Читать книгу Sweet Dreams Are Made Of This - Dave Stewart - Страница 6
ОглавлениеWenn man Dave Stewart trifft und die Chemie stimmt, dann hält man sich nicht lange mit Small Talk auf. Binnen kurzem findet man sich in einem regen Austausch von Ideen, Informationen und Plänen wieder. Als wir uns 1983 kennenlernten, beschlossen wir, zusammen zu schreiben und aufzunehmen. Außerdem wollten wir ein Apartment in Paris und ein Haus in Marokko sowie ein Loft in New York kaufen, von wo aus wir eine Filmgesellschaft betreiben würden. Und all dies innerhalb nur weniger Stunden unseres ersten Treffens.
Dave ist ein unglaublicher Enthusiast und es wirkt, als ob er ebenso viel über Technologie und Business wüsste wie über Studioarbeit und Songwriting. Er ist anscheinend ein kreatives Genie, exzentrisch und liebenswert, und hat wohl mehr E-Mails in seiner Inbox als irgendein anderer auf diesem Planeten. Außerdem wird er gelegentlich dabei beobachtet, wie er einen sehr langen gelben Mantel samt einem Schwert trägt.
Dave verfolgt seine eigene Linie. Er hält sich nie an Regeln, bloß weil sich das eben schickt. Er hat so viele einzigartige Sounds und musikalische Trends geschaffen, weil er nicht zurückscheut, zu experimentieren und neue Dinge auszuprobieren. Und trotz dieses verrückten Ansatzes ist er überaus diszipliniert. Wir sind seit vielen Jahren Freunde und Partner und er bringt mich immer dazu, auch abzuschließen, was ich begonnen habe – was nicht immer der Fall ist, wenn ich auf mich allein gestellt bin. In den 30 Jahren, in denen wir uns nun kennen, verband uns unsere Vorliebe für schöne Frauen, den Blues, Filme, das Geschichtenerzählen und die Karibik. Am allerliebsten schrieben wir jedoch Songs.
Dave und ich sind uns ziemlich ähnlich. Beide sind wir sehr fokussiert und genau. Wir müssen uns nie viel erklären, weil wir beide erahnen können, was gerade vor sich geht, sobald wir einen Raum betreten. Auch lachen wir ununterbrochen. Wir konzentrieren uns auf sehr kurze Einheiten fieberhafter Arbeit und halten alles auf alten Cassettenrecordern, Pro Tools, Diktafonen oder was auch immer fest. Obwohl die Songs dann noch verbessert, poliert und von anderen Musikern bearbeitet werden, gefallen uns unsere ursprünglichen Demo-Aufnahmen oft am besten.
Daves wichtigstes Kriterium bezüglich seiner Arbeit besteht darin, dass sie ihm immer Spaß machen muss. Es besteht kein Anlass wegen eines Songs, der einfach nicht gelingen will, eine Panikattacke zu haben. Dave wird einem einfach nahelegen, ihn zu entsorgen, als wäre er nie passiert, um sich dann dem nächsten zuwenden zu können. Andererseits können manche Dinge, wie etwa eine Textzeile oder ein Riff, jahrelang in den Tiefen seiner Erinnerung vor sich hin schwelen, bevor er sie dir Jahre später auf einem raffinierten digitalen Gerät vorführt, um dich auf diese Weise an den exakten Zeitpunkt zurückzuführen, an dem sie entstanden sind. Gerade wenn man meint, sich an manches besser als Dave erinnern zu können, wird er einem mithilfe von Filmaufnahmen, Fotos oder Sprachmemos das Gegenteil beweisen. Das macht einen fertig.
Eines unserer liebsten gemeinsamen Projekte war SuperHeavy, unsere Kurzzeit-Band, zu der auch Joss Stone, A. R. Rahman und Damian Marley gehörten und in der wir etliche unterschiedliche Musikstile miteinander kombinierten. Jeder steuerte seinen eigenen einzigartigen Sound dazu bei. Alles fing damit an, dass ich auf Jamaika einen Anruf von Dave erhielt: „Hey, ich habe da eine echt tolle Idee.“ Sobald wir uns dann im Studio befanden, hielt er uns während der nicht enden wollenden Sessions auf Kurs. Schließlich nahmen wir 29 Songs innerhalb von zehn Tagen auf.
Alle Nummern entstanden spontan. Irgendjemand fing an, etwas zu spielen, ein anderer sang etwas. Alle improvisierten wir so lange, bis wir den Song in ein oder zwei Takes im Kasten hatten.
Ich bewundere Daves permanente kreative Suche sowie seine Leidenschaft für das Musizieren. Es beeindruckt mich, dass er unablässig die Grenzen dessen, was wir für möglich halten, zu verschieben scheint. Ich liebe es, wie sehr er seine kreativen Partner unterstützt und an sie glaubt, egal, ob es sich nun um Superstars oder völlig Unbekannte handelt. Er schafft ein Ambiente, in dem es fast unmöglich ist, nicht kreativ und innovativ zu arbeiten. Dazu gehört ein obligatorischer Martini um 19.30 Uhr. Und um 22.30 Uhr, nach zwei oder drei weiteren Martinis, ist noch keiner nachhause gegangen, stattdessen tanzen alle im Regieraum.
Es ist eine Ehre, mit Dave zu arbeiten und ihn als Freund bezeichnen zu dürfen. Solltet ihr jemals einen Anruf erhalten und eine tiefe, sanfte Stimme mit nordostenglischem Akzent sagen hören: „Hey, ich habe da eine tolle Idee“, dann lasst euch darauf ein. Vielleicht wird sich dadurch euer Leben nicht unbedingt verändern, doch werdet ihr sicher mehr Spaß haben.
Mick Jagger