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Einführung
ОглавлениеWillkommen in der Welt von James Compton Burnett. Burnett war ein überaus erfolgreicher Homöopath und Autor zahlreicher Bücher zum Thema homöopathische Medizin. In seinen Werken schrieb er eine Vielzahl von geheilten Fällen von Tumoren, Tuberkulose und Vakzinose nieder, deren Heilung oftmals die Verschreibung von Nosoden und Organmitteln zugrunde lag. Darüber hinaus erweiterte er die Definition und Auslegung des Ähnlichkeitsgesetzes. Was gäbe es also, was man an Burnett nicht schätzen könnte?
Dieses Buch eignet sich ebenso für Studenten der Homöopathie wie für Homöopathen, die ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben. Die Lektüre empfiehlt sich besonders für Studenten, die bereits ein Studienjahr absolviert haben. Sie sollten in dieser Zeit die wesentlichen Prinzipien der homöopathischen Philosophie gelernt sowie sich grundlegende Kenntnisse in den Bereichen Materia Medica, Miasmentheorie, Anatomie und Physiologie angeeignet haben. Das Verständnis der Methodik der klassischen Homöopathie wird vorausgesetzt. Absolventen und praktizierende Homöopathen können mithilfe dieses Buches ihre Kenntnisse über Burnett auffrischen. Sollte Burnetts Arbeit hingegen Neuland für Sie sein, kann dieses Buch als Wegweiser durch sein Gesamtwerk dienen. Anmerkung: Dieses Buch ist als Lehrbuch für Studenten des Orion Postgraduate Course vorgesehen.
Burnett verfasste seine Schriften eher für praktizierende Homöopathen als für Studenten, daher ist es ratsam, bei der Lektüre eine umfassende Arzneimittellehre und ein medizinisches Wörterbuch zur Hand zu haben.
Chitkaras Buch Best of Burnett ist sehr empfehlenswert, aber, wie Chitkara in seiner Einleitung selbst schreibt, es ersetzt nicht Burnetts Originalwerke. Best of Burnett kann sozusagen als eine Zusammenstellung der „größten Hits” betrachtet werden. Aber wie jeder Musikliebhaber weiß, muss man die Originalwerke hören, um ein wahres Verständnis zu entwickeln. Das vorliegende Buch hat nicht die Absicht, Burnetts Originalwerke zu ersetzen, sondern birgt die Hoffnung, das Interesse an diesen zu wecken und dazu anzuregen, sie zu lesen bzw. erneut zu studieren.
Burnett liebte die Philologie: die Wissenschaft der Sprache und die Liebe zum Lernen und zur Literatur. Dies ist vermutlich der Grund dafür, warum er austauschbare Begriffe verwendete und sogar neue Begriffe erfand, um seinen Gedanken und Ideen Ausdruck zu verleihen. Seine Sprachkenntnisse in Französisch, Deutsch, Griechisch und Latein trugen sicherlich wesentlich dazu bei. Allerdings kann das Studium seiner Schriften dadurch manchmal etwas knifflig sein. Damit es leichter ist, sich in Burnetts Originalwerken zurechtzufinden, habe ich ebenfalls viele der von ihm geprägten Begriffe (in Fettdruck dargestellt) verwendet und diese mit entsprechender Erklärung in einem Glossar zusammengefasst. Dieses enthält darüber hinaus im Hinblick auf die Studenten unter der Leserschaft auch die allgemeine homöopathische Terminologie.
Burnett ist in den letzten 23 Jahren mein treuer und zuverlässiger Begleiter und „klinischer Kompass” gewesen. Bei dem Versuch, ein Verständnis für Burnetts Vorgehensweise bei der Fallanalyse zu entwickeln, habe ich festgestellt, dass dieser ein breit gefächerter und weitreichender Ansatz zugrunde lag. Dabei integrierte Burnett je nach Erfordernis die verschiedensten Disziplinen oder schuf sogar neue, wenn es noch keine entsprechenden gab. Er war ein therapeutischer Pionier, der trotz seiner fantastischen klinischen Arbeit und Erfolge auf das Heftigste kritisiert wurde.
Burnett versuchte selten, einen Fall vollständig mit einer einzigen Arznei zu lösen. Und je komplexer oder vermischter ein Fall war, desto wahrscheinlicher war es, dass er mehrere Mittel einsetzte – je komplizierter der Fall, desto mehr Arzneien. In all seinen Werken wird deutlich, dass er sich mit jedem einzelnen Fall sehr intensiv befasste und ihn von allen Seiten betrachtete. Dabei suchte er nach Organmitteln, Arzneien, die zur Symptomatik passten, Symptommustern für die Verordnung von Nosoden, Anzeichen für eine vorliegende Vakzinose und Hinweisen auf mögliche Ursachen – ähnlich einem Astronom, der den Nachthimmel nach bekannten Sternen und Sternenkonstellationen absucht. Manchmal erkennen wir bestimmte Sterne oder Muster wie z. B. den Großen Bären, und dann wieder sind wir vollkommen verloren, bis wir schließlich doch eine Reihenfolge erkennen und zum Ziel geführt werden. Deshalb habe ich den neuen Begriff „Konstellation der Symptome” geprägt, und ich hoffe, dass damit die Bedeutung der Suche und des Erkennens bestimmter und verschiedener Muster von Symptomen deutlich wird, die wiederum anzeigend für spezifische und unterschiedliche Arzneien in einer individuellen Fallgeschichte sind. So wie die Sterne am Nachthimmel verschiedene Konstellationen bilden können, können auch Symptome und Arzneien Fallgeschichten entstehen lassen.
Dieses Buch besteht aus drei Hauptteilen:
Organopathische Medizin
Ähnlichkeit der Symptome (Hahnemanns Homöopathie)
Medizinische Doktrinen (Miasmen/Nosoden, Vakzinose, Ätiologien)
Wir beginnen mit den Organmitteln, arbeiten uns dann in die komplexen Grundlagen des Ähnlichkeitsgesetzes ein und wenden uns abschließend den medizinischen Doktrinen zu. Am Ende des Buches findet der Leser einen therapeutischen Index von A bis Z, der auf Burnetts klinischer Arbeit beruht.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei zwei Menschen bedanken, die mich beim Schreiben dieses Buches sehr unterstützt haben. Beide sind großartige Homöopathen (und daneben auch exzellente Schachspieler). Dabei handelt es sich zum einen um Lynn Forte, die mich vor nunmehr etlichen Jahren in die Homöopathie einführte. Zum anderen stehe ich in der Schuld von Mike Bridger, der seine Gedanken zu Arzneimittelbeziehungen, Dreifachmitteln, Fall-Mapping und Mittelkonstellationen auf großzügigste Weise mit mir teilte. Mike ist der einzige andere Homöopathe, den ich kenne, der auf wahrhaft Burnettsche Manier verordnet und lehrt, Hand in Hand mit einem tiefgründigen Verständnis der Kentschen Fallbeschreibungen und Arzneimittellehre.
1994 hielt ich am Londoner College of Homoeopathy des Regents Park College meine erste Vorlesung vor Studenten. Diese Vorlesung trug den Titel „James Compton Burnett” und hatte die Erläuterung von Burnetts Vorgehensweise in der Praxis zum Inhalt. Nun sind bereits mehr als 20 Jahre vergangen, und ich halte immer noch eine ähnliche, wenn auch deutlich aktualisierte Version dieser Vorlesung.
Die Arbeit an diesem Buch hat mir großes Vergnügen bereitet, und jedes Mal, wenn ich eines von Burnetts Büchern zum wiederholten Male lese, lerne ich wieder etwas Neues. Ich muss allerdings ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Versuch, die besten Teile aus all seinen Werken zu extrahieren und in einem Buch zusammenzufassen, ein unmögliches Unterfangen ist. Ich kann nicht eine große Menge in ein kleines Gefäß schütten, sei es ein Bierglas oder ein Buch über Burnett.
Dion Tabrett