Читать книгу Von der erschöpften Frau zum schöpferischen Frau-Sein - Dorit Stövhase-Klaunig - Страница 7

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Die Sehnsucht nach der göttlichen Mutter

Die Große Mutter und ihre Kinder

Die weibliche Göttin erfährt die Frau selbst in der Höhle ihrer leiblichen Gebärmutter. Wir erfahren sie in der eigenen leiblichen Tiefe, erleben sie aber auch wie eine ausstrahlende Sonnengöttin an der Spitze des Dritten Auges. Sie leitet und führt das Körperland drinnen wie draußen. Sie ist die Königin, ursprünglich die Hohepriesterin, die Stellvertreterin der Göttin. Der König ist ihr irdischer Vertreter, der mythische Jünglingsgeliebte der Göttin. Er wird von ihr erwählt und ausersehen zum Vollzug der Heiligen Hochzeit. Erst dann galt beispielsweise der sakrale König als inthronisiert, während der Thron selbst in weiblicher Linie blieb. In vielen göttlichen Paaren, wie dem sumerisch-babylonischen Paar Inanna und Tammuz, Kybele und Attis oder Astarte und Adonis vereint sich die Große Göttin mit dem jeweiligen Vegetationsgott, der als jugendliche Gestalt nur ein kosmisches Jahr durchlebt, um mit dem Ende der Vegetationsperiode zu sterben und im Frühling als junger Gott wiedergeboren zu werden. Da die Große Göttin die Mutter aller Götter und Menschen ist, sind auch ihre göttlichen oder menschlichen Partner allesamt ihre Söhne. Sie steht über ihnen. So gesehen macht es auch Sinn, dass beim königlichen Schachspiel die mächtigste und handlungsfähigste Figur die Königin ist, während der König bloße Repräsentationsfigur bleibt. Die handelnden Staatsangelegenheiten erfüllte sowohl in Ägypten als auch in Sumer/Babylon die eigentliche Staatsgöttin, die weibliche Priesterschaft. Bis zum gewaltsamen Untergang der Paläste blieben die höchsten Priesterämter immer den Frauen vorbehalten. Bei dieser vordergründigen Stellung der Frau fiel die Anpassungsleistung mehr den Männern zu, was in einem der ältesten Bücher der Welt, den Maximen des ägyptischen Philosophen Ptahhotep deutlich zum Ausdruck kommt.1 „Liebe dein Weib“, heißt es darin, „sei zärtlich zu ihr und erfülle alle ihre Wünsche, solange du lebst, denn sie ist ein Besitz, der viele Vorteile bringt. Beobachte, was sie wünscht und wonach ihr der Sinn steht, denn dadurch wirst du sie dazu bringen, bei dir zu bleiben. Wenn du dich gegen sie stellst, wird es dein Ruin sein.“2 In einem sumerischen Text heißt es dazu: „Auf das Wort deiner Mutter richte deinen Sinn wie auf das Wort Gottes.“3 Noch deutlicher wird die weibliche kosmische Urkraft im chinesischen Tao und in Gestalt der indischen Shakti. Dazu kommt die ursprünglich größere magische Autorität der Frau als schamanische Priesterin. Ihrem Status als der „von Natur aus Wissenden“ hatte der irdische Mann nichts Entsprechendes entgegenzustellen. Der Mann blieb in der sogenannten Sohnesrolle. Er hat sich nie aus der fürsorglichen Macht der Mütter befreit, sondern blieb äußerlich, und mehr noch innerlich, von ihr abhängig. Er hat die Frau zwar als „Muttersklavin“ beherrscht, aber er konnte nie ohne ihre Nähe und ohne ihre Zuwendung leben. Er hat sich auf Kosten der Frau und auf Kosten unterworfener Sklaven, durch die Erfindung immer raffinierterer Techniken und Maschinen von der gleichförmigen Arbeit des Lebensunterhalts und dem Tun des täglichen Lebens wegbewegt. Er hat sich hinbewegt zu einer religiös-philosophischen Übersteigung des Lebens durch eine abgehobene geistige Existenz. Diese Abkehr vom natürlichen Leben ist der heroische Versuch des Mannes, auf abenteuerliche materielle oder geistige Weise die Natur und den Tod zu transzendieren. Ein Versuch, damit der Tod seine Macht über die Menschen verliert, sowohl in der Suche nach dem Unsterblichkeitskraut durch die Alchemie als auch in der Entwicklung lebensrettender Medikamente durch die moderne Medizin wie auch im religiösen Glauben an eine persönliche Unsterblichkeit. Da diese Rechnung nicht aufgeht und die Herrschaft des Menschen über die Natur durch Wissenschaft und Technik an ihre Grenzen stößt, erleben wir derzeit eine ganz besondere Zeit, in der wir echte Tiefe leiblich erfahren. Eine Tiefe, die zurück führt über die Beziehung zur eigenen Mutter und schließlich zur göttlichen Großen Mutter. Dazu ist es erforderlich, in den ursprünglichen Schöpfungsmythos einzusteigen und sich die Schicksalskräfte bewusst zu machen, um zu verstehen, was für eine tiefe Sehnsucht nach Einheit und Individualität in der Menschheit liegt.

Der Schöpfungsmythos – Enuma Elisch

Enuma Elisch ist der babylonische Schöpfungsmythos. Die ersten Götter Babylons Anshar und Kishar waren Nachkommen der Urkräfte Apsu und Tiamat. Apsu symbolisiert die männliche Seite, das Süßwasser unter der Erde. Tiamat symbolisiert die weibliche Seite der Urkräfte und das Salzwasser, das die Erde umgibt. Als sich die Wasser der beiden vermischten entstanden daraus Lachmu, Lachamu und Kingu, von denen alle anderen Götter abstammen. Enuma Elisch beschreibt die Kämpfe und Verwicklungen der jungen Götter untereinander. Die jungen Götter streiten ständig mit den alten und schließlich beschließt Apsu (Tiamats Gatte), die jüngeren aufsässigen Götter zu töten. Ea, einer der jungen Götter, erfährt davon und tötet Apsu zuerst. Danach nimmt Kingu den Platz seines Vaters als der Gemahl von Tiamat ein und Tiamat gibt ihm die Schöpfungstafeln, damit er die Herrschaft über die jungen Götter übernehmen kann. Diese sind aber nicht einverstanden damit und so tritt der damals noch wenig bedeutende Gott Marduk gegen ihn zum Kampf an. Er siegt, erhält die Schicksalstafeln und steigt so zum Herrn der Götter auf, denn wer diese Tafeln besitzt, der vereint größte göttliche Macht auf sich und kann das Schicksal beherrschen. Nur das göttliche Selbst in menschlicher Form ist in der Lage, diese Kräfte zu beherrschen. Das Blut des Dämonenherrschers Kingu gibt Marduk an Ea weiter. Er erschafft daraus und aus einem Klumpen Lehm die Menschen. Um die Gefahr für die Götter endgültig zu beseitigen, kämpft Marduk mit Zauberei auch gegen Tiamat. Bevor Marduk in den Kampf zieht, stellt er seinen Vätern die Bedingung, dass er, sofern er Tiamat besiegt, zum „König der Götter“ erhoben werde und dass er, als Herr des Pantheons, absoluter Herrscher sei. Die Hochgötter nahmen diese Bedingung an. In einer glänzenden Rüstung auf seinem mit vier Pferden bespannten Streitwagen zieht der junge Heros gegen die verteufelte Mutter aller Götter in den Krieg, bewaffnet mit Pfeil und Bogen, Kampfnetz und Keule. Es kommt zum Zweikampf mit Tiamat. Marduk wirft sein Kampfnetz (eine alte Waffe der Sumerer) über Tiamat und schießt einen Pfeil in ihren Mund, der das Innere der Göttermutter zerreißt und ihr Herz spaltet. In Siegerpose stellt sich Marduk auf den Leichnam und zertritt ihren Unterleib, mit seiner Keule zerschmettert er ihren Schädel und ihre Blutbahnen durchschneidet er. Er spaltet den Leib der ermordeten Göttermutter Tiamat in zwei Hälften. Aus der einen Hälfte formt er den Himmel, aus der anderen die Erde. Nach seinem Sieg wird Marduk, dem Stadtgott von Babylon, ein gemeinsames Heiligtum mit Ea und Enil geschaffen. Weiterhin berichtet Enuma Elisch, dass Marduk 300 unterirdische Gottheiten einsetzt, die in dem Palast Ekalgina in der Unterwelt leben. Sie sind die Anunnaki, die das Wasser des Lebens hüten. Ihnen gegenüber stehen die 300 ebenfalls von Marduk eingesetzten oberirdischen Gottheiten, die Igigu.

In Abbildungen wird Marduks Kampf gegen die Göttermutter Tiamat oft auch als Kampf des jugendlichen Heros gegen den Drachen dargestellt. Der Drache oder die Schlange sind symbolische Bilder, welche man der Göttermutter zu jener Zeit gab. In Griechenland beispielsweise gebar im Goldenen Zeitalter die Urmutter Gaia (Mutter Erde) die geflügelte Schlange Python, die auch als Drache bezeichnet wird. Weitere Drachen-, Schlangen- oder Muttermörder erheben sich nach und nach in verschiedenen Teilen der Welt. In der griechischen Mythologie ist es Apollon (auch die Oedipus-Sage weist in diese Richtung), in Germanien Siegfried, der Drachentöter, in christlicher Zeit sind es der Erzengel Michael und die beiden christlichen Heiligen, St. Georg und St. Patrick. In anderen Mythen wird die Urmutter zwar nicht getötet, aber im Kampf besiegt und erniedrigt. In den inselkeltischen Sagen wird dies als der Kampf der drei Weisen Emu, Banbha und Fodla gegen die Milesier, die Söhne des Kriegsgottes Mil, beschrieben. Die drei Göttinnen unterliegen den Eindringlingen und werden unterworfen. In den späteren keltischen Sagen wird der „Kessel der Fülle“ vom männlichen Gott Dagda verwaltet, was per se unmöglich ist, da es sich dabei um den „Leib der Göttermutter Dama“ handelt. Sie allein „besitzt“ den „Kessel der Fülle“, aus dem alles entsteht. Bei den Griechen übernimmt Apollon das heilige Orakel der Göttin Delphi. Bei den Azteken gebärt die Erdmutter Xochiquetzl einen Sohn, das ist Huitzilopochtli. Er tötet später ihre Tochter, die Göttin des Mondes, und nimmt deren Platz ein. Obwohl sie sich ihm im Kampfe stellt, raubt er ihr das Licht. Danach kann sie zwar die Hälfte ihrer ursprünglichen Macht zurückerobern, verstrahlt aber fortan nur noch bei Nacht ihr Licht. So versuchten also vielerorts sogenannte junge männliche Gottheiten, Söhne der Götter und 1500 Jahre später auch patriarchale Monarchien die alten Muttergöttinnen in den Hintergrund zu drängen, ohne allerdings deren Präsenz zum Verschwinden zu bringen und sich ihren Einfluss zu sichern.4

Die Schicksalskräfte

Solange der Mensch sein göttliches Selbst regieren lässt, geschieht auf der materiellen Ebene das, was seinem Selbst entspricht. Das göttliche Selbst im Herzen des Menschen hat die Macht, jene Träume, die im Unbewussten auf ihre Verwirklichung warten, bewusst zu machen und sie als Bewusstseinszustände zu erleben. Durch das bewusste Erleben dieser unbewussten Träume löst sich die Spannung dieser inneren Kräfte immer mehr, sie klingen aus und werden wirkungslos. Mit dem weiteren Loslassen des Bewusstseins über das Selbst kann sich das ganze persönliche Schicksal und das persönliche Selbstbild auflösen und die Person frei machen, frei auch von ihrem zukünftigen Schicksal. In den Momenten, wo sich der Mensch mit seinen aus dem Körper stammenden materiellen Bedürfnissen persönlich identifiziert, geschieht das, was sein Körper will. Das Steuerrad des Schicksals fällt aus seiner Hand, er ist den blinden Schicksalskräften von Raum und Zeit ausgeliefert. In diesem Fall werden aus seinen Projektionen, aus seinen Traumbildern, die latent im Unterbewusstsein wirken, unvermeidlich und unbedingt eintreffende „wirkliche“ Geschehnisse auf der irdischen Ebene. Jeder Mensch, und folglich auch sein Schicksal, beginnt entsprechend seiner individuellen Ausstrahlungskraft das Leben in einem Körper in einer bestimmten Sternenkonstellation.

Die 12 Schicksalstafeln, nach denen sich die Menschen ausrichten und gelenkt werden, sind die 12 Sternbilder: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische. Die Seele durchlebt all diese Sternbilder in verschiedenen Verkörperungen. Die Geburt entspricht dem Widder, dann muss ein Lebewesen mit dem Sternbild Stier in der neuen Umgebung Wurzeln fassen, Nahrung aufnehmen und verarbeiten. Damit werden eine materielle Verbindung mit dieser Welt und eine Versorgung des Körpers geschaffen. Auf dem Weg des Zwillings sammelt das Lebewesen Erfahrungen, geht in verschiedene Richtungen und erwirbt vielfältiges Wissen. Im Krebs zieht es sich ins Heim zurück und verarbeitet seine geistige Beute, die Erfahrungen, die es gesammelt hat. Es beginnt seine Kernbildung. Durch das feurige Wesen des Löwen wird das Lebewesen reif und würdig. Es entfaltet seine Kräfte und Fähigkeiten und erfüllt seine irdische Pflicht. Es zeugt eine neue Generation. Die Jungfrau bringt die Ernte und schafft die Früchte der Tätigkeit in die Scheune. In der mystischen Welt ist die Jungfrau die von allen Schlacken gereinigte, makellos gewordene menschliche Seele, die von dem Geist Gottes den göttlichen Samen empfing und das göttliche und das materielle in einer vollkommenen Einheit vereinigt. Sie ist die Schwangere, die das göttliche Kind – die universelle Liebe und das göttliche Selbstbewusstsein erwartet. In der Waage werden die Taten gewogen, die positiven und die negativen ausgeglichen. Die Aufmerksamkeit richtet sich hin zu einem vollkommenen Gleichgewicht nach der weltlichen als auch nach der geistigen Seite. Im Skorpion tritt der große Wendepunkt ein. Er muss die sich offenbarende göttlich-schöpferische Kraft vergeistigen und in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Das bedeutet aber, dass er seine Person vollkommen überwinden muss. Er erlebt den mystischen Tod seiner Person und die Auferstehung und Unsterblichkeit im Geist. Von nun an hört er auf, dem Materialismus zu dienen. Hoch oben über der Erde, in vollkommener geistiger Freiheit, fliegt er wie ein Adler, wie der Falke Horus. Durch die Wirkung des Schützen wird er zu einem großen Lehrer. Seine Gedanken durchleuchten wie feurige Blitze die dicken Wolken von Finsternis und Unwissenheit. Seine Ausstrahlung ist das Feuer des Geistes, der wie ein abgeklärter Vater seinen reif gewordenen Kindern mit seiner Geistigkeit und seinen guten Gedanken weiterhilft. Im Steinbock wird im Herzen das göttliche Kind – die universelle Liebe – geboren. Der Mensch wird mit dem göttlichen Selbst im Herzen identisch und wird wie ein klarer Kristall. Er offenbart in seinen Worten und Taten die universelle Liebe. Im Wassermann gießt das Lebewesen alle seine Schätze aus. Es ist das strahlende Kind Gottes geworden, das keine Geschlechtlichkeit kennt. Es strahlt sich selbst aus, ist die Quelle der höchsten geistig-göttlichen Kraft und lässt die Wellen in die entferntesten Welten strömen. Der Prozess der Umwandlung, der Dematerialisierung, beginnt. Im Sternbild Fische erlebt das Lebewesen das Einswerden. Er kehrt heim in seine göttliche Heimat, in die Alleinheit, in Gott. Sein Bewusstsein gleitet ins Allbewusstsein hinüber, er streift seinen Körper ab und beendet sein irdisches Leben.

Jedes Sternenbild sendet eine individuelle Energiestrahlung aus, so dass eine energetische Anziehungskraft entsteht, die sich leiblich manifestieren kann und zur menschlichen Geburt führt. Da sich die Erde aus Sicht der Erde um sich selbst und gleichzeitig um die Sonne dreht, wirken während der sich wiederholenden Kreisläufe verschiedene energetische Kräfte und Einflüsse auf den leiblichen Organismus. Mit jedem Einwirken und Erfahren verändern sich die ausstrahlenden Kräfte. Einige persönliche Kräfte werden entfaltet, andere werden in den Hintergrund gedrängt. Einige Lebewesen haben mal harmonisch-positive, ein anderes Mal unharmonisch-negative Eigenschaften. Das hängt davon ab, inwiefern energetische Resonanzen zwischen der „Außenstrahlung“ des Makrokosmos und der „Innenstrahlung“ des Mikrokosmos entstehen. Solange sich der Mensch dieser Kräfte nicht bewusst ist und ihnen ausgeliefert ist, wird er blindlings durch das Schicksal gelenkt. „Nur der zur Selbsterkenntnis gelangte Mensch hat die Möglichkeit, sich mit seinem Bewusstsein über diese Kräfte zu erheben und, anstatt ihnen unbewusst ausgeliefert zu sein, sie zu beherrschen oder sie, in sich umgewandelt, vollkommen verändert weiterzuleiten. Wenn der Mensch aber die schöpferischen Kräfte in sich umzuwandeln vermag, dann ist er auch fähig, die in seinem Schicksal wirkenden Kräfte umzuwandeln, folglich auch sein Schicksal zu beherrschen.“, so Elisabeth Haich in ihrem Buch „Einweihung“5. Denn das göttliche Selbst steht mit seinen gewaltigen schöpferischen Kräften über allen materiellen Kräften und es hat die Fähigkeit, Materie zu beherrschen. Wird dieses göttliche Selbst sich selbst wieder bewusst und aus seiner Begrenztheit von Raum und Zeit und der Herrschaft des Todes befreit und aufgeweckt, kann es seinen Thron besteigen. Dann hat nicht die Erde die zentrale Stellung, um die sich alle Sternenbilder drehen, sondern die Erde läuft auf ihrer vorgeschriebenen Bahn in einem kleineren Kreis um die Sonne, in einem größeren Kreis mit dem Sonnensystem unserer Sonne um eine Weltsonne und in einem noch größeren Kreis mit dem ganzen System dieser Weltsonne um eine Zentralsonne, immer größer und weiter kreisend, bis in die Unendlichkeit hinein. Schauen wir aus diesem göttlichen Sein der Unendlichkeit, erkennen wir nicht nur das eine derzeitige Sternenbild, sondern alle 12 Sternenbilder gleichzeitig und damit auch das ganze Schicksal eines Seelenweges. Es ist die Sicht auf das Ganze aus dem Dritten Auge und der Wunsch nach der Einheit mit allen Lebewesen und Formen.

Die Sehnsucht nach Einheit und Individualität

Dieser Wunsch, sich wieder zu vereinen, ist eine in uns tief angelegte Sehnsucht, nach der wir uns innerlich sehnen. Sie zeigt sich in der Suche nach den verlorenen Seelenanteilen, nach jenen Teilen, die wir brauchen, um uns ganz zu fühlen und inneren Frieden zu erlangen. Oftmals projizieren wir diese innere Sehnsucht auf die Suche nach der anderen Partnerhälfte, auf das Verlangen mit jemandem total zu verschmelzen, innige Liebe zu erfahren und eins sein zu wollen. Manchmal träumen wir davon. Es ist der Wunsch, die totale göttliche Liebe zu erleben. Diese nach innen und nach außen wirkende Sehnsucht liegt jedoch in dem Urverlangen nach dem Einssein mit sich selbst begründet. Diese innere Sehnsucht treibt uns dazu an, auf innere bzw. äußere Reisen bzw. in andere feinstoffliche Welten zu gehen, um diese verlorengegangenen Seelenanteile wieder zu finden und zu integrieren. Jene Seelenanteile, die sich in der derzeitigen materiellen Körperform manifestiert haben, suchen förmlich jene Seelenanteile, die abgespalten sind. Das führt im realen Leben dazu, dass es einen immer wegtreibt, man nie ganz da ist, vor sich hinträumt und nicht ganz im Körper und im Leben ist. Es fehlt an den nötigen Impulsen, etwas Eigenes liebevoll hervorzubringen und sichtbar zu erschaffen. Ist die Verbindung zu allen Seelenanteilen hergestellt, läuft es rund. In diesem Einssein mit sich selbst erwacht eine riesengroße ursprüngliche göttliche Liebe, ein tiefer Frieden in sich selbst. Eine ursprüngliche bedingungslose Liebe, die eine Gnade Gottes ist und in großer Dankbarkeit leiblich spürbar wird. Eine Liebe, die das „Ur“ angemessen teilt und andere nicht damit überschüttert oder erdrückt. Eine Liebe Gottes, die auch in jeder anderen Wesensform ihren eigenen Ausdruck hat. Was für eine Anmaßung wäre es da, über andere zu urteilen und zu werten, ihnen Ratschläge zu geben und sie ihren eigenen Erkenntnisweg nicht selbst gehen zu lassen. Maßen wir uns da nicht an, dass der andere eine göttliche Fehlproduktion wäre und wir uns selbstüberschätzend über das Göttliche stellen? Durch diese leiblich erfahrene göttliche Liebe in menschlicher Form entstehen Klarheit und Individualität, natürliche Abgrenzung und Selbstschutz, die sich u.a. in einem intakten Immunsystem und damit in einem fließenden Austausch zwischen Öffnen und Schließen der Körperoberfläche und einer fließenden Kommunikationsfähigkeit zwischen innen und außen zeigen kann. Ein florierendes individuelles Körpersystem, das eins ist mit sich selbst und einfach essentiell und individuell läuft. Es läuft einfach rund und schließt alles mit ein.

1 Vgl. Meier-Seethaler, Carola: „Ursprünge und Befreiungen: Eine dissidente Kulturtheorie“, Zürich 1988, 185

2 Pthahotep, zit. n. Virey, P.: „Études sur le Papyrus Prisse“, in Briffault, Bd. 1, 384

3 Zit. n. Jeremias, Alfred: „Die Weltanschauung der Sumerer“ in: Der Alte Orient, Bd.27, Heft 4, Leipzig 1929, 27

4 Vgl. Duesberg, Michael: „Die Zerstörung der Welt: Zeitbombe Patriarchat“, Hamburg 2016

5 Haich, Elisabeth: „Einweihung“, Aquamarin-Verlag 2017, 331

Von der erschöpften Frau zum schöpferischen Frau-Sein

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