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Vorwort

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In diesem Buch habe ich Geschichten und Dialoge, an denen ich selbst beteiligt war, von denen ich gehört oder die ich in Stunden der Erinnerung an den ehemaligen zweiten deutschen Staat erfunden habe, auf einige mir mehr oder minder sympathische, aber durchweg fiktive Personen aufgeteilt und in der Sprache eines noch nicht vollendeten DDR-Bürokraten zu Papier gebracht.

Natürlich mangelt es meinem ebenfalls ziemlich fiktiven Autor nicht selten an den richtigen Worten und der nötigen Stimmung, um seine Geschichten und Dialoge in das heute gängige Bild von der DDR einzureihen. So bleibt bei ihm die Stasi nur im Ungefähren. Aber in der realen DDR war deren Geheimdienst zwar kein Geheimnis, aber ein Geheimdienst, um den der normale Bürger gern einen weit gefassten Bogen machte. Was dieser Geheimdienst auch von Normalbürgern wusste, wusste der Normalbürger damals nicht.

Vor allem in dem seinem Ende langsam entgegenschleichenden SED-Staat – ab dem Biermann-Hinauswurf 1976 –, dessen sichtlich älter und müder werdende Herren einschließlich ihrer intellektuellen Dienerschaft immer weniger die Bereitschaft und Fähigkeit erkennen ließen, über den Sinn und die Effektivität ihres Tuns selbstkritisch nachzudenken, wurde von den Beherrschten über diesen Staat immer respektloser nicht nur gedacht, sondern in informellen Kreisen auch geredet. Zu respektlosem Handeln konnten sich die Freizeitkritiker des Staates infolge der Erfahrungen von 1953, 1956 und 1968 jedoch lange nicht aufraffen.

Als langjähriger Autor, aber nie Schriftsteller, habe ich mit der folgenden Textsammlung nicht versucht, an dem Urteil „Trivialliteratur“ vorbeizuschrammen. Trivialliteratur konnte für mich schon zu Zeiten meines durchaus seriösen Literaturstudiums in der DDR mehr an Alltagswahrheit über eine Gesellschaft vorzeigen als eine ästhetisch hochgezüchtete „Widerspiegelung“ gesellschaftlicher Realität mit einem politischen Verschönerungsauftrag.

Iris van Beek hat das Ganze mit großer Neugier und der Sache angemessener Professionalität wohlwollend durchgesehen und ihm auch die passende Form gegeben. Ulrich Schweizer stellte ein geeignetes Cover-Foto zur Verfügung, meine Freunde Gerd Koch und Claus Wolf gaben mir hilfreiche Hinweise zum Text. Ich danke ihnen wie allen anderen Förderern des Projektes.

Dieter Winkler im Sommer 2019

P.S.: Manchmal irrt sich mein fiktiver Autor auch. Nicht nur, dass ihm seine Gewährsleute zu unterschiedlichen Zeiten die gleiche Geschichte in etwas unterschiedlichen Fassungen mitgeteilt haben und er seine Informanten nicht durchgängig einer strengen Quellenkritik unterworfen hat; er ist auch in seinen eigenen Erinnerungen nicht immer gleich präzise.

Wolfgang K. geht nicht mehr fremd

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