Читать книгу Der Moderations-Trainer - Detlev Reich - Страница 6

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Der Moderator

Deine Persönlichkeit

Wenn du auf der Bühne stehst, dann schauen alle Augen auf dich. So sollte es ja sein, denn du leitest in diesem Moment die Veranstaltung. Dies setzt jedoch voraus, dass du es nicht nur freiwillig tust, sondern dass du dich auch auf der Bühne sicher fühlst.

Identität

Je mehr dir bewusst ist, wer du bist, desto einfacher ist es, auf der Bühne zu stehen. Denn auf der Bühne macht man sich immer angreifbar und verletzlich. Dies ist zwar nicht unbedingt angestrebt. Tatsächlich stehst du aber in der Öffentlichkeit, sobald du auf einer Bühne agierst. Selbstverständlich wirst du auch Lob und positive Aufmerksamkeit erhalten. Aber es ist nicht gut, sich seine Anerkennung und Identität durch die Rückmeldung seiner Moderation oder der Auftritte zu holen. Sei dir bewusst, wer du bist. Der Bereich Identität ist ein sehr weites Thema und könnte Bücher füllen. Ich möchte dir Mut machen, dich persönlich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Reflektiere deinen Selbstwert und deine Haltung dir selbst gegenüber. Denn Menschen erkennen auf der Bühne sehr schnell, wie aufrichtig und wie sicher man ist. Moderation in einer Veranstaltung ist eine wichtige und wertvolle Aufgabe. Die Art, wie du bist und was dich auszeichnet, ist einmalig. Sei dir dessen bewusst und überlege dir, wer oder was deinen Wert bestimmt (oder bestimmen darf).

Sich auf der Bühne wohlfühlen

Es ist ganz natürlich, dass bei den ersten Moderationen auf der Bühne vieles ungewohnt ist. Jedoch sollte man sich auf Dauer grundsätzlich wohlfühlen. Dazu gehört eine gute Vorbereitung. Wenn du weißt, was du auf der Bühne tun und sagen möchtest, vermittelt es dir und dem Publikum automatisch Sicherheit. Du solltest wissen, was kommt, wo es lang geht und überträgst deine klare Orientierung und deine Sicherheit auf das Publikum. So fühlen sie sich gut aufgehoben und abgeholt.

Glaube an das, was du sagst

Wenn du von der Wichtigkeit von dem, was du auf der Bühne sagen möchtest, nicht überzeugt bist, dann solltest du es nicht sagen. Wähle deine Aussagen so, dass du hinter ihnen stehen und deinen eigenen Worten Glauben schenken kannst. Vieles hat mit dem Ziel deiner Moderation zu tun (später dazu mehr). Wenn du dir sicher bist, warum du etwas tust, sagst und machst, dann solltest du dir auch der Wichtigkeit bewusst sein.

Deine Emotionalität

Von jedem Sprecher auf der Bühne wird zu Recht erwartet, authentisch zu sein. Das ist leicht gesagt aber nicht immer einfach umsetzbar. Ein Schritt zu einem authentischen Auftritt ist es, Emotionen zu zeigen. Allein sich dies bewusst zu machen, ist überaus hilfreich. Heute möchte man Personen auf der Bühne erleben, die „echt” sind, Ecken und Kanten haben, Menschen, die man „spüren“ kann. Diesen Punkt der Emotionalität solltest du dir dick markieren. Denn dadurch, dass Menschen dich auf der Bühne spüren und erleben, kannst du sie auch einfacher mit deinem Thema erreichen. Es geht heutzutage darum, etwas zu erleben.

Das Publikum erlebt gemeinsam mit dir die Veranstaltung. Dabei entwickeln sich Emotionen und Stimmungen. Dies solltest du als Moderator wahrnehmen und aufgreifen. Du solltest jedoch nicht in irgendwelche Extreme verfallen und heulend oder lachend auf der Bühne zu stehen. Es geht vielmehr darum, die Atmosphäre zu spüren und zu prägen. Im Folgenden findest du Vorschläge, wie dies praktisch umsetzbar ist.

Präge die richtige Atmosphäre im richtigen Moment

Aufgrund der Programmelemente entstehen bestimmte Emotionen. Da du das Programm kennst, kannst du auf unterschiedliche Stimmungen eingehen. Sie können sicherlich dann immer noch unterschiedlich stark ausfallen, jedoch bist du vorbereitet.

Das gleiche gilt vor einem Programmpunkt. Es ist notwendig die Zuschauer auch emotional vorzubereiten. Bei freudigen und lustigen Elementen mag diese emotionale Hinführung vielleicht weniger beachtenswert erscheinen. Dies ist jedoch unbedingt notwendig, je dramatischer, kontroverser oder auch aufwühlender ein Programmpunkt dargestellt wird. Je besser die Hinführung, desto besser kann der Zuschauer darauf reagieren. Es kann natürlich bewusst ein „Überrumpeln“ geplant sein. Dies sollte aber genau gewählt werden und nicht zufällig passieren. Folgt ein dramatischer Videoclip und du bereitest das Publikum kaum oder gar nicht darauf vor, können sie sich wirklich emotional überrumpelt fühlen. Dies bewirkt eher eine Abwehrreaktion. Achte daher unbedingt auf Übergänge.

Bei deinen Formulierungen solltest du eine aktive und positive Wortwahl haben. Darunter versteht man Sätze, die das Handeln und Erleben betonen (z.B. „Wir werden heute…“). Dadurch erreichst du eher eine aktive Beteiligung des Publikums und gestaltest die Atmosphäre dementsprechend.

Für deine Vorbereitung bedeutet dies, dass du die Elemente inhaltlich und emotional kennen solltest. Das kannst du am besten erreichen, wenn du die beteiligten Mitarbeiter fragst. Sie haben die Veranstaltungselemente entwickelt oder stehen währenddessen auf der Bühne. Hilfreich ist immer der eigene erste Impuls. Wenn du z.B. ein Theaterskript das erste Mal liest, solltest du dir Folgendes merken: Wie wirkt dies spontan auf dich? Was fühlst du dabei? Diese Reaktion kann auch bei deinen Zuschauern aufkommen. Darauf stellt sich die Frage, wie du sie darauf vorbereitest (oder auch gerade eben nicht) und wie du danach weiterleitest.

Sei dir dieser Aufgabe unbedingt bewusst und achte auf die Emotionen. Es ist immer besser, auf der Bühne zu sagen „Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren soll. Das hat mich so ergriffen/erstaunt/…“, als solche Momente zu übergehen. Denn allein durch solch einen Satz zeigst du deine Ehrlichkeit, Offenheit und deine Empathie dem Publikum gegenüber.

Die Menschen möchten dich spüren

Dem einen fällt es sehr leicht zu zeigen, was einen bewegt oder wie es einem geht. Andere wiederrum tun sich eher schwer damit. Manche sind wie ein offenes Buch, in dem man gut lesen kann, andere wirken eher verschlossen. Es ist verständlich, dass man nicht gleich überall sein Innerstes nach außen kehrt, jedoch sollte man sich vor einem Pokerface auf der Bühne scheuen. Denn dies ist nichts anderes als eine Maske und deshalb kein Zeichen von Offenheit, Ehrlichkeit und Authentizität. Es ist wichtig, auf seine Art und Weise seine Gefühle auf der zu Bühne zeigen. Andererseits geht es auch nicht darum, einen „Seelenstriptease“ hinzulegen, sondern dafür bereit zu sein, mehr als Sachinformationen weiterzugeben. Aufgrund der Persönlichkeit fällt dies natürlich sehr unterschiedlich aus, ist aber im Grunde ähnlich: Zeige, was du fühlst. Man kann daran gezielt arbeiten. Hierfür ein paar hilfreiche Gedanken:

Sei echt in deinen Emotionen

Wenn du Emotionen zeigst (und das ist auch schon ein Lächeln), solltest du dabei echt sein. Zeige nur Gefühle, die du wirklich fühlst. Versuche nicht etwas zu spielen. Denn dadurch wirkt es eher aufgesetzt. Natürlich kann es sein, dass du sehr angespannt bist, während du auf der Bühne stehst und dort agierst. Vielleicht fühlst du dann gerade nicht diese Emotionen die du spürtest, als du z.B. den gezeigten Videoclip zum ersten Mal sahst. Jedoch hattest du genau diese Emotionen. Fühle dich zurück. Diese Gefühle kannst du verbalisieren und zeigen. Dabei bist du echt, auch wenn es in der Vergangenheit liegt.

Das Publikum hat ein sehr feines Gespür dafür, ob etwas aufgesetzt ist oder nicht. Darum lasse es gleich, Gefühle vorzuspielen und konzentriere dich darauf, etwas Persönliches von dir zu zeigen. Und du selbst entscheidest wie viel es ist.

Zeige deine Emotionen, Ecken und Kanten

Wenn du etwas auf der Bühne von dir persönlich Preis gibst, kannst du auch deine Ecken und Kanten zeigen. Es ist nicht schlimm, wenn evtl. deine charakterlichen Schwächen zum Vorschein kommen. Wichtiger ist, wie du damit umgehst. Kannst du selber darüber lachen, arbeitest du vielleicht daran, dass es sich ändert oder versuchst du sie immer nur zu verstecken. Heute sind Menschen auf der Bühne mit Ecken viel mehr gefragt, als Leute die aalglatt daher kommen. Zeige, wer du bist und hab keine Angst davor. Dies hat auch mit der eigenen Identität und dem Selbstwert zu tun. Durch deine Persönlichkeit zeigst du dem Publikum, dass du genauso bist wie sie: mit Stärken und Schwächen.

Sei begeistert

Sei begeistert von den Menschen und von dem Programm der Veranstaltung. Als Moderator leitest du die Leute während der Veranstaltung an. Da ist es natürlich hilfreich, wenn du begeistert und motiviert bist.

Den Menschen, die im Publikum sind, solltest du mit Achtung, Respekt und Liebe begegnen. Bist du von ihnen begeistert und freust dich mit ihnen Zeit zu verbringen, spürt man dir das ab.

Sei begeistert von dem Inhalten der Veranstaltung und deren Ablauf. Vielleicht ist es nicht immer alles dein persönlicher Geschmack, jedoch kann es deinen Gästen „schmecken“.

Bei allen Emotionen und Gefühlen solltest du deine anderen Aufgaben als Moderator nicht vernachlässigen. Emotionen sind ein wichtiger Punkt, jedoch sollten sie das Programm unterstützen und dir in deiner Authentizität helfen. Gehen einerseits deine Berichte und Gefühle Richtung „Seelenstriptease“, wird es für das Publikum sehr unangenehm. Zeigst du andererseits keine Emotionen und möchtest nur die Sachlagen weitergeben, ist es für die Zuschauer genauso schlecht. Finde ein gesundes Mittelmaß und sei dir bewusst, wie du etwas weitergibst.

Tipps:

 Erzähle persönliche Beispiele aus deinem Leben, die zu dem Thema passen.

 Sei dir bewusst, dass du Emotionen zeigen solltest. Dies verhilft schon eine Veränderung in deiner Mimik, da garantiert deine Gesichtszüge diese Gefühle zumindest ein Stück weit nach außen tragen.

 Gebrauche passende Adjektive in deinen Erzählungen.

 Lächle und beachte deine Mimik. Übe dafür vor einem Spiegel oder nimm dich vorher mit einer Kamera oder Handy auf.

 Sprich darüber wie etwas für dich ist, war oder sein könnte. Damit sprichst du automatisch mehr als nur über den Sachinhalt.

Als mir klar geworden ist, wie wichtig es ist, die eigenen Emotionen auf der Bühne zu zeigen, gab das mir eine große Erleichterung. Ich habe mich dann darauf konzentriert, meine Gefühle und meine Art auf der Bühne mehr zu zeigen. Denn so wird vieles andere für die Zuschauer erst verständlich und sie können es richtig einordnen. Mich entspannt das. Dadurch fällt es viel leichter, eine Atmosphäre zu schaffen, bei der das Publikum sich wohlfühlt. Hinzu kommt, dass ich trotz Fehler und eigener Patzer auf der Bühne sicher sein kein, dass man mir das nicht all zu übel nimmt. Denn sie spüren und erleben mich und bekommen mit, wie ich dazu stehe. Was ist mir nicht alles passiert: Liedtexte als Sänger vergessen oder völlig vertauscht, Namen von Freunden auf der Bühne nicht mehr gewusst, T-Shirt auf Grund der Anspannung triefnass geschwitzt und so manches mehr. Es ist sehr hilfreich zu wissen, dass gerade diese kleinen Patzer mich authentisch und menschlich erscheinen lassen.

Kurz zusammengefasst

 Sei dir deiner Identität bewusst.

 Fühle dich auf der Bühne wohl.

 Glaube an das was du sagst.

 Präge die Atmosphäre im richtigen Moment.

 Erkenne und nutze die Stimmung.

 Formuliere aktiv und positiv.

 Bereite dich auf die Emotionen vor (Infos einholen).

 Sei echt in deinen Emotionen. Spiele nichts vor.

 Zeige gerne auch mal deine Ecken und Kanten.

 Sei begeistert von den Menschen und dem Programm der Veranstaltung.

 Vernachlässige dabei nicht deine anderen Aufgaben als Moderator.

Der Moderations-Trainer

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