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Die erste Begegnung

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Vojtech Novak

Es war bereits dunkel, als der 32 jährige Berufskraftfahrer Vojtech aus der Spedition RTC kam. Die Lageristen waren gerade noch damit beschäftigt, das Altpapier auf seinen Anhänger zu laden und ließen sich dabei sehr viel Zeit. Vojtech nutzte die kleine Pause und griff nach einer Zigarette. Er zündete sie mit Hilfe eines kleinen Feuerzeuges an und nahm einen tiefen Zug. Die Lageristen müssten jetzt eigentlich fertig sein. Also ging er zurück in die Lagerhalle und beobachtete sie beim Arbeiten. Der Trailer war nun fast voll mit dem weißen und braunen Papier beladen. Ein Lagerist brachte gerade mit einem Gabelstapler die letzte Ladung in Richtung Anhänger und lud es ein.

„So fertig Meister.“, sagte er mit rauer Stimme. „Gute Fahrt!“

„Poděkovat!“, rief Vojtech mit Absicht auf Tschechisch zurück und verließ die Lagerhalle. Draußen waren es bestimmt 15 Grad, dennoch fror er in seinem Poloshirt. Vojtech lief zu seinem 441 PS starkem MAN TGX LKW und öffnete die Tür. Es war jedes Mal mühselig in seine Sattelzugmaschine ein. Endlich saß er in dem gefederten Sitz und stellte sein Ziel im Navi ein. Er musste jetzt von Berlin einmal quer durch Brandenburg bis nach Budweis in Tschechien fahren. Und das nachts. Also steckte er seine Karte in den Fahrtenschreiber, löste zischend die Handbremse und fuhr brummend davon. Die Straßen waren nachts fast immer leer und er konnte gemütlich mit 89 Stundenkilometer die A 13 entlangfahren. Im Radio lief gerade ein Country Song. Roll on big Mama hieß er und Vojtech wippte im Takt mit dem Finger auf seinem Lenkrad. Er blickte auf seinen Fahrtenschreiber, der ihm auf dem grünleuchtenden Display anzeigte, dass er nur noch 15 Minuten Lenkzeit übrig hatte, bis er eine kurze Pause von einer Stunde machen durfte. Darüber war er auch sehr froh, denn seine Blase drückte schon ein wenig. Also griff er nach dem Handschuhfach und holte eine Straßenkarte heraus, auf der er sich mehrere Rastplätze markiert hatte. „Zatraceně!“, fluchte er, was so viel wie Verdammt hieß. Der einzige Rastplatz der in der nächsten Stunde kam war eigentlich gar kein Rastplatz, sondern nur ein Parkplatz. Doch er würde genau in zehn Kilometern kommen und wäre so gesehen perfekt von der Entfernung. Er war also dazu gezwungen dort hinzufahren. Plötzlich hupte es neben ihm. Er war vor lauter Kartenlesen von seiner Spur abgekommen. Ruckartig lenkte er den Truck wieder auf die rechte Spur und erhob als Entschuldigung einen Finger aus dem Seitenfenster, was der Autofahrer anscheinend missverstand, denn er zeigte daraufhin mit dem Finger auf mich und grinste dabei. Dann fuhr der schwarze Sprinter an mir vorbei und verschwand in der Nacht.

Nach zwölf Minuten Fahrt sah er dann auch schon die Ausfahrt und setzte den Blinker. Der Parkplatz hatte gerade mal vier LKW Parkplätze und ungefähr zehn PKW Parkplätze. Die Beleuchtung war zum Teil ausgefallen oder flackerte nur noch. Vojtech lenkte nach rechts ein und steuerte den LKW auf einen der freien Parkplätze. Daraufhin zog er seine Karte hinaus und rannte beinahe auf die Toilette. Auf dem Weg dorthin sah er, dass gerade einmal zwei Autos auf dem Parkplatz standen. Ein grüner Renault und ein dunkler Sprinter. Das kleine Toilettenhaus war mit einem Herren und einem Damen Klo ausgestattet. Vojtech joggte zur Herrenabteilung und nahm die erste Kabine von dreien. Er atmete erleichtert auf und zog nach dem Klopapier. Doch es war leer. Also ging er ohne Abwischen in Richtung Waschbecken, wo ein weiterer Herr stand.

„Alo!“, sagte Vojtech mit gebrochenem Deutsch.

„Guten Abend.“, sagte der Mann und sah ihn dabei seltsam an. Er hatte eingefallene Wangenknochen und zerzauste schwarze Haare. Der Mann war von dünner, fast schon krankhafter, Statur und betonte dies mit einem alten Anzug, der er wahrscheinlich schon einen Monat lang trug ohne ich zu waschen. Er hatte Augenringe und erinnerte Vojtech an Macaulay Culkin, nur mit anderen Haaren. Der Mann wusch sich nicht die Hände und ging auch nicht aufs Klo, sondern stand einfach nur da und beobachtete mich.

„Problem?“, fragte Vojtech ihn.

„Nein ich nicht, ich nicht.“, antwortete er mit einer sanften und dunklen Stimme, die mir etwas Angst einjagte.

Daraufhin verließ Vojtech das Toilettenhaus wieder und ging zurück zu seinem LKW um ein wenig die Augen zuzumachen. Doch da hörte er plötzlich Schritte hinter sich. Er drehte sich um, doch da war keiner. Zumindest hat er ihn in diesem Licht nicht gesehen, denn plötzlich spürte er, wie ein Stein auf seinem Kopf aufschlug und er zu Boden sank. Dann gingen die Lichter aus und alles wurde schwarz.

2

Bettina Neumann

Da schlich er sich plötzlich von hinten an sie heran und stach ihr mit voller Wucht in den Rücken. Bettina und ihre Freundinnen kreischten auf und lachten anschließend.

„Damit hätte ich jetzt wirklich nicht gerechnet.“, sagte Bettinas Freundin Lisa.

„Ich auch nicht.“, antwortete Bettina, die 17 Jahre alt war, darauf. „Der kam ja wie aus dem Nichts.“

„Also ich finde den Film trotzdem irgendwie witzig.“, sagte Tiana, die dritte im Bunde. „Wie die in den Achtzigern noch Horrorfilme gemacht haben.“

„Es ist aber trotzdem sehr gruselig gemacht.“, sagte Lisa.

„Ich finde es auch irgendwie lächerlich.“, sagte Bettina und ging in die Küche. Lisa und Bettina waren heute bei Tiana zu Besuch um sich einen Horrorfilm anzusehen. Aus Spaß wählten sie Shining aus dem Jahr 1980 aus. Bettina schenkte sich noch ein Glas Cola ein und ging wieder zurück in Tianas Zimmer. „Wisst ihr was meine Eltern noch so alles in ihrer Küche haben?“, fragte Tiana, ohne wirklich ein Antwort zu erwarten. „Mindestens drei Flaschen Gorbatschow Wodka.“ Nachdem sie das gesagt hatte, ging sie schnell in die Küche und holte eine Flasche mit einer wasserartigen Flüssigkeit darin. Bettina hatte noch nie Wodka probiert, weil er ihr zu stark war. Doch heute würde sie eine Ausnahme machen. Tiana stellte den Fusel auf den Tisch und platzierte drei Wodkagläser darum. Daraufhin öffnete sie die Flasche und dabei ging Bettina ein beißender Geruch in die Nase. Nachdem die Gläser gefüllt waren stießen sie an und tranken einen Schluck. Obwohl Bettina nur daran nippte, musste sie heftig husten. Tiana musste so heftig lachen, dass sie selber husten musste. Lisa war es ebenfalls unangenehm so etwas Hochprozentiges zu trinken, doch sie spielte genau wie Bettina einfach mit. Nachdem die Gläser leer und der Film vorbei waren, verabschiedeten Lisa und Bettina sich von Tiana und gingen zu Fuß nach Hause. Sie wohnten im Frankfurter Bahnhofsviertel. Einem der größten Problemvierteln von Frankfurt am Main. Lisa wohnte Taunus- und Bettina in der Weserstraße. Also trennte sich ihr Weg nach wenigen Minuten. „Tschüss Bettina. Bis Morgen.“, rief mir Lisa zu und bog ab. „Ja, bis Morgen.“, rief ich zurück. Da öffnete sich plötzlich über mir ein Fenster und ein übergewichtiger Alkoholiker in einem weißen Unterhemd sah Bettina direkt an. „Schnauze ihr Bortsteinschwalben!“, schrie er hinunter. Doch sie ignorierte ihn und ging weiter. Hätte sie das Glas leer getrunken, hätte sie jetzt wahrscheinlich mitgepöbelt, doch sie hatte nur genippt und Tiana den Rest gegeben. Der Weg war sehr unheimlich, besonders um Mitternacht, wenn die ganzen Drogendealer unterwegs waren. Nach wenigen Minuten hatte sie ihre heruntergekommene Wohnung erreicht. Ihre Eltern waren immer noch nicht da. Wahrscheinlich hatten sie ein paar Jägermeister zu viel und übernachteten wieder bei irgendwelchen Saufkumpanen. Sie schloss die Tür auf und bemerkte, dass ihre Eltern malwieder vergessen hatten sie abzuschließen. In dieser Gegend konnte das ziemlich gefährlich sein. Bettina zog die Tür hinter sich zu und schloss ab. Ihre Wohnung war im dritten Stock und es gab keinen Aufzug. Also stieg sie die grauen Betontreppen hinauf. Das kaltweise Licht verwandelte das Treppenhaus in eine Psychiatrie. Endlich hatte sie unsere Tür erreicht, die immerhin abgeschlossen war. Also holte sie meinen Schlüssel heraus und öffnete sie. Die Tür gab ein ächzendes Geräusch von sich und ging wiederwillig auf. In der Wohnung war es stockdunkel. Bettina drückte auf den Lichtschalter und die Lampen an der Decke gingen flackernd an. Sie zog ihre Schuhe und ihre Weste aus und ging direkt in ihr Zimmer, wo die Tür seltsamerweise sperrangelweit offen stand. Komisch. Normalerweise schloss sie ihre Tür immer ab. Vielleicht hatte ihr Arbeitsloser Vater sie ja wieder ausversehen aufgeschlossen und wieder in ihren Sachen herumgeschnüffelt. Bettina war so müde, dass sie sich nicht einmal mehr die Zähne putzte oder ihr Makeup herunterwusch, sondern direkt in Bett ging. In ihrem Zimmer war es trotz der Kälte draußen sehr warm und stickig. Sie knipste die Lichter wieder aus und ging ins Bett, wo sie noch ein bisschen an ihrem Nokia 2.1 herumspielte. Als Bettina sich so in ihrem Zimmer umsah, fühlte sie sich ein wenig unwohl. Der Film über den sie vor einer Stunde noch mit ihren Freundinnen gelacht hatte, wirkte jetzt als sie allein war ein seltsames Gefühl in ihr aus. Bettina schaltete ihr Handy aus und entnahm somit dem Raum seine letzte Lichtquelle. Man konnte nichts mehr sehen außer schwarz. Komplett zudecken wäre glatter Selbstmord gewesen. Unter der Zudecke konnte man es keine fünf Minuten aushalten. Schon als Kind hatte sie sich, wenn sie Angst, hatte einfach zugedeckt und fühlte mich so sicherer. Doch wenn ich aufgedeckt war, dann war der Schutz weg und man fühlte sich angreifbar. Genauso fühlte sich Bettina jetzt. Wenn sie sich aufdeckte, legte sie in gewissermaßen auch ihr Schutzschild auf die Seite. Jetzt könnte jeden Moment der Psychopath Jack Torrance die Tür mit seiner Axt einschlagen, wie im Film, und sie zerstückeln. Doch Bettina beruhigte sich nach ein paar Minuten wieder und machte die Augen zu. Doch dann hörte sie Schritte von draußen. Endlich, ihre Eltern kamen nach Hause. Ihre Zimmertür ging auf und man konnte die Konturen schmalen Mannes erkennen. Das war nicht ihr Vater, der hatte einen Bierbauch und ihre Mutter zu viele Implantate. Der Unbekannte hatte anscheinend das Licht in der Küche eingeschaltet, sodass man ihn leicht erkannte. Plötzlich ging er langsam auf Bettina zu. Sie wollte schreien, doch es kam kein Ton aus ihr heraus. Je näher er kam, desto besser konnte man ihn erkennen. Er hatte tiefe Wangenknochen und Augenränder und… streckte seine Hände nach mir aus! Der Mann drückte eine Hand auf ihren Mund und die andere unter ihre Nase. Sie bekam keine Luft mehr! Und konnte auch nicht mehr schreien! Ihr Herz pochte immer heftiger und sie begann wild mit den Armen herumzufuchteln und ihn von sich zu drücken. Doch er war zu stark. Kleine Sterne tanzten vor ihren Augen und sein Gesicht verschwamm immer mehr. Bis sich schließlich ein roter Vorhang vor ihren Augen schloss und die Vorstellung beendete.

3

Felix Stark

12.40 Uhr, die Lautsprecher kündigten den Schulschluss an. Felix, der in die zehnte Klasse der Realschule von Duisburg ging, stürmte, wie seine Klassenkameraden auch, aus dem Klassenzimmer. Er zog sich seine Bomberjacke an und verließ mit seinen Freunden das Schulgebäude. Jemand hatte sein Fahrrad zugeparkt, doch das würde er nicht auf sich sitzen lassen. Er zog sein kleines Taschenmesser aus der Hose und stach damit auf die Reifen des falsch geparkten Fahrrades ein. Daraufhin schnitt er das billige Schloss durch und warf das Rad brutal gegen die Wand. Dann wandte er sich wieder seinem Mountain Bike zu, schloss es auf und steckte sich seine kabellosen Kopfhörer in die Ohren. Als plötzlich der Junge, dem das jetzt kaputte Fahrrad gehörte, um die Ecke kam. Es war Jonathan Ferber, aus der Parallelklasse. Jonathan sah zuerst sein Fahrrad an und dann Felix.

„Warst du das?“, fragte er Felix sauer.

„Wenn du es ganz genau wissen willst?“, gab Felix provokant zurück. „Ja.“

„Dann wirst du jetzt deine gerechte Strafe dafür bekommen, du kleiner Bastard!“, schrie er und ging drohend auf ihn zu.

Felix sprang von seinem Fahrrad auf, steckte seine Kopfhörer wieder ein und zog sein Taschenmesser aus der Hosentasche. Daraufhin wich Jonathan ein paar Schritte zurück. Aber nicht aus Angst, sondern um etwas aus seiner Tasche zu holen- ein Springmesser.

„Gut, wie du willst.“, sagte Jonathan und ging wieder auf Felix zu. Dieser wich aber nicht zurück sondern blieb stehen und wartete, bis er da war.

Um schlimmeres zu verhindern, kam im rechtzeitigen Moment Herr Schulze- unser Mathelehrer.

„Sofort aufhören!“, brüllte er und die beiden steckten im selben Moment ihre Messer wieder ein.

„Was ist denn in euch gefahren?“, brüllte Herr Schulze immer noch. „Wollt ihr euch gegenseitig umbringen? Jonathan, dafür wirst du einen Verweis bekommen, deinen dritten. Und du Felix, du wirst so lange Nachsitzen bis die Hölle zufriert!“

„Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf.“, sagte Felix. „Wir wollten uns doch nur gegenseitig zeigen wie unsere Messer aussehen.“

„Verarsch mich nicht!“, brüllte Herr Schulze erneut. „Für diese Lüge werdet ihr beide von der Schule fliegen!“

„Felix hat recht.“, sagte Jonathan darauf. „Wir wollten uns nicht gegenseitig abstechen, sondern nur unsere Messer vergleichen.“

„Ist das wahr Felix?“, fragte Herr Schulze mich.

„Ja, das ist wahr.“, log er sehr glaubwürdig.

„Na gut. Aber ihr habt gegen die Schulordnung verstoßen, also werdet ihr beide eine ganze Weile nachsitzen.“, er sagte diesen Satz mit völliger Zufriedenheit.

„Gut.“, stimmten Felix und Jonathan gleichzeitig zu.

„Dann verschwindet jetzt.“

Felix setzte sich wieder auf sein Mountain Bike und fuhr langsam an Jonathan vorbei. Seine Augen funkelten ihn an.

„Morgen wirst du sterben.“, fauchte er Felix zu.

„Nicht wenn du zuerst stirbst.“, fauchte Felix zurück.

Daraufhin steckte Felix wieder seine Kopfhörer in die Ohren und fuhr, mit beiden Händen in den Jackentaschen davon.

Nach fünf Minuten Fahrt kam er auf einen Fahrradweg der aus der Stadt rausführte. Doch mitten darauf stand ein großer schwarzer Sprinter. Felix hielt an, stieg vom Fahrrad ab und ging an das Fahrerfenster des Transporters.

„Sie wissen aber schon dass das ein Fahrradweg ist, oder?“

„Naja, ich habe mich verfahren und darauf gewartet dass ein Fahrradfahrer anhält und mir weiter hilft.“

Der Kerl sah krank aus. Man seine Knöchel an den Händen und er hatte starke Augenringe. Felix sah auf das Kennzeichen. Darauf stand ein S für Stuttgart, der Mann musste Recht haben. „Wo müssen Sie hin?“, fragte Felix ihn leicht genervt. „Nach Hamborn.“, sagte er darauf. „Oh dann müssen sie der A3 Richtung Düsseldorf folgen und dann die Ausfahrt Oberhausen-Olten nehmen. Dann rechts abbiegen auf die Königsstraße und die führt dann nach Hamborn.“ „Oh diese vielen Angaben kann ich mir niemals merken, aber ich habe ein Navi. Kannst du das Ziel bitte für mich eingeben, ich kann mit diesen Teilen nichts anfangen.“ „Na gut.“, erwiderte Felix genervt und stieg über die Beifahrertür ins Auto. Zur Sicherheit ließ er sie aber dennoch offen, nicht das er noch abschloss und ihn mitnahm. Felix beugte sich zu der Mittelkonsole hinüber und gab das Ziel ein. Im selben Moment holte der Mann ein Taschentuch heraus und hielt es ihm direkt vor den Mund. Es war Propofol, ein starkes Beruhigungsmittel. Felix schlug auf den Mann ein, so fest er nur konnte und versuchte an sein Taschenmesser ranzukommen. Doch es fiel ihm aus der Hand. „Nicht einatmen.“, befahl er sich selbst immer wieder. Schließlich holte er fest mit der Faust aus und schlug ihm direkt auf den Brustkorb. Der Mann stöhnte auf und ließ Felix los, der daraufhin so schnell er konnte zu seinem Fahrrad rannte und davonfuhr. Er blickte noch einmal über die Schulter und versuchte sich das Kennzeichen zu merken. S-WL 1972. Doch er würde ihn noch kriegen. Irgendwann würde er ihn kriegen.

4

Hans Günther

Auf dem Rastplatz der A13

Hans, der gerade eine fünf Minütige Pause einlegte wachte plötzlich auf und sah, wie in einigen Metern Entfernung jemand einen Mann hinter sich herzog und zwar zu einem schwarzen Van. Hans stieg aus seinem Opel und ging auf die beiden Herren zu.

„Ist alles in Ordnung mit ihm?“, fragte er.

Der Mann schaute ihn erschrocken an und hatte direkt eine Ausrede parat.

„Oh ja.“, sagte er düster. „Der Arme hier hat nur etwas zu viel getrunken. Wissen Sie?“

„Oh ja natürlich. Soll ich vielleicht einen Krankenwagen rufen?“

„Nein, nein, nein das wird nicht nötig sein. Ich werde ihn in ein Krankenhaus bringen. Er ist ganz betrunken aus einer Kabine gekrochen und hat sich darin anscheinend mehrmals übergeben haben müssen. Dann ist er ohnmächtig geworden.“

„Ok.“, sagte Hans. „Dann wünsche ich Ihnen noch viel Glück.“

Doch dann sah er wie etwas rötlich Glänzendes auf dem Boden war. Daraufhin sah er wieder zu dem dürren Mann.

„Ähm, ich glaube mit dem Kerl ist wirklich etwas nicht in Ordnung.“, sagte er.

„Nein, nein, mit dem ist schon alles im grünen Bereich.“, rief der Mann über die Schulter.

„Sind Sie sicher?“, fragte er misstrauisch.

„Wissen Sie?“, sagte die dürre Gestalt und ließ dabei den tschechischen Berufskraftfahrer fallen. „Sie sollten sich nicht in Dinge einmischen, die Sie nichts angehen und das ist so eine Situation die Sie nichts angeht. Also quetschen Sie sich jetzt schnell wieder in ihre Kiste und lassen uns in Ruhe oder es wird Ihnen noch sehr leid tun.“

Doch Hans ließ sich nicht davon beeindrucken. Das Engelchen auf seiner Schuler, das ihn zum Umdrehen zwang war kleiner als das misstrauische Teufelchen.

„Ich denke gar nicht daran.“, sagte er provokant. „So etwas nennt man Zivilcourage und das was Sie da machen ist für mich eindeutig eine Entführung.“

„Na schön, wie Sie wollen.“, sagte der Unbekannte düster. „Aber das werden Sie noch bitter bereuen!“

„Sie Knochensack machen mir gar keine Angst.“, sagte Hans und ging einen Schritt auf den Mann zu.

In dem Moment ging auch der dürre Mann auf ihn zu und schlug ihm unerwartet mit voller Wucht auf den Kopf.

„Von nun an werden Sie erfahren, was richtige Schmerzen sind.“, sagte die Gestalt und lachte dabei wie Doktor Frankenstein.

Doch Hans bekam davon nichts mehr mit, er war bewusstlos.

5

Jonathan Ferber

Heute Morgen hatte er zu einem Gespräch im Rektorat gehen müssen. Selbstverständlich hatte Herr Schulze unserer Direktorin Frau Schäfer. Jedenfalls hatte er von ihr eine Woche Nachsitzen bekommen. Außerdem hatte sie ihm sein Springmesser abgenommen und nach einer 15 Minütigen Standpauke durfte er gehen. Auf dem Weg zum Klassenzimmer sah er das Felix in die Jungentoilette ging.

„Jetzt bist du dran.“, sagte er zu sich und bog ebenfalls in die Jungentoilette ein. Doch Felix war anscheinend noch damit beschäftigt zu urinieren. Also wartete er. In der Toilette stank es wie immer nach Urin, Kot und Rauch. Die Wände (die wahrscheinlich vor 100 Jahren hochgezogen wurden) waren grau und überall mit Flecken bedeckt. Endlich, Felix spülte. Kurz darauf öffnete er die Tür und kam aus der Kabine um sich die Hände zu waschen, doch da stand Jonathan und versperrte ihm den Weg.

„Bringen wir es gleich hinter uns.“, sagte Jonathan. „Doch ich überlasse dir die Entscheidung, wie du sterben möchtest. Willst du lieber in einer der verschissenen Toiletten ertrinken oder doch eher mit dem Kopf im Spiegel verbluten?“

„Wenn du mich so fragst.“, sagte Felix darauf. „Möchte ich dir den Vortritt lassen.“

Daraufhin flippte Jonathan aus und stürmte auf ihn zu. Felix wich gekonnt aus und Jonathan rannte mit voller Wucht gegen die Wand und Felix spazierte aus dem Jungs Klo.

„Du bist tot Felix!“, brüllte er vor Wut und Schmerz. „Hast du gehört? Du bist tot!“

Jonathan rieb sich am Kopf. Der Aufprall hatte ziemlich wehgetan.

Was war das auch für eine dumme Aktion gewesen?

Doch noch einmal würde er ihn nicht entkommen lassen.

Er verließ ebenfalls die Toilette und ging auf den Flur. Als er plötzlich am Ende des Ganges eine dunkle Stimme hörte.

„Hallo Jonathan.“

Jonathan drehte sich ruckartig um und sah am anderen Ende des Flures einen dünnen Mann, der ihn anschaute.

„Ich bin der Vater von Felix Stark.“, sagte der Mann und lächelte leicht.

„Gut zu wissen und was wollen Sie von mir?“, fragte Jonathan genervt.

„Mich bei dir für sein Verhalten entschuldigen.“, antwortete er ruhig.

„Gut Entschuldigung abgenommen. Also ich gehe jetzt zum Unterricht.“, sagte er und drehte sich um.

„Das wird nicht nötig sein Jonathan.“, gab der dürre Mann darauf zurück und ging langsam auf ihn zu. „Ich möchte mich richtig bei dir entschuldigen und dir ein neues Fahrrad anbieten. Als Wiedergutmachung.“

„Ist das Ihr ernst?“, fragte er ihn misstrauisch.

„Ja, ich habe sogar schon alles mit Frau Schäfer abgeklärt. Du kommst einfach zur dritten Stunde wieder. Weißt du, ich habe ihr alles erzählt über gestern und weißt du was? Sie hat jetzt ein schlechtes Gewissen, dich so hart dafür bestraft zu haben. Also hat sie dir drei Freistunden gegeben. Also gehen wir?“

So offen wie Frau Schäfer war, könnte er ihr so etwas sehr gut zutrauen. Aber der Mann war immer noch ein Fremder und hier in Duisburg gab es genug Nachrichten über Kindesentführungen. Doch er war jetzt 16 und konnte wegrennen. Und ein neues Fahrrad wäre schon etwas Tolles. Also stimmte er zu.

„Sehr gut.“, sagte der Mann und stellte sich vor. „Mein Name ist übrigens Wilhelm Lehmann Stark.“

„Gut Herr Stark, dann gehen wir.“, befahl er fast schon.

Dann gingen die beiden aus der Schule und stiegen in seinen schwarzen Sprinter.

„Was hast du da eigentlich am Kopf?“, fragte er und zeigte an die leicht blutende Beule an meinem Kopf.

„Ich bin ausversehen gegen die Wand gelaufen.“, log er darauf. „Aber es tut nur ein bisschen weh.“

„Oh, du wirst noch lernen was richtig wehtut.“, sagte Wilhelm und grinste ihn an.

Daraufhin schloss er per Knopfdruck die Türen und holte ein weißes Taschentuch heraus. Ehe Jonathan reagieren konnte hatte er auch schon das Tuch vor dem Mund. Es war Propofol und bevor er reagieren konnte wurde er bewusstlos.

Der Sadist

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