Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 670 - Davis J. Harbord, Fred McMason - Страница 6

1.

Оглавление

Auf See, Küste nördlich von Goa, Ende Juli 1599.

Die fünf „Neuen“ auf der „Respectable“ hießen Dan O’Flynn, Edwin Carberry, Ferris Tucker, Roger Brighton und Smoky. Freiwillig waren sie nicht an Bord dieses Schiffsmonsters mit den drei Decks. Mitnichten!

Sie waren unter dem lauen und dehnbaren Begriff „Kriegsrecht“ sozusagen requiriert worden, wobei nun wirklich völlig schleierhaft war, gegen wen die Schiffsführung eigentlich Krieg zu führen gedachte oder mit wem sie sich im Kriegszustand befand.

Denn es konnte ja wohl kaum sein, daß sich das Tausende von Meilen entfernte kleine England unter Elisabeth I. erdreistete, gegen das riesige indische Reich zu Felde zu ziehen. Ganz davon abgesehen, daß auf der britischen Insel in der Nordsee kaum jemand wußte, wo dieses Indien genau lag, was dort für Menschen lebten und wer sie beherrschte.

Darum ja hatte die englische Königin Sir Philip Hasard Killigrew beauftragt, für die Krone dort zu sondieren und den Versuch zu unternehmen, Handelsbeziehungen mit diesem sagenhaften reichen Land jenseits von Afrika anzuknüpfen.

Den ersten Augenzeugenbericht – allerdings von Ostindien – hatte Francis Drake nach England gebracht, als er 1580 von seiner Weltumsegelung zurückkehrte. Aber das war fast schon wieder Legende geworden.

Als der Seewolf den Sondierungsauftrag übernommen hatte, war ihm von der Königin nicht gesagt worden, daß sie auch die Absicht hätte, ein oder mehrere Kriegsschiffe an die Westküste Indiens zu schicken. Wie auch immer – wenn auch die Lordschaften auf der „Respectable“ im königlichen Auftrag nach Indien gesegelt waren, dann hatte sich die Königin schlecht beraten lassen.

Denn diese Lordschaften waren samt und sonders ungeeignet für ein solches Unternehmen, das nämlich neben hervorragenden seemännischen und nautischen Fähigkeiten auch diplomatischen Takt und Fingerspitzengefühl verlangte.

An allem mangelte es jedoch dieser sogenannten Schiffsführung – vom Kommandanten, Sir Thomas Carnavon, herunter bis zum Dritten Offizier, einem Leuteschinder namens John Macleod of Dunvegan-Castle.

Genau diesem Leuteschinder standen die fünf Arwenacks gegenüber, kaum daß sie an Bord des Viermasters geentert waren. Zähneknirschend, versteht sich, wobei schon jetzt völlig klar war, daß sie bei der erstbesten Gelegenheit desertieren würden.

Der Dritte, ein krummnasiger, hagerer Mensch mit weißgepudertem Gesicht und einem schwarzen Biberhut auf dem Kopf, musterte sie der Reihe nach von oben bis unten, stelzte sogar um sie herum, um sie auch von hinten zu begutachten, und es fehlte nicht viel, daß er sich auch ihre Zähne zeigen ließ, wie das die Roßhändler auf dem Markt tun, wenn sie einen Gaul kaufen wollen.

Die fünf Arwenacks standen in Reihe, Edwin Carberry am rechten Flügel, neben ihm der riesige Ferris Tucker, dann Dan O’Flynn, Roger Brighton und Smoky.

O ja, sie waren fünf prächtige Mannsbilder, ohne Furcht und Tadel, geradegewachsen, tiefbraungebrannt und ohne ein Gramm Fett zuviel an den muskulösen Körpern.

„Name?“ fuhr der Dritte den Profos der Arwenacks an.

„Edwin Carberry, Sir!“ brüllte der Profos zurück, so daß der Dritte prompt zurückprallte – etwas zu hastig, denn der lächerliche Biberhut rutschte ihm vom Kopf und segelte auf die Planken.

Der Dritte wurde rot unter seiner Pudertünche.

„Aufheben!“ kreischte er.

Carberry rührte sich nicht. Er stand wie ein Fels, der Blick seiner grauen Augen war an dem Dritten vorbei auf die See gerichtet, dorthin, wo die Schebecke segelte. Sie steuerte südwärts.

Der Dritte wagte sich einen kleinen Schritt vor und brüllte ihn an: „Du sollst meinen Hut aufheben, du Dreckskerl!“

„Ich heiße Carberry, Sir“, sagte der Profos, „nicht Dreckskerl. Und Sie dürfen mich freundlich darum bitten, Ihren Deckel aufzuheben. Oder haben Sie’s im Kreuz? Da empfiehlt unser Kutscher, der auch ein exzellenter Arzt und Kombüsenhengst ist, immer, das Kreuz mit einer Mischung aus Branntwein, Brennesseljauche und Bullenpisse einzureiben. Ein vorzügliches Mittel, Sir, ehrlich, obwohl ich selbst in einem solchen Fall den Branntwein vorziehe, und zwar – ähem – durch den Mund eingenommen, wenn Sie wissen, was ich meine …“

Eine weitere Musterung der fünf „Neuen“ fand nicht statt. Der Dritte entwich aufs Achterdeck, nur weg von diesem Verrückten, zumal er in dessen Augen Mordlüsternheit zu erkennen geglaubt hatte.

Der Erste Offizier, Lord Hyram Scaleby, empfing ihn dort und tadelte mit piepsiger Stimme, Offiziere Ihrer Majestät hätten nun wahrhaftig nichts beim Schiffsvolk zu suchen, weil dieses von dem gemeinsamen Pack als Anbiederung aufgefaßt werden könnte, und das sei strikt zu vermeiden.

Sir James Taurean, ein alter und feister Overlord und entfernter Verwandter des Erzbischofs von Canterbury – hier an Bord hatte er sich mangels anderer Funktionen zum Moralisten und Bordgeistlichen aufgeschwungen –, fiel in die Leier ein und tönte mit erhobenem rechten Zeigefinger: „Fürwahr, fürwahr! Schon in der Bibel steht: ‚Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern!‘ Matthäus, fünfundzwanzigstes Kapitel, Vers dreißig.“

„So ist es“, bekräftigte der Erste mit seiner Piepsstimme. Er war dick und verweichlicht, sein Gesicht drückte unendliche Erhabenheit aus, wirkte aber nichtsdestoweniger blasiert, und im übrigen ließ er sich mit „Durchlaucht“ anreden.

Unwillig meldete sich – erst jetzt – der Kommandant, Sir Thomas Carnavon, ein hagerer Mann mit schütterem Grauhaar, Spitznase und schmalen Lippen. Wie immer hatte seine Stimme einen quengelnden Ton. Er tat sich schwer mit den Lordschaften, obwohl sie in der Schiffsführung rangmäßig unter ihm standen. Leider kehrten sie jedoch ihre höheren Adelsränge heraus und tanzten ihm auf der Nase herum – ein grotesker Zustand!

Sir Thomas nölte: „Lassen Sie die Kerle wegtreten, Lord Hyram, sie sollen in die Schiffsrolle eingetragen werden, und damit hat sich’s.“

Der dickliche Erste plusterte sich auf. „Dem muß ich energisch widersprechen, Sir! Diese fünf Knechte sofort zu beschäftigen, würde bedeuten, daß wir sie für wichtig halten!“

„Sind sie das nicht?“ fragte der Kommandant spitz. „Schließlich mußten wir sie requirieren, weil uns zu viele Kerle ausgefallen sind.“

Aber es war wie immer. Der Erste bestand darauf, die „Subjekte“ erst mal warten zu lassen, und der Kommandant resignierte, weil er es leid war, sich wegen einer Lappalie mit dem Ersten zu streiten. Denn es waren immer Lappalien, um die es bei diesen Disputen ging.

Da standen also die fünf Arwenacks auf der Backbordseite der Kuhl, sahen ihrer Schebecke nach, und die Galle stieg ihnen hoch.

Der Viermaster war durch Ausfälle unterbemannt, jede Hand wurde gebraucht, aber diese Lackaffen auf dem Achterdeck ließen sie hier stehen wie überflüssige Besenstiele.

Indessen schlich wieder einer um sie herum, eine Art Monster mit dem Nacken eines Stiers, Blumenkohlohren, Plattnase, Wulstlippen und einer Glatze. Führwahr, ein liebliches Exemplar der Gattung Mensch, gegen das Arwenack, der Bordschimpanse der Seewölfe, ein geradezu nobles Aussehen hatte.

Um das rechte Handgelenk dieses vorzeitlichen Ungetüms lag eine Lederschlaufe. Und an der Schlaufe hing eine Katze – keine neun-, sondern eine dreizehnschwänzige, und alle dreizehn Riemen hatten an ihren Enden einen Achtknoten.

Der Kerl schleifte die Zuchtknute locker hinter sich her wie ein Knäblein, das an einer Strippe ein Spielzeug hinter sich herzieht. Das hätte erheiternd sein können, war’s aber nicht, denn das Monster hatte einen tückisch-lauernden Ausdruck in den Augen, der verriet, daß es danach gierte, zuzuschlagen.

Niemand brauchte den fünf Arwenacks – am allerwenigsten Carberry – zu sagen, wen sie da vor sich hatten, nämlich den Zuchtmeister oder Profos der „Respectable“. Die Peitsche war das Wahrzeichen der Profosgilde, und daß dieses Ungeheuer statt der üblichen neun Riemen mit dreizehn Schwänzen an seiner Katze aufwartete, sprach Bände.

Neun reichten ihm nicht!

Edwin Carberry schämte sich. Damals, als Profos Kapitän Drakes, hatte er noch eine Neunschwänzige gehabt. Aber seit er unter Kapitän Philip Hasard Killigrew segelte, hatte er auf dieses menschenverachtende Zuchtmittel verzichtet. Er hatte es hassen gelernt.

Ein guter Kapitän braucht keine Knute, um sich Respekt zu verschaffen, ein guter Profos erst recht nicht. So einfach war das.

Die fünf Arwenacks dachten gar nicht daran, diesen Unhold zur Kenntnis zu nehmen oder sich beeindruckt zu zeigen. Er war Luft für sie. Sie schauten an ihm vorbei oder durch ihn hindurch, gleichgültig und mit unbewegten Mienen.

Diesem Gorillaverschnitt mit der niedrigen Stirn, hinter der sich das Gehirn einer Mücke befand, paßte das nicht. Er war gewohnt, daß man vor ihm kuschte, daß man Angst zeigte und zitterte, sobald er mit seiner Dreizehnschwänzigen auftauchte. Er war der Herr über das Schiffsvolk, o ja, er war ein Gott – oder der Oberteufel, wie man’s nimmt.

Seinen Unwillen äußerte er mit einem Knurren. Es klang reichlich bösartig. Wenn er gehofft hatte, damit eine Wirkung oder Reaktion bei den neuen Schiffsknechten zu erzielen, dann hatte er sich getäuscht. Allerdings brauchte er eine Weile, um das mit seinem Mückengehirn zu begreifen – das geschah erst, als sein Profos-Kollege lauthals gähnte.

Da ruckte sein Kopf zu Carberry herum, denn der Mann stand direkt vor Dan O’Flynn. Jetzt walzte er nach links und baute sich vor dem wuchtigen Profos der Arwenacks auf, der ihn knapp um Kopfeslänge überragte. Er mußte zu ihm hochschauen.

„Was war das eben?“ grunzte er und schlenkerte mit seiner Dreizehnschwänzigen.

„Hab gegähnt, Kleiner“, sagte Carberry. „Ziemlich langweilig hier. Dachte, wir würden gebraucht. Statt dessen stehn wir hier rum, werden dämlich angeglotzt, und nichts tut sich. Wenn das so ist, können wir uns ja wieder von Bord melden. Wir haben unsere Zeit auch nicht gestohlen. Ist das klar?“

Der Profos, er hieß Bennet Whistler, stierte Carberry an, als halte er ihn für übergeschnappt oder für einen Tanzbären, der mit einem Ring durch die Nase vor Schaulustigen herumhopst. Irgend so was jedenfalls. Und klar war schon gar nichts, bis auf die Tatsache, daß ihn der Narbengesichtige mit „Kleiner“ angeredet hatte.

Also pumpte er sich auf, bis seine Glatze knallrot war, und brüllte: „Ich bin hier der Profos, verstanden?“

„Ich bin auch Profos!“ brüllte Carberry noch lauter zurück und erzielte den gleichen Effekt wie beim Dritten Offizier.

Das Ungetüm prallte zurück, als sei ihm ein nasser Lappen um die Ohren geschlagen worden.

Vermutlich passierte es an Bord dieses merkwürdigen Schiffes zum erstenmal, daß jemand wagte, den Profos anzubrüllen. Die Kerle, die sich an Oberdeck befanden, standen plötzlich alle steif wie die Ölgötzen und glotzten mit offenen Mäulern zu dem Profos der Arwenacks. In ähnlicher Weise waren die Lordschaften auf dem Achterdeck erstarrt.

Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.

Der dickliche Erste Offizier wollte dem Profos Whistler den Befehl erteilen, das „Subjekt“ zu züchtigen, das gewagt hatte, so laut zu brüllen. Und er hatte auch schon tief Luft geholt, um seiner Eunuchenstimme energischen Nachdruck zu verleihen.

In diesem Moment holte die „Respectable“ nach Steuerbord über, weil der Wind plötzlich schralte, das heißt, vorlicher einfiel. Der Viermaster segelte über Backbordbug bei halbem Wind aus Südwesten einen Südostkurs entlang der Westküste Indiens und stand zu diesem Zeitpunkt etwa zwischen Ratnagiri und Goa.

Die Galeone richtete sich also auf, weil für Augenblicke der Winddruck auf die Segel wegblieb. Aber nur Sekunden später raste von Steuerbord querab eine Bö heran, prallte in die Segel und legte den Viermaster nach Backbord über.

Ruckartig!

Der Erste kreischte entsetzt – er stand an der Querbalustrade des Achterdecks –, wurde von den Füßen geholt und segelte über die nach Lee geneigten Planken auf das Backbordschanzkleid zu. Weil sich links neben ihm der feiste Sir James Taurean, der selbsternannte Bordgeistliche, befand, nahm er den gleich mit auf die Reise.

Er riß ihn um, und da war viel „Heulen und Zähneklappern“, aber eben nicht bei den „unnützen Knechten“, sondern den beiden Lordschaften. Sie wurden gegen das Leeschanzkleid geklatscht, zwei schwammige Körper, die man von der äußeren Form her auch als Mehlsäcke bezeichnen konnte.

Um im Bilde zu bleiben: da pufften sogar weißliche Wölkchen hoch, aber keine von Mehl, sondern von Puder, welches sich die Lordschaften in die Perücken und sonstwohin stäubten, um auf diese einfache Weise ihren Körpermief zu übertünchen, gar nicht zu reden von dem Schmutz auf ihrer adligen Haut. Denn vom Wasser zwecks Reinigung hielten sie nur was, wenn es körperangenehm temperiert war.

Leider waren die Schiffe Ihrer Majestät für einen solchen Luxus nicht eingerichtet. Und die Schiffsbaumeister hatten auch versäumt, für die Badefreuden der Lordschaften Süßwasserbehälter einzuplanen. In erwärmtem Meerwasser zu baden, war natürlich nicht zumutbar.

Abgesehen von der Rutschpartie und ein paar blauen Flecken war den beiden Lordschaften rein gar nichts passiert, aber sie führten sich auf, als seien sie unter eine Mangel oder auf die Schlachtbank geraten.

Viel schlimmer war das andere Ereignis auf der Kuhl, und es hätte verdammt böse ausgehen können, wenn da nicht diese fünf neuen Schiffsknechte gewesen wären, die geistesgegenwärtig reagierten.

Carberry rettete dem Profos Whistler vermutlich sogar das Leben.

Das geschah so: Als sich die „Respectable“ zunächst nach Luv aufrichtete, dann aber infolge der Bö ruckartig nach Lee gestoßen wurde, brach einer der beiden Augbolzen, der linke, an denen das Brooktau angeschlagen war, aus dem Luvschanzkleid, und die betreffende Steuerbord-Culverine auf der Kuhl hing jetzt nur noch an dem rechten Augbolzen.

Bei eingeranntem Geschütz verläuft das Brooktau – das im Gefecht den Rücklauf nach dem Schuß abfangen soll – von dem einen Augbolzen neben der Pforte nach hinten und durch ein weiteres Auge über der Traube am Endstück des Rohrs wieder nach vorn zu dem anderen Augbolzen seitlich der Pforte.

Also, der linke Augbolzen wurde beim Einrucken des Schiffes regelrecht aus, der Verschanzung katapultiert, die Culverine rollte schräg zurück, und Augbolzen samt Brooktau flutschten bis zu dem Auge über der Traube, konnten dort aber nicht weiter, weil sich der Augbolzen vor dem Traubenauge verklemmte.

Bruchteile von Sekunden vorher waren Carberry und Ferris Tucker gestartet, einen Lidschlag später die drei anderen Arwenacks. Carberry fegte das andere Profos-Ungeheuer einfach beiseite, denn Whistler stand direkt hinter der losbrechenden Culverine – mit dem Rücken zu ihr.

Die fünf Arwenacks griffen nach dem Brooktau samt dem Augbolzen, holten es mit Irrsinnskräften durch und zogen die Culverine wieder zurück in ihre normale eingerannte Position.

Ein etwa zwölfjähriges blondes Bürschchen huschte heran und schob eine kantige Spake unter der Lafette hindurch hinter die beiden vorderen Rollen der Culverine.

„Brav, mein Kleiner!“ lobte Carberry. „Und jetzt besorg uns noch ein paar Tampen, damit wir diesen Donnerbock abfangen und sichern können, bevor er drüben in Lee das Schanzkleid auf die Hörner nimmt.“

„Aye, Sir!“ tönte der Kleine und flitzte davon.

Die fünf Arwenacks hielten immer noch das Brooktau, um zu verhindern, daß die Culverine trotz der Spake absauste.

Von den anderen Mannen auf der Kuhl wurden sie angeglotzt. Auch die Lordschaften auf dem Achterdeck glotzten. Whistler, der Profos, rappelte sich auf und schwang seine Dreizehnschwänzige. Seine Visage war vor Wut verzerrt.

„Du Hund!“ brüllte er. „Du hast mich umgestoßen! Du …“

„Pack hier lieber mit an!“ brüllte Carberry zurück. „Oder sollen wir diese Scheißculverine übermorgen hier noch festhalten? Und umgestoßen habe ich dich, weil dich die Kanone sonst überrollt hätte! Aber das sag ich dir gleich, ein zweites Mal spiele ich nicht den Menschenfreund! Dann kannst du dich plattwalzen lassen, damit du klarsiehst!“

Der Gorilla stierte auf die Bruchstelle im Schanzkleid.

„Wer hat den Augbolzen rausgebrochen?“ knurrte er.

„O Mann!“ ächzte Carberry. „Ist das noch zu fassen?“

Das blonde Bürschchen tauchte auf, den Arm voller dicker Tampen.

„Befehl ausgeführt, Sir!“ meldete der Kleine. Er hatte eine kecke Stupsnase, lebhafte graue Augen, ein festes Kinn und einen Langschädel mit putzigen Haarwirbeln. Und drahtig war er.

„Verschwinde hier, du Lümmel!“ blaffte Whistler. „Und bring die Tampen dorthin, wo du sie hergeholt hast.“

Carberry hätte schreien können. Dieses Schiff wurde von Narren bevölkert, von kompletten Idioten! Der Kleine schien die Ausnahme zu sein.

Ferris Tucker schaltete sich ein, Groll in der Stimme. „Die Tampen bleiben hier, damit diese verdammte Kanone wieder festgezurrt werden kann. Ist das so schwer zu begreifen, Mann?“

„Ich bin der Profos!“ plusterte sich das Ungeheuer auf.

„Und ich Schiffszimmermann“, erklärte Ferris lakonisch, ließ das Brooktau los, nahm die Tampen in Empfang, schlug einen am Ende des losen Brooktaus an, öffnete die Geschützpforte, zog das Brooktau mit dem Tampen hindurch, holte es über die Verschanzung wieder innenbords und zurrte es an einer Klampe fest.

„Ihr könnt loslassen“, sagte er zu den vier Kameraden.

Mit dem Rest der Tampen wurde die Culverine zusätzlich abgesichert. Das geschah innerhalb von fünf Minuten – fertig.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 670

Подняться наверх