Читать книгу Die Geisterbande Pentalogie Teil 2 (Teile 6- 10) - Dennis Weis - Страница 3

DIE GEISTERBANDE UND DER KAMPF GEGEN LUZIFER

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Band 6






Idee: Dennis Weiß

Text: Dennis Weiß





©Dennis Weiß 2018

Einige Worte


Mittlerweile ist Teil 6 der Reihe fertig und es macht mir immer noch riesigen Spaß, die Geschichten rund um Tjalf und seiner Geisterbande zu schreiben. Solange ich gute Ideen habe, werde ich weiterschreiben. Andere Projekte müssen dafür warten.

An dieser Stelle will ich als erstes meiner Familie danken. Sie sind immer für mich da und unterstützen mich bei meinem Hobby. Des Weiteren möchte ich allen Lesern danken, die sich Bücher von mir käuflich erwerben.

Prolog


Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet? Eine halbe Ewigkeit. Und dennoch ist das Gefühl von Freiheit, was mich umgibt, ein unersetzliches. All die Jahre in Gefangenschaft. Außer meinem Geist, gab es nichts mehr, was von mir übriggeblieben war.

Dabei hielt ich von Beginn an die Regeln ein. Ich blieb in meiner Welt und ließ meine Verbannung zu. Am Ende hat dieses Versprechen, diese Abmachung genau in dieses Gefängnis gebracht. Man hatte mich verraten und reingelegt.

Einst war ich der Liebling des Erschaffers der Welt, des Himmels und der Erde, des Lichts und der Dunkelheit, der Geschöpfe, ja, sogar der Menschen. Ich habe niemals verstanden, weshalb er sie schuf.

Menschen waren voller Fehler. Ihre Denkweise war eine Mischung aus Gut und Böse. Sie opferten sich auf und sie töteten ihresgleichen. Und das konnte ein und dieselbe Person sein. Gott hatte tatsächlich gedacht, dass er Wesen kreieren könnte, die das Gute in sich trugen und ihm gehorchen würden.

Gott packte sie in den Garten Eden, welcher ein Paradies sein sollte. Es war zum Kotzen. Und dann kam Nachasch, die Schlange, die bekannt ist für den Sündenfall. Erst dann bemerkte Gott, dass die Menschen einen freien Willen hatten und er hasste es, aber er wollte sie nicht verlieren und verbannte sie aus der Paradies.

Danach schufen die Menschen Sodom und Gomorrha und es existiert im übertragenen Sinne noch heute. Gott ließ die Sünder sterben und versteinern und schickte Noah mitsamt Bott für einen Reboot auf die Sintflutsee. Menschsein 2.0. Es regnete und es starben alle Menschen bis auf Noah und seine Familie. Daher sind alle Menschen eigentlich Nachkommen Noahs.

Und trotz diesen ganzen Unzulänglichkeiten, Lügen und Mist, die die Menschen angestellt haben, verlangte er von mir, Luzifer, dass ich mich ihnen beugen sollte. Von mir wollte er stets Perfektion im Krieg gegen den Teufel. Wer versagte, der wurde abgesägt. Gott flippte aus, als ich es verweigerte. Er schrie mich an und drohte mir, bis er aus Wut meine Flügel abriss und mich in die Unterwelt schickte. Zuerst wollte er, dass der Teufel höchstpersönlich mich bestrafen sollte, aber der machte erstens nicht mit, denn der Feind seines Feindes, war ich. Zweitens wurde er von mir beseitigt und ich übernahm die Herrschaft über die Unterwelt.

Es folgte ein offener Krieg zwischen den Dämonen der Unterwelt und den Engeln aus dem Himmelreich. Am Ende einigten wir uns auf einen Waffenstillstand und einem Abkommen, dass die Menschenwelt tabu war. Allerdings hielten sich kleinere Einheiten nicht daran und ein zweiter Krieg brach aus. Nach großen Verlusten auf beiden Seiten, entschloss man sich zu einem neuen Pakt.

Tote Seelen sollten danach bemessen werden, ob sie gut oder böse waren und danach in die Unterwelt oder in den Himmel gelangen. Dies blieb so, bis Satan, mein Schüler, mich hinterging und mich verbannte. An jedem Tag schwor ich mir, dass dies nicht nochmal geschehen würde. Ich traue niemanden mehr.

Nach meinem langen Plan mit Lillith, Saduj und Larvaster konnte ich am Ende triumphieren, da der Seelenjäger blind war. Er sollte so sehr an die Macht, sodass er übersah, dass er mir in die Falle tappte. Am Ende war es zu spät. Nachdem alle Artefakte des Todes zusammengetragen wurde und der Zauberspruch gesagt wurde, verschmolzen sie. Damit schmolz ich auch wieder zu dem, was ich einst war. Ich erlangte meine volle Kraft wieder. Schließlich musste ich mir eine neue Hülle zulegen, da meine alte zerstört worden war.

Die Geschichte der Matkus


Neben der Welt der Menschen, die uns sicherlich am meisten bekannt sein sollte, gab es auch noch die Geisterwelt, in der Geister verschiedenster Art sich überwiegend aufhielten und wo eigene Gesetze herrschten. Neben dieser Welt wurde uns die Unterwelt bekannt, in der die Seelen landen, die gestorben waren. Der Unterschied zwischen diesen beiden Welten bestand hauptsächlich darin, dass Geister nicht in die Unterwelt wollen, weil in ihnen eine starke Kraft dafür sorgt, dass sie nicht können. Eine solche Kraft kann Rache, Eifersucht oder Liebe sein. Neben diesen Welten existiert das Himmelreich, Wohnort der Engel und der treuen Menschen, die Gott nahestehen.

Neben diesen vier bisher bekannten gesellt sich nun die Welt der Matkus. Sie ist nicht mit einem Portal verbunden, wie die anderen Welten. Und wahrscheinlich wird kein Mensch, Geist oder Monster je einen Zugang erschaffen können, denn es ist nur möglich, indem man durch die Welten reist.

Matkus waren Wesen, die dem Menschen sehr ähnlichsehen. Sie waren etwas kleiner und schmächtiger als sie. Zudem verfügten sie über kein technisches Bewusstsein, sondern nutzten Magie und magische Technik. Ihre hervorstechendste Eigenschaft war das Welten- und Zeitreisen, was sie zu mächtigen Wesen machte.

Allerdings hatten sie einen strengen Kodex, der sich dadurch entwickelte, dass sie viel reisten und merkten, dass sie der Grund für gravierende Veränderungen in der Zukunft waren. Ganze Welten wurde durch kleine Handlungen in der Vergangenheit komplett ausgelöscht. Viele Spezies verschwanden, Kriege wurden ausgelöst und Katastrophen mit immensen Ausmaße.

Daher hörten sie auf, in der Zeit und in den Welten umherzureisen. Es gab zwar einen kleinen Schwarzmarkt für Blindreisen, aber generell hielten sich die Matkus daran. Sie wollten verhindern, weitere Schäden anzurichten und sich selbst zu schaden.

Aber das konnten sie nicht.

„Es kostet nur ein Tausend Manen“, sagte der Unbekannte, als Uzoma vor ihm stand.

Uzoma war ein junger Mann. Zu groß und zu alte, um noch Kind sein zu können und zu wollen, aber zu klein und unerfahren, um ein Erwachsener zu sein. Nur das wollte er: Erwachsen sein!

„Tausend?“ fragte er, denn er hatte mit viel gerechnet, aber nicht mit ein solchen Menge.

„Bist du taub?“ entgegnete der Fremde, „ich muss was verdienen und vergiss nicht, ich mache mich strafbar, wenn sie uns erwischen. Und du weißt, was sie mit Leuten wie mir machen?“

„Belizen“, wusste Uzoma.

„Genau“, sagte der Unbekannte, „und weißt du, was das im Detail heißt?“

„Na, klar“, antwortete der junge Mann, „Beliz richtet und vernichtet dich.“

„Super aufgepasst in der Lehranstalt“, machte sich der Fremde lustig über Uzoma, „daher tausend Manen Festpreis- das heißt ohne Verhandlungsbasis.“

Das war schwierig für Uzoma, denn er hatte schlichtweg nicht so viel Geld bei sich. Dabei spürte er den Druck, den er hatte. Er floh nämlich vor seinem Leben, das aus Betrügereien und Diebstählen bestand, um überhaupt überleben zu können. Die Reise war eine Flucht und ein Neuanfang zugleich.

„Was ist denn nun?“ wollte der Fremde wissen, denn es warteten noch mehr Matkus, um sich einen Platz für die Reise zu ergattern.

Ohne etwas zu antworten, wich Uzoma zur Seite, denn er konnte es einfach nicht zahlen. Das blöde war, dass nicht jeder Matkus in der Lage war, selbstständig zu reisen. Es hatten zwar alle das Gen in sich, aber jeder in unterschiedlicher Ausprägung. Während der eine überall und zu jeder Zeit reisen konnte, waren Matkus wie Uzoma nicht einmal in der Lage, sich einen Meter mittels der Kraft zu bewegen, weil sie so gering war, sodass sie den eigenen Körper nicht fortbekamen. Die richtig starken waren in der Lage, auch andere mitzunehmen. Und bei so einem wollte Uzoma mitreisen. Natürlich machten sie es nicht umsonst. Sie wollten damit Geld verdienen, damit sie es gut hatten- in dieser Hinsicht unterschieden sie sich wenig von den Menschen.

„Hey, pssst…“ flüsterte plötzlich jemand hinter ihm.

Uzoma drehte sich um und sah ein Mädchen, etwas jünger als er, dass in sich hinter einer Ecke versteckt hatte.

Es war mit einem Tuch verhüllt. Vermutlich sollte niemand erkennen, wer es wirklich war. Uzoma hatte zunächst angenommen, dass sie jemanden anderes meinte, aber um ihn herum befanden sich nur die drängelnden Leute, die unbedingt einen Platz für die Reise haben wollten und sonst nichts. Er ging zu der Ecke. Das Mädchen verschwand dahinter.

Jetzt war sich Uzoma nicht sicher, ob er folgen sollte, oder ob es sich um eine Falle handelte. Vielleicht hatten Belizer mitbekommen, dass hier eine illegale Reise stattfinden sollte und den Ort bereits eingekesselt. Möglicherweise war es zu spät und sie würde alle gerichtet und vernichtet werden. Aber dann traute er sich doch, denn die innere Neugier siegte.

Das Mädchen stand an der Wand. Es hatte sich einfach nur von der Ecke entfernt und dort platziert. Es schaute Uzoma an, als er um die Ecke kam. Der Blick verriet ihm nur, dass sie offenbar ihn gemeint haben musste. Was sie wollte, konnte er nicht sagen. Er blieb vorsichtig.

„Was ist?“ fragte er.

„Ich hatte gehört, dass du mit auf die Reise wolltest“, antwortete das Mädchen etwas verschüchtert.

„Ja, das stimmt, aber es klappt nicht“, ärgerte sich Uzoma und unterbrach sie, „ich habe nicht genug Geld, damit sie mich mitnehmen. Aber was willst du von mir?“

„Ich kann dir helfen“, verriet sie.

„Wie soll das denn funktionieren?“ wollte Uzoma wissen, „hast du etwa Geld und willst es mir geben? Ich würde an deiner Stelle, dass du es nicht zu laut sagst, denn es gibt im Gegensatz auch solche, die dir das Geld abnehmen, wenn du verstehst.“

„So einer bist du nicht“, erwiderte sie.

„Wie kommst du darauf?“ fragte er sie, „vielleicht bin ich ja ein ganz schlimmer.“

„Dann hättest du es dem Mann schon gezeigt, der dich für die Reise abgewiesen hat“, entgegnete sie.

Für die Schüchternheit war sie schon ganz schön schlagfertig, dachte Uzoma sich. Es beeindruckte ihn etwas, auch wenn er es nicht zugeben wollte.

„Dann willst du etwas von mir“, sagte Uzoma, „denn niemand gibt irgendeinem Fremden einfach Geld, ohne Gegenleistung.“

„Ich will dir auch kein Geld geben“, verdeutlichte sie.

„Und was willst du dann?“ fragte er und war leicht verblüfft.

„Dir helfen“, antwortete sie, „ich kann reisen.“

„Du?“ fragte Uzoma erstaunt, „und jetzt willst du mich hier abwerben, damit ich mein Geld bei dir investierte. Gute Geschäftsstrategie.“

„Du denkst wirklich nur Schlechtes, oder?“ fragte sie ihn, „nein, ich will dich mitnehmen, da ich nicht alleine Reise will. Ich brauche einen Beschützer.“

Jetzt war sie da, die Gelegenheit, um diese Welt zu verlassen und er würde nicht einmal etwas dafür zahlen müssen. Wie toll war das denn bitte? Er strahlte bis über beide Ohren und schaute noch einmal um die Ecke, um zu den Leuten zu gucken, die viel Geld dafür blechen mussten.

„Gut, ich mache es“, sagte Uzoma zu.

„Dann würde ich vorschlagen, dass du mir folgst und wir von hier verschwinden“, sprach sie, „sonst entdecken uns die anderen und es könnte ungemütlich werden.“

„Bin ganz deiner Meinung“, stimmte der junge Mann zu, „aber bevor ich mit dir ziehe, würde ich gern noch deinen Namen erfahren.“

„Ich heiße Saira“, verriet sie und ging voran, „und wer bist du?“

„Man nennt mich Uzoma“, teilte er mit.

Saira und Uzoma machten sich auf, um von der Stadt, in der sie sich befanden hinauszugelangen, denn nicht nur andere interessierte Matkus waren hinter ihnen her. Es gab viele, die mitreisen wollten. Und wenn sie Pech hatten, gab es zudem die Belizer.

„Ich denke, an dieser Stelle wird es gehen“, sprach Saira, als sie sich mitten in einem Wald befanden.

Uzoma schaute sich um und suchte rund um den Ort die Büsche und Bäume ab, denn er wollte unter keinen Umständen erwischt werden. Saira fand es süß, aber auch ein wenig übertrieben.

„Die Luft ist rein“, sagte Uzoma, nachdem es beendet hatte, „wir können anfangen.“

Saira nickte. Sie stellte sich hin und konzentrierte ihre Kräfte. Es dauerte ein wenig bis sie soweit war, die Reise anzutreten. Aber Uzoma konnte geduldig sein, immerhin reiste er kostenlos mit und da sollte man nicht meckern.

„Nun bin ich fertig“, teilte Saira mit, „aber ich habe noch eine Frage, wohin wollen wir?“

„Das ist mir ziemlich gleich“, antwortete Uzoma, „Hauptsache weg von hier.“

„Dann reisen wir in die Vergangenheit“, entschied Saira, „bitte gebe mir deine Hand und schließe deine Augen. Und lasse sie geschlossen, bis ich dir sagen, dass du sie wieder öffnen kannst.“

„Okay“, versicherte Uzoma und gab ihr seine Hand.

„Stehenbleiben“, rief auf einmal jemand und ein Stein traf Uzoma links am Kopf.

Die beiden wussten ab diesem Augenblick, dass sie sich in Gefahr befanden. Der Belizer musste den Stein geworfen haben, um eine schnelle Möglichkeit zu finden, sie aufzuhalten.

„Mach schnell“, sagte Uzoma und übte mit diesem Satz mächtig Druck auf Saira aus, den sie auch ohne schon hatte.

„Ich beeile mich ja schon“, entgegnete sie, „aber ich habe das noch nie gemacht.“

„Was?“ fragte Uzoma und war überrascht von dieser Information, die Saira zuvor nicht erwähnt hatte, „das ist dein erstes Mal?“

„Ja“, bestätigte sie.

„Und woher weißt du, dass es funktioniert?“ wollte Uzoma wissen und wurde immer lauter, weil er sich gerade sehr aufregte.

„Nun stresse mich nicht“, machte sie deutlich, „dann gelingt mir nämlich nichts und wir kommen hier nie weg.“

„Ey, ihr beiden, stoppt den Vorgang“, rief der herankommende Matkus.

„Das ist bestimmt ein Belizer, der uns richten und vernichten will“, vermutete Uzoma.

„Es ist schwer, mich zu konzentrieren, wenn du ständig dazwischen quatschst“, ärgerte sich Saira.

Der fremde Matkus näherte sich weiter, sodass sie ihn beide nun sehen konnten. Er holte einen Stab heraus, was ein absolut sicheres Zeichen für einen Belizer war. Uzoma blickte zu ihr und konnte feststellen, dass sie sich weiterhin konzentrierte. Sie bekam nicht mit, was um sie herum geschah und Uzoma wollte diesen Zustand nicht aufheben, da sie sonst nie wegkamen. Indes zeigte der Belizer mit dem Stab auf die beiden und sprach:

„Hiermit richte ich euch!“

Jetzt bekam Uzoma Panik, denn der Richtspruch war ein Vorzeichen für das Vernichten. Der Belizer musste nur noch seine Energie sammeln und dann war es um die beiden geschehen. Aber ihm blieb nichts anderes als zu warten, denn er besaß nicht die Kräfte, um sich mit einem Belizer anzulegen. Aber wer hatte das schon? Niemand!

„Es geht los“, sagte sie auf einmal und drückte seine Hand.

Der Belizer hatte seine Kräfte gesammelt und richtete den Stab erneut auf die zwei. Um sie bildete sich eine blaue Energie, die langsam zunahm, als der Belizer Uzoma direkt in die Augen schaute und rief:

„Ich vernichte euch!“

Ein Blitz schoss aus dem Stab heraus und suchte seinen Weg zu Uzoma und Saira, die fast von blauen Energie eingeschlossen waren. Alles verstrich in einer wahnsinnig schnellen Zeit, obwohl es sich für Uzoma anfühlte, als wäre es in Zeitraffer geschehen.

Der Blitz war schon fast bei ihnen, als sich die Welt um Uzoma und Saira auflöste. Uzoma hielt die Hände vor sein Gesicht, denn er dachte, dass der Blitz jeden Moment bei ihm einschlagen konnte. Aber er verfehlte sie, denn sie verschwanden einen Bruchteil vorher, sodass er den dahinterliegenden Baum fand.

Obwohl Saira von ihm verlangt hatte, seine Augen geschlossen zu halten, wenn sie reisten, konnte er sie gar nicht mehr schließen. Er hatte sie bereits offengelassen, als er den Eindruck hatte, der Blitzangriff des Belizers hätte Erfolg gehabt.

Und nun konnte Uzoma die Lider nicht wieder zudrücken, da er fasziniert war von dem, was sich um ihn herum abspielte. Zunächst verschwand die Umwelt und es wurde schwarz. Nach einigen Sekunden jedoch war es, als verliefe die Zeit rückwärts. Schneller und schneller bis es nicht mehr mit dem bloßen Auge zu erkennen war. Danach vermischten sich die Lichter und Farben miteinander und gaben ein wunderschönes Spiel aus Vermischungen ab.

Am Ende wurde es immer heller, sodass Uzoma den letzten Teil der Reise, und der war ziemlich lang, nicht mehr sehen konnte. Er schloss die Augen, sonst wäre er womöglich blind geworden. Ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein, landeten beide hart auf dem Boden. Durch den Aufprall, rollten sie einige Meter, ehe sie an einer Wand zu anhalten gebracht wurden.

Es tat höllisch weh, aber Uzoma konnte sich bewegen. Er öffnete die Augen. Es war ringsherum sehr dunkel. Auf den ersten Blick konnte er Saira nicht finden. Er stand auf und merkte, dass er quicklebendig war. Erstaunlich für diese Art von Reise.

„Uzoma?“ rief eine weibliche Stimme fragend von einem anderen Punkt an der Wand, „alles in Ordnung?“

„Ja, alles klar“, antwortete er.

Uzoma machte sich auf, um zu ihr zu gelangen. Saira lag noch immer auf der Erde, sodass der junge Mann den Verdacht hatte, sie wäre verletzt. Sie hielt sich bei genauer Betrachtung den Kopf.

„Mit dir alles okay?“ wollte er wissen, kurz bevor er bei ihr ankam.

„Insgesamt ja“, antwortete sie, „aber ich habe mir meinen Kopf an der Felswand gestoßen. Tut ein bisschen weh. Ist aber nichts Schlimmes.“

Uzoma machte sich ein eigenes Bild von der Wunde, indem er sie sich zeigen ließ. Es war tatsächlich nicht schlimm. Die Wunde blutete ein wenig, aber das war es auch schon. Gerade als er mit der Inaugenscheinnahme fertig war, bemerkte er ein Geräusch.

„Was war das?“ fragte er und guckte Saira an.

„Ich weiß nicht“, antwortete sie und stand auf.

In diesem Moment fiel den beiden erst auf, dass sich dort noch zwei Gestalten befanden. Sie standen sich gegenüber und man nahm die Spannungen wahr, die zwischen den beiden herrschte. Durch den Aufprall und die Ablenkung, hatten Uzoma und Saira sie zunächst gar nicht bemerkt.

„Hast du sie geholt?“ fragte der eine den anderen vorwurfsvoll.

„Habe ich sowas nötig?“ entgegnete der andere, „die sind sicher von dir.“

„Machen wir, dass wir wegkommen“, schlug Uzoma vor.

Aber das war zum einen nicht möglich, weil der Ausgang sich auf der anderen Seite befand. Zum anderen waren die beiden Typen zwischen ihnen und ihrer Freiheit und sie sahen nicht so aus, als würden sie die beiden durchlassen.

„Das wird nicht funktionieren“, machte Saira ihm deutlich, „wir sitzen in der Falle.“

Uzoma wollte nicht in einer Art Gefängnis sein. Das wäre nichts anders als Daheim. Dabei hatte er gehofft, er wäre alles anders. Saira hatte ihn mitgenommen und sich an die Abmachung gehalten. Jetzt war er dran, seinen Teil einzuhalten.

„Lasst uns durch“, verlangte der junge Matkus.

Die Aufmerksamkeit der zwei Gestalten hatte er nun. Entschlossen stellte er sich vor Saira, um seiner Aufgabe nachzukommen, nämlich sie zu beschützen. Er konnte ja überhaupt nicht wissen, wen er da vor sich hatte.

„Also mir reicht es“, sagte der eine und schuf eine Feuerattacke, die sich wie eine Wand unaufhörlich näherte.

Uzoma war verzweifelt. Statt auf Saira aufzupassen, hatte er es nur noch verschlimmert. Dabei wollten sie doch nur an den zweien vorbei. Jeder hätte seines Weges gehen können. Aber daraus wurde nichts. Als Uzoma beschloss, wenigstens Saira retten zu wollen, indem er sie umarmte und die Feuerwand ihn verbrennen würde, stieß sie ihn zur Seite.

Er wäre beinahe hingefallen. Saira ging auf das Feuer zu. Uzoma wagte nicht, etwas zu sagen, denn die Worte blieben ihm im Halse stecken. Das Mädchen stellte sich wie selbstverständlich hin und streckte sie Hand aus. Wie durch ein Wunder teilte sich die Feuerwand etwa einen Meter vor ihrer Hand und ließ den Part, an dem sich Uzoma und sie befanden, aus.

„Eine Magierin?“ wunderte es den Angreifer.

Aber er konnte nicht schnell genug reagieren, als der andere ihn mit einer Blitzattacke voll erwischte. Er fiel etwas zurück und knallte auf den Boden. Es schmerzte bereits beim Zusehen und verursachte große Schmerzen beim Opfer. Der Angreifer nutzte die Chance, um sich Saira zuzuwenden.

„Dun könntest mir den Gefallen tun und ihn für mich erledigen“, bat er, „und ich werde dich reich belohnen.“

„Ich lehne ab“, machte Saira klar, „wir wollen lediglich passieren.“

Uzoma hatte sich mittlerweile hinter Saira versteckt, die mehr seine Beschützerin war, als umgekehrt. Der junge Matkus war einerseits fasziniert von der Kraft, die Saira hatte und andererseits flößte es ihm etwas Angst ein. Mehr als er zugeben mochte.

Zauberer waren bei den Matkus äußerst selten. Es gab Schätzungen zufolge nur etwa zwanzig. Wurde einer entdeckt, musste er den Schutz für die Allgemeinheit bieten und konnte davon leben. Sollte er es ablehnen, so wurde er inhaftiert, da er eine Gefahr für die Umwelt darstellen konnte.

Uzoma hatte nie zuvor einen Zauberer oder eine Zauberin gekannt. Man erzählte sich immer wilde Geschichten über sie. Sie sollen in Wahrheit keine Matkus sein und aus einer anderen Welt kommen. Einen bekannten Zauberer gab es. Sein Name war Farold und jeder kannte ihn. Er hatte einst den Angriff der Alas zerstört und sie zurückgetrieben. Alas waren Flügelwesen, die eines Tages einen Weg gefunden hatten, um in die Welt der Matkus zu gelangen. All das war lange her und sein Ururgroßvater musste es erlebt haben.

„Dann werde ich dich töten müssen“, drohte die Gestalt und schuf mit seinen Händen sofort einen Blitzangriff.

Saira entgegnete nichts, aber sie sah sehr entschlossen aus. Für Uzoma hingegen sah es so aus, als wäre es nun endgültig vorbei. Er betete, dass Saira auch darauf eine Antwort finden würde. Die Hoffnung starb bekanntlich zum Schluss. Saira formte mit ihren Händen einen Kreis, der eine Druckwelle auslöste. Diese brachte das Feuer zum Erlöschen.

Als nächstes formte sie viele Figuren in die Luft und presste alles nach vorne. Es raste auf die Gestalt zu und riss sie um. Dann packte es ihn. Er begann zu schreien, als es in ihn drang. Dabei nutzte es jede Öffnung, ob Ohr oder Nase oder sogar den Mund. Die Schreie verstummten.

Es folgte eine Pressung des Körpers. Er verkleinerte sich im einem rasanten Tempo, sodass am Ende eine Kugel aus ihm wurde. Sie färbte sich zum Schluss golden. Einen Augenblick später zersprang diese Kugel und es entstanden mehrere Artefakte, die sich einen Moment später auflösten.

„Was war das denn?“ fragte Uzoma, der noch nicht ganz verarbeitet hatte, was da gerade geschehen war.

„Ein Fluch“, sagte sie und sank zusammen.

Offenbar hatte es ihr viel Kraft gekostet. Uzoma ging zu ihr und umarmte sie. Er wollte ihr hochhelfen, aber sie war zu schwer. Er war nicht zu schwach und sie wog nicht viel. Es lag daran, dass sie ihr Bewusstsein verloren hatte. Uzoma kümmerte sich um sie und bemerkte nicht, dass der andere der beiden Gestalten sich wieder erhoben hatte.

„Danke“, sagte er, „aber sie stellt eine Gefahr für mich dar und deshalb werde ich euch töten müssen.“

„Sie wird niemanden mehr etwas antun können“, versicherte Uzoma, „lasst uns doch in Ruhe. Ihr habt doch, was ihr wollt.“

„Ja, das stimmt“, gab er zu, „Luzifer galt immer als unbesiegbar. Daher werde ich euch umbringen, denn ein Wesen mit dieser Macht, wird mich doch nicht einfach ziehen lassen, denn nun bin ich der Herrscher der Unterwelt.“

„Sie ist doch schon am Ende, habt doch Gnade“, bat Uzoma.

„So etwas wie Gnade kenne ich nicht“, entgegnete die Gestalt.

Erst jetzt fiel Uzoma auf, dass sein Gegenüber bösartig war. Im Grunde wusste er nicht, weshalb der Fremde und der andere sich gegenübergestanden haben. Es war ihm auch gleich. Aber nun drohte dieser mit dem Tod von Saira. Danach war sicher Uzoma selbst dran. Deswegen musste es etwas geben, was ihn retten konnte.

Der Fremde wollte nicht weiterdiskutieren und hob seine Hände, um einen Angriff zu starten, als Saira erwachte und die Situation richtig erkannte. Sie raffte sich auf und hielt ihre Hände als Schutz für die beiden ebenfalls hoch. Der Fremde erzeugte eine Druckwelle, um zu testen, ob die Kleine standhalten würde. Als er sah, wie mühelos sie die Attacke abwehren konnte, war für ihn klar, dass sie wieder genesen war und dass sehr stark sein musste.

„Das wird jetzt schwierig“. Sagte er.

Um Uzoma und Saira kamen plötzlich weitere Wesen aus der Dunkelheit und bildeten einen Kreis, sodass ein Entkommen unmöglich war. Mit jedem neuen Gegner hatte Uzoma das Gefühl, dass sie bitter und qualvoll sterben werden. Saira konnte nicht alle aufhalten. Sie war eben kein Farold. Der hätte sie der Legende nach alle platt gemacht.

„Nun, kleine Lady, wird es richtig böse für dich“, warnte der Fremde sie vor.

Auch wenn es sich immer so anhörte, als meinte die Gestalt immer nur das Mädchen, machte sich Uzoma nichts vor- er war ebenso tot wie sie. Oder sie müsste sich etwas einfallen lassen.

„Jetzt wäre Farold, der Zauberer hilfreich“, scherzte Uzoma und musste lachen.

Es fühlte sich an wie ein letzter Moment. Dann war ein Lachen, dass sich anhörte als hätte jemand einen schlechten Witz gemacht und musste sich richtig Mühe geben, dass er nicht merkte, dass man ihn überhaupt nicht witzig fand.

„Dein Freund erkennt den Ernst der Lage, denn er hat die Todeslache“, sprach der Fremde.

„Er ist nicht mein Freund, sondern ein Mitreisender“, stellte Saira klar und drehte sich zu Uzoma, „ich meine das nicht böse, okay? Und übrigens Farold war mein Ururgroßvater.“

„Schon, okay“, sagte Uzoma zunächst und merkte dann, was sie noch Wichtiges von gegeben hatte: „Du bist die Ururenkelin von Farold? Wow… dann könnt ihr einpacken, Jungs.“

„Nicht zu voreilig“, widersprach sie, „ich habe zwar Zauberkräfte, aber halt nicht in der Stärke wie Farold, zumindest weiß ich nichts davon.“

„Die Show reicht mir jetzt“, verdeutlichte der Fremde, „von daher, tötet sie und dann reißt ihr ihn in Fetzen.“

Dann verschwand er, indem er sich in die Masse begab. Der Zirkel, der sie umgab, bestand ausschließlich aus Monstern. Das fiel Uzoma in diesem Augenblick mehr auf denn je. Er kannte nicht eines dieser Wesen und war sich mittlerweile sicher, dass sie sich gar nicht in der Vergangenheit befanden, denn solche Wesen gab es in der Welt der Matkus nie. Oder es wurde nicht erwähnt, was für Matkus- Verhältnisse nahezu unmöglich war.

„Lass‘ dich fallen“, flüsterte Saira und hob ihre Hände.

Uzoma hörte darauf und schmiss sich zu Boden. Sie drehte sich und ließ eine Druckwelle ab, die sich kreisartig von ihnen wegbewegte. Dann kniete sie sich zu Uzoma und legte ihre Hand auf seine Schulter.

„Wir reisen weiter“, sprach sie und konzentrierte sich.

In diesem Moment erhoben sich einige der Monster, denn schließlich hatte der Zauber des Matkusmädchens nur eine abwehrende Wirkung und konnte niemanden töten. Uzoma hatte seine Augen nicht geschlossen, denn zum einen konnte er es durch die drohende Gefahr nicht und zum anderen war er wie zuvor einfach fasziniert von der kommenden Reise.

Er sah noch, wie einige Monster sie angriffen, als alles um sie herum verschwand und sich die Zeit rückwärts bewegte bis sich wieder alles vermischte und zu Regenbogenfarben wurde. Erst in diesem Augenblick empfand Uzoma gerettet zu sein, denn immerhin konnten die Monster nicht mitkommen. Dann wurde es schwarz und ein Boden näherte sich.

Es schmerzte erneut und Uzoma erfuhr keine ernsthafte Verletzung. Er brauchte ein wenig Zeit, um sich zu erheben. Uzoma erkannte, dass das Reisen sehr anstrengend war, auch ohne die ständigen Abstürze. Uzoma richtete sich auf und suchte nach Saira. Im Gegensatz zu ihm lag sie noch immer auf dem Boden. Er hetzte rasch zu ihr, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war mit ihr.

„Saira?“ fragte Uzoma und rüttelte an ihr.

Sie bewegte sich nach wie vor nicht. Sie musste sich verletzt haben, dachte sich der junge Matkus und schaute nach einer Wunde, nur fand er sie nicht. Als er sie immer mehr schüttelte und sie sich einfach nicht rührte, geriet er ein wenig in Panik.

„Saira?“, fragte er, „wach doch auf.“

Uzomas Blick wanderte einmal herum und er stellte fest, dass sie an dem gleichen Ort waren, wo sie gestartet waren. Schnell kam ihm die Idee, dass er Hilfe holen könnte, aber er wusste nicht, woher er diese nehmen sollte. Uzoma war allein. Seine Eltern kannte er nicht.

Plötzlich hörte er Geräusche. Er fürchtete, dass es ein Belizer sein könnte, der auf sie gewartet hatte, um sie nun platt zu machen. Daher packte er Saira unter die Arme und schleifte sie über den Boden. Er sorgte dafür, dass sie von einem Busch verdeckt wurden.

„Ich denke, an dieser Stelle wird es gehen“, sprach eine weibliche Stimme, die ihm ziemlich bekannt vorkam.

Da er durch das Gebüsch nichts klar erkennen konnte, beschloss Uzoma, kurz hinter seinem Versteck hervorzulugen, um herauszufinden, wer sich dort befand.

„Die Luft ist rein“, sagte jemand, der sich verdächtig nach sich selbst anhörte, „wir können anfangen.“

Uzoma traute seinen Augen kaum, als er sah, dass eine Version von ich und Saira dort standen. Die andere Version von Saira konzentrierte sich und der andere Uzoma schaute sich immer wieder um.

Das muss vor der Abreise sein, dachte sich Uzoma und war von dem Gedanken eines Doppelgängers ganz wirr im Kopf geworden.

„Nun bin ich fertig“, teilte die andere Saira mit, „aber ich habe noch eine Frage, wohin wollen wir?“

Im ersten Impuls wollte Uzoma die Situation unterbrechen, aber ihm fiel ein, dass man sein eigenes Ich nicht stören dürfte, da es zu unaussprechlichen Ereignissen führen könnte. Uzoma könnte vielleicht sterben. Das war das, was man sich erzählte und er wollte es nicht riskieren.

„Das ist mir ziemlich gleich“, hörte Uzoma von seinem früheren Ich, „Hauptsache weg von hier.“

„Dann reisen wir in die Vergangenheit“, sprach die andere Saira, „bitte gebe mir deine Hand und schließe deine Augen. Und lasse sie geschlossen, bis ich dir sagen, dass du sie wieder öffnen kannst.“

Ich kann nichts tun, um das zu verhindern. Obwohl- gleich müsste der Belizer auftauchen.

„Okay“, sagte der andere Uzoma.

„Stehenbleiben“, rief eine Stimme und Uzoma war klar, wer das sein musste.

Indem ich dem Belizer helfe, würde ich verhindern, dass die beiden abreisen und somit, dass Saira sich verletzen würde. Uzoma blickte sich um und fand einen Stein, Er zielte und traf sich selbst am Kopf, dann druckte er sich schnell wieder, damit sein anderes Ich sich nicht entdecken konnte.

„Mach schnell“, rief der andere Uzoma zu Saira.

„Ich beeile mich ja schon“, entgegnete sie, „aber ich habe das noch nie gemacht.“

„Was?“ fragte er.

Uzoma verstand jedes Wort und merkte erst jetzt, dass sein Steinwurf nichts verändert hatte. Der Belizer würde sich um ihn und Saira kümmern, wenn er merkte, dass die zwei anderen Ichs verschwunden waren. Also zog der junge Matkus sie nach hinten bis in die Stadt zurück. Er brachte sie bis an die Stelle, wo sie ihn angesprochen hatte, denn er hatte keine Ahnung, wohin er sie bringen sollte.

„Saira“, sagte er und musste weinen.

Sie war nicht tot, denn ihr Puls schlug noch, wenn auch sehr schwach. Er hockte sich neben ihr und musste richtig weinen. Durch seine Unterstützung war sie jetzt in diesen Zustand geraten und er konnte ihr nicht mal helfen.

„Da seid ihr“, rief eine Stimme und entpuppte sich als der Belizer, der sie gesucht hatte.

Der Schuss von ihm war danebengegangen, aber das sollte nicht noch einmal geschehen. Sofort stellte der Belizer sich in Angriffsposition. Uzoma hatte es mitbekommen. Anfänglich ging ein Schreck durch seinen Körper, doch dann war es ihm gleich, denn Saira lag dort und war schon halbtot. Dadurch, dass er sich eine riesige Mitschuld gab, war es möglicherweise an der Zeit, ihn dafür zu bestrafen.

„Hiermit richte ich euch!“ rief der Belizer und richtete abermals seinen Stab auf Uzoma und Saira.

Dieses Mal würde es kein Entkommen geben, dachte sich der junge Matkus. Er konnte nicht. Er wollte zudem auch einfach nicht. Dann war jetzt der Moment, in dem er sterben sollte und seine Geschichte ein bitteres Ende fand.

„„Ich vernichte euch!“ sagte er.

Uzoma richtete seine Augen auf Saira, denn das letzte, was er sehen wollte, war sie und eben nicht den Belizer. Er dachte über die kurze Zeit der beiden nach und erwartete einen Angriff, der tödlich für ihn und Saira enden würde. Doch plötzlich knallte es und jemand fiel zu Boden. Was war geschehen?

Rasch drehte Uzoma seinen Kopf, um herauszufinden, was passiert war. Er sah den Belizer am Boden liegen und einen älteren Matkus als er selbst dahinterstehend. Dieser versicherte sich, ob der Belizer liegenbleiben würde und starrte dann Uzoma an.

„Geh weg von ihr“, befahl er und näherte sich.

Uzoma hatte Respekt vor ihm, denn immerhin hatte der Fremde den Belizer mal eben so umgehauen und der war als sehr stark einzuschätzen. Also entfernte sich der junge Matkus so schnell weg wie er konnte.

„Gehörst du zu dem da?“ fragte er und zeigte auf den am Boden liegenden Belizer.

„Nein, auf keinen Fall“, antwortete Uzoma mit zittrigen Stimme.

„Hat er sie so zugerichtet?“ wollte er wissen.

„Nein, das waren andere“, teilte Uzoma mit, „Gestalten aus einer fremden Welt.“

„Dann ist sie tatsächlich gereist“, ärgerte es den Unbekannten, „hat sie dich mitgenommen?“

„Ja“, antwortete Uzoma und weinte, „und ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen.“

Ehe er weitersprechen konnte, bebte die Erde. Vor ihnen riss der Boden auf und der Belizer wurde verschluckt. Uzoma erschrak. Er sprang auf. Der Fremde schnappte sich Saira und schulterte sie.

„Wir müssen gehen“, sagte der Fremde.

Im nächsten Moment bebte die Erde erneut und dieses Mal heftiger. Ganze Schneisen bildeten sich und die öffnete sich vor und hinter ihnen. Der Fremde blieb stehen, denn sonst wäre er mitsamt Saira auf der Schulter in die Tiefe gefallen. Uzoma hielt ebenfalls an. Um sie herum war der Boden weg. Es stand nur noch ein Rest, wie bei einer Insel.

„Kannst du reisen?“ fragte der Unbekannte.

„Nein, das kann ich nicht“, gab Uzoma an.

Er wusste, was der Fremde wollte. Es war der einzige Ausweg, denn sonst kam man hier nicht mehr weg. Uzoma geriet in Panik, denn er bebte abermals und die Insel war nicht sehr stabil.

„Das ist blöd“, sagte der Matkus, „denn ich kann nur einen zurzeit mit mir nehmen.“

„Dann nehme sie mit“, sprach Uzoma, „ich werde schon klarkommen.“

„Das glaube ich nicht“, entgegnete er, „aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich kann dich nicht mal holen kommen.“

Die Insel stürzte ein und mit ihr alles, was sich auf ihr befand. Es fiel alles in die Tiefe. Der Fremde hatte Saira auf der Schulter und verschwand, ehe er auf einem gebildeten Felsvorsprung aufkommen konnte. Uzoma dagegen wusste, dass jetzt der Moment gekommen war und er prallte gegen die Felswand mehrfach gegen und starb noch, bevor er den Boden erreichte.

Saira wachte auf und sah direkt in die Augen von dem Matkus. Sie blickte sich kurz um und sichte nach Uzoma. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich an einem anderen Ort befand.

„Wo ist Uzoma?“ fragte sie.

„Du meinst den Jungen?“ entgegnete er fragend.

„Ja, wo ist er?“ wiederholte sie.

„Er ist tot“, antwortete er.

„Wie konnte das passieren, Kauko?“ fragte sie ihn.

Die Mission


„Ein Zeitreisender?“ fragte Tjalf und schob Corax zur Seite.

„Und Weltenreisender“, ergänzte Kauko.

Mittlerweile hatten sich um den Matkus die anderen gebildet. Nur Filum stand etwas Abseits. Für sie war alles noch so mitreißend, was zuvor mit Larvaster geschehen war. Eigentlich hatte sie diese Macht gewollt und nun würde sie nie wieder diese Chance bekommen. Von daher musste sie Larvaster und auch Luzifer vernichten. Denn wenn sie die Kräfte nicht haben konnte, sollte sie niemand haben.

Corax hatte die Hexe im Auge. Sie war schwächer als vorher und er spürte mehr Energie in sich als er hätte ahnen können. Er verriet es niemanden, aber die anderen bemerkten, dass er nun mutiger war.

Hanna war ebenso dazugekommen, da sie eine Gefahr spürte. Sie hielt Peter, der tot am Boden lag, im Auge. Sie konnte zwischendurch keine Träne verdrücken.

Der Professor stellte sich ebenso in den Kreis um den Matkus. Er wollte sich immer verstecken oder abhauen, wenn es darauf ankam.

Bartholomäus schaute dem Matkus tief in die Augen. Er fixierte ihn. Für ihn war es eine neue Bedrohung für den Venatoren und durch das Abenteuer und den Kampf gegen Larvaster war er mehr denn je der Beschützer von Tjalf.

„Was willst du von ihm?“ wollte der Diviator in seiner gewohnt schlecht gelaunten und rabiaten Art von dem Matkus in Erfahrung bringen.

„Ihm helfen“, antwortete Kauko, „um mir zu helfen.“

„Nun werde mal konkreter“, forderte Bartholomäus ihn auf, „das ist mir alles ein wenig zu schwammig.“

„Gut, ich werde es erklären“, machte Kauko deutlich, denn er wollte keinen Stress mit der Geisterbande, „ich stamme zum einen aus der Zukunft und aus einer anderen Welt, die in meiner realen Zeit, also in der Zeit, in der ich eigentlich lebe, nicht mehr existiert.“

„Was für eine Welt soll das sein?“ wollte Bartholomäus wissen und sprach das aus, was alle anderen dachten.

„Die Welt der Matkus“, verriet Kauko, „wir sind alle Welten- und Zeitreisende, die mehr oder weniger begabt sind.“

„Kannst du ihn zurückholen?“ fragte Tjalf und zeigte auf den toten Peter, seinen besten Freund.

Für Tjalf war das im Augenblick wichtiger als alles andere, selbst als die Rettung der Welt, ganz gleich, welcher und selbst wichtiger als gegen Larvaster anzukämpfen. Gerade war eigentlich alles egal, weil Tjalf neben seinen Eltern, die er mit jeder Minute vermisste, auch noch seinen Geisterfreund verloren hatte.

„Ihn nicht“, antwortete Kauko, „aber eine frühere Version von ihm.“

„Die aus der Vergangenheit?“ fragte Tjalf.

„Ja, aber das ist gefährlich“, antwortete der Matkus, „denn sie darf nicht aus ihrer realen Zeit herausgezogen werden.“

„Aber du?“ entgegnete der Professor, der sich wahnsinnig für das Reisen interessierte, so wie für alles Wissenschaftliche und Magische.

„Ja, das ist eben einer der Vorteile, ein Matkus zu sein“, entgegnete Kauko.

„Was passiert denn, wenn man ihn aus seiner Zeit herausnimmt?“ interessiert es Tjalf, denn er wollte seine Hoffnung nicht gleich begraben.

„Solange er nicht auf sich selbst trifft, geschieht mit ihm nichts“, antwortete Kauko, „was es aber mit eurer Zeit anstellt, kann ich nicht vorhersagen. Mit Pech geht auch eure Zivilisation unter.“

„Das riskiere ich“, sagte Tjalf mit voller Entschlossenheit.

„Peters Leben mit dem Risiko, dass wir alle sterben könnten?“ fragte Professor Lux und machte damit nochmal darauf aufmerksam, was der mögliche Preis sein konnte.

„Tjalf, das ist zu riskant“, äußerte Hanna mit Tränen in den Augen, „ich vermisse ihn auch, aber wenn wir alle dafür draufgehen, bringt uns das Zurückholen von Peter auch nichts.“

„Wie hoch ist die Chance, dass nichts passiert?“ wollte Corax wissen, der verstehen konnte, dass Tjalf seinen Geisterfreund vermisste, denn er selbst vermisste seine Frau und Familie in jedem Augenblick.

„Das kann ich nicht sagen“, teilte Kauko mit, „aber ganz gleich, was ihr von mir wollt, habe ich ebenso eine Bitte.“

„Ist das jetzt ein Handel, oder was?“ fragte Bartholomäus und wurde nervös, denn immerhin kannte den Fremden keiner und bisher haben sie keine guten Erfahrungen mit Unbekannten gemacht- man erinnere sich an Filum.

Diese stand immer noch Abseits, lauschte aber dem Gespräch, denn für sie bildete sich eine Möglichkeit heraus, vielleicht zwei Probleme mit einer Tat zu lösen. Zum einen könnte sie in die Vergangenheit reisen und Larvaster töten und selbst die Macht ergreifen. Aber wie sollte sie das anstellen?

„Ich bin hier, weil mir mein Buch verraten hat, dass ich Tjalf beziehungsweise euch finden muss, um meine Welt wiederzubekommen. Zwar in einer anderen Zeit, aber ich könnte dort einfach leben“, erklärte Kauko.

„Warum geht das bei dir und bei uns nicht?“ fragte Tjalf, weil er es nicht verstehen konnte.

„Als Matkus kann ich in einer Welt leben, die nicht meine reale Welt darstellt“, teilte er mit, „es löst keine Katastrophe aus. Meine Welt ist auch nicht ausgelöscht worden, weil wir gereist sind, sondern durch eine Abweichung in eurer Zeit.“

„Und die willst du korrigieren?“ fragte der Professor, da er es nachvollzogen hat.

„Ja, denn ich will meine Familie wiederhaben“, antwortete Kauko, „von daher kann ich es nachempfinden, dass du, Tjalf, deinen Freund zurückholen willst.“

„Wofür brauchst du uns genau?“ fragte Tjalf.

„Ihr sollt in verschiedene Zeiten zurückreisen und etwas korrigieren“, antwortete der Matkus, „und somit meine Welt reanimieren.“

„Wie kann es sein, dass du bei den Punkten sagen kannst, wo wir etwas verändern sollen und offenbar auch dürfen und bei Peter geht es nicht“, wollte Tjalf wissen.

„Weil mir mein Buch verraten hat, wie ich meine Welt zurückerhalte“, verriet Kauko, „ich habe es von meiner Schwester, Saira.“

„Wo ist sie?“ fragte Hanna.

„Sie ist gestorben, nachdem ich sie zunächst gerettet hatte“, antwortete er, „da sie eine halbe Hexe war mit immensen Kräften, nur eben keiner Selbstheilung, erschuf sie dieses Buch, um mir eine Korrekturmöglichkeit zu überlassen.“

„Könnte es auch für Peter angewendet werden?“ wollte Professor Lux erfahren.

„Nein“, antwortete der Matkus, „es ist nach der Erfüllung seiner Bestimmung nutzlos.“

Tjalf drehte sich von Kauko weg, um Peter anzuschauen. Er wollte nicht wahrhaben, dass es keine Möglichkeit geben sollte, ihn zurückzuholen. Vielleicht musste er einen Nekromanten finden. Tjalf musste sich von der Idee, eine vergangene Version von Peter zu holen, verabschieden. Zumindest für das Erste.

„Seid ihr für eine Unterstützung des Reisenden?“ fragte Tjalf seine Freunde.

„Ihr habt einen Wunsch frei“, erinnerte Kauko sie an sein Versprechen.

„Dann bin ich dafür“, sprach Hanna, „vielleicht haben wir so eine Möglichkeit, Larvaster doch noch aufzuhalten.“

„Ich plädiere ebenfalls dafür“, äußerte der Professor, „das Reisen erweist sich als sehr interessant.“

„Ich bin dagegen“, machte Bartholomäus klar, denn für ihn roch es nach einer Falle.

Tjalf wollte zunächst selbst etwas sagen, aber er blickte zu Corax, der einfach herumstand. Der Krähenmann fühlte sich nicht zu der Geisterbande zugehörig, daher äußerte er dementsprechend nichts.

„Was sagst du?“ fragte der Venator Corax, der sichtlich überrascht war, dass man ihn miteinbezog.

„Meinst du mich?“ fragte er und wollte sich rückversichern, dass er es nicht versehentlich falsch verstanden hatte.

„Ja, Corax, ich meine dich“, bestätigte Tjalf, „wir haben schon was zusammen durchgemacht und du hast uns letztendlich unterstützt. Ich will, dass du dazugehörst.“

Der Krähenmann wurde sehr verlegen vor all den Leuten. Er war es nicht gewohnt, dass ihn jemand schätzte und nach seiner Meinung fragte. Die Hexe hatte ihn die ganzen Jahre über immer denunziert.

„Ich frage mich, was so ein Wunsch bedeutet“, sagte Corax.

„Naja, ich kann euch ermöglichen, Peter zu holen oder wenn einer möchte, kann ich ihn auch in eine andere Welt bringen“, verriet der Matkus.

„Dann würde ich es machen, um Larvaster aufzuhalten“, meinte der Krähenmann.

Filum fragte der Venator nicht. Es war schwierig für ihn, einen Umgang mit ihr zu finden. Sie war für Vieles verantwortlich, wie das Quälen von Hanna. Andererseits hat die Hexe sie im Kampf gegen Larvaster unterstützt und fast ihr Leben dafür gegeben. Tjalf fand, dass gute Taten kein Ausgleich für schlechte waren, aber es war ein Anfang. Daher duldete er sie zurzeit.

„Bartholomäus“, sprach er und blickte dem Diviator in die Augen, „wir werden ihm helfen, um den Wunsch zu erhalten. Auch wenn es gefährlich wird. Du kannst auf ihn aufpassen und sollte er ein krummes Ding drehen, dann kümmere dich um ihn.“

„Du weißt, ich bin nicht einverstanden“, teilte Bartholomäus mit, „aber ich werde tun, was du verlangst und dich beschützen, wie auch alle anderen, außer den Krähenmann und die Hexe. Sie gehört verbrannt.“

„Das kann ich nachvollziehen“, machte Tjalf dem Diviator klar und wandte sich dann wieder dem Matkus zu, „erkläre uns deinen Plan.“

„Ich benötige drei von euch, die in ihre jeweiligen Vergangenheiten reisen, um etwas zu verändern, was zu meinem Ziel führt“, begann Kauko, „es sind Tjalf, Hanna und Bartholomäus.“

„Und wie soll das funktionieren?“ wollte Bartholomäus wissen.

„Ich werde euch nacheinander zurückbringen und an einem anderen Punkt wiederholen“, antwortete der Matkus, „dann hat sich die Mission erledigt und erfülle euch euren Gefallen.“

„Klingt ja alles sehr einfach, wo ist der Haken?“ fragte der Diviator, „denn es gibt immer einen Haken bei solch simplen Aufträgen.“

„Während des Aufenthalt dürfen eure realen Doppelgänger nichts von euch mitbekommen“, gibt Kauko an.

„Und andere?“ wollte Hanna wissen, da sie auch eine derjenigen war, die zurücksollte.

„Wenn es nicht dazu führt, dass sie herausfinden, dass es zwei von euch gibt“, antwortete Kauko, „aber besser ist es, gar nicht erst in die Bredouille zu gelangen.“

„Das ist ja einfacher gesagt als getan“, entgegnete Bartholomäus und regte sich etwas auf, „wir sind ja keine Reiseprofis so wie du.“

„Nein, das ist mir durchaus bewusst“, entgegnete der Matkus, „aber ich brauche euch, sonst sehe ich meinesgleichen nie wieder.“

„Wir könnten ja ihn auch einfach überwältigen und uns seine Dienste erzwingen“, schlug Bartholomäus vor.

Er konnte ihm einfach nicht trauen. Der Matkus tauchte mal eben hier auf und behauptet, er könne durch die Zeit und zu anderen Welten reisen. Dadurch unterbrach er die eigentliche Mission, nämlich den Kampf gegen Larvaster.

„Das machen wir nicht“, machte Tjalf dem Diviator deutlich, „und sind wir mal ehrlich- was für eine Möglichkeit haben wir noch, jetzt, wo der Seelenjäger alle Artefakte hat und wir nichts. Wir wissen ja nicht mal, wo er sich befindet und ich denke, dass die Beschwörung von Luzifer nur noch einen einfachen Akt darstellt und wahrscheinlich schon geschehen ist, während wir hier miteinander diskutieren.“

„Das Gefühl haben ich ebenso“, pflichtete ihm der Professor bei, „Luzifer wird so gut wie neugeschaffen sein und wir werden es an dieser Position und mit unseren geringen Mitteln nicht verhindern können. Eine Reise in die Vergangenheit öffnet uns eine Tür, um es vielleicht zu verhindern.“

„Bartholomäus, deine Wut kann ich verstehen“, sprach Hanna, „ich würde Filum am liebsten auch töten, vielleicht sogar den Krähenmann, wenn er uns nicht alle geheilt hätte, aber das macht uns nicht besser als die Bösen. Wir sollten die Chance, mag sie auch noch so ungewöhnlich sein, nutzen, um dass geradebiegen zu können, was uns nicht gelungen ist.“

„Da gehen unsere Interessen zusammen“, sprach der Matkus, „denn ich will verhindern, dass all das hier passiert.“

Bartholomäus schaute in die Runde und spürte, dass er mit seiner Einstellung allein dastand. Er wollte die Mission auch nicht verhindern, denn dafür gab er sein Versprechen. Vielmehr wollte er seine Bedenken äußern, damit die Geisterbande nicht in eine Falle rannte.

„Ich mag dich nicht“, machte der Diviator deutlich und blickte dem Matkus an, „und ich werde dich im Auge behalten. Sollte ich das Gefühl haben, du verarschst uns, dann beseitige ich dich, ganz egal, was die anderen davon halten.“

„Ich habe verstanden“, sprach Kauko, „deine Leute sind dir wichtig und du willst sie beschützen. Aber ich habe keine schlechten Absichten.“

„Werden wir sehen“, entgegnete Bartholomäus.

„Dann hätten wir das soweit geklärt“, sagte Tjalf, „kommen wir zum Plan.“

Kaum hatte der Venator dies ausgesprochen, drehte der Matkus sich um, sowie auch Bartholomäus. Für Tjalf war deutlich, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los?“ fragte er.

„Es nähern sich mir unbekannte Wesen“, sprach Kauko, „die nichts Gutes im Schilde führen.“

„Das sind Blutknochen“, verriet Bartholomäus, „dem röchelnden Geräusch und der Bewegungsgeschwindigkeit nach zu urteilen.“

Bartholomäus wollte insgeheim zeigen, dass er besser war als dieser Reisende. Er war der Krieger, nicht dieser Kauko. Und nun war ein Zeitpunkt erreicht, bei dem er demonstrieren konnte, dass er der Bessere war.

„Wir sollten verschwinden“, machte Kauko deutlich.

„Wie denn?“ fragte Bartholomäus und lieferte dem Matkus ungewollt eine Vorlage.

Die Masse kam aus der Richtung, aus der sie und der Matkus zuvorgekommen waren, um in die Unterwelt zu gelangen. Sie würden direkt in die Arme oder Gebisse der Blutknochen laufen und sich somit unnötig in Gefahr bringen.

„Ich portiere euch hier raus“, antwortete er, „einen nach dem anderen.“

„Dann lieber sofort“, sagte Hanna, „denn das ist eine Horde und auch wenn wir einem einzelnen Blutknochen überlegen sind, eine Horde werden wir nicht aufhalten können.“

„Wie bei einem Kampf Ameise gegen ein größeres Tier würden sie uns mit der Überzahl vernichten“, verglich Professor Lux.

Kauko ging als erstes zu dem Professor und reichte ihm seine Hand. Professor Lux schaute etwas verdutzt und ängstlich, denn er ist noch nie gereist und wusste es nicht einzuschätzen.

„Tut es weh?“ wollte der Professor wissen.

„Nein, aber die Augen bitte geschlossen halten“, antwortete Kauko, „denn die Lichter sind für manche verstörend.“

„Gut“, bestätigte Professor Lux, „dann lass‘ uns starten, denn die anderen sollen auch gerettet werden.“

Der Professor nahm die Hand des Matkus und es dauerte keine Sekunde und sie waren verschwunden. Die Horde näherte sich indes immer mehr. Nun konnten alle sie sehen.

„Wir sollten sie angreifen, solange sie noch nicht zu nah sind“, schlug Corax vor, „wir werden genug zu tun haben, sobald sie uns erreicht haben.“

Der Krähenmann schwang seinen Stab und schoss einige Feuerzauber in die Richtung der Blutknochen. Tjalf, Bartholomäus und Filum wendeten ebenfalls Magie an, um einige der Skelette mit Hautfetzen zu vernichten. Es gelang ihnen nur mäßig, da die Horde eine immense Größe aufwies.

„Wo bleibt der Reisende?“ wollte Bartholomäus wissen.

Bevor Tjalf darauf antworten konnte, tauchte der Matkus neben ihm auf. Er schaute sich um und man sah, dass er sich wohl sicher war, am richtigen Ort gelangt zu sein.

„Hanna, du bist die nächste“, rief er und begab sich zu der Seelenfresserin, die gerade den anderen nicht helfen konnte, denn sie besaß keine magischen Kräfte, um jemanden aus der Ferne angreifen zu können.

Die Seelenfresserin gab ihm die Hand und sie waren von einen auf den anderen Moment weg. Die anderen hatten zwar registriert, dass Kauko kurz wieder anwesend war, aber sie hatten nicht die Zeit, um es genau mitzuverfolgen, da die Horde sie bald erreichte. Sie hatten sie schon etwas dezimiert, nur reichte es nicht aus, um bei der Ankunft gewinnen zu können.

„Der sollte sich etwas beeilen“, rief Bartholomäus, „sonst sind wir bald des Todes.“

„Warum sind eigentlich so viele von ihnen auf dem Weg hierher?“ fragte Tjalf.

„Weil die Leichen von Monstern sie anlocken“, antwortete Filum, „je mächtiger, desto mehr kommen.“

Dann erschien Kauko erneut und orientierte sich. Er zeigte auf Tjalf, der aber abwinkte. Der Venator wollte etwas anderes, denn seine Hoffnung, seinen Freund zu retten, war noch vorhanden.

„Nimm bitte Peter mit“, rief er.

„In Ordnung“, bestätigte der Matkus, obwohl er es irritierend fand, denn die vier konnte die Masse an Blutknochen nicht lange halten.

Auch Bartholomäus konnte nur schwer ertragen, dass Tjalf Peter vor den anderen bevorzugte, wo es gerade um Leben und Tod ging und jeder aus der Unterwelt heil herauskommen wollte. Nur sagte der Diviator nichts, denn er war loyal. Matkus nahm die Leiche auf seinen Arm und verschwand.

Die Horde war nun so nah, sodass die vier neben den magischen Angriffen auch physische wählten, so wie Bartholomäus, der mit seinem Stab, etliche Blutknochen erledigen konnte, da er ein sehr geschickter Kämpfer war. Kauko tauchte nochmals auf.

„Jetzt nehme ich dich mit“, machte der Matkus klar, „und keine Ausreden mehr, denn Bartholomäus kann noch mehr aufhalten, sowie Corax und die Hexe sollte wohl nicht allein sein mit den anderen beiden.“

„Ja, ist ja gut, ich komme mit“, sagte Tjalf genervt und ging zu dem Matkus.

Sie verschwanden rasch, da Tjalf schon wusste, was er tun musste um mit dem Matkus reisen zu können. Dann waren nur noch Bartholomäus, Corax und Filum übrig. Der Diviator kämpfte, was das Zeug hielt und war praktisch von Blutknochen umzingelt, während zwischen der Hexe und dem Zauberer zu der Horde noch etwas Abstand vorhanden war.

Als der Matkus wiedererschien und sich orientiert hatte, war für ihn klar, dass Bartholomäus der nächste sein musste, denn zum einen brauchte er ihn für seine Mission, aber vor allem befand er sich in der größten Gefahr.

„Kannst du ihm den Weg freimachen?“ fragte Kauko den Krähenmann, „denn ich wollte ihn jetzt mitnehmen.“

Corax dachte nicht lange nach und schoss seine gesamte magische Energie auf einen Punkt neben dem Diviator. Dieser war erst verwirrt, da er den Verdacht hatte, es käme nun zu einem hinterhältigen Angriff des Krähenmannes. Aber er erkannte, dass dies der Plan war, ihn zu befreien und er nutzte die Rückzugsmöglichkeit.

„Beeilen wir uns“, rief er dem Matkus zu und sah dann Corax und Filum, „nun gut, wir können auch langsam machen.“

Kauko packte die Hand des Diviators und sie waren von der einen auf der anderen Sekunde verschwunden, wie alle anderen vor ihnen.

„Vielleicht kommt er nicht nochmal“, rief Filum.

„Warum sollte er nicht?“ fragte Corax.

„Das liegt doch auf der Hand“, antwortete die Hexe, „zum einen sind wir die Feinde und weshalb hat er erst alle anderen geholt und uns hiergelassen.“

„Weil wir uns aus der Ferne am Besten wehren können“, widersprach der Krähenmann der Theorie der Hexe.

„So naiv“, äußerte sie, „das warst du schon immer. Du wirst sehen, dass sie uns hierlassen und wir verrecken.“

Corax glaubte daran, dass Tjalf nicht zulassen würde, dass sie hier auf die Weise sterben würden. Auch wenn er hätte verstehen könne, dass die Gelegenheit günstig war, um sie loswerden zu können. Dennoch hielt er daran fest und kämpfte weiter.

Filum dagegen war überzeugte, dass der Plan darin bestand, sie und Corax dafür zu bestrafen, was sie angerichtet hatte. Es war sicherlich verdient, aber sie wollte noch nicht sterben, daher kämpfte sie mit aller Kraft, wenngleich diese nicht mehr so mächtig war wie einst. Zu ihrer Überraschung war der Matkus plötzlich wieder da.

„Corax ist der nächste“, sprach er und berührte den Krähenmann und sie verschwanden.

Nun war die Hexe ganz allein und auf sich gestellt. Die Blutknochen kamen nun in Schlagdistanz, aber sie war eben keine Kriegerin. Ihre magischen Angriffe waren das Einzige, was sie retten konnte. Filum wusste, dass es nicht mehr lange halten würde, denn es fielen zwar einige, aber andere stießen weiter nach vorn.

„Das war’s wohl“, meinte sie und plötzlich tauchte Kauko neben ihr auf.

Sie schaute fragend, denn sie hätte nun wirklich nicht erwartet, dass man sie hätte retten wollen. Nicht nach all den Geschehnissen.

„Los, nimm‘ meine Hand“, verlangte Kauko.

Sie befolgte seine Anweisung und sie entkamen der Horde in letzter Sekunde, ehe sie hätten zerfleischt werden können. Filum hatte vergessen, ihre Augen zu schließen und so erfuhr sie wie wunderschön das Universum war. Selbst sie hatte in all ihren Lebensjahren nie etwas Schöneres gesehen. Dann wurde es schwarz, ehe sie auf den Boden aufprallten. Es schmerzte ein wenig, aber verursachte keine Verletzung bei der Hexe.

„Jetzt haben wir alle“, sprach Kauko.

Filum rieb sich ihre Augen, denn das helle und bunte Licht auf der Reise hatte ihre Netzhaut gereizt. Zunächst hatte sie dunkle Flecken i Sichtfeld, ähnlich als hätte man einen kurzen Moment in die Sonne geschaut. Filum glaubte, dass sich das schon wieder von selbst beheben würde. Erst nachdem sie sich umschaute, erkannte sie, dass sie sich vor ihrem Haus wiederfanden.

„Warum hier?“ fragte sie.

„Warum nicht?“ entgegnete Bartholomäus.

„Zum einen war ich schon hier und zum anderen ist es recht einsam und geheim“, antwortete Kauko, „habt ihr eine Alternative? Aber bedenkt, ich habe nicht so viel Zeit, um nochmal alle dorthin zu portieren, da sich jetzt ein Zeitfenster geöffnet hat, um alles zu korrigieren.“

„Gut, dann müssen wir hierbleiben“, fasste Tjalf zusammen, „dann sollten wir es uns hier gemütlich machen und der Aufgabe nachgehen.“

„Es hat aufgehört zu beben“, bemerkte Professor Lux.

„Das ist praktisch“, sagte Bartholomäus, „sonst hätten wir tatsächlich woanders hingemusst.“

Das Haus war teilweise beschädigt, aber noch so stabil, sodass es nicht den Eindruck machte, als bräche es gleich zusammen. Tjalf ging voran und öffnete die Tür, um hineinzugehen. Bartholomäus folgte ihm. Hinter ihm befanden sich der Professor und Hanna und dahinter Kauko. Nur Filum und Corax blieben stehen.

„Was ist mit euch?“ wollte Tjalf wissen, ehe er hineinging.

Die anderen waren schon drin, während der Venator im Türrahmen stand und auf den Krähenmann und die Hexe schaute, um herauszufinden, was mit ihnen war.

„Soll ich überhaupt mit?“ fragte Filum, denn das Haus war ihres und irgendwie könnte es alle daran erinnern, was geschehen war und sie würden Rache nehmen wollen.

„Ist das dein schlechtes Gewissen?“ fragte Tjalf, „dass musst du mit dir selbst ausmachen, denn du hast all diese Seelen getötet, um dich zu verjüngen. Also musst du damit Leben.“

Dann blickte der Venator zu Corax, mit dem es anderes stand, als mit der Hexe. Der Krähenmann hatte sich schon als jemanden erwiesen, der alles wiedergutmachen wollte und er war sehr nützlich für die Gruppe.

„Wir hatten das doch schon“, sagte Tjalf, „aber auch für sich gilt, dass du es mit dir selbst ausmachen musst. Ich habe dir meine Meinung dazu schon gesagt. Entscheiden musst du!“

Dann machte er kehrt und ging ins Haus. Corax und Filum blieben noch eine Weile stehen. Sie hatten ähnliche Gedanken, die darum kreisten, dass es erstaunlich war, auf Wesen zu treffen, die wohl verzeihen konnten. Tjalf war so ein Wesen. Er war voller Güte und ein großartiger Venator.

Corax gab sich innerlich einen Ruck und plötzlich bewegte er sich auf das Haus zu. Für ihn war es doppelt belastbar, denn er war nicht nur Täter, sondern auch Opfer der Hexe. All die Ecken und Kanten des Hauses erinnerten ihn daran, was einmal war.

„Halt!“ rief Filum plötzlich und unterbrach die Gedanken des Krähenmannes.

„Was ist?“ fragte er.

„Ist zwischen uns alles in Ordnung?“ wollte die Hexe in Erfahrung bringen.

„Nein“, antwortete Corax, „ich kann niemals vergessen, was du mir angetan hast. Ich werde versuchen, wie Tjalf, dir eines Tages zu verzeihen.“

„Und warum hast du mich gerettet, als ich im Sterben lag?“ fragte sie.

„Weil ich zeigen wollte, dass ich anders bin als du“, verriet er und ging schnurstracks in das Haus.

Filum hatte den Moment allein. Sie war nur für sich und sie spürte, wie einsam sie war. Obwohl das Haus einst ihr Heim darstellte, fühlte es sich nicht mehr so an. Aber auch sie gab sich einen Ruck und bewegte sich auf das Gebäude zu. Sie bemerkte, wie ihre Sehkraft noch weniger wurde, aber das konnte auch daran liegen, dass es Nacht wurde und sie erschöpft war, denn immerhin hatte sie zwei Mal innerhalb kürzester Zeit um ihr Leben kämpfen müssen. Das Besondere war zudem, dass sie nicht für sich allein gekämpft hatte, sondern mit andere und für andere. Das kannte sie nicht. Dieses Gefühl war neu. Ob es sich gut anfühlte, konnte sie nicht sagen, da es von schlechten überschattet wurde.

Luzifers Team


Für den neuen und alten König der Unterwelt war es ganz klar, er wollte nun über alles herrschen- die Unterwelt, die Geisterwelt und die Menschenwelt, eigentlich jede Welt. Ihm war bewusst, dass er sich seine Macht nur festigen und ausbauen konnte, indem er sich ein starkes Team zulegen würde. Alle ehemaligen sind bereits einen wahren Tod gestorben und standen daher nicht mehr zur Verfügung oder sie hatten sich in den Tiefen der Unterwelt oder irgendwo anders versteckt.

Luzifer musste überlegen, wen er haben wollte. Welche von der alten Garde oder gar ganz neue, die zu früheren Zeiten einfach nicht stark genug waren, um ihm zu dienen. Für den Auftrag gab es nicht viele, denn nach den ganzen Kriegen waren nicht mehr viele übrig, vielleicht ein paar hundert, aber das waren nicht viele.

Als König der Unterwelt hatte er Zugriff auf ein ganz besonderes Artefakt: Peilin. Dabei handelte es sich um einen Spiegel, der alles sichtbar machte, was man sehen wollte. Luzifer war in diesem Moment besonders daran interessiert, dass der Spiegel ihm jedes Wesen der Unterwelt zeigen konnte und ihm auch den Weg weisen konnte, um dieses Wesen zu finden.

Als erstes erzeugte Peilin das Bild von einem Pan. Es war ein Wesen, welches eine Mischung aus Ziege und Mensch darstellte. Meist war der Oberkörper wie ein Mensch, während der Unterkörper aus Ziege bestand. Selten war es umgekehrt, denn diese Art war meist nicht überlebensfähig.

„Baphomet“, sagte Luzifer, denn er kannte diesen Pan.

Der Spiegel hatte weise gewählt. Baphomet war vielleicht nicht der Stärkste, aber dafür fast unangreifbar durch seine besondere Kraft. Er schuf Siegel, die verhinderten, dass man ihn mit Magie angreifen konnte. Und wer sich dachte, ihn physisch verletzen zu wollen, musste früh aufstehen, denn seine Kampfkünste waren enorm hoch. Gerade durch seine Ziegenbeine war er flexibler als andere.

Luzifer wurde durch Peilin auch gleich gezeigt, wo sich der Dämon aufhielt, sodass der Unterweltkönig sich auf den Weg machen konnte. Baphomet war dafür bekannt, keine Wesen zu mögen, ganz gleich, welcher Art. Für ihn war nur er selbst wichtig. Wollte man seine Dienste haben, musste man ihn entweder ein Geschenk machen, was er noch nicht kannte oder ihn schlichtweg besiegen. Ersteres war mit dem Risiko behaftet, dass man nicht wusste, was der Pan alles schon kennengelernt hat. Man wurde nämlich getötet, wenn man daneben lag. Daher blieb für Luzifer nur die zweite Möglichkeit, indem er gegen Baphomet im Kampf gewinnen musste.

Der Pan befand sich zwar am anderen Ende der Unterwelt, obwohl diese unendlich schien. Das war für den König natürlich kein Problem, das er die Teleportation beherrschte, was sich als besondere Stärke erwies. Luzifer wagte es, trotz aller Selbstsicherheit nicht, sich in die Höhle des Pan zu bringen. Daher befand er sich davor.

„Wer wagt es, mich zu stören?“ fragte eine Stimme, die bedrohlich war und dem Unterweltkönig bekannt vorkam, denn es handelte sich um die von Baphomet.

Erst jetzt konnte Luzifer erblicken, dass der Pan in der Höhle stand, sodass man seinen Schatten sehen und durch die Silhouette erahnen konnte, was für ein Wesen er war. Die anderen mochte er durch die Art einschüchtern und somit für sein wahres Ziel sorgen, nämlich in Ruhe gelassen zu werden, aber Luzifer schreckte das nicht im Geringsten ab.

„Ich bin es“, verriet der König der Unterwelt, ohne seinen Namen zu verraten.

„Wer soll das sein?“ fragte der Pan.

Irgendwie erinnerte ihn die Stimme an jemanden, aber er war sich nicht sicher. Baphomet war ein Dämon aus alten Tagen, der vor etlichen Jahrhunderten Luzifer gedient hatte. Nach dessen Sturz hatte er sich aus dem Staub gemacht und sich hierher versteckt, um nicht aufgefunden zu werden. Es kamen einige Wesen und forderten seinen Dienst ein. Es war nur einem gelungen, die anderen sind alle tot.

„Luzifer“, teilte er mit.

„Luzifer, nach all den Jahren“, zeigte sich der Pan erstaunt, „oder bist du ein Mahr?“

„Ganz sicher nicht“, entgegnete Luzifer, „ich habe mich befreien können.“

„Und was willst du jetzt von mir?“ wollte Baphomet wissen, „ich stelle mich nicht mehr in die Dienste anderer, es sei denn du hast ein Geschenk.“

„Nein, habe ich nicht“, antwortete der Unterweltkönig, denn er wusste um die Provokation, die der Pan beabsichtigt hatte, „vielmehr werde ich dich zwingen, mir zu dienen.“

„Das haben schon einige von sich behauptet“, entgegnete Baphomet, „und sie haben alle verloren. Nur einer machte mir ein Geschenk, welches ich tatsächlich nicht kannte.“

„Um was für handelte es sich denn?“ fragte Luzifer, der doch ein wenig neugierig darauf war.

„Um nichts“, verriet der Pan, „er gab mir nichts. Ich wusste nicht, wie es war, nichts zu bekommen.“

Das war schon clever, aber diese Wahl hatte er nicht. Luzifer musste den Weg des Kampfes wählen. Zum einen wollte er sich beweisen und zum anderen waren die Gefolgsleute beeindruckter, wenn er den Pan im Kampf besiegt, als durch eine List.

„Quatsch nicht so viel“, provozierte Luzifer, „ich muss noch weitere Wesen aufsuchen und habe nicht die Zeit.“

„Ich sehe“, sprach Baphomet, „du bist ungeduldig, so warst du schon immer.“

Kaum hatte der Pan es fertiggesprochen, fuchtelte er mit seinen Händen. Luzifer war einen Bruchteil zu langsam für eine Feuerattacke, denn diese prallte einfach ab. Der Pan hatte seine Schilde aktiviert und es würde nichts geben, womit Luzifer sie aufbrechen könnte.

„Schwach“, sagte Baphomet und machte seinem Gegenüber wütend, aber das war auch Absicht, denn wütende Wesen kämpfen unüberlegt.

Luzifer erreichte das provokante Verhalten des Pan natürlich. Er nutzte es, um seine Energie durch seine Wut zu erhöhen. Luzifer war neben seinen Zauberkünsten eben auch ein hervorragender Kämpfer. Das wusste Baphomet natürlich. Der König streckte seinen Arm aus und hielt einen kleinen Stab in der Hand, der sich automatisch verlängerte.

„Dann lass‘ die Sache hinter uns bringen“, rief Luzifer und rannte auf den Pan zu.

Baphomet hatte mit solch einer Offensive nicht gerechnet, konnte aber dennoch darauf reagieren. Dafür war er einfach zu erfahren. Der Pan hatte ebenso eine Verteidigung, nämlich zwei Sai Schwerter. Sie passten zu seinem Kampfstil, der aus Schnelligkeit und weniger aus Wucht bestand.

Im nächsten Augenblick prallten der Stab von Luzifer und die beiden gekreuzten Sai Schwerter des Pan aufeinander. Beide Wesen verfügten über Kraft, aber der Unterweltkönig war stärker als sein Gegenüber und drückte ihn weg, um gleich nachzusetzen. Tatsächlich verpasste er Baphomet eine, indem der Stab das Gesicht schrammte.

Der Pan wich ein wenig zurück, setzte aber gleich zum Gegenangriff an. Er fuchtelte gekonnt mit den Sai Schwertern herum, um Luzifer zu verwirren und stach zu. Leider ging der Hieb daneben, da der König der Unterwelt zu schnell war. Erst jetzt erkannte der Pan, dass er eigentlich keine Chance hatte. Luzifer befand sich hinter ihm und stieß einmal kräftig gegen seinen Hinterkopf.

Baphomet flog nach vorne und knallte auf den Boden. Sein Gesicht verletzte er sich durch den Aufprall. Luzifer sprang zum dem Pan und setzte zum finalen Todesstoß an, als dieser plötzlich abwinkte. Er wollte auf keinen Fall den Tod finden.

„Halt!“ rief er, „ich ergebe mich.“

Luzifer stoppte seinen Angriff und stieß den Pan an der Seite an, um ihn zu drehen. Er blickte ihm in die Augen, die voll von Angst und somit auch Respekt waren. Damit hatte der Unterweltkönig seinen Auftrag erfüllt.

„Dann verpflichtest du dich, in meine Dienste zu treten und mich zu respektieren und bis zum Tode zu schützen?“ fragte er Baphomet.

„Ja, das werde ich“, versprach der Pan und solche Versprechen hielt er ein.

Baphomet stand auf und steckte seien Sai Schwerter wieder ein. Im gleichen Moment erloschen seine Siegel gegen Magie. Diese mussten immer wieder erneuert werden, damit er sich schützen konnte. Luzifer verkleinerte seine Waffe und zückte Peilin hervor. Der Spiegel zeigte ihm den nächsten Kandidaten für seine Truppe.

„Ich benötige weitere Dämonen, um meine Mission erfüllen zu können“, erklärte er kurzerhand, „daher werden wir uns aufmachen, um als nächstes zu Abaddon.“

Der Pan kannte diesen Namen. Mochte er diesen, aus seiner Sicht, schwachen Dämon nicht. Abaddon war lediglich in der Lage Heuschrecken zu erschaffen. Im Übermaße, aber war das etwas Besonderes? Eher nicht! Dennoch war er nun zur Loyalität verpflichtet und seine eigene Meinung zählte nicht.

Positiv war, dass sich Abaddon nicht allzu weit von den beiden befand, sodass eine Reise nicht unendlich lange dauerte, denn der Pan verfügte nicht über die Kräfte der Teleportation. Er konnte sehr schnell laufen, was die beiden auch taten, um zum nächsten Dämon zu gelangen.

Abaddon war anders als Baphomet und versteckte sich nicht, obwohl sein Erscheinungsbild sehr auffällig war. Er sah aus wie ein klassischer Teufel, wie sich ihn Menschen vorstellen- er war rot und hatte zwei Hörner. Klar einen Pan sehen viele auch als Teufel an.

„Wer bist du?“ fragte der rote Dämon und stand auf, denn er lag gemütlich vor sich hin und tat nichts.

Erst jetzt erkannte er den Pan, den er mindestens genau so wenig leiden konnte wie umgekehrt. Er fragte sich dennoch, was Baphomet mit einen Unbekannten zu tun hatte und was sie von ihm wollten.

„Obwohl meine Hülle nicht die beste ist, erinnerst du dich nicht?“ fragte Luzifer.

Abaddon stand einst ebenso in den Diensten des Unterweltkönigs wie der Pan. Auch er war geflüchtet, denn Satan hatte alle ehemaligen Unterstützer hinrichten lassen und das wollte der rote Dämon natürlich nicht.

„Luzifer?“ fragte Abaddon und man erkannte einen Hauch von Freude, denn der rote Dämon diente gerne unter Luzifer.

„Ja, ich bin es“, verriet der Unterweltkönig.

„Aber wie ist das möglich?“ wollte Abaddon wissen.

„Ich hatte im Kampf gegen Satan verloren, da ich von einer Hexe verflucht wurde“, erklärte Luzifer, „aber ich sorgte dafür, dass ich befreit werde. Meine Hülle trug dazu bei.“

„Und was hast du jetzt vor?“ fragte Abaddon weiter.

„Die Unterwelt erobern und danach alle anderen Welten“, antwortete Luzifer, „dafür brauche ich dich.“

„Ich mache mit“, bot Abaddon an, ohne dass Luzifer irgendwas dafür tun musste.

Der Pan war genervt und empfand den roten Dämon als eine Art Heuchler und Kriecher. Baphomet hatte sich wenigstens anständig gewehrt. Der Feigling beugte sich einfach so.

„Wenn du gewinnst, will ich einen Teil für mich“, forderte Abaddon.

Baphomet hätte platzen können, denn er würde leer ausgehen, sobald Luzifer auf diesen Handel eingehen würde. Er hoffte so sehr, dass der Unterweltkönig ihm zeigen würde, wo sein Platz war und ihn für solch eine Forderung bestrafen würde.

„Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen, wenn du dich verpflichtest, in meine Dienste zu treten und mich zu respektieren und bis zum Tode zu schützen“, verlangte Luzifer.

Baphomet spürte die Wut in sich und den Neid, der sich in ihm breitmachte. Dennoch musste er sich zusammenreißen, weil er sonst Ärger mit Luzifer hätte und das würde nicht gut ausgehen. Der Pan beschloss, dass es einen günstigen Moment geben würde, indem er diese Ungerechtigkeit klären würde.

„Ja, das werde ich“, versprach Abaddon.

„Dann sei es so“, bestätigte Luzifer nochmals und holte seinen Peilin hervor, um nach dem nächsten Dämon Ausschau zu halten.

Dabei handelte sich um eine Kreuzung aus einer Werwölfin und einer Dämonin. Die Mischungen waren eh selten und diese war besonders selten. Sie war quasi eine Werwolfdämonin und ihr Name war Amona. Sie war bisher nicht im Dienst von Luzifer, da sie damalig einfach noch zu klein und schwach war. Nun aber zeigte Peilin sie an und das bedeutete, dass sie über große Kräfte verfügen musste.

Sie machten sich zu Dritte auf und mussten tatsächlich einen langen weg hinter sich bringen. Luzifer war schnell, der Pan konnte ihm mit seinem Lauf folgen. Während Abaddon sich von seinen Heuschrecken tragen ließ. Amona befand sich in im Blutwald, der sich inmitten der Unterwelt befand. Niemand ging dort freiwillig hinein, wenn man eine gefangene Seele an diesem Ort war. Luzifer war aber nicht niemand; er war der König der Unterwelt.

„Ihr wartet hier“, wies er an, denn er wollte sie entweder durch seine eigenen Kräfte für sich gewinnen, oder gar nicht. Luzifer wollte keine Almosen von den Dämonen, sondern Respekt. Dies war gleichbedeutend mit Macht und Einschüchterung. Was anderes verstanden sie nicht, wenngleich sich Abaddon auf Luzifer freute.

„Ja, machen wir“, bestätigte Abaddon, während Baphomet nur nickte, um seine Zustimmung zu zeigen.

Luzifer wandte sich von ihnen ab und ging schnurstracks in den Blutwald hinein. Auch als König war man nicht an jeder Ecke seines Reiches, zumal es unendlich scheint. Er hatte schon mal von dem Wald gehört. Es wurde berichtet, dass niemals jemand lebend herauskommen konnte, da er das Leben als Preis nahm, eben das Blut für die meisten Wesen. Daher trug er den Namen Blutwald.

Kaum war er drinnen, war es als betrete man eine andere Welt. Draußen war es die Unterwelt mit einer latenten dunklen Stimmung gefüllt und voll von Trauer und Untoten, Dämonen und Monstern, während es sich im Wald ganz anders verhielt.

Der Wald war voller greller und bunter Farben. Luzifer konnte kaum die Augen offenhalten. Er spürte, wie der Wald sich von der Lebensenergie des Unterweltkönigs speiste. Die meisten mag es ablenken, wenn sie so etwas sehen, aber Luzifer blieb fokussiert. Es handelte sich nicht um viel Energie, denn der Wald wollte seine Besucher nicht sofort töten, sondern vielmehr lange von ihm leben.

Es war fast wie in einem Märchenwald, denn für Feen oder Elfen war es sicherlich ein sehr schöner Ort. Viele tote und unruhige Seelen verirrten sich hierher, ähnlich wie die Motten ins Licht flogen, da sie nicht anders konnten. Für Luzifer galt es, sich zu orientieren. Das war bei der hellen Lichtstrahlung des Waldes schwierig, aber nicht unmöglich.

Langsam fragte sich der König der Unterwelt, wie eine Werwolfdämonin eine so lange Zeit an diesem Ort überleben konnte und weshalb sie sich hier versteckte. Was gab es, dass sie in diesem Wald verweilen ließ? Luzifer würde vielleicht keine Antworten finden, aber das war nicht sein Ziel.

Nach den ersten Metern konnte er bemerken, dass es kaum andere Wesen gab. Ringsherum waren überall Bäume, die zwar merkwürdig aussahen und dennoch so bunt und grell waren, wie alles andere. Erst bei genauem Hinsehen, erblickte er ein Gesicht, welches sich in einem Baumstamm befand. Das musste Luzifer unter die Lupe nehmen.

„Kalt“, flüsterte das Gesicht und öffnete langsam seine Augen.

Der Unterweltkönig hatte nicht damit gerechnet, denn das Gesicht sah aus, als wäre es nicht echt. Dennoch erschrak er nicht, dafür hatte er schon viel zu viel gesehen in seinem Leben.

„Kalt?“ fragte er, als hätte er es nicht verstanden.

Luzifer vernahm das Wort, konnte aber dessen Inhalt nicht deuten. Es war warm im Blutwald. Es konnte also nicht bedeuten, dass es kalt war. Möglicherweise war dem Gesicht fröstelig.

„Ja,“ bestätigte der Gesichtsbaum in einer langsamen Geschwindigkeit, „weg.“

„Kannst du nur Einwortsätze?“ fragte Luzifer ihn, „denn ich kann Rätsel nicht ausstehen.“

„Ge-….fahr“, sagte der Baum und seine Augen fielen zu, als würde er schlafen wollen.

„Das ist mir bewusst“, entgegnete Luzifer, „denn ich bin der König der Unterwelt. Weißt du vielleicht wo sich eine Werwolfdämonin aufhält?“

Das Gesicht antwortete nicht. Erst jetzt hatte Luzifer den Verdacht, dass all die Toten und anderen Wesen, die sich hierher verirrt hatte, wahrscheinlich zu diesen Bäumen wurden. Sie lieferten Energie und bleiben am Leben. Der König zeigte sich beeindruckt von der Herangehensweise des Blutwaldes.

„Das weiß er nicht“, unterbrach eine weibliche Stimme die Gedanken des Unterweltkönigs.

Sofort drehte Luzifer sich um und machte dem Wesen mit seiner Haltung deutlich, vor nichts zurückzuschrecken, wenn sie es darauf anlegte. Das merkte sie natürlich, aber blieb dennoch ganz ruhig.

„Ganz ruhig, Brauner“, sagte sie mit sehr gelassener Stimme, „ich habe gar nicht vor, dir etwas zu tun. Du bist viel zu mächtig, dass sehe ich auf den ersten Blick.“

„Was hast du dann vor?“ wollte er wissen.

„Das gleiche wollte ich dich auch gerade fragen“, rief sie.

„Ist das irgend so eine Masche?“ fragte Luzifer weiter, ohne auf ihre Frage einzugehen.

„Nein, ich bin so“, antwortete sie, „also was willst du?“

„Ich nehme an, dass du Amona bist und wenn dann stelle dich in meine Dienste“, verriet er, „denn ich bin der König der Unterwelt.“

„Krass!“ rief sie und verblüffte ihn, „der King of Underworld will mich in seine Dienste stellen? Wie geschwollen klingt das denn? Ich sag nur, Deal or no Deal.“

„Was?“ fragte er verwirrt.

„Na, Alter, ich sag mal, ich bin all in“, erklärte sie.

Luzifer verstand, dass sie mitmachen wollte, konnte aber nicht nachvollziehen, weshalb sie so seltsam sprach. War das ihre Taktik? Oder war sie sogar von minderer Intelligenz? Peilin hatte sie angezeigt und das wird seinen Grund gehabt haben, dachte er sich.

„Abgemacht“, sprach er.

„Deal“, stimmte sie zu und wollte in seine Hand einschlagen, aber das kapierte er nicht und dann war der Effekt nicht derselbe.

„Warum dieser Wald?“ fragte Luzifer, bevor er wieder zu Abaddon und Baphomet zurückgehen wollte.

„Warum nicht?“ erwiderte sie, „nein, Fun beiseite, es war einfach, an Opfer heranzukommen und ich mag die Farben.“

„In Ordnung“, sagte Luzifer, „wir werden den Blutwald nun verlassen und zu anderen Dämonen gehen, denn ich habe eine Mission.“

„Okay“, erklärte sie sich einverstanden, ohne die Mission genauer zu hinterfragen.

Ohne noch mehr Fragen zu stellen, die ihm sicherlich noch eingefallen wären, machte sich Luzifer auf, um den Wald zu verlassen. Amona folgte ihm und sie blieb stumm, was der König ungewöhnlich für ihre Verhältnisse fand, aber er war dankbar, dass sie ruhig war.

„Drei, fehlen noch zwei“, sagte Luzifer als sie an der Stelle waren, wo Baphomet und Abaddon warteten.

Sie hatten sich nicht in die Haare bekommen. Es wäre auch nicht gut für sie, denn Luzifer hatte sich vorgenommen, Wesen hart zu bestrafen, wenn sie nicht gehorchten. Hierbei würde es zu keiner Diskussion kommen.

„Wer ist der nächste?“ wollte Abaddon wissen, ohne auf Amona einzugehen.

Für ihn war sie jung und unerfahren. Darin fand er ein eine Gemeinsamkeit mit Baphomet, der ebenso nicht viel von ihr hielt. Aber bisher gab es halt niemanden, den er als gut einschätzte, außer Luzifer natürlich. Er lief voran, um seine Truppe zu komplettieren. Die anderen folgten ihm.

„Allgemeine Schweigerunde oder was ist das hier?“ fragte Amona und provozierte die Männer damit.

„Halt doch einfach die Klappe“, forderte Baphomet sie auf, denn sie nervte ihn einfach.

„Das wird schwierig“, entgegnete sie, „wenn es nämlich mache, hast du gewonnen und wenn nicht verlierst du und es unruhig hier. Ich kann dir nur soviel sagen, ich hasse verlieren.“

„Wenn du Stress willst, dann kann ich dir welchen verschaffen“, drohte Baphomet und blieb stehen.

Sie stoppte nicht, aber Luzifer bemerkte es und drehte um, um zu dem Pan zu gelangen. Amona lachte sich einen, denn es war genau das, was sie erreichen wollte- Chaos!

„Du beruhigst mal wieder“, wies Luzifer an und wandte sich der Werwolfdämonin, „du hörst auf oder ich werde dich töten müssen.“

In diesem Moment musste sie kurz schlucken, denn damit hatte sie absolut nicht gerechnet. Ihre Vorstellung beinhaltete, dass der Pan ein paar in die Fresse bekommen sollte. Aber das geschah nicht. Sie erinnerte sich daran, dass Luzifer der König war. Vielleicht stimme es und er wurde auch als ein solcher angesehen.

„Wenn alle mal aufhören, mich bei meinen Plänen zu unterbrechen“, machte Luzifer deutlich, „können wir fortfahren mit der Suche. Wir wollen zu Danag.“

„Danag?“ fragte Abaddon, denn er kannte eine Kreatur, sie sich so nannte.

„Hast du ein Problem damit?“ wollte Luzifer wissen.

„Nein, natürlich nicht“, antwortete der Heuschreckendämon und wich etwas zurück, denn er wollte nicht der Grund sein, dass Luzifer ausflippen sollte.

„Gut so“, äußerte sich der Unterweltkönig und machte sich auf, um einen weiteren für seine Truppe zu gewinnen.

Dieser Abschnitt dauerte etwas länger als es Luzifer lieb war, denn er wollte seine Ziele schnellstens erfüllt haben. Anders als in seiner ersten Amtszeit hatte er seine Geduld verloren. Nun hatte er das Gefühl, alles aufholen zu müssen und war deshalb von Hast geprägt.

Danag befand sich in einer öden Wüste. Es passte zum ihm, denn seine Fähigkeit glich dem Blutwald. Er war in der Lage, anderen Wesen die Energie zu nehmen und für sich zu gewinnen. Die Wüste verhielt sich ähnlich, denn sie sah aus, als gebe es an diesem Ort kein einziges Lebewesen, aber eigentlich war sie voll davon, da sich viele anpassten und die fraßen oder töteten, die zu schwach waren, so wie die ganzen Toten.

Stehend am Rande der Wüste war Baphomet, Abaddon und Amona klar, dass sie wieder hier warten musste, denn der Herr wollte seine Erfolge ohne fremde Hilfe einfahren und nicht abhängig davon sein, dass ihm eine Truppe zur Seite stand. Er brauchte sie, keine Frage, aber für die Entstehung wollte er selbst sorgen. Das brachte ihm Respekt ein, den er so zwingend brauchte.

Luzifer ging schnurstracks in die Wüste. Er wurde von dem Punkt aus gesehen, bei dem die Truppe stand immer kleiner, da er sich immer weiter entfernte. Irgendwann war am Horizont nur noch ein kleiner schwarzer Punkt zu erkennen. Dort blieb der König stehen und sah sich um. Was er erblickte, war nichts außer Sand. Er spürte, dass ihn die kleinen Wesen der Wüste beobachteten, aber nichts antun würden, da sie keine Chance hätten. Aber er wollte, was die Furcht des Ödlandes auslöste und das war seiner Meinung nach Danag. Luzifer spannte seinen ganzen Körper und holte tief Luft.

„Danag!“ brüllte er mit voller Lautstärke, denn er wollte ihn herauslocken und verdeutlichen, dass der Blutdämon keine andere Wahl hatte.

Es herrschte absolute Ruhe. Eine Stille, die man sonst nur vor dem Sturm kannte. Eine geräuschlose, aber angespannte Atmosphäre, die die Luft zum Schneiden brachte. Luzifer genoss diesen Augenblick, denn er mochte eine derartige Stimmung. Sie war so etwas wie sein Zuhause.

„Danag!“ brüllte er abermals und zog den Namen ein wenig lang, um es länger auszukosten.

Im nächsten Moment erschien der Blutdämon, indem er aus dem Boden schoss, wie eine Rakete. Plötzlich und schnell. Danag war größer als die anderen Dämonen, die sich zu Luzifers Truppe zählten. Er sah aus wie ein Mensch, der die Figur eines Gorillas hatte.

„Was wollen du?“ fragte er mit tiefer und leicht dümmlicher Stimme.

„Dich“, antwortete Luzifer, „in meinen Diensten.“

Gleichzeitig spürte er wie der Blutdämon an seine Energie heranwollte. Dies konnte der König nicht zulassen und er konzentrierte sich für eine magische Attacke, Danag stellte ein leichtes Ziel da, denn er war nicht nur von besonderer Größe, sondern er hielt auch noch still.

Auf einmal schoss Luzifer einen Blitzangriff los und traf den Blutsdämon am Torso. Danag aber hielt dagegen und zog Energie. Dennoch wusste der Dämon, dass er dies nicht lange aushalten würde, denn die Attacke hatte weitaus größeren Schaden als die Energiezufuhr, die ihn heilen könnte.

„Halt, aufhören“, bat Danag und ließ nach, sich an der Kraft des Unterweltkönigs zu zehren.

Luzifer ließ ebenfalls nach. Er hielt seine Hand demonstrativ nach oben, um Danag deutlich zu machen, dass er jederzeit wieder so einen Angriff vollziehen könnte. Danag winkte ab, um zu zeigen, dass er Luzifer keinen Schaden zufügen wollte.

„Danag wollen kein Schaden mehr machen“, sagte er.

„Dann stelle dich in meinen Dienst“, verlangte Luzifer.

„Danag machen das“, erklärte der Blutsdämon sich einverstanden.

Er hatte angesichts der bedrohenden Art des Unterweltskönigs auch keine andere Wahl. Danag war nicht der Hellste, aber er verstand, wenn es um sein Leben ging. Dies wollte er wie die meisten Geschöpfe natürlich behalten. Mit dem neusten Mitglied der Truppe zog Luzifer wieder zurück zu den anderen. Danag war nicht gesprächsfreudig. Die anderen nickten zwar, aber sie wollten nicht gegen den Befahl des Königs handeln.

Damit hatte er die anderen schnell mal runtergemacht. Dennoch versuchte keiner, dies anzusprechen oder etwas dagegen zu unternehmen. Luzifer zückte wie bei den anderen zuvor, seinen Spiegel und der zeigte ihm den Weg. Danag konnte daraufhin feststellen, weshalb Luzifer ihn gefunden hatte.

„Jetzt bleibt nur noch einer“, sprach Luzifer, „und das wird der schwerste sein.“

Wieder machten sie sich alle auf den Weg. Der letzte Abschnitt war nicht allzu weit, daher konnte Luzifer sein Ziel schnell erreichen. Dieses Mal war es kein Wald, keine Höhle oder irgendeine Wüste. Der Gesuchte stand auf einmal da, als hätte er gewusst, dass Luzifer ihn finden wollte.

Etwas verdutzt schaute der Unterweltkönig drein, denn er hatte nicht erwartet, dass es so simpel sein kann, einen derartigen Dämon aufzutreiben. Andererseits wäre seine Mission damit abgeschlossen. Nur wusste er, was sein Gegenüber war und er wusste, wie mächtig er sein konnte, wenngleich er im Moment sehr harmlos aussah.

„Leviathan?“ fragte Luzifer.

Der Angesprochene wandte sich dem Unterweltkönig zu und blickte tief in seine Augen. Noch sah Dämon aus, wie ein Mensch, da er sich noch nicht verwandelt hatte. Luzifer rechnete damit, dass es sich jederzeit ändern könnte. Er hasste es, wenn man ihn überrascht.

„Wer will das wissen?“ entgegnete Leviathan.

„Luzifer, rechtmäßiger Herrscher über die Unterwelt“, antwortete er mit einer Selbstverständlichkeit in seiner Stimme.

„Und was will der Herrscher der Unterwelt von mir?“ wollte Leviathan wissen.

„Dich, Leviathan, in seine Dienste stellen“, antwortete Luzifer.

„Und was erhalte ich von ihm?“ fragte Leviathan.

„Dein Leben, denn wenn du dich verweigerst, töte ich dich“, machte Luzifer klar.

Im nächsten Augenblick platzte Leviathan auseinander und es begann, wovor Luzifer, wenn überhaupt, Befürchtungen hatte. Leviathan verwandelte sich in einen Drachen. Die anderen aus der Truppe erschraken kurz, bis auf Amona, die hatte schon von einem Drachendämonen gehört. Luzifer attackierte ihn sofort mit einem Blitzangriff, denn Feuer wäre sinnlos gewesen.

Der Drache war mächtig, aber konnte dem Blitz nicht ausweichen. Zwar schadete es ihm nicht gleich, aber er spürte den Schmerz. Zur Verteidigung spie der Drache Feuer. Es handelte sich um kein normales Feuer, sondern um Drachenfeuer. Drachenfeuer konnte alles vernichten. Das war der Punkt, an dem Luzifer keine Ahnung hatte, ob es ihn töten könnte, denn er hatte zuvor mit keinen Drachendämonen zu tun.

Das Drachenfeuer erreichte Luzifer und übergoss ihn. Es wirkte wie Lava. Er verbrannte und die Truppe hatte den Eindruck, als wäre diese, seine zweite Regentschaft, wohl plötzlich zu Ende, als aus der Asche, wie durch Magie, Luzifer wieder neu entstand. Nun wusste er, dass er dem Drachenfeuer standhalten konnte.

„Dafür wirst du zahlen“, drohte Luzifer und attackierte Leviathan mit einer schwarzen Masse.

Der Drachendämon konnte sich dadurch nicht auf den Beiden halten und fiel zu Boden. Luzifer zückte seinen Stab, der sich automatisch verlängerte. Er nahm Anlauf und rammte es dem Drachen direkt neben das Herz. Ins Herz hätte nämlich sein Tod bedeutet.

„Jetzt hast du die Wahl“, sprach Luzifer, „entweder stellst du dich jetzt in meinen Dienst oder stirbst.“

„Ich… werde dienen“, brachte Leviathan heraus und verwandelte sich zurück.

Luzifer zog den Stab aus der Brust des Drachendämons und sprang von ihm runter. Leviathan stand auf und es war vollbracht. Die Truppe des Königs der Unterwelt war nun vollständig.

Verhindere den Krieg!


Die Hexe kam zum Schluss doch noch ins Haus hinein. Es war ein merkwürdiges Gefühl, denn zum einen erinnerte es sie an ihr altes Zuhause und zum anderen war es ihr ganz fremd. Tjalf, Bartholomäus, Professor Lux, Hanna, Kauko und Corax hatten sich schon versammelt, um die Mission abzusprechen. Filum kam stillschweigend hinzu. Sie beobachtete nur. Den toten Peter haben sie hingelegt und zugedeckt, als fröre er.

„Also was genau sollen wir machen?“ fragte Tjalf.

„Eigentlich betrifft es nur dich“, verriet Kauko, „denn nur dich muss ich zurückschicken. Zwar in die Zeiten von Hanna und Bartholomäus und schlussendlich in deine, aber es muss durch dich ausgeführt werden.“

„Weshalb durch ihn?“ wollte Bartholomäus wissen, denn er wollte helfen.

„Weil er der Auserwählte ist“, antwortete der Matkus.

„Was muss ich denn machen?“ wollte Tjalf endlich genauer in Erfahrung bringen.

„Zuerst den Krieg zwischen den Römern und den Holsten verhindern“, teilte Kauko mit.

„Das kann ich doch wesentlich besser erledigen“, meinte Bartholomäus, „schließlich komme ich aus der Zeit.“

„Aber du bist nicht der Auserwählte und wenn du in deiner Zeit auf dich triffst oder es auffliegt, hat das ungeahnte Konsequenzen“, entgegnete der Matkus.

„Das wird nicht leicht“, zeigte der Diviator seine Bedenken, „und du kannst mich auch nicht mitnehmen in die vergangene Welt, also nacheinander, erst Tjalf, dann mich so wie du uns hierher gebracht hast aus der Unterwelt?“

„Dass ich über diese Fähigkeiten verfüge, weißt du“, antwortete Kauko, „es macht nur keinen Sinn, denn dann wäre das Risiko, dass der Plan fehlschlägt, um einiges höher, als es schon ist.“

„Ich habe ja verstanden“, entgegnete Bartholomäus patzig.

„Das heißt, ich reise mit dir allein?“ wollte Tjalf wissen, „und die anderen warten hier?“

„Ja, so ist es“, bestätigte Kauko.

„Erklärst du mir denn, wie ich das anstellen soll, um den Krieg zu verhindern?“ fragte der Venator weiter.

„Ich kann dir nur einige Hinweise geben, aber leider nicht konkret sagen, was du wie machen sollst“, antwortete der Matkus.

„Und wenn ich es nicht schaffe?“ wollte Tjalf wissen.

„Dann habe ich alles verloren“, machte Kauko deutlich, „daher ist es wichtig, dass es dir gelingt.“

„Ich verspreche dir, mein Bestes zu geben“, sagte Tjalf zu.

„Dankeschön, dass ist sehr rücksichtsvoll von dir“, zeigte sich der Matkus dankbar.

Im nächsten Augenblick schauten alle den Matkus mit der Erwartung an, dass er nun endlich mit seinem eigentlichen Plan rausrückte. Kauko kapierte schnell, was los war und fing an zu erzählen:

„Also, du Tjalf wirst zurückreisen und den Krieg verhindern, indem du einen gewissen Godehard beeinflussen musst.“

„Godehard?“ fragte Bartholomäus, „den kenne ich. Der ist zu meinem Vater gekommen und hat dafür gesorgt und hat seine Dienste eingefordert und dann machte er das gleiche mit mir.“

„Es geht auch darum in die Zeit zurückzureisen, in der Godehard ein zweites Mal den Krieg mitgestaltet“, erklärte Kauko.

„Aber was ist, wenn der Krieg verhindert wird? Bin ich dann nicht eigentlich weg? Also ich meine, ich wäre doch einen anderen Weg gegangen. Erst der Krieg machte mich zu dem, was ich bin. Genau gesagt ein Wesen“, zeigte sich Bartholomäus leicht verwirrt und stellte daher diese Fragen.

„Ich kann dir sagen, dass es keinen Einfluss auf deinen Lebensweg haben würde“, gab Kauko als Antwort.

„Heißt das, ich wäre eh bei Tjalf, Hanna und den anderen gelandet?“ fragte der Diviator.

„Ja, ich denke schon“, antwortete der Matkus, „das ist ebenso ein Grund, besser in dieser Zeit zu bleiben und zu warten, statt zu riskieren, dass es alles ändert.“

Hanna und Professor Lux hatten ein paar Klamotten zusammengesucht, um zumindest dafür zu sorgen, dass Tjalf nicht gleich auffallen sollte. Sie fanden sie im Haus. Natürlich sah der Kenner aus der Zeit den Unterschied, aber er würde nicht fragen aus welcher Zeit kommt er, sondern vielleicht woher und er könnte antworten: „Aus Persien oder Asien.“ Und man würde ihm erstmal glauben, weil man die Teile der Erde nicht kennt, so wie heute. Tjalf zog die Sachen an. Es sah komisch aus, aber es erfüllte seinen Zweck.

Kauko nahm die Hand des Venators und blickte noch einmal in die Runde der Geisterbande plus Filum und Corax. Dann nickte er und sie verschwanden von einem auf den anderen Moment. Die Reise war nicht anders als die von der Unterwelt in die menschliche. Angekommen knallten die beiden auf einen harten Wiesenboden. Weder Tjalf noch Kauko verletzten sich. Es würde höchstens ein, zwei Blaue Flecken geben.

„Das ist ja jedes Mal eine Strapaze“, sagte Tjalf, während er sich am Kopf hielt, denn dort hatte er sich gestoßen.

„Für euch schon, aber nicht für mich“, entgegnete der Matkus.

„Wo sind wir denn nun?“ wollte Tjalf wissen.

„Wir befinden uns in der Nähe der Unterkunft von Godehard. Hier hält er sich auf, bevor er sich zu Barnds, also ich meinte Bartholomäus Dorf aufmacht, um den zweiten Krieg zu bestreiten“, verriet Kauko.

„Und ich soll zu ihm und ihn davon abhalten?“ fragte Tjalf.

„Wie du es machst, ist ganz gleich“, antwortete der Matkus, „du musst nicht mal mit ihm sprechen, Hauptsache ist, dass der Krieg verhindert wird und es etwas mit Godehard zu tun hat.“

„Gut und wie komme ich wieder zurück?“ wollte der Venator noch wissen.

„Ich tauche irgendwann auf und nehme dich mit“, teilte Kauko mit.

„Und woher weißt du, wann das sein soll?“ fragte Tjalf.

„Das Buch verrät es mir“, antwortete der Matkus, „ich werde dich nun verlassen und wünsche dir viel Erfolg. Ach, was noch wichtig ist, du darfst niemanden töten.“

„Okay, ich werde es versuchen“, sagte Tjalf und musste etwas darüber lächeln, denn seine Welt bestand mittlerweile daraus, Monster zu töten, „bis dann.“

„Bis bald“, sagte Kauko.

Noch ein wenig gedankenversunken, verschwand der Matkus gleich darauf. Nun war der Venator ganz allein und musste sich eine Idee zusammenspinnen, um den Plan des Matkus zu erfüllen. Denn dies war die Chance gegen Larvaster zu bestehen, wenn sie überhaupt noch eine Chance hatten. Luzifer könnte ja bereits auferstanden sein.

Tjalf schaute sich um und erblickte ein Feld. Dort waren viele Zelte aufgestellt. Es sah für Tjalf aus, wie ein Lazarett. Einige Soldaten patrouillierten und der junge Mann musste aufpassen, nicht erwischt zu werden. Kaum aber hatte er sich fortbewegen wollen, standen zwei Soldaten vor ihm.

„Was hat der Herr hier zu suchen?“ fragte der eine.

Im ersten Moment dachte Tjalf darüber nach, ob er die beiden einfach angreifen sollte, aber was wäre, wenn sie sich wehrten, was sie sicher tun würden und am Ende müsste er einen töten? Oder er brachte aus Versehen einen um?

„Hey, was ist jetzt?“ fragte der andere, da Tjalf keine Antwort gegeben hatte.

„Mein Name ist Tjalf“, sagte er.

„Tjalf von wo?“ fragte der eine.

„Tjalf aus… Asien?“ gab er als fragende Antwort, denn er war sich nicht sicher, ob sie es ihm abkaufen würden.

„In Ordnung, Tjalf aus Asien“, sprach der andere, „nun kommt der unangenehme Part. Du wirst dich umdrehen und wir werden dich arretieren.“

„Was habe ich denn getan?“ wollte Tjalf wissen.

„Du hast dich hier aufgehalten“, antwortete der eine, „und stammst von einem anderen Volk. Vielleicht spionierst du ja für die Römer.“

„Ganz bestimmt nicht“, entgegnete der Venator, „ich bin kein Römer.“

„Genau das würde ein Römer sagen“, fühlte sich der andere bestätigt.

Dann banden sie ihm seine Hände hinter dem Rücken zusammen und führten ihn ab. Erneut erwischte sich Tjalf dabei, dass er, so wie eigentlich sonst, sich zu Wehr setzen wollte. Er tat es aber nicht, da sich zusammenriss. Er fühlte sich wie ein Elefant im Porzellanladen, der Angst hatte, irgendwas kaputt zu machen, wenn er sich auch nur falsch bewegte.

Die zwei Soldaten brachten ihn ins Lazarett. Tjalf sah tausende von solchen Soldaten, die alle unterschiedlich gekleidet waren. Die Holsten, so wie sie sich nannten, waren nicht die einzigen. Der junge Venator konnte sich noch daran erinnern, dass sie in einem Verbund kämpften und zwar als Germanen.

Ab dem Moment als er hineingeführt wurde, beäugten ihn nahezu alle, die ihn sahen. Sie waren insgesamt schmutziger als er, schwitzten und stanken. Das war Tjalf als erstes aufgefallen. Er hätte wahrscheinlich nicht so sehr darauf achten sollen, sich wie einer aus dem Jahrhundert zu kleiden, sondern zu riechen und dreckig zu sein wie einer von ihnen. Er müsste ihnen vorkommen, wie ein Hochgeborener oder sowas.

„Den haben wir gefunden“, sagte der eine, „er sagt, er käme aus Asien.“

Sie warfen Tjalf auf die schlammige Erde. Er landete mitten auf sein Gesicht, da er sich nicht abstützen konnte. Nun sah er den anderen hier schon etwas ähnlicher. Dann erblickte er Sandalen und eklige Füße, die in diesen steckten. Er schaute langsam hoch. Es stand ein Mann von großer Statur vor ihm und er sah grimmig aus.

„Asien, hm?“ fragte er, „der kommt zu den anderen Gefangenen.“

„Nein“, rief Tjalf und bereute es im nächsten Moment, denn einer der Soldaten trat im mit voller Wucht in die Seite, sodass ihm die Luft für einen Moment wegblieb.

„Du wagst es, gegenan zu reden?“ fragte der Grimmige, „ich weiß ja nicht, wie das in Asien ist, aber hier hält man als Gefangener die Schnauze.“

Die Soldaten richteten Tjalf auf, damit der Mann ihm einen Hieb verpassen konnte. Erneut landete der Venator im Dreckschlamm. Er spürte den Schmerz bei seinen Rippen und merkte, wie sein Gesicht heißt wurde und begann anzuschwellen.

„Jetzt bringt ihn zu den anderen“, wies der Germanenmann an und war im Begriff zu gehen.

„Halt!“ rief Tjalf und wusste, dass es wieder Ärger geben könnte, aber er musste es riskieren.

„Hast du noch nicht genug? Bist du irre?“ fragte er, während die Soldaten ihn abermals hochhievten.

Er schlug fest zu. Dieses Mal auf die andere Seite des Gesichts, sodass es nun auf beiden heiß wurde. Tjalf fiel rückwärts zurück in den Schlamm und merkte, wie ihm schwindelig wurde.

„Odin schickt mich“, rief Tjalf mit etwas Blut im Mund, welches von seiner Wange hinunterlief.

„Odin, der Göttervater?“ fragte sein Gegenüber.

„Ja, euer Gott Odin“, antwortete Tjalf.

„Wenn du jetzt auch noch lügst, dann polier‘ ich dir die Fresse solange, bis es zu Brei geworden ist“, drohte der Germane.

Tjalf musste schlucken, denn das wollte er mit aller Kraft verhindern. Die Odin- Sache war ihm nur eingefallen, weil er irgendwie auf seine Magie zugreifen musste, sonst würde die Sache böse enden.

„Und er verlieh mir die Kraft des legendären Thor“, sprach Tjalf weiter, dabei hob er demonstrativ die Hand.

Der große, grimmige Germane musste laut lachen, denn es klang für ihn wie nach einem Märchen. Die herumstehenden Soldaten ließen sich davon anstecken und es lachten alle herzhaft. Bis der Germane stoppte und wieder ernst schaute.

„Gut, du willst wohl auf die Fresse“, sagte er und wollte gerade wieder ausholen als jemand „Stopp!“ dazwischenrief.

Der Grimmige blickte sich um. Er erkannte wohl den Herren, der hinter ihm stand. Tjalf konnte ihn nur teilweise sehen, da der Germane ihm die Sicht versperrte.

„König?“ fragte der Germane.

Tjalf schloss aus dieser Bemerkung, dass es sich um Godehard handeln musste. Er war seinem Ziel einen riesigen Schritt nähergekommen. War nur die Frage, ob sein Plan funktioniert.

„Lasst es dem Mann beweisen“, verlangte der König, „denn sollte es stimmen, sind wir von den Göttern verflucht. Das können wir vor einem Krieg nicht gebrauchen.“

Jetzt war Tjalfs Zeit gekommen, denn seine Magie konnte ihn zum einen retten, aber zum anderen auch die Mission erfüllen, die er noch vor sich hatte. Tjalf stand von allein auf, auch wenn es ihm schwerfiel, denn die beiden Fausthiebe hatte es in sich gehabt.

Er hob seine Hand in die Lüfte und schoss einen Blitz in Richtung Himmel. Die Soldaten stießen einen Laut aus, da sie sich erschraken und nun fürchteten, dass Odin oder Thor sie verflucht hätte, denn immerhin hatte einer von ihnen, dem jungen Mann verletzt.

„Der Fremde sprach die Wahrheit“, erkannte der König, „um einer Rache zu entkommen, muss Sven sein Leben lassen.“

So hieß wohl der Grimmige. Im nächsten Moment umzingelten ihn Soldaten und hielten ihn fest. Er zappelte, denn er wollte definitiv nicht sterben, aber das lag jetzt nicht mehr in seiner Hand.

„Entscheidet, Fremder, wie er den Tod erfahren soll“, verlangte der König.

Damit stand Tjalf nun an dem Punkt, an dem er nicht stehen wollte. Er sollte doch niemanden umbringen. Genau genommen machte er das auch nicht, aber er wäre dafür verantwortlich.

„Odin verlangt kein Opfer“, sprach Tjalf in der Hoffnung, die Germanen würde es so hinnehmen, „es reicht, wenn er bestraft wird.“

Tjalf wählte auf diese Art, da er erkannte, dass der König eine Strafe wollte. Der Venator fürchtete, wenn er Sven komplett freisprechen würde, dass er trotz seiner Demonstration keinen Glauben mehr auf seiner Seite hatte.

„Wie soll die Bestrafung aussehen?“ wollte der König wissen.

Die zwei Hiebe hingen Tjalf noch immer im Gesicht. Zwar benahm der Germane sich wie die meisten zu seiner Zeit und es war nichts Persönliches, aber weil es wehtat, wollte er zumindest, dass Sven es nicht vergisst, wen er beim nächsten Mal schlagen würde.

„Drei Peitschenhiebe“, verriet Tjalf.

„Nur drei?“ fragte der König.

„Fünf Peitschenhiebe wären auch angemessen“, korrigierte sich Tjalf.

„Nur fünf?“ fragte der König nochmals nach.

„Ja, wenn der König zu viel verlangt, kann es sein, dass Odin es missfällt und das will, der König doch nicht etwa, oder?“ stellte Tjalf klar und hoffte, dass sein Gegenüber nun nachgab.

Der König lenkte ein und Befahl fünf Peitschenhiebe. Es sollte umgehend ausgeführt werden. Tjalf konnte mitansehen, wie Sven auf den Boden geschmissen ihm das Hemd zerrissen und die Peitsche besorgt wurde.

Dann konnten er jeden einzelnen Peitschenhieb von der Ausführung bis zur Vollendung mitansehen, als befände er sich in einer Zeitlupe. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe die Bestrafung ein Ende fand.

„Wie ist dein werter Name?“ fragte der König.

„Tjalf und wer seid ihr?“ wollte Tjalf wissen, damit er herausfinden konnte, ob es sich um Godehard handelte.

„Ich bin Godehard, König der Holsten“, antwortete er voller Stolz.

Endlich hatte er ihn gefunden!

„Dann bin ich bei dir genau richtig“, sprach Tjalf, „Odin will, dass du etwas für ihn tust.“

Godehard schaute fragend drein, denn er hatte erwartet, dass es sich mit den Gefallen für die Götter erledigt hatte. Und dann starrten ihn auch noch die ganzen Soldaten an. Wer nämlich viel von den Göttern geprüft wurde, der war auf seinem Posten falsch. Es war die nette Art der Götter zu sagen, dass man nicht mehr länger sicher war.

„Gehen wir in mein Zelt“, verlangte Godehard.

„In Ordnung“, sagte der junge Venator, denn er wusste von all den Überlegungen seines Gegenüber nichts.

So gingen sie in das Zelt des Holstenkönigs. Es wurde von außen bewacht, aber drinnen war sie für sich. Kaum waren sie im Zelt, zog Godehard Tjalf am Kragen beiseite und kam ihm etwas näher.

„Was wird das für ein Spielchen?“ fragte Godehard und klang dabei sehr ernst.

„Das sind keine Spielchen“, entgegnete Tjalf und riss sich los, „Odin verlangt es.“

„All die Jahre hat er nichts von mir gewollt“, sagte Godehard, „und auf einmal will er gleich zwei Sachen von mir? Das kann doch nicht wahr sein.“

„Ist es aber“, machte Tjalf deutlich.

„Aber warum?“ wollte der König wissen und wollte nicht lockerlassen.

Es wirkte auf Tjalf, als würde es gang und gäbe sein, dass man erfahren sollte, weshalb Odin oder die anderen Götter ein Gefallen verlangten. Und für Tjalf war die Familie das allerwichtigste, daher fand er darin seine Begründung.

„Odin möchte, dass du dich mehr um deine Familie kümmerst“, erzählte Tjalf.

Es war, als träfe Tjalf den Nagel auf den Kopf, denn Godehard wurde ganz ruhig und ließ von dem jungen Venator ab. Er drehte sich weg. Der König wurde nachdenklich. Er hatte den Krieg immer bevorzugt, da er nach der Macht greifen wollte. Als König aller. Dabei war schon sein Bruder gestorben. Erik war tapfer und eigentlich der geeignete, daher wollte Godehard immer allen beweisen, dass er es verdient hatte, König zu sein.

„Wie soll ich das tun?“ wollte Godehard wissen.

„Beende den Krieg“, verriet Tjalf.

„Das kann ich nicht“, machte der König klar, „die ganzen Soldaten wären enttäuscht und diese Enttäuschung würde sich auf ihre Familien übertragen und am Ende auf Freunde und eben auch meine Familie und am Ende werden sie sogar aggressiv gegen mich.“

„Ist das schlimmer als der Zorn Odins?“ stellte Tjalf dem König diese Frage.

„Du hast recht“, musste Godehard zugeben, denn es gab nichts, was schrecklicher war, als Odin gegen sich zu haben.

Godehard hatte Geschichten gehört über Germanen, die Strafen erfahren haben und sich wünschten, sie wären gestorben. Die meisten hätten sogar um ihren Tod gebettelt. Der König wollte nicht betteln, er wollte leben.

„Ich werde es tun“, versprach er, „ob die Soldaten damit einverstanden sind oder nicht. Dann spüren sie meinen Zorn.“

„Gut“, sagte Tjalf.

Tjalf war froh, dass die Nummer mit Odin und Thor gezogen hatte. So war es erst möglich, die Mission zu erfüllen. Nun musste er den König nur noch verlassen, denn Tjalf wollte nicht länger dortbleiben als nötig.

„Bleibst du noch zum Fest?“ fragte der König und Tjalf wusste, dass es schlauer war, es zu bejahen.

Immerhin war er in Wirklichkeit und trotz des Aussehens ein Kind und vermögen es zu wissen, was Eltern hören wollen. Anhand der Tonlage erkannte er, dass Godehard es als unhöflich, wenn gar beleidigend empfinden könnte, wenn Tjalf es ablehnte.

„Ja, aber danach zieht es mich weiter“, antwortete der Venator.

„Gut“, sagte Godehard, „dann kannst Met probieren.“

Es breitete sich Freude bei dem König aus, obwohl er seinen Männern noch etwas mitzuteilen hatte. Vielleicht war es eine Erleichterung für ihn, von der Bürde des Krieges befreit zu sein. Er bat Tjalf mitzukommen. Als sie herauskamen aus dem Zelt, bemerkte der Venator, dass es bereits dunkel geworden war und überall Fackeln abgestellt waren. Es sah irgendwie schön aus.

„Komm‘, das Fest hat schon angefangen“, sagte Godehard und stürmte an allen vorbei.

Tjalf verlor sich in der Mange und konnte dem König nicht mehr folgen. Das störte ihn nicht, denn dann war der Abschied leichter als geplant. Allerdings wartete er auf den Matkus, der noch nicht aufgetaucht war.

Nachdem er einige hundert Meter entfernt war vom Zeltlager der Holsten, drehte er sich immer wieder um. Er war nun auf der Suche nach Kauko. Diese Ungewissheit, er müsste noch viel länger an diesem Ort verweilen, störte ihn. Tjalf war ein Junge, gefangen in einem Männerkörper und mochte es, wenn alles geordnet war.

„Was machst du da?“ fragte eine Stimme und entpuppte sich al die von dem Matkus.

„Nichts“, antwortete der Venator verlegen.

„Hast du mich gesucht?“ wollte Kauko wissen und lag damit ja richtig.

„Ja, ich habe meinen Auftrag so weit wir nur möglich erledigt“, musste Tjalf zugeben, nachdem er ertappt wurde.

„Wollen wir hoffen, dass es funktioniert hat“, meinte der Matkus, „ich werde es erst herausfinden, wenn wir die anderen beiden Missionen ebenso erfüllt haben.“

„Ich bin guter Dinge“, zeigte sich Tjalf zuversichtlich.

„Dann wollen wir keine Zeit verlieren und uns auf den Rückweg machen“, sagte der Matkus und nahm die Hand des Venators.

Von einem auf den anderen Moment verschwanden sie. Sie reisten erneut durch den bunten Tunnel. Tjalf wusste nicht, ob es einer war, aber er benannte ihn so. Als er die Augen wieder öffnete, befanden sie sich wieder im Haus der Hexe Filum.

„Hey, alles okay mit dir?“ fragte Bartholomäus.

Verhindere die Rettung!


„Ein wenig schummrig ist mir schon“, antwortete Tjalf und rieb sich die Augen.

„Das kommt vom vielen Reisen“, erklärte Kauko, „viele Wesen bekommen Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwindelgefühle und wollen wir ehrlich sein, auch Herzrasen. Man könnte auch sterben.“

„Was?“ fragte Hanna laut, „das sagst du erst jetzt?“

„Ihr hattet nicht direkt danach gefragt“, erwiderte Kauko, „hätte ich euch in der Unterwelt aufklären sollen? Und dabei riskieren, dass ihr alle sterbt? Dass wir alle sterben?“

Die Stimmung war plötzlich angespannt. Von einem auf den anderen Moment. Kauko hatte es gar nicht beabsichtigt, aber nun war so ein Moment da. Immerhin konnte er die Schuld nicht den anderen geben, sondern sich selbst. Er hätte vielleicht die anderen aufklären sollen. Aber hatte es nicht. Er hatte es vor lauter Hast vergessen. Wenn dieser Fehler dazu führte, dass die Gruppe sich weigerte, müsste er auf seinen Plan B zurückgreifen und der wäre viel anstrengender, da sie sich wehren würden.

„Es tut mir leid“, sagte er, während Hanna und der Professor miteinander diskutieren, ob man die Mission tatsächlich abbrechen sollte.

Bartholomäus schaute den Matkus auf eine bedrohliche Art an. Tjalf hatte noch immer dieses schwummrige Gefühl und setzte sich auf den Boden. Die Gemüter erhitzen sich. Selbst Corax schaltete sich ein, aber im Gegensatz zu den anderen war er für eine Fortsetzung des Auftrages, da das Ziel, Larvaster oder auch Luzifer aufzuhalten, ein weitaus höheres war. Filum hielt sich bedeckt.

Ohne Vorwarnung fiel Tjalf plötzlich um und wie durch einen Zauber beendeten alle ihre Diskussion und blickten auf den Venator. Bartholomäus und Hanna rannten sofort zu Tjalf, um nachzuschauen, was mit ihm war. Kauko stand dort wie erstarrt, denn er konnte nicht anders. Der Professor war langsamer als die anderen beiden, erreichte seinen Freund aber bald.

„Alles gut“, sagte Tjalf, der bei Bewusstsein war, „es geht mir schon etwas besser.“

„Nein, nichts ist gut“, regte sich Hanna auf, „am Ende stirbst du uns noch weg und alles nur, weil der komische Kerl seine Welt retten will. Dem ist das doch scheißegal.“

„Hanna, ich verstehe dich“, entgegnete Tjalf, „aber wir haben keine andere Wahl. Wenn du ehrlich bist, weißt du, wissen wir alles, dass Luzifer längst erwacht sein muss und uns nur noch ein Wunder hilft, ihn zu besiegen. Kauko ist unser Wunder.“

„Aber du darfst nicht sterben“, sagte die Seelenfresserin und fing an zu weinen.

Sie drückte ihren Kopf auf seine Brust. Die Tränen liefen alle von ihrem Gesicht herunter. Der Pullover wurde ganz nass, aber das störte den Venator nicht. Bartholomäus ging zu dem Matkus rüber und starrte ihn wie bei einem Duell die ganze Zeit an.

„Wenn Tjalf etwas geschieht, dann Gnade dir Gott“, warnte der Diviator ihn, „dann werde ich dich töten.“

„Das respektiere ich“, sprach Kauko, „aber ich brauche euch.“

„Du brauchst nur ihn“, stellte Professor Lux richtig, „auf uns kannst du doch auch verzichten.“

„Nein, kann ich nicht“, erwiderte Kauko, „ihr helft ihm, daher brauche ich euch ebenfalls.“

„Hey, jetzt kommt mal wieder runter“, rief Tjalf und stand mit Mühe auf, „ich will ihm helfen, okay? Und Streitereien bringen niemanden etwas, außer Larvaster oder eben Luzifer.“

Hanna, Professor Lux, Bartholomäus und Corax schauten sich gegenseitig an, denn sie wussten, dass der Konflikt keinen weiterbringen konnte. Er kostete unnötig Energie und Zeit. Beides waren sehr wertvolle Güter für die Geisterbande. Kauko unternahm nichts, denn der Venator willigte ein, weiterzumachen.

„Kauko, reisen wir in die nächste Zeit“, machte Tjalf klar, „wo geht es hin?“

„Danke, junger Venator“, sagte der Matkus, „ich weiß das zu schätzen. Dieses Mal geht es in die Zeit von Hanna.“

„In meine?“ fragte Hanna, als hätte sie es nicht verstanden, aber das hat sie.

„Ja“, bestätigte Kauko.

Sofort musste Hanna an ihre Zeit denken und somit auch an ihre Eltern, die sich verloren hatte, weil sie Malit verfallen war. Wie sehr wollte das, was von ihrem Herzen übriggeblieben war, sie wiedersehen. Sie spürte ein tiefes Verlangen, denn es gab eine Gelegenheit. Sie starrte den Matkus an, ohne ein weiteres Wort von sich zu geben.

„Alles in Ordnung?“ fragte der Matkus, denn dieser Blick machte ihn unsicher, weil er nicht wusste, was in ihr vorging.

„Ja“, antwortete die Seelenfresserin, den ihr fiel wieder ein, weshalb Tjalf in ihre Zeit musste und wofür er es tat.

Es diente einem höheren Ziel. Das wusste Hanna natürlich, auch wenn sie am liebsten wieder zurück zu ihren Eltern wollte. Larvaster und Luzifer aufzuhalten war wichtiger. Daher steckte sie zurück. Was hätte sie auch tun sollen?

„Was muss ich in dieser Zeit machen?“ wollte Tjalf wissen.

„Der Hexer Malit darf nicht befreit werden, wenn er verbrannt werden soll“, erklärte Kauko.

„Aber wenn er nicht befreit wird, verbrennt er und mich gibt es in dieser Form gar nicht“, brachte Hanna als Einwand.

„Ich betone, dass all meine Eingriffe in eure Zeit laut meinen Berechnungen keinen Einfluss auf das haben, was jetzt ist“, teilte der Matkus mit.

„Aber wie kann das sein?“ wollte die Seelenfresserin wissen, „ich kann unmöglich hier landen, wenn Malit nicht von mir befreit wird.“

„Vielleicht war das gar nicht wichtig“, antwortete Kauko, „und er hätte sich sowieso befreit.“

„Aber warum hatte er es dennoch verlangt?“

„Möglicherweise handelte es sich um eine Prüfung“, vermutete der Matkus, „eine Loyalitätsprüfung?“

Damit traf Kauko den Nagel auf den Kopf. Für Hanna ergaben die Thesen des Matkus einen Sinn. Jetzt konnte sie erst feststellen, dass der Hexer so herausfinden konnte, ob sie loyal war und für ihn alles tun würde- was sie auch tat.

„Ich verstehe“, sprach Hanna, „dann fangt mal an.“

„Gibt es etwas, was ich zu bedenken habe?“ wollte der Venator wissen, um nicht überrascht zu werden.

„Es kann sein, dass du auf mich triffst“, gab Bartholomäus an, „ich und Johannes hatten ihn damalig festgemacht.“

„Daher kenne ich Bartholomäus“, erinnerte Hanna, „er war bei der Inquisition.“

„Es wäre besser, du begegnest ihm nicht“, erklärte Kauko, „ich weiß nicht, was für Auswirkungen das hat.“

„Na toll, das macht es aber nicht leichter“, entgegnete Tjalf, „aber ich werde mich natürlich daran halten.“

„Ich weiß das zu schätzen“, sprach Kauko, „sollen wir nun?“

„Ja, lass‘ uns“, bestätigte Tjalf, „bis bald!“

„Auf Wiedersehen“, sagten sie oder „Komm‘ wieder.“

Kaum hatten sie es ausgesprochen, entfernten sie sich von der einen auf die andere Sekunde. Dieses Mal ließ Tjalf die Augen geschlossen. Er wollte nicht riskieren, dass es ihm so schlecht erging, wie nach der letzten Landung. Es dauerte gefühlt nicht so lange, wie bei der vorherigen Reise und sie landeten, wie sie immer landeten. Dieses Mal war der Boden aber keine Erde oder Wasser, nein, es handelte sich um Steine, die einen Weg markierten.

„Ah!“, rief Tjalf, denn er hatte sich sein Knie gestoßen.

Kauko ging schnell hinüber zu ihm, denn er war weiter weg vom Venator, da er sich abgerollt hatte. Der Matkus verfügte halt über die entsprechende Erfahrung. So gesehen war es erst Tjalfs dritte Reise und er war ein Anfänger und nicht mal ein Matkus.

„Was ist los?“ wollte Kauko wissen und sah zum Knie.

„Ich habe mich beim Aufprall am Knie gestoßen“, antwortete Tjalf.

Es blutete leicht. Ob es schlimmer um den Venator stand, konnte der Matkus nicht einschätzen, denn er war kein Arzt. Was er konnte, zeigte er nun. Eigentlich dachte er, er könnte sich weiterhin bedeckt halten. Er hielt seine Hände auf das Bein. Tjalf wurde warm und er konnte wahrnehmen, wie eine leuchtete Magie auf das Knie überging und die Wunder verheilte. Sie Schmerzen verflogen binnen Sekunden.

„Wow“, freute Tjalf sich, „das war super. Bist du auch ein Zauberer?“

„Gewissermaßen ja“, antwortete Kauko etwas rätselhaft.

Tjalf wunderte sich zwar ein wenig, aber er hielt sich zurück, denn er war bestrebt, seine Mission zu erfüllen, um zu seinem Ziel zu gelangen. Daher stand er einfach auf und stellte sich hin, als wolle er sagen, dass es nun endlich losgehen konnte.

„Bist du bereit?“ fragte Kauko.

„Ja“, antwortete Tjalf.

„Dann gehe die Straße weiter“, erklärte der Matkus, „dort wirst du dich dann auf dem Marktplatz einfinden und schnell herausfinden, wo der Hexer sich befindet.“

„Und dann muss ich verhindern, dass er sich befreien kann?“ fragte Tjalf nochmals nach.

„Ja“, antwortete Kauko.

„Ich frage nur, da ich Hanna aufhalten muss“, konkretisierte er seine Frage.

„Im Prinzip schon“, teilte der Matkus mit, „ich weiß nicht, was alles geschehen könnte.“

„Okay, ich dachte nur, du hättest noch einen Hinweis“, erklärte Tjalf.

„Viel Erfolg“, wünschte Kauko dem Venator, „ich hole dich später wieder ab an dieser Stelle.“

„Okay“, bestätigte Tjalf und drehte sich um.

Er schritt voran und folgte dem Straßenverlauf. Er trug noch immer die alte Kleidung, die er schon bei den Holsten anhatte. Dadurch fiel er hier nicht so sehr auf, da er nicht mehr der Sauberste war. Es dauerte nicht lange, ehe er auf Menschen traf, die zwar guckten, aber nichts weiter machten, außer an ihm vorbeizugehen oder ihrer Beschäftigung nachzugehen.

„Frische Würste!“ rief ein dicker Mann und hielt eine seiner angepriesenen Würste in seiner Hand, „na junger Mann, wollen Sie eine Wurst? Heute im Sonderangebot!“

„Nein, Danke“, sagte Tjalf, denn er hatte gelernt, Fremden gegenüber freundlich zu sein.

Der Venator wollte um jeden Preis unauffällig bleiben, daher blieb er höflich. Was er nicht wusste, war der Umstand, dass es solche Benimmregeln bei dem einfachen Volk nicht in diesem Ausmaß vorhanden war. Nur höfische Menschen kannten das. Daher das Wort „höflich“.

„Hältst dich wohl für watt besseres, hä?“ fragte der Fleischer und hielt die Wurst drohend in die Luft.

Erst jetzt erkannte Tjalf, dass er durch seine Höflichkeit aufgefallen war, denn die Menschen im Mittelalter waren nicht nur körperlich dreckig, sie benahmen sich auch noch wie Tiere. Kein Wunder, denn die Pest hatte sich ja nicht ohne Grund so ausbreiten können.

„Nee, alder“, entgegnete Tjalf intuitiv dem Fleischer.

„Dann is ja good“, sprach dieser und beruhigte sich offensichtlich wieder.

Tjalf wandte sich von ihm ab und konzentrierte sich auf das Auffinden des Hexers Malit. Um ihn herum stank es fürchterlich. Was ein typischer Markt im Mittelalter war, würde in der heutigen Zeit vom Ordnungsamt geschlossen werden. Es käme ein Ordnungshüter und der würde es großräumig absperren lassen. Der Seuchenschutz würde Proben nehmen und es untersuchen. Alle müssten zwangsweise geimpft und mit Antibiotika vollgestopft werden.

Diese kurze Gedankenepisode hielt ihn nicht davon ab, weiterzusuchen. Und es konnte nicht verhindern, dass dieser beißende Gestank in seine Nase kroch und ihn laufend quälte. Doch plötzlich roch er Feuer, Das musste die Verbrennung sein!

„Hey, Junge“, rief plötzlich eine Stimme hinter ihm und er bekam Gänsehaut, denn er konnte sie identifizieren.

Tjalf traute sich kaum, den Kopf zu drehen und sich seine Vermutung bestätigen zu lassen. Ihm fiel immer wieder ein, dass der Matkus darauf hinwies, am Besten auf niemandem zu treffen, um nicht eine weitere Abänderung, außer der gewünschten, anzustoßen.

„Ja?“ fragte Tjalf.

„Suchst du Jemanden?“ fragte Bartholomäus, der genauso aussah wie eh und je, aber doch ein ganz anderer war, denn er kannte Tjalf noch nicht.

„Wieso fragen Sie?“ wollte Tjalf wissen, um von der Frage seines Gegenübers abzulenken.

„Ich habe dich beobachtet, Kleiner“, antwortete Bartholomäus, „und du scheinst etwas zu suchen. Soll ich helfen?“

„Nein, nicht nötig“, winkte Tjalf ab.

„Falls doch, ich stehe hier und beobachte dich“, verdeutlichte Bartholomäus, „denn du bist nicht von hier, das erkenne ich auf hundert Metern.“

Der Inquisitor meinte damit, dass Tjalf aus einer anderen Stadt oder einem fremden Dorf stammen könnte oder gar aus Sachsen, denn er konnte von der Zeitreise natürlich nichts wissen. Tjalf aber war sich unsicher, denn Bartholomäus hatte schon damalig mit den Venatoren zu tun gehabt und wusste so manches. Ob er Tjalf verdächtigte, war unklar für den jungen Venator.

„Danke“, sagte er und ging hinüber zum Scheiterhaufen, der gerade entzündet wurde.

Er konnte daneben einen Mann sehen, der bei genauer Betrachtung Malit war. Tjalf erkannte ihn, da er aussah wie damals in der Ruine. Der Hexer war gefesselt. Daneben befand sich Bartholomäus, der wohl darüber wachte, dass der Hexer nicht fliehen konnte. Erstaunlicherweise wehrte er sich nicht. Tjalf konnte sich denken, dass dies im Zusammenhang mit der Gewissheit des Hexers stehen müsste. Malit wusste, dass er befreit werden würde. In diesem Moment fiel Tjalf ein, dass sich Hanna hier irgendwo aufhalten musste und er suchte sie in der Menge, die sich bildete.

Hexenverbrennungen schienen ein Publikumsmagnet zu sein, dachte sich der Venator, denn der Platz füllte sich mit jeder Minute mehr. Und mit den Menschen kamen neben der Marktgerüche auch noch Schweißgerüche dazu. Tjalf fand es widerlich und war froh, wenn der Auftrag vorüber war.

Auf einmal sah er Hanna. Sie sah aus wie die, die er kannte, nur irgendwie lebendiger und vor allem fröhlicher. Schnell näherte er sich dem kleinen Mädchen. Sie beobachtete den Hexer. Ohne darüber nachzudenken, was er ihr sagen sollte, tippte er ihr auf die Schulter. Sie drehte sich um.

„Ja?“ fragte sie und schaute ihn an, als würde sie nicht wissen, wer er war.

Es war ein befremdliches Gefühl für Tjalf. Er hätte ihr am liebsten verraten, weshalb er hier war und sie retten wollen, aber die Auswirkungen seines Handelns wären unvorstellbar und daher ein großes Risiko.

„Deine Eltern suchen dich“, improvisierte Tjalf, denn er wusste, dass dies womöglich das einzige sein würde, was half, um sie von der Befreiung abzuhalten.

„Aber, ich… kann nicht“, sagte sie.

Tjalf erinnerte sich, dass Hanna erzählt hatte, dass Malit sie schon vor der Verbrennung getötet hatte und sie daher zu diesem Zeitpunkt bereits ein Geist war und unter seinem Bann stand.

„Malit schickt mich“, log Tjalf, „er will, dass zu deinen Eltern gehst und dort auf ihn wartest.“

„Aber ich muss ihn befreien“, entgegnete sie.

„Das werde ich übernehmen“, machte Tjalf ihr deutlich und hoffte, dass sie seine Lüge schlucken würde.

Hanna dachte kurz nach. Sie blickte zu dem Hexer und dann wieder zu Tjalf. Sie nickte und verschwand in der Menschenmenge. Das war nicht die Hanna, die du kennst, dachte sich Tjalf. Irgendwie gruselig. Eben wirkte sie noch so fröhlich und nun war sie voller Trist. So rasant ging eine Verwandlung.

Tjalf hatte im Kopf, dass der Hexer sich dennoch befreien würde, denn das hatte Kauko vermutet. Von daher war Hanna nur eine Option für Malit. Er würde also noch eine haben, aber welche es war, das konnte der junge Venator nicht ahnen.

Malit wurde festgebunden an einen Pfahl und das Feuer wurde entzündet. Da es Hanna nun nicht mehr als Rettung gab, musste der Hexer sich etwas einfallen lassen. Er fing Feuer und schaffte es, dieses von sich zu halten. Die Menschen sahen wie er Magie anwendete. Schließlich befand er sich im Kampf um sein Leben, da war es dem Hexer gleich, ob es alle mitkriegten.

Es brach Panik aus, denn das Feuer schlug auf einen Marktstand über und dann breitete es sich schnell aus. Die Menschen flohen. Der Hexer hatte erreicht, dass sich nun niemand mehr um ihn kümmerte, wenn gerade jeder um sein Leben rannte. Niemand? Außer Bartholomäus, der stand vor dem Hexer. Tjalf nutzte die Chance und lief zu dem Scheiterhaufen.

„Du wirst sterben, ob du willst oder nicht“, drohte er.

„Das glaube ich nicht“, entgegnete der Hexer und hatte sich befreit, „fliehe oder sterbe.“

Dann holte er aus und ließ eine Druckwelle entstehen, die den Diviator zurückdrückte. Er knallte mitten in einen Marktstand, der brannte. Tjalf sah dies und konnte nicht zulassen, dass sein Freund, auch wenn er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht war, sterben würde. Dann würde es ihm zu seiner Zeit gar nicht mehr geben!

Tjalf bewegte sich in den Markstand, der drohte zusammenzukrachen. Malit floh indes. Es war dem jungen Venator in diesem Moment ziemlich egal. Er fand den Diviator auf den Boden liegend und zog ihn mit aller Kraft aus dem Marktstand heraus, der im nächsten Moment zusammenbrach. Sein Freund war gerettet. Nun sah Tjalf sich um und konnte eher zufällig erkennen, dass Malit sich am anderen Ende befand.

Halt!“ rief Tjalf so laut er konnte.

Der Hexer wandte sich ihm zu und lachte, denn er sah nur einen jungen Mann, der vergeblich versuchte, den Helden zu spielen. Das würde ein leichtes Spiel werden, dachte sich Malit.

„Überlege es dir“, warnte Malit ihn und wollte eine Druckwelle erzeugen als Tjalf ebenfalls eine erzeugte und sie sich in der Mitte trafen und einen Knall auslösten.

„Was bist du?“ fragte der Hexer, denn nun war er alarmiert.

„Dein Ende“, antwortete Tjalf, denn wer er wirklich war, wollte er nicht verraten.

Dann schuf Tjalf eine große Druckwelle, die den Hexer umriss und gegen ein Haus prallen ließ Malit lag bewusstlos auf der Erde. Tjalf lief rasch zu ihm, denn er wollte ihm den Gar ausmachen.

„Halt“, rief eine Stimme, die sich als Kaukos entpuppte.

„Was?“ fragte Tjalf, „ich sollte ihn töten, oder nicht?“

„Nein, du solltest nur die Befreiung verhindern und zwar durch Hanna“, entgegnete der Matkus, „und nun komm, wir müssen verschwinden.“

„Aber wenn ich ihn ausschalte“, wollte Tjalf als Begründung seines Handelns erklären.

„… dann existiert Hanna nicht mehr“, beendete Kauko den Satz.

Dann hatte Tjalf es falsch verstanden. Er dachte, er solle den Hexer erledigen, dabei sollte er nur Hanna davon abhalten, ihn zu befreien. Wenn Malit sich selbst befreite, war es in Ordnung. Daher war der Weg für Hanna der Gleiche. Und Bartholomäus Weg schien ebenso derselbe zu bleiben, obwohl der Krieg verhindert wurde.

„Dann lasse ich ihn laufen“, sprach Tjalf, denn somit war auch der zweite Auftrag erfüllt und sie konnten sich auf den Rückweg machen.

„Dann nimm meine Hand und wir reisen zurück in die Zukunft zu deinen Freunden“, sagte Kauko, als Tjalf umgerissen wurde.

Es handelte sich um eine Druckwelle, die von Malit ausging, nachdem Kauko ihn erspäht hatte. Der Hexer stand dort und war in Hörweite. Die Frage war, wie viel er mitbekommen hatte.

„Wenn du leben willst, nehme mich mit“, drohte der Hexer dem Matkus.

Tjalf war durch den überraschenden Angriff nicht nur in hohen Bogen geflogen, sondern auch übel aufgekommen, sodass er bewusstlos wurde. Kauko sah dies und wollte ihm helfen, denn er brauchte den Venator noch.

„Wohin soll ich dich mitnehmen?“ fragte der Matkus, um den Hexer zu beschäftigen.

„In die Zukunft“, antwortete Malit, „ich habe es gehört.“

„Vielleicht hast du das so verstanden“, entgegnete Kauko, „aber wir meinten in die Unterkunft.“

„Verarsch mich nicht“, machte der Hexer deutlich, „sonst töte ich ihn.“

Kauko hätte ihn allein bewältigen können, aber er konnte nicht Tjalf schützen und den Hexer besiegen. Der Matkus musste sich etwas einfallen lassen, denn wenn Malit gelang, in die Zukunft zu gelangen, könnte das ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen. Doch plötzlich schoss der Hexer einen Blitz und traf den in Gedanken versunkenen Matkus. Dann lief er zu Kauko und sprang auf ihn. Als der Matkus erwachte, hielt er ein Messer an dessen Hals.

„Es gibt die Zukunft, da bin ich sicher“, sprach der Hexer, „ihr habt von Hanna gesprochen, Irgendwie kennt ihr sie. Ich will jetzt los, sonst bringe ich dich um. Und keine Tricks.“

Kauko konnte nicht anders, als zu tun, was der Hexer verlangte. Gerade in dem Moment als Tjalf erwachte und zum Matkus herübersah, verschwand er mit Malit. Der Venator sprang auf und rannte zur Stelle, an der sich die beiden zuvor befanden.

„So ein Mist!“ fluchte er, denn dies hieß nicht nur, dass irgendwas passieren würde in seiner Zeit- es bedeutete auch, dass er nicht zurückkommen sollte.

Tjalf hoffte, dass der Matkus gegen den Hexer gewinnen würde und ihn zurückbrachte, denn sonst gebe es Hanna nicht mehr und Tjalf würde in dieser Zeit festsitzen. Bei allen Superkräften, unsterblich war der junge Venator nämlich nicht.

Plötzlich tauchte der Matkus wieder auf und landete inmitten der Wiese, auf der sich Tjalf befand. Er rollte einige Meter weiter und knallte gegen einen Baum. Tjalf begab sich so zügig wie möglich zu Kauko. Dieser lag kopfüber am Baumstamm und wirkte bewusstlos.

„Hey, Kauko“, rief Tjalf und rüttelte kräftig an ihm.

Der Matkus öffnete tatsächlich seine Augen und guckte sich um. Dann sah er dem Venator an.

„Ist Malit hier?“ fragte er.

„Nein“, antwortete Tjalf, „nicht, dass ich wüsste. Aber wo ist er? In der Zukunft?“

„Nein, ich habe ihn in die Vergangenheit mitgenommen und dort liegenlassen“, erklärte der Matkus, „das hilft uns ein wenig, aber ich denke, er weiß, dass wir jetzt hier sein müssten.“

„Ich verstehe nicht“, sagte Tjalf, der ein wenig durcheinander war wegen dieser ganzen Zeitreisegeschichten.

„Als ich ihn dort gelassen habe, was das Jahr 533 n Chr.“, erläuterte Kauko, „und nun, etwa 600 Jahre später wird er auf uns warten, denn er weiß doch, dass wir an dieser Stelle sind.“

„Achso“, verstand der Venator, „dann sollte wir rasch gehen.“

Kaum hatte Tjalf es ausgesprochen, tauchte Malit mit einer Armee auf. Kauko blickte zu Tjalf. Er sandte ihm ein „genau das meinte ich“- Blick zu. Tjalf verstand und nickte.

„Nimm meine Hand- jetzt!“ rief Kauko und Tjalf machte, was der Matkus ihm sagte.

Bevor der Hexer mit der Armee angreifen konnte, waren die beiden weg und befanden sich in dem bunten Reisetunnel. Tjalf war froh, dass dies nun vorbei war. Allerdings machte er sich Sorgen, ob Hanna noch leben würde.

Verhindere den Umzug!


Sie kamen im Haus der Hexe Filum an. Diese Mal fielen sie nicht auf den Boden und knallten auch nirgendwo gegen, sodass diese Landung wirklich meisterhaft wirkte. Die anderen jedenfalls staunten nicht schlecht. Vor lauter Sorge um die Ankunft, hatten sie schon Kissen überall hingelegt, soweit sie verfügbar waren. Zur Not gab es Verbandszeug.

„Willkommen zurück“, begrüßte Hanna die beiden.

„Alles okay mit dir?“ erkundigte Tjalf sich bei seiner Seelenfresserfreundin.

„Ja, wieso?“ wollte Hanna wissen.

„Weil wir Mist gebaut haben“, erklärte Kauko.

„Was für Mist?“ fragte Bartholomäus und auch der Professor wollte das wohl gerade sagen.

„Malit hat uns angegriffen uns ist mit ihm in die Vergangenheit“, verriet Tjalf.

„Und was hat es zu bedeuten?“ fragte nun der Professor.

„Erstmal nichts, denn den Auftrag hat Tjalf erfüllt“, erklärte Kauko, „aber Malit könnte noch leben.“

„Nicht dein Ernst“, sagte Hanna und war genervt und leicht verängstigt.

„Wir wissen ja nicht“, versuchte Tjalf sie zu beruhigen, „ob es Auswirkungen hat oder nicht. Alle von uns scheinen normal geblieben zu sein. Und wenn Malit hier auftauchen sollte, beseitigen wir ihn.“

„Du hast recht, dennoch mache ich mir Sorgen, wenn neben Larvaster und Luzifer sich auch noch Malit dazugesellt“, entgegnete die Seelenfresserin.

„Wie Tjalf schon gesagt hat, wir kümmern uns um den Hexer“, machte Bartholomäus deutlich.

„Es gibt noch einen Hexer?“ fragte sich Corax und schaute zu Filum.

„Ich könnte ihn aufhalten“, sagte die Hexe, „und der Krähenmann da auch, schließlich hat er magische Kräfte.“

„Siehst du, wir werden mit ihm fertig“, fasste Tjalf nochmal zusammen, „und nun sollten wir uns unserer letzten Mission stellen.“

Der Blick wanderte zu Kauko, der es begrüßte, dass die Malit- Diskussion beendet schien. Der Matkus nahm erstmal an, dass beide Aufgaben erfüllt worden, denn in der jetzigen Zeit gab es keine auffälligen Veränderungen, außer Malit. Aber der war nicht wichtig.

„Gut, kommen wir zum letzten Auftrag“, begann der Matkus, „bei dem handelt es sich um eine Zeitreise in deine eigene Zeit, Tjalf.“

„Wie?“ fragte der Angesprochene.

Es war nicht so, als hätte er es nicht verstanden, denn das hatte er sehr wohl. Es war vielmehr die Tatsache, dass er in seine eigene Vergangenheit reisen sollte. Wenn es nicht die letzten Wochen betraf, waren in jeden Fall seine Eltern noch am Leben. Er selbst sah nun anders aus, daher wäre wahrscheinlich eine Begegnung mit seinem eigenen früheren Ich in Ordnung, oder etwa nicht?

„Darf ich mir selbst begegnen, wenn ich jetzt anders aussehe?“ wollte Tjalf wissen.

„Schon, solange dein Vergangenheits- Ich nicht weiß, wer du in Wahrheit bist“, antwortete Kauko.

„Und was soll ich tun?“ wollte Tjalf erfahren.

„Deine Eltern davon abhalten umzuziehen“, verriet der Matkus.

„Aber wenn ich niemals nach Neumonster ziehe, dann gebe es mich doch gar nicht“, brachte Tjalf als Einwand.

„Der Umzug allein hat mit deinem Werdegang nicht zu tun“, teilte Kauko mit, „denn du bist, was du bist- ein Venator. Das wärst du auch dann geworden.“

„Und was ist mit Peter?“ wollte Tjalf wissen, „ihn hätte ich sicher nie getroffen.“

„Vielleicht, aber er ist nun tot“, entgegnete der Matkus, „möglicherweise lebt er dann wieder.“

Tjalfs Augen leuchteten bei den Worten. Für ihn war es Hoffnung und er schenkte dem Matkus Glauben. Hanna, Bartholomäus und der Professor dachten, dass Kauko Tjalf alles nur erzählte, weil er das hören wollte. Keiner von ihnen traute sich, Tjalfs Traum zu zerstören.

„Ich finde das nicht fair“, äußerte sich Corax, „denn Tjalf verlässt sich auf dein Wort, Kauko. Gaukele ihm nichts vor, wenn es ihn am Ende enttäuscht. Im diesem Fall wird es dir nicht gut ergehen.“

„Ich habe schon verstanden“, sprach der Matkus, „Peter ist tot. Was weiter passieren würde, weiß ich nicht.“

Für Tjalf aber war die Hoffnung das Letzte, was ihm blieb. Dem jungen Venator war durchaus bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit gering war. Dennoch wollte er nicht aufgeben, daran zu glauben, denn dann würde er Peter verlieren.

„Ich nehme es dem Matkus nicht übel, wenn es nicht klappt“, sagte Tjalf zu den anderen, „von daher veräppelt er mich nicht.“

„Danke“, sprach Kauko.

„Danke mir nicht, ich habe nicht für dich, sondern für mich gesprochen“, machte Tjalf deutlich.

In diesem Augenblick hörten die Anwesenden einen starken Tjalf und es gefiel ihnen. Sie vertrauen darauf, dass er wusste, was er tat. Der Venator war gereift. Wenn es einen Weg geben würde, dann würde er ihn finden und nutzen. Wenn nicht, würde er nicht unnötig alle in Gefahr bringen.

„Dann sollten wir los“, sagte Kauko, „und keine Zeit verlieren.“

„Angesichts der Situation ein wirklich guter Wortwitz“, meinte Tjalf und gab dem Matkus die Hand, nachdem er sich von allen verabschiedete.

Sie lösten sich auf und reisten durch den bekannten bunten Tunnel, um am Ende wieder eine gute Landung hinzulegen. So langsam hatte auch Tjalf es raus. Aber als er sah, wo er stand, fühlte er sich in die damalige Zeit zurückversetzt. Das alte Haus, der alte Garten, die alte Gegend und die alten Laute. Selbst der Geruch erinnerte ihn an früher.

„Laut meinen Informationen reisen deine Eltern mit dir in drei Tagen ab“, verriet Kauko.

„Früher ging es nicht?“ fragte Tjalf, denn es erschwerte die Mission.

„Sicher wäre es zu einem vorherigen Zeitpunkt auch möglich gewesen“, antwortete der Matkus, „aber dann wäre es zu deiner Mission geworden und nicht zu meiner.“

Es stimmte, was Kauko zu Tjalf sagte. Er musste es zugeben, aber stattdessen brachte der Venator kein Wort heraus. Er schaute sich die Gegend an, als würde sie ihm Kraft schenken können.

„Ich hole dich dann später wieder ab“, sagte Kauko und verschwand.

Dann stand der junge Venator allein vor seinem ehemaligen Haus. Er versuchte sich zu erinnern, was drei Tage vor der Abreise geschah und es fiel ihm wieder ein. Es gab Streit zwischen ihm und seinen Eltern, denn er wollte einfach nicht weg von hier. Heute verstand Tjalf noch immer, weshalb er damals hierbleiben wollte und schaute sich noch mal die Gegend an.

„Ich will einfach nicht“, brüllte ein Junge und knallte mit der Haustür, setzte sich auf die Treppe und weinte.

Tjalf erkannte sich selbst und konnte sich absolut in seine Haut hineinversetzen, denn er war es selbst. Der junge Tjalf holte seinen Spintendo 3DS heraus und spielte etwas daran. Der jetzige Tjalf konnte sich an den Namen des Spiels ins Gedächtnis rufen:

„Cavegame“, sagte er zu sich.

Wie lange hatte er mit diesem Spiel die Zeit totgeschlagen? Etliche Stunden, Missionen und Ärgernisse, um in einem virtuellen Spiel etwas zu erreichen. Es war das einzige, was so geblieben war und sich auch mit dem Umzug nicht ändern würde, daher mochte er es so gerne und hing daran. Alles andere blieb nicht mehr so, wie es war. Die Schule, die Freunde, die Gegend, die Nachbarn, selbst der Geruch würden fremdartig sein.

Nun bekam er erneut die Chance, diesen Umzug zu verhindern. Nun als älteres Kind, gefangen im Körper eines Erwachsenen, würde der damalige Traum in Erfüllung gehen. Der jüngere Tjalf steckte sein Spintendo weg und stand auf. Seine Eltern waren nicht herausgekommen, um mit ihm zu reden. Er war es leid, immer zu diskutieren. Also beschloss er abzuhauen. Aber wo sollte er hin?

Der ältere Tjalf wusste, dass die Eltern ihm am Ende gefunden hatten, denn er war bei einem Freund versteckt. Es war Manuel, auch Mannä genannt. Mannä war ein Junge, der die Nachbarschaft unsicher machte, aber im Herzen ein ganz lieber Junge war. Die Erwachsenen verstanden ihn nur falsch. Der junge Tjalf rannte, was das Zeug hielt. Als wäre jemand hinter ihm her.

Im ersten Moment wollte der Venator seinem jüngeren Ich hinterherlaufen, aber er entschied sich dagegen. Nicht er selbst war die Lösung für einen verhinderten Umzug, nein, es waren seine Eltern und damit die schwierigste Aufgabe seines Lebens. Wer stand schon seinen bereits verstorbenen Eltern wieder im lebendigen Zustand gegenüber?

Erst als sein früheres Ich nicht mehr zu sehen war, kam seine Mutter die Tür heraus und suchte ihren Sohn. Sie ging wieder ins Haus und holte seinen Vater. Nun befanden sich beide auf der Suche. Zwischendrin riefen sie immer wieder seinen Namen. Aber es antwortete niemand.

Tjalf beschloss einzuschreiten, denn würde die Eltern den jungen Tjalf finden, dann könnte er es so gut wie vergessen, den Umzug noch abzuwenden. Plötzlich sah er wie seine Mutter vor ihm stand und mit ihm sprach. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er es zunächst nicht mitbekommen hatte.

„… können Sie mir nun helfen oder nicht?“ fragte sie.

„Ja, Entschuldigung“, antwortete Tjalf, „ich habe ihren Jungen gesehen.“

„Ja, wo ist er langgegangen?“ wollte meine Mutter wissen.

Sie war so schön und lebendig, dachte Tjalf sich. Sein Vater kam hinzu, als er die beiden reden sah.

„In die Richtung“, teilte Tjalf mit und zeigte den entgegengesetzten Weg in der Hoffnung, sie würden den jüngeren Tjalf nicht finden.

Dennoch war diese Strategie zu kurz gedacht, denn wenn sie ihren Sohn nicht fanden, würden sie die Polizei anrufen und die würden einen Suchtrupp losschicken. Innerhalb von drei Tagen könnte er nicht unauffindbar bleiben. Der Vater machte sich schnell mit dem Auto auf, während seine Mutter vor dem Haus blieb, falls der Sohn wiederkommen sollte.

„Weshalb ist er abgehauen?“ fragte Tjalf.

„Er wollte nicht umziehen“, antwortete seine Mutter, „wissen Sie, er mag diese Gegend und wir ziehen nur um, weil mein Mann eine neue Anstellung hat. Eigentlich würde ich auch gerne hierbleiben und kann meinen Tjalf verstehen.“

Diese Version ihrer Worte hatte Tjalf noch nie auf die Art gehört. Ihm wurde immer erzählt, dass es so sein muss und dass er sich daran gewöhnen würde. Dass seine eigene Mutter nicht ebenso wie er nicht wollte, war ihm gänzlich unbekannt.

Tjalf hätte fast zu weinen angefangen, aber die Situation ließ es nicht zu. Er konnte nicht einfach die Tränen laufen lassen, denn seine Mutter würde sich fragen, weshalb er es tat, wo er sie und den Jungen nicht kannte.

„Und dann ziehen Sie trotzdem um?“ fragte Tjalf.

„Da sagen Sie was“, teilte die Mutter mit, „wenn es nach mir ginge, dann würden wir überhaupt nicht von hier wegziehen- schon gar nicht nach Neumonster. Aber es geht nicht nach mir, sondern meinem Mann.“

„Aber will Ihr Mann, dass Ihr Junge unglücklich ist?“ fragte Tjalf.

„Nein, aber wenn es danach gehen würde, würde er den ganzen Tag dieses Caveman- Spiel spielen“, entgegnete die Mutter.

„Vielleicht steht das Spielen für etwas viel Wichtigeres“, sprach der junge Venator.

„So habe ich es noch gar nicht betrachtet“, musste die Mutter zugeben, „aber woher wissen Sie sowas. Haben sie selbst Kinder?“

„Nein, habe ich nicht“, antwortete Tjalf, „nur einen jüngeren Bruder.“

Nach einiger Zeit kam der Vater zurück, natürlich ohne den Jungen. Er war ganz irritiert, denn in seinen Augen sah man, dass er fest daran geglaubt hatte, ihn wiederzufinden. Daher ging der Vater direkt zu dem Venator.

„Sind Sie sich sicher, dass er da langgegangen ist?“ fragte er mit Wut in seiner Stimme.

„Hey, Schatz, jetzt beruhige dich erstmal“, sprach die Mutter, „der junge Mann kann nun auch nichts dafür, dass Tjalf weggelaufen ist. Ganz im Gegenteil, er wollte uns sogar helfen.“

„Tut mir leid“, entschuldigte sich sein Vater.

„Kein Problem“, sprach der ältere Tjalf.

„Wir sollten reingehen und reden“, sagte seine Mutter und drehte sich zu dem Venator, „Danke für Ihre Hilfe.“

Dann gingen sie hinein. Tjalf stand da und war nicht weitergegangen. Um nicht aufzufallen, bewegte er sich ein Stück. Nun war er sich nicht sicher, ob er durch sein Zureden den Umzug verhindert hatte oder nicht. Er musste es herausfinden. Also beschloss er, seine Eltern zu belauschen.

Dafür schlich er sich auf das Grundstück. Tjalf wusste noch wie das Haus aufgebaut war und wo man am Besten hineingelangen konnte. Er musste dorthin, um zuhören zu können, was seine Mutter mit seinem Vater besprechen wollte.

Tjalf befand sich vor dem Kellereingang. Das Haus besaß einen Außeneingang, der vom Garten ausging. Die Tür war immer offen, da das Schloss defekt war. Oben, bei dem Zugang im Haus, war die Tür abgeschlossen. So kamen Fremde nicht ins Haus, sondern nur in den Keller. Tjalf öffnete die Tür leise und sehr langsam, denn er wollte keine Geräusche verursachen, die seine Anwesenheit verrieten.

Es gelang ihm hineinzukommen und er schritt durch den Keller, die holzige Treppe hinauf. Sie knarzte etwas, daher hielt Tjalf mit jedem Schritt inne, um abzuwarten, ob er jemanden hören konnte, der sich der Kellertür nähern würde. Es dauerte einige Zeit, bis er auf der obersten Stufe war. Nun konnte er die Worte seiner Eltern verstehen.

„Wie stellst du dir das vor?“ fragte sein Vater.

„Was ich dir wichtiger- ich und Tjalf oder dein Job?“ entgegnete sie ihm fragend.

„Natürlich ihr“, antwortete der Vater.

„Dann weißt du, was du zu tun hast“, machte sie ihm deutlich, „ich werde Tjalf suchen.“

Der ältere Tjalf wusste, wo sich der jüngere aufhielt und er musste zu ihm und ihm zu seinen Eltern zu schicken. Schnell machte er sich auf und verließ den Keller. Dann schaute er, dass er nicht aus Versehen seiner Mutter begegnete. Diese lief offenbar in die andere Richtung. Der Venator ging durch das Gehölz in Richtung des Bachs an eine Stelle, wo eine kleine Brücke über das Wasser führte.

Dort sah er sich selbst sitzen, wie er einzelne Stein ins Wasser warf. Der junge Tjalf dachte darüber nach, wie er es verhindern könnte, dass sie von hier wegziehen müssten. Selbst jetzt, Monate später, wusste der Venator noch genau, was er dachte. Doch plötzlich sah der junge Tjalf den älteren und war wohl nicht sicher, was dieser von ihm wollte. Der ältere erkannte es und versuchte die Situation zu erklären.

„Du bist doch der Junge, der abgehauen ist, oder?“ fragte der Venator.

„Ja, schon, aber was schert es dich?“ entgegnete der Junge.

„Ich habe deine Mutter gesehen“, antwortete der Ältere, „wie traurig sie über deinen Weggang ist, wie sie weint und wie sie dich verzweifelt sucht.“

„Aber das wollte ich nicht“, machte das frühere Ich deutlich.

„Dann kannst du es noch immer geradebiegen“, erklärte Tjalf, „und nach Hause gehen zu deinen Eltern. Vielleicht hören sie dir nun zu.“

Der kleine Tjalf bewegte sich vorsichtig an dem älteren vorbei, denn er wusste nicht, ob es eine Falle war. Sie hatte das Thema mit fremden Leuten in der Schule. Auch wenn große Tjalf ihn eigentlich besser kannte als jeder andere- der jüngere hatte keine Ahnung darüber- und dennoch war er ihm so fremd.

Dann rannte der Junge und stoppte kurz, drehte sich und sagte nur: „Danke“. Dann lief er fort. Nun stand der ältere an der Stelle, die er als Kind so mochte. Er wollte seinem früheren Ich nicht folgen, denn sein Gefühl verriet ihm, dass er den Umzug verhindern würde, da war er sich zum ersten Mal sicher.

Er trabte zum Platz und setzte sich und schmiss einige Steine ins Wasser, so wie er es früher oder eben gerade schon mal getan hatte. Es war eine Art Oase und durch das Stück Natur konnte er stets wieder auftanken. Hier war alles friedlich und unkompliziert, ganz anders als das wahre Leben und ganz anders als jetzt, wo er als Venator gegen einen Seelenjäger, dem Unterweltkönig und eigentlich alle Monster kämpfen muss. Nur, um zu verhindern, dass die Menschheit unterging oder die Welt.

„Ein schönes Plätzchen“, sprach Kauko, der von einem auf dem anderen Moment erschien.

„Dafür lohnt es sich zu kämpfen“, sagte Tjalf, „denn alle schlechten Seelen kennen so etwas gar nicht.“

„Dann lass‘ uns noch einen Moment verweilen“, schlug der Matkus vor, „bevor wir zurückreisen in deine Zeit.“

„Ich werde mir diesen Ort wieder suchen, sobald der ganzer Mist vorbei ist“, schwor sich der Venator, „dann habe ich es mir verdient und meine Freunde auch.“

Kauko nickte und warf ebenfalls einige Steine in den Bach. Nach einigen Minuten standen beide auf und Tjalf gab dem Matkus die Hand. Er schaute nochmals zum Platz und dann verschwanden sie plötzlich. Es ging wieder durch den Tunnel und am Ende landeten sie im Haus. Tjalf war wohl so verträumt, sodass er stolperte und gegen eine Wand prallte.

Sofort gingen Hanna und Bartholomäus zu dem Venator, um ihm zu helfen. Er war bei Bewusstsein, aber er hatte sich offenbar verletzt, denn er konnte sich nicht bewegen. Kauko war nichts passiert- er war ja auch ein geübter Profi. Er machte sich ebenfalls auf, um zu Tjalf zu gehen. Er kniete sich nieder und schaute sich den Venator an.

„Wo tut’s dir weh?“ fragte er.

„Am Bein, also am Knie“, stöhnte Tjalf und versuchte es zu zeigen, aber es schmerzte.

„Ich helfe dir“, sprach der Matkus und hielt seine Hand auf das Kniegelenk.

Dann strömte die Energie von der Hand des Matkus auf das Knie über und Tjalf wurde ganz warm. Nach und nach verheilte die Wunde und der Venator konnte sich wieder schmerzfrei bewegen. Kauko beendete sein Handeln und Tjalf stand auf.

„Du bist voller Geheimnisse“, sagte er zu dem Matkus.

„Ich hätte ich dich auch geheilt“, verdeutlichte Corax.

„Das weiß ich“, zeigte Tjalf.

„Schön, dass es dir gut geht“, freute sich Hanna, „Danke, Kauko.“

„Gerne, kein Problem, immerhin habt ihr mir sehr geholfen“, erklärte Kauko.

„Dann wird es wohl Zeit, deinen Wunsch einzulösen“, machte Bartholomäus klar.

„Schon, aber erst muss ich es überprüfen“, teilte der Matkus mit.

„Das ist doch ein Trick“, vermutete der Diviator.

„Nein, ist es nicht“, entgegnete Kauko, „ich werde wiederkommen und mein Versprechen einhalten.“

„Wir werden darauf vertrauen müssen, dass er zurückkommt“, sagte Tjalf, „alles andere macht keinen Sinn.“

Auch wenn es Bartholomäus nicht gefiel, er musste den Matkus ziehen lassen. In diesem Moment glaubten nur Hanna, Tjalf und Corax, dass er sich auf die Rückreise begeben würde. Die anderen gingen fest davon aus, dass er die Gelegenheit nutzen würde, um dort zu verbleiben.

„Bis bald“, sprach Kauko und winkte ihnen zu.

Dann löste er sich auf. Die Gruppe stand beieinander und starrte sich für einige Sekunden an. Nur Filum hielt sich immer noch etwas Abseits auf. Sie hätte sich an der Stelle des Matkus schon lange aus dem Staub gemacht und wäre nie wiederaufgetaucht.

„Und was meinst du, wie lange braucht er?“ provozierte Bartholomäus Tjalf mit seiner Frage.

„Schade, dass du kein Vertrauen in Fremde gewinnen kannst“, konterte der Venator und traf damit ins Schwarze.

Bartholomäus entgegnete nichts, sondern dachte darüber nach, was Tjalf zu ihm gesagt hatte. Irgendwie stimmte es. Der Diviator hatte Probleme mit Fremden. Dabei wollte er seine Freunde nur schützen. Gerade weil die Unbekannten meist nichts Gutes wollten.

„Auch ich war mal fremd, so wie Hanna und der Professor, selbst Peter und Corax und natürlich auch Filum“, erklärte Tjalf als hätte er die Gedanken des Diviators lesen können.

„Ich habe es ja verstanden“, sagte Bartholomäus kleinlaut, „und werde versuchen, es zu ändern. Aber das schaffe ich nicht von heute auf Morgen.“

„Allein der Versuch ist schon viel wert“, machte Tjalf deutlich.

Dann erschien Kauko wieder und hatte Tränen in den Augen. Die Gruppe war sich nicht sicher, was es zu bedeuten hatte, denn es konnte heißen, dass es nicht funktioniert hatte. Ob er dann seine Abmachung nicht einhalten würde, wusste niemand.

„Hat es geklappt?“ fragte der Professor, der sonst vor Neugierde geplatzt wäre.

„Ja, hat es!“ freute er sich und strahlte bis über beide Ohren, „und dafür bin ich euch sehr dankbar.“

Den anderen fiel ein Stein vom Herzen. Nicht nur, dass der Plan in die Tat umgesetzt wurde und der Matkus seine Familie wiederhatte. Kauko war wiedergekommen, um sein Versprechen einzuhalten. Das musste selbst Bartholomäus zugeben, der dem Matkus gegenüber stets Zweifel hatte.

„Dann wird es Zeit, dass ich meine Abmachung einhalte“, sprach Kauko.

Tjalf und die anderen kamen näher, um zu lauschen, wie der Matkus den Plan der Geisterbande umsetzen wollte. Sie wollte nämlich alle zu Larvaster oder eben Luzifer. Wenn es ginge in die Vergangenheit, dann konnten sie ihn aufhalten. Damit war Kauko aber nicht einverstanden, denn das könnte dafür sorgen, dass er seine Familie erneut verlöre. Es gab demnach nur die Option, in der Gegenwart zu bleiben und dorthin zu gelangen, wo sich der Seelenjäger und der Unterweltherrscher aufhielten.

Überfall auf die Menschenwelt


„Und was haben wir als nächstes vor?“ wollte der besiegte Leviathan wissen.

Er hatte sich zwischenzeitlich wieder in ein menschenähnliches Aussehen verwandelt, da er nicht mehr kämpfen musste und da es ihm weniger Energie kostete. Als Drachendämon in voller Größe konnte er nicht immer bleiben, denn dann würde er irgendwann automatisch zurückverwandelt werden, ob er wollte oder nicht.

„Wir werden uns als erstes auf die Menschen konzentrieren“, verriet Luzifer, „sie sind so überheblich geworden, sodass sie vergessen haben, dass sie alle irgendwann in die Hölle kommen. Mir reicht es nur nicht mehr und ich werde alle Welten erobern und unterjochen und sie werden lernen, mir zu dienen und dass sie kein Wunder Gottes sind.“

„Wird das Himmelreich sich nicht einmischen?“ wollte Abaddon wissen.

„Sollen sie doch“, entgegnete Luzifer, „aber wie ich meinen Vater kenne, wird er sich heraushalten bis es nicht anders geht. Erstmal werden sich die selbsternannten Retter der Erde mit uns anlegen. Wenn wir sie ausschalten, dann haben wir ein leichtes Spiel.“

„Was ist mit Militär?“ fragte Baphomet.

„Vernichten wir, wenn die mickrigen Menschen überhaupt dazu kommen sollten, es einzusetzen“, machte der Unterweltkönig deutlich.

„Und wie kommen wir in die Menschenwelt?“ fragte Amona, „ist ja nicht so, als gebe es einen Fahrstuhl, der uns zum dritten Stock in die Welt der Menschen bringt.“

„Nein, sicher nicht“, antwortete Luzifer, „aber ich habe gehört, dass die Wächter ausgeschaltet sind und somit die Tore praktisch offenstehen.“

„Wenn sie zerstört sind, bilden sich nach einer Zeit neue, die sie ersetzen“, erklärte Danag, „es könnte sein, dass sie wieder da sind.“

„Dann vernichte ich auch sie“, machte der Unterweltkönig klar.

Für Luzifer bestand kein Zweifel daran, dass die Menschen unter ihm standen und dementsprechend ihren Platz einnehmen mussten. Koste es, was es wolle. Luzifer war bereit, jeden Preis zu zahlen. Die Menschen waren für ihn und seine Truppe auch keine Gegner.

„Wir werden uns zum Portal begeben und dann zu den Menschen weiterziehen, die Geisterwelt ist mir erstmal ganz gleich“, berichtete der Unterweltherrscher seinen Plan.

Durch ein Nicken bestätigten sie, dass sie ihren Boss verstanden hatten. Widerrede wollte Luzifer eh nicht hören. Genauso wenig wie er das Diskutieren absolut hasste. Das war allen Mitgliedern der Truppe klar.

Sie begaben sich auf unterschiedliche Weise zum vereinbarten Treffpunkt. Luzifer konnte fliegen, weshalb er schneller war als Baphomet. Er konnte eben nur laufen oder besser gesagt rennen. Amona war ebenfalls auf ihren Pfoten unterwegs, während Danag in der Erde verschwand und an einer Stelle vor dem Portal wiederauftauchte. Dennoch war Leviathan der rascheste, denn er konnte nicht nur fliegen, sondern war als Drache unheimlich rasant. Obwohl sie auf Baphomet und Amona warten musste, war es kein Wettrennen.

Dort angekommen, stellten sie fest, dass es tatsächlich noch keine neuen Wächter gab. Einen großen Massenandrang hat es auch nicht gegeben. Einzelne werden das Tor wohl passiert haben und in der Geisterwelt ihr Unwesen treiben. Für Luzifer war das unwichtig, denn die Geisterwelt war eine Wüste mit nichts außer Geistern. Diese Wesen waren schwach. Sie waren daher nicht gefährlich aus Sicht des Unterweltkönigs.

Luzifer schritt als erstes durchs Portal und alle anderen folgten ihm. Sie landeten in einen dieser öden Wälder, bei dem die Bäume lebendig waren. Obwohl Luzifer das nicht sehen konnte, waren die Bäume klug genug, um zu wissen, dass sie den Unterweltherrscher und dessen Gefolge nicht angriffen.

Das war der Grund, weshalb sie die Wälder passieren konnten. Die Geister aber waren anders. Durch ihre ruhelosen Seelen waren sie nicht imstande, zu sehen, dass es Wesen gab, die weitaus mächtiger waren als sie. Peter war eher als eine Ausnahme zu betiteln. Die meisten seiner Spezies waren blind vor Rache und oder Hass. Daher war es möglich, dass plötzlich drei Geister vor der Truppe standen. Die Anzahl der Truppe beeindruckte sie wenig.

„Bleibe stehen oder ich töte dich“, drohte einer der drei Geisterwesen.

Bevor Luzifer reagieren konnte, stellte sich Danag dem Unterweltkönig zur Seite und schaute die drei Geister an, die ein leichtes Opfer darstellten. Nur war es an der Zeit, Luzifer zu zeigen, wer ihn unterstützen konnte und wer nicht. Danag wollte zu jenen gehören, die von ihrer Zwangsrekrutierung profitierten.

„König, sollen ich?“ fragte er ohne präziser zu werden, denn Luzifer wusste ganz genau, was damit gemeint war.

„Nein, du musst mir nichts beweisen“, entgegnete Luzifer, „ich will, dass es Amona macht.“

Die Werwolfdämonin reagierte überrascht, denn sie hatte damit nicht gerechnet. Dennoch war sie nicht ängstlich, sondern wusste ganz genau, was sie tat. Sie reckte ihren Hals nach links und nach rechts, sodass es jedes Mal laut knackte. Dann stellte sie sich vor den drei Geistern hin.

„Ihr tut mir leid“, sagte sie und lachte.

Dann zeigte sie ihre wahre Gestalt. Dies beeindruckte die drei immer noch nicht, denn es gab auch Geister, die ein anderes Aussehen annehmen konnten, ohne dass sie gefährlicher waren. Amons spie einmal kräftig Feuer. Die Geister fingen Feuer und waren offenbar nicht auf einen solchen Angriff vorbereitet, sodass sie einen Volltreffer landete. Sie verbrannten qualvoll und ihre Schreie waren von Weitem zu hören.

„Fertig“, sagte sie und begab sich zurück in die Truppe als wäre nichts gewesen.

Luzifer war kein Wesen, welches einen Lob aussprach und das verlangte auch niemand, aber Amona zeigte ihm, dass sie loyal war. Das störte Danag, dessen Plan es war, sich in die erste Reihe zu positionieren. Dennoch hatte er nicht vor, in der Situation etwas gegen sie zu unternehmen, Aber die Gelegenheit würde kommen und dann würde er Rache an ihr üben.

Die Gruppe wollte sich gerade ihren Weg fortsetzen, als sich weitere Wesen diesen blockierten. Dieses Mal waren es Seelenfresser. Es waren insgesamt fünf Gegner und Danag roch dieses Mal seine Chance, um sich seinen Rang bei Luzifer zu erkämpfen, aber er wurde auch dieses Mal enttäuscht, denn Luzifer nannte einen Auserwählten, der sich gegen die Seelenfresser durchsetzen sollte.

„Baphomet“, sprach der Unterweltherrscher, „kümmere du dich drum.“

Es war für Luzifer ein Test, um herauszufinden, ob seine Truppe den Aufgaben gewachsen war. Da Danag sich immer vordrängeln wollte, ließ es ihn absichtlich warten. Danag, der einfältig war, hatte keine Ahnung darüber, sondern ärgerte sich, dass der Pan Vorrang hatte. Seinen Namen legte er ebenfalls auf seine imaginäre Liste von Wesen, an denen er sich rächen wollte.

„Kein Problem“, sagte Baphomet und fokussierte die fünf Seelenfresser.

Die Gegner hatten keine Angst, waren sie durch ihren Seelendurst wie hungrige Löwen und ließen sich nicht von einer Gruppe abschrecken, die mal eben so daherkam. Für sie war es Futter, denn sie hofften und lechzten nach Seelen, wie Drogensüchtige.

Der Pan machte sich kampfbereit und stellte sich vor den Seelenfressern. Er griff aber zunächst nicht an, sodass ein Moment der Irritation erfolgte und der erste die Geduld verlor und Baphomet angriff. Die anderen folgten ihm. Darauf hatte der Pan gewartet. Weil die Siegelzauber an dieser Stelle nicht viel brachten, zog er gleich seine beiden Sai Schwerter und köpfte den ersten, indem er seine Arme kreuzte und in Höhe des Halses zurückschwang.

Danach verlief alles sehr rasant und er entfernte alle ihre Häupter, einen nach dem anderen. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance und hatten ihn auch nie. Nachdem er seinen Kampf beendet hatte, steckte er seine Sai Schwerter ein und begab sich zurück zur Truppe.

Ohne ein Wort über den Sieg des Pan, zogen Luzifer und seine Gefolge weiter in Richtung Ausgang. Der Unterweltkönig wollte keine weitere Zeit verlieren, denn er wollte seinen Plan möglichst zeitnahe erledigt wissen und nicht ewige Kämpfe führen.

Es dauerte nicht lange, ehe sie das Portal in die Menschenwelt erreichten. Erneut passierte Luzifer es als erstes, ehe die anderen ihm hinterhergingen. Sie kamen erwartungsgemäß im Inneren des Teotihuacán an. Hier befanden sich keinerlei Menschen, es sei denn sie waren Venatoren oder andere Übersinnliche. Nur stand dort kein einziges von denen.

Luzifer wollte aus der Pyramide raus, um mit seiner Mission zu beginnen. Es sollte ohne große Vorankündigungen geschehen, denn der König der Unterwelt wollte nicht verhandeln, sondern die Menschheit unterjochen.

Außerhalb des Teotihuacán befanden sich Touristen, die in ihrem Urlaub wohl nicht damit gerechnet hatten, dass der Unterweltkönig höchstpersönlich zu ihnen kommt, um sie auszuschalten. Daher gab es Geschrei und Menschen flüchteten, aber sie hatten keine Chance zu entkommen.

Ohne, dass Luzifer einen Befehl geben musste, wurden die etwa zweihundert Menschen von den Schergen alle getötet. Es war ein einziges Schlachtfest und eine Schreckenstat, die dort begangen wurde. Im Gegensatz zu den Menschen gab es sowas wie Reue gar nicht. Für sie war es der Beweis, dass sie ihrem Herrn richtig dienen und dass sie ihm beweisen, dass er sie brauchte.

„Ab diesem Zeitpunkt werden wir uns aufteilen und die Welt einzeln angreifen“, wies Luzifer an, „ich werde dafür sorgen, dass Nomorts, Blutknochen und andere Monster in die Menschenwelt kommen, um uns die Arbeit zu erleichtern und um Chaos zu stiften.“

Baphomet, Danag, Leviathan, Amona und Abaddon machten sich auf den Weg zu den Kontinenten. Baphomet blieb praktisch hier, Danag zog es nach Afrika, Leviathan nach Asien, Amona nach Nordamerika und Abaddon nach Australien. Luzifer wollte nach Europa, aber erst nachdem er die Unterweltmonster freilassen konnte. Die Schwierigkeit bestand darin, dass er sie nicht durch den Teotihuacán lassen wollte, da der Weg zu lang war. Er brauchte eine magische Unterstützung, aber wen?

Er nahm seinen Peilin, um sich zeigen zu lassen, wer ihm helfen könnte, um ein direktes Portal zwischen der Unterwelt und der Menschenwelt zu schaffen. Es handelte sich um eine Hexe, die die Fähigkeit besaß Portale zu kreieren. Ihr Name war Fernanda. Der Zauberspiegel verriet ihm sogar, wo sie aufzufinden war.

Fernanda hatte sich zurückgezogen, denn sie wollte nichts mehr mit Magie und Portalen zu tun haben. Eigentlich kam sie aus einer anderen Welt und hatte sich perfekt an ihre Umwelt angepasst. Dadurch, dass sie viel, viel langsamer alterte als die Menschen um sie herum, musste sie alle paar Jahr umziehen, um nicht aufzufallen.

So war sie nach Neumonster gekommen und war hier heimisch geworden. Sie verhielt sich wie eine Frau, die keine Kinder und keinen Mann hatte. Eine Erfolgsfrau, die für ihren Beruf lebte. Sie war nach all den Jahren hochqualifiziert geworden, denn sie konnte vieles studieren und war ausgebildet in fast allem. So ließ sich ihre Tarnung aufrechterhalten und sie konnte echtes Geld verdienen und sich die schönsten Villen, teuersten Autos und prunkvollste Kleidung leisten.

Als sie sich auf ihrer riesigen Terrasse erholte, indem sie sich auf eine Liege legte und ein Glas Wein zu sich nahm, tauchte vor ihr plötzlich ein Schatten auf, der ihr die Sonne stahl. Sie öffnete die Augen und erschrak, aber nicht, weil sie Luzifer erkannte, sondern da es sich nicht um den Postboten oder so handelte.

„Was wollen Sie hier?“ fragte sie und nahm ihre Brille ab, die sie nur als Verzierung trug.

Fernanda wusste nicht, wen sie da vor sich stehen hatte. Für sie war diese Gestalt zwar merkwürdig, aber noch kein Grund, sich Sorgen zu machen. All die Jahre gab es niemanden, der herausgefunden hatte, welche Person sich wirklich hinter ihrer Tarnung verbarg.

„Mein Name ist Luzifer“, antwortete er, „und ich will ihre Dienste in Anspruch nehmen.“

„Ich habe schon Feierabend“, entgegnete sie und legte sich wieder hin, „meine Kanzlei befindet sich auch nicht hier, sondern auf dem Kleinflecken.“

„Ich meine nicht diese Dienste“, machte Luzifer deutlich und sie spürte eine gewisse Ungeduld in seiner Stimme.

„Was meinen Sie denn?“ fragte sie nun völlig genervt, „wissen Sie, wenn Sie nicht gehen, dann rufe ich die Polizei.“

Ohne Vorwarnung ließ der Unterweltkönig einen kleinen Blitz los, der die Hexe an der Schulter traf. Außer ein paar Kratzern, hatte sie dadurch keine echten Verletzungen davongetragen.

„Was sollte das denn?“ wollte sie wissen und sprang auf.

Erst jetzt kombinierte sie, dass vor ihr ein Wesen stand, welches Übernatürlich war, so wie sie. In all den Jahren war sie nachlässig geworden und sie bemerkte die kleinsten Hinweise einfach nicht mehr. Sie hatte es verlernt. Dann fiel ihr ein, dass sie den Namen „Luzifer“ kannte. Nun wusste sie, wer er war.

„Ich will deine Dienste, Hexe“, verlangte Luzifer und machte deutlich, dass er bereit für die nächste Attacke war.

„Ich verstehe“, sprach sie, „aber ich bin keine Hexe mehr. Ich vor Jahren damit aufgehört.“

„Das interessiert mich nicht“, machte Luzifer ihr klar, „du wirst machen, was ich verlange oder sterben.“

Da Fernanda auch was ihre magischen Kräfte anbelangte, aus der Übung war, machte ein Kampf gegen den Unterweltherrscher in diesem Moment einfach keinen Sinn. Sie würde verlieren und damit auch ihr Leben lassen müssen, was sie seit der Flucht aus ihrer Welt sehr genossen hatte.

„Ich werde dir diesen einen Gefallen tun und dann lässt du mich in Ruhe“, versuchte die Hexe zu verhandeln.

„Darauf lasse ich mich nicht ein“, machte Luzifer deutlich, „entweder machst du alles, was ich verlange, oder du stirbst, hier und jetzt.“

„Dann töte mich und du wirst nichts haben“, entgegnete sie und meinte es ernst in diesem Augenblick.

Denn wenn sie wieder in der Sklaverei landete, wo sie schon einmal war, dann wollte sie lieber sterben als für einen Tyrannen zu dienen. Luzifer nahm wahr, dass er nun nachgeben musste, sonst würde sich sein Plan ins Unendliche verlängern, denn es gab kein anderes Wesen, welches ein Tor schaffen konnte. Daher war Fernanda unverzichtbar.

„Dann werde ich mich darauf einlassen“, gab er nach, „aber wenn du mich hintergehst oder trickst, töte ich dich, ganz gleich wie einzigartig deine Fertigkeiten sind.“

Das reichte der Hexe. Dadurch war ihr Leben gesichert und sie konnte nach dem Auftrag wieder zurück in ihr Luxusleben. Nichts anderes wollte sie. Für sie war klar, dass es ewig so weitergehen konnte. Allerdings würde sie nach der Geschichte umziehen wollen.

„Was willst du von mir?“ wollte sie wissen.

„Ich will, dass du ein Portal schaffst, welches die Menschenwelt mit der Unterwelt verbindet“, verriet der Unterweltkönig.

„Das gebe einen Krieg“, sagte sie voller Entsetzen.

„Ja, das ist Absicht“, bestätigte Luzifer.

Fernanda zuckte zusammen, denn sie war zwar eine Hexe, aber hatte keine aggressive Neigung. Sie wurde stets dazu gezwungen, anderen wehzutun. Wenn die Unterwelt einen direkten Zugang hätte, dann hätte sie ebenfalls keinen Frieden und ihr tolles Lebens wäre dahin.

„Das mache ich nicht“, verweigerte sie Luzifers Order.

„Dann werde ich dich töten müssen oder schlimmer, ich werde dich verschandeln“, drohte er.

Fernanda wollte nicht sterben, auf keinen Fall. Aber sie wollte ein schönes Leben. Wenn sie ihn unterstützte, dann war es vorbei. Sie könnte nirgends mehr hin, weil der Krieg dann überall wäre. Die Menschen hätten keine Chance gegen die Monster.

„Ich will eine Insel für mich“, verhandelte sie abermals, „auf der er es keine Monster geben wird und ich in Ruhe gelassen werde.“

„Sollst du bekommen“, versprach Luzifer, „ist weniger umständlich für mich.“

„Dann werde ich es tun“, sagte sie zu.

Fernanda waren die Menschen nicht wichtig, denn sie stellte ihr eigenes Leben über das anderer. Es hat etwas damit zu tun, dass sie ihr halbes Leben unterdrückt wurde und nie wieder in Gefangenschaft kommen wollte. Dazu würde sie auch in Kauf nehmen, dass statt ihrer die Menschen unterjocht werden würden.

„Dann mache es hier“, wies Luzifer an.

Erst wollte Fernanda etwas entgegnen, aber das würde möglicherweise die Vereinbarung zerstören und sie damit wieder in Lebensgefahr begeben. Daher schluckte sie kurz, aber nahm es hin.

„Ich benötige etwas Zeit“, sagte sie.

„Wieviel?“ wollte Luzifer wissen.

„Einen halben Tag“, antwortete sie.

Der Unterweltherrscher nahm es in Kauf, auch wenn es ihm eigentlich zu lange brauchte. Alles andere war einfach zu umständlich. Fernanda konzentrierte ihre magischen Kräfte, indem sie versuchte, ihre innere Mitte zu finden. Dafür setzte sie sich auf den Boden und ließ ihren Gedanken freien Lauf.

Die Gedankenreise startete wie immer in ihrer Kindheit, denn dort erging es ihr nicht gut. Bis neue Machthaber alle Hebel lenkten und ihre Kräfte nutzen wollten. Sie weigerte sich und verlor ihre gesamte Familie auf brutale Weise. Dann beschloss sie, für immer fortzugehen und auch alle anderen ihrer Art im Stich zu lassen, da für sie alle gleich waren.

Fernanda versank irgendwann in ihren Träumen, als wäre sie wirklich dort. Bis zu dem Punkt als sie eine leuchtende Kugel fand. Es war die Energie, die sie lange Zeit eingeschlossen und nicht benutzt hatte. Diese Leuchtkugel war voller Kraft und sehr mächtig und überströmte sie in dem Moment als die Hexe sie in ihren Träumen berührte. Dann wachte sie auf und spürte diese Power und die Macht, die damit zusammenhing.

Sei stand auf und ging zu ihrem Garten. Luzifer hatte sich hingesetzt und tatsächlich abgewartet bis Fernanda wiedererwachte. Er fand es merkwürdig, aber hatte das bisschen Geduld, um sie nicht umzubringen. Die Hexe stellte sich inmitten des Gartens und streckte ihre Hände nach vorne. Eine blauleuchtende Energie strömte heraus und schuf ein Portal, welches ebenfalls blauleichtend schimmerte.

„Es ist vollbracht“, sagte sie, um zu signalisieren, dass sie fertig war.

Luzifer stand auf und schaute sich das Portal an. Das erste Mal seitdem er den Fluch, der auf ihm gelegen hatte, zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Aber es sah fies aus, hätte es ein Kind oder ein anderer Mensch gesehen.

„Es ist eine direkte Verbindung zwischen meiner Welt und der Menschenwelt?“ fragte, um sicher zu gehen.

„Ja, natürlich“, antwortete Fernanda.

Sie wollte jeden Zweifel beseitigen, daher ging zu dem Portal. Sie stand direkt davor und war im Begriff, hineinzugehen, als Luzifer sie zurückhielt.

„Halt“, sprach er, „wir gehen zusammen. Ich weiß nicht, ob es sich um einen Trick handelt.“

„Ich lege dich nicht rein“, machte die Hexe deutlich, „und ich folge dir gerne, um dir zu beweisen, dass ich es vollbracht habe.“

Der Unterweltkönig hatte natürlich keine Furcht vor dem Portal und ebenso auch nicht vor Fernanda, wenngleich sie hinter ihm ging. Beide passierten das Tor und befanden sich an einem düsteren Ort. Luzifer erkannte sofort, dass es sich nur um die Unterwelt handeln konnte.

„Du hast es tatsächlich hinbekommen“, sagte der Unterweltherrscher.

„Du hättest aber auch Spiegel oder dergleichen nehmen können, um eine Art Portal zu schaffen“, fiel der Hexe ein.

„Die wären zu klein und dadurch können kaum Monster diese Miniportale in Massen passieren“, entgegnete Luzifer.

„Erhalte ich nun meine Insel?“ fragte Fernanda, denn sie wollte mit dem Einsatz fertig werden.

„Bald“, antwortete Luzifer, „ich muss erstmal testen, ob dein Portal hält. Nicht, dass es sich gleich wieder schließt, sobald du fort bist.“

„Dann wüsstest du doch, wo ich mich befinde“, entgegnete sie.

„Dennoch werde ich meinen Teil erst einlösen, wenn ich das bekommen habe, was ich wollte“, machte der Unterweltherrscher deutlich.

„Aber das hast du doch“, gab Fernanda den Hinweis.

„Dann wehre dich doch“, sprach Luzifer mit aggressivem Unterton.

Die Hexe spürte, dass sie bei der nächsten Äußerung angegriffen werden könnte und dabei keine Chance hatte gegen ihn. Sie fühlte sich hintergangen und merkte, dass sie dagegen nichts unternehmen konnte. Sie war blind vor lauter Vorfreude auf ihre eigene Insel, dass sie ignoriert hatte, wer da vor ihr stand.

„Nein, das werde ich nicht“, äußerte Fernanda, „ich warte, bis du dein Versprechen einhältst. Schließlich muss auch der König der Unterwelt seine Abmachungen einhalten.“

Luzifer sagte nichts dazu. Er wandte sich ab von ihr uns ließ sie einfach stehen. Was auch immer es zu bedeuten hatte, die Hexe vernahm nichts Positives. Sie beschloss, sich von diesem Ort entfernen und passierte das Portal erneut.

Für einen Moment kam ihr der Gedanke, dass sie hätte das Tor schließen können, aber dann wäre sie für immer auf der Flucht, denn Luzifer würde einen Weg finden, um sie ausfindig zu machen und dann zu töten, wahrscheinlich langsam und qualvoll. Daher ging sie weg und versteckte sich an einen unbekannten Ort.

Der Unterweltkönig sammelte indes Monster zusammen, indem er ihnen versprach, sich richtig austoben zu können und den Menschen endlich heimzuzahlen, dass sie sich immer noch für was Besseres hielten. Er musste sich hierfür nicht mal groß anstrengen, denn die Monster folgten ihm in Scharen.

Es war eine Armee aus tausenden Untoten. Mit dabei waren Nomort, die Zombies der Unterwelt oder die Monster mit den vielen Armen, welches Tantumpus genannt wurden. Auch die Spinnenwesen, sogenannten Araneas schlossen sich an. Des Weiteren begaben sich eine Menge Blutknochen in Bewegung. Diese Wesen bestanden nur aus Haut und Knochen. Ghul, welche Schattenwesen waren, gingen ebenfalls mit der Masse, sowie einige Dämonen, die aber nicht derartige Kräfte besaßen, wie die von Luzifers Truppe. Es folgt weitete Wesen aus der Unterwelt.

Der Unterweltherrscher führt sie zum Portal und allesamt passierten sie das Tor, um zur Menschenwelt zu gelangen. Es dauerte nicht lange, ehe die ersten Menschen auf die Monster trafen. Da dieser sich irritiert zeigten, war es ein leichtes für die Biester, sie anzugreifen und zu töten.

Nach einiger Zeit hörte man überall Schreie, Gebrülle und eine große Horde von Monstern. Die meisten Menschen waren dem Tode geweiht und konnten nicht fliehen, denn es war nun mitten in der Nacht. Es gelang nur einigen zu flüchten.

Die Polizei von Neumonster wurde angerufen und zunächst hatten die Beamten den Eindruck, es handele sich um einen Scherz, als die Leute sagten, sie würden von Monstern wie Vampiren, Zombies oder auch Werwölfen attackiert werden. Aber als der erste Polizist den Tod fand, realisierte auch die Staatsgewalt, dass es real war und informierte die Landesregierung, sowie das Militär.

Es dauerte einige Zeit bis die Bundeswehr reagieren konnte, denn die entsprechenden Waffen und Fahrzeuge befanden sich nicht innerhalb der Stadt, sondern mussten erstmal herfahren, um in den Einsatz zu kommen. Obwohl es natürlich ein Verbot gab, dass das Militär im Innenland benutzt werden darf, wurde es von der Regierung beschlossen, da die Gefahr zu groß war, um es nur von der Polizei bewältigen zu lassen.

Als das Militär in Neumonster eintraf, wussten sie zunächst nicht, wen sie angreifen sollten, denn man erkannte ein Zombie oder einen Menschen in der Dunkelheit nicht auf Anhieb. Daher verfielen die ersten Soldaten auch in Panik und wurde gebissen und dementsprechend ebenfalls zu einem Zombie oder sie wurden umgebracht auf brutalste Art und Weise.

In diesen ersten Stunden verloren viele Menschen ihr Leben. Nur einigen gelang es, sich zur Wehr zu setzen oder sich in ihrem Haus oder einem Unterschlupf zu verbarrikadieren. Allerdings war Neumonster nach einer sehr kurzen Zeit nahezu wie ausgestorben und es herrschte eine beängstigende Stille.

Baphomet hatte allein versucht, Mexiko zu erobern, nur hatte er keine Armee hinter sich. Dennoch konnte er mittels seines Angriffs mit den Sai Schwertern einige Menschen töten und sogar Gewehre ergattert. Nur als das Militär kam, bombten sie ihn weg. Der Pan war halt ein exzellenter Angreifer gegen magische Wesen, aber gegen die Menschen hatte er einfach keine Chance.

Danag konnte sich unter der Erde in Richtung Afrika bewegen. Er kam in Nuakschott in Mauretanien an und wandte seine energieziehende Kraft an, um die umstehenden Menschen auszusaugen, sodass sie qualvoll starben. Der Blutdämon wurde durch das Blut seiner Gegner immer stärker und wurde zu einer Art Berserker.

Leviathan konnte in seiner Drachenform natürlich leichter angreifen, als seine Artgenossen. Der Drachendämon flog über Japan, wo es viele Menschen gab, die an solche Wesen glaubten. Er setzte sie gesamte Stadt in Brandt. Durch einen Angriff auf einen Atomreaktor kam es zu einer Kernschmelze und die Katastrophe nahm ihren Lauf.

Amona lief die gesamte Strecke um nach Kanada zu gelangen. Sie konnte die Grenze aber zunächst nicht passieren, denn die Grenzwärter bemerkten sie, obwohl sie eine Passage durch einen Wald gewählt hatte. Sofort griffen sie die Werwolfdämonin an, aber mussten einen grausamen Tod sterben, indem sie ihnen die Köpfe abriss. Allerdings sorgte die Grenzpatrouillen dafür, dass Verstärkung kam und Amona damit in Bedrängnis kam.

Abaddon ließ sich durch seine Heuschrecken über den Atlantischen und Pazifischen Ozean tragen, um in Australien an einer Wüstenstelle anzukommen. Dort schuf er etliche Heuschrecken, die sich allesamt auf den Weg in die Städte machten und eine Plage wurden. Sie versuchten Wasser, fraßen die Pflanzen und zerstörten Leitungen. Es brach eine riesengroße Panik aus, die dafür sorgte, dass der Ausnahmezustand ausgerufen wurde. Menschen griffen sich gegenseitig an und plünderten Geschäfte. Abaddon hat ein leichtes Spiel als er hinzukam und einige Menschen tötete. Selbst das australische Militär konnte sich nicht organisieren, da die Maschinen und die Fahrzeuge durch die Plage nicht funktionierten. Der Kontinent war binnen Stunden erobert und die meisten Menschen flüchteten aus den Städten in die Wildnis.

Der Wunsch


„Ich habe dich richtig verstanden“, fragte Kauko nochmals nach, „ich soll euch zu Larvaster bringen?“

„Ja, das beinhaltet meinen Wunsch“, antwortete Tjalf und die anderen nickten, „wir wollen alle da hin, wo er sich befindet, vielleicht in die Nähe, damit er uns nicht gleich angreifen kann.“

„Dann werde ich euch diesen Wunsch erfüllen“, versprach der Matkus, „wer ist der oder die erste?“

„Ich gehe als erstes“, antwortete Bartholomäus.

Kauko legte seine Hand auf die Schulter des Diviator, der zunächst etwas misstrauisch dreinschaute, aber nur weil es wohl komisch ausgesehen hatte, wie die beiden dort standen. Dann verschwanden sie.

„Hoffentlich klappt es“, hoffte Hanna.

„Das wird schon“, zeigte sich der Professor zuversichtlich, „immerhin haben wir es auch schon bis hier geschafft.“

Kauko tauchte wieder auf und sah ganz blass aus. Er brach fast zusammen. Tjalf hielt ihn fest, sodass er nicht umfallen konnte.

„Was ist los?“ wollte der Venator sofort wissen.

„Larvaster… Krieg… überall tot“, stammelte der Matkus und man sah die Panik in seinen Augen.

„Kauko, jetzt beruhige dich erstmal“, versuchte Tjalf den Matkus aufzufangen.

Aber Kauko verlor kurz darauf sein Bewusstsein und fiel zu Boden. Tjalf und Hanna konnte ihn aber ein wenig abfangen, sodass er sich nicht verletzen konnte.

„Es ist wohl schlimmer als wir dachten“, fasste der Professor zusammen.

„Was machen wir nun?“ fragte Corax.

„Wir sollten alle dorthin“, antwortete Filum, „und den Seelenjäger aufhalten.“

„Aber das wird ohne den Matkus nicht funktionieren“, wandte sich Hanna ein.

„Dennoch müssen wir ihn wach bekommen“, sagte Tjalf, „denn immerhin ist Bartholomäus schon und vermutlich in Lebensgefahr, wenn er Larvaster gegenübersteht.“

„Oder Luzifer“, äußerte Professor Lux.

„Das wäre ja noch schlimmer“, zeigte sich die Seelenfresserin verängstigt.

„Aber durchaus realistisch“, meinte der Venator.

„Ich werde ihn heilen“, sprach der Krähenmann.

Er zog seinen Stab und schuf Energie, die in den Körper des Matkus hineinströmte. Es dauerte nicht lange, ehe er erwachte und er zumindest besser aussah. Er starrte die anderen an und dann von einen auf den anderen Moment die Erinnerung zurück und damit einhergehend auch die Angst. Nur sammelte er sich dieses Mal, weil er wusste, dass er zurzeit außer Gefahr war.

„Larvaster führt eine Armee aus Untoten und Monstern an, die alles vernichtet hat, was sich in Neumonster befand“, verriet er.

„Dann hat der Seelenjäger einen Weg gefunden, den Unterweltherrscher zu besiegen“, vermutete Tjalf, „und somit noch mächtiger geworden.“

„Ich werde euch nach und nach hinbringen, damit ihr euch Larvaster stellen könnt“, erklärte Kauko sein Vorhaben, „zum einen habe ich es versprochen und ich halte meine Versprechen und zum anderen muss er von der Bildfläche verschwinden.“

„Dann nehme mich als nächstes mit“, verlangte Tjalf.

„Das werde ich, aber mache dich darauf gefasst, dass diese untoten Wesen dich attackieren werden“, warnte der Matkus.

„Danach will ich“, machte Hanna klar, „ganz gleich, wer da auf mich wartet.“

„Ich würde gerne nach Hanna“, schlug Corax vor, „ich kann mit meiner Zaubermagie helfen.“

„Sowie ich“, ergänzte Filum und zeigte sich einsatzbereit, ohne weitere Worte zu verlieren.

Kauko stand wieder auf. Er war etwas wackelig auf den Beinen, aber das war ihm gerade völlig egal. Er wollte helfen, dass dieser Tyrann sein Ende finden sollte. Er legte seine Hand auf die Schulter des Venators und dann verschwanden die zwei. Als Kauko mit Tjalf in Neumonster auftauchte, realisierte der junge Mann das Ausmaß des Angriffs der Toten auf die Menschheit.

Überall lagen Leichen und es war jede Menge Blut auf der Erde. Zombies und andere Wesen griffen sofort an. Manche waren sicherlich schon ewig wandelnde Untote, andere wurden jedoch verwandelt. Tjalf schoss sich einen Weg, während Kauko sich auflöste, um die anderen zu holen.

„Bartholomäus“, rief Tjalf, denn er konnte seinen Freund nicht sehen.

Die Zombies ließen sich recht leicht bekämpfen, da die Blitzangriffe des Venator ihre Früchte trugen. Dennoch konnte er den Diviator nirgends erblicken. Es machte Tjalf nervös, aber er konnte in diesem Augenblick nicht einfach gehen, denn dann würden die anderen ihn wiederum nicht finden können.

Durch seine Verteidigung mittels Magie, lockte er dadurch weitere Monster an und merkte, dass die Masse dafür sorgte, dass er dies nicht ewig durchhalten würde. Er brauchte eine Unterstützung und fragte sich, wo Kauko blieb. Im nächsten Moment erschien Kauko mit Hanna, die Tjalf sofort wahrnahm und dann erst die Umgebung sah.

„Meine Güte, wie schrecklich“, sagte sie und ekelte sich.

„Ja, finde ich auch, aber konzentriere dich auf die Monster“, warnte Tjalf.

Kauko war schon wieder weg, während Hanna den Weg zu Tjalf fand. Er hatte den Weg ja bereits freigemacht. Aber der Anblick der ankommenden Horden, ließ sie erneut in Angst versetzen. Sie begann am gesamten Körper zu zittern.

„Ich dachte immer, dass Geister nicht zittern können und keine Angst haben“, sagte Tjalf.

„Warum? Du siehst doch, dass es anders ist“, machte Hanna deutlich.

„Zum einen fürchten die Menschen die Geister und zum anderen seid ihr meist im Dunkeln unterwegs“, erklärte er, „und da konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass auch Geister Angst haben.“

Hanna musste schmunzeln, obwohl es in dieser Situation unpassend war, aber es brachte ihr die nötige Zuversicht, dass sie es zusammen schaffen konnten. Sie ließ zu, dass sie zu einer Seelenfresserin verwandelte und sich gegen die Zombies zur Wehr setzte. Sie hatte in all der Zeit etwas gelernt und konnte einige von ihnen ausschalten.

Der Matkus brachte dann den Krähenmann mit und dieser positionierte sich neben den beiden. Corax war durch seine Magie in der Lage, die ankommenden Untoten ebenso zu bekämpfen wie Tjalf es tat. Kauko war einen Augenblick später wieder verschwunden.

„Es werden immer mehr“, rief Corax, „wir können sie nicht mehr länger halten, wenn es so weiter geht.“

„Es scheint, als seien wir der Grund dafür“, vermutete Tjalf, „deshalb müssen wir auch weg von hier, sobald alle von unseren Freunden bei uns sind.“

„Dann sollten wir uns ranhalten“, sagte Hanna.

Kauko beeilte sich, sodass er mitsamt Filum auftauchte. Die Hexe erkannte die Masse an Untoten und anderen Monstern und reihte sich nahtlos in den Angriffswellen der Geisterbande ein. Der Matkus löste sich erneut auf.

„Das wird immer schlimmer“, rief Hanna.

„Dennoch müssen wir durchhalten“, machte Tjalf klar.

Die Untoten vermehrten sich wie lästige Fliegen im Biomüll. Obwohl sie zuhauf erledigt wurden und in Massen auf den Boden fielen und sich auftürmten, kletterten die anderen einfach darüber. Manche rutschten aus und rollten hinunter. Sie landeten vor der Gruppe.

Kauko hatte dann den Professor Lux dabei. Da er das schwächte Mitglied der Truppe war, versteckte er ihn. Kaum hatte er ihn hinter eine Mauer gelassen, verließ er den Professor wieder um Peter zu holen, denn diesen wollte die Geisterbande nicht zurücklassen.

Die Untoten kamen immer näher, obwohl die Gruppe all ihre Kräfte in die Verteidigung steckte. Es half wenig. Der Matkus tauchte kurze Zeit später wieder auf und lud den Geisterjungen neben dem Professor ab. Dan wollte er sich aufmachen, um zu den anderen zu gelangen. Allerdings hatten sich zwischen ihn und der Gruppe einige Monster gestellt, sodass er nicht zu ihnen kommen konnte.

Bevor er reagieren konnte rutschte er auf dem blutverschmierten Boden aus und knallte mit dem Kopf auf den Boden. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Kauko versuchte sich zusammenzureißen, aber ihm fehlte die Kraft, sich aufzurichten.

„Kauko!“ rief Tjalf, der es von der anderen Seite aus beobachten konnte und zu ihm aufschließen wollte, aber es gelang ihm durch die im Weg stehenden Monster einfach nicht.

Bald konnte er den Matkus gar nicht mehr sehen, denn es wurde immer mehr und sie versperrten ihm somit die Sicht. Kauko wurde von den Untoten überfallen und überall erlitt er Zombiebisse. Die Schreie des Matkus konnten Hanna, Corax und Filum ebenfalls hören.

„Wir müssen ihn retten“, machte der Venator deutlich und schaute zu der Gruppe, damit sie ihm folgten und sich ebenso durchkämpften.

„Der ist nicht mehr zu retten“, äußerte Filum und meinte es nicht fies, sondern sah es in dieser Situation realistisch.

„Du kannst ja hierblieben“, meckerte Tjalf die Hexe an, „wenn es dir nicht passt.“

„Nein, ich werde dir folgen“, entgegnete sie, „ich glaube nur nicht, dass er diesen Angriff überlebt hat.“

„Und selbst wenn, dann ist dort auch noch Professor Lux“, erinnerte Hanna sich.

Tjalf wurde so wütend. Er schuf einen mächtigen Angriff, der sehr viele Untote aus dem Weg räumte. Damit gelang es den Anderen, weitere Monster zu beseitigen, sodass sich ein Weg vor ihnen freimachte. Tjalf, Hanna, Corax und Filum nutzen diese Gelegenheit, auf die Art zum Matkus vorzudringen.

„Oh nein!“ rief Hanna und konnte wie alle die Leiche des Matkus sehen.

Tjalf hatte so sehr gehofft, den Matkus noch befreien zu können. Er hatte alles versucht, um seine Familie zu retten und sich zum Schluss geopfert. Es machte den Venator so wütend, dass Freunde sterben mussten. In ihm entstand eine große Energie, die er nutzte, um sich herum einen Kahlschlag zu verursachen. Hätten sich seine Verbündeten nicht geduckt, dann hätte es wohl auch einen von ihnen erwischt.

Plötzlich war es ruhig, denn die Zombies und Blutknochen waren in näheren Umkreis allesamt besiegt worden durch Tjalfs Aktion. Er landete auf seinen Knien, da es ihm Kraft gekostet hatte. Tjalf sah immer wieder zu dem Matkus und war entsetzt darüber, erneut einen Freund verloren zu haben.

„Was war da los?“ fragte Filum, die sehr beeindruckt von der Energie des Venator war.

„Er ist wütend und da kommen Schübe seiner Kraft“, erklärte Hanna, da Tjalf nicht antwortete.

„Es verschafft uns Zeit“, sagte Corax.

„Aber es bringt ihn nicht zurück“, unterbrach Tjalf, „er hat sein Versprechen gehalten, so wie er zugesagt hatte und dann musste er sein Leben lassen.“

„Was machen wir mit ihm?“ wollte Hanna wissen, „wir können ihn nicht überall mit hinschleppen, genauso wie Peter. Wie soll das funktionieren?“

Tjalf blickte traurig drein, denn die Seelenfresserin sprach die Wahrheit, auch wenn es ihm eigentlich nicht passte. Aber sie würde keinen Schritt weiterkommen, sondern sogar verhindert sein, wenn sie Peter und Kauko mitnahmen.

„Aber wo sollen sie hin?“ wollte Tjalf wissen.

„Wir könnten sie begraben“, schlug der Professor vor.

„Nein!“ reif Tjalf und begann zu weinen.

„Aber sie sind tot, alle beide“, erklärte Professor Lux.

„Du warst es auch und dich hat man zurückgeholt“, entgegnete der Venator.

„Wir haben aber keinen Nekromanten hier“, wies der Professor den Unterschied auf.

„Es muss eine Möglichkeit geben“, sprach Tjalf laut und deutlich seine Gedanken aus.

„Ich kenne einen Nekromanten“, verriet Filum, „aber hattest du nicht gesagt, wir sollten Larvaster aufhalten? Wie können zunächst diese Mission zu Ende bringen und dann zu dem Totenbeschwörer gehen.“

„Und wo lassen wir sie?“ wollte Tjalf wissen.

„Wir verstecken sie unter der Erde und holen sie danach wieder heraus“, bestätigte die Hexe den Vorschlag des Professors.

„Und wir markieren diese Stelle“, ergänzte Hanna.

In diesem Moment merkte Tjalf, dass er niemanden von ihnen überzeugen könnte, auch nur einen der beiden mitzunehmen. Er sah auch ein, dass er auch sie dadurch unnötig in Gefahr brachte. Sein einziges Problem bestand darin, sie hier auf sich gestellt liegen zu lassen.

„Okay“, sagte Tjalf schließlich, „machen wir es so.“

Sie buddelten zwei Löcher in die Erde. Erstaunlicherweise wurde sie von weiteren Untoten nicht belästigt, sodass sie schnell vorankamen. Die legten sie Peter und Kauko hinein und machten sie wieder zu. Als Erkennungszeichen schoben sie eine große Mülltonne drauf. Sie befand sich in der Nähe und fiel an dieser Stelle nicht weiter auf.

„Bis bald“, sprach Tjalf und war im Begriff, mit seiner Gruppe voranzuschreiten, als er eine Masse an Monster sah, die alle nebeneinanderstanden, um ihnen den Weg zu versperrten.

„Larvaster!“ rief Hanna.

„Falsch“, machte Luzifer sofort klar, „mein Antlitz gleicht ihm, aber der Rest von ihm ist Unterweltkönig, durch und durch.“

„Ach du meine Güte“, zeigte sich Filum überrascht, „dann haben wir keine Chance.“

„Sei doch nicht so pessimistisch“, widersprach Hanna, „wir werden ihm das Handwerk legen.“

„Das glaube ich kaum“, machte Luzifer klar, „denn immerhin seid ihr nur ein paar und wir ganz viele. Wie wollt ihr da etwas gegen uns ausrichten?“

„Das verraten wir doch jetzt nicht“, antwortete der Professor.

„Weil ihr nichts habt, sonst hättet ihr mich schon längst platt gemacht“, entgegnete der Unterweltherrscher.

„Auch wenn du den Seelenfresser besiegt hast, mit uns wirst du nicht so leicht fertig“, machte Hanna deutlich.

„Da ich auf das Gedächtnis von Larvaster zugreifen kann, ist mir auch klar, dass ihr nicht so mächtig seid wie ihr vorgebt“, entgegnete der Unterweltherrscher, „zumal ihr nicht mal mehr im Besitz der Artefakte seid, denn die vereine ich.“

In diesem Moment kam ein Elektroschlag, der Luzifer am Gesicht streifte. Er raste an dem Unterweltkönig vorbei und schlug inmitten der Monster ein, sodass einige von ihnen den Tod fanden. Luzifer drehte sich, wie auch Tjalf und die anderen, in die Richtung aus der der Schuss stammte und erblickte Bartholomäus.

„Endlich“, freute sich Tjalf und ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht.

Es verschwand wieder als der Unterweltherrscher sich konzentrierte und ebenfalls mit einem Elektrostoß reagierte. Bartholomäus sprang rechtzeitig zur Seite, sodass er nicht getroffen werden konnte.

„Mir reichen diese Spiele, macht sie fertig“, befahl er.

Von einem auf den anderen Moment stürmten unzählige Untote und Monster auf die Bande und auf Bartholomäus zu. Sie wehrten sich mit magischen Angriffe. Anders als bei den Blutknochen und Zombies erwiderten die Monster ebenfalls mit magischen Attacken. Der Professor trat als einziger den Rückzug an und musste erkennen, dass sogar hinter ihm Angreifer waren.

Er schnappte sich ein Holzbrett vom Boden und holte aus, schlug zu und traf den ankommenden Zombie mitten ins Gesicht. Dieser wankte und fiel um, aber war noch nicht erledigt. Daher musste Professor Lux nachsetzen, allerdings war seine Hemmschwelle weitaus größer als bei den anderen.

Er holte aus und stoppte mitten in seiner Aktion, als der Zombie sich aufrichtete. Der Professor bekam Panik und schlug derartig fest zu, sodass sich der Kopf vom Rest des Körpers trennte. An seinem Brett klebte eine Mischung aus Blut und Schleim.

Kaum konnte er seinen Erfolg realisieren, attackierte ihn ein weiterer von hinten und biss ihm in den Oberarm, was sehr schmerzte. Reflexartig drehte er sich und schlug diesen Zombie ebenso ins Gesicht. Er verlor das Gleichgewicht und landete auf der Erde. Professor Lux rammte ihm danach das Holzbrett in den Schädel.

Danach folgten weitere Zombies und auch Blutknochen, denen er nach seiner Einschätzung nicht entkommen konnte, ganz gleich, was er tat. Des Weiteren waren die anderen aus der Bande zu weit weg und zu beschäftigt, als dass sie ihm zur Rettung kommen konnten.

„Das wird wohl mein Ende sein“, sprach er mit sich selbst.

Er griff nach dem Holzbrett, zog es aus dem Kopf des Zombies heraus und machte sich bereit, einen Kampf auf Leben und Tod zu bestreiten. Aber es kam nicht dazu, denn sie blieben plötzlich stehen. Professor Lux verstand nicht, weshalb und war verunsichert.

Im darauffolgenden Augenblick machten sie kehrt und bewegten sich in Richtung der anderen. Der Professor wurde in Ruhe gelassen und ignoriert. Sie schlurften an ihm vorbei als wäre er Luft. Obwohl er es nicht verstand, aber Angst bekam, verhielt er sich ruhig. Er zitterte am ganzen Körper. Mit dem Holzbrett stehend, zogen alle an ihm vorbei und nach kurzer Zeit war es nahezu frei um ihn herum. Professor Lux versorgte seine Wunde notdürftig und versteckte sich, bevor es sich die Wesen anders überlegen sollten.

Bartholomäus konnte auf geschickte Art und Weise mit magischen Attacken und mittels seines Stabes seine Angreifer alle ausschalten. Er war geübt und noch voller Kraft, sodass er noch länger durchhalten konnte.

Tjalf erging es ähnlich, denn seine Wut war seine Energiezelle und hatte offenbar unendliche Ressourcen. Er schuf Feuerbälle und machte Blitzattacken, da diese am einfachsten waren und die Masse ausschalten konnten.

Hanna musste ordentlich kämpfen, denn sie verfügte nicht über Magie. Das erschwerte ihre Verteidigung, denn sie konnte zwar einzelne aufhalten, aber eben nicht die gesamte Horde. Sie war gezwungen, sich weiter zurückzuziehen und den Schutz der andere zu suchen.

Filum hatte nicht mehr die Stärke wie einst und deshalb Mühe, mit Bartholomäus oder auch Tjalf mitzuhalten, aber sie befand sich nicht in Gefahr. Sie verfügte über ausreichend Erfahrung als Hexe und dies half ihr in diesem Moment.

Corax war ein recht junger Zauberer. Als Krähenmann gab es ihn schon wesentlich länger. Daher wirkte er ungeübt, aber er hatte offenbar ein Talent, mit seiner Magie umzugehen. Zudem erhob er sich in die Lüfte, um von oben herab, die Ungetüme auszuschalten.

Luzifer reichte es, denn seine ganze Armee konnte keinen entscheidenden Angriff gegen die Bande durchsetzen, obwohl sie ihnen um das Vielfache überlegen waren. Leider konnte er seine Truppe nicht dazu holen, denn sie waren einfach zu weit weg, sodass es einige Zeit dauern würde, ehe sie dazustießen.

Für ihn bestand seine einzige Möglichkeit darin, sie einzeln auszuschalten und so seine Eroberung der Menschenwelt fortsetzen zu können. Er hatte durch Larvasters Erinnerung eine Vorstellung davon, dass sie eine Gefahr darstellen konnten. Das galt besonders für den Venator.

Daher werde er auch ihn zuerst attackieren, aber ehe er es konnte bemerkte er eher zufällig, wie ein magischer Angriff in seine Richtung ging. Er wich diesen rechtzeitig aus und erkannte, dass es sich bei dem Angreifer um Fernanda handelte. Sie war zurückgekehrt, um ihren Fehler wiedergutzumachen.

„Dann sollst du die erst sein“, sagte er und startete einen Feuerangriff auf, indem er einen Feuerball abschoss.

„Wir sollte uns auf den Unterweltherrscher fokussieren“, schlug Corax vor, „wenn er erledigt ist, dass fallen alle anderen automatisch.“

Tjalf fand es eine gute Idee und sah einen Blitz, der in die Richtung des Unterweltkönigs flog. Als er in rückwärts verfolgte, konnte er eine Gestalt erblicken, die ihm unbekannt war. Da sie Luzifer angriff, war es ihm derzeit gleich, ob er sie kannte oder nicht.

„Wir haben offenbar eine Unterstützung“, rief er und zeigte in ihre Richtung.

„Wer ist sie?“ wollte Hanna wissen.

„Ist doch egal, Hauptsache ist, sie hilft uns“, entgegnete der Venator.

„Hast du auch wieder recht“, musste die Seelenfresserin zugeben und versuchte weiter, Monster aus dem Weg zu räumen, da sie bei dem magischen Gesamtangriff keine Rolle spielte.

Ebenso wenig wie der Professor es tat, für den es nun ein Leichtes war, die Zombies und Untoten auszuschalten. Corax und Filum folgten Tjalf bei ihren Zauberangriffen und feuerten alles in die Richtung des Unterweltherrschers. Bartholomäus sah dies und machte es ihnen nach. Allerdings unterbrach er seine Attacke immer dann, wenn ein Monster ihm zu Nahe kam und er es mit seinem Stab erledigen musste.

Fernanda machte sich auf, um zu der Bande zu gelangen. Sie hatte einen Plan, aber brauchte dafür Verbündete, die sie unterstützen. Da diese Kämpfer den Unterweltherrscher angriffen, gehörten sie wohl zu den Guten und vielleicht waren sie daran interessiert, bei ihrem Plan mitzuwirken.

Auch Bartholomäus näherte sich seinen Freunden immer weiter. Die Hexe erreichte Tjalf und seine Leute, als Hanna sie bemerkte. Sie erschrak etwas, da nicht sicher war, ob es sich um einen Freund oder Feind handelte.

„Die Frau ist hier“, rief die Seelenfresserin und die anderen drehten sich um, während sie weiter Luzifer attackierten.

Dieser hatte schwer damit zu kämpfen, den Attacken entweder auszuweichen oder etwas entgegenzusetzen. Aber es gelang ihm, Hanna zu treffen, weshalb die Gruppe sich nicht gleich mit der Hexe austauschen konnte. Es war zum Glück keine ernsthafte Verletzung. Hanna signalisierte dies, indem sie sich aufrichtete und etwas lächelte.

„Ist alles in Ordnung“, rief sie.

„Wer bist du?“ fragte Tjalf, immer noch Luzifer attackierend.

„Mein Name ist Fernanda“, antwortete sie und unterstützte ihn bei den Angriffen, „ich bin eine Matkus und kann euch helfen, zu entkommen. Ich benötige aber eure Unterstützung, ihn zu vernichten.“

„Eine Matkus?“ fragte Tjalf und war ein wenig überrascht, denn er kannte ja noch einen und dachte, sie seien extrem selten, „wir kannten auch einen. Leider hat es ihn erwischt. Gerne bieten wir dir unsere Hilfe an. Wie sieht dein Plan aus?“

„Wir fliehen in die Vergangenheit und verhindern, dass er wieder befreit wird“, verriet sie.

Luzifers Angriffe wurden stärker und er kämpfte sich weiter vor. Es dauerte nicht mehr lang, ehe er bei ihnen war. Es war der Moment, indem er sie besiegen würde, denn sie hatten keine Chance gegen ihn. Fernanda drehte sich um und schuf ein Portal. Luzifer erkannte dies und wollte es verhindern, indem er sie abschießen wollte. Jeder Versuch wurde jedoch von den anderen unterbrochen, denn sie erkannte, wer oder was die Unbekannte war.

„Beeile dich, sonst war es das bald“, rief Tjalf.

Zurück in die Vergangenheit


„Das wird euch nicht gelingen!“ brüllte der Unterweltherrscher und intensivierte die weiteren Angriffe, weshalb Hanna nochmals erwischt wurde.

Auch in diesem Fall hatte Hanna Glück und es war nur ein Streifschuss, der zwar sehr schmerzte, sie aber nicht lebensgefährlich verletzte. Tjalf konterte mit einem kraftvollen Angriff, der wiederum Luzifer traf, wenn auch nicht voll. Er hielt ihn aber einen Moment auf, indem das Tor fertig war.

„Los, macht schon“, rief Fernanda, „jetzt oder nie.“

Der Professor, Bartholomäus, Hanna, Corax, Filum, Tjalf und Fernanda sprangen alle in das Portal. Sie passierten den gleichen farbenfrohen und hellleuchtenden Tunnel wie beim Kauko schon und erreichten ihr Ziel. Allerdings mussten sie Fernanda nicht festhalten und landeten alle ohne einen Schaden davonzutragen.

„Darf man erfahren, wer du bist?“ wollte Hanna wissen und sprach für alle, außer für Tjalf, der sich schon kannte.

„Ich bin Fernanda, eine Matkus und kann durch Zeit und Raum reisen“, antwortete sie.

„Dann musst du eine besonders starke sein, wenn du uns alle mitnehmen kannst“, erkannte Professor Lux.

„Ja, möglicherweise. Ich habe gehört, ihr kanntet einen Vertreter meiner Spezies“, sprach Fernanda.

„Das stimmt, er war bei weitem nicht so stark wie du und er ist leider von uns gegangen“, erklärte Tjalf.

„Das ist bedauerlich. Ich bin damals von meinen Leuten geflohen, da sie meine Fertigkeiten immer ausgenutzt haben und mich unterdrückten“, erzählte die Hexe von sich.

Erst jetzt schauten sich alle etwas um, da das Portal sich schloss und niemand ihnen gefolgt war. Es hätte sein können, dass Luzifer ihnen auf den Fersen war.

„Ist das die Unterwelt?“ fragte Tjalf.

„Ja, sie wird so genannt“, antwortete Fernanda.

„Warum sind wir an diesem Ort?“ wollte Hanna wissen, „immerhin ist er der Unterweltkönig. Es ist meiner Auffassung nach nicht besonders klug, hier gegen ihn anzutreten.“

„Das mag zutreffend sein“, bestätigte die Hexe, „aber wir sind etwa in die Vergangenheit gereist. Wir müssen ein Wesen Namens Larvaster aufhalten, der bald in diesem Tempel Luzifer zum Leben erweckt.“

„Larvaster? Dieser Mistkerl. Der hat uns alles eingebrockt“, ärgerte sich Bartholomäus.

„Wir müssen ihn ein für allemal aufhalten“, machte der Professor klar und wirkte motiviert und stark, anders als es sonst der Fall war.

„Dann sind wir genau dort, wo wir hätten zu dieser Zeit sein sollen“, sagte Tjalf.

„Richtig“, pflichtete Fernanda ihm bei, „allerdings ist Larvaster schon da drin, wenn wir uns nicht beeilen, dann ist es zu spät.“

Sofort machten sich alle auf, um in den Tempel zu gelangen. Sie kamen hinein, da der Weg frei war. Sie waren vorsichtig, gerade, weil sie wussten, dass Larvaster mindestens so gefährlich war, wie der Unterweltkönig. Immerhin verfügte er zu diesem Zeitpunkt bereits über alle Artefakte des Todes.

Larvaster befand sich gerade vor dem Altar, als er bemerkte, dass sich jemand näherte. Sofort drehte er sich um und erkannte, dass es Tjalf und seine Verbündeten waren und eine Person, die er nicht zuordnen konnte.

„Wie seid ihr hierhergekommen?“ fragte er, denn das war nahezu unmöglich, ohne fremde Hilfe, „das liegt an der da, oder?“

„Schon möglich“, antwortete Tjalf, „aber wir haben dich nicht aufgesucht, um ein nettes Pläuschen mit dir zu halten, sondern um dich ein für alle Mal zu erledigen.“

„Das hast du schon oft gesagt“, lachte Larvaster, „und bedenke, ich bin um einiges stärker als ohnehin schon.“

Bartholomäus war es zu bunt, denn er wollte nicht, dass Larvaster dieses Mal überlebte oder Luzifer entstehen konnte. Daher griff er den Seelenjäger aus heiterem Himmel an. Der Blitz streifte Larvaster nur. Er verdeutlichte aber, dass es die Bande ernst meinte.

Sofort gab er eine Antwort, indem er den Diviator mit der schwarzen Masse attackierte. Bartholomäus wich aus. Der Kampf hatte gestartet. Im Inneren von Larvaster hatte Luzifer keine Chance zu intervenieren, denn er sah, was die Bande vorhatte.

Die Angriffe und Verteidigungen gingen hin und her. Hanna war erneut die erste, die es traf und dieses Mal blieb sie liegen, da es ihr Bein getroffen hatte. Larvaster rammte plötzlich seine Faust in die Erde und sie begann zu beben. Außer Bartholomäus riss es alle von den Beinen, sodass sie auf der Erde landeten.

Larvaster lief, setzte zum Sprung an und schlug Tjalf mitten ins Gesicht. Der junge Venator flog einige Meter durch den Tempel und knallte gegen eine Wand. Er spürte den tiefen Schmerz und die Wut, die sich in ihm ausbreitete. Er stand rasch wieder auf, was den ankommenden Seelenjäger ein wenig beeindruckte, denn er hatte beim Schlag das Gefühl sein Gegner ordentlich erwischt zu haben.

Kaum waren alle wieder auf den Beinen, wiederholte Larvaster die Erdbebenattacke und es haute erneut alle um, inklusive Bartholomäus. Dann sprang er zum Venator. Im Flug zog er seinen Stab, der sich automatisch verlängerte und rammte es Tjalf mitten in die Schulter. Er wollte es ihm eigentlich ins Herz oder in den Kopf stechen, aber er traf einfach nicht genau genug. Er zog es ihm wieder raus. Tjalf blutete.

Tjalf schoss genau in diesem Moment eine seiner Feuerkugel ab. Larvaster wurde dadurch zurückgeworfen und entsprechend leicht verletzt. Die anderen erhoben sich wieder und griffen den Seelenjäger alle zusammen an. Er wurde voll getroffen und nach hinten gedrückt, bis er gegen die Tempelwand knallte. Dann stoppten sie.

„Ist er tot?“ fragte Bartholomäus.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Tjalf.

Kaum hatte der Venator fertig gesprochen, stand der Seelenjäger wieder dort, als wäre nichts geschehen. Es beängstigte die Gruppe und sie wollten ihn sofort attackieren, aber er ließ es nicht zu, denn er schuf eine Welle aus schwarzer Masse, der keiner entkommen konnte. Die Masse umschloss die Gegner und machte sie bewegungsunfähig. Das reichte aus, um sie alle ausschalten zu können.

Der Seelenjäger entschied sich natürlich für Tjalf, denn er war es immer, der ihm in die Quere kam, um an die Macht zu kommen. Er war es, der der Venator war, der Auserwählte und wenn er ihn töten würde, dann wäre der ganze Spuk vorbei. Er hüpfte zu Tjalf hinüber und packte ihn.

„Immer wieder durchkreuzt du meine Pläne“, sprach er, „damit ist jetzt vorbei.“

Tjalf wollte sich wehren, aber er merkte, dass seine Kraft fast am Ende war. In diesem Moment spürte er das erste Mal, wie sich der Tod anfühlen konnte. Es war tatsächlich so wie viele sagen oder wie er es in Filmen oder Serien schon gehört hatte- das Leben zog im Zeitraffer an einem vorbei.

Larvaster ließ sich einen Moment zu lange Zeit, um seinen Sieg zu genießen. Er überschätzte sich, das war seine größte Schwäche. In diesem Augenblick schaffte es Bartholomäus dem Seelenjäger mittels einer Blitzattacke von dem Mord an Tjalf abzuhalten.

Der Venator nutzte die Chance und packte seine Hände um das Gesicht des Seelenjägers und konzentrierte sich, sodass er einen sehr starken Angriff kreieren konnte. Er schuf eine Blitzattacke, die den Seelenjäger nach hinten stieß und dermaßen verletzte, sodass er schrie. Er hatte immense Schmerzen und verstummte nach einiger Zeit.

„Tjalf!“ rief Bartholomäus und befreite sich als erster aus der schwarzen Masse.

Er sprintete zu seinem Freund und löste die Masse vom Körper des jungen Mannes. Kaum war er frei, brach er aus Erschöpfung zusammen und fiel zu Boden. Bartholomäus wollte ihn halten, aber es gelang ihm nicht. Auch er hatte viel Energie verloren und ließ Tjalf erstmal liegen.

Er lief zu den anderen und machte die schwarze um sie herum frei, damit sie herauskamen. Schnell erkannten sie, dass Larvaster wohl tot war, aber auch, dass Tjalf unweit daneben lag. Der Professor brach ebenfalls zusammen.

„Hat es Tjalf erwischt?“ fragte Hanna und ging zu ihrem Freund.

Tjalf hatte seine Augen offen und lächelte etwas, denn er hatte ein gutes Gefühl. Er nahm an, dass Larvaster tot war. Für ihn war es, als wenn mit dem Tod des Seelenjägers jeder Stein von seiner Seele gefallen wäre. Dennoch war er dermaßen schwach, sodass er immer wieder die Augen schloss.

„Tjalf, ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte die Seelenfresserin.

„Irgendwie schon“, antwortete er.

Fernanda kam zu Tjalf und schaute ihn an.

„Ich will euch ja nicht den Spaß verderben, aber wir sollten schnellstens zurück in unsere Zeit“, sprach sie, „auch wenn ihr alle sehr angeschlagen seid.“

„Meinetwegen“, sagte Tjalf mit schwacher Stimme.

Hanna stieß plötzlich einen Schrei aus, denn Larvaster hatte sich wie von Neuem erhoben. Er ging schnurstracks auf den Venator zu. Hanna packte er, als sei sie nichts und schleuderte sie durch die Luft. Bartholomäus griff ihn an, aber auch ihn schlug er einmal und der Diviator fiel zu Boden. Der Seelenjäger traf nach Bartholomäus wurde bewusstlos. Der Professor konnte nichts tun, denn er war gerade selbst angeschlagen. Corax und Filum schickte er einen Blitz und traf damit beide. Fernanda warf sich zu Boden, um einem Angriff zu entgehen.

Dann packte er Tjalf und erhob ihn ein wenig. Tjalf wollte sich zur Wehr setzen, aber es gelang nicht. Auf einmal spürte er, wie ihn all die Wut und Enttäuschung überkam und sich mit Magie, die er nicht verstand, auf Larvaster übertrug.

Der Seelenjäger schrie. Er konnte sich nicht befreien und der Schmerz breitete sich weiter und weiter aus. Die Tjalf drückte so fest er konnte und die Gedanken an all die Toten, die Larvaster zu verantworten hatte, gingen durch seinen Kopf und mit ihnen der Schmerz, den jeder einzelne in den Momenten ihres Todes empfanden hatte.

Irgendwann verließ das Leben den Körper des Seelenjägers und brach zusammen. Tjalf konnte sich nicht halten und er fiel auf den Erdboden. Er nahm für einen Augenblick war, dass mit den Gedanken die Wut gegangen war, aber eben auch eine große Energie.

Die anderen waren dermaßen verletzt, sodass sie sich kaum erheben konnten. Für Fernanda war wichtig, dass alle zurück in ihre Zeit kamen, denn sonst wäre es fatal, was mit allen Welten geschehen würde. Sie ging zuerst zu Tjalf und konnte sehen, dass er noch immer lebte.

„Tjalf?“ fragte sie und erwartete seine Reaktion.

„Ich weiß, wir müssen zurück“, antwortete er.

„Das ist nicht alles“, entgegnete sie, „wir müssen ebenso den Tempel zerstören, denn sonst holt er sich einen anderen, der es für ihn macht. Es wäre dann eine Frage der Zeit, ehe er zurückkehrt und alle tötet.“

„Dann sollten wir das Gebäude den Boden gleichmachen“, pflichtete Tjalf ihr bei.

Daraufhin sammelten alle ihre letzte Energie, um auf den Tempel zu schießen. Es dauerte eine Weile, denn die Kräfte waren einfach nicht in der Art vorhanden, wie noch zu Beginn.

Die Wände des Tempels gaben nach und sprangen auf. Nach einiger Zeit entstanden Risse und es wackelte. Dann brach ein ganzer Teil zusammen und die Bande wusste, dass sie gehen sollten.

„Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für ein Portal“, rief Tjalf.

„Bin dabei“, sagte Fernanda und begann mit ihren Kräften ein weiteres Tor zu schaffen, damit sie zurück in die Gegenwart gelangen konnten.

Der Tempel drohte schneller zerstört zu werden als gedacht. Einige Stück des Daches fielen hinab und hätten beinahe Filum getroffen, wenn sie nicht rechtzeitig ausgewichen wäre. Da der Professor bewegungslos auf dem Boden lag, packte ihn Bartholomäus und trug in Richtung Fernanda, damit er zügig durch das Tor kommen konnte, sobald es fertig war.

„Fernanda, beeile dich, bitte“, rief Hanna, die langsam das Gefühl nicht los wurde, dass die Bande sich ihr eigenes Grab geschaffen hatte.

„Ich mache ja schon“, erwiderte die Hexe, „nur durch Hetzen werde ich auch nicht schneller.“

Fernanda holte alles heraus, was sich noch an Energie in ihrem Körper befand, aber das Portal war noch immer nicht geschaffen. Langsam wurde neben der Seelenfresserin, auch noch Bartholomäus, denn er hielt nicht nur seinen Freund, den Professor, im Arm, sondern schaute mit Besorgnis an die Decke, die jeden Moment hinabfallen könnte.

Fernanda vollendete das Portal und Bartholomäus durchquerte mit Professor Lux auf dem Arm als erstes das Tor. Es folgte Tjalf mit Hanna an seiner Seite, denn sie konnte fast nicht mehr voranschreiten. Danach ging Corax durch das Portal. Hinter ihm befand sich Filum und am Ende wollte Fernanda hinterherkommen, als sie ein schweres Teil vom Dach des Tempels am Kopf traf.

Ihr wurde schwarz vor Augen, sie verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden wie ein nasser Sack. Die anderen bekamen von der Tragödie nichts mit, da sie sich entweder noch im Tunnel befanden oder sich schon wieder in der Gegenwart befanden.

Nachdem Filum das Portal passiert hatte, schloss es sich sofort. Sie, wie auch der Rest der Bande realisierten zunächst nicht, dass Fernanda fehlte. Die Matkus lag auf der Erde und spürte, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, da sie derartig große Schmerzen verspürte.

Schlimmer war eigentlich, dass sie ein weiteres Dachstück erblickte, dass sich gerade vom Rest gelöst und hinabfiel. Es würde die Hexe ganz sicher treffen. Fernanda dachte darüber nach, wie sie einst von ihrer Welt geflohen war und wie sie sich zu einer wohlhabenden, intelligenten und erfolgreichen Frau gemacht hatte. Erst jetzt als Luzifer sie reingelegt hatte und sie beschlossen hatte, sich dagegen zu wehren, merkte sie, wie gut es war, es getan zu haben. Ihre Tochter Saira wäre stolz auf sie. Damals hatte Fernanda sie zurücklassen müssen, weil sie nach ihrer Flucht aus der Gefangenschaft nicht wusste, wo sich Saira aufhielt.

Als der Brocken auf ihren Körper fiel und Fernanda den Tod fand, war sie glücklich. Sie hatte etwas Gutes aus freien Stücken getan. Sie lächelte und sah, wie ihr Leben innerhalb von Sekunden endete. Dann wurde alles schwarz. Es war vorbei.

Tjalf, Hanna, Bartholomäus, Filum und Corax waren allesamt am Ende mit ihren Kräften. Offenbar existierte Luzifer nicht mehr, aber einen Krieg gab es dennoch. Die Stadt war noch immer zerstört und Zombies, Blutknochen und andere Monster befanden sich noch immer überall.

„Wie kann das sein?“ fragte Tjalf mit Verzweiflung in seiner Stimme.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Hanna.

„Wo ist eigentlich Fernanda?“ fragte Filum, da es ihr in dem Moment aufgefallen war.

„Oh nein“, rief Hanna, „sie hat es nicht geschafft.“

„Warum müssen alle Matkus immer sterben?“ fragte Tjalf und regte sich auf, „sie haben alle versucht, uns zu helfen.“

„Es nähert sich eine Horde von Monstern und Zombies“, informierte Corax die anderen.

„Ich schaffe das nicht mehr“, sprach Hanna und brach zusammen, „ich bin am Ende.“

„Wir alle sind am Ende“, sagte Bartholomäus, „aber es hilft nichts. Wir haben keine andere Wahl, den sonst ist die Welt zugrunde gegangen.“

„Ich kann trotzdem nicht mehr“, entgegnete sie und kippte vor Erschöpfung um.

„Der Professor ist auch hinüber“, meinte der Diviator und legte ihn auf die Erde.

„Dann müssen wir zu Viert weiterkämpfen“, machte Filum deutlich, „aufgeben werde ich zumindest nicht.“

„Ich auch nicht“, verdeutlichte Bartholomäus.

Sie rissen sich zusammen und griffen die ankommende Horde aus Monstern mit ihrer Magie an. Tjalf allerdings brachte nicht einen zustande. Im Gegenteil, es sah aus, als könnte er es nicht mehr.

„Was ist los?“ fragte Bartholomäus.

„Ich habe keine Ahnung, aber meine Magie funktioniert nicht mehr“, antwortete Tjalf und bekam etwas Panik, denn ohne sie war er praktisch wehrlos.

„Nimm‘ meinen Stab“, sagte der Diviator und warf Tjalf die Waffe rüber, die der junge Mann erstmal nicht fing.

Er griff daneben und musste den Stab vom Boden aufheben. Tjalf fühlte sich nicht nur schwach, sondern darüber hinaus auch noch ungeschickt. Er hatte keine Zeit, sich zu fragen, was mit ihm geschehen war, da die Monster immer näherkamen, denn so sehr sich Filum, Corax und Bartholomäus auch anstrengten, sich konnten ihre Feinde nicht aufhalten.

Einer der Monster fiel besonders auf, da er allein voran auf die Bande zustürmte. Er hatte ein menschliches Aussehen, wirkte aber auf alle mächtig. Sie musste alles auf ihn feuern, sonst wäre er beinahe zu ihnen gelangt.

„Das muss ein Dämon gewesen sein“, vermutete Bartholomäus, „allein wegen der Kraft und der Art.“

In diesem Moment erwachte der Professor. Er fühlte sich nicht mehr wie zuvor. Er war, im Gegensatz zu den anderen, voller Kraft. Filum hatte sich eher zufällig umgedreht als sie erkannte, dass Professor Lux sich erhoben hatte. Was sie sah, erschreckte die Hexe, denn er hatte sich sehr verändert.

„Schaut mal, der Professor“, rief sie.

Tjalf, Bartholomäus und Corax wandten sich ihm zu und waren ebenso erschrocken, wie verblüfft. Tjalf verglich ihn mit den Monstern aus der Horde und erkannte, was er geworden war.

„Er ist ein Zombie“, sagte er.

„Dann muss er gebissen worden sein“, vermutete Bartholomäus, „wir sollten ihn am besten gleich erledigen.“

„Nein“, unterbrach Tjalf den Angriff des Diviators, „vielleicht kann er gegenankämpfen.“

„Dafür haben wir nicht die Zeit“, sagte Corax, „denn immerhin kommen da sehr viele Monster, um die wir uns kümmern wollten.“

„Dann sollten wir fliehen“, schlug Tjalf vor, „um zu überleben.“

„Das klingt vernünftig“, musste der Krähenmann zugeben und flog in die Lüfte, um Ausschau zu halten.

Allerdings erkannte er, dass sie von Monstern umzingelt waren. Ein Entkommen war nicht möglich. Es brachte ihn zum Verzweifeln. Er landete und berichtete den anderen von seiner Entdeckung.

„Damit sind wir Totgeweihte“, sprach Bartholomäus.

„Kannst du nicht alle von uns wegfliegen?“ fragte Tjalf.

„Leider habe ich nicht die Kraft“, antwortete Corax, „zumal ich nicht weiß, wie lang die Strecke ist.“

Der Professor wollte sie ebenfalls angreifen. Er benahm sich als stünde er unter einem Bann. Dennoch konnte Tjalf sich vorstellen, dass doch noch ein kleiner Rest vom Professor übriggeblieben war.

„Professor Lux“, sagte er zu dem Zombie, „ich bin es, Tjalf. Sie kennen mich. Erinnern Sie sich?“

Professor Lux, oder besser gesagt Zombie- Professor Lux machte weiter Schritte auf den jungen Mann zu, als hätte er gar nicht kapiert, worum es Tjalf ging. Bartholomäus stellte sich seinem Freund zur Seite.

„Er wird es nicht verstehen, das ist dir klar, oder?“ fragte er, „er ist ein Zombie und verlangt nach Fleisch. Der Professor ist schon lange tot.“

„Ich werde nicht aufgeben“, erwiderte Tjalf, „und nicht noch einen Freund verlieren.“

„Am Ende beißt er dich und dann?“ konfrontierte der Diviator ihn, „dann wirst du auch zum Zombie.“

Tjalf wollte das nicht glauben und zeigte sich zuversichtlich. Es musste doch etwas geben, was stärker als das Verlangen nach Nahrung, wie im Zombiefall, Menschenfleisch. Für Tjalf war es ganz klar die Freundschaft und die Liebe. Immerhin konnte sich Hanna auch zusammenreißen, da sollte Professor Lux es doch ebenfalls gelingen.

„Professor Lux“, rief er nochmal, „wir sind es, ihre Freunde. Versuchen Sie sich zu erinnern. Sie schaffen das.“

Ganz gleich, was Tjalf auch versuchte, der Zombie- Professor stoppte seinen Angriff nicht und war ihm sehr Nahe gekommen und ehe Tjalf darauf reagieren konnte, durchströmte dem Zombie- Professor ein Blitz, der aus den Händen des Krähenmannes kam.

„Nein!“ schrie Tjalf, „nein, er darf nicht sterben.“

„Tut er auch nicht“, verriet Corax, „ich habe ihn lediglich bewusstlos geblitzt, damit wir uns um die anderen Monster kümmern können, denn wir sollte etwas unternehmen, sonst ist es egal, was mit dem Professor ist, denn dann sind wir alle tot.“

Im nächsten Augenblick attackierten die Monster die Bande mit allem, was sie hatte. Bartholomäus wurde getroffen und durch die Luft geschleudert. Corax versuchte sich zu wehren und erlitt ebenfalls einen Treffer, ebenso wie Tjalf. Der Krähenmann landete genau auf den jungen Mann.

Filum war noch die einzige, die sich lange verteidigen konnte, aber schlussendlich durch mehrere Treffer gezwungen war aufzugeben. Die Hexe knallte auf die Erde. Die Geisterbande lag dort, ohne Bewusstsein und mit einer saftigen Niederlage.

Tjalf war der letzte, den es wachhielt, aber ihm war derartig schummrig, da seine Wunde ihn zu schaffen machte. Er dachte darüber nach, dass er dieses Mal nicht entkommen könnte und möglicherweise den Tod finden sollte. All die Mühe gegen Luzifer und Larvaster zu bestehen und am Ende war alle vergebens. Es ärgerte ihn, aber konnte nun nichts mehr dagegen unternehmen.

Das nächste, was er sah, bevor er seine Augen schloss, war ein helles Licht, dass sich vom Himmel ausgehend über die ganze Straße, die gesamte Stadt und womöglich über die ganze Erde erstreckte. Was es war, wusste er nicht. Dann wurde es schwarz.

Epilog


Mereg gehörte zu der Art der Dämonen. Er war kein Erzdämon, dafür war einfach noch zu jung. Seine Hülle war ebenfalls noch recht jung. Eine Hülle war ein Körper, den er als Wirt nutzte. Als der Kampf gegen die Menschenwelt in der Unterwelt ausgerufen wurde, war er sofort dabei.

Mereg wollte allen zeigen, dass er es draufhatte und eine Möglichkeit finden in der Gunst einer der Erzdämonen aufzusteigen. Wie jeder Dämon wollte für das Böse dienen. Er war mit vielen anderen Unterweltwesen in die Menschenwelt gekommen und griff sie.

Er tötete unzählige, ehe er auf eine Gruppe von Kriegern traf, die sich vehement wehrten und er unglücklicherweise einen herben Treffer abbekam. Er wollte sich zur Wehr setzen und ihnen zeigen, dass er keiner Schwäche hatte. Daher lief er voraus.

Er sollte, dass sie verzweifelten, damit sie Angst bekamen und er sie erledigen konnte. Allerdings rechnete Mereg nicht damit, dass sie ihre Angriffe auf ihn fokussierten und er auf diese Weise mehrere Volltreffer einstecken musste, das Gleichgewicht verlor und auf den Boden knallte. Seine Hülle war hinüber.

Mereg aber lebte noch. Er befand sich in einen toten Körper, der ihn als Wirt nichts mehr nützte. Das schlimmste, was einem Dämon passieren konnte, war ein toter Körper beziehungsweise das Verlassen, denn dann waren sie schwach und klein.

Er war gezwungen, denn die anderen würden ihn tottrampeln, wenn er ihnen im Weg herumlag. Daher quetschte er sich durch den Mund hinaus in die Welt. Er sah sich um, ob es einen Ersatzkörper gab, aber konnte auf Anhieb erstmal keinen finden.

Er musste weiter, sonst würde er sterben. Ein Dämon konnte ohne einen Wirt etwa ein bis zwei, manche auch drei aushalten. Der Mensch, meist war es einer, gab ihm Leben. Daher musste es ein lebendiges Wesen sein. Theoretisch ging auch jedes Tier. Aber wer wollte das schon?

Mereg schaute sich weiter um, während die anderen Monster unter ihm entlangrauschten und die Gruppe attackierten. Er selbst war aus eigener Sicherheit nach oben geflogen. Immerhin setzten sich die Unterweltwesen durch, dachte er sich, als er ein helles Licht bemerkte.

Er hatte sowas noch nie gesehen, aber wusste als Dämon instinktiv, um was es sich handelte. Da es von Himmel ausging, konnte es sich nur um einen Engel handeln. Zwar hatte man viele Jahre keinen mehr gesichtet, aber es war nicht unmöglich.

Mereg musste zusehen, sonst wäre er binnen Minuten tot. Daher schwebte er panisch zwischen all den Toten und Monstern, um einen Wirt zu finden, als er einen jungen Mann am Boden liegen sah, der sehr erschöpft wirkte.

Es war definitiv ein Mensch. Da war sich Mereg recht sicher. Er gehörte zwar zum Gegner, aber störte den Dämon nicht weiter, denn es ging hier einzig und allein um sein Überleben. Er flog zu ihm und sperrte den Mund auf. Die Augen öffneten sich kurz, aber es gab keine weitere Reaktion. Schnell schlüpfte er hindurch und breitete sich im Inneren aus. Es war vollbracht, denn er war gerettet.













Die Geisterbande Pentalogie Teil 2 (Teile 6- 10)

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