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Jerusalem, 515 v. Chr.

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„Kommen wir nun zu einer bemerkenswerten Person“, bemerkte Oberschreiber Jochanan eines Tages feierlich zu uns. Mein Kollege Schimon und ich, Mattatias, beide Gelehrte und Schreiber, bekannt für unsere Arbeiten an den heiligen Schriften, schauten uns vielsagend an. „Jetzt wird es schwierig“, meinte Schimon leise zu mir. „An wen hast Du denn gedacht, verehrter Jochanan?“, fragte ich ebenso formell zurück. Gerade hatten wir die Geschichte der Stammväter Isaak und Jakob aufwändig in die bestehenden Erzählungen eingefügt und überarbeitet. Eine anstrengende Sache, denn unsere Vorgänger hatten schon zahlreiche Erzählungen gesammelt und aufgeschrieben. Und vonseiten der Priester am Jerusalemer Tempel kamen immer neue Anfragen, bereits bestehende Texte nochmals im Sinne des heutigen Glaubens und Tempelkultes zu überarbeiten.

„Ja, ich dachte da an Avraham“, eröffnete Jochanan sein Anliegen. „Avraham“, echote Schimon, „der kommt aber bis jetzt nur am Rande in unseren Erzählungen vor. Das Volk kennt die Geschichte von seiner Wanderschaft, der Verheißung von Nachkommenschaft und die Geschichte von der unfruchtbaren Sara und so weiter.“ – „Eben deshalb“, meinte Jochanan bestimmt, „Ihr wisst, wie sehr die Priesterschaft an der Festigung des Glaubens in Israel interessiert ist. Letztens meinte Schaul zu mir, in Israel benötigen wir eine herausragende Glaubensgestalt als Vorbild für Israel, einen Heros des Glaubens sozusagen, einen Mann, dessen Glauben an Gott nicht und niemals zu zerstören ist, ein Bild der absoluten Hingabe und Vollkommenheit …“ – „Augenblick, Jochanan, aber solche Männer und Frauen verehren wir doch schon, Mose, Aaron und Mirjam, die Richter und Propheten, die Könige und andere, sind sie nicht gläubig genug für die Priesterschaft?“, fragte ich vorsichtig zurück. Mit den heutigen Priestern am Tempel war manchmal nicht zu spaßen. Sie nahmen ihre Aufgabe, den Kult des einzigen Gottes am Tempel in Jerusalem zu stärken, sehr ernst.

„Ja, also, ich dachte daran, den verschiedenen Erzählungen um Avraham noch eine wesentliche Geschichte hinzuzufügen.“ – „Wie das, lieber Jochanan?“ Schimon und ich wurden neugierig. „Hm, ja, es gibt da eine Erzählung von einer Prüfung Avrahams. Sie wurde mir letztens von einem alten Kollegen in der Priesterschaft erzählt. Ich denke, wir sollten sie ein bisschen ausbauen“, erklärte der Oberschreiber. „Avraham sollte mit seinem heißersehnten Sohn Isaak geprüft werden, ob sein Glaube tatsächlich so feststehend sei. Ich finde, das ist ein guter Ansatz, denn unser Volk hat viele Prüfungen bestanden und an seinem Glauben an Gott festgehalten. Aber die Zeit in Babylonien, nun ja, das war doch für manche eine harte Zeit. Und andere Götter lassen sich manchmal besser verehren als unser einziger strenger Gott, der Ewige, der Himmel und Erde erschaffen hat.“

Jochanan beendete seine Rede und sah uns erwartungsvoll an. Schimon und ich nickten. „Gut, Jochanan, lass uns überlegen“, sagte ich. „Ich habe auch schon eine Idee für eine wirklich außergewöhnliche Glaubensprüfung …“ – „Dann leg los, Mattatias!“

Liebe ohne Beweis: Abraham

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