Читать книгу Wege aus der Isolation: Zachäus - Dorothee Boss - Страница 5

Philippi, Nordgriechenland, 90 n. Chr.

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„Das Essen ist fertig“, vorsichtig trat meine Dienerin zum dritten Mal in den Schreibraum ein. „Herr, komm‘ bitte, wir warten auf Dich. Dein Freund Alexos sitzt schon im Speisezimmer“, meinte sie. Sie wusste, eigentlich sollte man mich bei meiner Arbeit nicht stören, aber ich hatte den Freund ja selbst eingeladen. Seufzend drehte ich mich vom Schreibpult zu ihr um. „Gut, dann komme ich endlich.“ Ich säuberte meine Finger vom Wachs und packte ein paar Tafeln zusammen. „Ich muss unbedingt mit Alexos reden. Einige Kapitel werden ja nie fertig.“

Im Speisezimmer seines großen Hauses saßen meine Frau Elena und Alexos schon am Tisch, um das Abendessen einzunehmen. Ausnahmsweise, denn normalerweise hätten die Männer für sich bei einem solchen Mahl zu Tisch gelegen. Es wurde gebetet, dann brachte die Dienerschaft Speisen und Getränke. Mein Freund langte herzhaft zu. „Na, Lukas, du alter Pergamentwurm“, meinte er lachend. „Was nagt denn an deiner Seele? Du siehst mitgenommen aus. Ermüdet Dich Deine Darstellung des Lebens Jesu so sehr?“ – „Ja, ich habe mir viel vorgenommen. Ich will das Leben unseres Herrn möglichst vielen Leuten nahebringen. Ich habe deshalb überlegt, die ganze Schrift dem Theophilus zu widmen, du weißt schon, einem unserer Ältesten. Aber auf Pergament schreiben – so weit bin ich noch nicht.“ – „Du willst wohl Eindruck schinden, was, mein Lieber“, erwiderte Alexos lächelnd und brach ein Stück Brot ab. „Demnächst liest man deine Schrift noch in Rom und Alexandria“, zeigte er grinsend auf mich.

„Ach das interessiert mich nicht. Außerdem haben wir viel durch die Römer zu erdulden. Ich glaube, die Verfolgungen unserer Gemeinden hören nicht mehr auf. Auch ist mir wichtiger, dass die Gemeinde zusammenhält, viele sich für unseren Glauben interessieren und genau verstehen, was Jesus für uns bedeutet“, zuckte ich mit den Schultern. „Ich weiß, mein Freund, im Augenblick treten einige Lehrer in unserer Stadt auf, und meinen, sie wüssten ganz genau, was Jesus gesagt und getan hat. Vor allem verlangen sie, dass man sich ganz genau an bestimmte Regeln hält, wohlanständig, keine niederen Berufe, guter Ruf.“ – „Ziemlich anstrengend, das alles“, nickte Alexos, „einfache Arbeiter, Diener, Sklaven, Leute mit unehrenhafter Arbeit eben können nach deren Meinung nicht Christen werden, nicht rein genug für unseren Glauben“. –

„Und wo ist jetzt dein Problem, Lukas?“, unterbrach uns Elena. Mit ihrem Sinn fürs Praktische brachte sie mich oft auf neue Gedanken.

„Ich habe von einer Geschichte gehört, bei der Jesus bei einem Oberzöllner zu Besuch war, ein Mann mit schlechtem Ruf, aber viel Geld.“ – „Na und?“ – „Kennst Du die Zöllner in Israel?“ – „Nein eigentlich nicht. Oder doch, natürlich unsere Zöllner in unserer Stadt und Umgebung.“ – Dann weißt du nicht, was Zöllner in römischen Diensten mitten in Israel bedeuten“, antwortete ich feierlich. „Unser lieber Lukas will uns hier sagen, dass wir alle keine Ahnung von den damaligen Verhältnissen in Israel haben“, scherzte Alexos. „Die Geschichte ist doch jetzt schon mehr als 60 Jahre alt. Ich denke, Lukas, du solltest diese Begebenheit so aufschreiben, dass selbst wir unwissenden Griechen sie verstehen.“

Wege aus der Isolation: Zachäus

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