Читать книгу Obscura- Dunkle Kreaturen (3) - Dennis Weis - Страница 5

Erstes Kapitel

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Es begab sich zu einer Zeit, die einige Jahre vor den Ereignissen lagen, die zu der Dunkelheit über Matera geführt hatten.

Olrath war ein kleines Dorf, welches auf der Insel Smara lag. Die Insel befand sich im südlichen Bereich der Schwarzen Bucht und östlich von Calidarena. Zwischen ihnen war das Ende der Teufelsenge.

Es war ein großer Tag, denn heute ward ein Kind geboren. Der Älteste, sein Name war Rafta, machte sich auf, so wie er es stets tat, wenn ein Kind geboren wurde. Es gehörte zu seinen Pflichten.

Man hatte ihn in ein Zelt gerufen, denn die Olrather lebten in solchen. Sie waren ein Naturvolk, welches noch eines des letzten gewesen war auf Matera. Sie hatten ihre Rituale, ihre Regeln, Ihren Glauben.

Raftas Aufgabe bestand darin, die Geburt zu begleiten. Er sollte dem Neugeborenen den Segen geben und einen Zauber zu seinem Schutz aussprechen. Die Olrather glaubten, dass sie so lange und glücklich leben würden.

Rafta war 120 Jahre und damit sehr alt. Mit seinem knorrigen Stock bewegte er sich sehr langsam, was ihn selbst störte, denn er musste zeitig losgehen, um an seinen Zielort pünktlich anzukommen.

Er erreichte das Zelt zur rechten Zeit, denn Laboria, die gebärende Mutter, hatte schon sehr starke Wehen. Die anderen Mütter, die diese Geburt ebenfalls begleiteten, signalisierten, dass es nun soweit war.

Laboria presste und steckte all ihre Kraft in die Geburt und bald konnten die Anwesenden einen Kopf sehen. Der Rest des Körpers kam rasch hinterher, sodass bald ein Schrei durch das Zelt hallte.

Es war der Schrei eines kleinen Jungen. Der Schrei des Lebens, und der, nach seiner Mutter. Bevor er allerdings zu ihr in die Arme konnte, musste Rafta seine Zeremonie durchführen, damit das Kind gesegnet war.

Rafta entnahm seiner Tasche, die er mit sich trug, eine Flasche, in der einer magische Kräutertinktur war. Diese träufelte er auf seinen Zeigefinger und setzte an, ein Kreuz auf die Stirn des kleinen Jungen zu ziehen. Das Kreuz verschwand allerdings sofortig.

Rafta wirkte verunsichert, hatte er so etwas in den ganzen Jahren als Ältester nie erlebt. Er glaubte an einen Fehler in seiner Durchführung und wiederholte diesen Schritt.

Erneut trug er die magische Tinktur auf, und erneut löste sie sich auf. Rafta erschrak. Er befürchtete nichts Gutes. Wenn sich magische Zeichen auflösen, war es nie etwas Gutes!

Trotz seiner intuitiv gefühlten Sorge, machte er mit dem nächsten Schritt weiter. Er legte seiner Hand auf die Brust des kleinen und segnete ihn. Die Segnung konnte nicht abgeschlossen werden, da er die Hand nicht verließ. Der Älteste fühlte sich schwach.

Er fühlte sich erschöpft. Er fiel zu Boden. Die Frauen eilten zu ihm, um ihn wieder aufzuhelfen. Rafta ging es den Umständen entsprechend körperlich gut, er spürte allerdings, dass etwas mit dem Kind nicht stimmte.

Der Junge, den der Name Liberia gegeben wurde, wurde in die Arme der Mutter gelegt. Sie hatte die Zeremonie nicht mitbekommen und machte sich keinerlei Sorgen. Die anderen Frauen dagegen schauten den Ältesten an, als bestünden sie auf eine Antwort.

„Es ist alles gut“, erklärte der Älteste mit rauchiger Stimme, „Es bedeutet nichts weiter. Liberia ist nun bei seiner Mutter und das ist doch wunderschön.“

Rafta merkte, wie schwer es ihm fiel, die anderen anzulügen, aber er wollte keine Panik auslösen. Dies konnte die Mutter nicht gebrauchen. Für Rafta bedeutete es zugleich, dass er sich informieren musste, denn es hatte etwas zu bedeuten, da war er sicher.

In den nächsten Tagen forschte Rafta beinahe jede freie Sekunde seines Lebens. Zugleich beschloss er, Beobachtungen anzustellen, um weitere Erkenntnisse zu erhalten. Laboria verriet er nichts, denn er fürchtete, sie könne es nicht verstehen, waren Mütter in solcher Beziehung auch geneigt, aggressiv zu reagieren.

Die alten Bücher über die Magie oder auch die der unerklärlichen Phänomene gaben keinerlei Ergebnisse. Rafta schien am Ende seines Wissens angelangt zu sein. Rafta musste jemandem finden, der ihm in dieser Not weiterhelfen konnte.

Libera war körperlich in einer sehr guten Verfassung. Außer Rafta spürte niemand irgendetwas in seiner Nähe. Rafta dagegen fiel es zunehmend schwerer, sich dem Säugling zu nähern, zu stark waren die körperlichen und magischen Schwächen, die er erlitt.

Rafta beschloss, eine Reise anzutreten, um seinen alten Freund Cosmas zu besuchen. Cosmas war ein weitaus mächtigerer Zauberer als er einer gewesen ist. Dem Dorf erzählte er, dass er auf Studienreise gehe und dies einige Woche in Anspruch nehmen würde. Er hasste es, seinesgleichen anzulügen, aber er wollte nicht, dass sie panisch wurden, oder den Kleinen lynchen wollten.

Um von der Insel Smara zu gelangen, nutze Rafta ein Anuk. Es handelte sich um ein kleines ein bis zwei Personen Boot, welches die Olrather häufig gebrauchen, um auf Jagd zu gehen. Rafta war sehr alt. Sollte man also denken, er hätte nicht genügend Energie, um ein Anuk zu bedienen, oder gar über die Teufelsenge zu kommen, der sollte sich irren.

Rafta besaß Magie, die ihm nun verhelfen würde, um nach Calidarena zu kommen. So erschuf er sich eine kleine Strömung, die ihn sicher über das Wasser tragen sollte.

Um mit dem Anuk über die Teufelsenge zu gelangen, vergingen in der Regel drei Tage, denn ein Anuk war kein schnelles Boot, hatte es weder Segel, noch genug Besatzung. Die Magie, die ihm half, ersetzte vom Prinzip her nur einen weiteren Mann. Ausruhen konnte er sich dadurch nicht.

So vollbrachte er es, nach nur zwei Tagen in Volto anzukommen. Natürlich wählte er nicht den Hafen als Anlegeplatz, sondern blieb etwas außerhalb, sodass er nicht entdeckt werden konnte. Rafta hatte das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen.

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Es herrschte Stille. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm- und der Sturm würde definitiv kommen. Die Truppen standen sich gegenüber. Auf der einen Seite waren es treue und bezahlte Krieger und Truppen des Königs von Sonnenglut, die bereit waren, ihr Leben zu geben, um ihre Heimatstadt oder auch ihren König zu schützen, wie auch sich und ihre Familie.

Auf der anderen Seite befand sich eine bereits geschwächte Armee von Untoten, die unter der Kontrolle des Obscura Tenebras waren. Er beherrschte sie alle, machte sie willenlos, skrupellos, mörderisch. Sie lechzten nach Fleisch, rohes, blutiges Menschfleisch, oder was ihnen in den Weg kam.

Es reichte nur ein Biss, ein Kratzer aus, um als Untoter ebenso umherzuirren, die Kontrolle über sich und das Leben zu verlieren. Dessen waren sich die Krieger des Königs bewusst. Es machte ihnen Angst, aber sie hatten genug Mut, um alles zu geben, denn sie konnten alles verlieren.

Cosmas war ein großer Zauberer, wenn auch nicht so mächtig wie der Obscura, aber schon in der Lage ihm einiges entgegenzusetzen. Er hatte die Truppen eingeschworen, er hatte die Tage über alles getan, was in seiner Macht stand, um sie auf der Kampf vorzubereiten- auf den Kampf ihre Lebens.

Cosmas hatte noch eine Geheimwaffe, die er einsetzen wollte, aber er wusste nicht, ob sie wirkte. Bei ihm zeigte sie all ihre Macht, obwohl sie keine besaß. Zudem war die Geheimwaffe nicht selbst überzeugt, sich dem Bösen zu stellen. Das schwächte ihn.

Tenebras unterschätzte, obwohl er sehr stark war, niemanden. Er wusste, dass es eine Art Prophezeiung gegeben hatte und gab, aber er fürchtete sie nicht, im Gegenteil, er wartete darauf. Vielleicht würde jemanden gelingen, ihn herauszufordern. Hatte es Agamemnon nicht geschafft und sich ihm gebeugt, sodass er Besitz ergreifen konnte.

Er konnte die Macht des Zauberers Cosmas spüren und die tapferen Morituri, aber eines konnte er nicht bemerken, denn es strahlte keine Macht aus, obwohl es mächtig war. Tenebras würde erstmal die Horden auf die Soldaten von Sonnenglut loslassen, um ihre Furcht zu schüren, denn diese spürte er bei ihnen.

„Angriff!“ schrie Tenebras mit aller Kraft.

Die Untoten setzten sich in Bewegung und schritten auf Sonnenglut zu. Ihre Kräfte waren nicht mehr so ausgeprägt, blieben sie dennoch gefährlich.

Die Truppen des Königs ließen ihre Bogen sprechen und schossen einige mit Feuer versehen in die Menge der Untoten, sodass einige von ihnen entbrannten. Es verlangsamte sie, aber ausschalten konnte es sie weniger.

Tenebras veranlasste, dass nur ein Teil seiner Armee aus Untoten nach Sonnenglut ging. Der andere blieb stehen. Zum einen konnte er so die Taktik des Gegners herausfinden, aber auch wie gut sie trainiert wurden.

Die Soldaten von Sonnenglut waren weitestgehend gut vorbereitet, sie verharrten in der Position und ließen den Fernangriff den Vortritt. Warum sollten sie sich auch in den Kampf stürzen? Sie waren ja nicht lebensmüde.

Die meisten Untoten schafften es, durch die Flut von Pfeilen, bestückt mit Feuer, zu kommen. Schon bald würde der erste von den lebenden Toten an das Tor von Sonnenglut gelangen.

Gordian hatte Angst. Sein Puls raste. Er atmete sehr flach. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu schreien und anschließend umzufallen. Er drehte seinen Kopf und sah den Rest der Morituri. Sie hatten ihn aufgenommen- als neuestes Mitglied.

Die anderen schauten gespannt aus. Es hatte für ihn den Anschein als freuten sie sich auf die Untoten, auf das Töten dieser Bestien. Es war verständlich, waren sie doch allesamt Krieger. Vanesto befand sich nicht bei ihnen. Als Bogenschütze war er gerade bei dem Fernangriff beteiligt. Mit ihm war auch die kleine Saphira, die eine Ausbildung zur Schützin bei ihrem Schwarm begann.

Gordian freute es für sie. Dennoch fürchtete er, dass die Untoten die Stadt überfallen würden und sie alle in lebende Tote verwandeln. Die Macht der dunklen Seite schien unendlich. Verzichtete sie auf Gnade, Empathie oder Brüderschaft.

Hanos war der Anführer ihrer Truppe. Sie waren die 1. Kompanie. Es war die gefürchtetste und geübteste, mal abgesehen von Gordian. Hanos bestand darauf an vorderster Front zu kämpfen- er akzeptierte nichts anderes. Der König ließ ihn gewähren.

Hanos war bereit für die Schlacht, wie auch seine Männer. Er würde sein Leben geben, um die Menschen innerhalb der Stadtmauern zu schützen. Er war gebeutelt genug von diesem Krieg. Er hasste die Untoten. Er hatte keine Angst.

„Männer“, brüllte er lauthals, „dies ist die entscheidende Schlacht um Leben oder Tod!“

Er zeigte dabei auf seine Männer als er „Leben“ sagte und nach draußen, als er „Tod“ von sich gab.

Die Morituri bestätigten ihrem Anführer durch ein lautes „Huh!“, dass sie für den Kampf bereit waren.

„Dann lasst uns ihren Arsch aufreißen!“ schrie er aus Leibeskraft.

Die Morituri bekräftigten abermals mit einem lautem „Huh!“ ihre Zustimmung.

„Los“, forderte er den Rest seiner Kompanie auf, „reißt ihnen ebenso den Arsch auf!“

Die Morituri machten in kurzen Intervallen wieder das bejahende „Huh!“ bis auch die gesamte Truppe mit einstimmte. Die Männer waren soweit.

Die Tore von Sonnenglut öffneten sich nacheinander. Gerade so, dass die erste Kompanie hindurch-marschieren konnte. Hinter ihnen schloss das erste sich wieder, während das vordere aufging.

„Angriff!“ gab Hanos den Befehl und die Männer stürmten mit voller Energie in die Schlacht.

Gordian blieb eher verhalten. Er hatte in der Zeit seiner Flucht zwar gelernt, sich zu wehren, aber nie, die Toten anzugreifen. Er war halt kein Krieger. Die anderen Morituri hingegen metzelten sich geradezu durch die Menge der Untoten.

Hanos gelang es, mit seinen zwei Schwertern, die er zugleich nutzte, die Köpfe der ankommenden Untoten, von den Torsos zu trennen. Schnell hatte er ein Dutzend von ihnen beseitigt. Er konnte allerdings sehen, dass es weitaus mehr brauchte, um alle den Boden gleich zu machen.

Zisma war gröber bei der Sache, gelang es ihm nur schwerer, den Untoten den Gar auszumachen. Mit seiner schweren Axt musste er viel Kraft investieren, um erfolgreich zu sein.

Grind, Kales und Titan waren Meister ihres Faches und töteten im Akkord. Ihnen gelang es sogar, mehr zu schaffen als Hanos. Sie waren voller Motivation, sodass es ihnen Energie verlieh. In den ersten Minuten schien es, als würde die 1. Kompanie den Untoten das Fürchten lehren.

Aber sie sollten sich irren. Hanos hatte es kommen sehen. Er wusste, dass zwar diese Gegner keine Qualität besaßen, da sie im Grunde keine Fertigkeiten besaßen, wie Schwertkampf, aber sie hatten die Maße auf ihrer Seite.

Dies bekam die 1. Kompanie nun zu spüren. Die ersten Soldaten wurden angefallen. Die Untoten bissen ihnen in den Hals, oder rammten ihre Zähne in das Fleisch, welches vor Blut nur so spritzte.

Es waren plötzlich überall Schreie zu hören. Die Untoten wurden wilder, es trieb sie an- das Blut. Es gelang ihnen, einen derartigen Rückschlag zu verüben, sodass die Kompanie gezwungen war, sich zurückzuziehen. Hanos gab den Befehl, denn er war nicht lebensmüde.

Er schaute sich um, suchte nach seinen Leuten. Er wollte niemanden verlieren. Die Morituri waren weiterhin am Werk. Grind, Kales und Titan schützten sich gegenseitig, waren schnell in ihrer Ausführung und trotzdem konnten sie nicht verhindern, dass bei einem Manöver Grind unvorsichtig geworden war und ein Untoter ihn in seinen Arm biss.

Grind erschrak sich und tötete seinen Angreifer im nächsten Augenblick. Kales und Titan hatten es vernommen. Sie wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Der Krieger in ihnen riet ihnen, Grind zu töten. Der Freund wollte ihn am Leben lassen.

Sie wussten durch all ihre Erlebnisse, dass die Verwandlung unausweichlich war. Und trotzdem hatten sie Hoffnung. Grind erkannte in ihren Augen, welche Überlegungen sie anstellten.

„Geht und sagt Hanos, dass er wie ein Bruder war“, sprach er, „genauso wie ihr.“

Er dreht sich um und schritt auf die Untoten zu.

„Ich reiß‘ noch ein paar Ärsche auf…“, brachte er noch heraus, ehe er sein Schwert zog und kämpfend in der Menge verschwand.

„Nein!“ schrie Titan.

Kales hielt ihn fest und zog ihn zurück. Er sah die Gefahrenwelle auf sich zukommen. Die Untoten hatten die Oberhand. Wenn sie nicht genauso enden wollten, wie Grind, dann mussten sie jetzt gehen.

„Lass‘ los“, brüllte Titan, „ich werde ihm folgen!“

Doch Kales wollte nicht nachgeben. Er wollte ihn nicht auch noch verlieren.

„Tu‘ das nicht“, warnte er, „du wirst sterben!“

Titan war das gleichgültig, wollte er nur seinen Bruder zurückholen. Er war doch noch nicht gestorben. Titan ging. Kales blieb wie angewurzelt stehen, für einen kurzen Moment, dann musste er sich verteidigen. Knapp entkam er dem Tod.

Kales konnte sich durch die Menge kämpfen. Er entwickelte erstaunliche Fähigkeiten, um bis zum Grind vorzustoßen. Grind stand mit dem Rücken zu Titan. Er hielt sein Schwert in seiner rechten Hand und verharrte. Die Menge der Untoten rannte an den beiden vorbei.

„Grind komm‘ zurück, wir suchen Hilfe, wir finden etwas, um dich zu befreien“, sprach Titan mit Verzweiflung.

Grind drehte sich um. Er sah verändert aus. Sein Blick war blutrünstig. Wie ein Tier atmete er schwer.

„Geh, bevor ich dich töte!“ drohte er seinen alten Bruder.

„Nein!“ entgegnete Titan, „noch ist es nicht zu spät- wehre dich!“

Grind nahm sein Schwert. Er stellte sich mit letzter Kraft zum Kampf hin. Er war in Begriff, Titan zu verletzen, so schien es. Aber Titan sollte sich irren. Grind machte kehrt und verschwand. Die Menge der Untoten hatte ihn umkreist. Er war in der Falle.

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Er war am Ende seiner Kräfte. Seit Josias beschlossen hatte, nicht mehr Friedrich zu dienen, verfolgten ihn auch die Untoten. Er konnte entkommen, hatte er doch eine solide Ausbildung.

Er fühlte sich wie ein Versager, da er auf den falschen gesetzt hatte. Zudem erkannte er durch die Flucht, was er angerichtet hatte. Er herrschte die totale Verwüstung und überall waren diese Untoten.

Josias versteckte sich in den Bäumen. Sein Plan war, erst einmal wieder zu Kräften zu kommen. Dann müsste er nach Süden, denn hier im Norden waren alle dem Tode geweiht, zu viele Bestien liefen hier herum. Josias hatte seit Tagen keine lebendige Seele mehr angetroffen.

Es war für ihn kein Grund, in Mitleid zu zerfließen, viel mehr machte es ihn stark. Und er benötigte diese Stärke für das, was noch kommen sollte. Er hatte, zu seinem Glück, ein Schwert in einem kleinen Dorf gefunden, welches er an sich nahm. Es war nicht das Beste, aber zum Töten reichte es allemal.

Es waren einige Tage vergangen seit er Edengaard verlassen musste. Nahrung fand sich nur schwer auf und seine Energie musste er einteilen. Die Untoten waren einfach in einer immensen Überzahl, das wurde ihm mit jedem Moment bewusst.

Er bewegte sich in Richtung Gaardes, denn ihn musste man passieren, um in den Süden zu gelangen. In normalen Zeiten hätte er den Dunkelwald gemieden, denn er war gefährlich, selbst für einen wie ihm. In den dunklen Zeiten, wie es nun eine gab, war der Dunkelwald wohl sicherer als die Welt außerhalb des Waldes.

Er sollte Glück behalten, denn die Untoten kamen nur vereinzelt hierher. Zudem konnte er hier Nahrung finden. Es wuchsen einige Äpfel an Bäumen und wilde Beeren konnten sich in diesem Gehölz ebenso finden lassen.

Des Nachts beschloss er, wie die Tage zuvor, auf einem Baum seine Nachtruhe zu halten. Es ging in den Umständen entsprechend gut. Josias hatte einen leichten Schlaf, verständlicherweise. In einer Nacht weckte ihn das Knacken eines Astes.

Sofortig schreckte er hoch. Er konnte eigentlich gar nichts sehen, denn es war stockduster. Ein Feuer würde ihn verraten und die Massen an Untoten kämen, um ihn mit Haut und Haar zu verspeisen. Zudem gab es im Dunkelwald genügend Tiere, die den Untoten zuvorkommen würden.

Dennoch nahm er etwas wahr. Seiner Erfahrung nach, musste es sich um ein Tier handeln. Vielleicht ein Raubtier? Ein Untoter schien keine ausgeprägte Intelligenz zu besitzen, um sich anzuschleichen. Sie wirkten wie ferngesteuert. Sie waren Raubtiere, die einfach drauf losstürmten, ohne Rücksicht auf Verluste.

Es knackte ein weiteres Mal. Wenn etwas oder jemand ihn hätte töten wollen, wäre dies schon längst geschehen. Es könnte die Möglichkeit bestehen, dass es sich um ein Tier handelte, welches auf seiner Nahrungsliste stand.

Es machte ihn neugierig, weshalb er beschloss, seine Sinne zu schärfen. Wieder verriet das Brechen eines Zweiges, dass sich jemand näherte. Josias dachte nicht mehr an Nahrung, sondern ging davon aus, dass es sich um eine naive Person handeln müsste, oder tatsächlich um einen Untoten, denn intelligent kamen sie ihm nicht vor.

Die Wolken wichen dem Mond, sodass Josias nun durch das entstandene Licht mehr sehen konnte. Was er zu sehen bekam, erschrak ihn, denn es war ein kleines Mädchen. Sie musste zwischen sechs und sieben Jahren alt gewesen sein.

Plötzlich verlief alles sehr schnell. Das Mädchen musste schreien, denn eine Hand voll Untoter kamen aus dem Nichts und verschreckten sie. Josias sprang instinktiv dem Baum herunter. Unter anderen Umständen hätte er sich das Bein gebrochen, aber nun war er vollgepumpt mit Adrenalin, weshalb er schnell war.

Die Meute Untoter sah ihn nicht kommen, hatten sie doch das Mädchen als Opfer auserkoren. Josias erledigte die ersten beiden binnen Sekunden, ehe die restlichen drei auf ihn aufmerksam wurden. Das Mädchen schrie noch immer, war es jetzt geschockt von der plötzlichen Attacke Josias aus dem Nichts.

Josias ließ sich dadurch nicht ablenken und trennte dem nächsten seinen Kopf vom Torso. Der vierte lief geradewegs in das Schwert. Er steckte fest. Josias konnte es nicht aus der Brust des Angreifers lösen. Der letzte der Untoten roch seine Chance und griff Josias sofortig an.

Josias stieß mit seinem Bein das Schwertopfer zurück. Dieser stolperte nach hinten und fiel zu Boden. Den ankommenden Untoten verpasste er einen Fausthieb mitten ins Gesicht. Das Geschrei des Mädchens hatte Josias ausgeblendet.

Der Untote wich zurück, startete aber gleich eine weitere Attacke. Josias antwortete erneut mit einem Faustschlag. Der Untote wurde voll getroffen. Es hätte jeden anderen umgehauen, aber der Untote spürte nichts. Es beeindruckte ihn keineswegs. Emotional war er tot wie sein Leib.

Josias bemerkte, dass seine Aktionen nicht ausreichten und er fürchtete, dass weitere Horden von Untoten kommen würden, wenn das Mädchen weiter laut schrie. Er griff auf der Erde nach einem Ast, den er auch finden sollte. Als der Untote wiederholt angriff, setzte er seine gesamte Energie auf einen einzigen Schlag und zertrümmerte den Schädel, weshalb der Untote zu Boden ging.

Er war nun endgültig tot. Der andere, der das Schwert in seinem Körper stecken hatte, regte sich nach wie vor. Er lechzte nach Fleisch, machte grunzende Geräusche. Josias blickte ihn kurz an und sah dem Wesen in die Augen. Für einen kurzen Moment schossen ihm Gedanken in den Kopf.

Vielleicht war der Untote einst mal ein Vater, vielleicht ein Bruder, ein Sohn, vielleicht war er Bäcker, Bauer oder Bürgermeister. Nun musste er in seinem Dasein verrotten. Josias kamen Tränen in die Augen, aber er verbarg sie. Er wollte keine Schwäche zeigen- gerade nicht vor dem Mädchen.

So zog er das Schwert aus dem Untoten und erlöste ihn von seinem Leid. Das Mädchen hatte indes aufgehört zu schreien, denn ein paar Menschen waren zu ihm geeilt, um es zu beruhigen. Josias war angespannt, denn er wusste nicht, wer oder was sie waren.

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Cronn hatte sich von Dyako verabschiedet. Er musste es akzeptieren, hatte er diesen merkwürdigen Zeitgenossen doch in sein Herz geschlossen. Diese beiden Fremden, die Dyako zu kennen schien, holten den Venatoren mit einem Riesenvogel ab und verschwanden.

Cronn war damit nicht einverstanden, aber dies interessierte nicht.

„Geh nach Süden, nach Sonnenglut“, sprach Dyako zu ihm, noch bevor er wegging. Ob sie sich je wieder sehen würden, hatte er damals nicht beantwortet, aber irgendwie ging Cronn nicht davon aus.

Cronn wollte dies befolgen, wenngleich er in sich etwas spürte, was er noch nicht klar benennen konnte. Soviel war klar, es macht ihn unruhig.

Er musste nach Sonnenglut kommen und ahnte, dass die Horden bereits auf dem Weg dorthin waren. Er konnte sie schlecht überholen, ohne bemerkt zu werden, um vor ihnen in Sonnenglut anzukommen. Die Fremden, die Dyako abgeholt hatte, hätten ihn ebenso mitnehmen können, hatten sie aber nicht. Es gab Wichtigeres.

Cronn kam in den Sinn, den Wasserweg zu nutzen. Von Volto aus konnte man in See stechen, die Teufelsenge herausfordern. Nachdem die Stadt menschenleer war, konnte sich Cronn einfach ein Boot nehmen und seinen Plan in Angriff nehmen.

Die einzige Schwierigkeit bestand darin, dass Cronn Angst vor dem Meer hatte. Er fürchtete die See, denn in der See steckten immerzu schreckliche Dinge. Einst als Junge, der noch keinen Wolf in sich trug, verlor er seine Eltern durch das Meer. Sie fuhren mit einem Boot hinaus und ein Meeresviech verschlang das Boot mit seinen Eltern. Diese Bilder brannten sich in einen Kopf ein.

Dennoch wollte er seiner Angst trotzen. Er musste nach Sonnenglut, auch wenn er sich überwinden musste. Er nahm das erstbeste Boot, stieg hinein und ließ sich Richtung Süden treiben. Durch den Vorfall mit seinen Eltern, war Cronn natürlich kein Seemann und kannte sich dementsprechend mit Seefahrt nicht aus.

Die See war seicht und der Wind wehte ein wenig. Das Boot bewegte sich nach Süden. Cronn war erleichtert, saß er sehr angespannt dort und wusste sich nicht zu helfen.

Es dauerte eine Weile, bis Cronn vom Ufer entfernt war. Eine weitere Zeit später fand Cronn es merkwürdig, dass er seiner Meinung nach, nicht mehr nach Süden trieb, denn das Boot kam immer weiter ab.

Er sah sich um und konnte ein Holzpaddel entdecken. Er packte es und machte hastige Bewegungen, sodass er kreiste. Er hatte nicht bedacht, abwechselnd zu paddeln, da er keine Erfahrung hatte.

Nachdem ihm dies aufgefallen war, ging es gut voran. Er hielt sich daran, parallel zum Ufer zu sein, denn dann käme er nach Sonnenglut. Es dauerte einen ganzen Tag, bis er den festen Boden wieder betrat. Er hatte aus der Ferne bereits Minarette gesehen, die ihn verhießen ließen, dass diese Stadt Sonnenglut sein müsste.

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Zuerst war alles weiß, dann alles schwarz, dann alles verschwommen und er konnte sich nicht erinnern. Nachdem er es endlich erreicht hatte, öffnete sich das Tor und schritt hinein. Danach war alles weg.

Er erwachte und lag auf dem Boden. Er griff das Schwert ganz fest in seiner Hand als wolle er es zu keiner zeit mehr loslassen. Amberius war am Ende seiner Kräfte und dennoch fest entschlossen, nicht aufzugeben.

Er hatte nicht all dieses Risiko auf sich genommen, um in diesem Moment aufzugeben. Er wollte sie finden, die Liebe seines Lebens, koste es, was es wolle.

Er stand auf und stellte fest, dass er sich in einer Höhle befand. War dies die Hölle? Fackeln bestückten die Wände, sodass ein flackerndes Licht ein wenig vom Rest des Ganges verriet. Er konnte nun entscheiden, welchen Weg er beschreiten wollte- den vor ihm oder den, der hinter ihm lag.

Er wollte vorwärts. Die Ursache für seine Entscheidung konnte er nicht benennen, vielleicht konnte er die Nähe seiner geliebten Rubina erahnen. Er nahm eine der Fackeln von der Wand und tastete sich langsam vor.

Nach einer Weile kam er in eine weitere Höhle, die viel größer war als die erste. Von dieser Höhle zweigten sich drei weitere Gänge ab, die von massiven Türen verschlossen wurden.

Langsam schlich sich bei Amberius das Gefühl ein, er wäre nicht in der Hölle. War alles nur ein Traum? Es konnte ebenso die Möglichkeit bestehen, dass die Hölle ihm denken lassen wollte, er sei gar nicht dort.

Bei seinen Gedanken, richteten sich seine Augen, eher zufällig auf die mittlere Tür, die ein Symbol aufzeigte. In einem Kreis befand sich ein Rubin. Folglich musste er an Rubina denken. Instinktiv setzte seine Hand an dem Türgriff an und bewegte ihn vorsichtig nach unten, um anschließend die Tür zu öffnen.

Es sollte ihm gelingen und die Tür ließ sich leicht aufmachen. Es blieb ein merkwürdiges Gefühl, welches nach Falle roch. Amberius betrat den dahinterliegenden Gang. Als er ein paar Schritte gemacht hatte, schloss die Tür wie von Geisterhand.

Es erweist sich nun als vorausschauend, die Fackel mitgenommen zu haben, denn dieser Gang war stockduster. Ohne Licht wäre er keinen Zentimeter vorangekommen.

Andererseits hätte er das Schrecken nicht gesehen, was ihm zuteil kam und seine Adern gefrieren ließ. Aus heiterem Himmel stand ein Wesen vor ihm. Er hatte rote Augen und wirkte bedrohlich.

Amberius regte sich nicht. Er fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange. Er war so überrascht, da er in Gedanken gefangen gewesen war, sodass er keinerlei Auslucht fand. Es wäre eh keine möglich gewesen, denn hinter ihm befand sich die verschlossene Tür und vor ihm der Unbekannte.

Eigentlich war Amberius ein Mensch, der eher flüchtete als zu kämpfen, denn er war den meisten körperlich nicht überlegen und Mut besaß er ebenso nicht sonderlich viel. Doch dieses Mal war es anders.

Er stellte ein Bein nach vorne und erhob seine Hände. Die Sehnsucht nach Rubina verlieh ihm die Kraft zur Wehr.

„Was soll das werden?“ fragte die Gestalt mit tiefer Stimme.

Amberius irritierte es, denn die Stimme war ihm vertraut. Er konnte nicht sagen, woher er sie kannte. Sofortig wurde sein Gedanken unterbrochen, denn ihm kam in den Sinn, dass es sich um eine Falle handeln könnte.

„Auf so eine simple Täuschung falle ich nicht hinein“, entgegnete er dem Wesen.

Dabei stellte er sich demonstrativ noch mehr in Angriffsposition. Sein Körper fing an zu zittern. Er konnte die Mischung aus Furcht und Adrenalinausstoß nicht verbergen.

„Du willst mir Schaden zufügen?“ lachte die Gestalt hämisch, dabei krümmte sie sich leicht.

Amberius war verunsichert. Die Signale zeigten ein Vertrauen. Er kannte dieses Wesen. Aber sein Verstand warnte ihn immerzu, denn er war in der Hölle, an dem Ort, an dem das abgrundtief Böse herumtrieb. Zudem konnte er die Gestalt nicht erkennen, war es zu düster, um überhaupt etwas oder jemanden zu sichten.

„Lasse mich durch“, forderte Amberius ein, „ich lasse mich nicht aufhalten, sei es noch so schwierig!“

Das Wesen hörte auf zu lachen. Es wurde auf einmal sehr ruhig, gespenstig ruhig. Das Wesen hielt einen Moment inne, als würde es kurz überdenken, was es als nächstes tun sollte. Dann trat die Gestalt näher. Amberius gefror das Blut in seinen Adern.

„Es hat Zeiten gegeben, da hätte ich dich töten können“, erklärte das Wesen, „aber nun will ich dir helfen, bei allem, was in meiner Macht steht.“

Amberius hatte Angst. Er verstand dieses Psychospiel nicht. Die Hölle war ein schrecklicher Ort. Vielleicht war es seine Prüfung. Es könnte die, aus der Sicht der Hölle, angemessene Folter seiner Person darstellen.

„Warum?“ wollte Amberius wissen.

Das Wesen machte einen weiteren Schritt auf Amberius zu, sodass sie nun von Angesicht zu Angesicht standen, dabei musste Amberius einen Schritt zurückweichen. Das Licht der Fackel konnte nun offenbaren, was Amberius nicht glauben konnte.

„Weil ich Dyako bin!“ antwortete das Wesen.

Amberius versuchte, ihm zu entweichen, allerdings war bekanntermaßen kein weiterer Platz hinter ihm vorhanden.

„Das glaube ich nicht, weiche zurück“, wehrte Amberius sich, dabei hielt er die Hände schützend vor seinem Gesicht, was mit der Fackel schlecht einherging.

Die Gestalt ging zwei Schritte nach hinten, damit Amberius wieder Platz hatte. Amberius bemerkte dies und nahm die Hände wieder von seinem Gesicht. Die Fackel nutzte er, um die Gestalt näher zu beleuchten und tatsächlich, sie hatte den Anblick von Dyako.

Nur gab es einen markanten Unterschied: Die Augen waren rot!

„Nehmen wir an, du seist Dyako, was du behauptest“, begann Amberius, „dann erkläre mir, warum die rote Augen hast und warum du der echte Dyako sein solltest.“

„Du kannst es mir glauben oder es lassen“, brachte die Gestalt hervor, „ ich hatte mich geopfert, um die Welt von dem Fluch zu befreien, aber du nutztest es, um hierher zu gelangen.“

Die Gestalt machte eine kurze Pause. Als wolle sie damit ausdrücken, dass sie über das folgende gründlich nachgedacht hatte.

„Ich verstehe, was du tust, denn ich habe meine Liebste ebenso verloren, nur im Gegensatz dazu kann ich sie nicht mehr retten.“

Amberius schaute auf den Boden. Aus einer ihm unbekannten Ursache glaubte er dem Wesen. Er glaubte, was es zuvor gesagt hatte und dass es folglich Dyako sein müsste. Er glaubte, dennoch wusste er es nicht.

„Die roten Augen kann ich mir nicht erklären“, fügte Dyako hinzu, „ich wusste bis du es sagtest gar nichts von den Augen.“

„Und woher wusstest du, dass ich hier bin?“ fragte Amberius misstrauisch.

„Ich wusste es nicht“, versicherte Dyako, „ich bin selbst erst seit einer kurzen Zeit hier und irrte umher, dann traf ich auf dich.“

Amberius konnte nicht sagen, ob Dyako die Wahrheit sprach oder nicht. Wichtiger war, dass er nun weiter musste, denn er wollte zu Rubina.

„Ich werde dich begleiten, wenn du es wünschst“, schlug Dyako vor.

„Meinetwegen“, stimmte Amberius zu, „aber du gehst voraus.“

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Die Nachricht erreichte Kaltrand als der Krieg zwischen den Untoten und den Lebenden bei Sonnenglut im Gange war. Es war die Nachricht des Krieges, des Todes und des Aufbruchs. Die Glacianer waren gefragt. Sie fragten sich selbst, zu welcher Seite sie tendierten, denn sie wollten ihr Volk schützen.

Warros war ein stolzer Fürst der Glacianer und er führte mit strenger Hand. Er duldete keinen Widerspruch und die Glacianer huldigten ihm. Nachdem die Nachricht Kaltrand erreicht hatte, hatte der Krieg Einzug gehalten. Die Glacianer berieten sich.

Es wurde ein Kriegsrad von Fürst Warros einberufen, an dem oberste Glacianer teilnahmen, um einen bestmöglichen Weg zu finden, damit die Glacianer von diesem Krieg profitieren konnten.

Was der Kriegsrat und das gesamte glacianische Volk nicht ahnten, war die Tatsache, dass Warros bereits einen Handel eingegangen war. Dabei hatte er ein geheimes Treffen mit der dunklen Seite, mit Tenebras und er hatte zuvor entscheiden, welche Seite sie wählten.

Die Schwierigkeit bestand einzig darin, sein Volk davon zu überzeugen, dass es der richtige Weg war. Das Volk war, zu seinen Ungunsten, gegen die dunkle Seite. Die meisten würden sich enthalten, da sie diesen Krieg nicht als ihren sahen.

Warros war mächtig, aber nicht dumm. Er wusste, dass mehr dazugehörte, als zu befehlen. Es musste einen Überzeugungsgrund geben, einen Vorfall, welche seine Männer, sein Volk dazu brachte, in den Krieg zu ziehen. Warros hatte einen Plan und hielt sich dennoch im Hintergrund.

Es waren sieben Glacianer, die den Rat bestückten. Sechs, die neben Warros teilnahmen. Zwei von ihnen waren strikt gegen eine Einmischung.

„Die Teufelsenge schützt uns“, argumentierten sie, „bisher hat es keinen einzigen dieser Untoten bei uns gegeben. Zudem ist dieser Krieg eine Sache von Sonnenglut.“

Zwei andere waren konträrer Meinung.

„Und was passiert, wenn Sonnenglut fällt?“ fragten sie, „ihr wisst, was dann passiert, sie fallen über uns her. Zuerst sollen sie im Norden gewesen sein und es hätte vor einiger Zeit auch niemand für möglich gehalten, dass sie bald vor Sonnenglut stehen.“

Sie schlugen vor, sich mit Sonnenglut zu verbünden, damit eine Großoffensvie die Armee der Untoten vernichtet.

Die letzten beiden waren der Meinung, dass das glacianische Volk am meisten profitierte, wenn man sich der Armee der Untoten anschließe.

„Die Armee aus Untoten erscheint sehr mächtig und sie haben den Norden in die Knie gezwungen, warum sollte wir etwas entgegenbringen können, wo wir nicht über eine Armee dieser Größenordnung verfügen?“ fragten sie die anderen.

Es entbrannte eine hitzige Diskussion. Ein Streit, bei dem die Seiten jeweils mit Abbrüchen drohten oder mit körperlicher Gewalt. Es war so gekommen, wie es Warros gebraucht hatte. Mit dieser Pattsituation konnte er seinem Plan nachgehen, besser als würden sie alle gegen seiner Abmachung sein.

„Ruhe!“ befahl er.

Die Mitglieder des Rates ließen sich nur schwer abbringen, dennoch kehrte, nach einer zweiten Aufforderung die verlangte Ruhe des Fürsten ein.

„Es bringt doch nichts, wenn wir streiten“, teilte er mit, „wir werden den Krieg verlieren, ehe er tatsächlich vor unserer Haustür ankommt.“

Die Mitglieder fingen erneut an zu argumentieren. Der Fürst erhob jedoch seine Stimme und wurde sehr deutlich:

„Stopp! Der nächste, der einen Ton von sich gibt, der wird unter Arrest gestellt!“

Die Mitglieder wussten, dass ihr Verhalten bei einem direkten Befehl des Fürsten als Beleidigung oder Befehlsverweigerung gelten könnte und sie in den Kerker gesperrt werden würden. Warros hingegen bluffte, denn er wusste, dass er nicht alle und nicht einzelne für längere Zeit hätte ihrer Freiheit berauben können, da er in solchen Zeiten seinen Hals verlieren würde.

„Ich werde euch einen Vorschlag unterbreiten“, gab Warros an, „und wir können sehen, ob wir ihn verfolgen.“

Warros erzählte den Mitgliedern, dass es möglicherweise schlau wäre, wenn man sich mit den Ignis träfe, um zu erforschen, welcher Seite sie zugetan wären, denn sollten sie zur entgegengewandten Seite der Glacianer stehen, würde das Gleichgewicht zu Ungunsten der Glacianer ausfallen.

Um einen Vorschlag durchzusetzen, benötigte Warros die Mehrheit im Kriegsrat. Natürlich hatte er ein Vetorecht, welches aber klug eingesetzt werden müsste. In diesem Fall brachte es ihm nichts, außer Ärger, denn er hätte in Wirklichkeit aller Voraussicht nach zwei Stimmen und vier gegen sich.

Mit seinem jetzigen Angebot stimmten vier dafür und zwei enthielten sich, sodass sein Plan aufging. Er befahl, dass sich eine Truppe zusammensetzen musste, die aus den Mitgliedern des Rates, aber auch weiterer Glacianer bestehen müsste, die dem Schutz dienten.

Gelutera wurde über das Vorhaben informiert. Zudem wurden die Wachen verdoppelt und Kriegsbereitschaft ausgerufen. Es wurde ein Vogel entsandt, der die Glacianer bei den Ignis ankündigte.

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Milos hatte eine Vielzahl von Gefühlen in sich, die alle auf einmal hochkamen. Er war wütend auf Amberius, wütend über diesen Egoismus, welcher alle in den Tod stürzen würde.

Zugleich fühlte er tiefe Trauer, denn er auch er wünschte sich seine Laetizia nach wie vor zurück und würde vielleicht in der Situation gleich handeln. Milos wusste keinen Rat. Er war nicht diesen weiten, überaus unüberwindbaren Weg gegangen, um Ende aufzugeben.

In diesem Moment spürte er die Energie, die sich schon lange nicht mehr gemeldet hatte, und wuchs in ihm.

„Was ist das?“ fragte Aniluma, der Milos zuerst mit seinem Gedanken alleine ließ, um keinen weiteren Schaden anzurichten.

Aniluma spürte die Macht, die zunehmend stärkere Präsenz in Milos zeigte. Dabei konnte Milos das Erstaunen des Lichtwesens deutlich erkennen.

„Es ist eine Kraft der Ignis, welche sich in mir befindet“, erklärte Milos, „aber ich kann sie nicht erklären oder kontrollieren.“

Aniluma nahm wahr, was Milos nicht ausgesprochen hatte.

„Mach‘ es nicht“, warnte Aniluma der Ignis, „du wirst es nicht überleben.“

Milos fühlte sich stark wie nie. Die Energie, die sich in ihm bildete und unendlich wirkte, ließ ihn den Gedanken bringen, direkt zu Tenebras zu gehen, um ihn zu töten, damit diese Schlacht ein Ende hatte.

„Ich bin stark, stärker als ich mir vorstellen kann“, brachte Milos entgegen, „ich werde es tun und du wirst mich nicht aufhalten.“

Aniluma hätte ihn aufhalten wollen, aber er machte es nicht. Dies lag nicht an der Tatsache, dass er nicht einschätzen konnte, ob er überhaupt in der Lage gewesen wäre, Milos entgegenzutreten- er sah einfach keinen Sinn darin, jemanden, der auf seiner Seite stand, zu bekämpfen. In diesem Fall gewänne Tenebras, gleich wie es ausgehen würde.

„Ich halte dich nicht auf“, teilte Aniluma mit, „ich wollte dich nur warnen, denn Tenebras ist stärker, als wir es uns vorstellen können.“

Milos ignorierte die Warnung. Die Kraft in ihm übermannte alles. Für ihn stand fest, dass er Tenebras besiegen würde! Er dachte daran, dass der Maquila dafür sorgen könnte, ihn schnellstens zu dem Obscura zu bringen, denn eine Reise zu Fuß würde Tage, wenn nicht Wochen dauern. Vielleicht wäre es dann schon zu spät und die Schlacht wäre entschieden oder Milos würde kraftlos ankommen, denn meistens war seine Kraft genauso schnell wieder fort, so schnell wie sie erscheinen war.

Ein kurzer Schrei, der vom Himmel kam, signalisierte Milos, dass der Maquila seine Gedanken erhört hatte. Das stolze Tier landete direkt vor ihm. Milos stieg auf den Rücken.

„Wir könnten ihn zusammen erledigen“, schlug Milos vor.

Aniluma war nicht davon überzeugt, dass dies ein guter Vorschlag war. Er konnte nicht einschätzen, ob Milos tatsächlich eine derartige Macht besaß, die Tenebras vernichten würde. Er selbst war zu instabil, um eingreifen zu können.

„Ich muss ablehnen und bitte dich, es zu akzeptieren“, teile Aniluma mit.

Milos nahm es hin, er hatte keine große Wahl. Er wollte ebenso wenig das Lichtwesen zwingen mitzukommen, wenn es nicht wollte.

„Dann trennen sich unsere Wege hier“, stellte Milos das Offensichtliche fest.

„Ich wünsche dir Erfolg“, gab Aniluma Milos auf den Weg.

Dann erhob sich der Maquila in die Lüfte und Milos verschwand am Horizont. Aniluma stand nun allein dort.

Obscura- Dunkle Kreaturen (3)

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