Читать книгу Der kleine Major Tom. Band 13: Die Wüste lebt - Dr. Bernd Flessner - Страница 7
Wo sind Jules und Michel?
ОглавлениеAuf dem Flur wurde es laut.
„Was ist da denn los?“, wunderte sich Tom.
„Da stimmt etwas nicht!“, stellte Stella fest. „Weißt du etwas, Plutinchen?“
„Ich frage gerade den Hauptcomputer“, antwortete die Roboterkatze.
„Und was sagt der Computer?“, fragte Stella.
„Jules und Michel werden vermisst“, meinte die Roboterkatze, während sie durch den Gang liefen. „Wer sind Jules und Michel?“, fragte Tom.
„Das konnte ich noch nicht ermitteln“, antwortete Plutinchen. „Ein paar Chips scheinen überlastet zu sein.“
„Jules und Michel? Ich glaube, der ganze Rechner ist überlastet“, spottete Tom.
Tom, Stella und Plutinchen erreichten das Labor für Klimaforschung, das sich auf dem Gelände der Bodenstation befand. Dort hielten sie sich schon einige Tage auf, denn wieder einmal musste ihr Space Racer überholt werden. Eine Steuerdüse arbeitete nicht einwandfrei und das Fahrwerk benötigte neue Reifen. Genügend Zeit also, um Eis zu essen und im nahe liegenden Wald zu wandern. Sonst war es ruhig auf der Bodenstation. Nur ab und zu begegneten sie Forschern. An diesem Tag aber herrschte große Aufregung. Auf dem breiten Flur hatten es die Forscher und Ingenieure eilig. Alle hatten nur ein Ziel: das große Klimalabor. Auch Stellas Eltern waren bereits eingetroffen.
„Was ist passiert?“, fragte Stella ihre Mutter.
„Jules und Michel sind verschwunden“, lautete die Antwort.
„Was habe ich euch gesagt“, schnurrte Plutinchen.
„Wer sind Jules und Michel?“, fragte Tom.
„Bestimmt Kinder in unserem Alter, die sich irgendwo verlaufen haben“, vermutete Stella besorgt.
„Nein, nein“, lächelte ihre Mutter. „Es sind zwei Forschungsdrohnen. Wir haben sie nach dem Schriftsteller Jules Verne und seinem Sohn Michel benannt. Für einen Roman haben sie vor rund 150 Jahren die Drohnen erfunden. Die Vernes haben ihre Drohnen damals übrigens Wespen genannt.“
„Verstehe“, sagte Stella. „Dann bin ich erleichtert. Es sind keine Kinder.“
„Das nicht“, erklärte ihre Mutter, während um sie herum zahlreiche Forscher vor großen Monitoren saßen und auf Knöpfe drückten. Andere gingen aufgeregt hin und her. Viele hatten Headsets auf und sprachen mit ihren Kollegen. „Aber es sind zwei neuartige und sehr teure Drohnen, die extra gebaut worden sind, um Wüsten zu erforschen. Die Ergebnisse und Daten sollen uns helfen, die Erderwärmung besser zu verstehen.“
„Aber Drohnen kann man doch mithilfe von Satelliten orten?“, meinte Tom.
„Eigentlich schon“, antwortete Stellas Vater, der die beiden Drohnen mitentwickelt hatte. „Doch genau das funktioniert leider nicht. Wir wissen, dass sie in einen Sandsturm geraten sind. In diesem Fall landen die Drohnen automatisch. Wahrscheinlich wurden sie von Sand bedeckt. Von zu viel Sand. Jedenfalls haben wir den Funkkontakt zu ihnen verloren.“
„Dann schickt doch einen Hubschrauber in die Wüste“, schlug Stella vor.
„Für einen Hubschrauber ist die Strecke zu weit und alle anderen Maschinen sind im Einsatz oder in der Wartungshalle“, antwortete Stellas Vater.
„Wir könnten doch fliegen“, schlug Tom vor. „Der Space Racer ist bestimmt bald fertig.“
„Das schon, aber er kann nicht über der Wüste in geringer Höhe schweben. Er würde viel zu viel Sand aufwirbeln“, entgegnete Stellas Mutter. „Außerdem könnten die Abgase des Antriebs die Messdaten der Drohnen verfälschen.“
„Da fällt mir ein, wir haben doch das neue Airship Solar 1 im großen Hangar“, fiel plötzlich Stellas Vater ein. „Es ist vor ein paar Tagen eingetroffen. Wir sollen es testen.“
„Airship Solar 1?“, wiederholte Tom neugierig. „Was ist das?“
„Ein kleines Luftschiff“, antwortete Stellas Mutter.
„Das Besondere sind der elektrische Antrieb und die Hülle, auf der sich hauchdünne Solarzellen befinden, die tagsüber die Akkus aufladen. Da es ohne Abgase fährt, ist es besonders klimafreundlich und leise noch dazu.“
„Orbital!“, staunte Tom. „Das nehmen wir! Wann können wir starten?“
„Au ja!“, strahlte Stella. „Wir suchen die Drohnen!“ Stellas Eltern sahen sich an. Auch einige der Forscher waren stehen geblieben und schauten nachdenklich auf Tom und Stella.
„Eigentlich gar keine schlechte Idee“, meinte Stellas Vater schließlich, worauf die anderen Forscherinnen und Forscher zustimmend nickten. „Wir können hier weiterarbeiten und ihr könnt gleichzeitig das neue Luftschiff testen. Was meint ihr?“
„Fantastisch!“, rief Stella. „Wir gehen sofort zum Luftschiff und lassen uns alles erklären.“
„Wann können wir starten?“, wiederholte Tom seine Frage.
„Morgen müsste das Luftschiff startklar sein“, antwortete Stellas Vater. „Ich rufe gleich mal im Hangar an.“
„Ihr würdet uns wirklich sehr damit helfen“, erklärte Stellas Mutter. „Natürlich setzen wir unsere Suche fort, aber ich glaube, eure Chancen sind weitaus höher, die Drohnen zu finden.“
„Los! Zum Luftschiff!“, rief Stella und drängelte sich durch die vielen Forscherinnen und Forscher, die sich inzwischen um die Kinder versammelt hatten. Tom und Plutinchen folgten ihr. Den Weg zum Hangar kannten sie natürlich, da dort ihr Space Racer schon oft gestanden hatte.
Da die Bodenstation groß war und auch Forschungseinrichtungen beherbergte, brauchten sie ein paar Minuten, um den Hangar zu erreichen. Dort machten sie große Augen.
„Ach, du dickes Mondkalb!“, staunte Stella. „Das ist ja ein tolles Teil!“
„Wie früher die Zeppeline!“, meinte Tom. „Orbital!“
„Ein modernes Luftschiff“, stellte Plutinchen nüchtern und sachlich fest. „Es sieht gut konstruiert aus und müsste für unsere Zwecke reichen.“
Das Airship Solar 1 war natürlich nicht ganz so groß wie einst die riesigen Zeppeline. Und seine Hülle war nicht mit dem leicht brennbaren Wasserstoff gefüllt, sondern mit dem unbrennbaren Edelgas Helium. Mit den alten Zeppelinen hatte es gemein, dass es ein starres Luftschiff war, also die Hülle von einem Skelett aus dünnen, leichten Streben getragen wurde. Im Inneren befanden sich mehrere Zellen für das Helium. Unter der Hülle hing eine Gondel für den Kapitän und die Passagiere.
„Für wie viele Personen ist die gedacht?“, fragte Tom eine Frau vom Bodenpersonal.
„Für sechs Personen“, antwortete sie.
„Dann haben wir ja richtig Platz“, freute sich Stella. Rechts und links waren am Schiff zwei kleine, schwenkbare Gondeln für die Elektromotoren angebracht.
„Wir betanken das Luftschiff jetzt“, erklärte die Frau vom Bodenpersonal.
„Ich dachte, wir fliegen elektrisch?“, wunderte sich Stella.
„Das schon. Aber ihr braucht eine Menge Wasser, wenn ihr in die Wüste fliegt“, lachte die Frau. „Neben Sand dient das Wasser auch als Ballast, den man im Notfall ablassen kann, wenn man dringend Auftrieb benötigt.“
Tom, Stella und Plutinchen umrundeten staunend das Luftschiff und beobachteten, wie Lebensmittelvorräte und Ausrüstungsgegenstände an Bord gebracht wurden.
„Ich kann es gar nicht abwarten“, sagte Tom. „Ich bin ja schon eine Menge Maschinen geflogen, Raumschiffe, Flugzeuge und Hubschrauber. Aber noch kein Luftschiff.“
„Auch die neuen Luftschiffe fliegt man“, ergänzte Plutinchen. „Bei den alten Zeppelinen hat man gesagt, dass sie fahren, denn ein Luftfahrzeug, das leichter als Luft ist, fährt durch die Luft. Es fliegt also nicht. Die neuen Luftschiffe aber brauchen den Antrieb ihrer Motoren, um Höhe zu gewinnen.“
„Interessant“, meinte Tom. „Auch Ballone schweben in der Luft, aber da sagt man Ballon fahren, weil sie mit sehr leichten Gasen oder heißer Luft gefüllt sind. Sie brauchen keine Flügel und starke Antriebsmotoren.“
„Na, wann geht es los?“, fragte die Frau von der Bodenstation. „Wann fliegt ihr?“
„Morgen früh geht’s los!“, entgegnete Tom. „Nachdem wir eine Einweisung erhalten haben. Wir müssen ja wissen, was die Instrumente bedeuten und wie man so ein Luftschiff steuert.“