Читать книгу FC Mezzi 2 - Bis an die Grenze - Daniel Zimakoff - Страница 4

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Kapitel 1

Der Countdown bis zum ersten Spiel des FC Mezzi lief. Noch drei Stunden. Ich überprüfte meine Fußballtasche zum dritten Mal. Wir sollten uns zwei Stunden vor dem Anstoß bei Kingo und Nikolaj treffen. Von dort aus waren es 35 Minuten Fahrt bis nach Agertofte. Wir sollten nicht in der besten Liga spielen, aber in der direkt darunter. Wenn wir die Liga gewannen, würden wir aufsteigen und gegen unsere alte Mannschaft spielen. Es hatte noch nie eine gemischte Mannschaft in der besten Liga gegeben. Aber Ursula und Anne machten ihre Sache gut. Sie waren beide ziemlich schnell und konnten oft vor Fouls weglaufen.

Die Sonne schien und es war perfektes Fußballwetter.

Mein Vater wollte mich hinfahren und mit zum Spiel kommen. Ich nahm die Tasche und ging in die Küche. Meine Mutter war am Laptop bei Facebook und mein Vater saß da mit seiner Zeitung und Kaffee. Das dürfte mindestens seine dritte Tasse sein.

„Okay, das Mühlhaus in Udby wurde verkauft“, sagte Mama.

„Tatsächlich?“ Papa schaute von seiner Zeitung auf.

„Endlich. An wen?“

„Da zieht bald eine kroatische Familie ein. Zwei Teenagermädchen und ein Junge in Johans Alter, habe ich gehört.“

„Ein kroatischer Junge? Kann er Fußball spielen?“, fragte ich.

„Das weiß ich leider nicht“, lachte Mama.

„Na, und ich dachte, du könntest alles auf Facebook finden“, neckte Papa, der sich weigerte, ein Profil zu haben.

„Bist du soweit, Papa?“

Er schaute auf seine Uhr. „Okay, dann fahren wir.“ Mama ging mit nach draußen.

„Das erste Spiel. Wie spannend, was Johan? Hoffe, es macht Spaß.“

„Bestimmt. Und ich glaube, wir gewinnen.“

Vor Nikolajs Haus parkten bereits drei Autos. Zuerst klatschte ich Nikolaj und Emil, meine besten Freunde, ab. Aber ich erinnerte mich, dass meine Mutter gesagt hatte, in einer guten Mannschaft sollten alle Freunde sein und es sei dumm, Cliquen zu bilden. Also klatschte ich auch die anderen ab, die nach und nach eintrudelten. Bei den Mädchen schlug ich extra fest ein.

„Au“, sagte Anne. „Du sollst mich vor dem Spiel nicht verletzen.“ Sie pustete auf ihren kleinen Finger.

„Zum Glück bist du nicht der Torwart“, grinste ich.

„Aber das ist ihre Tennishand, du Clown“, warf Ursula ein.

„Tennis? Was ist das? Ich kenne nur einen Sport und das ist Fußball“, lachte ich.

„Wir Mädchen sind multitaskingfähig“, sagte Ursula. „Wir können sowohl Tennis als auch Fußball spielen.“

„Ja, Jungs haben nur eine Hirnzelle“, unterstützte Anne sie, „und sie vergessen, sie zu benutzen.“

„Mag sein, dass wir nur eine Hirnzelle haben“, sagte Emil, „aber auf der steht Fußball. All over.“

Alle waren pünktlich da. Christian konnte nicht wegen eines Familienfestes, daher waren wir genau die zehn, die man sein musste. Wir fuhren in Kolonne hin. Kingo fuhr ganz vorne. Nikolaj, Emil und ich saßen zusammen auf dem Rücksitz unseres Autos direkt dahinter.

„Glaubt ihr, die aus Agertofte sind gut?“, fragte Emil.

„Letztes Jahr sind sie bei acht Mannschaften Fünfter geworden.“

„Aber unsere ist gemischt“, sagte Emil.

„Na und? Du hältst einfach den Kasten sauber und dann schießen Nikolaj und ich jeweils ein Tor.“

„Genau“, stimmte Nikolaj zu. „2:0.“

„Wie damals, als Dänemark 1992 im EM-Finale gegen Deutschland gewonnen hat“, sagte Emil.

„Wer hat da nochmal getroffen?“, fragte ich. „War das Michael Laudrup?“

„Nein, der war gar nicht dabei. Brian Laudrup war mit, aber Faxe und Vilfort haben die Tore gemacht.“

„Genau so war’s“, bestätigte mein Vater hinter dem Lenkrad. „Faxes Tor zum 1:0 werde ich nie vergessen. Er hat den Ball direkt in den Arsch getroffen, hat er selbst nach dem Spiel gesagt.“

„Direkt in den Arsch?!“, grinste Nikolaj. Mein Vater war echt immer so peinlich!

Wir kamen vor der Heimmannschaft. Ein Betreuer in Trainingssachen und mit dickem Bauch ließ uns in Umkleide acht.

„Wir haben auch zwei Mädchen in der Mannschaft“, sagte Kingo.

„Mädchen … Okay!“ Der Trainer sah etwas überrascht aus.

„Sie können sich zusammen mit unserer Mädchenmannschaft in der Eins umziehen“, bot er an.

„Kommt zu uns rein, wenn ihr euch umgezogen habt“, sagte Kingo und gab Anne und Ursula ihre Spielkleidung.

Jetzt kam der große Augenblick. Wir würden zum ersten Mal unsere neuen Spieltrikots tragen. Wir hatten die Nummern ausgelost, ja, außer Emil, der Torwart war und das Trikot mit der 1 bekam. Ich hatte Nummer 7 gezogen. Vor dem Auslosen waren wir uns einig geworden, dass alle ihre Nummer für die Saison behalten sollten. Nikolaj hatte die 10 bekommen.

„Nennt mich einfach Messi“, grinste er.

Es war ein tolles Gefühl, die neuen Stutzen anzuziehen.

Ich hatte neue Schienbeinschoner von meinen Eltern bekommen, rote, und es war Tape dabei, das man um die Schienbeinschoner wickeln sollte.

„Wir sehen echt aus wie Barcelona“, fand Nikolaj.

„Mini Barça“, meinte Emil. „Wir müssen in diesen Trikots gut spielen, sonst machen wir uns lächerlich.“

„Ihr seid supertoll“, sagte Kingo, „und es sieht so aus, als ob die Trikots halbwegs passen, oder?“

Es klopfte an der Tür. Die Mädchen. Mann, sahen die gut aus in ihrer Spielkleidung. Besonders Ursula. Ich hatte auf einmal ein Kribbeln im Bauch und in der Umkleide herrschte für einen Moment Stille.

„Unsere Eltern wollen gerne ein Mannschaftsfoto machen“, sagte Anne.

„Klar“, meinte Kingo. „Aber erst reden wir kurz über unsere Taktik. Das heißt, ich erinnere euch an das, was wir im Training besprochen haben.“

Wir sollten nach einem System spielen, dass er 1-2-1-2-1 nannte. Das gab ja sieben. Also erst der Torwart, dann die beiden Verteidiger, Mads und Magnus, dann einer, der Verteidigung und Angriff verband. Das war ich, der Spieler, der am meisten laufen sollte. Dann zwei Mittelfeldspieler oder Flügel, Ursula rechts und Anne links. Anne war Linksfüßer. Nikolaj sollte ganz vorne sein, also der Stoßstürmer, der nicht mit nach hinten sollte. Und drei auf der Bank. Das war heute die Startaufstellung, aber sicher nicht nächstes Mal. Jeder sollte die Chance kriegen, von Anfang an auf dem Platz zu stehen.

„Johan bekommt heute die Kapitänsbinde. Er spielt im Mittelfeld und hat den besten Überblick.“

Emil half mir dabei, die Kapitänsbinde richtig anzulegen.

Es kribbelte ein bisschen im Bauch, weil ich der Kapitän war!

„Ich wechsle viel aus, besonders im Mittelfeld“, fuhr Kingo fort. „Da muss man am meisten rennen. In der Abwehr wechsle ich nur aus, wenn jemand verletzt wird oder wir hoch führen. Also wenn man gerne viel Spielzeit haben will, kann man darum bitten, Verteidiger zu werden. Aber die meisten von euch wollen ja gerne nach vorne und Tore schießen“, grinste er.

„Alle bekommen natürlich Spielzeit, mindestens eine Halbzeit. Wenn man draußen ist, verfolgt man das Spiel mit und versucht die Schwachpunkte der Gegner zu erkennen, so dass man konzentriert und bereit ist, auf den Platz zu gehen. Benutzt eure Körper bei Zweikämpfen, aber keine miesen Aktionen. Fußball ist in allererster Linie ein Spiel. Geht raus und habt Spaß.“

Draußen wurden wir fotografiert. Währenddessen lief die Mannschaft von Agertofte an uns vorbei.

„Die haben Mädchen in der Mannschaft“, hörte ich einen von ihnen sagen.

„Nein, das sind wohl einfach nur Weicheier“, sagte ein anderer.

„Dann wärmen wir uns auf! 30 Minuten bis Spielbeginn!“, rief Kingo. „Jeder holt sich einen Ball.“

Einer der Betreuer hatte Kegel zu einer Slalombahn aufgestellt, wie die, durch die wir beim Training gedribbelt waren. Erst langsam, dann immer schneller. Es kribbelte in meinem Bauch. Endlich sollte ich bei einem Spiel spielen und direkt auf einer sehr wichtigen Position starten. Ich war gewählt worden, weil ich schnell und ausdauernd war, hatte Kingo gesagt.

Der Schiedsrichter pfiff. Wir stellten uns in einer Reihe auf, gaben den Gegnern die Hand und wünschten uns gegenseitig ein gutes Spiel. Dann stellten wir uns in einen Kreis, alle zehn, und brüllten unseren Schlachtruf:

Wer sind wir … Mezzi!

Jetzt konnte Agertofte ruhig kommen.

FC Mezzi 2 - Bis an die Grenze

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