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Motivation – Die Kraft, die uns antreibt
Оглавление„Ohne Kraft erreicht man nichts und Kraft muss man
durch Kraft erlangen.“
Fjodor Michailowitsch Dostojewski
„Wissen hält nicht länger als Fisch“, besagt eine Redensart. Wissen muss ständig angepasst und natürlich auch angewendet werden. Ansonsten ist es nutzlos. Heute verfügt der Mensch über Wissenszugänge, die in der Geschichte beispiellos sind. Vorsichtig ausgedrückt ist schon von einer Informationsinflation die Rede. Wenn wir uns einmal anschauen, wie sich das Wissen der Menschen verändert, dann werden wir erkennen, wie wichtig die Bereitschaft ist, sich jeden Tag den neuen Herausforderungen zu stellen. Im Jahr 1683 war Gottfried Leibniz der letzte Mensch, der das gesamte enzyklopädische Wissen der Menschheit besaß. Damals verdoppelte sich das Wissen alle 100 bis 150 Jahre. Heute verdoppelt sich das Wissen der Menschheit alle zwei Jahre mit steigender Geschwindigkeit. So werden täglich mehr als eine Million neue Seiten ins Internet gestellt. Tendenz steigend. Das ist der Zeitgeist, der zukünftig noch schneller voranschreitet. Denn Anfang 2010 stellte die Apple-Ikone Steve Jobs die neueste Computergeneration vor: ein superflaches MultiMedia-Notebook mit Touchscreen, also ohne Tastatur. Damit will das amerikanische Unternehmen u. a. den Markt für elektronische Bücher, sogenannte E-Books, aufmischen. Es ist davon auszugehen, dass dieses Vorhaben gelingen wird, wie alle Projekte von Steve Jobs & Co., auf die ich an anderer Stelle noch näher eingehen werde. In jedem Fall führt diese Entwicklung dazu, dass das Datenvolumen im weltweiten Netz noch einmal um ein Vielfaches ansteigen wird.
Doch schon jetzt kann dieser gewaltige Wissenszuwachs nicht mehr verarbeitet werden. Immer öfter blenden wir Dinge einfach aus, um halbwegs einer Reizüberflutung zu entgehen. Das mag auf den ersten Blick gut sein, doch was ist mit Informationen, auf die wir angewiesen sind und die uns aufgrund unseres Verhaltens nicht mehr erreichen? Nun, es kommt mehr denn je darauf an, sein Wissen nicht nur durch Bücherlesen, Fernsehen und Internet auf dem Laufenden zu halten, sondern alle Sinne anzusprechen.
Oft denken wir, dass nur das, was wir sehen, den Menschen ausmacht. Dabei sehen wir hier nur die Spitze des Eisberges. Das, was den Menschen zum dem macht, was er ist, ist unsichtbar. Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856-1939), sprach hier vom EisbergModell des Bewusstseins. Freud beobachtete bei seinen Patienten, dass das, worauf wir in unserem täglichen Verhalten bewusst zurückgreifen, noch nicht einmal 20 Prozent dessen ausmacht, was unser Handeln bestimmt. Diese Erkenntnis war zu dieser Zeit bahnbrechend, weil Experten bisher davon ausgingen, dass das menschliches Verhalten allein auf bewusstes Denken und rationales Handeln zurückzuführen sei.
Abbildung 1: Eisberg-Modell nach Sigmund Freud
Um im Bild des Eisberges zu bleiben, bedeutet diese Erkenntnis, dass diese 20 Prozent „Bewusstsein“ aus dem Wasser ragen, während der große Rest, also 80 Prozent, unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Doch das, was sich in diesem Unterwasserbereich abspielt, hat den größten Einfluss auf das, was über dem Wasser liegt. Schauen wir uns an, was dort unter der Wasseroberfläche verborgen liegt, dann verstehen wir, warum wir uns so und nicht anders verhalten:
Abbildung 2: Der Freud’sche Eisberg
Freud ging davon aus, dass die im Unbewussten liegenden Faktoren wie Ängste, Konflikte, traumatische Erlebnisse, Erbanlagen etc. wie Schichten übereinanderliegen. Weil das so ist, hat es keinen Zweck, sich von außen motivieren lassen zu wollen. Denn dann werden nur die 20 Prozent des Bewussten erreicht. Wer durch die Kraft der Motivation ein „neues“ Leben beginnen möchte, schafft dies nur, wenn er in der Analogie zum Freud’schen Eisberg sich in der Gesamtheit sieht. Er muss also abtauchen, hinunter in die Tiefe, und hier quasi „aufräumen“. Weg mit all den Ängsten und Konflikten. Raus aus dem „Eisberg“. Doch wirklich entfernen können wir nicht alles. Denn all unsere Erlebnisse, positive wie negative, sind ein Teil von uns. Wir kommen nicht mit einer Gebrauchsanweisung fürs Leben zur Welt. Wir müssen unsere Erfahrungen machen. Unsere Eltern, die es gut mit uns meinen, konnten uns auch nicht alle schmerzhaften Erfahrungen abnehmen.
Stellen wir uns unser Leben wie eine Holzleiste vor, die am Tag unserer Geburt glatt, also ohne Risse und Kanten ist. Mit jeder Erfahrung wird nun eine Markierung ins Holz geritzt. Je länger wir leben, desto größer ist die Anzahl der Kerben. Somit ist klar, dass das Holz beschädigt ist. Glätten können wir es nur noch, wenn die Kerbe nicht zu tief eingeritzt wurde. Dann nämlich reicht ein wenig Schmirgelpapier, um die Stelle zu glätten. Doch ganz glatt wird sie nicht mehr. Es bleibt immer etwas zurück. Genau wie im Leben. Unsere Erfahrungen sind in unserem Gehirn an allen möglichen Stellen „eingeritzt“. Um sie zu entfernen, brauchen wir etwas Schmirgelpapier. Diese Funktion übernehmen unsere Gedanken. Mit ihnen haben wir das beste Werkzeug, um die Unebenheiten unseres Lebens zu beseitigen. Doch sie wirken nur, wenn wir alle Sinne und Gefühle integrieren. Positive Gedanken ohne Gefühle wirken nicht. Erfolgreiche Menschen wissen um diese Bedingung.
Ob Abraham Lincoln, Thomas Edison, Albert Einstein oder Walt Disney, sie alle einte der feste Wille, erfolgreich zu sein. Ihre Geisteshaltung hat sie zu den einflussreichsten Menschen der Geschichte gemacht. Diese Personen glaubten an ihre eigenen Fähigkeiten und sie sahen in Rückschlägen und Enttäuschungen keine persönlichen Niederlagen, sondern notwendige Begleiterscheinungen des Erfolges. Jeder Rückschlag motivierte sie, es noch einmal zu versuchen, und zwar so lange, bis das Ziel erreicht wurde. Es ist die Kraft der Motivation, die aus Versagern Gewinner macht. Die Biografien dieser Menschen und vieler anderer beweisen, dass nichts unmöglich ist, solange der feste Wille vorhanden ist, erfolgreich zu sein. Das wusste schon Goethe:
„Das kleine Wort ‚ich will‘ ist mächtig, spricht ́s einer still und leis.
Die Sterne reißt ́s vom Himmel, das kleine Wort ‚ich will‘.“
Dabei spielt es keine Rolle, wo Sie heute stehen. Wenn Sie ein klares Ziel haben, dann haben Sie durch die Kraft der Motivation auch die Möglichkeit, es zu erreichen. Nur beispielhaft möchte ich an einen Menschen erinnern, der genau das erreicht hat, obwohl sein Leben alles andere als erfolgversprechend verlief. In einem Werbeclip der Deutschen Telekom wird ein auf der Bühne stehender untersetzter, schüchterner Mann mit gequältem Gesichtsausdruck gezeigt. Es wird deutlich: Dieser Verlierertyp will an einem Talentwettbewerb in England teilnehmen. In der nächsten Szene wollen sich Schulmädchen vor Lachen über ihn ausschütten. Doch dann legt er los, der Handy-Verkäufer Paul Potts. Der Engländer singt die Arie „Nessun Dorma“ von Puccinis „Turandot“. Er singt sie nicht gut, sondern perfekt! Am Ende bleibt kaum ein Auge trocken. Diese ausdrucksstarke Stimme geht mir noch immer unter die Haut. Dabei handelt es sich nicht um eine gestellte „Werbegeschichte“, die für die Leistungen des Unternehmens wirbt, sondern sie ist authentisch. Es ist die Geschichte eines Mannes, der an sich glaubt und nie aufgegeben hat. Wörtlich sagt der neugeborene Star: „Mein Traum ist, das zu tun, wozu ich geboren wurde.“ Der Sohn eines Busfahrers wurde als Junge in der Schule geärgert, seine Stimme war, wie er später sagte, sein „einziger wahrer Freund“. Er sang im Schulchor und träumte von Höherem. 1999 gewann er einen Gesangswettbewerb. Mit dem Preisgeld von 8.000 Pfund finanzierte er seinen Gesangsunterricht. Dann schlug das Schicksal erbarmungslos zu. Nach einem Blinddarmdurchbruch und einem Nierentumor erlitt er zu allem Ärger noch einen Schlüsselbeinbruch. Seine Karriere als Opernsänger war zu Ende, ehe sie richtig begann. Er ging zurück in die Arbeitswelt. Hier verdiente er sich zunächst als Regalpacker im Supermarkt seine Brötchen, später als Handy-Verkäufer. Obwohl er vier Jahre lang nicht mehr ernsthaft gesungen hatte, ließ ihn der Traum nie wirklich los. Er nahm all seinen Mut zusammen und trat in der besagten Talentshow auf. Seine Sternstunde! Seitdem ist das Glück nicht mehr von Paul Potts Seite gewichen. Die Menschen strömen zu seinen Konzerten. Der neugeborene Star am Opernhimmel sagt dazu: „Endlich tue ich das, was ich immer tun wollte, etwas, das ich liebe.“ Nach all den Irrungen, Wirrungen und Schicksalsschlägen hat sich Paul Potts nie unterkriegen lassen. Er zeigt uns, wohin der feste Glaube an sich selbst jeden bringen kann.
Sie sehen, worum es im Leben immer geht: darum, seinen Traum zu leben. Mit der Kraft der Motivation ist genau das möglich. In der Psychologie werden zwei Formen der Motivation unterschieden: intrinsische Motivation (von innen her angeregt) und extrinsische Motivation (von außen her angeregt).
Bei der intrinsischen Motivation geschieht die Aktivität um ihrer selbst willen. Die Betroffenen sind in einer Art „Mission“ unterwegs. Sie verschmelzen mit ihrer Aufgabe und unterscheiden oftmals nicht zwischen Arbeit und Freizeit. Sie sind mit dem, was sie tun, leidenschaftlich verschmolzen. Ihre Motivation kommt von Herzen, weshalb es ihnen passieren kann, dass sie morgens um vier auf die Uhr schauen und feststellen, dass die Zeit wie im Fluge vergangen ist. Ein Verkäufer führt begeistert Gespräche mit Interessenten, einfach weil es ihm Spaß macht. Er denkt gar nicht lange darüber nach, warum er das macht und welche Vorteile oder Belohnungen er dafür bekommt. Das Verhalten und die Werte dieser Menschen orientieren sich an internen Standards und Maßstäben. Sie haben, meistens aus nicht mehr nachvollziehbaren oder unbewussten Gründen, eine Idealvorstellung als Leitlinie ihres Handelns verinnerlicht. Intrinsische Motivation steigt mit der Übereinstimmung zwischen Wünschen und Zielen der Person und ihrer Aufgabe. Bei der intrinsischen Motivation ist das Leistungsmotiv besonders stark angeregt.
Extrinsisch motivierte Menschen werden von der Aussicht auf konkrete Vorteile oder Belohnungen von außen, nicht in der Sache liegenden Anreizen angetrieben. Der Verkäufer sieht seine derzeitige Tätigkeit (bzw. die Umsatzsteigerung) als Etappenziel auf der Karriereleiter in die Geschäftsführung. Extrinsisch motivierte Menschen haben einen starken Bezug zum Machtmotiv.
Letztendlich haben die Menschen Erfolg, die mit Leib und Seele von einer Aufgabe überzeugt sind. Somit lautet meine Empfehlung: Tun Sie das, was Sie wirklich wollen und gut können, dann haben Sie die besten Chancen auf ein spannendes und erfolgreiches Leben. Auf den nächsten Seiten finden Sie 88 Impulse für mehr Motivation, die Ihnen dabei helfen können, die Chancen auf ein spannendes, erfolgreiches Leben noch zu erhöhen.