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Der Krieg und die deutschen Finanzen
ОглавлениеWährend das Heer unsere Grenzen schützte und den Krieg in Feindesland trug, spannte auch die Heimat alle Kräfte an, um den Erfordernissen des Krieges gerecht zu werden. Mehr denn jemals zuvor war dieser Krieg von seinem Anbeginn an nicht nur ein Krieg der Waffen, sondern auch ein Krieg der Finanzen und der Wirtschaft aller beteiligten Völker.
Meine Stellung in der Direktion des größten deutschen Finanzinstituts gab mir Gelegenheit, auf diesem Felde mitzuarbeiten.
Schon in den Jahren vor dem Kriege hatte ich die Bestrebungen des Reichsbankpräsidenten Havenstein, das deutsche Geld- und Kreditwesen auf eine möglichst solide, auch gegenüber schweren Erschütterungen wirtschaftlicher und politischer Art widerstandsfähige Grundlage zu stellen, in meinem Wirkungskreis nach Kräften unterstützt. Meine Kollegen in der Direktion der Deutschen Bank setzten in guter alter Tradition ihren Stolz nicht nur in die Ausdehnung der Geschäfte der Bank, sondern mehr noch in die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Liquidität ihres Standes; hier wurde die Berechtigung der Havensteinschen Bestrebungen nicht nur theoretisch anerkannt, sondern auch praktisch betätigt. Die seit dem Jahre 1905 sich überstürzenden politischen Krisen zeigten, wie notwendig es war, das gesamte deutsche Kreditwesen, das durch die ungestüme wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands auf das Stärkste angespannt war, krisenfest zu machen. In dieser Richtung lag die Verstärkung des Goldbestandes der Reichsbank als unserer nationalen Goldreserve, die Verbesserung der Zahlungssitten durch die Ausdehnung des Scheck- und Giroverkehrs, die Einschränkung der Festlegung der Bankdepositen in langfristigen und immobilen Krediten, die Beseitigung der Abhängigkeit des deutschen Geldmarktes von kurzfristigen Auslandskrediten, die innere Konsolidierung der großen Unternehmungen durch eine vorsichtige Dividenden- und Reservenpolitik.
Schon die Marokkokrisis von 1911 hatte gezeigt, dass diese Bemühungen nicht vergeblich gewesen waren. Das deutsche Geld- und Kreditwesen zeigte damals schon, im Vergleich mit Frankreich und selbst England, eine erfreuliche Widerstandsfähigkeit. Die namentlich im Ausland, aber auch in Deutschland selbst verbreitete Auffassung, das deutsche Wirtschaftsgebäude sei ein Koloss auf tönernen Füßen, das deutsche Kreditsystem sei ein Kartenhaus, das beim ersten scharfen Windstoß zusammenbrechen müsse, hatte sich damals schon als überholt erwiesen. Freilich, unsere Gegner, namentlich die Franzosen, haben das nicht wahrhaben wollen. Obwohl die Börse und der Geldmarkt in Paris und sogar in London, wie sich an den Kursen der Wertpapiere und den Geldsätzen ohne weiteres ablesen ließ, durch die Erschütterung der Marokkokrisis stärker in Mitleidenschaft gezogen wurden als bei uns, blieb nicht nur die öffentliche Meinung, sondern — von wenigen Ausnahmen abgesehen — auch der engere Kreis der Fachleute in Frankreich bei der vorgefassten Meinung von unserer unbedingten finanziellen Unterlegenheit; ja es bildete sich die Legende, die Gefahr des finanziellen Zusammenbruchs habe es für Deutschland unmöglich gemacht, es auf einen Krieg ankommen zu lassen. Ich habe diesen Glauben an unsere finanzielle Unzulänglichkeit, der mir in ausländischen Kreisen immer wieder entgegentrat, stets als eine Verstärkung der dem Weltfrieden ohnehin schon drohenden Gefahren angesehen; denn dieser Glaube konnte in kritischen Situationen leicht dazu führen, unsere Gegner zu einer Überspannung ihrer Ansprüche und Zumutungen zu verleiten. Ich habe mich deshalb für verpflichtet gehalten, diesen irrigen Vorstellungen entgegenzutreten, insbesondere dann, wenn sie, was vorkam, von Deutschland aus Nahrung erhielten. Noch kurz vor Ausbruch des Weltkrieges, im Juni 1914, habe ich im Vorwort zur vierten Auflage meines Büchleins über "Deutschlands Volkswohlstand" ausgeführt:
"Es ist geradezu ein Weltinteresse, dass die Illusion verschwindet, durch Mittel der finanziellen Politik könne erreicht werden, was bisher weder durch militärische Macht noch durch Allianzen und Ententen zu erreichen war: die Niederkämpfung Deutschlands."
Nun brach der Sturm des Krieges über die Welt herein und erschütterte den wirtschaftlichen Aufbau aller beteiligten Völker in seinen Grundfesten.
Schon seit dem Attentat von Sarajewo lag ein dumpfes Unbehagen über den finanziellen Märkten der Welt. Das österreichisch-ungarische Ultimatum an Serbien und die ungenügende Antwort der serbischen Regierung, dazu die Stellungnahme Russlands, das erklärte, "nicht indifferent bleiben zu können", brachten das Ungewitter zum Ausbruch. Alles, was bisher an Werten als fest und sicher galt, geriet ins Schwanken. Bares Geld, womöglich blankes Gold, erschien als der einzige feste Pol in der Erscheinungen Flucht. Die Börsen wurden von allen Seiten mit Verkaufsaufträgen überschüttet; die Geldinstitute wurden mit Kreditanträgen und Wechseleinreichungen bestürmt; Kredite wurden gekündigt; bei den Banken und Sparkassen drängte sich die Kundschaft, um Guthaben und Einlagen zurückzuziehen.
Es galt, alle Kraft einzusetzen, um die Sturmflut der Panik einzudämmen und der Besonnenheit wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Jetzt hatte sich zu bewähren, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten an echter finanzieller Kraft gewonnen und an wirksamer finanzieller Organisation aufgebaut hatte. Die großen Berliner Banken und Bankiers, die sich seit Jahren in der sogenannten "Stempelvereinigung" zusammengeschlossen und dort an ein einheitliches Handeln in allen Fragen von allgemeinem Interesse ihres Berufes gewöhnt hatten, vereinigten sich alsbald zu einem gemeinschaftlichen Vorgehen, um in engster Fühlung mit der Reichsbank und der Seehandlung durch eine Intervention auf den Effektenmärkten, durch Aufrechterhaltung der Kredite und Schaffung erweiterter Kreditmöglichkeiten für Beruhigung zu sorgen und die Weiterführung einer geordneten wirtschaftlichen Tätigkeit zu ermöglichen. Jeden Vormittag versammelten sich in jener kritischen Zeit die Vertreter der an die "Stempelvereinigung" angeschlossenen Finanzinstitute im Sitzungssaal der Deutschen Bank, um über die Lage und die gemeinschaftlich zu ergreifenden Maßnahmen zu beraten. Wir alle waren durchdrungen von der Überzeugung, dass in jener schweren Lage jede Ängstlichkeit und Engherzigkeit der in der deutschen Finanzwirtschaft führenden Stellen verhängnisvoll wirken müsse; dass nur ein großzügiges und weitherziges Verhalten gegenüber den Erfordernissen der Stunde die Lage retten könne; dass schließlich den deutschen Banken ihr in langer Arbeit und in ernster Selbstbeschränkung gefestigter Stand es gestatte, jetzt in den Zeiten der Not vor den Riss zu treten und im Interesse des Ganzen große Risiken zu übernehmen. Die strengen Normen in ruhigen Zeiten haben ihren Zweck in der Sicherung der Bereitschaft für den kritischen Augenblick. Wenn das Pferd über den Graben soll, heißt es die Zügel lockerlassen.
Der Erfolg der zweckmäßigen Organisation und des planmäßigen Eingreifens blieb nicht aus. Die finanziellen Grundmauern der deutschen Wirtschaft zeigten sich dem Sturm der Kriegspanik gewachsen; unsere finanzielle Widerstandskraft hielt jeden Vergleich aus mit derjenigen unserer Feinde, die sich auf einen viel älteren Reichtum stützen konnten und sich uns gegenüber bisher als die unbestritten Überlegenen gefühlt hatten.
Unsere Effektenmärkte zeigten in dem Kurssturz, der über alle Plätze bis hinüber nach Amerika mit elementarer Wucht hereinbrach, immerhin eine bessere Haltung als diejenigen Frankreichs und Englands. In der Zeit vom 17. bis 28. Juli 1914 — in den folgenden Tagen kamen an den meisten Plätzen keine ordnungsmäßigen Notierungen mehr zustande — stellte sich die Kursbewegung der maßgebenden Staatsanleihen Deutschlands, Frankreichs und Englands wie folgt:
Kurs vom also 17. Juli 28. Juli Rückgang
3%ige deutsche Reichsanleihe 76,50 73,75 2,75
3%ige französische Rente 82,62 77,25 5,37
2 ½ %ige englische Konsols 75,81 71,75 4,06
Der Kursrückgang in jenen kritischen Tagen war also bei den deutschen Staatspapieren erheblich geringer als bei den englischen und namentlich den französischen Anleihen. Dabei gaben die amtlichen Pariser Kurse das wahre Bild nicht annähernd richtig wieder. Der "Temps" berichtete über den Verlauf der Pariser Börse vom 25. Juli, dass die Kammer der Kursmakler sich angesichts des starken Angebots von 3%iger Rente genötigt gesehen habe, die Notierung eines niedrigeren Kurses als 78 zu verbieten, obwohl Angebote zu 74 vorlagen.
Was hier in den kritischen Tagen unmittelbar vor Kriegsausbruch in Erscheinung trat, war nicht etwa nur ein Augenblickserfolg der deutschen Finanzen. Bis zum Frühjahr 1915 ging die 3%ige französische Rente um weitere 12 — 15% zurück, die deutsche 3%ige Reichsanleihe nur um 5 ½ %Während im Durchschnitt des Jahres 1910 die 3%ige französische Rente auf 98, die 3%ige deutsche Reichsanleihe nur auf 84 gestanden hatte, sank jetzt das französische Standardpapier unter den Kurs der mit gleicher Verzinsung ausgestatteten deutschen Staatswerte. Auch der Rückgang der englischen Konsols war bis zum Frühjahr 1915 mit 7% stärker als der Rückgang der deutschen Reichsanleihe, obwohl die britische Regierung Mindestkurse dekretiert hatte, die damals im freien Verkehr um 3 — 4% unterschritten worden sein sollen.
Ebenso wie der Markt der Staatsanleihen, dessen Verhalten typisch war für das Verhalten der fest verzinslichen Werte überhaupt, zeigte auch der Markt der Dividendenwerte in Deutschland eine verhältnismäßig gute Widerstandskraft. So sanken, um nur ein Beispiel zu geben, die Aktien des ersten französischen privaten Bankinstituts, des Credit Lyonnais, vom 18. — 20. Juli 1914 von 1535 auf 1350 Franken, also um 12% ihres Kurswertes vom 18. Juli; in der gleichen Zeit sanken die Aktien der Deutschen Bank von 231,60% auf 218%, diejenigen der Diskontogesellschaft von 180,80% auf 170%, beide also um nicht ganz 6% des Kurses vom 18. Juli.
Stärker noch als in den Kursen kam die große Widerstandskraft des deutschen Kapitalmarktes in anderen Erscheinungen zum Ausdruck. Die Pariser Börse war in der letzten Juliwoche genötigt, zur Vermeidung eines völligen Zusammenbruchs die Ultimoliquidation zwangsweise zu suspendieren. Ein ähnliches Börsenmoratorium wurde in London notwendig. In Berlin dagegen blieb die Börse, wenn auch unter Beschränkung auf den Kassahandel, bis zur Proklamation des Kriegszustandes in Tätigkeit, und die Juli-Liquidation wurde, im Gegensatz zu London und Paris, nicht hinausgeschoben, sondern dank der von den Banken gewährten Erleichterungen ohne nennenswerte Störung abgewickelt.
Auch dem gewaltigen Andrang nach baren Zahlungsmitteln hat das deutsche Bankwesen — abgesehen von einem vorübergehenden Mangel an Kleingeld — zu erträglichen Bedingungen genügen können. Die Reichsbank, unterstützt von den für den Kriegsfall vorgesehenen und alsbald in Wirksamkeit tretenden Darlehnskassen, zeigte sich allen Ansprüchen gewachsen. In den beiden Wochen vom 23. Juli bis 7. August 1914 stellte sie dem Verkehr für mehr als 2 Milliarden Mark Zahlungsmittel der verschiedensten Kategorien zur Verfügung, ohne mit ihrem Diskontsatz stärker als von 4% auf 6% in die Höhe zu gehen. In Frankreich und England dagegen sahen sich die Zentralbanken genötigt, empfindliche Restriktionen in der Diskontierung von Wechseln eintreten zu lassen. Die Bank von England musste ihren Diskontsatz in den drei Tagen vom 23. zum 25. Juli sprungweise von 3% auf 10% hinaufsetzen. Während die Privatbanken in Deutschland, gestützt auf den Rückhalt, den ihnen die Reichsbank bot, anstandslos alle von ihnen verlangten Auszahlungen leisten, ihre Kredite aufrechterhalten und erweitern konnten, sahen sie sich in Frankreich und England alsbald vor ernsthaften Schwierigkeiten. In Frankreich ließen sich die Banken und Sparkassen die gesetzliche Ermächtigung geben, auf die bei ihnen stehenden Guthaben nur bescheidene Teilbeträge auszuzahlen. In England wusste man sich nicht anders zu helfen, als dass der auf den ersten Montag im August fallende "Bankfeiertag" auch auf die folgenden drei Tage ausgedehnt wurde, was praktisch einer Sperre der Bankschalter während der stürmischsten Tage gleichkam. Außerdem sah man sich in allen kriegführenden Ländern, außer Deutschland, und in zahlreichen neutralen europäischen und überseeischen Ländern genötigt, Moratorien einzuführen, teils für den Wechselverkehr, teils für den gesamten Bankverkehr, teils für alle Zahlungsverpflichtungen unter Privaten. In Deutschland dagegen kam man in eingehenden Beratungen aller beteiligten Instanzen zu dem Entschluss, von dem Erlass eines Moratoriums abzusehen. Man begnügte sich mit Gegenmaßnahmen, die die deutsche Geschäftswelt vor der Wirkung der im Ausland erlassenen Moratorien schützten. Außerdem wurde die Möglichkeit geschaffen, im Einzelfall beim Vorliegen eines wirklichen Notstandes die Zahlungsfristen durch gerichtliches Urteil hinauszuschieben. Im Übrigen wurde die Zahlungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft durch eine Reihe positiver Maßnahmen und Einrichtungen aufrechterhalten, die das Zusammenwirken der Reichsbank, der Darlehnskassen, der Genossenschaften und Sparkassen in wirksamer Weise ergänzten; so insbesondere durch die in freiwilligem Zusammenschluss der beteiligten Kreise geschaffenen Kriegskreditbanken und die Vereinbarungen der Bodenkreditinstitute über die Bevorschussung von Hypotheken.
Durch dieses ruhige, sichere und planmäßige Vorgehen gelang es, in wenigen Tagen der Erregung des Publikums und der Kopflosigkeiten, wie sie in solchen Zeiten immer vorkommen, Herr zu werden und in der deutschen Geschäftswelt das Vertrauen in die finanziellen Grundlagen unserer Wirtschaft wiederherzustellen.
Ein Vorfall, der sich in den Tagen der ersten großen Aufregung bei der Deutschen Bank abspielte, zeigt, dass in solchen Lagen auf das große Publikum nichts beruhigender wirkt als ein festes und zuversichtliches Verhalten der Stellen, auf die sich die verängstigten Augen richten. Aus der Hauptdepositenkasse wurde nach der Direktion gemeldet, der Andrang des Publikums zu den Auszahlungsschaltern sei ungeheuer und geradezu lebensgefährlich; es müsse etwas geschehen, um für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen. Der Bescheid, der gegeben wurde, ging dahin, es seien alsbald zwei weitere Schalter für die Auszahlung zu öffnen und das dem Publikum bekanntzumachen. Die Wirkung war durchschlagend. Viele gingen beruhigt nach Hause, weil ihnen die Öffnung neuer Auszahlungsschalter die Sicherheit gegeben hatte, dass die Bank imstande und gewillt sei, jede Auszahlung zu leisten.
Schon vor der Beendigung der Mobilmachung und vor den ersten Siegesnachrichten fing das Publikum an, die in den Tagen der Panik abgehobenen Gelder wieder zu der Banken und den Sparkassen zurückzubringen. Auch die gewaltigen Geldsummen, die das Kriegsministerium im Laufe der Mobilmachung für die Beschaffung von Heeresgerät und Heeresausrüstung aller Art verausgabte, fanden bald ihren Weg zurück zu den großen Sammelbecken des Geldverkehrs. An die Stelle der Geldklemme der ersten Wochen trat bald eine große Geldflüssigkeit, die es möglich machte, die Begebung einer ersten Kriegsanleihe schon für den Monat September ins Auge zu fassen.
In der Tat trat Deutschland als der erste unter allen kriegführenden Staaten mit einer Kriegsanleihe an den Markt. Es fehlte nicht an warnenden Stimmen, die einen Misserfolg voraussagten. Das klägliche Ergebnis der im Jahre 1870 vom Norddeutschen Bund ausgeschriebenen Kriegsanleihe schwebte manchem als übler Vorgang vor Augen. Noch mehr Bedenken erregte der kühne Vorschlag des Reichsbankpräsidenten, die Kriegsanleihe in unbeschränktem Betrag aufzulegen, damit jedem Zeichner von vornherein die Zuteilung des vollen gezeichneten Betrages in Aussicht zu stellen und so auf jeden Anreiz zu spekulativen Zeichnungen und auf jeden Scheinerfolg, wie er in der Überzeichnung einer in limitiertem Betrag aufgelegten Anleihe leicht zu erzielen ist, bewusst und absichtlich zu verzichten. Ich hatte Gelegenheit, mit dem Reichsbankpräsidenten das Aktionsprogramm durchzusprechen und ihn gegenüber den Stimmen der Bedenklichen in seinen Absichten zu bestärken. Der Erfolg hat der Kühnheit recht gegeben. Das Zeichnungsergebnis war rund 4 ½ Milliarden Mark. Das war fast das Doppelte der bisher größten Anleiheaktion der Geschichte, der französischen Anleihe vom Juli 1872, die 2400 Millionen Mark erbracht hatte.
Dabei hatte sich die Einzahlungsfrist der französischen Anleihe vom Juli 1872 bis zum Herbst 1873, also auf etwa 15 Monate erstreckt, während der fast doppelt so große Betrag der ersten deutschen Kriegsanleihe nach den Zeichnungsbedingungen in zwei Monaten einzuzahlen war. Ferner war die große französische Anleiheaktion erst nach Abschluss des Friedens durchgeführt worden, die deutsche Anleihe dagegen wurde zu Anfang eines unabsehbaren Krieges gezeichnet. Und schließlich waren die Zeichnungen auf die französische Anleihe zu einem großen Teil auf fremden Märkten, namentlich auf dem Londoner Markte, erfolgt, während die 4 ½ Milliarden der ersten deutschen Kriegsanleihe so gut wie ausschließlich eine Leistung des auf sich selbst gestellten deutschen Volkes waren.
Die Sicherung der finanziellen Grundlagen unserer Wirtschaft und die Beschaffung der für den Krieg erforderlichen Geldmittel war so in den ersten Wochen des Krieges auf das beste eingeleitet.