Aha jetzt verstehe ich , sie sind der lange schlaksige, schwarzhaarige Bengel aus Zimmer 304 der uns beinahe verlassen hätte. Weshalb bin ich bei Baron Thebben eingeladen, ich habe niemanden gerettet. Äh, ha, aber sie haben den Lebensretter seiner Frau gerettet. Vanessa lacht und lacht und kann sich kaum erholen vor lauter Lachen. Sie erklärt mir, alle männlichen Patienten wären hinter ihr her und versuchten mit allen möglichen Tricks sie in ihr Bett zu bekommen, weshalb sollte sie mit einem Playboy wie mir einer Einladung zustimmen. Mein scharfer Verstand setzte jetzt verzögert wieder ein und ich argumentierte kühl und gelassen. Die Einladung des Barons währe ausdrücklich für mich und Schwester Vanessa ausgestellt. Ich akzeptiere ihre Absage und respektiere ihr Misstrauen gegenüber männlichen Patienten. Der Unterstellung des Playboy muss ich klar entgegensprechen, ich wurde streng katholisch erzogen und verbrachte meine Jugend bis vor einem Jahr in einem Internat.

Kurze Pause, oh , äh, Entschuldigung ich wollte sie nicht persönlich kränken. Soll ich jetzt noch sagen ich sei noch unerfahren oder gar noch unschuldig. Nein, nicht zu dick auftragen. Also liebe Schwester Vanessa, die Limousine des Barons holt sie dann am Freitag um 19 Uhr direkt am Schwesternwohnhaus ab. Ja, gut wenn sie meinen.

Bingo, fast schon ein Sechser im Lotto, der Abend wurde ein voller Erfolg, Vanessa entspannte sich und genoss das ausgezeichnete Dinner. Meine betont zurückhaltende Art schien ihr zuzusagen und sie fühlte sich durch mich nicht beobachtet oder gar belästigt. Baron Thebben nahm sie sowieso praktisch die gesamte Zeit für sich in Anspruch und unterhielt sich mehrmals angeregt mit Vanessa.

Der Baron hielt höchstpersönlich eine Rede und ich wurde als Lebensretter der Baronin in allen Ehren gelobt, praktisch in die Familie aufgenommen. Nach dem Diner erklärt mir der Baron, ihm in die Bibliothek zu folgen, er möchte noch mit mir persönlich sprechen. Er bietet mir den Job des Verkaufsmanagers für den Edelstahlvertrieb in den USA, England, Frankreich und Italien an.

Ich bin sprachlos, kann dies kaum fassen, bin jedoch frech genug um das Angebot anzunehmen. Schliesslich spreche ich englisch, französisch und italienisch. Der Baron erklärt mir, die erforderlichen Beziehungen zu den entsprechenden Handelshäusern wären bereits vorhanden, meine Aufgabe bestehe darin, diese Beziehungen zu pflegen und auszubauen. Der Baron erklärt weiter, dass diese Aufgabe mit einer so charmanten Frau wie Vanessa an meiner Seite sicher kein Problem darstellen könne.

Ja, jetzt bin ich doppelt gefordert, ich liebe Vanessa und ich brauche sie, Baron Thebben nimmt an, dass wir bereits Heiratspläne umsetzen und ich meinen Job kurzfristig übernehmen kann. Sein bisheriger Exportmanager hat ihn hintergangen indem er einen grossen Teil der Lieferungen zusammen mit Stahlherstellern aus Südkorea und China abgewickelt hat. Diese Transaktionen wurden kürzlich aufgedeckt und der Exportmanager wurde fristlos entlassen.

Zwei Tage später rufe ich Vanessa an um mich mit ihr zu verabreden.

Nein, sie hätte eigentlich keine Zeit an ihrem freien Tag. Diese Woche betreue sie an ihrem freien Tag eine Gruppe von Waisenkindern. Diesmal reagiere ich blitzschnell und erkläre, Kinder, kleine Kinder liebe ich über alles und ich wäre gerne bei der Betreuung dieser Waisenkinder dabei. Ja gut, einverstanden, bringen sie ihre Badehose mit wir fahren mit den zehn Kindern zum Lido Lugano um im See zu baden.

Ein anstrengender Nachmittag, aber auch ein lustiger Nachmittag. Die Kinder, alle so um die fünf Jahre alt erforderten unsere gesammte Konzentration und Führsorge. Für Vanessa blieb keine Zeit übrig, nicht gerade das was ich mir unter einem Rendevous mit ihr vorgestellt hatte. Vanessa hingegen genoss das Umsorgen der Kinder sehr. Um 18 Uhr brachten wir die Kinder zurück zu ihrem Waisenhaus und Vanessa bedankte sich bei mir mit einem kurzen, sanften Kuss auf meine Wange. Brav wie ein Sonntagsschüler ziehe ich mich zurück nachdem ich erklärte, einen so wundervollen Nachmittag noch selten erlebt zu haben.

Vanessa sieht mir in die Augen und lächelt mich an, mein Herz schlägt wie wild, sie hat mich doch noch wahrgenommen.

Nach diesem Nachmittag war das Eis gebrochen. Vanessa hat irgendwie Vertrauen zu mir gefasst durch den Kindernachmittag. Sie nimmt meine Einladung zu einem Nachtessen im Lidorestaurant an, ich muss jedoch eine Woche warten.

Ein wunderbar romantischer Abend beginnt. An einem Tisch für uns beide direkt am Seeufer unter einer Trauerweide mit Zweigen die bis auf Wasser reichen sitzen wir uns gegenüber. Sie blickt direkt in meine Augen. So blaue Augen, diese Intensität in ihrem Blick, was denkt sie, flirtet sie jetzt mit mir. Alles nur Wunschdenken, ich kann es nicht erkennen. Ein Glas Champagner zum Apero. Wir studieren die excellente Speisekarte und ich überrede Vanessa zu einem Chateau-Briand. Medium mag sie es und voraus einen kleinen Salat mit Frenchdressing. Eine Entenmutter mit sieben kleinen Entlein schwimmt direkt vor unserem Tisch im See. Vanessa verfüttert die feinen weissen Semmeln an sie, sie liebt Tiere sehr, dies sehe ich sofort.

Sehr sympathisch wie könnte dies anders sein bei diesem so natürlichen und herzlichen, sanften, engelhaften Wesen.

Vanessa erliegt unbewusst langsam meinem diskreten und zurückhaltendem Charme und lässt sich wöchentlich von mir einladen und ausführen. Ich kenne die romantischen Trattorias am See und die feinsten Edelgrottos des Tessin. Bei Brosio in Brissago chartere ich ein Rivaschnellboot, ein Traum, ganz aus Mahagoniholz gefertigt und der V8 Motor gibt einen diskreten dunklen Sound von sich. Ich entführe Vanessa auf die Boromeische Insel zu einem wunderbaren Diner auf der Schlossterrasse des Edelrestaurants. Einen Tisch direkt am See, wo den sonst, habe ich natürlich bereits reserviert. Der Clou des Abends haut Vanessa um, ich habe John Denver, ihren Lieblingssänger, wie ich mittlerweile von ihr erfahren habe, aus den USA einfliegen lassen. Er singt nur für uns. Vanessa ist begeistert, vor lauter Rührung den Tränen nahe, wunderbar, absolut perfekter Abend. Hat mich 50 Riesen gekostet, Vanessa glücklich zu sehen wäre mir eine Million wert.

Der Himmel über dem See verfärbt sich in eine Glut von orange und rot, langsam zieht die Dunkelheit über den silber glänzenden See. Vanessa schaut mir tief in die Augen und berührt ganz fein meine Hand. Ich bin der glücklichste Mensch auf diesem Planeten. Ich neige mich über den Tisch und berühre Vanessas feucht warmen Mund mit meinen Lippen. Ganz leicht liebkose ich ihren Hals, sie lächelt, ja dies liebt sie. Ein Feuer durchzieht meinen Körper, eine nie gekannte Leidenschaft entbrennt in mir. Mein Herz pocht wild und ich muss mich zurückhalten um nicht über den gedeckten Tisch zu springen.

Vanessa - Erfülltes Leben

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