Читать книгу Erlebnis-Wanderungen Remstal und Schwäbisch-Fränkischer Wald - Dieter Buck - Страница 7
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Mit den Wanderungen in diesem Buch besuchen wir zwei der Stammlandschaften des ehemaligen Württemberg. Schließlich lag mit Beutelsbach einer der Ausgangsorte der Grafen von Württemberg im Remstal.
Trotzdem sind beide Landschaften grundverschieden: hier der stille und ernst wirkende Schwäbische Wald – mit seinen hohen Nadelbäumen nicht umsonst auch »Kleiner Bruder des Schwarzwalds« genannt – und dort das wie alle Weingegenden lichtdurchflutete und eher heiter wirkende Remstal.
Das Remstal
Die 81 Kilometer lange Rems zählt zu den bedeutendsten Flüssen des Landes. Vor allem zwischen der Mündung bei Neckarrems und Schorndorf ist ihr Tal auch ein beliebtes Ausflugsziel – dieser Teil des Flusses wurde auch in diesem Buch beschrieben.
Das Remstal ist auch altwürttembergisches Land, lag hier in Beutelsbach doch die Wiege der württembergischen Herrscher und dazu ganz in der Nachbarschaft auch der Ursprung des staufischen Herrschergeschlechts.
Die prallen Weintrauben im Herbst lassen die Vorfreude auf den fertigen Wein erwachen.
Das Tal wurde auch schon als schwäbische Toskana bezeichnet, wobei man da sicherlich an den klimatisch bevorzugten Unterlauf dachte. Hier reift an den sonnigen Hängen schon seit 900 Jahren der Wein, und die heimeligen Dörfer mit den alten Fachwerkhäusern sind zwischen Weinbergen, Wäldern und Streuobstwiesen eingebettet. So sagte schon Kaiser Joseph auf seiner Durchreise von Paris nach Wien 1777 zum damaligen Oberamtmann Paulus: »Ihr Herzog hat ein schönes Land, und Ihr Remsthal könnte man einen Garten Gottes heißen.«
Unzählige Wanderungen sind möglich. Während die Streuobstwiesen ihre größte Pracht im Frühjahr zur Zeit der Blüte entfalten – berühmt ist vor allem die Kirschbaumblüte –, bezaubern die Wälder und Weinberge im Herbst durch ein Furioso an leuchtend buntem Laub. Es gibt prächtige Fachwerkstädte wie beispielsweise Schorndorf oder Waiblingen, und was wichtig ist: Man berührt immer wieder Orte mit gemütlichen Gasthäusern oder Besenwirtschaften, in denen man Hunger und Durst stillen kann – nicht umsonst ist der Remstäler ein beliebter Wein!
Der Schwäbisch-Fränkische Wald
Der Doppelname Schwäbisch-Fränkischer Wald ist der Oberbegriff des urigen Waldgebiets zwischen dem Remstal und dem nördlich angrenzenden Hohenlohe. Diese Bezeichnung trägt auch der »Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald«. Er wurde 1979 als zweiter Naturpark in Baden-Württemberg und als sechzigster Naturpark Deutschlands gegründet. Mitglieder des Trägervereins des 1270 Quadratkilometer umfassenden Großschutzgebietes sind öffentliche Stellen und Vereine. Das Naturparkzentrum mit Ausstellung befindet sich in Murrhardt (Info: www.naturpark-sfw.de). In diesem Buch wird aber nur der südliche, schwäbische Teil der auch »kleiner Bruder des Schwarzwalds« bezeichneten Region erwandert. Das Murrtal mit Murrhardt ist das am weitesten nördlich gelegene Ziel der Wanderungen.
Der Vergleich mit dem Schwarzwald ist durchaus richtig – das Gebiet weist große Waldflächen auf und ist ebenso durch zahlreiche Täler zerfurcht. Nur ist alles etwas kleiner, niedriger, nicht so dramatisch und klimatisch etwas milder und lieblicher im Charakter. Unzählige Bäche und Flüsschen haben sich in das Erdreich eingegraben, und die Landschaft mit ihren wilden Felsabstürzen, den Wasserfällen, den dunklen, bewaldeten Bergen und lieblichen Wiesentälern und Flussauen ist ungemein abwechslungsreich. In einem Führer eines bekannten Automobilclubs wurde die Gegend einmal gar als eines der »letzten Paradiese Deutschlands« bezeichnet.
Ab dem 13. Jahrhundert gab es hier eine Industrie, die heute nicht mehr zu finden ist: die Glasherstellung. Der Höhepunkt lag um 1550, als um Welzheim mindestens 21 Hütten arbeiteten. Auch Bergbau gab es: Man versuchte, Silber zu gewinnen – allerdings erfolglos, und das Abenteuer endete im Konkurs. Die Familie Friedrich Schillers war durch die Verluste so hart getroffen, dass der Name Spiegelberg, wo sich die Silbergrube befand, in schlechter Erinnerung blieb und der Dichter einen seiner Räuber »Spiegelberg« nannte. Der Schwäbisch-Fränkische Wald ist auch Heimat von seltenen Pflanzen wie Orchideen, Trollblumen, Arnika und sogar Enzian. In der feuchten Atmosphäre der Bachläufe findet man eine Feuchtigkeit und Schatten liebende Flora. Eine eigene Erwähnung verdienen auch die verstreut wachsenden Mammutbäume (Wellingtonien).
Das wasserreiche Gebiet besitzt außerdem jede Menge Mühlen, es hat die größte Mühlendichte Baden-Württembergs aufzuweisen: 26 waren es einst allein um Welzheim. An Murr, Lein, Rot und den ihnen zufließenden Gewässern sind insgesamt 174 Mühlen dokumentiert, und der Mühlenwanderweg berührt heute neun Mühlen.
Beliebte Ziele sind die zahlreichen markanten Klingen (Tobel). Mit mächtigen Felsen, steil abfallend und mit teilweise fast alpinen Steigen locken sie die Wanderer an, manchmal zeigen sie sogar größere oder kleinere Wasserfälle. Viele sind als Naturdenkmale ausgewiesen und geschützt.
Wer nach (oder anstatt) einer Wanderung gerne durch Städte und Städtchen bummelt oder sich ein kleines Dorf, einen Weiler oder ein charakteristisches Einzelgehöft ansehen möchte, findet eine große Auswahl. Gemütlich geht es meist zu, und oft stößt man auf hervorragende Kunstschätze. Schon die Namen verzaubern und vermitteln eine märchenhafte Stimmung, wie es sich für ein Waldgebiet gehört: Krehwinkel, Gottwollshausen, Bäumlesfeld, Siebenknie, Vorder- und Hinterwestermurr oder Berglen. Namen wie im Sagenbuch!
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