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3. Meine Begegnungen als Kind mit gefährlichen Tieren im Urwald Kameruns: Warum Tiere mich faszinieren
ОглавлениеWenn wir keine Schule hatten, gingen wir immer im Urwald spazieren, ohne unsere Eltern und ohne unsere großen Geschwister. Wir waren 5 Kinder, zwischen 3 und 9 Jahren alt.
Es war immer so schön in Urwald, weil wir allein waren und alles tun konnten, was wir wollten.
Aber der Urwald war auch sehr gefährlich. Es gab viele gefährliche Tiere darin. Einmal haben wir eine Gorillafamilie getroffen. Sie saßen alle auf dem Boden und aßen Gras
oder lagen nur so da.
Gorillafamilie © mrflip
Einer der Gorillas saß aber allein, weit weg von den anderen, und er war sehr riesig. Als die Gorillas uns sahen, fingen sie an, ein bisschen Lärm zu machen. So wurde der große Gorilla alarmiert. Er war wirklich sehr groß und sehr breit. Er beobachtete uns zunächst ganz ruhig, ohne sich zu bewegen. Wir versuchten dann einfach weiterzugehen, nicht weit entfernt von ihnen. Dann ging der große Gorilla von der Gruppe weg und kam in unsere Richtung. Wir bekamen Angst, waren aber auch neugierig. Wie am Boden festgenagelt standen wir da und es wurde immer bedrohlicher. Wir waren so klein, die älteste unter uns war meine Schwester. Sie war nicht einmal 8 oder 9. Dieser riesige Gorilla war der Chef des Rudels. Er fing an, kleine Bäume und Äste zu schütteln. Wir standen immer noch da, wie hypnotisiert. Dann rannte er springend hin und her. Wir konnten vor Angst zuerst nicht fliehen. Das ärgerte ihn noch mehr und er näherte sich uns.
Wütender Gorilla © Frank Wouters
Auf einmal schlug er mit beiden Händen auf seine Brust und die anderen Gorillas standen auf und hüpften auf dem Boden. Der Boden zitterte und wir konnten das ganz gut spüren. Er zeigte uns seine Zähne und brüllte so laut. Er war nun richtig böse und wollte gleich angreifen.
Da sagte meine Schwester, dass wir schnell wegrennen sollten. Wir rannten so schnell wir konnten, aber mein Bruder fiel auf den Boden er hatte sich in einer Liane verheddert. Obwohl es gefährlich war und wir immer noch die Gorillas hin und her trampeln und brüllen hörten, mussten wir alle wieder zurück, um ihm zu helfen.
Das war die Bedingung, damit wir allein in den Wald gehen durften. Unsere Mütter sagten immer: „Ja, ihr könnt gehen. Aber ihr geht zusammen und ihr kommt zusammen zurück. Ist einer von euch in Gefahr, dann müssen die anderen ihm helfen. Einer für alle und alle für einen. Habt ihr verstanden?“
Wir schauten nicht mehr nach dem Gorilla. Wir halfen unserem Bruder und rannten einfach, wie Verrückte, nach Hause und erzählten unserem Vater die Geschichte.
„Oh, das war knapp mit den Gorillas“, sagte er. Er meinte, wir hätten Glück gehabt und warnte uns: „Die Gorillas waren sicher schon sehr gereizt und haben nur deswegen nicht angegriffen, weil ihr Kinder seid. Das nächste Mal, wenn ein Tier bei eurem Anblick lärmt und auf sich aufmerksam macht, dann will es euch warnen. Es will euch sagen: He, pass auf. Hier bin ich, geh weg. Dann ist es doch besser, wegzugehen. Wenn ihr nicht weggeht und dableibt, nimmt das Tier das als Provokation und greift an, um sich, seine Familie und sein Revier zu verteidigen.“
Eines Tages fuhren wir mit unserem Vater auf einer Straße, die durch den Urwald ging. Irgendwann sahen wir einige Autos vor uns stehen und fuhren nicht weiter. Wir stiegen aus, um zu sehen, was da los war und bald verstanden wir warum. Auf der Straße war eine Herde von Gorillas mit mehreren Tieren. In meinen Kinderaugen damals waren es sehr viele. Sie lagen einfach da und spielten. Zwei von ihnen standen uns gegenüber, vielleicht in 50 oder 100 Meter Entfernung? Ich weiß es nicht mehr genau und sie hielten sowas wie Wache. Sie waren riesig aber sehr ruhig. Sie standen da, um die Menschen zu warnen. Wir blieben mehrere Stunden dort. Bis sie irgendwann von allein ganz langsam und süffisant die Straße räumten und sich am Straßenrand niederließen. Erst danach verließen die zwei – sehr wahrscheinlich männlichen – Gorillas, die uns gegenüberstanden, den Platz und wir konnten weiterfahren. Mein Vater erklärte den genervten Menschen, die sich beklagten, zu lange gewartet zu haben, dass die Gorillas zugeschlagen hätten, wenn wir sie gewaltsam aufgefordert hätten, die Straße frei zu machen. Sie wollten den Menschen ihre Überlegenheit zeigen und zu Recht hatten sie uns blockiert, denn diese Straße läuft durch ihr Gebiet. Wir sind zu ihnen gekommen und nicht sie zu uns. Das war ein Beispiel dafür, dass wir Menschen ohne unsere Waffen und mit bloßen Händen, keine Chance gegen die Tiere haben.
Im Wald trafen wir immer auf wilde Tiere und Vögel und unbekannte Tiere, die wir früher noch nie gesehen hatten und die in keinem Buch standen, wie zum Beispiel das komische Tier auf drei Beinen, oder diese Schlange mit zwei Köpfen. Diese vielfarbige Schlange war erstaunlich. Sie hatte zwei Köpfe an ihren Enden. Der eine Kopf war da, wo er hingehörte und der zweite Kopf war an ihrem Schwanzende. Wenn wir auf den einen Kopf schlugen, kroch sie in die andere Richtung mit dem zweiten Kopf.
Schlangen waren überall. Wenn wir nachmittags von der Schule nach Hause kamen, sahen wir zig Schlangen, die auf der Veranda lagen und sich sonnten oder in unserem riesigen Garten lagen.
Als ich einmal schlief, beobachtete meine Kusine, wie eine Schlange neben mir, mit ihrem Kopf direkt an meiner Nase, lag. Wegen ihres Schreis erschrak die Schlange und wollte schnell weg, blieb aber unter der Tür stecken.
Als man mich dann weckte und unter die Matratze schaute, lagen dort zig Schlangen mit ihren Babys. Anscheinend fühlten sie sich wohl darunter, vielleicht weil die Matratze aus Stroh war? Mein Vater sagte uns damals, dass solche Matratzen viel besser und gesünder seien, als die modernen Schaumstoff-Matratzen. Mein Vater meinte später noch, dass Schlangen gerne das einatmen, was die Menschen ausatmen. Warum sie das tun, sagte er aber nicht. Ich habe ihn auch nicht gefragt.
Obwohl es so viele Schlangen gab und wir sie überall trafen, sind wir nicht mal einmal gebissen worden. Sogar einmal, als ein Cousin von mir über einer riesigen Viper stand, ohne es zu wissen! Aber die Viper blieb ruhig. Die afrikanischen Vipern können sehr gefährlich sein und sie sind giftig. Als einer von uns meinem Cousin dann sagte, einer seiner Füße würde auf einer Viper stehen, sprang er zurück und wieder nach vorne, wie ein Weltmeister, und schrie vor Angst. Wir sahen dann die Viper ganz ruhig weiter kriechen.
Mein Vater sagte uns, dass er zwar Glück hatte, aber dass gefährliche Tiere auch oft nicht einfach so zubeißen. Sie verschwenden ungern ihre Gifte. Er meinte, dass das Tier gespürt hat, dass mein Cousin, obwohl er über ihm stand, ihm nichts Böses tun wollte. Sehr wahrscheinlich hat sie deswegen nicht angegriffen.
Eines Tages im Wald waren wir Zeugen der Geburt einer Viper. Das Tier lag auf einem Ast und ihre Babys fielen auf den Boden. Diese Vipern gebären und legen keine Eier, wie andere Schlangen. Es wurde uns damals erzählt, es war vor 40 Jahren, dass sie so gebären, um sich selbst zu schützen. Denn Baby Vipern seien noch gefährlicher als erwachsene Tiere. Sie würden sich nach der Geburt gegenseitig beißen und nur ein paar von ihnen überlebten dann. So regelt Gott die Natur. Sonst würde es zu viele Vipern geben. Eine echte Gefahr für Menschen und andere Tiere.
Dass Schlangen Menschen jagen können, wie Hunde es tun, erfuhr ich, als mein Cousin über mehrere hundert Meter von einer Grünen Mamba verfolgt wurde. Er hatte auf einem Stück Ackerland gearbeitet, als er die Schlange sah. Er bewarf sie mit Steinen und Stöcken. Anscheinend wurde die Schlange getroffen und nun griff sie an. Mein Cousin rannte weg und wurde von der Schlange verfolgt, bis sie von einem Auto überfahren wurde, als sie wie mein Cousin auch die Straße überqueren wollte, um ihn weiter zu jagen. Wir wussten schon immer, seit wir Kinder waren, dass die Grüne Mamba eine sehr nervöse, schnell reizbare und nachtragende Schlange war, die auch sehr schnell zubeißen kann.
Ich könnte noch viele Geschichten erzählen, zum Beispiel wie die Grüne Mamba meinen Bruder in Angst und Panik versetzte. Ja, wir standen unter einem Mangobaum. Mangobäume haben immer grüne Blätter und deswegen ist es kaum möglich, eine grüne Schlange darin zu entdecken. Wir spielten, als mein Bruder plötzlich einen markerschütternden Schrei losließ. Er hüpfte, sprang in die Luft und hörte nicht auf zu schreien. Ich fragte ihn, was los sei, aber er konnte kaum reden und fing an, sich hektisch und hastig sein Hemd auszuziehen, dann ließ er sein Hemd fallen und hielt seine Hose. Da sahen wir eine lange grüne Schlange, die ihm unten aus dem Hosenbein herausrutschte. Mein Bruder riss die Hose auf und wir alle rannten um unser Leben. Die Schlange war, glaube ich, genauso verschreckt wie wir und verschwand schnell im Gebüsch. Noch Minuten später zitterte mein Bruder. Das Gift der Grünen Mamba ist für den Menschen tödlich. Später meinte er, er hätte plötzlich gespürt, wie etwas Warmes in sein Hemd gefallen sei. Als er danach tastete merkte er, dass es nur eine Schlange sein konnte.
Schlangen können sehr gefährlich sein. Mein Papa wurde als Kind schon mal gebissen und wäre fast gestorben. Er hatte Glück, dass der afrikanische Arzt nicht zu weit weg war. Man brachte ihn zu ihm. Er musste gar nicht ins Krankenhaus gehen. Der traditionelle Arzt machte einen Schnitt und sog das Gift einfach mit dem Mund raus. Dann sagte er zu meinem Papa: Das nächste Mal, wenn du gebissen wirst, mache Pipi und trinke es, das verlangsamt die Wirkung des Gifts im Körper.