Читать книгу Atlan 465: Eine Handvoll Freiheit - Detlev G. Winter - Страница 5

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Sehen, sprechen und befehlen konnte er. Er war in der Lage, andere Wesen von sich fernzuhalten, sie in gewissen Grenzen zu beeinflussen und ihre Gefühle zu manipulieren. Ihm zur Seite stand eine Heerschar von Robotern, die nur ihm gehorchten.

Über eine Reihe von Bildschirmen konnte er die Vorgänge im Sternenschiff beobachten, konnte sich Außenaufnahmen und technische Daten, Ortungs- und Tasterimpulse überspielen lassen. Reden konnte er mit Hilfe synthetischer Stimmbänder, die durch ein kompliziertes, halb organisches System aktiviert wurden. Seine Befehle erteilte er über eine Lautsprecheranlage, und über Funk wies er die Roboter an, die seine Anweisungen befolgten.

Er hätte zufrieden sein können, denn trotz aller körperlichen Mängel besaß er die Macht. Dies war sein Schiff. Er allein bestimmte den Kurs und die durchzuführenden Manöver. Tatsächlich war er manchmal glücklich – wenn er sah, wie alles nach seinen Wünschen verlief, wenn er feststellte, wie jede Maschine und jedes Lebewesen an Bord sich seinen Ansprüchen unterordnete und ihm gehorchte.

Ein anderes Mal dagegen konnte er sich selbst hassen, wenn ihm schmerzhaft deutlich wurde, dass er körperlich jedem anderen Geschöpf unterlegen war, dass er zwar denken und lenken, aber nicht handeln konnte.

Ein Impuls jagte durch seine Nervenbahnen. Ein Sektor seines Gehirns war bestrebt, Spontaneität zu erzeugen, wollte ihn aufspringen und fahrige Gesten machen lassen. Seine Wangen hätten sich röten und seine Glieder zittern müssen.

Aber nichts an seinem Äußeren veränderte sich.

Er war verdammt zur Bewegungslosigkeit, unfähig, Gefühle und Gedanken in Gesten und spezifischen Verhaltensweisen auszudrücken. Er sah das Wesen, das auf dem Monitor abgebildet war, hörte dessen Worte und spürte, wie sein Innerstes aufgewühlt wurde. Aber er vermochte Enttäuschung und Wut nicht sichtbar zu übertragen.

Nur schreien konnte er.

»Sie ist ... was?«

Der Schatten auf dem Bildschirm bewegte sich etwas zur Seite. Es war Ausdruck der Verlegenheit.

»Sie ist zerstört«, wiederholte er. »Sämtliche Daten sind vernichtet.«

»Wie konnte das geschehen?« Der Kommandant der ZIEMEN sprach bereits ruhiger. »Wie ist das möglich?«

»Verschiedene Umstände sind dafür verantwortlich«, erklärte der Scuddamore. »Zwei Fremde, deren Geist stark genug war, Länerths Traumprojektionen zu widerstehen und sich sogar daraus zu befreien, haben das Mittlere Fort ins Chaos gestürzt.«

»Was hat das mit der Kartei Gär zu tun!«, rief der Kommandant. »Das Archiv befindet sich meines Wissens im Äußeren Fort.«

»Das ist richtig ...«

»Rede, Scuddamore! Was hat sich sonst noch zugetragen?«

»Unser Chefwissenschaftler, ein Mann namens ...«

»Quärnt, ich kenne ihn«, unterbrach der Kommandant ungeduldig. »Weiter!«

»Nun – als wir befürchten mussten, dass die Unruhe, die die Fremden erzeugten, um sich greifen würde, hat er die Selbstvernichtung der Kartei vorbereitet. Obwohl die Daten, die im Äußeren Fort gespeichert waren, niemals ernsthaft in Gefahr gerieten, in unbefugte Hände zu gelangen, hat Quärnt in einem Moment der Panik den Zerstörungsimpuls abgesetzt.«

Erbittert schloss der Kommandant die Augen. Er hatte sich von dem Abstecher nach Breisterkähl-Fehr viel erhofft, und nun musste er erfahren, dass die Kartei Gär, in der Daten über alle bekannten Völker des Marantroner-Reviers gespeichert waren, nicht mehr existierte. Damit war er bei der Erfüllung seines Auftrags um ein gehöriges Stück zurückgeworfen worden.

»Einer der Fremden war Atlan?«, vermutete er.

»So nannte er sich«, bestätigte der Scuddamore.

Atlan, immer wieder Atlan! Der Name dieses Mannes schien mit dem Niedergang der Ordnung im Marantroner-Revier in untrennbarem Zusammenhang zu stehen. Zweimal war der Kommandant ihm begegnet, beide Male hatte er geglaubt, den Fremden für alle Zeiten unschädlich gemacht zu haben, und beide Male hatte er sich getäuscht.

»Wirst du uns abholen lassen?«, fragte der Scuddamore und erinnerte den Kommandanten daran, dass er Wichtigeres zu tun hatte, als verpassten Gelegenheiten nachzutrauern.

»Nein«, sagte er. »Ihr solltet euch darum kümmern, dass die Anlagen wieder instand gesetzt werden.«

»Wir haben Schwierigkeiten«, bekannte der Scuddamore freimütig. »Einige stellen sich offen gegen uns und versuchen, unsere Aufbauarbeiten zu sabotieren. Die Situation nähert sich einer Revolte, und wir wissen nicht, wie lange wir noch im Sinn des Neffen werden handeln können.«

»Das weiß man nirgendwo«, wies der Kommandant das Ansinnen ab. »Auf allen besiedelten Planeten des Reviers ergeben sich die gleichen Schwierigkeiten. Ihr müsst selbst sehen, wie ihr damit fertig werdet.«

Der Schatten auf dem Bildschirm bewegte sich unruhig.

»Warum greift Chirmor Flog nicht ein? Er hat doch die Macht, in seinem Herrschaftsbereich für Ruhe und Ordnung zu sorgen.«

»Der Neffe ist verschollen«, eröffnete der Kommandant. »Wahrscheinlich ist er tot.«

Wenn den Scuddamoren die Nachricht überraschte, so ließ er es sich nicht anmerken. Durch den Schattenschild, der seine wahre Gestalt verbarg, konnte man ohnehin nie sicher sein, was gerade in ihm vorging.

»Und du?«, setzte er abermals an. »Was ist mit dir? Ich erkenne an den Tasterbildern, die mir übermittelt werden, dass du kein Organschiff befehligst. Deine Einheit gehört der Flotte eines Koordinators der Ewigkeit an. Kann er nichts unternehmen?«

»Nein«, sagte der Kommandant.

»Warum nicht?«, drängte der Scuddamore. Alle seine Worte deuteten darauf hin, dass auf dem Planeten wirklich die Hölle los sein musste. »Warum will uns niemand helfen?«

»Ich kann dir nicht helfen. Die ZIEMEN ist allein unterwegs. Sie gehört keinem Verband an.«

»Und der Koordinator? Wo ist er?«

Der Kommandant genoss den Moment des lauernden Schweigens, den er erzeugte, indem er die Antwort hinauszögerte. In diesem Augenblick fühlte er wieder seine Überlegenheit, vergaß er alle körperlichen Mängel und kostete das Überraschungsmoment voll aus. Dann sagte er:

»Ich bin der Koordinator.«

*

Seinen richtigen Namen hatte er längst vergessen. Er nannte sich Faderkyhl; das klang zumindest nootisch und mochte in etwa dem nahe kommen, wie man ihn früher angeredet hatte. Er machte sich nicht einmal die Mühe, den zweiten Namensbestandteil zu rekonstruieren.

Es war auch nicht wichtig.

Von jedem Volk hielt sich nur ein Vertreter an Bord des Sternenschiffs auf. Es gab einen Camagur, einen Krejoden, einen Tamater und etliche andere. Wie sie heißen, war zweitrangig. Zur Unterscheidung jedes einzelnen gereichte das jeweils unterschiedliche Äußere.

Er, Faderkyhl, war der Noot.

Er war zufrieden – mit sich, den Umständen, den anderen. Eine ungezwungene Fröhlichkeit beherrschte ihn, wenn er sich über belanglose Dinge unterhielt, wenn er allein oder in einer Gruppe durch die Lagerhallen spazierte, wenn ihm bewusst wurde, wie angenehm das Dasein hier an Bord im Gegensatz zu dem Konkurrenzkampf auf dem Boden eines Planeten war.

Die Eintönigkeit des neuen Lebensrhythmus störte ihn nicht. Es machte ihm auch nichts aus, dass er der einzige Vertreter seiner Art an Bord war, dass es keinen weiblichen Noot gab, mit dem er sich hätte beschäftigen können. Für die Fortpflanzung mochten andere sorgen; er fühlte sich zu Höherem berufen. Er war auserwählt. Er ahnte, dass er einer großen Sache dienen würde, dass eine Bestimmung auf ihn wartete.

Was er nicht unterdrücken konnte, war seine Neugier. Die ZIEMEN war das Schiff eines Koordinators der Ewigkeit, sie war groß und geräumig, und fast überall durfte er sich frei bewegen. Nur der Bezirk, in dem sich der Koordinator selbst aufhielt, war für die übrigen Passagiere tabu. Niemand hatte den Kommandanten jemals zu Gesicht bekommen, niemand wusste, wer er war oder wie er aussah. Schon oft hatten Faderkyhl und seine Freunde darüber hitzige Gespräche geführt, aber niemand schien ernsthaft daran interessiert, das Geheimnis wirklich zu ergründen.

Nur ihn trieb es immer wieder in die Nähe des Kommandobereichs. Meistens kehrte er frühzeitig um, weil ihm das, was er wissen wollte, plötzlich nicht mehr wichtig erschien.

Diesmal jedoch hatte er sich zu weit vorgewagt.

Schon früher war ihm aufgefallen, dass er immer, wenn er einen neuen Vorstoß unternahm, einige Meter weiter vorankam als beim letzten Versuch, bevor ihn der Drang nach Umkehr überwältigte. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, hatte sich höchstens gesagt, dass sein Wissensdurst wohl doch geringer sei, als er sich selbst manchmal einbildete.

Heute erfuhr er, dass es andere Gründe hatte.

Der Korridor, den er entlangging, war unbelebt. Zu beiden Seiten waren Türen in die Wände eingelassen, hinter denen sich Ausrüstungsdepots und Lagerräume für technische Gerätschaften befanden. Faderkyhl interessierte sich nicht dafür. Er achtete nur auf die Leuchtplatten an der Decke, die eine angenehme Helligkeit verbreiteten und deren Anzahl dem Noot Maßstab dafür war, wie weit er diesmal in das Sperrgebiet vordrang. Weiter vorn erkannte er eine Kreuzung, und dahinter verschloss ein Schott den weiteren Weg.

Faderkyhls Spannung wuchs, vermischt mit einem deutlichen Gefühl des Unbehagens. Es sah so aus, als sollte es ihm heute gelingen, sein Ziel zu erreichen. Hinter dieser Wand würde er dem Koordinator der Ewigkeit, dem Befehlshaber über die ZIEMEN, gegenüberstehen. Unwillkürlich beschleunigte er seinen Schritt.

Doch plötzlich hielt er wie vom Blitz gerührt inne. Alle Fröhlichkeit und Zuversicht fielen von ihm ab. Drohende Dunkelheit drängte sich in seine Gedanken. Als hätte er eine unsichtbare Mauer durchdrungen, änderte sich die Perspektive seines Blickfelds. Er sah nur noch Schwärze. Er hatte Angst. Etwas überschwemmte seinen Geist mit elementarer Wucht.

Dies war nicht mehr die sich freundlich durchsetzende Einsicht, dass er gut daran täte umzukehren. Dies war eine massive Drohung, Ahnung schrecklicher Strafe. Er hatte eine Grenze passiert, deren Überschreiten ihm nicht gestattet wurde. Hier erwartete ihn nicht das angenehme, fröhliche Leben, nicht das Gespräch mit dem Kommandanten dieses Schiffes. Hier erwartete ihn der Tod.

Keinen Schritt weiter würde er gehen. Als wollte er um Vergebung flehen, breitete er hilflos die Arme aus. Das Rauchhorn pulsierte schmerzhaft. Die Schuppen auf seiner Haut verloren ihre blaue Farbe und wurden blass. Die Leere in seinem Hirn nahm zu. Wenn er noch lange hier stehen blieb, würde er den Verstand verlieren.

Er taumelte zurück.

Irgendwo waren Helligkeit, Sicherheit und Leben. Schmale Leuchtplatten schoben sich unter die Decke eines Korridors. Geschlossene Türen entstanden in massiven Wänden. Die Schwärze in seinen Sinnen schwand, als hätte jemand einen Vorhang zurückgezogen. Die Todesangst versiegte.

Zitternd blieb Faderkyhl stehen.

Nichts an der Umgebung hatte sich verändert. Friedlich und ruhig lag der Gang vor ihm, der in jene Bereiche führte, in denen er sich aufhalten durfte. Alles war wie sonst.

Vielleicht war er selbst in diesen schrecklichen Sekunden ein anderer geworden. Allmählich kehrte seine gewohnte Fröhlichkeit zurück. Er fühlte sich wohl, wie von einem inneren Zwang befreit. Das Bedürfnis, dem Koordinator der Ewigkeit gegenüberzustehen, war völlig erloschen.

Er war ausersehen, einer übergeordneten Bestimmung zugeführt zu werden. Damit konnte er zufrieden sein – und jetzt, nachdem er das Grauen erahnt hatte, war er es auch.

Er befand sich auf einem Sternenschiff.

Der Steuermann war ein Koordinator der Ewigkeit.

Der Koordinator war Tolfex.

Mehr Wissens bedurfte es nicht, um glücklich zu sein.

*

Der Scuddamore wich einen Schritt zurück. Die Eröffnung, mit einem Koordinator der Ewigkeit zu sprechen, musste ein Schock für ihn sein. Wahrscheinlich wurde er sich erst jetzt bewusst, dass er kein Bild von seinem Dialogpartner übermittelt bekam.

»Warum willst du uns bei unserem Kampf gegen die Aufständischen nicht unterstützen?«, fragte er, nachdem er sich wieder in der Gewalt hatte. »Du bist ein mächtiger Mann. Du könntest die Revolte niederschlagen. Auf dich würden sie hören.«

»Du versprichst dir zu viel von meiner Anwesenheit«, widersprach Tolfex kühl. »Ich habe einen klar umrissenen Auftrag des Dunklen Oheims auszuführen und kann mich nicht um Nebensächlichkeiten kümmern. Außerdem brauche ich mein Schiff für andere Zwecke, als euch von Breisterkähl-Fehr zu evakuieren. Euer Platz ist in den Forts.«

»Wir werden unsere Stellungen nicht mehr lange halten können«, prophezeite der Scuddamore. »Die Loyalen brauchen Unterstützung von außen.«

»Ihr werdet so lange durchhalten, bis ein neuer Neffe dieses Revier beherrscht«, verlangte Tolfex.

»Wann wird das sein?«

»Bald.«

Bevor der andere ihn weiter drängen konnte, unterbrach Tolfex die Verbindung. Er ertrug es nicht länger, den Scuddamoren jammern und betteln zu hören. Es widersprach allen Erfahrungen, die er bisher mit Vertretern dieser Kampftruppe gemacht hatte. Aber es zeigte ihm auch, dass seit dem Verschwinden des Neffen nichts mehr im Marantroner-Revier seinen gewohnten Gang nahm. Die Verhältnisse waren so verwirrend und unübersichtlich, dass nicht einmal mehr die Scuddamoren damit zurecht kamen. Die Ordnung war zerstört.

Es wurde Zeit, dass er seinen Auftrag erfüllte.

Dabei war er sich darüber im Klaren, dass noch etliche Schwierigkeiten auf ihn warten würden. Von jedem Volk, das im Marantroner-Revier beheimatet war, sollte er ein ausgewachsenes und gesundes Exemplar an Bord nehmen und seiner Bestimmung zuführen. Das war nicht leicht. Wie in allen anderen Revieren, waren auch hier Angehörige vieler Arten zwangsweise auf andere Planeten umgesiedelt worden. Im Lauf der Jahre hatten sie sich der jeweiligen Umgebung angepasst, waren zum Teil mutiert oder entartet und ließen von ihrer ursprünglichen Form oft kaum noch etwas erkennen. Dass der Dunkle Oheim nur an Vertretern der Stammvölker interessiert war, machte es für Tolfex doppelt schwer.

Von den Speichern der Kartei Gär hatte er sich Unterstützung erhofft. Aber die Datenbank war vernichtet. Die Informationen, die er hatte abrufen wollen, existierten nicht mehr.

Er würde sich etwas anderes einfallen lassen müssen, wenn er nicht eine endlose Suche riskieren wollte. Die Zeit drängte. Je länger das Marantroner-Revier verwaist blieb, desto größer wurde die Gefahr, dass sich die Verhältnisse überhaupt nicht mehr kontrollieren ließen.

»Der Noot ist wieder unterwegs«, meldete ein Überwachungselement mit modulationsloser Stimme. »Er nähert sich der Sperrzone.«

Tolfex schreckte auf. Beunruhigt richtete er den Blick auf einen Bildschirm, auf dem er den Weg des Echsenwesens verfolgen konnte. Schon mehrmals hatte der Noot versucht, zu ihm vorzudringen, und es hatte den Anschein, dass er sich von der dumpfen Ausstrahlung des Koordinators jedes Mal weniger beeindrucken ließ. Zielstrebig schritt er auf das Eingangsschott zu.

Im Grunde war es ein alarmierender Vorgang. Tolfex hatte dafür gesorgt, dass sich alle Passagiere seines Schiffes fröhlich und zufrieden fühlten. Neugierde hätte nicht aufkommen dürfen, schon gar nicht jene sich ständig steigernde Immunität gegen die düstere Aura der Sperrzone.

Tolfex schloss die Augen und konzentrierte sich. Ein für alle Mal wollte er dem Noot eine Lehre erteilen und ihm zeigen, was es bedeutete, sich in verbotenes Gebiet vorzustehlen. Er spürte Kraft in sich aufsteigen, maßlose, verzehrende Kraft. Mit der Macht seines Geistes schleuderte er sie dem Eindringling entgegen, hielt sich dabei noch zurück, damit er seinen Passagier nicht versehentlich tötete.

Als er die Augen wieder öffnete, hatte sich der Noot bereits zurückgezogen. Er hatte seine Lektion gelernt. Vielleicht war sein Widerstand gegen die künstlich erzeugten Gemütsregungen, die unbewusste Auflehnung gegen unbeschwerten Frohsinn und kritiklose Zufriedenheit, damit endgültig niedergerungen.

»Der Todesbote soll dem Noot folgen und ihn ständig im Auge behalten«, befahl Tolfex vorsichtshalber. »Über jedes ungewöhnliche Verhalten möchte ich sofort unterrichtet werden.«

Durch ein Symbol auf einem Bildschirm wurde die Anordnung bestätigt.

Hätte Tolfex die Fähigkeit zur Mimik gehabt, wäre ein Lächeln über sein Gesicht geglitten. Kraft seines Geistes war er in der Lage, die Stimmungen und Gefühle anderer zu manipulieren. Er hatte den Noot zurückgedrängt, ohne sich der mechanischen Gewalt eines seiner Roboter bedienen zu müssen.

Es machte ihn stolz – doch zugleich spürte er wieder jenen verhaltenen Abscheu gegen sich selbst, als ihm die Unvollkommenheit seines Organismus erneut bewusst wurde. Zur Abschreckung brauchte er den Todesboten, zur Ausführung manueller Arbeiten war er auf die Hilfe seiner Roboter angewiesen. Vieles vermochte er zu leisten. Bewegen konnte er sich nicht.

Aus dem Speicherzentrum des Bordrechners ließ sich der Koordinator die Daten verschiedener Planeten überspielen, die außer Breisterkähl-Fehr noch als Informationsquelle in Frage kommen könnten. Sehr groß war die Auswahl nicht, und er entschied sich schließlich für eine Welt, auf der genetische Versuche mit vielen unterschiedlichen Lebensformen unternommen wurden und die ein technisch-wissenschaftliches Forschungszentrum beherbergte. Zwar war es auch dort zu unvorhergesehenen Zwischenfällen gekommen, doch hoffte Tolfex, dass die auf der Kunstwelt stationierten Scuddamoren noch über Unterlagen verfügten, die er so dringend benötigte. Auch das Rechenzentrum mochte noch intakt sein.

»Wir nehmen Kurs auf Cyrsic, den zweiten Planeten der Sonne Ursolg«, bestimmte er.

Atlan 465: Eine Handvoll Freiheit

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