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Kapitel 1: Cole und ich

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Es war ein warmer Herbsttag – eigentlich ziemlich ungewöhnlich für Oktober, doch es war eine willkommene Abwechslung zu England´s sonst so trübem Wetter. Auch vor Coregroth – der kleinen Stadt, in welcher ich lebte – machten Regen und Sturm eben nicht halt.

„Ob es dieses Halloween so warm bleibt?“ fragte eine männliche Stimme hinter mir.

Ich stand am Fenster in meiner Wohnung und drehte mich um. Nein, es war nicht mehr nur meine Wohnung, sondern unsere.

„Auch wenn es eine unabwendbare Folge des Klimawandels ist, wäre es für den heutigen Tag wünschenswert, Cole“ antwortete ich und gab meinem dunkelblonden Gegenüber einen langen Kuss. „So müssen die Kinder, die von Haus zu Haus gehen, zumindest nicht frieren.“

Cole Morkride, dieser wunderbare schlanke Mann, war seit einiger Zeit mein fester Partner. Erst vor kurzem wagten wir eine Steigerung unseres Liebesglücks. Bei einem Abend mit Kerzenschein in Cole´s Wohnung hatte ich ihn gefragt, ob er es sich vorstellen könne, mit mir zusammenzuleben. Der Sechsundzwanzigjährige hatte nicht lange überlegt, sondern war mir um den Hals gefallen und hatte meinem Vorschlag zugestimmt.

Seitdem hatten sich meine vier Wände natürlich etwas verändert. Als ich noch alleine lebte, kümmerte ich mich nicht so sehr um Dekorationen oder dergleichen – das ging auch aufgrund meines Jobs nicht. Doch Cole zeigte mir, dass es machbar war und ein wenig Deko zuhause durchaus für mehr Wohlbefinden sorgen konnte. Dieses Gefühl hatten wir nach Dienstschluss auch dringend nötig, da wir beruflich oft von Mördern und anderen Verbrechern umgeben waren. Doch im Gegensatz zu meiner einst so kahlen Wohnung, war seine bis in die kleinste Ecke dekoriert gewesen. Ich hatte weiße Wände bevorzugt, er mochte es bunt. Wir hatten uns deshalb zu Beginn seines Einzuges darauf geeinigt, dass der Flur und das Wohnzimmer gestrichen werden konnten. Doch in den letzten Monaten waren noch die Küche und das Schlafzimmer hinzugekommen...

Fast wie in einem Zeitraffer waren mit Cole auch immer mehr Dekorationsgegenstände eingezogen. Die gelben Vorhänge im Schlafzimmer, die Blumen im Wohnzimmer und eine auf den Badfliesen aufgemalte Möwe. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, schließlich sollte sich mein Lebensgefährte in unserem Zuhause wohlfühlen. Für unsere Sicherheit sorgte weiterhin eine Alarmanlage, die ich schon bei meinem Einzug installiert hatte. Als polizeiliche Ermittler machte man sich Feinde, weshalb sie zum Eigenschutz erforderlich war.

Cole Morkride und ich waren nicht nur privat ein gutes Team – sondern auch beruflich. Wir waren Detectives bei Scotland Yard und hatten schon so einige Fälle zusammen gelöst. Cole unterstützte mich bei meiner Aufgabe, an Tatorten logisch zu denken, um auch mit wenigen Anhaltspunkten einen Fall zum Abschluss bringen zu können. Aber er hatte selbst schon einige Taten aufgeklärt.

Mein Freund war seit fünf Jahren im Dienst, ich seit sieben. Wir waren uns wahrscheinlich bereits vor über zehn Jahren auf einer Jobbörse begegnet, konnten das aber nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest waren wir am gleichen Tag dort gewesen, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte. Die Jobbörse...

Wir hatten uns damals am selben Tag an einem Informationsstand des Police Office informiert, so waren wir in die Arbeit hineingerutscht. Sie machte uns beiden Spaß und war abwechslungsreich. Zudem war es ein gutes Gefühl, Mörder hinter Gittern zu wissen. Natürlich gab es aber nicht nur Morddelikte in unserer Stadt. Coregroth hatte ungefähr zwölftausend Einwohner und zählte somit zu einer Kleinstadt. Fast jeden Tag wurden Ladendiebstähle, Vergewaltigungen und Erpressungen begangen. Diesen Verbrechen galt es ebenso Einhalt zu gebieten.

Cole löste unseren Kuss und fuhr mir über mein raues Gesicht. Ich nahm mir vor, mich spätestens am nächsten Tag zu rasieren, da ich wusste, dass er glatte Haut bevorzugte.

„Ich liebe dich, Jeff.“

„Ich dich auch“ antwortete ich und nahm seinen Kopf in meine Hände. „Du sollst wissen, dass ich das Zusammenleben mit dir genieße.“

„Und wie ich es erst tue! Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön wird und du nicht einmal etwas gegen meine Deko auszusetzen hast“ grinste er.

„Sie gehört einfach zu dir“ lächelte ich zurück.

„So wie das Kartenlegen zu dir gehört“ erwiderte er.

Erst vor einiger Zeit hatte ich meinem Freund von meinem einzig wahren Hobby erzählt: der Esoterik. Ich beschäftigte mich seit Jahren mit Orakelkarten und besaß verschiedene Pendel. Das seltene Hobby war mein Geheimnis und außer Cole wusste bisher niemand davon. Ich hätte es ihm wahrscheinlich auch nicht erzählt, hätte er nicht zufällig meine Truhe mit den Karten im Schlafzimmer entdeckt. Irgendwann hatte er schließlich wissen wollen, wozu sie gut waren und weshalb ich mich manchmal abends zurückzog.

Nach Dienstschluss war ich meistens zu fertig, um noch irgendetwas tun zu können. Meine gesunde Ernährung vernachlässigte ich etwas und kochte mir Gerichte, die entweder schnell gingen oder einfach waren. Hatte ich darauf einmal keine Lust, bestellte ich mir etwas bei einem Lieferdienst. Früher hatte ich sogar einen eigenen, kleinen Fitnessraum, doch ich fand einfach keine Zeit, um darin mit meinen Sportgeräten zu trainieren. Einige Wochen lang hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mich im örtlichen Fitnessstudio anzumelden, doch meine Einsätze waren oftmals zu spontan, als das ich einer Mitgliedsschaft hätte treu bleiben können.

Ich hatte stattdessen auf meinen Partner gehört, die Sportgeräte verkauft und das Geld zurückgelegt. Als Detective verdienten wir beide ungefähr dasselbe – was nicht gerade wenig war – aber etwas auf der hohen Kante zu haben, konnte nicht schaden. Ein Teil von dem Geld war in die Renovierungsarbeiten des ungenutzten Zimmers geflossen. Ich hatte mir neben einem kleinen Holztisch auch einen bequemen Stuhl gegönnt und mit Cole´s Hilfe die Wände in einem satten Rotton gestrichen. Die Farbe stand für Willenskraft sowie positive Schwingungen und sollte meine Konzentration auf die Karten lenken. An einer Wand hatte ich ein hochwertig verarbeitetes Mahagoni – Regal befestigt, worauf einige meiner Holztruhen standen. Darin verbargen sich meine Orakelkarten und meine Pendel.

Ich war meinem Freund dankbar, dass er mich dazu überredet hatte, meiner ungewöhnlichen Beschäftigung wenigstens zuhause offen nachzugehen. Mit Cole schien alles so leicht zu sein...

Mord an Halloween

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