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Kapitel 2: Ein Neuanfang

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Casey saß mit ihrer Familie in der Wartehalle des Flughafens und sah den Mitarbeitern draußen dabei zu, wie sie ihr Spielzeug, Mom´s esoterische Gegenstände, Dad´s Autozeitschriften und das Gepäck vieler anderer Passagiere in das Flugzeug luden.

„Wie lange dauert das noch?“ fragte die Fünfjährige ungeduldig.

„Wir können einsteigen, wenn die Passagiere der Nummer 913 durch die Sprechanlage aufgerufen werden. Das wird bestimmt gleich der Fall sein“ versuchte Jack seine Tochter zu beruhigen.

Er spürte eine weiche Hand an seinem Arm. Melinda zog ihn zur Seite.

„Denkst du, es war richtig, die meisten Dinge hier zu lassen?“ fragte sie nervös.

„Liebling, was ist denn plötzlich mit dir? Wir waren uns doch einig... In New York hält uns nichts mehr.“

„Ich meine ja nur, wenn es in Arcane Island keine Baumärkte oder so etwas gibt. Wie kommen wir dann an neue Möbel? Müssen wir dann auf dem Boden schlafen?“

Jack unterdrückte ein Lachen.

„Schatz, du machst dir einfach zu viele Sorgen. Die Insel ist zwar klein, wird aber laut Internet als Kleinstadt geführt.“

Als Kleinstadt?“ echote Melinda unwissend.

„Ja und ich denke nicht, das eine solche so hinterwäldlerisch ist, dass sie keinen Baumarkt oder ähnliches besitzt.“

„Und was ist, wenn du dort keine Anstellung findest? Wir kommen mit unserem Ersparten zwar einige Monate über die Runden, aber der neue Kindergarten verursacht laufende Kosten und der Strom muss gezahlt werden...“

„Das haben wir doch wochenlang besprochen, Schatz. Auf einer Insel gibt es immer was zu tun- und wenn es nur Nachbarschaftshilfe gegen eine kleine Vergütung ist. Ich bin weder mit dem Kopf, noch mit den Händen auf den Mund gefallen und handwerklich begabt- so etwas wird immer gesucht. Und die Beiträge für die erste Zeit im Kindergarten, die ohnehin niedriger als im Big Apple sind, haben wir extra zur Seite gelegt, sodass wir uns das erste halbe Jahr darüber keine Gedanken machen müssen. Beruhige dich einfach oder willst du, dass Casey noch nervöser wird?“

Melinda´s Blick ging zu ihrer Tochter, welche mit gelangweilter Miene und schlaffer Körperhaltung auf dem Stuhl saß. Sie hatte ihre Lieblingspuppe in der Hand und wippte unruhig mit den Beinen hin und her.

„Nein, ist schon gut. Das war wohl ein Anflug von erster Panik, jetzt, wo es bald losgeht.“

„Wir werden das schon schaffen, Melinda. Ich bin bei dir und zusammen mit Casey werden wir ganz sicher einen guten neuen Start hinlegen.“

Neunzig Minuten später fanden die Richfields einen Platz im Flugzeug. Früher waren Melinda und Jack oft zu irgendwelchen Festivals und Veranstaltungen geflogen. Seit Casey´s Geburt waren diese Aktivitäten aber weniger geworden.

Das kleine Mädchen saß aufgeregt auf ihrem Sitz. Melinda bemerkte ihre Angst, da sie noch nie in ihrem jungen Leben geflogen war.

„Alles wird gut, Schätzchen“ versuchte sie ihre Tochter zu beruhigen.

„Wie lange wird der Flug dauern?“

„Gute zwei Stunden, schätze ich. Schlafe ein bisschen und wenn du aufwachst, sind wir schon an der Fähre.“

Die Fähre war etwa drei Meilen von ihrem neuen Zuhause entfernt. Der Familienvater hatte zuvor alles genaustens im Internet studiert. Schließlich wollte er mit seiner Frau und seiner Tochter nicht an einem falschen Ort landen oder Stunden in unbekanntem Terrain umherirren. Früher wäre dies für das Paar aufregend gewesen, denn sie waren in anderen Städten unbekannt und wagten sich dort auch, Dinge zu tun, die sie sich in ihrer Heimatstadt niemals trauen würden. Einmal hatten sie sogar in einem öffentlichen Park miteinander geschlafen. Doch das Paar war mit Casey´s Geburt reifer geworden und unterließ deshalb solche riskanten Aktionen.

Das Flugzeug hob ab und Casey presste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände auf die Ohren. Melinda drückte ihre Tochter an sich.

„Das ist der veränderte Luftdruck, mein Liebling. Wenn wir oben sind, wird der Schmerz aufhören. Das verspreche ich dir.“

Die Flugzeit betrug sogar etwas weniger als zweieinhalb Stunden, weshalb Jack und Melinda erleichtert waren. Zwar gab es keine Turbulenzen, aber sie wollten ihrem Kind auch nicht zu viel zumuten.

Als das Flugzeug nach einhundertelf Minuten landete und die Passagiere ihren Sitzreihen nach ausstiegen, sprang Casey von ihrem Platz auf. Sie wollte so schnell es ging wieder festen Boden unter den Füßen haben. Wenige Minuten später war es soweit, doch ihre ersten Schritte auf dem Flughafenasphalt waren von dem Flug wacklig.

„Das geht schnell vorüber“ war sich ihr Dad sicher.

Mit einem Shuttlebus wurden sie anschließend zu der Fähre gebracht. Die Eltern atmeten auf, als der Bus über die rostige Rampe fuhr. Nun hatten sie es fast geschafft. Jack bezahlte die fünfzehn Dollar, die für die Überfahrt fällig waren, dann parkte er den Wagen. Die Richfields stiegen aus und ließen Casey zur Reling laufen. Ihre vorangegangene Flugangst schien vergessen zu sein, was ihre Eltern enorm beruhigte.

Der Vierzigjährige wollte per Smartphone die Möbelspedition anrufen, doch auf der Fähre hatte er keinen Empfang. Die Spedition sollte die Möbel noch am gleichen Tag zu ihrem neuen Haus bringen. Diese Schnelligkeit ließ sie sich auch gut bezahlen.

Hoffentlich kommen unsere Betten heute an, sonst müssen wir wirklich auf dem Boden schlafen, dachte Jack leicht beunruhigt.

„Wann sind wir endlich da?“ fragte Casey noch immer ungeduldig.

„In dreißig Minuten, Schatz“ antwortete Melinda und stellte sich hinter ihre Tochter. „Ist ein schöner Ausblick, nicht wahr?“

Die Fünfjährige nickte und umklammerte das Hosenbein ihrer Mutter.

Von weiter Entfernung war die Insel bereits sichtbar. Der Familienvater erkannte einige riesige Weizen- und Maisfelder, die von der Mittagssonne in einen freundlichen Gelbton getaucht wurden.

Der Shuttlebus fuhr die kleine Familie vorbei an einer Poststelle, einer Drogerie und kleineren Läden. Als sie um eine weitere Ecke bogen, sahen sie ihr zukünftiges Haus, dessen Fassade einen grauen Anstrich trug.

„Hier sind fast überall nur Felder“ bemerkte nun auch Melinda.

„Das ist bei einer Insel nichts ungewöhnliches“ erklärte Jack. „Wenn ich keine Stelle finde, kann ich ja Erntehelfer werden“ scherzte er.

Melinda legte ihren Kopf misstrauisch zur Seite- eine Angewohnheit, die Jack liebte. Er küsste seine Frau und nahm ihre Hand in seine.

„Ich liebe dich, Schatz. Willkommen in unserem neuen Leben.“

Tödliche Krähen 2

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