Читать книгу Auf die Bühne, fertig los ... - Detlef Gerhard Weiland - Страница 7

Worauf es bei einem guten Witz ankommt?

Оглавление

Auf die Verdichtung, denn in der Kürze liegt die Würze. Erzählen Sie die Pointen bereinigt von jedem Ballast, das heißt: Füllwörter so wenig wie möglich verwenden. Vermeiden Sie Wiederholungen im fortlaufenden Text beziehungsweise beim Vorsprechen. Tätigkeitsworte sind besser als Substantive. Das lässt den Text lebendiger wirken. Komprimieren Sie den Gag auf ein Minimum. An einem Joke muss man schließlich auch arbeiten und rumfeilen, bis er flüssig passt, genauso wie an einem Werbeslogan.« Als kleines Beispiel die Schlegelsche Übersetzung:

»Weil Kürze dann des Witzes Seele ist,

Weitschweifigkeit der Leib und äußre Zierrat,

fass ich mich kurz.«

Schleiermacher wird zum Beispiel ein Witz zugeschrieben, der uns als fast reines Beispiel solcher technischen Mittel wichtig ist:

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Wollen sich zwei wegen einer Frau duellieren. Der eine ist blind, der andere fast taub. Da fragt der Blinde seinen Sekundanten: »Hör mal, ist der Taube schon da?« Währenddessen fragt der Taube seinen Sekundanten: »Sag mal, hat der Blinde schon geschossen?«

Zum Tanztee spielt eine Zweimannkapelle. Der eine ist auch blind und der andere schwerhörig. Da fragt der Blinde: »Tanzen die Leute schon?« Verblüfft stellt der Schwerhörige eine Gegenfrage: »Wieso, spielen wir schon?«

Der Doppelsinn, die Zweideutigkeit

Zweideutige Witze sind vorwiegend sexistische Pointen, weil man gerne auf ein Thema zurückgreift, welches uns allen bekannt sein dürfte und für das wir uns alle gleichermaßen interessieren. Leider ist das Thema Sex ein zweischneidiges Schwert, eine Gratwanderung. Es gibt Veranstaltungen, bei denen Sie voll unter die Gürtellinie gehen können; und bei anderen Sitzungen wird man für das gleiche Erzählte mitten in der Rede abgebrochen. Darauf gehe ich später in einem anderen Kapitel näher ein. Das folgende Beispiel ist harmlos, weil nichts Genaues ausgesprochen wird. Der Zuhörer kann selbst entscheiden.

Er wirft ihr vor: »Es gibt Frauen, die können anziehen was sie wollen, ihnen steht einfach nichts.« Worauf seine Angetraute antwortet: »Es gibt Männer, die können ausziehen was sie wollen, da ist es genau das Gleiche.«

Lieber einen stehen haben und nicht mehr sitzen können, als einen sitzen haben und nicht mehr stehen können.

Er fragt seine Frau: »Hast du Lust zu bumsen?«

Worauf sie antwortet: »Nee, auf gar keinen Fall.«

»Ich auch nicht. Komm lass uns schnell anfangen, dann haben wir es hinter uns.«

Liebeserklärung:

In meinem Zimmer rußt der Ofen immerzu,

in meinem Herzen ruhst nur du.

»Eine Ziege stand einsam auf dem Feld,

und blickte traurig in die Welt,

sie rief ‘ne zweite Ziege dann herbei,

und gründete ‘ne Ziegelei.«

(Rolf Herricht & Hans Joachim Preil)

Das Wortspiel

Das folgende Wortspiel ist als rein solches zu betrachten, denn Doppelsinn und Zweideutigkeit sind nicht erkennbar. Diese Wortverdreherei ist etwas für Sprachgenies. Allerdings, aus eigener Erfahrung, nicht für jede Veranstaltung geeignet, weil der Zuhörer in seltenen Fällen nicht direkt mitkommt. Spricht man jedoch zu langsam, denkt der Zuschauer, man könne seinen Text nicht. Dieses Wortspiel habe ich mal 1995 auf einer Damensitzung gebracht und wurde ausgepfiffen. Eine Woche später bekam ich dafür einen riesigen Applaus.

Ich kannte mal ne Barbara, die aß immer so gern Rhabarber, da haben wir sie Rhabarber-Barbara genannt. Und die hatte einen reichen Onkel, der hat ihr eine Bar eingerichtet, die Rhabarber-Barbara-Bar. Und in dieser Bar hatte die sich Musiker verpflichtet aus Ungarn, die nannten sich Barbaren, das waren dann die Rhabarber-Barbara-Bar-Barbaren. Diese Barbaren trugen alle einen Bart, den Rhabarber-Barbara-Bar-Barbaren-Bart. Den wollten sie sich abrasieren lassen, beim Barbier, beim Rhabarber-Barbara-Bar-Barbaren-Bart-Barbier. Dieser Barbier war aber mal früher ein Baron, das war der Rhabarber-Barbara-Bar-Barbaren-Bart-Barbier-Baron. Dieser Baron der hieß Baranie, also war das der Rhabarber-Barbara-Bar-Barbaren-Bart-Barbier-Baron-Baranie. Dieser Baron Baranie hatte einen Bruder in Brasilien, der ihm immer Briefe brachte, also war das kein anderer als der: Rhabarber-Barbara-Bar-Barbaren-Bart-Barbier-Baron-Baranies-briefebringender-Bruder aus Brasilien.

(Quelle unbekannt)

Eigentlicher Doppelsinn

Hierbei werden die Worte so verdreht, dass sie einen ganz anderen Sinn ergeben.

Nehmen wir als Beispiel einen DDR-Witz über den Schulunterricht:

Der Sohn kommt heulend von der Schule. Der Vater fragt ihn, was er denn für ein Problem habe. Ich habe in Deutsch eine fünf bekommen, weil ich ein Wort falsch geschrieben habe. Wir sollten schreiben, die DDR ist ein rechtmäßiger Staat.«

»Und, was hast du falsch gemacht?«

»Ich habe recht mäßig auseinander geschrieben!«

Von anno dazumal

Fleißig, fleißig, fleißig,

die DDR wird dreißig.

die Kleinen laufen sich einen Wolf!

Die Großen kaufen sich einen Golf.

Als Bettelstudent bin ich groß geworden. So ist es nun mal auf der Welt: Der Arbeiter arbeitet, der Student studiert, der Chef scheffelt …

(Fips Asmussen)

Der Arbeiter arbeitet – der Unternehmer unternimmt was. Würden die Arbeiter mal was unternehmen, könnten die Unternehmer mal richtig arbeiten.

(Karl-Heinz Papenkort)

Er würgte eine Klapperschlang,

bis ihre Klappe schlapper klang.

(Otto Waalkes)

Sie bricht durchs dickste Fichtendickicht, dicke Finken picken tüchtig. Das müssen Sie mal im angetrunkenen Zustand ganz schnell nachsprechen.

(Jürgen von der Lippe)

Es gibt noch wesentlich mehr Witzarten und Gattungen, worauf ich im Moment nicht näher eingehen möchte. Das würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Im hinteren Teil des Handbuchs werde ich die einzelnen Pointen gemeinsam mit Ihnen besprechen. Alles zu seiner Zeit! Wir wollen ja vordergründig nicht nur Theorie, sondern eher die Praxis ins Auge fassen, was ja Ihrem Interesse nicht entgegenstehen dürfte.

Manche Theoretiker sind der Meinung, dass es eigentlich nur zehn bis zwanzig Witzarten oder Varianten gibt, das ist Humbug. Der Humor ist so vielschichtig geworden, gerade im Zeitalter des Internet und Digitalfernsehen.

Nur ein kurzer Witz-Exkurs soll jetzt folgen.

Bei fast allen Pointen kommt ein überraschendes Merkmal zum Vorschein und zwar genau das Gegenteil von dem, was der Zuhörer erwartet oder gerade was er nicht erwartet. Je größer der Positionswechsel oder der Aha-Effekt, umso befreiender das Lachen.

Kommt ein Mann zum Psychiater und klagt: »Herr Doktor, Sie müssen mir helfen. Jede Nacht habe ich einen abscheulichen Traum. Meine Schwiegermutter läuft mit einem Krokodil am Halsband in unserer Wohnung immer hinter mir her. Diese scharfen, zackigen gelben Zähne, die roten Augen und dieser Gestank in der Bude.«

»Das ist ja schon sehr schlimm«, bestätigt der Mediziner.

»Das ist noch gar nichts. Warten Sie mal ab, bis ich Ihnen das Krokodil beschrieben habe.«

Immer an die Verdichtung langer Zeitabstände denken. Sagen Sie zum Beispiel nicht: Damals, vor etlichen Jahren, als ich noch kleiner war, habe ich … sagen Sie einfach: Vor geraumer Zeit habe ich … (nur als Beispiel). Noch ein paar kleine Hinweise (Gags) sollen die prägnante Kürze eines Juxes verdeutlichen:

»Wie lauten die letzten Worte eines Beifahrers? Rechts ist frei!«

»Die letzten Worte eines Nachtwächters? Ist da jemand?«

»Die letzten Worte eines Briefträgers: Braves Hundchen.«

»Wenn man heute ein Brot kauft, ist es morgen schon von gestern.«

Lassen wir das Kapitel »Worauf es bei einem guten Witz ankommt« langsam mit einer Pointe von Jürgen von der Lippe und einem Gedicht von mir ausklingen.

Wieder kommt ein Mann zum Psychiater und klagt: »Herr Doktor, ich glaube, ich kann in die Zukunft sehen.«

»Das ist ja schlimm. Wann hat das denn angefangen?«

»Nächsten Donnerstag.«

Nicht alles, was sich reimt, ist ein Gedicht,

nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht.

Nicht jedes gesprochene Wort ist Gold,

nicht jedes Ja-Wort ist ehrlich gewollt.

Nicht jeder BH ist prall und stets voll,

nicht jeder Witz ist auch wirklich toll.

Die Pointe von diesem kleinen Gedicht,

die kannst du suchen, die gibt es nicht!

Drum wird jetzt hier dieses Kapitel enden,

der Leser möge dieses Blatt nun wenden!

Auf die Bühne, fertig los ...

Подняться наверх