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Mel Ferrow, der Mann aus Jean Ribaults Crew, saß mit in der Jolle, und zwar als Backbordschlagmann. Als er die Warnung Philips vor den Haien unten in der Jolle gehört hatte, war in seinen wasserhellen Augen ein harter Glanz aufgetaucht – nur kurz, dann war er wieder verschwunden.

Dieser Mann entblößte selten seinen Oberkörper. Auf der Schulter und dem Rücken trug er die gräßlich vernarbten Male einer riesigen Bißwunde – von einem Hai. Wer diese furchtbaren Narben sah, den konnte das kalte Grausen packen. Er mußte sich auch fragen, wie dieser Mann einen derartigen Biß hatte überstehen können.

Zweifellos hatte Mel Ferrow eine eiserne Konstitution, die ihm vermutlich auch das Leben gerettet hatte. Mel Ferrow sprach nie darüber, aber unauslöschlich brannte in ihm der Haß auf den Mörder – auf alle Mörder.

Mel Ferrow suchte den Kampf mit den Tiburones. Er versuchte auch, den Feind, den er so grenzenlos haßte, zu überlisten. Manchmal hockte er draußen auf den Klippen vor der Schlangen-Insel, bewaffnet mit einem Blunderbuss, und warf blutige Fleischbrocken ins Wasser. Und wenn sie heranpfeilten, dann schoß er.

Jean Ribault, der diese Massaker für sinnlos erklärte, fand bei ihm kein Gehör und hatte in dieser Beziehung auch keine Befehlsgewalt über ihn. Das Töten von Haien war für Mel Ferrow wie ein Zwang, kaum etwas konnte ihn davon abhalten, auch nicht die Warnung Jean Ribaults, daß Mel Ferrow eines Tages den kürzeren ziehen werde, wenn er diese verdammte Haifischjagd nicht aufgäbe. Aber Mel Ferrow war auf diesem Ohr taub.

Karl von Hutten hatte Hasard nach vorn in den Bug der Jolle beordert, wo er nach Riffspitzen unter Wasser Ausschau halten sollte. Die sechs Rudergasten hatten Anweisung, die Riemen nicht zu kräftig durchzuholen – auch das war eine Vorsichtsmaßnahme. Rammte man trotz aller Aufmerksamkeit dennoch eine Riffspitze, dann war es besser, nicht allzuviel Fahrt draufzuhaben.

So näherte sich die Jolle eher langsam dem Riff, auf dem der Schiffbrüchige mit seinem Boot gelandet war. Natürlich war der Mann glücklich, aus seiner aussichtslosen Lage befreit zu werden – auf dem Riff hätte er nie überlebt –, aber er verhielt sich sonderbar. Immer wieder bückte er sich und redete auf die Kisten ein.

Scheint ’n Spinner zu sein, dachte Hasard, dem dieses Gebaren keineswegs entging. Aber dann zuckte er zusammen, als er die Dreiecksflosse sah, die auf die Jolle zuraste.

„Hai steuerbord voraus!“ schrie er.

„Auf Riemen!“ befahl Karl von Hutten.

Er kannte das. Die Biester attackierten manchmal sogar Ruderblätter und verbissen sich darin. War das der Fall, dann konnte man fürderhin auf den Riemen verzichten, weil der mit seinem zerfetzten Blatt nichts mehr taugte.

„Riemen ein!“ befahl Karl von Hutten.

Die Riemen schwangen hoch und polterten binnenbords, wo sie ihre Plätze mittschiffs und an den Seiten über den Duchten hatten.

„Mußte das sein?“ fragte Arne.

Karl von Hutten zeigte ein flüchtiges Lächeln.

„Ich wollte euch ersparen, daß ihr euch um neue Riemen kümmern müßt“, sagte er. „Die Haie haben auch auf Holz Appetit.“

„Ach so.“ Arne rieb sich das Kinn. „Und jetzt?“

„Abwarten“, erwiderte Karl von Hutten.

Der Hai bog ab und umkreiste die Jolle, verfolgt von den Augen der Männer. Das Tier war mindestens an die fünf Yards lang.

„Laß das Messer stecken, Mel!“ sagte Karl von Hutten scharf.

Arne schaute verdutzt zu dem Backbordschlagmann, der ein Messer in der Hand hielt. Es hatte eine zweischneidige Klinge.

„Ich bring das Vieh um!“ knurrte Mel Ferrow.

„Oder umgekehrt“, sagte Karl von Hutten kalt. „Wenn du außenbords springst und den Kampf überlebst, kannst du dich auf das Riff verholen und dort deinen Lebensabend beschließen. Ich nehme dich nicht mehr in der Jolle auf. Von mir aus tob dich an den Haien aus, wenn du auf der Schlangen-Insel bist, aber nicht hier, verstanden?“

„Schon gut“, sagte Mel Ferrow zwischen zusammengebissenen Zähnen.

„Was ist los?“ fragte Arne von Manteuffel. Die Schärfe, mit der Karl von Hutten gesprochen hatte, war nicht zu überhören gewesen.

„Er ist wild darauf, Haie abzuschlachten“, sagte Karl von Hutten hart. „Dabei steht jetzt schon fest, daß er eines Tages in einem Haifischmagen landen wird, dieser Narr. Ich versuche weiter nichts, als ihn davor zu bewahren. Wenn nötig, schlage ich ihm die Pinne über den Schädel!“

Der Hai umkreiste immer noch die Jolle, die allmählich nach Süden abtrieb. Der Mann auf dem Riff stand in seinem Boot und bewegte hilflos die Arme. Vielleicht dachte er, die Männer in der Jolle trauten sich wegen des Hais nicht näher. Tatsächlich sah es so aus, als habe der Hai die Absicht, die Jolle nicht an das Riff heranzulassen, obwohl das unsinnig war. Oder meinte er, seiner Beute auf dem Riff sicher zu sein? Wenn ja, woher wußte er von dem Mann? Konnte er ihn aus dem Wasser heraus erkennen?

Arne schossen diese Gedanken durch den Kopf, während er den Hai beobachtete. Dann wandte er sich an den Backbordschlagmann.

„Was meinen Sie, Mister Ferrow, kann der Hai den Mann auf dem Riff sehen?“

„Ja“, sagte Mel Ferrow, „sogar sehr gut. Die Behauptung, diese Biester hätten ein schlechtes Sehvermögen, stimmt nicht. Ich habe andere Erfahrungen gesammelt. Wenn ich mich zum Beispiel aufrecht hier ins Boot stelle, kann er mich sehen – ich schätze, weil ich mich dann deutlich von der Helligkeit über Wasser abhebe. Auf den Klippen vor der Schlangen-Insel habe ich das ausprobiert. Wenn ich graues Gestein hinter mir hatte, wurde ich von den Haien kaum gesehen. Trat ich dagegen vor, jetzt scharf von der Helligkeit umrissen, waren sie plötzlich da. Sie schossen aus Entfernungen von über hundert Yards heran, teilweise waren sie noch weiter weg gewesen. Das beweist, daß sie sehen können. Passen Sie auf, Sir!“

Mel Ferrow stand auf und stieg auf seine Ducht. Prompt verließ der Hai seine Kreisbahn und glitt auf das Boot zu, zog am Heck vorbei, schnellte jedoch urplötzlich herum und jagte auf das Ruderblatt zu. Bevor er es erreichte, flog ihm das Messer Mel Ferrows in einem silberblitzenden Wirbel entgegen und verschwand bis zum Heft in den linken Kiemenöffnungen hinter dem Maul. Mel Ferrow hatte das Messer mit unheimlicher Wucht geschleudert.

Der Hai bäumte sich auf und schoß, einen knappen Yard vom Heck entfernt, in die Tiefe. Die sichelförmige Schwanzflosse klatschte im Abtauchen mit einem krachenden Schlag aufs Wasser, und es klang, als sei eine Culverine abgefeuert worden. Die Jolle stieg mit dem Heck hoch, als sei es von einer Riesenfaust angelüftet worden.

Mel Ferrow, der nach dem Messerwurf lauernd auf der Ducht gestanden hatte, wurde angehoben, verlor die Balance und krachte rücklings an der Backbordseite auf die Duchten, während sich die anderen Rudergasten alle nach vorn geworfen hatten, um dem Aufsteigen des Bugs entgegenzuwirken.

Hasard junior, vorn im Bug, kippte außenbords, tauchte aber schnell wieder auf, stieß auf den Steven zu, warf die Arme hoch und zog sich wieder an Bord, bevor jemand zupacken konnte, um ihm zu helfen.

Das geschah innerhalb, weniger Sekunden.

Hasard junior fluchte wie ein Fuhrknecht und fuhr Mel Ferrow, der sich gerade wieder hochrappelte, an: „Bist du noch zu retten, Mister Ferrow?“ Er tobte vor Wut, der Kleine! Und dann kriegte Mel Ferrow eine gescheuert, daß es ihm den Kopf nach rechts riß.

„Mister Carberry würde dir die Haut von deinem verdammten Affenarsch schneiden“, brüllte Hasard junior, „daß die Streifen nur so qualmten!“

„Aye, aye, Sir“, murmelte Mel Ferrow völlig verdattert und bewegte den Kopf hin und her, als säße der nicht mehr richtig auf den Schultern.

„Ach, Scheiß!“ tobte Hasard junior. „Scher dich auf deine Ducht, du abgespeckte Filzlaus …“

„Na, na, na“, sagte Arne von Manteuffel, „was sind das denn hier für Reden an Bord der Jolle meiner ‚Wappen von Kolberg‘?“

„Ist doch wahr“, sagte Hasard junior und wischte sich wütend das klatschnasse Haar aus der Stirn. „Wenn der Hai noch lebte, hätte er mich jetzt am Wickel. Oder etwa nicht?“

„Verzeihung“, murmelte Mel Ferrow. Jetzt rieb er sich den Hinterkopf, an dem eine Beule zu wachsen begann.

Hasard junior war immer noch in Fahrt.

„Verzeihung, Verzeihung!“ sagte er keuchend. „Dafür kann ich mir im Bauch eines Hais nichts kaufen, überhaupt nichts! Da kann ich mich nur verdauen lassen!“ Plötzlich wurde seine Stimme zuckersüß, als Mel Ferrow nach achtern stieg, sich aber immer noch den Hinterkopf rieb. „Ei! Ist da eine feine Beule, Mister Ferrow? Das freut mich aber!“ Und schrill: „Hoffentlich brummt dir ’ne Woche lang der Schädel, du aufgedröselte Miesmuschel!“

„Vielleicht könnten wir das Thema jetzt beenden“, sagte Arne von Manteuffel und hatte Mühe, ernst zu bleiben. „Wenn’s beliebt, können wir das später weiter erörtern. Ich möchte gern den Mann abbergen. Klar bei Riemen, Männer!“

Die Riemen wurden wieder ausgebracht, die Jolle nahm erneut Kurs auf das Riff. Von dem Hai war nichts mehr zu sehen. Ob er das Messer seitlich in den Kiemen überleben würde, war mehr als fraglich. Von Artgenossen mit kannibalischen Gelüsten war ringsum nichts zu entdecken. Aber das besagte nichts. Was in der Tiefe der See passierte, blieb menschlichen Augen verborgen – und oft genug war das gut so.

Hasard junior war auch abgelenkt, denn in diesem Moment hörte er es – ein Glucksen und Kollern, ein Gurren und Girren.

Was war das denn?

Und der Mann gluckste und kollerte, gurrte und girrte genauso, während er sich über die Kisten beugte.

Hasards Hals wurde lang und länger, während er diesen merkwürdigen Lauten lauschte und das rechte Ohr zum Riff drehte, um besser hören zu können.

„Das muß ’n Türke sein!“ verkündete er erregt. „Und in den Kisten sind seine Kinderchen! ‚Seid schön ruhig, meine Kinderchen!‘ hat er gesagt …“

„Wieso muß das ein Türke sein?“ fragte Karl von Hutten irritiert.

„Spricht türkisch, Sir“, sagte Hasard junior etwas unwirsch, weil er die Frage höchst überflüssig fand. Wenn einer türkisch sprach, war er bestimmt kein Indianer oder so was.

Trotzdem ergab das alles keinen Sinn – ein Türke in einer schiffbrüchigen Jolle, die eh ziemlich morsch aussah und nur deswegen noch nicht auf Tiefe gegangen war, weil sie auf dem Riff festsaß, vollgepackt mit fünf Kisten, die von dem Türken mit „meine Kinderchen“ angeredet wurden, das Gurren und Girren, nun, das war doch alles reichlich merkwürdig.

Arne von Manteuffel und Karl von Hutten schauten sich an und schüttelten die Köpfe.

„Er nennt seine Kinderchen auch ‚meine Lieblinge‘!“ verkündete Hasard junior. „Und ein Liebling heißt Suleika! ‚Reg dich nicht auf, Suleika‘, hat er gerade gesagt, ‚wir sind gerettet!‘“

„Sag mal, verhörst du dich da nicht?“ fragte Karl von Hutten vorsichtig.

„Nein, Sir“, sagte Hasard junior dennoch ziemlich empört. „Philip und ich haben schließlich sieben Jahre lang die türkische Sprache gesprochen, bevor wir englisch und spanisch lernten. So was vergißt man nicht.“ Er richtete sich im Bug auf und rief etwas Unverständliches zu dem Mann hinüber, offenbar eine türkische Begrüßung, denn der Mann war zunächst verdutzt, begann dann aber zu strahlen und rief etwas zurück, was Hasard junior sofort dolmetschte.

„Er sagt, er wünsche uns allen ein langes Leben, viele Frauen und noch mehr Kinder und Kindeskinder!“

Die Männer im Boot begannen zu grinsen, vor allem deswegen, weil ihnen jemand „viele Frauen“ wünschte. Dagegen war nichts einzuwenden, auch wenn es den Sitten der Kolberger nicht so recht entsprach. Aber es war doch eine sehr freundliche Begrüßung.

Der Mann war stämmig und etwas korpulent, trug einen sichelförmigen Schnauzbart, hatte ein rundes Gesicht und dunkle Augen, die wie polierter Obsidian wirkten. Jetzt funkelte Freude in diesen Augen, Freude und Dankbarkeit. Er verbeugte sich ein ums andere Mal und legte dabei die Hand aufs Herz.

„Auf Riemen und Riemen ein!“ befahl Arne.

Wieder polterten die Riemen auf die Duchten, die beiden Schlagriemen mittschiffs, alle anderen Riemen längs der Bordwand, die Blätter zum Bug gerichtet, die Griffe mit der achteren Ducht abschneidend. Mel Ferrow griff nach dem Bootshaken, der Backbordbugmann ebenfalls, als klar war, daß die Jolle mit der Backbordseite ans Riff herangehen würde. Mit auslaufender Fahrt, steuerte Arne die Jolle an das Riff.

Hasard junior fegte mit einem Satz über Bord aufs Riff, wobei er die Vorleine mitnahm, sofort um eine Riffzacke belegte und darauf die Achterleine wahrnahm, die er ebenfalls um eine Riffzacke schlang. An Backbord wurden Fender ausgebracht.

Hasard junior stand bereits am Boot und hatte Stielaugen, als er auf die Kisten schaute.

„Tauben!“ sagte er fassungslos.

Tauben in einem wrackreifen Boot auf einem winzigen Korallenriff vor den Turks-Inseln!

„Wie bitte?“ fragte Arne von Manteuffel, weil er meinte, sich verhört zu haben. „Sagtest du Tauben?“

„Aye, Sir, Tauben“, erwiderte Hasard junior, wandte sich an den Türken und begann mit dem zu palavern.

Inzwischen sagte Karl von Hutten, ebenfalls noch ziemlich perplex, zu Arne: „So was hab’ ich noch nicht erlebt – Tauben! Was will der Mann hier mit Tauben?“

Arne wollte erwidern, daß gebratene Täubchen ein Leckerbissen seien, aber da rief Hasard junior, daß der Mann Jussuf hieße und aus Beirut stamme. Und schon ging das Palaver weiter, beide redeten mit Händen und Füßen und hatten sich eine Menge zu sagen. Sie lachten und gestikulierten, und die Täubchen girrten dazu.

„He, Hasard!“ rief Arne energisch. „Wir haben nicht die Absicht, hier zu übernachten! Sollen wir ihn jetzt mit seinen Tauben übernehmen, oder will Jussuf aus Beirut lieber das nächste Schiff abwarten?“

„Aber Sir!“ rief Hasard junior. „Er ist doch glücklich, daß wir hier sind. Darum redet er auch soviel …“

„Du nicht minder“, sagte Arne. „Erklär ihm, daß ich ihn sehr herzlich begrüße und ihm auch ein langes Leben, viele Frauen und noch mehr Kinderchen wünsche. Ich sei bereit, ihn mit seinen Tauben an Bord zu nehmen und irgendwo an Land zu setzen – hm, wohin wollte er eigentlich?“

„Nach Havanna auf Kuba“, erwiderte Hasard junior sofort.

Jussuf nickte eifrig. Er hatte wohl mitgekriegt, von was die Rede war. Erwartungsvoll starrte er Arne an.

Der kratzte sich hinter dem Ohr, wechselte einen Blick mit Karl von Hutten und sagte leise: „Ausgerechnet Havanna, was?“

„Das hat uns noch gefehlt“, sagte Karl von Hutten ebenso leise. „Havanna! Warum nicht gleich nach Sevilla oder Kolberg?“ Er grinste.

Arne räusperte sich und sagte zu Hasard: „Wir nehmen ihn erst mal an Bord, dann sehen wir weiter. Erklär ihm, daß wir nicht nach Havanna segeln. Vielleicht setzen wir ihn auf Tortuga oder Hispaniola ab, mal sehen. Sag ihm bloß nichts von unserer Insel, verstanden?“

„Sir, ich bin kein Schwätzer“, sagte Hasard junior etwas pikiert.

„Hab ich auch nicht behauptet“, sagte Arne und nickte seinen beiden Bugleuten zu: „Owe und Jens, seid so nett und packt mit an. Zwei Kisten stauen wir ins Vorschiff, die drei anderen hier in die Plicht.“

Die beiden Männer zeigten klar, enterten auf das Riff über und bugsierten eine Kiste nach der anderen an Bord der Jolle, wo sie sorgsam in Empfang genommen und im Bug und in der Plicht abgestellt wurden.

Bevor Jussuf achtern in die Plicht turnte, legte er wieder die Hand aufs Herz und verbeugte sich mehrere Male, wobei er in miserablem Spanisch kundtat, wie entzückt er sei und wie dankbar, nun doch auf ein längeres Leben hoffen zu dürfen, und er werde von nun an den „Capitán, seinen Sohn und seine tapferen Männer“ täglich in seine Gebete einschließen und Allah ans Herz legen, denn Allah sei groß und Mohammed sein Prophet.

„Wieso Sohn?“ fragte Arne und fixierte Hasard junior, der bereits an der Achterleine stand, um sie loszuwerfen.

„Er meinte, ich sei dein Sohn, Sir“, sagte Hasard junior, „wegen der Ähnlichkeit. Und weil ich kein Schwätzer bin, hab ich ihm nicht widersprochen. Geht ihn ja auch nichts an, nicht?“

„Stimmt“, sagte Arne. „Daß es von deiner Sorte noch einen gibt, hast du ihm sicherlich auch nicht verraten, oder?“

„Kein Sterbenswörtchen“, erwiderte Hasard junior.

„Und was hast du ihm gesagt, wer wir sind?“

„Deutsche Kauffahrer, Sir. War das falsch?“

„Nein, das geht in Ordnung.“

Hasard junior löste die Achterleine, warf sie in die achtere Plicht, sprang nach vorn, streifte auch die Vorleine von der Riffspitze, setzte über an Bord der Jolle, und der Backbordbugmann stieß sie mit dem Bootshaken vom Riff ab.

So ein bißchen war die Jolle zur Arche geworden, hatte doch auch – wie die biblische Geschichte berichtet – Noah Tauben an Bord gehabt, die er aufgelassen hatte, um festzustellen, ob Land in der Nähe sei. Und eine war zu ihm zurückgekehrt, mit einem Ölblatt im Schnabel, der davon kündete, daß sie Land gefunden hatte.

Arne dachte an diese Geschichte und lächelte versonnen vor sich hin. Ob die Taube weit geflogen war, als sie Noah das Ölblatt brachte?

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 368

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