Читать книгу Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle - Dayton Ward - Страница 12

Оглавление
SECHS

B’tinzal hasste diesen verfluchten Planeten und alles und jeden, der mit ihm in Zusammenhang stand. Nun ja, fast alles.

Wenn sie so darüber nachdachte, hätten ihr der dichte, endlose Regenwald und die damit einhergehende drückende Hitze willkommen sein müssen. Schließlich erinnerte es sie an den Dschungel der Region Kintak auf Qo’noS, in der sie als Kind viele Jahre auf der Jagd verbracht hatte. Das waren angenehme Erinnerungen, zumal ihr Vater und ihr Großvater sich über die Konventionen ihres Dorfs hinweggesetzt hatten, indem sie den weiblichen Nachwuchs zur Jagd mitgenommen hatten, statt Haus und Vieh von ihm versorgen zu lassen. Da er keinen Sohn hatte, an den solche Traditionen weitergegeben werden konnten, hatte ihr Vater dafür gesorgt, dass sie auf das Erwachsensein genauso vorbereitet wurde wie jedes männliche Kind.

Trotz der vorläufigen Ergebnisse der Sensordaten über die einheimische Tierwelt dieses Planeten hatte B’tinzal bisher nichts gesehen, was mit den wilden targs, krencha und anderem Großwild, das sie vor so langer Zeit auf diesen Jagden verfolgt hatte, vergleichbar gewesen wäre. Sie war versucht, nur mit ihrer treuen Klinge bewaffnet in die Wildnis aufzubrechen und mit eigenen Augen zu sehen, welche Herausforderungen diese Welt zu bieten hatte.

Vielleicht ein anderes Mal, rief sie sich zur Ordnung. Im Moment war auf diesem Planeten nur eins interessant: das Konstrukt der Fremden.

B’tinzal stand auf der Terrasse mit Blick auf das Gelände, das auf der als Usilde bekannten Welt zum Operationszentrum der Klingonen geworden war. Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens drangen durch die Bäume und erhellten den großen Waldabschnitt, der von Baumaschinen abgeholzt worden war, um offenes Gelände zu schaffen. Sechs Gebäude unterschiedlicher Größe waren hier eilends errichtet worden, wobei Thermobeton und andere semipermanente Baumaterialien verwendet worden waren. Das Lager war zum Schutz vor einheimischen Raubtieren, die im umliegenden Wald im Überfluss vorhanden zu sein schienen, von einer Barriere umgeben. Alle Gebäude, die um den behelfsmäßigen Innenhof herum angeordnet waren, waren einstöckig, mit Ausnahme des Hauses, in dem ihre Unterkünfte und die Kommandozentrale des Lagers untergebracht waren. Dieser Moment, bevor geschäftiges Treiben das Lager ergriff, war ihre liebste Tageszeit. Andere Klingonen liefen bereits umher und kümmerten sich um die ersten Aufgaben des Tages. In der Ferne sah B’tinzal, wie Soldaten zum Wachturm am äußersten Rand des Geländes gingen, während andere ihn verließen.

Kaum sichtbar durch die Bäume nördlich des Lagers ragte aus der Mitte des riesigen Sees der gewaltige dunkle Metallrumpf der bizarren Festung empor, die von einer sechzig Meter hohen Ringmauer umgeben war. Dominiert wurde die Zitadelle von der hoch aufragenden Zentralsäule. Die Säule diente als Träger für eine Ansammlung scheibenartiger Module, die nach oben hin immer kleiner wurden. Auf der Spitze der Säule saß eine große, gewölbte Scheibe, auf der sich eine Anordnung von Sensor- und Kommunikationsantennen befand. Diese war auffallend, auf ihre eigene Weise sogar wunderschön, und hatte sich als ebenso ärgerlich wie faszinierend erwiesen.

»Guten Tag, Professor.«

B’tinzal wurde aus ihren Tagträumen gerissen und sie drehte sich um. In der Tür stand ihr Assistent Kvarel. Der junge Klingone trug wie die meisten der Wissenschaftler einen dunklen Overall.

»Guten Tag«, antwortete B’tinzal. »Darf ich annehmen, dass Sie zu dieser frühen Stunde eine Botschaft überbringen?«

Kvarel nickte. »Ja, Professor. Captain J’Teglyr verlangt einen neuen Statusbericht über unsere Fortschritte.«

»Sie meinen, seit dem, den ich ihm gestern Abend geschickt habe, bevor ich zu Bett ging?« B’tinzal schüttelte den Kopf. »Warum überrascht mich das nicht?« Obwohl sie das hierher entsandte Untersuchungsteam leitete, lag die Gesamtverantwortung für die Mission immer noch bei Captain J’Teglyr, dem Kommandanten des im Orbit befindlichen Kriegsschiffs I.K.S. Vron’joQ. J’Teglyr war ein Krieger der alten Schule und hatte wenig übrig für jemanden, der keine Uniform trug, und noch weniger Respekt, wenn diese Person auch noch eine Frau war. Wie viele in seinem Berufsstand verschloss sich dem Captain die Bedeutung von allem, was den Zielen der Eroberung nicht direkten Vorschub leistete. Für ihn war dieser Auftrag bestenfalls eine Ablenkung und schlimmstenfalls eine Bestrafung, obwohl er das Potenzial hatte, dem Reich etwas von großem Wert einzubringen.

Kvarels Gesichtsausdruck verhärtete sich und er sagte: »Er scheint sie immer häufiger anzufordern.«

»Ich vermute, er erhält ähnliche Befehle von seinen eigenen Vorgesetzten.« B’tinzal gestattete sich ein verschmitztes Lächeln. »Es ist schwierig, viel Mitleid für den Captain aufzubringen. Ich habe ihn gewarnt, dass dies wahrscheinlich ein ziemlich zeitaufwendiges Unterfangen sein würde.« Sie zeigte über die Terrasse hinweg in Richtung des Geländes. »Er hat offenbar das Bedürfnis, die Zeit und die Ressourcen zu rechtfertigen, die für die Durchführung unserer kleinen Expedition aufgewendet werden.«

Was als einfache wissenschaftliche Mission begonnen hatte, hatte sich immer mehr ausgeweitet. B’tinzal wusste, dass es auf eine umfassende Besetzung des gesamten Planeten hinauslaufen würde. Ihrer Ansicht nach waren formelle Einrichtungen wie die militärische Garnison und der Kommandoposten unnötig, da sie das ranghöchste Mitglied des Untersuchungsteams war und nur ein kleines Sicherheitskontingent zu ihrem und dem Schutz ihrer Kollegen zur Verfügung stand. Und selbst das war vielleicht nicht unbedingt notwendig, da die einheimische empfindungsfähige Spezies, die Usildar, keine echte Bedrohung darstellte.

Dennoch hatte Captain J’Teglyr, der seine Befehle bedingungslos befolgte, die Übernahme des gesamten Planeten in Gang gesetzt. Die meisten Bewohner der nahe gelegenen Siedlungen waren bereits in Lagern zusammengetrieben und abgestellt worden, um verschiedene Aufgaben zu erledigen, wie beispielsweise die Rodung der umliegenden Wälder, um Platz für eine größere, dauerhaftere Basis zu schaffen. Es gab auch Pläne, den Rest der Usildar-Bevölkerung zu unterwerfen, was allerdings erheblich mehr Personal erfordern würde. B’tinzal erkannte natürlich den Sinn dieser Bemühungen: Die Einnahme von Usilde würde eine weitere Quelle wertvoller Mineralerze und anderer natürlicher Ressourcen erschließen, die das Reich insbesondere dafür nutzen konnte, den immer hungrigen klingonischen Militärapparat zu füttern. Von gleichem oder vielleicht sogar noch größerem Wert war, der Föderation genau diese Gelegenheit zu verwehren. Der Planet hatte kaum etwas anderes zu bieten, obwohl seine strategische Lage zumindest dazu beitragen würde, die unaufhörlichen Expansionsbemühungen der Föderation einzudämmen.

Und dann war da noch die Zitadelle.

Diese verhöhnte sie, genau wie sie es jeden Tag seit ihrer Ankunft auf dieser Welt getan hatte. Ihre Schöpfer waren unauffindbar und die Usildar, die hier gewesen und Zeuge ihrer Errichtung gewesen waren, hatten sich nicht als sonderlich hilfreich erwiesen, als man sie darum gebeten hatte, ihre Erbauer oder ihren Zweck zu beschreiben. Nur sehr vage hatten sie mitteilen können, dass die Zitadelle ein Tor für die Jatohr war, Fremde aus einem anderen Universum, die Usilde zu ihrer neuen Heimat machen wollten und zum Leidwesen der Usildar damit begonnen hatten, die umliegende Region nach ihren Bedürfnissen zu terraformen.

Dieser Plan, wie weit er auch immer fortgeschritten war, war vor einigen Jahren durch das Eingreifen eines Sternenflottencaptains und seines Schiffs gestört worden. Das Ergebnis dieser Einmischung war offensichtlich die Tötung oder Beseitigung der Jatohr, die aus ihrem Universum herübergekommen waren. B’tinzal vermutete, dass der irdische Captain und seine Besatzung einen humanen Weg gefunden hatten, die Bedrohung durch die Jatohr zu beseitigen, statt sie direkt zu töten. Aber bisher hatte kein Usildar ihre Theorie untermauern können. Die Maschine selbst war weitestgehend stillgelegt worden, zumindest was ihren vermeintlichen Hauptverwendungszweck betraf. Welches Portal oder welches Tor sie auch immer beschwören konnte, es war geschlossen worden, vielleicht für immer, sodass nur das Gerät selbst und die darin enthaltenen Geheimnisse übrig geblieben waren.

Diese Geheimnisse waren es, die das Reich so faszinierten und B’tinzal hergeführt hatten. Die ihr übertragene Mission war einfach: die Zitadelle zu studieren und herauszufinden, welchen Nutzen das Reich daraus ziehen konnte. Ein Gerät mit solch einer Macht musste doch mehr als nur einen Zweck haben oder sich zumindest modifizieren lassen, um anderen Bedürfnissen zu dienen. Wenn das stimmte, dann erwies sich die Maschine in dieser Hinsicht als äußerst unkooperativ.

Früher oder später, dachte B’tinzal, während sie durch die Bäume auf die stille, aufsässige Zitadelle starrte, wirst du kapitulieren.

»Ich werde der Bitte des Captains zu gegebener Zeit nachkommen«, sagte sie beim Verlassen der Terrasse. »Kommen Sie. Lassen Sie uns mit unserem Tagwerk beginnen.« Trotz der Frustration, die der fremde Apparat ihr bei ihren Versuchen bereitete, ihn zu studieren und zu verstehen, ließ sich die Herausforderung, die er darstellte, nicht leugnen. Geduld und Beharrlichkeit würden triumphieren, dessen war sich B’tinzal sicher.

Es dauerte nicht lange, das Gelände zu überqueren und zum Ufer des Sees zu gelangen, in dem sich die fremde Festung befand. B’tinzal nutzte wie jeden Tag die Gelegenheit, die herrliche Konstruktion der Zitadelle zu bewundern. In die Festung zu gelangen hatte sich anfangs als Herausforderung erwiesen, da die Transportfahrzeuge nur durch mehrere Unterwassereingänge die unterste Etage des Komplexes erreichen konnten. Nachdem B’tinzal und ihr Team angekommen waren und die Klingonen hier eine langfristige Präsenz aufgebaut hatten, waren Schritte unternommen worden, um leichter in die Zitadelle zu gelangen und sie wieder zu verlassen. Ein mobiler Feldtransporter war in der Nähe des Wachpostens am Seeufer aufgestellt worden und wurde von einem der Soldaten der Sicherheitsgarnison bedient. Von dort aus wurden B’tinzal und alle anderen, die in der Festung zu tun hatten, in eine Art Innenhof innerhalb der hoch aufragenden Befestigungen des Komplexes gebeamt. Erst nachdem die ersten Aufklärungsteams das Innere der Zitadelle vermessen hatten, war man auf diesen Bereich gestoßen, der ansonsten von außerhalb des Gebäudes unzugänglich war. Die erste Gruppe Klingonen, die das Kommando über den Komplex übernommen hatte, hatte Störfelder eingesetzt, um unbefugte Transporte zu verhindern. B’tinzal verzichtete auf diese Sicherheitsmaßnahme, zumindest vorläufig. Die Felder konnten jederzeit reaktiviert werden, sollte ein Sternenflottenschiff oder eine andere Partei bei dem Versuch, heimlich einzudringen, entdeckt werden. Das sollten Captain J’Teglyr und die Vron’joQ allerdings verhindern.

Wir werden sehen, ob der gute Captain dieser Aufgabe gewachsen ist.

Der Transporter setzte B’tinzal und Kvarel in dem Innenhof ab. Von dort war es nur ein kurzer Weg zum Hauptkontrollraum des Gebäudes. Dieser war eine mehrstöckige Halle mit vier verschiedenen Ebenen, die alle durch ein Rampennetz miteinander verbunden waren. In der Mitte des Raums befand sich die hohe, zylindrische Hülle, die Teil des gewaltigen Transferfeldgenerators war. Dieser war der eigentliche Grund für die Existenz des gesamten Komplexes. Die Konsolen waren kreisförmig um den Sockel der Hülle angeordnet und so ausgerichtet, dass ihre Benutzer die Aktivitäten auf Bildschirmen verfolgen konnten, die in die geschwungenen Wände eingelassen waren. Wie so vieles andere an dem fremden Konstrukt war auch der Generator inaktiv.

Dieser Bereich war zu einem Gemisch aus Jatohr- und klingonischer Technologie geworden. Mitglieder ihres Teams arbeiteten an Tischen, die mit Computerterminals, tragbaren Scannern und anderen Geräten übersät waren. Die Geräte stammten von der Vron’joQ. Einige Bildschirme und andere Komponenten pulsierten oder summten vor Leben. Im Gegensatz dazu waren die meisten Konsolen, die Teil der ursprünglichen Einrichtung des Raums waren, tot. Nur eine Handvoll Anzeigen waren aktiv. B’tinzal und ihre Leute hatten mehrere Tage gebraucht, um zu verstehen, dass diese Anzeigen zu verschiedenen autonomen Systemen gehörten, die tief in der Zitadelle arbeiteten. Der gesamte Komplex war von einer schwachen, aber unverkennbaren Energie durchdrungen, deren Zweck ein Rätsel blieb. Sensorscans hatten ergeben, dass die inneren Mechanismen der Zitadelle sich ständig neu konfigurierten. Dies schien ohne jegliche Überwachung abzulaufen und sich weder durch die Klingonen noch sonst jemanden, der sich in der Zitadelle befand, stören zu lassen. B’tinzal schien es, als sei die Festung die physische Manifestation eines Computerprogramms, das alle enthaltenen Anweisungen ausführte, bis dieser Prozess abgeschlossen oder unterbrochen wurde.

Es ist, als ob die Maschine lebt.

Jede Hoffnung, Captain J’Teglyrs Aufmerksamkeit zu entgehen, löste sich in Luft auf, als B’tinzal spürte, wie ihr Kommunikator summend nach Aufmerksamkeit verlangte. Sie verließ die mobile Transporterplattform, zog das lästige Gerät aus einer Tasche ihres Overalls und gestattete sich einen Seufzer, bevor sie es aktivierte.

»Hier spricht B’tinzal.«

»Hat Ihr Diener Sie nicht darüber informiert, dass ich auf einen Statusbericht warte?«, bellte J’Teglyr. B’tinzal fand, dass der klingonische Schiffskommandant noch gereizter wirkte als üblich.

»Auch Ihnen einen guten Tag, Captain. Ja, ich habe in der Tat gut geschlafen, denn das ist alles, was seit meinem letzten Bericht geschehen ist.«

»Der klingonische Hohe Rat wird dieses mangelnden Fortschritts überdrüssig und ich bin es überdrüssig, mich seinem Zorn auszusetzen.«

B’tinzal entschied, dass es zwar amüsant, aber wenig hilfreich wäre, J’Teglyr weiter zu verärgern, und sagte: »Ich teile diese Frustration, Captain. Das fremde Gerät hat sich unseren Bemühungen, seinen Einsatz zu erzwingen, widersetzt. Wie Sie wissen, fehlt zumindest eine wichtige Komponente.« Ohne den Transferschlüssel, wie er von seinim Jatohr-Erfindir genannt worden war, schien der Transferfeldgenerator nicht funktionsfähig zu sein. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Schlüssel im Besitz von James Kirk befand, einem Erdling, der vielen Klingonen bestens bekannt war. Derartige Berichte wurden durch die neuesten Informationen des Hohen Rats untermauert, die besagten, dass Kirk und sein Schiff auf dem Weg zum Libros-System waren.

Welch eine Arglist. Es ist, als ob klingonisches Blut durch seine Adern fließt.

Kirk würde den Schlüssel nicht ohne Weiteres herausrücken und zu diesem Zeitpunkt war B’tinzal nicht sicher, wie weit der Hohe Rat gegen die Sternenflotte und die Föderation vorgehen würde, um ihn zu bekommen. War dieser fremde Apparat es wert, einen Krieg anzuzetteln? Klingonische Krieger brauchten wenig Grund zum Kämpfen, aber B’tinzal wusste, dass die politischen Führer, die solche Entscheidungen lenkten, nicht ohne die entsprechende Berücksichtigung aller Faktoren handeln würden.

»Wir müssen der unangenehmen Möglichkeit ins Auge sehen, dass dieses Rätsel ohne das fehlende Teil für immer ungelöst bleiben könnte«, fuhr sie fort.

»Sie klingen wie ein Vulkanier, wenn Sie so reden.« Sie hörte einen Seufzer, als müsse J’Teglyr sich zusammennehmen, bevor er weitersprach. Nach einem Moment fügte er hinzu: »Unsere Befehle sind klar, Professor: Finden Sie einen Weg, die Maschine zu aktivieren und festzustellen, ob sie für das Reich von Nutzen sein kann, oder zerstören Sie sie, damit die Föderation sie nicht gegen uns einsetzen kann. An diesem Punkt neige ich zur letzteren dieser beiden Optionen.«

»Bei allem Respekt, Captain, das wäre eine übereilte Entscheidung.« B’tinzal ging auf eine der inaktiven Steuerkonsolen des Raums zu. »Obwohl unsere Bemühungen, sie zu aktivieren, bisher erfolglos waren, haben wir dennoch viel gelernt. Die dem Mechanismus innewohnende Technologie bietet grenzenlose Möglichkeiten der Erforschung. Es gibt noch viel, was wir von diesem Gerät lernen können.«

Es entstand eine weitere Pause und B’tinzal spürte, dass der Captain über jedes einzelne Wort nachdachte. Wie viele Offiziere hatte auch J’Teglyr in seiner langen Laufbahn mit ziemlicher Sicherheit schon darüber nachgedacht, wie sich eine bestimmte Situation auf ihn und sein persönliches Ansehen positiv auswirken könnte. Es wäre eine bemerkenswerte Leistung für jeden Klingonen, dem Hohen Rat eine Beute wie die Zitadelle zu überreichen, aber noch mehr für einen Offizier von J’Teglyrs Rang und Dienstalter. Dies würde ihn sicherlich in der militärischen Führungshierarchie voranbringen. B’tinzal vermutete jedoch, dass der Captain andere, noch egoistischere Pläne für das fremde Artefakt hegen könnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein klingonischer Krieger seine Ehre für persönliche Vorteile besudelte.

Sie fühlte sich in diesem Gedanken bestärkt, als er etwas tat, das ganz und gar untypisch für ihn war. J’Teglyr sagte: »Also schön, Professor. Ich werde mich in Ihrem Namen noch einmal mit dem Hohen Rat anlegen. Was kann noch getan werden, um Ihnen zu helfen?«

B’tinzal beschloss, diese Frage zu beantworten, ohne näher auf irgendwelche Hintergedanken einzugehen. »Wir brauchen einfach die Zeit, um dieses Gerät richtig zu studieren, Captain. Ich kann keinen Zeitplan dafür vorhersagen. Schließlich handelt es sich um eine völlig neue Technologie.«

»Ich schlage vor, Sie verdoppeln Ihre Bemühungen.« Die Diskussion endete mit einem hörbaren Klicken und B’tinzal starrte ihren nun stillen Kommunikator an.

Kvarel ergriff das Wort: »Er weiß wirklich, wie man seine Leute ermutigt und motiviert, nicht wahr?«

Diese Bemerkung ließ B’tinzal in schallendes Gelächter ausbrechen und sie steckte den Kommunikator wieder in ihre Tasche. »Das tut er tatsächlich. Ich für meinen Teil fühle mich mehr als bereit, den Tag anzugehen.«

Jegliche Reaktion von Kvarel wurde abgeschnitten durch alarmierte Rufe aus einem der Korridore, die aus dem Kontrollraum herausführten. Alle, die an den verschiedenen Tischen und Stationen arbeiteten, drehten sich zu den Rufen um und sahen drei Klingonen, die in dem geschwungenen Gang auftauchten und den großen Raum betraten. Ein Soldat stützte gemeinsam mit einem von B’tinzals Wissenschaftlern einen anderen uniformierten Klingonen. Es dauerte einen weiteren Moment, bis B’tinzal erkannte, dass das linke Bein des Soldaten auf scheinbar brutale Weise unterhalb des Knies amputiert worden war.

Mit Blick zu dem klingonischen Wissenschaftler, der dem verwundeten Soldaten half, fragte B’tinzal: »Tothar, was ist passiert?« Noch während sie die Frage stellte, glaubte sie, die Antwort zu kennen.

Tothar brachte mit der Hilfe des anderen Soldaten seinen verwundeten Begleiter zu einem nahe gelegenen Arbeitsplatz, setzte ihn auf den Boden und lehnte ihn gegen die Konsole. Jetzt konnte B’tinzal sehen, dass das Bein unterhalb des Knies abgetrennt und oberhalb der Kniescheibe eine primitive Aderpresse angelegt worden war. Blut tränkte die Hose des Klingonen und den behelfsmäßigen Verband, der aussah, als sei er aus einem Handtuch oder Lappen gefertigt worden. Das Blut stand in deutlichem Kontrast zu dem dunklen, verkohlten Fleisch, das den Stumpf des Soldaten verunstaltete. Jemand, wahrscheinlich sein Kamerad, hatte die Wunde in der Hoffnung, einen traumatischen Blutverlust zu verhindern, in aller Eile kauterisiert. Das war eine praktische, wenn auch barbarische Methode der medizinischen Notfallbehandlung, die zweifellos irgendeiner obskuren Klausel des klingonischen Kriegerethos folgte, die B’tinzal nicht kannte.

»Dieser Höllenapparat«, spie Tothar und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Er verwirrt uns auf Schritt und Tritt. Gerade wenn wir denken, dass wir auch nur den kleinsten Fortschritt gemacht haben, schlägt er um sich, als ob er uns für unsere Übergriffe bestrafen wollte.«

Der Klingone, der Tothar mit dem verletzten Soldaten geholfen hatte, sagte: »Wir haben offenbar eine weitere eingebaute Sicherheitsvorkehrung des Mechanismus ausgelöst. Wir hatten erfolgreich einen innen liegenden Durchgang geöffnet und unsere Sensorscans zeigten eine große Energieerzeugungsanlage an. Als wir versuchten, diese zu untersuchen, riegelte die Maschine den Zugang zu diesem Bereich ab. Alle inneren Luken wurden verschlossen.« Er zeigte auf seinen verletzten Kameraden. »Kventok ist ausgerutscht und während unseres Rückzugs gestürzt. Dann hat ihn eine der Luken erwischt.«

B’tinzal ging zu dem verwundeten Klingonen und untersuchte sein verletztes Bein. Dann sah sie den Soldaten an. »Wie heißen Sie?«

»Komaraq, Professor.«

»Haben Sie ihn auf diese Weise behandelt?«

»Ja.« Der Gesichtsausdruck des Klingonen blieb unbeirrt. »Nur so konnte verhindert werden, dass er verblutet.«

»Sie haben ausgezeichnet reagiert«, versicherte Kvarel. »Sie haben ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.«

Die Augen des Soldaten verengten sich. »Und zu welchem Zweck? Seine Tage als Krieger sind mit ziemlicher Sicherheit vorbei.«

»Bringen Sie ihn zum Arzt«, sagte B’tinzal und zeigte auf Komaraq und einen anderen Soldaten, der als Reaktion auf die Alarmsirene hereingekommen war. »Überlassen Sie derartige Entscheidungen ihm.« Die Soldaten brachten ihren Kameraden zu der mobilen Transporterplattform, die sie vor die Zitadelle beamen würde.

B’tinzal wandte sich an Tothar: »Was können Sie mir noch über den neuen Abschnitt erzählen, den Sie erkundet haben?«

Tothar hatte genug Zeit gehabt, um seine Fassung zurückzugewinnen, und antwortete: »Es ist, wie Komaraq sagte. Wir haben in einem der sekundären Kontrollzentren gearbeitet und versucht, Zugang zu Bereichen unterhalb des zentralen Energiegenerators zu erhalten. Einer der Computertechniker hatte eine Möglichkeit entdeckt, auf einen geschützten Speicherkern zuzugreifen, und konnte einige der dort gespeicherten Informationen auslesen. Das wiederum führte dazu, dass wir einen Weg fanden, mehrere innere Durchgänge zu entsperren.«

»Aber was könnte jetzt dort vor sich gehen?«

Tothar runzelte die Stirn und hielt seinen Scanner hoch. »Soweit ich das beurteilen kann, wurde eine Reihe von Wasserzuleitungen an verschiedenen Stellen entlang des Rumpfs unter der Seeoberfläche geöffnet. Das Wasser wird in Richtung dieses neuen Abschnitts gesogen. Es könnte zur Filterung oder zur Kühlung oder zu beidem dienen. Ohne eine Möglichkeit, diesen Bereich zu erreichen, kann ich nur raten.«

»Ist so was zum ersten Mal passiert?«, erkundigte sich B’tinzal.

»Das erste Mal seit unserer Ankunft. Nach den Maßstäben der verfluchten Wesen, die diese Monstrosität erdacht und gebaut haben, könnte es durchaus regelmäßig vorkommen.«

B’tinzal nickte und verarbeitete diese neuen Informationen. Abgesehen von der hartnäckigen Weigerung der Zitadelle, den wahrscheinlichen Hauptgrund für ihre Existenz – den Mechanismus des Portals, das Universen überbrücken konnte – zu aktivieren, hatte es das fremde Konstrukt auch geschafft, fast allen ihren Bemühungen zur Erforschung seiner inneren Bereiche zu trotzen. Sie hatte in ihren ersten Tagen hier viele schlaflose Nächte damit verbracht, über den Grundrissen zu brüten, die aus den Scans vom Inneren der Zitadelle zusammengestellt worden waren. Ein Großteil des Bauwerks blieb ein Rätsel, da sie und ihr Team feststellen mussten, dass ganze Bereiche der Maschine aus Materialien bestanden, die sich den Sensoren entzogen. Sie war davon überzeugt, dass sich in diesen Bereichen das Hauptkraftwerk und andere wesentliche Systeme befanden, die den Mechanismus mit Energie versorgten, der die Brücke zwischen diesem Universum und dem Zuhause der Jatohr schlug.

Es war durchaus sinnvoll, dass diese Technologie sich in einem sicheren, durch ausgeklügelte Systeme geschützten Bereich des Gebäudes befand, um Eindringen und Manipulation zu verhindern. Bisher waren noch keine aktiven Gegenmaßnahmen gegen Eindringlinge entdeckt worden, aber B’tinzal wusste, dass die Jatohr eine Art ferngesteuerte Drohnen eingesetzt hatten, um die Usildar in Schach zu halten. B’tinzal war noch nicht zu Ohren gekommen, dass diese Wächter innerhalb der Zitadelle gesichtet worden wären. Sie fragte sich, ob diese Vorrichtungen alle zerstört oder funktionsunfähig gemacht worden waren. Vielleicht gab es nur eine begrenzte Anzahl von ihnen und sie wurden nur dann eingesetzt, wenn sich andere Maßnahmen als unwirksam erwiesen? Es war auch möglich, dass andere Sicherheitsvorrichtungen auf sie und ihre Leute warteten, während sie immer tiefer in das fremde Gebäude vordrangen. Was den Transferfeldgenerator selbst betraf, so war er zwar vorerst zugänglich, trotzte aber weiterhin allen Reaktivierungsversuchen.

»Die Wirkung war wie die eines Notfallprotokolls an Bord unserer Schiffe«, berichtete Tothar. »Es war ähnlich wie bei einem Hüllenbruch, der die Versiegelung benachbarter Abteilungen auslöst.« Er machte eine umfassende Geste in Richtung der Zitadelle. »Solche Gegenmaßnahmen gibt es im gesamten Komplex.«

B’tinzal schüttelte den Kopf. »Es ist, als wüsste dieser Ort, dass wir hier sind, um ihn zu erobern. Und anstatt sich uns zu beugen, möchte er lieber kämpfen.« Wäre die Zitadelle ein fühlendes Wesen, hätte sie sie vielleicht sogar für ihre Gerissenheit bewundert. So führte das Verhalten der Festung nur dazu, sie zu verärgern.

»Wir brauchen den Schlüssel«, sagte Kvarel. »Seine Schöpfer scheinen in dieser Hinsicht sehr gründlich gewesen zu sein. Es liegt auf der Hand, dass diese Maschine sich uns weiterhin verweigert, bis wir den Schlüssel oder einen würdigen Ersatz zur Verfügung haben.«

B’tinzal wusste, dass es in absehbarer Zeit wohl keine solche Alternative geben würde, was ihr – und dem Reich – nur eine Option ließ: dem Erdling James Kirk den Transferschlüssel wegzunehmen.

Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle

Подняться наверх