Читать книгу Die Mutter von Sri Aurobindo mit Erläuterungen der Mutter - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter - Страница 8
Kapitel 1
ОглавлениеZwei Kräfte allein können durch ihr Zusammenwirken das Große und Schwierige vollbringen, dem unsere Bemühung gilt; eine entschlossene und unermüdliche Aspiration, die von unten ruft, und eine höchste Gnade, die von oben antwortet.
Aber die höchste Gnade wird nur unter den Bedingungen des Lichts und der Wahrheit handeln; sie wird nicht unter Bedingungen handeln, die ihr von der Falschheit und der Unwissenheit auferlegt werden. Denn gäbe es den Forderungen der Falschheit nach, würde sie ihre eigene Absicht vereiteln.
Dies sind die Bedingungen des Lichts und der Wahrheit, die einzigen Bedingungen, unter denen die höchste Kraft herabkommen wird; und nur die höchste supramentale Kraft, von oben herabkommend und von unten öffnend, kann die physische Natur siegreich meistern und deren Schwierigkeiten beseitigen....
Es muss eine umfassende und aufrichtige Überantwortung gegeben sein; es muss eine ausschließliche Öffnung seiner selbst für die göttliche Kraft gegeben sein; es muss eine beständige und ganzheitliche Wahl der herabkommenden Wahrheit gegeben sein, eine beständige und ganzheitliche Zurückweisung der Falschheit der mentalen, vitalen und physischen Mächte und Erscheinungen, die immer noch die Erd-Natur beherrschen.
Die Überantwortung muss vollständig sein und alle Teile des Wesens erfassen. Es genügt nicht, wenn das Seelische antwortet und das höhere Mental zustimmt oder sogar das innere Vital sich unterwirft und das innere Physische den Einfluss fühlt. Es darf in keinem Teil des Wesens, nicht einmal im äußersten, irgendetwas geben, das einen Vorbehalt hat, das sich hinter Zweifeln, Verwirrungen und Ausflüchten versteckt, das revoltiert oder sich verweigert.
Wenn ein Teil des Wesens sich überantwortet, ein anderer aber sich zurückhält, seinen eigenen Weg geht oder seine eigenen Bedingungen stellt, dann stößt du jedes Mal, wenn das geschieht, die göttliche Gnade von dir fort.
Wenn deine Weihung und Überantwortung dir als Deckmantel für deine Begierden, egoistischen Forderungen und vitalen Ansprüchen dienen, wenn du diese an die Stelle der wahren Aspiration setzt oder sie damit vermischst und versuchst, sie der Göttlichen Shakti aufzudrängen, ist es müßig, die göttliche Gnade anzurufen, dich umzuwandeln.
Wenn du nur auf einer Seite oder in einem Teil dich der Wahrheit öffnest und auf der anderen Seite ständig feindlichen Kräften die Tore offen hältst, ist es vergeblich zu erwarten, dass die göttliche Gnade bei dir bleiben wird. Du musst den Tempel rein halten, willst du, dass die lebendige Gegenwart sich dort niederlässt.
Wenn du jedes Mal, wenn die Kraft eingreift und die Wahrheit hereinbringt, dich von ihr abwendest und die Falschheit wieder hereinrufst, die vertrieben wurde, so darfst du nicht die göttliche Gnade dafür verantwortlich machen, dich im Stich gelassen zu haben, sondern die Falschheit in deinem eigenen Willen und die Unvollkommenheit deiner eigenen Überantwortung.
Wenn du nach der Wahrheit rufst und doch etwas in dir das Falsche, Unwissende und Ungöttliche wählt oder einfach nicht willens ist, es ganz und gar zurückzuweisen, dann wirst du immer Angriffen gegenüber geöffnet sein, und die Gnade wird sich von dir zurückziehen. Entdecke zuerst, was falsch oder dunkel in dir ist, und weise es beharrlich zurück, nur dann kannst du mit Recht die göttliche Macht anrufen, dich umzuwandeln.
Bilde dir nicht ein, dass es Wahrheit und Falschheit, Licht und Dunkelheit, Hingabe und Selbstsucht gestattet wäre, in dem Haus beisammen zu wohnen, das dem Göttlichen geweiht ist. Die Umwandlung muss ganzheitlich sein, und ganzheitlich darum auch die Zurückweisung von allem, was sich ihr widersetzt.
Weise die irrige Vorstellung zurück, dass die göttliche Macht auf dein Verlangen hin willens und verpflichtet sei, alles für dich zu tun, selbst dann, wenn du die vom Höchsten gestellten Bedingungen nicht erfüllst. Lass deine Überantwortung aufrichtig und vollständig sein, nur dann wird alles Übrige für dich getan werden.
Weise auch die falsche und träge Erwartung zurück, dass die göttliche Macht sogar die Überantwortung für dich leisten wird. Der Höchste fordert deine Überantwortung an sie, doch erzwingt er sie nicht: bis die unwiderrufliche Umwandlung kommt, bist du in jedem Augenblick frei, das Göttliche zu leugnen oder abzuweisen oder deine Selbsthingabe zu widerrufen, insofern du gewillt bist, die spirituellen Konsequenzen zu tragen. Deine Überantwortung muss eigenständig und frei sein; es muss die Überantwortung eines lebendigen Wesens sein, nicht die eines trägen Automaten oder eines mechanischen Werkzeugs.
Immer wieder wird träge Passivität mit der wahren Überantwortung verwechselt, aber aus träger Passivität kann nichts Wahres und Mächtiges kommen. Gerade die träge Passivität der physischen Natur liefert diese jedem dunklen und ungöttlichen Einfluss aus. Gefordert ist eine freudige, starke und willige Unterwerfung dem Wirken der Göttlichen Kraft gegenüber, der Gehorsam des erleuchteten Schülers der Wahrheit, des inneren Kriegers, der gegen Dunkelheit und Falschheit kämpft, des treuen Dieners des Göttlichen.
Das ist die wahre Haltung, und nur wer diese Haltung einnehmen und bewahren kann, wird sich auch jenen Glauben erhalten können, der weder durch Enttäuschungen noch Schwierigkeiten zu erschüttern ist und wird durch alles Leid gehen, hin zum höchsten Sieg und zur großen Wandlung.