Der Mensch – zu schlau zum Überleben

Der Mensch – zu schlau zum Überleben
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Описание книги

Chronisch degenerative Erkrankungen wie Arthrose, Parkinson, Rheuma, Migräne, Diabetes, Depression, Burnout und andere sind so häufig wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. So viele Menschen leiden, und die Medizin kennt nur Pillen, Spritzen oder Operationen. Erfahren Sie, wie sie ca. 97 % der chronischen Erkrankungen positiv beeinflussen oder sogar rückgängig machen können! Verschiedene Einflüsse wie Umwelt, Emotionen/Gefühlswelt und Wirbelsäulenstruktur spielen beim Arztbesuch praktisch nie eine Rolle, sind aber für Gesundheit essenziell und können mit den richtigen Impulsen zu einer verbesserten Lebensqualität und ja, auch Gesundheit führen. Tauchen Sie ein in die spannende und geniale Welt Ihres Körpers, und nehmen Sie Ihre Gesundheit in die eigenen Hände!

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Dr. Matthias Meier. Der Mensch – zu schlau zum Überleben

Impressum

Kapitel 2. Das zentrale Nervensystem. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass sich unser zentrales Nervensystem als Gehirn und Rückenmark im Schädel und in der Wirbelsäule befindet. Das Gehirn mit seinen geschätzten 80–85 Milliarden Zellen steuert alle Stoffwechselprozesse des menschlichen Körpers, seien es Gelenkstoffwechsel, Herzschlag, Verdauung, Hormonausschüttung u. a. Der gesamte Prozess ist so unglaublich komplex, dass fraglich ist, ob wir jemals die Details in ihrer Gesamtheit verstehen werden. Es ist in diesem Fall aber ausreichend zu wissen, dass das Gehirn unser zentraler Rechner ist, der die Kontrolle über Organe, Gelenke, Muskeln, Hormondrüsen, Haltung und Verarbeitung von Emotionen besitzt. Es kommuniziert über das Rückenmark und die daraus zwischen den Wirbelkörpern entspringenden Nervenwurzeln mit dem jeweiligen Endorgan. Diese Kommunikation geht in beide Richtungen, sodass das Gehirn auch ständig über die Stoffwechsellage aller Bereiche informiert ist. Diese Verbindung ist essenziell für Gesundheit, was einem logisch erscheint, aber in der Behandlung von Erkrankungen praktisch keine Rolle spielt. Dazu aber später. Das zentrale Nervensystem baut sich aus verschiedenen Komponenten auf: das Gehirn, das Rückenmark und das autonome Nervensystem. Das Gehirn ist unser Zentralkommando, das alles überwachende und omnipotente Zentrum. Von hier gehen alle Signale zu den jeweiligen Körperregionen, und hier enden alle Rückmeldungen von denselben. Jede Stellung jedes Muskels und jedes Gelenks wird sofort registriert und auf das Grad genau ausgerechnet und ggf. gegengesteuert, um eine möglichst aufrechte Haltung und eine präzise Koordination zu gewährleisten

Quelle: Adobe Stock. Jedes Hormon wird Mikrogramm-genau ausgeschüttet und stressadaptiert vermehrt oder vermindert. Alle Sinneseindrücke werden blitzschnell weitergeleitet und sowohl logisch als auch emotional verarbeitet. Es entstehen Erinnerungen und Gefühle, und das vegetative Nervensystem reagiert mit erhöhtem Herzschlag, veränderter Verdauung, Anpassung der Atmung und vielem mehr. Am „Temporallappen“ des Gehirns gibt es eine große Furche, die den vorderen und hinteren Teil des Lappens teilt. Der vordere Teil (Gyrus präcentralis) ist in seinen Zellanteilen nach Körperregion aufgeteilt und dient der motorischen Steuerung. Von hier aus werden motorische Signale ausgesendet und enden direkt am Muskel, der die entsprechenen Befehle ausführt. Hinter der Furche ist der Gyrus postcentralis, der ebenfalls nach Körperregion aufgeteilt und für die Sensibilität zuständig ist sowie als Ziel von Signalen dient, die von der Peripherie nach zentral in das Gehirn geschickt werden. Die rechte und die linke Hemisphäre des Gehirns sind mit einer Art Brücke verbunden, sodass Informationen ausgetauscht werden können. Im Zwischenhirn befinden sich Thalamus und Hypothalamus, die jeweils für Bewusstsein, Sinneseindrücke weiterleiten (Thalamus) und Hormonproduktionsstätte sowie Zentrum für Kreislauf, Atmung, Temperaturregelung und Schlaf-Wach-Rhythmus (Hypothalamus) wichtig sind. Im Mittelhirn werden viele Informationen verarbeitet und weitergeleitet, die mit Bewegungen zu tun haben. Augenbewegungen werden von hier kontrolliert. und Die Substantia nigra (schwarze Substanz) sorgt für Dopaminausschüttung, die durch Bewegung stimuliert wird und beispielsweise bei Parkinson Patienten in ihrer Funktion beeinträchtigt ist. Das Mittelhirn zählt bereits zum Hirnstamm, was phylogenetisch einen sehr alten Teil des Gehirns darstellt und sich im Laufe der Evolution des Menschen, im Gegensatz zum Großhirn, kaum verändert hat. Das Rückenmark ist die Verlängerung des Hirnstamms und praktisch die Autobahn für Nervensignale in den Körper und transportiert alle Signale vom Gehirn überallhin (bis auf die Hirnnerven selbst, die Augen, Ohren, Innenohr, Zunge und Schlund, Gesicht etc. steuern). Die Nervensignale erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 120 Metern pro Sekunde, andere Nerven sind deutlich langsamer (Sie kennen das: Sie stoßen sich den Zeh an der Bettkante, lassen etwas darauf fallen oder klemmen ihn in der Garagentür ein. Sie wissen, was gleich kommt, aber der Schmerz lässt noch 1–2 Sekunden auf sich warten. Die Nerven, die dieses Signal senden, leiten es mit einer Geschwindigkeit von nur 1–2 Meter/Sekunde weiter, daher der verzögert einsetzende Schmerz). Die Geschwindigkeit der Weiterleitung hängt vom Nerventyp ab. Manche sind von einer Nervenscheide umgeben, die kleine Einschnürungen besitzt. Die elektrischen Signale springen dann von Ring zu Ring und erreichen damit die höchsten Geschwindigkeiten. Nervenscheiden bestehen hauptsächlich aus Cholesterin und werden bei der Erkrankung „Multiple Sklerose“ in ihrer Struktur beschädigt. Das Rückenmark gibt zwischen den Wirbeln kleine Nervenwurzeln ab, die nach rechts und links abbiegen und einzelne Körperareale mit Signalen versorgen und diese wieder zurücktransportieren. Die Nervenwurzeln geben aber auch vegetative Nervenfasern ab, die Stoffwechsel und Dinge, wie auf Stress oder Ruhe adaptieren, kontrollieren. An der Brustwirbelsäule verbinden sich die großen vegetativen Zentren zu Längssträngen, die unter den Rippengelenken rechts und links bis zur oberen Lendenwirbelsäule den sogenannten „sympathischen Grenzstrang“ bilden. Dies ist unser Stresssystem und reagiert auf Stress mit Änderung von Hormonproduktion und Energieangebot, um den Körper in Notfallsituationen am Leben zu erhalten (erhöhter Herzschlag, erhöhter Blutzucker und erhöhtes Cholesterin, schnellere Atmung, erhöhter Muskeltonus, Weitung der Bronchien, Reduktion von Verdauung und Schilddrüsenfunktion). Diskrete Änderungen sind aber physiologisch und ändern sich innerhalb eines Tages, von Tag zu Tag und von Woche zu Woche und passen sich automatisch den äußeren Umständen an. Vom Hirnstamm und aus dem Steißbein kommen die großen parasympathischen Nerven, die wie ein Gegenspieler des Sympathikus fungieren. Sie fördern Schlaf, Verdauung und Heilung sowie Wachstum durch Stimulierung der Schilddrüse

Quelle: Adobe Stock. Wer kennt es nicht? Eine kleine Drehung oder eine Bückbewegung und plötzlich schießt es in den Nacken, ein stechender Schmerz zwischen den Schulterblättern oder an der tiefen Lendenwirbelsäule. Was ist es, dass uns diese Misere beschert, die Tage oder Wochen braucht, um wieder zu verschwinden, und hat es eine tiefergehende Bedeutung? Kann man es abwarten oder sollte man es behandeln lassen? Blockierungen an der Wirbelsäule in all ihren Abschnitten führen zu einer gestörten Biomechanik, was die Beweglichkeit der kleinen Wirbelsegmente einschränkt, Druck auf die Bandscheiben ausübt und deren Nährstoffversorgung reduziert. Sie können die Weiterleitung von Nervensignalen stören. Dies ist eine entscheidende Erkenntnis, da die Nervenwurzeln Signale für den Stoffwechsel der Muskeln, Sehnen, Gelenke, Organe und Hormondrüsen weiterleiten. Eine dauerhaft gestörte Weiterleitung kann somit zu einer chronischen Erkrankung in dem Versorgungsgebiet der Nerven führen (beispielsweise Schwindel bei Blockierungen der oberen Halswirbelsäule, Herzrhythmusstörungen bei Blockierungen der oberen Brustwirbelsäule oder Kniearthrose bei Blockierungen der mittleren Lendenwirbelsäule und vielem mehr). Eine Blockierung ist genau genommen ein Schutzmechanismus des Gehirns, um bestimmte Wirbelsegmente davor zu bewahren, zu sehr in eine Fehlstellung zu geraten, beispielsweise nach einem Unfall oder bei Bandscheibendegeneration. Muskeln, die die einzelnen Wirbel stabilisieren, bekommen das Signal, sich zu kontrahieren und anzuspannen. Das schützt zwar das Segment vor weiterer Fehlstellung, bedeutet aber auch eine Verschlechterung der Biomechanik und einen physischen Stress für den Menschen. Um optimal zu funktionieren, ist es wichtig, dass Schädel und Wirbelsäule mit Becken in ihrer physiologischen Struktur und Stellung bestehen. Ein Auffahrunfall oder ein Sturz, ein Schlag auf den Hinterkopf oder andere als banal gewertete Ereignisse können die gesunde Biomechanik der Wirbelsäule aufheben, auch wenn keine Frakturen oder Bandscheibenschäden festgestellt werden können. Schutzblockierungen verursachen eine zwar minimale, aber für die Physiologie bedeutsame Seitneigung, Kompression und Rotation des Wirbels, die dadurch die Bewegung auf der Bandscheibe einschränken und den Druck verstärken sowie die Nährstoffzufuhr zur Bandscheibe vermindern. Wenn diese nicht gelöst werden, kommt es langfristig zu Verformungen der Wirbelsäule und weiterer Degeneration von Bandscheiben und Arthrose in den Wirbelgelenken. Dies führt auch dazu, dass die Nerven, die aus diesen Segmenten herauskommen, immer mehr unter Druck geraten, was eine Weiterleitung des Nervensignals verhindert. Die Nerven haben verschiedene Aufgaben, zu denen Motorik, Sensibilität, inklusive Schmerz und Stoffwechselsteuerung gehören. Diese Zuordnung von Nerven und peripheren Gelenken, Organen, Hormondrüsen, Muskeln und Faszien ist gut dokumentiert und für alle Menschen praktisch gleich

Quelle: Adobe Stock. Ein Beispiel aus dem echten Leben: Eine junge Frau erleidet auf dem Weg zur Arbeit einen Auffahrunfall und geht ins Krankenhaus, um sich untersuchen zu lassen. In der Notaufnahme wird standardmäßig eine Röntgenuntersuchung der Halswirbelsäule durchgeführt, um eine Fraktur auszuschließen. Es wird Entwarnung gegeben, keine Fraktur, nur eine Steilstellung der Halswirbelsäule, wie sie bei Auffahrunfällen häufig auftritt

Quelle: Adobe Stock. Der behandelnde Arzt sagt der Patientin, es sei „muskulär bedingt“. Nach einigen Tagen bemerkt die Patientin einen zunehmenden Gesichtsschmerz auf der linken Seite und Hinterkopfschmerzen sowie einen Schwindel. Da es ein Arbeitsunfall war, stellt sie sich beim D-Arzt (behandelnde Unfallchirurg) vor und berichtet darüber. Um eine weitere Verletzung der hirnzuführenden Gefäße auszuschließen, wird eine MRT Untersuchung durchgeführt, die jedoch keinen weiteren Befund bringt. Es wird eine Rehabilitationsmaßnahme indiziert, die auch innerhalb von 2 Wochen beginnt. Die Patientin bekommt das gesamte Spektrum der Rehabilitationsmedizin inkl. Physiotherapie, Massagen, Fango, Elektrotherapie und psychologische Unterstützung. Nach 3 Wochen hatte sich noch keine Besserung ergeben, die Maßnahme wurde um 1 Woche verlängert, jedoch ohne positives Ergebnis. So langsam regte sich Unmut in der Belegschaft. Simulierte die Patientin etwa? Die Patientin wurde entlassen, wie sie aufgenommen wurde, mit der Maßgabe, sie könne wieder arbeiten gehen. Solche Patienten gibt es in Notaufnahmen und Reha-Abteilungen täglich, und viele Patienten profitieren auch von den durchgeführten Behandlungen. Aber wenn die Symptome nicht verbessert werden können, dann ist die Ursache der Problematik nicht erkannt worden. Die Lösung des Problems ist aber einfacher, als man denken mag. Wenn man sich die Röntgenaufnahmen dieser Menschen anschaut, wird man feststellen, dass die Wirbelsäule nicht in ihrer physiologischen Position steht. Entweder gibt es eine Seitneigung, eine Steilstellung (wie im Beispiel) oder sogar eine Umkehr der natürlichen Kurven, am häufigsten in der Hals- und Lendenwirbelsäule. Diese Veränderungen gehen mit einer vermehrten Spannung des Rückenmarks und den Segmentwurzeln einher und sorgen damit für eine Verschlechterung der Signalweiterleitung über die Nerven. Das Wiederherstellen der normalen Biomechanik führt zu einem Sistieren der Symptomatik. Bei der Patientin im Beispiel wurde durch 30 chiropraktische Behandlungen der gesamten Wirbelsäule inklusive Becken genau das erreicht. Da die einzelnen Nervenwurzeln aus der Wirbelsäule bei allen Menschen den gleichen Verlauf und das gleiche Zielorgan haben, ist es leicht, einzelne Fehlstellungen einer Symptomatik zuzuordnen und dementsprechend zu behandeln. Um Ursachen von Erkrankungen zu verstehen, sind die Anatomie und Funktion unseres „autonomen Nervensystems“ ganz entscheidend. Man kann sich das autonome Nervensystem ähnlich einer lebendigen Batterie in uns vorstellen, die Stoffwechsel, Energielevel, Schlafbedürfnis und -qualität, Verteilung von Durchblutung kontrolliert. Sie kann aufgeladen sein oder fast leer. Stress und Erholung sind von einer Balance der beiden Gegenspieler abhängig: dem Sympathikus und der Parasympathikus. Das sympathische Nervensystem ist unser Stresssystem und überlebenswichtig in bedrohlichen Situationen. Typische „sympathische“ Reaktionen sind: Erhöhung des Herzschlags, Blutdrucks, Cholesterinlevels der Fettsäuren sowie des Blutzuckers, Erniedrigung der Schilddrüsenaktivität, Verschlechterung der Verdauung und des Schlafs und die Erhöhung des Tonus der kleinen Wirbelmuskeln. Dies sind alles natürliche Reaktionen auf eine Stresssituation, wobei der Körper nicht zwischen emotionalem, chemischem oder körperlichem Stress unterscheidet. Er antwortet immer zuerst mit einer Erhöhung der Sympathikus Aktivität, und das ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Normalerweise sollte die akute Stresssituation irgendwann nachlassen und dementsprechend die Reaktion ausbleiben, wenn aber der Stress chronifiziert, ist das ein Problem. Die Konstellation erhöhter Blutdruck, erhöhtes Cholesterin, niedrige Schilddrüsenwerte, schlechte Verdauung und eingeschränkte Schlafqualität betrifft sehr viele Menschen. Oft werden vom Arzt ein Blutdruckmedikament, Cholesterinsenker, Schilddrüsenhormone, Abführmittel und Schlafmittel verschrieben. Ohne Medizin studiert zu haben, wird man nun aber verstehen, dass die Ursache für die Veränderungen nicht behandelt oder gar abgefragt wurde. Denn die verschiedenen Formen des Stresses sind weiterhin vorhanden und werden im Laufe der Zeit nicht von selbst weniger. Typische emotionale Stressfaktoren sind Beziehungsprobleme, finanzielle Sorgen, Mobbing bei der Arbeit etc. Chemischer Stress sind Medikamente, Pestizide, schlechte Ernährung, Mineralienmangel etc. Physischer Stress bezieht sich vor allem auf Wirbelsäulenfehlstellungen, die im Röntgenbild offensichtlich von der Norm abweichen, jedoch in der Medizin nicht als Problem gewertet werden. Bei einer ganzheitlich orientierten Therapie sollte es immer Ziel sein, herauszufinden, um welcher Art Stress es sich handelt, und diesen (oder alle) zu reduzieren. Die Veränderungen von Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker, Schilddrüsenwerten, Schlaf etc. werden sich dann wieder der physiologischen Norm annähern und machen Medikamente häufig unnötig. Der Parasympathikus ist der Gegenspieler, der den Herzschlag reduziert, Schlaf reguliert, den Blutdruck senkt, die Schilddrüsenaktivität stärkt, die Verdauung angeregt und Gewebeheilung induziert. Am oberen Halsmark, unter der Schädelkalotte, sitzt der Kern des sogenannten „N. vagus“, einer der wichtigsten parasympathischen Nerven, der eine Vielzahl von Funktionen übernimmt, u. a. die Nervenversorgung von Bronchien, Lungen, Herz, Speiseröhre, Magen, Darm für muskuläre Kontraktion, aber auch, und sogar hauptsächlich, sensible Impulse aus dem Darm und den übrigen inneren Organen zum Gehirn weiterleitet und durch Blockierungen oder Fehlstellungen der oberen Halswirbelsäule oder des Schädels selbst in seiner Funktion eingeschränkt oder irritiert sein kann. Des Weiteren befindet sich vor dem Steißbein am Becken ein großes parasympathisches Nervengeflecht, dessen Funktionen bei Fehlstellungen des Beckens oder nach Unfällen oder nach Geburt eingeschränkt oder irritiert sein und zu Schlafstörungen, Verdauungsproblemen, Gemütsschwankungen und erhöhte Infektanfälligkeit führen können. Das bedeutet, dass jegliche Einwirkung auf die Wirbelsäule auch Einwirkungen auf Organe, Muskeln, Gelenke, Faszien und Hormondrüsen haben kann. Unfälle oder andere äußere Gewalteinwirkungen sowie Mineralienmängel mit nachfolgender Degeneration von Bandscheibenmaterial werden strukturell negative Folgen für die Wirkungsweise der Wirbelsäule und des darin enthaltenen Nervensystems haben. Da Emotionen Ausdruck verschiedener biochemischer Vorgänge sind, werden sie auch beeinflusst. Ohne hier auf Einzelheiten einzugehen, ist es wichtig zu verstehen, dass Sympathikus und Parasympathikus eine Balance halten müssen, mal ist der eine, mal der andere dominant, so wird der Stoffwechsel an die Umgebung angepasst und reguliert. Wenn allerdings eine ständige Dysbalance verhindert, dass sich der Stoffwechsel anpassen kann, kommt es zur Symptomatik, die je nach Wirbelsäulenkonfiguration unterschiedlich sein kann. Quelle: https://www.vnsanalyse.de/de/herzfrequenzvariabilitaet/physiologische-grundlagen.html

Hoher Blutdruck ist unter diesem Gesichtspunkt also keine Erkrankung, sondern eine Adaption des autonomen Nervensystems an einen bestehenden Stressfaktor. Genauso kann man es für andere chronische Erkrankungen erklären (s. von A–Z) (1). Um dem Ganzen noch ein bisschen Schliff zu verleihen, kann man das autonome Nervensystem bildlich darstellen und vor/nach einer Behandlungsserie zeigen, wie sich die autonome Funktion (und damit die Gesundheit!) verbessert hat. Anhand einer Herzfrequenzvariabilitätsmessung kann man das autonome Nervensystem bildlich darstellen. Das Prinzip beruht darauf, dass das Herz in einer bestimmten Frequenz schlägt. Der Abstand zwischen 2 Schlägen ist in Ruhe fast gleich, aber nicht genau. Die Unterschiede in den Zeitabständen zwischen Herzschlägen nennt man Herzfrequenzvariabilität. Wie variabel dieser Abstand ist, ist von der Aktivität des autonomen Nervensystems abhängig, die von Nerven der oberen Hals- und oberen Brustwirbelsäule stammt. Quelle: Dr. Matthias Meier

Quelle: Dr. Matthias Meier

In der Abbildung S. 28 sieht man eine Patientin, die sich in einer sympathischen Dominanz befindet (weißer Punkt). Irgendein Stressfaktor (physisch, chemisch oder physisch) führt dazu, dass der Körper mit einer Stressreaktion antwortet. Symptomatik mit Verdauungsproblemen, immer wiederkehrenden Hautproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schmerzen an der Wirbelsäule mit Schwindelattacken begleiteten sie. In der Abbildung S. 29 ein Patient, der seit Jahrzehnten einem kombinierten Stress ausgesetzt ist und bei dem die typische Stressreaktion in eine Burn-out Situation, und damit in einen tief parasympatischen Zustand ausgeartet ist. Ständige Müdigkeit, Nachtschweiß, Motivationslosigkeit und bereits mehrere Herzereignisse in der Vergangenheit waren Teil seiner Geschichte. Beide Patienten sind in der Aktivität ihres autonomen Nervensystems zu tief und haben somit keinen optimalen Schlaf oder optimale Heilungsfähigkeit. Das Ziel muss es hier sein, beide Patienten in den grünen Bereich zu bekommen. Nicht nur die Balance wird wiederhergestellt, auch die Aktivität des Nervensystems kann dadurch positiv beeinflusst werden, was wiederum eine Vielzahl von Auswirkungen hat: Das Energielevel steigt tagsüber, Schlaf wird erholsamer, die Symptomatik verringert sich, Medikamente können reduziert werden, Schmerz verschwindet und das Immunsystem wird stärker. Gut und erholsam durchzuschlafen, ohne nachts aufstehen zu müssen oder wach zu werden, ist hier ein Schlüsselelement. Heilung passiert im Schlaf, v. a. in den Tiefschlafphasen, daher muss es immer ein Ziel der Therapie sein, Schlafqualität zu verbessern und nächtliche Störungen zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, um den größtmöglichen Effekt auf Gesundheit zu haben. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die gestörte Funktion bzw. eine fehlende Balance ein Motor für viele chronische Erkrankungen ist und dessen Messung einen Anhalt für den aktuellen Stresszustand des Patienten geben kann. Die Wirbelsäule als Hülle und Stütze des Nervensystems ist für die Funktion und Balance essenziell. Normalerweise ist die Wirbelsäule von vorne gesehen gerade und weist von der seitlichen Ansicht eine doppelte S-Kurvenform auf. Diese Struktur gilt als physiologisch, kann aber durch viele Faktoren beeinflusst werden: Unfälle oder andere äußere Gewalteinwirkungen, chronischer Mineralienmangel, chronische Fehlhaltungen, ständiges Sitzen u. a. wirken sich kurz-, mittel- und langfristig auf die Struktur der Wirbelsäule und damit auch auf die Funktion des darin enthaltenen Nervensystems aus. Interessant wird es, wenn die Fehlhaltung/strukturellen Probleme verbessert werden. Dies hat einen starken Einfluss auf die autonome Kontrolle von peripheren Geweben und kann so positiv auf praktisch alle chronischen Erkrankungen einwirken. Das zeigt, wie mächtig unser zentrales Nervensystem ist und wie sehr es versucht, für uns zu arbeiten. Aus diesem Grund können Kniebeschwerden verschwinden, wenn die Wirbelsäule entlastet wird, auch wenn das Knie nie angetastet worden ist. Das Prinzip ist für alle Gewebe zulässig, da die Nerven aus der Wirbelsäule alle Zellen des menschlichen Körpers erreichen und beeinflussen. Quelle: Adobe Stock

Wenn Sie ein Heer haben, dass die Schlacht verliert, tauscht man auch nicht einen einzelnen Soldaten aus (höchstens in Hollywood Filmen), sondern lässt den General andere Befehle erteilen, damit die gesamte Armee anders agiert. So ähnlich kann man sich das vielleicht für die Funktion des Nervensystems vorstellen. Oftmals wird eine MRT Untersuchung durchgeführt, um Bandscheibenschäden und Kompressionszeichen von Nervenwurzeln zu diagnostizieren. Diese Diagnostik hat aber zwei entscheidende Nachteile. Zum einen sieht man immer nur eine Schicht der Wirbelsäule und nie das ganze Konstrukt auf einem Bild, zum anderen liegt der Patient. Die Wirbelsäule sieht bei einem Patienten im Liegen und Stehen manchmal ganz anders aus, was sich durch eine andere Lastverteilung und dementsprechende Biomechanik beim Stehen erklären lässt. Wenn man also einen Menschen manualmedizinisch behandeln möchte, ist ein stehendes Röntgenbild der gesamten Wirbelsäule eine größere Hilfe und gibt ein realistischeres Bild ab als eine MRT Untersuchung. Hier eine 17-jährige junge Frau, die über chronische Kopfschmerzen klagt. In der durchgeführten MRT Untersuchung fanden sich außer einer etwas steil gestellten Halswirbelsäule und diskreter Bandscheibenvorwölbungen keine weiteren krankhaften Veränderungen, sodass außer Physiotherapie keine konkreten Maßnahmen empfohlen wurden. In der stehenden Röntgendiagnostik jedoch zeigt sich ein deutlicher Knick zwischen dem vierten und fünften Halswirbel (Pfeil), der auf eine Verletzung des sogenannten hinteren Längsbandes hinweist und die harmonische Kurve der hinteren Längskante unterbricht. Diese Störung der Struktur kann dazu führen, dass das Rückenmark, welches ja in der Wirbelsäule enthalten ist, eine Spannungsänderung erfährt. Die Reaktion wird immer sein, dass die Nackenmuskulatur verspannt, um diese Fehlstellung möglichst nicht größer werden zu lassen. Die Knickbildung ist im MRT nicht sichtbar, aber im Röntgenbild eindeutig zu sehen. Die Behandlungsempfehlung ist aufgrund der nun feststehenden Diagnose klar. Die gelbe Kurve zeigt, in welcher Stellung die Halswirbelsäule stehen sollte

Quelle: Dr. Matthias Meier

Quelle: Dr. Matthias Meier. 52-jährige Dame mit Menstruationsbeschwerden, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Im linken Bilde ist deutlich zu erkennen, dass der Kopf nach links abweicht und an der oberen Brustwirbelsäule ein Knick von 10,3° und an der Lendenwirbelsäule ein Gegenknick von 12,3° sowie ein Beckenschiefstand von 12,3 mm die Symmetrie stört. Nach 29 Behandlungen konnte der Kopf zentriert werden und die jeweiligen Werte auf 4,3° an der oberen Brustwirbelsäule, 9,7° an der Lendenwirbelsäule und der Beckenschiefstand auf 9,9 mm reduziert werden. Das mag nicht allzu spektakulär aussehen, geht aber mit dem Verschwinden von Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen und Menstruationsbeschwerden sowie einer deutlichen Verbesserung der Rückenschmerzen einher. Quelle: Dr. Matthias Meier

Junge Frau (17) mit Kopfschmerzen und Skoliose. Diese sollte verbessert werden. Im linken Bild erkennt man, dass die Halswirbelsäule an den oberen Segmenten der Kurve nicht mehr folgt, sondern nach vorne fällt (wenn auch nur wenig), die Lendenwirbelsäule zeigt eine Kurve von 29,4° (40° gelten als physiologisch). Nach Behandlung konnte die Halswirbelsäule harmonisiert werden (oberen Segmente folgen der Kurve) und die Lendenwirbelsäule zeigt nun 34,3°. Die beiden Bilder haben einen zeitlichen Abstand von 2 Wochen, in dieser Zeit ist die junge Frau 1,5 cm gewachsen

Quelle: Dr. Matthias Meier. 72-jähriger Mann mit einer Prostatavergrößerung, Ellenbogenschmerzen beidseits und Fußschmerzen rechts. Die Fehlstellungen konnten nach ebenfalls 29 Behandlungen an der Brustwirbelsäule von 12,1° auf 7,6°, an der Lendenwirbelsäule von 11,8° auf 8,7° und der Beckenschiefstand von 19,4 mm auf 14,9 mm verbessert werden. Dies bedeutet den Unterschied zwischen 6 Mal pro Nacht mit Medikation zum WC aufstehen und ohne Medikamente 1–2 Mal aufstehen und gelegentlich sogar durchschlafen. Die Schmerzen an Ellenbogen und Fuß verschwanden

Quelle: Dr. Matthias Meier. Wie sieht es mit einer solchen Wirbelsäule aus? Wird diese ältere Dame einen normalen Blutdruck haben? Gut schlafen? Regelmäßige Verdauung haben? Sie erraten die Antwort: Nein, der physische Stress auf dem Nervensystem ist hier deutlich sichtbar. Organstörungen sowie Bindegewebsinstabilitäten der Knie mit nachfolgender Arthrose beidseits sind bereits eingetreten. Aufrecht stehen und gehen gerät zur Qual und Medikamente werden genommen, um die Situation erträglich zu machen. Die Ursache sieht man auf dem Bild deutlich. Allerdings sind die Möglichkeiten der Rekonstruktion deutlich eingeschränkt, da die Beweglichkeit der einzelnen Wirbelsegmente signifikant nachgelassen hat. Eine Symptomlinderung durch Manipulation der Wirbelsäulenanteile kann trotzdem durchgeführt werden. Auch wenn keine strukturelle Änderung daraus resultiert, können in der Regel einige Medikamente reduziert werden. Es wird also deutlich, dass die Stellung der Wirbelsäule über Schmerzen, Organfunktion und Aktivität und Dominanz des vegetativen Nervensystems bestimmt und daher zu Krankheitsentstehung beitragen kann. Sie muss zu jeder Behandlung eines Patienten mit einer chronischen Erkrankung mit berücksichtigt werden, um ursächlich behandeln zu können. Ein anderer Aspekt ist hier ebenfalls interessant. Wenn man die Struktur der Wirbelsäule rekonstruktiv behandelt, kommen manchmal vorübergehend alte Symptome wieder zum Vorschein. Beispielsweise berichtete eine junge Frau, die sich wegen Herzrhythmusstörungen vorstellte, dass diese nach wenigen Behandlungen verschwunden seien, aber nach mehreren Wochen Therapie sich ein Instabilitätsgefühl in der rechten Schulter eingestellt hatte, welches sie seit Jahren nicht mehr hatte. Vor 5 Jahren hatte sie beim Aufschlag im Rahmen eines Tennisspiels eine Schulterluxation (Auskugelung) erlitten, die sie spontan wieder „einrenken“ konnte. Hiernach hatte sie eine Weile ein Instabilitätsgefühl, das sich aber durch Physiotherapie und Training verbessern ließ. Dieses Instabilitätsgefühl kam also nach einer gewissen Therapieanzahl wieder, war jedoch nur von wenigen Wochen Dauer. Es ist fast so, als würde man mit der Therapie die Zeit zurückdrehen, und der Patient erlebt seine Symptome in zeitlich umgekehrter Reihenfolge wieder. Das bedeutet, dass mit einer entsprechenden Wirbelsäulenfehlstellung bestimmte Symptome auftreten, die bei weitergehender Fehlstellung evtl. verschwinden, während andere hinzukommen, die jedoch als gefährlicher eingestuft werden können (Schulterschmerzen vs. Herzrhythmusstörungen). Der Körper versucht zu kompensieren, so viel er kann, um die Funktion des Menschen zu erhalten, gibt aber deutliche Signale, wenn es ein ernstzunehmendes Problem gibt. Opioide. Die Opioidkrise in den USA zeigt in dramatischer Weise, wie das zentrale Nervensystem missbraucht werden kann und welche Folgen sich hieraus ergeben. CNN berichtet2, dass 2017 ca. 1,7 Millionen US-Amerikaner von den Folgen von verschriebenen Opiaten litten und 652.000 Menschen heroinabhängig wurden. Ca. 70.200 Menschen starben an einer Substanzüberdosierung, davon waren 47.600 Opiatüberdosierungen. In den Jahren 2016 und 2017 starben mehr als 130 Menschen jeden Tag an einer Opiatüberdosierung (US Department of Health & Human Services). 2011 wurden 240 Milliarden Milligramm Morphium verschrieben, 2017 waren es dann „nur noch“ 171 Milliarden Milligramm3. Weltweit wird der Umsatz an illegalen Drogen, der unter anderem den Mißbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten befeuert wird, auf ca. 320 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt. 2https://edition.cnn.com/2017/09/18/health/opioid-crisis-fast-facts/index.html. 3 https://edition.cnn.com/2017/09/18/health/opioid-crisis-fast-facts/index.html. Die Wirkungsweise von Opiaten wird durch Rezeptoren vermittelt, die im Rückenmark und im Gehirn, also unserem zentralen Nervensystem, zu finden sind. Die Schmerzweiterleitung wird unterbunden, zudem wird Dopamin im Gehirn freigesetzt, was ein Wohlgefühl, manchmal auch eine Euphorie – ein Highsein – auslösen kann. Opiate werden von der Opiumpflanze (Mohngewächse) gewonnen und gehören den Betäubungsmitteln an. Heroin ist ein synthetisches Derivat von Morphin und gilt als eine Droge mit hoher Suchtgefahr. Opium spielt schon seit Jahrhunderten eine Rolle in verschiedenen Gesellschaften. Besonders bekannt sind die Opiumkriege in China (erster Opiumkrieg 1839–1842, zweiter Opiumkrieg 1856–1860). Die momentan größten Produktionsländer sind Mexiko, Kolumbien, Afghanistan, Iran, Pakistan, Burma, Thailand, Laos und Vietnam. Hydrocodon und Oxycodon sind semi-synthetische Opiate, die in Laboren mit natürlichen und synthetischen Inhaltsstoffen hergestellt werden. 2016 wurden in den USA allein 6,2 Milliarden Oxycodon Tabletten an Patienten verschrieben (IQVIA). Zwischen 2005 und 2015 resultierten 15 % der Patientenbesuche in der Notaufnahme und 3 % der Termine in Praxen in eine Verschreibung von Opiaten. 2015 wurde vom „International Narcotics Control Board“ berichtet, dass 99,7 % des weltweiten Hydrocodon Konsums durch amerikanische Patienten repräsentiert wird.4 2016 wurde vom „National Institute on Drug Abuse“ geschätzt, dass ca. die Hälfte der heroinabhängigen Menschen vorher eine Sucht durch rezeptierte Opiate entwickelt hatte, und dass Menschen, die eine Sucht auf verschriebene Opiate entwickeln, eine 40-fach höhere Wahrscheinlichkeit haben, heroinsüchtig zu werden5. 4 https://www.incb.org/documents/Publications/AnnualReports/AR2016/English/AR2016_E_ebook.pdf. 5 https://www.drugabuse.gov/publications/research-reports/relationship-between-prescription-drug-heroin-abuse/prescription-opioid-use-risk-factor-heroin-use. Eine kurze geschichtliche Darstellung der Entwicklung:

Kapitel 3. Mineralien, die heimlichen Helden. Das Wissen um unsere Physiologie hat sich in den letzten Jahrzehnten um ein Vielfaches vermehrt. Die Grundlagen wurden vor allem im 19. Jahrhundert gesetzt, als die technologischen Fortschritte auch die Medizinwelt veränderten. Chemie, Biochemie und Physiologie wurden zunehmend wissenschaftlich methodisch untersucht und erforscht. Die Idee wurde geboren, dass einige Erkrankungen vielleicht nur einen Mangel an irgendeinem vitalen Nährstoff darstellten und der Ersatz des richtigen Elements wieder zur Gesundheit führen würde. Das ist ein gänzlich anderer Ansatz als die Theorie, dass Erkrankungen durch ein „Zuviel“ an äußeren Einflüssen entstehen, beispielsweise Bakterien oder Gifte. 1755 wurde ein Bericht von Gaspar Casal publiziert, der einen Fall von „Pellagra“ beschrieb, damals eine nicht bekannte Erkrankung in Spanien, die durch Hautveränderungen, Durchfall und eine dementielle Entwicklung charakterisiert war, und sich interessanterweise im Frühling deutlich häufte. Die Opfer waren meist arm und ernährten sich von Maismehl/Maisgries ohne Zugang zu Milch oder Fleisch. In Italien wurden ähnliche Berichte öffentlich gemacht, auch hier waren vor allem die Armen betroffen. Zunächst wurde zu viel Mais als Ursache vermutet, da Mais in Europa erst durch die Spanier importiert wurde, nachdem sie Süd- und Mittelamerika kolonialisiert hatten. In diesen Ländern führte der Mais jedoch nicht zu den gleichen Symptomen, obwohl die Landbevölkerung ebenfalls wenig Zugang zu Milch und Fleisch hatte. Der Unterschied wurde in der Verarbeitung des Mais gefunden. Die Mexikaner tränkten den Mais in einer Holzaschenmischung, während die Europäer den Mais zu Polenta verarbeiteten, was zu einer Kontaminierung mit Pilzen oder Toxinen führen konnte. Weitere Theorien kursierten, bis ein Joseph Goldberger in den USA den erkrankten Menschen Milch und Eier verabreichte und damit die Symptome zum Verschwinden brachte9. Dies konnte in verschiedenen Ländern in Europa und in den USA reproduziert und verifiziert werden, sodass klar wurde, dass Pellagra einen Mangel an einem vitalen Nährstoff (Nikotinsäure – Niacin – „Vitamin B3“) darstellte. 9 Joseph Goldberger and Pellagra, M. G. Schultz, The American Society of Tropical Medicine and Hygiene, Volume 26, Issue 5, Part 2, 1 Sep 1977. 1849 berichtete Thomas Addison von einer Blutarmut, die „perniziöse Anämie“ genannt wurde und fatal enden konnte. Die roten Blutkörperchen waren reduziert, aber vergrößert. Später wurde Vitamin B12 als das fehlende Element identifiziert, jedoch ist die Aufnahme im Darm nur durch einen im Magen vorkommenden „Intrinsic Factor“ sowie intakte Magensäure möglich, beides Produkte von intaktem Magenzellstoffwechsel. Beriberi war eine nicht selten auftretende Erkrankung in den reishaltigen asiatischen Kulturen im 19. Jahrhundert, die sich durch Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Zittern, Bauchschmerzen, Brennen an den Füßen bis hin zu Lähmungen und Herzinsuffizienz auszeichnen kann. Auf längeren Seereisen erkrankten bis zu 60 % der Crew und 25 % starben. Sowohl Todesfälle als auch das Auftreten der Erkrankung konnten durch das Einführen von Gerste, Milch, Rindfleisch und Tofu gänzlich verhindert werden. Erst wurde gemutmaßt, die Erhöhung der Proteinzufuhr habe den Unterschied ausgemacht. In weiteren Untersuchungen wurde der Zusammenhang zwischen weißem und braunem Reis hergestellt. 70 % von Gefängnisinsassen erkrankten mit weißem Reis als Hauptnahrungsquelle, während nur 3 % der Insassen mit braunem Reis in der Ernährung erkrankten. 1906 fand der norwegische Bakteriologe Axel Holst heraus, dass die Symptome in Hamstern allein durch Füttern von Kohl und Zitronensaft verschwanden. Im gleichen Jahr führte Frederick Gowland Hopkins ein Experiment an Ratten durch mit 2 Gruppen, die verschieden ernährt wurden. Die eine Gruppe erhielt Casein, Fett, Stärke, Zucker und Salz (bis dahin bekannte essenzielle Nährstoffe), die andere Gruppe wurde zusätzlich mit Milch gefüttert. Nur die Gruppe mit Milch Supplementierung gedieh. Daraufhin wurde auch für diese Erkrankung ein fehlender Stoff angenommen. 1912 erforschte Casimir Funk die Stoffe, die für die verschiedenen Erkrankungen als ursächlich in Frage kam, und nannte sie „vitale Amine“. Das Wort Vitamin entstand 1920, als bekannt wurde, dass nicht alle Vitamine Amine enthalten10. Funk konnte die einzelnen Vitamine den verschiedenen Erkrankungen zuordnen, sodass nun die wissenschaftliche Erklärung für die Entstehung von Erkrankungen durch fehlende Nährstoffe gegeben war. Weitere Erkrankungen wie Skorbut (Vitamin C Mangel) und Rachitis (Vitamin D Mangel) konnten nun erklärt werden. Vitamin D Mangel herrschte gerade in den Städten während der Industrialisierung, als Menschen, insbesondere die Armen und Kinder, in Kohlekraftwerken und unter der Erde arbeiten mussten. Vitamin A wurde zunächst als Faktor identifiziert, der die Erkrankung auslöste, jedoch wurde 1922 entdeckt, dass das ursprünglich als Vitamin A bezeichnete Molekül aus einem zweiten Co-Faktor besteht: Vitamin D. 10 Movers and Shakers: A Chronology of Words that shaped Our Age, John Ayfo, p. 54. 1922 identifizierten 2 Wissenschaftler von der University of California Vitamin E als Fertilitätsfaktor bei Ratten und benutzten grünes Gemüse und Weizenkeime als Quelle (Evans et al., 1922) Skorbut war eine Epidemie bei den Matrosen, die monatelang ohne frisches Obst oder Gemüse auf hoher See waren. 1919 wurde allgemein akzeptiert, dass ein isolierter Faktor aus Zitrusfrüchten Skorbut heilen konnte. 1932 wurde dieser Faktor als Vitamin C hergestellt und 1933 zu Ascorbinsäure („Anti-Skorbut-Säure“) umbenannt. 1971 empfahl Linus Pauling (doppelter Nobelpreisträger) die Supplementierung von Vitamin C in hohen Dosen, sowohl um Erkältungen als auch Krebs- und Herzerkrankungen vorzubeugen und zu behandeln. Viele Vorteile von Vitamin C wurden seiner Rolle als Cofaktor in der Herstellung von Bindegewebe (Kollagen) zugeschrieben, welches in Knochen-, Haut- und Gefäßstoffwechsel vorkommt. Die Dosis wurde auf 10–12 Gramm pro Tag festgelegt. Um Arteriosklerose (Arterienverkalkung) rückgängig zu machen, empfahl er 3–5 Gramm Vitamin C pro Tag und 2 Gramm L-Lysin pro Tag. Aber er ging noch weiter und empfahl Vitamin C auch zur Krebstherapie. Pauling hielt die für Erwachsene als ausreichend angesehene Dosierung von 50 bis 100 Milligramm pro Tag für zu gering, um eine optimale Wirkung zu entfalten. Seine Ansichten und seine Vitamin C-Studien wurden allerdings von der Wissenschaft nicht ernst genommen, da die von ihm vermuteten Wirkungen in mehreren klinischen Studien nicht nachgewiesen werden konnten. Eine 2015 in der Zeitschrift „Science“ publizierte Untersuchung ließ aber auf Grund neuer molekular-biologischer Befunde vermuten, dass Vitamin C tatsächlich eine anti-tumoröse Wirkung aufweist (1–5). Vor einigen Jahren konnte an der John Hopkins Universität gezeigt werden, dass das Wachstum von Dickdarm Krebszellen (und auch andere Arten) durch Mutationen in zwei Genen getrieben wird, was die Bildung von ungewöhnlich vielen Membrantransportproteinen für Glucose, also Zucker, förderte. Glucose und Glutamin sind die hauptsächlichen Nährstoffe für Krebszellen, daher werden in ihnen auch mehr Transportproteine genau dafür gebraucht. Vitamin C führt in den Zellen zu einer Hemmung des Glucosestoffwechsels, die Krebszellen erleiden sozusagen Hunger, da ihnen die Energiequelle versagt bleibt. Die Gabe von Vitamin C zur Tumortherapie hat eine kontroverse Geschichte. Während in einigen klinischen Studien ein Nutzen nachgewiesen werden konnte, konnte dieser in anderen Studien nicht bestätigt werden11. Diese Diskrepanz kann zumindest teilweise auf die Art der Vitamin C-Zuführung zurückgeführt werden. Bei der oralen Vitamin C-Therapie können im Gegensatz zur parenteralen (in die Venen oder Muskeln gespritzt) Therapie keine für die Krebszellen tödlichen Konzentrationen erreicht werden. Die intravenöse Therapie kann mit Dosierungen von 7,5–45 Gramm pro Infusionen eine deutlich höhere Konzentration im Blut erreichen. 11 Cancer and Vitamin C: a discussion of the nature, causes, prevention, and treatment of cancer with special reference to the value of vitamin C (1979), Cameron, Ewan Pauling, Linus Carl, The National Agricultural Library. Es gibt weitere Studien, die nahelegen, dass Vitamin C eine positive Rolle bei Krebserkrankten spielen könnte, bisher wurden die Daten bei Tieren ausgewertet und nicht in die Standards der klinischen Behandlung von Menschen aufgenommen12 13. 12 Vitamin C and cancer prevention: the epidemiologic evidence, G. Block, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 53, Issue 1, January 1991, Pages 270S-282S. 13 Vitamin C selectively kills KRAS and BRAF mutant colorectal cancer cells by targeting GAPSH, J. Yun et al, Science 11 Dec 2015, Vol. 350, Issue 6266, pp. 1391–1396. Pauling selbst soll jahrelang 18 Gramm Vitamin C zu sich genommen haben und wurde 93 Jahre alt, er starb allerdings an Krebs. Die Einsicht, dass ein Mangel an einem bestimmten Nährstoff zu einer Erkrankung führen kann, ist seit nun über 100 Jahren bekannt und akzeptiert. Allerdings bilden die Vitamine nur einen Teil der insgesamt 90 essenziellen Nährstoffe für Menschen, die täglich gebraucht werden:

Die Forschung zu Ernährung hat aber in den letzten Jahrzehnten auch weitere Fortschritte in den Erkenntnissen unseres Stoffwechsels erbracht, die dem Leser hier nicht vorenthalten werden sollen. Wenn ein Mangel an Vitaminen, Aminosäuren oder Fettsäuren eine bestimmte Erkrankung oder einen Symptomkomplex verursachen kann, wie steht es um Mineralien? Dazu einige wichtige Grundlagen: Mineralien finden sich ausschließlich in der Erdkruste. Weder Pflanzen noch Tiere oder Menschen können sie herstellen. Wir sind also als Lebewesen auf dieser Erde darauf angewiesen, dass die Pflanzen Mineralien aus der Erde aufnehmen und uns diese zur Verstoffwechselung zur Verfügung stellen, indem wir sie essen. Das ist der Weg des Lebens und kann nicht geändert werden. Sie können nicht Calcium-Gestein essen und glauben, dass das Ihren Knochen stärkt. Genauso wenig wird anorganisches Eisen Ihren Blutwerten helfen. Dass es Mineralien gibt und sie eine Rolle in unserer Gesundheit spielen, ist ebenfalls seit etwa 100 Jahren bekannt. 1912 beobachtete ein Prof. Wasserman aus Berlin, dass Tumore in Mäusen durch eine Injektion von Selen verschwanden. Da die Tumore in Mäusen und Menschen eine hohe Ähnlichkeit haben, versprach sich Prof. Wasserman einen enormen Nutzen in der Bekämpfung von Krebserkrankungen beim Menschen durch Selen.14 2002/2003 wurde sogar ein Gerichtsprozess gegen die FDA (Federal Drug Administration in den USA) verhandelt, aufgrund der Aussage, dass Selen die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einiger Krebsarten reduziert (wurde gewonnen). In der Zeitschrift „The Lancet“ erschien 2000 eine Studie, die die Wichtigkeit von Selen unterstrich. Selen sei von essenzieller Bedeutung für die menschliche Gesundheit (6). Es reduziert antioxidativen Stress, schützt bei HIV-positiven Menschen die Progression zu AIDS, fördert die Mobilität von Spermien und scheint die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt zu vermindern. Ein Mangel wurde mit Stimmungsschwankungen in Zusammenhang gebracht, genau wie mit Herzkreislauferkrankungen. 14 Dr. Sigmund Fränkel: Die Arzneimittel-Synthese, Auf Grundlage der Beziehungen zwischen chemischem Aufbau und Wirkung; Für Ärzte, Chemiker und Pharmazeuten, Springer Verlag 2013. Grundsätzlich sind Mineralien notwendig und dienen unter anderem als Cofaktoren für die ca. 10.000 Enzyme im menschlichen Körper, die biochemische Reaktionen katalysieren, für Gewebestabilität, physiologische Prozesse wie Muskelkontraktion und vieles mehr. Die eigentliche Frage ist, ob wir die nötigen Nährstoffe mit der Ernährung aufnehmen oder nicht. Auch hierzu findet man widersprüchliche Aussagen. 1992 fand der sogenannte „Earth Summit“ der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro statt. Es wurde festgehalten, dass die Böden der USA und Kanada im Zeitraum von 1936 bis 1992 etwa 85 % ihres Mineraliengehalts verloren hatten, Asien und Südamerika etwa 76 %, Afrika 74 %, Europa 72 % und Australien 55 %. Im März 2006 wurde von der UN anerkannt, dass der multiple Nährstoffmangel an Häufigkeit zunimmt. Die Übergewichtigen seien laut der damaligen Untergeneralsekretärin der UN (Catherine Bertini) genauso schlecht mit Nährstoffen ausgestattet wie die Hungernden. Es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf die Qualität. Dieses Ergebnis spiegelte sich auch in der Nährstoffmenge in verschiedenen Gemüse- und Obstarten wider. Zwischen 1963 und 2000 zeigte grünes Blattgemüse einen Verlust von 62 % an Vitamin C, 41 % Verlust von Vitamin A und 29 % Verlust im Calciumgehalt, 52 % Verlust von Kalium und 84 % Verlust von Magnesium. Blumenkohl hatte ca. die Hälfte des Vitamin C-, Thiamin- und Riboflavingehalts eingebüßt, und in kommerzieller Ananas fand man kaum noch Calcium. Der Grund für die Verluste ist, dass Pflanzen Mineralien aus dem Boden saugen, deswegen sind sie auch als Nahrung für Menschen und Tiere geeignet. Die Mineralien sollten im Boden aber auch wieder ersetzt werden. Dieser Sachverhalt wurde in verschiedenen Kulturen jahrtausendelang berücksichtigt. Holzasche beispielsweise wurde auf die Felder oder in den Garten geworfen. Holzasche ist nichts anderes als die Mineralien, die beim Verbrennen vom Holz übrigbleiben. Die langlebigen Kulturen dieser Welt haben diesen Brauch nie verloren. Zudem binden Pestizide und Herbizide Mineralien und lassen sie im menschlichen Körper nicht für Stoffwechselaktivität frei. Die Bakterien in den Böden, welche die Mineralienaufnahme der Pflanzen fördern, werden durch die chemischen Bindungen direkt geschädigt. Mittlerweile werden Pestizide in Muttermilch, Urin, Fäkalien und verschiedenen Geweben gefunden. Ein weiteres Problem stellt das Mikroplastik dar, das mittlerweile sogar im Trinkwasser und auch im Urin von Kindern und Jugendlichen gefunden wird. Pestizide und Herbizide akkumulieren in den Geweben (v. a. Fett) und können nur schwer entgiftet werden. Die Erosion des Oberbodens, der die eigentlichen Mineralien enthält, passiert durch Wind und Wetter, aber auch durch übermäßige Nutzung von Weideflächen, immer größer werdende Ernten und Überholzung. Der Verlust organischen Materials resultiert in einem Verlust von Stickstoff, Mineralien und seltenen Erden, sodass die Erde weniger Flüssigkeit halten kann und das Wachstum von Pflanzen behindert wird. Natürlich gibt es, wie bei allen Themen, auch Studien, die das Gegenteil zeigen. Sie berichten, dass die Böden keinen Mineralienverlust erleiden und dass in einigen Nationen sogar ein Überschuss bestehe. Supplementierung sei unnötig und teilweise schädlich. Auch hier ist es wichtig, sich zu informieren, unabhängige Studien zu lesen, die frei verfügbar im Internet zu finden sind. Die Zusammenhänge zu verstehen hilft ungemein, sich ein Bild zu machen, welches einen Sinn ergibt. Die Mineralien, die bisher im menschlichen Gewebe gefunden wurden und für die Stoffwechselfunktionen identifiziert werden konnten, sind:

Kapitel 4. Emotionen und Wahrnehmung, unser Alltagsnavi. Emotionen und Gefühle … die männlichen Leser müssen jetzt stark sein. Emotionen wie Glücklich- oder Traurigsein sowie Wut sehen bei Menschen der ganzen Welt gleich aus, sie lassen die gleiche Mimik entstehen, sodass wortlose Kommunikation möglich ist. Das Thema rundum Emotionen wird in der medizinischen Versorgung entweder unterschätzt oder teilweise gar nicht eingebunden. Dass Emotionen für die Gesundheit wichtig sind, ist wohl jedem klar, aber wie die einzelnen Zusammenhänge sind, bleibt häufig schwammig und allgemein. Es soll nun versucht werden, darzustellen, auch anhand von Alltagsbeispielen, warum und wie Emotionen beziehungsweise das Glücklich- oder eben Nicht-Glücklichsein im Leben Einfluss auf Gesundheit allgemein, aber auch in Bezug auf Lebenssituationen und -entscheidungen nehmen können. Mittlerweile gibt es immer mehr Forschung zu der Anatomie und Biochemie der Emotionen. Verschiedene Hirnareale werden in verschiedenen Situationen stimuliert und kommunizieren eng mit dem autonomen Nervensystem. Nehmen wir folgendes Beispiel: Sie fahren mit dem Auto mit ca. 130 km/h auf der Autobahn und plötzlich überholt Sie ein Porschefahrer mit 200 km/h und fährt direkt vor Ihnen auf Ihre Spur. Sie erschrecken, die Pupillen werden weit, die Gefäße zum Kopf erweitern sich, Blutdruck und Puls steigen, Blutzucker und Cholesterin werden dem Körper als Energiequelle zur Verfügung gestellt, Cortison und Adrenalin werden als Stresshormone ausgeschüttet, die Verdauung und die Schilddrüse werden vom autonomen Nervensystem mehr oder weniger ausgegliedert. Das sind typische Stressreaktionen, die unabhängig der Ursache auftreten. Nicht nur akute emotionale Erlebnisse, sondern auch chronischer Stress wird, nicht immer im gleichen Ausmaß, eine ähnliche Antwort mit sich bringen. Ein anderes Beispiel ist die Trauer, die eine Trennung vom Partner mit sich bringt. Manche Menschen empfinden geradezu Schmerzen in der Bauchregion oder ein Engegefühl in der Brust. Auch wenn es hierzu nur wenig bis gar keine Daten gibt, so ist die klinische Erfahrung die, dass der Ort dieser Gefühle von der Konfiguration der Wirbelsäule abhängt. Bei Fehlstellungen der oberen Brustwirbelsäule werden bei akutem oder chronischem Stress entweder Schmerzen, Engegefühl oder Herzrhythmusstörungen auftreten, da die Nerven, die aus den fehlgestellten Segmenten stammen, durch den erhöhten Druck der kleinen Wirbelmuskeln als Erstes in ihrer Funktion eingeschränkt werden und weniger Signale zum jeweiligen Organ, Muskel, Gelenk oder zur Hormondrüse senden können. Der Ort des Fühlens ist also nicht gleich dem Ort des Problems. Wie sieht es aus mit der Herzinfarktstatistik? Die Deutsche Herzstiftung berichtet: Als im Jahr 2006 die Fußball Weltmeisterschaft in Deutschland stattfand, wurden von der Ludwig-Maximilians-Universität München mehr als dreimal so viele Herznotfälle während spannender Spiele registriert wie zu den Zeiten ohne spannende Ereignisse15. Seien wir ehrlich, die Männer, die aufgrund eines Fußballspiels einen Herznotfall erleiden, waren vorher schon nicht gesund. Egal wie mitreißend das Spiel war, man muss deswegen nicht gleich einen Herzinfarkt haben. Aber was ist es, dass in so dramatischerweise ein lebensbedrohliches Ereignis auslösen kann? Hier muss man die Verbindung von Emotionen zu körperlichen Vorgängen ernst nehmen. Was passiert genau und wer ist davon betroffen? 15 https://www.herzstiftung.de/pdf/zeitschriften/HH2_10_Mitfiebern.pdf. Das limbische System. Um die Vorgänge besser zu verstehen, wenden wir uns dem Gehirn zu, insbesondere dem limbischen System. Der Begriff „limbus“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „Saum“. Der Franzose Paul Broca entdeckte es im späten 19. Jahrhundert und setzte den Grundstein für emotionale Forschung. Der Begriff „limbisches System“ wurde 1949 vom Physiologen MacLean definiert. In den 50er Jahren wurde in den USA der Begriff aufgenommen und weiterentwickelt. Mittlerweile kennt man verschiedene Anteile, die zusammengenommen den Apparat bilden, der emotionale Entwicklung und Abwicklung hauptsächlich verarbeitet: Hypothalamus, Hippocampus, Fornix, Amygdala und der limbische Cortex. Von diesen Arealen gehen Nervenstränge in verschiedene Hirngebiete und kommunizieren mit ihnen, unter anderem mit dem Frontallappen, dem Ort der höheren komplexen kognitiven und emotionalen Funktionen. Das unterstreicht, welche Wichtigkeit emotionale Erlebnisse auf die Entwicklung der Persönlichkeit und Entscheidungsfindung im Leben haben. Des Weiteren gibt es eine direkte Verbindung mit dem Hypothalamus, der Stoffwechselregulation betreibt. Das limbische System ist ein sehr alter Teil des Gehirns und lässt sich in allen Säugetieren nachweisen. Besonders ausgeprägt ist es bei Jagdhunden, da das limbische System eng mit dem Riechhirn verbunden ist. Und einen guten Geruchsinn zu haben ist für einen Jagdhund relativ nützlich. Der Hypothalamus ist eine Art Steuerzentrale für Stoffwechselvorgänge wie Schlaf-Wach-Rhythmus, Hunger-Durst-Gefühl, Sexualtrieb, Schmerz und Körpertemperatur. Von ihm aus werden Hormone produziert, die sowohl direkte Wirkung auf Organe (Brust, Niere, Wehentätigkeit) als auch Signalwirkung für die Hypophyse haben, eine kleine Drüse, die weitere Hormone zur Steuerung von Schilddrüse, Wachstum, Steroidsynthese, Fettstoffwechsel und weitere ausschüttet. Der Hippocampus ist bekannt für den Sitz des Gedächtnisses und seine Empfindlichkeit gegenüber Sauerstoffmangel

Quelle: Adobe Stock. Bei einem Herzstillstand sind die Hippocampuszellen mit die ersten, die ihre Funktion verlieren und sterben. Deswegen ist nach Reanimation häufig das Gedächtnis gestört. Ebenfalls spielt der Hippocampus bei der Entstehung von Alzheimer Demenz eine Rolle „Fornix“ ist ein lateinischer Begriff und bedeutet Wölbung, Kuppel oder Bogen. Im Englischen bedeutet das Wort „fornication“ Unzucht. Die Geschichte dazu stammt aus der Zeit der Römer, als Aquädukte gebaut wurden, um eine kontinuierliche Wasserversorgung der Stadt zu gewährleisten. Bevor die Aquädukte die Stadt erreichten, wurde ein kleiner Bogen eingebaut. Unter diesen Bögen fanden sich die Prostituierten, die, man kann es nur annehmen, Unzucht betrieben. Aber zurück zum Gehirn: Der Bogen (Fornix) verbindet den Hippocampus mit dem Zwischenhirn und dem Vorderhirn. Dementsprechend ist es die Verbindung der Gefühlswelt mit der bewussten Wahrnehmung und verschiedenen Kontrollzentren „Amygdala“, auch Mandelkern genannt (es gibt zwei, einer rechts einer links), gilt als eine wichtige Struktur im Rahmen von Angstentstehung. Sie bewertet Erinnerungen und belegt sie mit emotionalen Inhalten. Bei bedrohlich wahrgenommenen Situationen werden die weitergeleiteten Signale zu der vermehrten Produktion von Hormonen wie Dopamin, Serotonin, Acetylcholin, Adrenalin und Cortisol führen. Diese Erfahrungen werden wieder mit Erinnerungen abgeglichen und gespeichert für zukünftige Situationen. Das nennt man Lernen. Der „limbische Cortex“ spielt eine Rolle in der Weiterleitung von Informationen an weitere Hirnstrukturen, Konsolidierung und Wiederherstellung von Erinnerungen mit der Herstellung persönlicher Bedeutung. Ohne das limbische System wären wir wohl gefühllose Zombies, die ihren Erinnerungen keine Bedeutung zuordnen können, die Lernfähigkeit wäre drastisch eingeschränkt, zudem wären viele Stoffwechselfunktionen und das Einordnen von Erlebnissen nicht möglich. Jetzt, da wir die anatomischen Verhältnisse grob geklärt haben, können wir in die Tiefen des autonomen Nervensystems eintauchen. Wir haben schon etabliert, dass Stress eine Sympathikusreaktion auslöst. Das hat Auswirkungen auf den ganzen Körper. Nehmen wir den Darm, das Organ, das unsere Ernährung aufnimmt und den Rest vom Schützenfest wieder hinausbefördert. Der Darm ist nicht nur für Verdauung zuständig. Dort werden auch 95 % unseres Serotonins produziert. Serotonin ist ein Hormon, das aus der Aminosäure Tryptophan gewonnen wird und für unser Wohlbefinden eine entscheidende Rolle spielt, oft wird es auch als „Glückshormon“ bezeichnet (1). Niedrige Spiegel stehen mit verschiedenen Erkrankungen und Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung wie: negative Emotionen, impulsives aggressives Verhalten, vermehrter Alkohol- und Zigarettenkonsum, erhöhter Sympathikotonus und erniedrigter Parasympathikotonus und veränderte neuroendokrine Funktion (also den Hormonhaushalt betreffend). Diese Erkenntnis hat jede Menge Implikationen für unsere Gesundheit und für unseren persönlichen Lebensweg. Der Sympathikus und Parasympathikus sind bereits beschrieben worden, wichtig ist an dieser Stelle trotzdem die Bedeutung für Emotion, Wahrnehmung und Persönlichkeitsentwicklung. Wenn die Kontrolle des autonomen Nervensystems gestört ist, sei es durch einen Unfall und Wirbelsäulenfehlstellungen, durch chemische Belastungen oder durch einen emotionalen Stress, wird der Darm seine Funktion nicht vollständig ausführen können, und dazu gehört die Serotoninsynthese. Die WHO definiert eine Depression folgendermaßen16: 16 http://www.euro.who.int/de/health-topics/noncommunicable-diseases/mental-health/news/news/2012/10/depression-in-europe/depression-definition. „Eine Depression ist eine weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interessenlosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann. Sie kann über längere Zeit oder wiederkehrend auftreten und die Fähigkeit einer Person zu arbeiten, zu lernen oder einfach zu leben beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann eine Depression zum Suizid führen. Milde Formen können ohne Medikamente behandelt werden, mittlere und schwere Fälle müssen jedoch medikamentös bzw. durch professionelle Gesprächstherapie behandelt werden (…) Depressionen setzen oft in einem jungen Alter ein. Sie betreffen häufiger Frauen als Männer und Arbeitslose sind ebenfalls stärker gefährdet.“ Hier wäre die Idee also, dass man bei depressiven Patienten das autonome Nervensystem untersucht, sowohl elektrophysiologisch (beispielsweise durch eine Herzfrequenzvariabilitätsmessung) als auch durch eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule inklusive Becken durchführt, um Fehlstellungen der Wirbelsäule auszuschließen, die dazu führen könnten, dass die Nervenversorgung des Darms eingeschränkt ist. Diese zu beheben, die autonome Kontrolle über den Darm zu verbessern und damit Hormonproduktion zu steigern, chemischen Stress zu reduzieren und eine professionelle Gesprächstherapie als ganzheitliche Behandlung anzustreben, scheint im Lichte der zunehmenden Erkenntnisse über molekularbiologische und physiologische Zusammenhänge des Körpers als ein vielversprechender Ansatz. Man denke nur an eine postpartale Depression, also eine negative Gefühlsstimmung nach der Geburt mit einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung, die ca. 10–15 % aller Mütter betrifft. Dies ist eine deutliche Belastung, sowohl für die Mutter als auch für den Rest der Familie. Schuldgefühle gegenüber dem frisch Geborenen und der Familie sind nicht selten und führen zu einer Verstärkung der bereits vorhandenen Gefühlswelt. Die Symptome treten in der Regel innerhalb des ersten Jahres nach einer Geburt, häufig bereits im Wochenbett, auf. Man könnte ja auch denken, dass die Geburt eine Art Beckentrauma ist und die parasympathischen Nervenfasern aus dem Steißbein eine deutliche Irritation erfahren. Das wäre bereits ausreichend für eine Dysbalance des autonomen Nervensystems und die daraus resultierenden Probleme. Interessant ist außerdem, dass Serotonin Einfluss auf die Körperhaltung hat. Schonmal einen Menschen mit echter Depression aufrecht gehen sehen? Man könnte auch umgekehrt argumentieren, dass eine unphysiologische Haltung zu einer Verschlechterung der Nervenversorgung des Darms, und damit einer Verminderung der Serotoninsekretion, und damit biochemisch in eine Depression führt. Es gibt seit einigen Jahren innerhalb der „Naturheilkunde Gemeinde“ andere Meinungen, die sich lohnen, kurz anzusprechen. In seinem Buch „Let Them Eat Prozac: The Unhealthy Relationship Between the Pharmaceutical Industry and Depression“ hat der Psychiater D. Healy aus den USA einige Dinge ans Tageslicht gebracht, die zunächst verwundern müssen, wenn man dem klassischen Medizinsystem bis jetzt gefolgt ist (2). Er berichtet, dass es genau genommen keine Studien gibt, die beweisen, dass biochemischen Dysbalancen von Hormonen im Gehirn psychologische Probleme verursachen, wie es beispielsweise für Schizophrenie und das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom postuliert wird. Neurotransmitter wie Serotonin können in ihrer Aktivität und Funktion kaum gemessen werden, ohne das Gehirn herauszunehmen und zu sezieren, wie es in Ratten oder Mäusen getan wird. Die Theorie, dass Dysbalancen von Hormonen zu einer psychologischen oder psychiatrischen Störung führt, ist auch durch andere renommierte Psychiater als nicht seriös eingestuft worden. Der ehemalige Redakteur der Zeitschrift „Psychiatric Times“ Ronald Pies nannte die Theorie eine „urbane Legende“, eine einfache Begründung, um ein Medikament zu verschreiben und den Patienten das Gefühl zu geben, er wäre dadurch aufgeklärt worden (3–5). Mittlerweile nimmt jeder 6. Erwachsene Amerikaner mindestens ein psychiatrisches Medikament, und 84,3 % dieser Menschen nehmen es langfristig. 522 Studien, die 21 Antidepressiva mit 116.477 Patienten untersucht haben, kamen zum Schluss, dass sie nur knapp besser als ein Placebo wirken (6). 850 Erwachsene und 250 Kinder, die diese Medikamente nehmen, bekommen in den USA täglich eine Stufe der Behinderung zugesprochen. Die Wahrscheinlichkeit, ein psychiatrisches Medikament verschrieben zu bekommen, steigt, da zum einen die Diagnosen erweitert wurden (mehr Diagnosen bedeutet mehr Therapiemöglichkeiten) und zum anderen Allgemeinmediziner, Internisten, Rheumatologen etc. ebenfalls psychiatrische Medikation ansetzen dürfen. Bei manchen Ärzten reicht es aus, traurig zu sein, damit ein bestimmtes Medikament verschrieben wird. Häufig wird nicht nach Ernährung, Lifestyle, Schlafdauer und -qualität oder anderen Lebensumständen gefragt. Ungefähr die Hälfte der Kinder mit psychologischen Problemen werden nie beim Psychiater vorgestellt (8). 2018 wurde eine Studie zur Häufigkeit von psychiatrischen Erkrankungen in Kindern/Jugendlichen in den USA veröffentlicht (7). Die Zahlen sind wie folgt: 1 von 8 hat eine Depression und 1 von 12 ADHS, was an sich schon erschreckend ist. Fast 1 von 100 3–5-Jährige, 5,4 % von 6–12-Jährigen, 7,7 % der Teenager und 6 % der 19–24-Jährigen haben regelmäßig Medikamente eingenommen (9). War das schon immer so? Waren Kinder und Jugendliche schon immer willenlose Sklaven ihrer Hormone, die nur darauf aus waren, Erwachsene in den Wahnsinn zu treiben? Hier ein Zitat von Sokrates, dem griechischem Philosophen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“17 Nun, die Jugend hat es immer schon schwer gehabt, aber vermutlich liegt das in der Natur des Erwachsenwerdens, ist jedoch kein Grund, gleich Medikamente zu verschreiben, um sie ruhigzustellen. Schwieriger wird es, wenn man sich die letzten Jahrzehnte anschaut in Bezug auf Amokläufe. 17 https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_sokrates_thema_jugend_zitat_11962.html. Wenn man die letzten 100 Jahre betrachtet, dann ist es offensichtlich, dass Amokläufe in den 60er Jahren erst zu einem echten Problem wurden und Ende der 90er einen sprunghaften Anstieg erfuhren. 2017 wurden in den USA bei „mass shootings“, also Schusswaffenmassaker, 224 Opfer registriert, bis dahin das Jahr mit den meisten Vorfällen. Das Ganze hat natürlich viele Gründe. Zum einen hat die USA mit 89 Schusswaffen pro 100 Einwohner etwa dreimal mehr als Deutschland und doppelt so viel wie die Schweiz. 2019 gab es so viele Massenmorde in den USA wie nie zuvor. Insgesamt starben 211 Menschen bei 41 Attacken (10) Ein anderes Problem ist die zunehmende Benutzung von Herbiziden/Pestiziden. Sie sind dazu gedacht, Unkraut und bakterielle bzw. Pilzinfektionen von Pflanzen zu bekämpfen, indem sie den „Shikimatweg“ unterbrechen, einen Stoffwechselweg, der in menschlichen Zellen nicht vorkommt. Daher wurden sie allgemeinhin als sicher für uns abgesegnet. Ein paar Überlegungen müssen hierzu jedoch angestellt werden, die zu einem etwas differenzierten Ergebnis führen (s. Umwelteinflüsse). Pestizide, Insektizide und Herbizide sind nicht nur Chemikalien, die wir über die Ernährung aufnehmen und wieder ausscheiden, sie beeinflussen unsere Physiologie und die unserer ungeborenen Kinder. Eine Standardexposition führt auch in der Entwicklung von Embryonen zu anatomischen Veränderungen, darunter auch am zentralen Nervensystem mit einer dünneren Hirnrinde, und veränderten Größen anderer Anteile des Gehirns (11). Da eine große Anzahl von Pestiziden weltweit eingesetzt wird und in allen Bevölkerungsgruppen nachweisbar ist, sind die Auswirkungen auf Hirnentwicklung nur schwer auf die einzelnen Stoffe reduzierbar. Aber eine wachsende Menge an Studien belegt Veränderungen, sowohl in der Entwicklung des Gehirns als auch bei Erwachsenen, vor allem im limbischen System und im Frontalhirn, der Ort, an dem Persönlichkeitsmerkmale und Impulskontrolle stattfinden. Häufig sind neurokognitive Einschränkungen wie psychomotorische Geschwindigkeit, Sprachstörungen, geringere Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeitsdefizit, Koordinationseinschränkungen und Einschränkungen der visuellen Raumwahrnehmung (12–13). Welche Auswirkungen auf Emotionen und Impulskontrolle diese Veränderungen haben können, wurde anhand erhöhter Selbstmordzahlen in China untersucht, eine Korrelation mit erhöhter Pestizidexposition konnte hier in signifikanter Weise nachvollzogen werden (14–15). Aber nicht nur die Gewaltbereitschaft gegen sich selbst, sondern auch die gegen andere konnte in einigen Studien belegt werden. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung, um ein Modell zu entwerfen, welches die zunehmende Gewalt, gerade unter Jugendlichen in den USA, erklären könnte. Es sind wohl doch nicht die Videospiele, die zwar Gewalt darstellen, aber auf der ganzen Welt von Kindern und Jugendlichen gespielt werden und nicht überall gleich zu Gewalt führen. Aber verarbeitetes Essen, erhöhte Schwermetallbelastung, Pestizide und die sozioökonomischen Probleme unserer Zeit zusammengenommen scheinen einen plausiblen Mix für Gewaltausbrüche darzustellen (16). Hinzu kommt die verstörende Tatsache, dass Antidepressiva eine besondere Nebenwirkung haben können: Selbstmord und Gewalt gegen andere. In einer großen Studie aus dem Jahr 2016 wurde eine Verdopplung der Suizidgefahr und der Gewalttaten an anderen festgestellt (und zwar in einer Gruppe an gesunden Freiwilligen!) (17) Mikrobiom. Kommen wir zu unseren kleinen Freunden, die milliardenfach in unserem Darm mietfrei hausen: Darmbakterien. Wir beherbergen ca. 10-mal so viele Bakterien wie menschliche Zellen in unserem Körper und sollten dementsprechend freundlich mit ihnen umgehen. Insgesamt sind sogar 90 % aller Zellen an und in unserem Körper und nach einigen Schätzungen irgendwo zwischen 8 und 99 % unserer DNA nicht menschlich (je nach Studie), sondern viral und bakteriell (18). Auch eine nette Vorstellung. Wir sind seit Millionen von Jahren mit unserer Umgebung gewachsen und verbunden mit Mikroorganismen, die auf unserer Haut und in uns leben und eine Symbiose mit uns eingehen. Der Zucker, der unsere DNA ausmacht, ist zudem in Meteoriten gefunden worden, die aus dem Weltall auf die Erde niederprasselten. Vielleicht sind wir selbst sogar aus außerirdischem Material entstanden, das legt zumindest eine Forschergruppe im November 2019 nahe.18 Genetisches Material aus dem Weltall könnte zu der Entstehung von irdischem Leben beigetragen haben und die Entwicklung bis hin zu uns initiiert haben (19–21) 18 „Extraterrestrial ribose and other sugars in primitive meteorites“, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, Y. Furukawa et al., November 18, 2019. In unserem Darm leben Bakterien mit einem kombinierten Gewicht von ca. 2–3 kg. Es konnte gezeigt werden, dass sie einen direkten Einfluss auf unser Verhalten haben. Diesen Draht von Darm zu Hirn nennt man auf Englisch „gut-brain-axis“ (22). Eine Verminderung unserer natürlich vorkommenden Bakterien führt zu einer Verschlechterung von Darmfunktion, Hormonhaushalt, Immunsystem und zu nachfolgender Erkrankung. Deswegen sind Probiotika bei vielen Darmproblemen von Vorteil, sie füllen die natürliche Darmflora auf und stellen das Gleichgewicht wieder her (23, 24). Sie können Entzündungsprozesse herunterregulieren, das Immunsystem stärken und positiven Einfluss auf Stimmung ausüben. Infektionen und Antibiotikatherapie unterbrechen diesen positiven Einfluss und können so zur Entstehung von Krankheit beitragen (26,27) Da spielt die Ernährung eine Riesenrolle. Je gesünder die Ernährung, desto besser geht’s unseren Darmbakterien, und damit auch unserem Immunsystem und unserem Emotionshaushalt. In den letzten Jahren sind eine Fülle von Studien veröffentlicht worden, die einen Zusammenhang zwischen Stress und Bakterienzusammensetzung und deren Verhalten ausmachen konnten. Beispielsweise wird mittlerweile anerkannt, dass Stress die Mikroflora des Mundes verändert und so zu Zahnfleischentzündungen führen und durch Veränderung der Hautflora Hauterkrankungen begünstigen kann. Die Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol werden durch das sympathische Nervensystem gesteuert, kontrolliert ausgeschüttet und erreichen als Neurotransmitter sowohl Verdauungstrakt als auch andere Organe, die Bakterien, Viren und Pilze enthalten. Eine ständige Erhöhung dieser Stresshormone könnte zu einer Störung der Integrität der Darmzellen führen und das Einwandern von Bakterien, Proteinanteilen oder Pilzen ermöglichen, was wiederum eine Entzündungsreaktion des Immunsystems triggert (28–32). Auf jeden Fall ein Grund, um negativ empfundenen Stress, wenn möglich, zu reduzieren. Die Bakterien unseres Darms können sogar unser Verhalten modulieren sowie unsere Gedächtnisleistung, Kommunikation und Stressreaktionen beeinflussen. Es wurde schon gezeigt, dass psychologischer Stress bzw. dessen Wahrnehmung nur durch Probiotika reduziert werden konnte. Mäuse zeigten nach Erhalt des Bakterienstamms Lactobacillus rhamnosus weniger Cortisol in ihrem Blut und mehr Energie im Rahmen eines ihnen auferlegten Schwimmtests. Diese positiven (wenn auch für die Maus bestimmt nicht unbedingt eingeplanten) Veränderungen konnten durch eine Durchtrennung des Vagusnervs unterbrochen werden, ein deutliches Zeichen dafür, dass der Nerv, der zu ca. 80–90 % hirnzuführende Fasern hat, ein wichtiger Kommunikator zwischen Darm und Darmbakterien und unserem Gehirn darstellt. Unser Appetit unterliegt auch teilweise dem Willen unserer Untermieter. Einige Bakterien können sowohl Lust auf Essen als auch das damit verbundene Vergnügen manipulieren. Schlanke Mäuse, die eine Stuhltransplantation einer dicken Maus erhielten, wurden dick. Das Hormon „alpha-Melanozyten-stimulierendes Hormon“ ist bekannt dafür, dass es Hunger und Lust beim Essen beeinflusst. Einige Bakterienstämme können dieses Hormon nachahmen und so den Wirt manipulieren. Vielleicht haben Sie ja gar keine Lust auf Schokolade, sondern Ihre Darmbakterien … (33–37) Zumindest gibt es einige Hinweise, dass die Zukunft für Menschen mit Essstörungen (für Anorexie und Bulimie immerhin 5 % der Frauen und 2 % der Männer) und Übergewicht eine bakteriell-basierte Lösung parat hält. Aber auch für sämtliche neurologische Erkrankungen scheinen die Mikrokäfer eine Rolle zu spielen, sodass auch hier die Zukunft spannend bleibt und unter anderem die Fachrichtungen Neurologie und Innere Medizin sicherlich einige Erweiterungen erfahren werden. Die Zusammensetzung der 100 Billionen kleinen Racker ist aber auch von unserer Ernährung abhängig. Insbesondere nicht gänzlich verdaute Kohlenhydrate werden von ihnen genutzt und fermentiert. Das kann zu pH Änderungen im Dickdarm führen und zu einer unphysiologischen Umverteilung und Umwandlung der Komposition der Bakterienspezies. Vitamin D Mangel ändert die Zusammensetzung ebenfalls und kann dadurch zu einem Vitamin B Mangel führen, was wiederum das Immunsystem negativ beeinflusst und die Inzidenz von Atherosklerose und Autoimmunerkrankungen erhöht (36) Wie genau Bakterien unser Verhalten beeinflussen und was sie mit chronischen Erkrankungen zu tun haben, ist aktueller Gegenstand der Forschung und wird mit Sicherheit weitere Erkenntnisse bringen. In jedem Fall spielen sie eine große Rolle für emotionale Gesundheit, Immunsystem und Krebsentstehung, Neurokognition und Nährstoffaufnahme, sodass deren Schaden multiple Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben wird. Lachen. Einer der schönsten Emotionen, die bei allen Menschen gut aussieht, ist Lachen. Im Mittelalter gab es sogar Lachverbote auf öffentlichen Plätzen, um Provokationen zu vermeiden. Aber auch wenn Dieter Hallervorden erkannte: „Deutscher Humor ist ein echter Schlankmacher: Man muss meilenweit laufen, bis man ihn trifft“19, ist auch hierzulande das ein oder andere Lachen drin. Aber „Spaß beiseite“, Lachen hat viele nützliche Effekte, die soziale, aber auch gesundheitliche Aspekte umfassen. Hier kommt dem Immunsystem die volle Aufmerksamkeit zu. 2001 führte Lee S. Berk von der Loma Linda Universität in Kalifornien ein Experiment durch, bei dem Probanden ein lustiges Video anschauten und ihnen vorher und nachher Blut abgenommen wurde (38). Hierbei fiel auf, dass Lachen die Anzahl der natürlichen Killerzellen (eine Art weiße Blutkörperchen) im Blut bis zu zwölf Stunden lang erhöhte. Auch wenn die Teilnehmerzahl nur gering war, ist es doch ein deutliches Zeichen, wie gesund Lachen tatsächlich ist. Das Ganze ist bereits Prof. William Fry 1964 schon eingefallen, als er das Institut für Humorforschung in Kalifornien gründete und ähnliche Experimente mit ähnlichen Ergebnissen durchführte. 19 https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_dieter_hallervorden_thema_humor_zitat_2042.html. Lachen baut Stress ab, schüttet Endorphine aus, regt Verdauung und Stoffwechsel an, es kommt beim Lachen seltener zu Herzinfarkten oder Depressionen, das Lachen erhöht den Sauerstoffaustausch im Gehirn, steigert das Wohlbefinden und schafft eine soziale Sympathie. „Lachen stimuliert das Immunsystem und hilft dem Körper, Krankheiten, sowohl Krebs als auch virale und bakterielle Infektionen, zu bekämpfen. Glücklich zu sein ist die beste Heilung aller Krankheiten“ – freie Übersetzung eines Zitats von Patch Adams20. Oder wie Bugs Bunny schon immer wusste: „Ja Freunde, Lachen ist gesund!“ 20 https://www.goodreads.com/author/quotes/436656.Patch_Adams. Emotionale Intelligenz. Emotionen laufen biochemisch immer gleich ab, aber unsere Wahrnehmung ist von Person zu Person sehr unterschiedlich, was sich unter anderem mit dem sogenannten „EQ“ (Emotionaler Quotient) messen lässt. Der EQ ist ein emotionales Äquivalent zum IQ und misst die Fähigkeit, Emotionen von sich und anderen zu spüren, zu deuten und Konsequenzen für das Verhalten daraus zu ziehen. Das Ganze hört sich vielleicht etwas schwammig an, hat für das Leben enorme Bedeutung und kann lebensverändernd wirken. Einige Autoren halten die Fähigkeit, Emotionen wahrzunehmen und daraus sowohl zu lernen als auch adäquat zu reagieren, für wichtiger, als einen hohen IQ zu haben. Man denke zum Beispiel an erfolgreiche junge Menschen, die über soziale Medien wie YouTube oder Facebook und Instagram zu Reichtum gekommen sind. Die Videos und Bilder, die gepostet werden, strotzen meist nicht vor stechender Logik und neuen Erkenntnissen, die intellektueller Natur sind. Aber sie packen die Menschen emotional. Kleine Welpen, die ihre Mutter zu erdrücken scheinen, oder kleine Kinder, die lachen, bekommen zig Millionen Klicks, während intellektuell anspruchsvolle Aufklärungsvideos hier nicht mithalten können. Die Menschen sind emotionale Wesen, keine Frage. Wie will man eine glückliche Beziehung führen, wenn man seine eigenen Emotionen nicht versteht oder gar korrekt wahrnimmt, geschweige denn die des Partners? Das wird unweigerlich zu Konflikten führen, die mit gegenseitigem Unverständnis nur schwer zu lösen sind. Auch im Rahmen von beruflichen Entwicklungen ist es immer von Vorteil zu spüren, wann der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch gekommen und wann es passender ist, den Moment vergehen zu lassen, ohne eine Diskussion zu beginnen. „Gnothi seauton!“, heißt es im Altgriechischen am Apollotempel von Delphi, zu Deutsch: „Erkenne dich selbst!“ Diese Fähigkeit wird im Laufe des Lebens durch Erziehung und Erlebnisse geschult, aber häufig von Mädchen und Frauen besser internalisiert als von Männern. Weibliche Gehirne wiegen ca. 200 Gramm weniger als männliche, haben aber ein größeres Verhältnis von grauer zu weißer Substanz. Die graue Substanz besteht aus Hirnzellen, die weiße Substanz ist signalübertragendes Gewebe. Die graue Substanz ist verantwortlich für Funktionen wie Planung, Lernen, soziale Interaktion, Intelligenz- und emotionalem Quotient (Prof. Dr. Annica Dahlström von der Universität Göteborg). Vielleicht ein Grund, warum Frauen sich stundenlang über Emotionen unterhalten können und Männer eher abgeschreckt reagieren oder vielleicht auch wirklich Schwierigkeiten mit dem Thema allgemein haben und sich schwertun, sich damit zu beschäftigen. Die Fähigkeit, zu verstehen, wer man ist und welche Dinge im Leben für einen selbst wichtig sind, ist essenziell, um die richtigen Lebensentscheidungen, wie Berufswahl und Partnerwahl etc., zu treffen. Wer sich hier nicht loyal ist und auf sein Gefühl hört bzw. die Selbstwahrnehmung verdrängt oder gar nie gelernt hat, wird sehr viel Glück haben müssen, dass die eigenen Entscheidungen dauerhaft nicht bereut werden. Dieses interne Navi kann uns glücklich und sicher an unser Lebensende bringen oder auch in eine Sackgasse manövrieren, die wir in dem Fall nicht haben kommen sehen oder kommen sehen wollen („biegen Sie rechts ab, biegen Sie rechts ab, neue Route wird berechnet“). Und letzten Endes ist es doch das Glücklichsein, das eine hohe Lebensqualität ausmacht. Diese wird aber auch durch den höchsten IQ nicht gewährleistet werden, wenn Gefühle ignoriert oder nicht verstanden werden. Manchmal kann schlau also auch dumm sein. Charaktereigenschaften, die sich im Laufe des Lebens entwickeln hatten, auch wenn sie in der Gegenwartentweder nicht hilfreich oder sogar störend sind, hatten irgendwann einmal einen Sinn bzw. eine Funktion (zum Beispiel den Drang zur Kontrolle seines Umfelds kann bei einem Kind oder Jugendlichen dazu führen, dass das Leben in eine geebnete Richtung mit Ausbildung und gutem Job führt. Allerdings kann es im Laufe der Zeit auch dazu führen, dass eine Beziehung schwierig wird und zwischenmenschliche Aktionen von anderen, bei hohem Kontrollzwang, als irritierend wahrgenommen werden). Diesen Kontrolldrang loswerden zu wollen, kann ein erster Schritt in Richtung Änderung des Selbst sein. Dafür ist notwendig, dass derjenige sich selbst erkennt und die Entwicklung und Funktion seines Charakters bzw. seiner Persönlichkeit nachvollziehen kann und die Ursache dieses speziellen Verhaltens versteht. Erst dann kann eine Änderung möglich werden und effektiv sein. Eine emotionale Beratung (auch bei einer Psychotherapie) muss als Erstes ein Ziel der Beratung festlegen. Hieraus muss sich dann das Konzept ableiten, wie man dieses Ziel erreichen kann. Eine strukturlose Therapie wird auch ein strukturloses Ergebnis mit sich bringen, die oftmals in Unzufriedenheit endet. Ein maßgeschneidertes, individuelles Konzept mit Ziel- und Zwischenzielformulierungen hingegen hat viel größere Erfolgschancen, da sich der Klient direkt und persönlich beraten fühlt. Wie der eigene Horizont auf den EQ Einfluss nimmt, ist ebenfalls hochinteressant und in unserer Umwelt täglich beobachtbar. Der Dunning/Kruger Effekt21 kommt hier ins Spiel. Dazu eine Geschichte: 1995 gab es einen 44-jährigen Mann in Pittsburgh, der sich Folgendes überlegt hatte. Zitronensaft wird für unsichtbare Tinte benutzt, die unter Wärme sichtbar wird. Wenn man sein eigenes Gesicht mit Zitronensaft einschmiert, dürfte es dann für die Überwachungskameras in Banken ebenfalls unsichtbar sein. Das perfekte Verbrechen! Also beschmierte sich Herr Wheeler mit Zitronensaft und raubte am helllichten Tag 2 Banken ohne Maske oder sonstige äußere Veränderung seines Gesichts aus. Er lächelte in die Überwachungskameras, denkend, dass niemand ihn sehen oder ihm etwas anhaben konnte. Als die Polizei später am Abend vor der Tür stand und ihn verhaftete, war er ratlos, wie sie ihn ausfindig gemacht hatte. Als er die Videoaufnahmen von sich sah, konnte er es kaum glauben, seine Antwort: „Aber ich trug den Saft!“ Ein Psychologe namens David Dunning, der zu der Zeit an der angesehenen Universität Cornell in NYC arbeitete, fand diese kleine Episode interessant und arbeitete mit einem Studenten namens Justin Kruger den „Dunning-Kruger Effekt“ aus. Dieser besagt, dass Menschen mit niedrigerem IQ ein höheres Selbstbewusstsein entwickeln, weil sie der Ansicht sind, dass sie bereits viel wissen, was daran liegen könnte, dass ihr Horizont kleiner und dieser nahezu voll erschöpft ist. Menschen mit hohem IQ sehen, was sie alles nicht wissen, und fühlen sich dementsprechend klein und sehen die Dinge mit etwas mehr Bescheidenheit. Hierzu gibt es aber natürlich auch Ausnahmen. Es wurde Schachweltmeistern in der Vergangenheit mehrfach ein übertriebenes Ego vorgeworfen. Bobby Fischer, der wohl bekannteste Schachspieler aller Zeiten, sagte einmal: „Ich liebe den Moment, in dem ich das Ego meines Gegners zerbreche.“ Und ein weiteres Zitat: „Erwähne nicht das Wort ‚Niederlage‘ in meiner Gegenwart. Ich kann nicht einmal den Gedanken daran ertragen.“22 Schach ist nun mal psychologische Kriegsführung. 21 Kruger, J. & Dunning, D. (1999). Unskilled and unaware of it. How difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments. Journal of Personality and Social Psychology. 77, 1121–1134. (Stangl, 2020) 22 https://www.chess.com/de/article/view/die-besten-zitate-von-bobby-fischer. Das große Selbstbewusstsein von Menschen mit kleinem Horizont begegnet uns täglich und zeigt sich gelegentlich in einer krassen Fehlwahrnehmung. Beispielsweise Menschen im Schwimmbad, die sich als nahezu Nichtschwimmer (liebevoll unter Schwimmern auch „Schildkröten“ genannt) auf eine Schwimmerbahn begeben und glauben, sie wären da richtig, aber in Wahrheit den Schwimmbetrieb aufhalten. Ein anderes Beispiel findet sich auf der Straße. Männliche junge Autofahrer, die besonders viele Unfälle verursachen, haben erstaunlicherweise trotzdem ein hohes Selbstbewusstsein bezogen auf ihre Fähigkeiten: Ein weiteres schönes Beispiel sind TV Sendungen, in denen sich junge Leute die Möglichkeit erarbeiten können, entweder einen Plattenvertrag, eine TV Karriere oder sonstiges zu erreichen und damit Berühmtheit und Reichtum zu erlangen. Das zieht aber nicht nur die absolute Spitze der Zunft in die Castings. Immer wieder kommt es zu peinlichen Vorstellungen, die die Teilnehmer selbst manchmal gar nicht als solches wahrnehmen. Ein klassischer Fall von Dunning-Kruger. Der Begriff „Intelligenz“ wurde von den beiden allerdings bewusst aus der Definition herausgelassen. Die entsprechenden Menschen sind nicht per se dumm, ihnen fehlt nur die Wahrnehmung für die eigene Person in Bezug auf das, was sie sagen oder tun. Ähnliche Beispiele finden sich in der internationalen Politik, was natürlich entsprechende gefährliche Konsequenzen mit sich bringen kann, wenn Menschen in Macht ihr Können und Wissen überschätzen. Menschen mit starker Wahrnehmung, sagen wir mit großen Antennen, spüren schneller und besser, was sie selbst, aber auch was andere fühlen. Das gibt ihnen die Fähigkeit, emotional besser auf Situationen zu reagieren, aber es bedeutet auch, dass es schnell zu Frustration kommen kann, wenn sie mit Menschen zu tun haben, die diese Fähigkeit nicht oder nur begrenzt besitzen und damit nicht wie erhofft agieren/reagieren. Ein Beispiel: Nehmen wir an, Herr A arbeitet im Büro als leitender Angestellte und hat viel mit Personalangelegenheiten zu tun. Er ist ein gutmütiger Mensch, der immer versucht, den Kollegen entgegenzukommen und Konflikten aus dem Weg zu gehen. Menschen mit hohem emotionalen Einfühlungsvermögen sind zumeist auch sehr sensible Menschen, die ein hohes Harmoniebedürfnis haben und nicht gerne streiten. Der Angestellten B hat die Angewohnheit, sich seinen Kollegen als führende Persönlichkeit darzustellen, die er in Wahrheit aber nicht ist. Den meisten Kollegen fällt das nicht auf, aber Herr A merkt, wie es ihm zunehmend ein Dorn im Auge ist. Da er Konflikte gerne meidet, hat sich die Situation für ihn lange hinausgezögert, ohne dass dem Angestellten B dieser Konflikt bewusst ist. Herr B kommt morgens pfeifend ins Büro und präsentiert sich lautstark dem Kollegium wieder und wieder. Hierbei ist interessant zu vermerken, dass in der Familie von Herrn B viele Menschen in höheren Positionen arbeiten, sodass B immer das Gefühl von Wichtigkeit vermittelt bekommen und überhaupt keine Zweifel an seiner Person hat. Er gesellt sich gerne zu Diskussionen zwischen Herrn A und einem anderen leitenden Angestellten, mit der er aber prinzipiell gar nichts zu tun hat. Erschwerenderweise kommt hinzu, dass Herr B seine Arbeit sogar sehr gut meistert und ein fachlich wertvoller Mitarbeiter ist. Da Herr A der leitende Angestellte ist, muss er, entgegen seiner üblichen Vorgehensweise, entscheiden, ob er das Verhalten von Herrn B weiterhin toleriert und damit das Risiko eingeht, dass sich die Situation für ihn persönlich weiter zuspitzt, oder ob er ein Machtwort spricht und einen ansonsten guten Mitarbeiter, der in den Augen der anderen Kollegen keine große Irritation darstellt, in die Schranken weist und damit auch gegebenenfalls den Unmut von Herrn B und dem anderen Personal auf sich zieht. Es ist nicht gesund, Ärger in sich zu behalten, da es das autonome Nervensystem in Richtung Sympathikus schiebt und damit auch Schlaf, Erholung und viele physiologische Prozesse behindert. Das heißt im Klartext, Ärger in sich hineinzufressen macht krank. Daher sollte Herr A irgendetwas unternehmen, ohne jedoch dem ahnungslosen Herrn B zu sehr auf die Füße zu treten. In diesem Fall entschied er sich, Herrn B in sein Büro zu bitten und erstmal seine Freude zum Ausdruck gebracht, dass es Herrn B so gut geht, allerdings sollte er doch bitte mit seinem Gepfeife aufhören und sich nicht unnötig darstellen. Hiernach gab es keine weiteren Zwischenfälle. Diese oder ähnliche Situationen wiederholen sich ständig in der Arbeitswelt und werden häufig nicht ernst genommen, aber für die Betreffenden, die dadurch grübelnd nach Hause gehen und morgens mit Bauchschmerzen in die Arbeit kommen, wird es auf Dauer zu einer Belastung, die sich nicht von selbst lösen wird. Oftmals werden solche Situationen als banal eingestuft, aber Menschen, die diese Atmosphäre spüren, ist es ein Bedürfnis, darüber zu sprechen und Probleme aus der Welt zu schaffen. Kommunikation ist hier das A und O. Schon in der Erziehung werden die Grundlagen der kommunikativen Fähigkeiten gelegt, die später im Berufsleben oder auch im Privatleben eine hohe Relevanz einnehmen. Natürlich muss man nicht alles auf die Goldwaage legen, denn wie Konrad Adenauer schon sagte: „Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt’s nicht“ und: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“23. 23 https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_konrad_adenauer_9.html. Eltern-Kind-Beziehung. Ein weiteres Beispiel ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Die Kinder „loslassen“ zu können, ist nicht für alle Eltern gleich einfach. Manche Eltern haben das Bedürfnis, ihre Kinder in ihrer Nähe zu haben und sie mit Aufgaben oder Forderungen zu binden. Damit ist die weitere Entwicklung eines jungen Erwachsenen gehemmt und kann zu einem deutlichen Konflikt führen, der sich ebenfalls nicht von allein löst. Entweder man kommt den Wünschen/Forderungen der Eltern nach und nimmt die eigenen Einschränkungen hin oder man distanziert sich, entwickelt sich nach eigenen Wünschen, was allerdings auch Schuldgefühle mit sich bringen kann, entweder aktiv durch Elternanteile oder durch das eigene Seelenleben. X ist eine 30-jährige junge aufstrebende Managerin, kommt aus einer guten Familie und arbeitet in einer größeren Firma. Sie ist mit einem Jurist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Obwohl die Eltern der kleinen Familie eine Wohnung gekauft haben, haben sie sich entschieden nicht dort zu wohnen, sondern 50 km weiter zu ziehen, um näher bei der Arbeit zu sein. Frau X ist in ihrer Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter immer den Wünschen der Eltern nachgekommen, ohne auf ihre eigenen Gefühle zu hören oder sich durchzusetzen. Der Umstand, dass die beiden die Wohnung der Eltern abgelehnt haben, hat zur Folge gehabt, dass bei jedem Treffen Schuldzuweisungen seitens der Mutter vorgebracht werden. Sie sei zu weit weggezogen, die Mutter fühle sich im Stich gelassen, ihre Großmütigkeit werde nicht akzeptiert und die Tochter sei undankbar. Das Verhältnis wird nun bei jedem Treffen belastet. Dramatisierend kommt die Drohung der Mutter hinzu, sich umzubringen, wenn die Tochter nicht ihren Wünschen entspricht. Wie soll so eine Beziehung sich normalisieren? Die Wahrnehmung der Mutter bezieht sich nicht auf das Wohlbefinden der Tochter, sondern ausschließlich auf sich selbst, was einen hohen Grad an Egoismus offenbart. Durch die jahrelange Akzeptanz der Tochter und Umsetzen der Wünsche der Mutter hat Frau X selbst keine neutrale Wahrnehmung der Situation. Sie kommt nicht von selbst darauf, dass die Mutter sie manipuliert, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Auch solche oder ähnliche Situationen sind auf der ganzen Welt keine Seltenheit und führen bei den Betroffenen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität und zu einer Verminderung des Glücklichseins. Partnerschaft/Selbstwertgefühl. Aber nicht nur die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, sondern auch unter Partnern ist eine potenzielle Quelle für Stress. Wenn eine Beziehung für mindestens eine von beiden Partnern unzufriedenstellend ist, folgt normalerweise eine Trennung, wenn sie als nicht haltbar erscheint. Um in einer Beziehung den Schlussstrich zu ziehen, ist allerdings von demjenigen, der Schluss macht, die Stärke notwendig, dies zu tun. In genügend vielen Fällen fehlt dies beiden Partnern, was zu einem langen Hinauszögern der Beziehung bei beidseitiger Unzufriedenheit führt. Schluss zu machen, erfordert ein gewisses Maß an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Es bleibt das Wissen, oder zumindest das Gefühl, dass man wieder einen Partner finden wird, zu dem man passt und eine Beziehung neu aufbauen kann. Wenn dieses Gefühl fehlt, wird man sich mit dem, was man hat, eher zufriedengeben und nimmt auch eine Beziehung in Kauf, die weit von seiner Idealvorstellung entfernt ist. Dieser Zustand ist nicht lange haltbar, ohne dass zumindest einer von beiden, aber meistens doch beide, einem erhöhten Stress ausgesetzt ist. Wie man mit dem Partner Schluss macht, ist jedoch auch bezeichnend für die eigene Persönlichkeit. Beschimpfungen, Beleidigungen oder sogar öffentliches „Hating“ inklusive Veröffentlichung von Fotos oder andere Verunglimpfungen sind mittlerweile, im Zeitalter der sozialen Medien, nicht mehr selten. Eine solche Trennung kommt ebenfalls durch ein mangelndes Selbstwertgefühl zustande. Es ist eine Art, sein eigenes Ego aufzuwerten und sich darzustellen, da man mit dem vorhandenen „Ich“ nicht zufrieden ist. Diese Tatsache ist kein Trost für das Opfer, kann aber zu mehr Verständnis führen und (hoffentlich) zu einer besseren Partnerwahl. Die Umstände, unter denen man sich für einen Partner entscheidet und sich bindet, sind für den langfristigen Erfolg der Beziehung wichtig zu beleuchten. Schwierig ist es, wenn diese Bindung auf der Basis von Angst aufgebaut ist. Angst, keinen anderen Partner zu finden, Angst davor, nicht allein sein zu können und Angst davor, keine Kinder mehr zeugen zu können, sind eine negative Motivation bzw. ein negativer Antrieb, der eine Verblendung verursachen kann und verhindert, dass man den Partner wirklich kennenlernt. Wenn man den Partner nicht wirklich kennt und sieht, wie er wirklich ist, ist die Verwirklichung einer erfolgreichen und glücklichen Beziehung vom Zufall abhängig. Und wer möchte sein Leben und sein Glück schon dem Zufall überlassen? Trotzdem gibt es genügend Menschen, die sehr früh im Leben heiraten, bevor sie herausgefunden haben, wer sie sind und wer ihr Partner ist. Die Lebenserfahrung ist noch bescheiden ausgeprägt. Die Gesellschaft, die Familie, und vielleicht der Freundeskreis haben bestimmte Vorstellungen davon, wie der Ablauf einer „normalen“ Beziehung sein sollte, und viele Pärchen fühlen sich, ob bewusst oder unbewusst, unter Druck gesetzt, diese Vorstellungen zu erfüllen. Man muss heiraten, Kinder bekommen, einen Hund haben, Tennis und Golf spielen, Kinder sollten ein Musikinstrument spielen etc. 10 Jahre später sind die beiden Partner in diesem Leben festgebunden, ob sie es nun wollen oder nicht. Die Vorstellung davon, wie sein Leben ursprünglich mal aussehen sollte, ist dann nicht mehr entscheidend, da nun nur noch wenig Flexibilität herrscht. Träume und Wünsche, die man als Jugendlicher und junger Erwachsener mal hatte, sind, wenn überhaupt, nur noch schwer umzusetzen. Distanzlosigkeit. Wenn sich hieraus eine unglückliche Situation für die Beteiligten ergibt, aber sich kein offensichtlicher Ausweg darstellt, so ist der Nährboden für Fremdgehen und/oder eine zunehmende Suchtgefahr gelegt. In dieser Beziehung werden zumeist beide Partner nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie sich wünschen, und suchen sie dann woanders. Dies kann sich als tatsächliches Fremdgehen oder auch schon in kleineren Gesten manifestieren. Ob es unpassende Streicheleien, „zufällige“ Berührungen, unangebrachte Gesprächsthemen aufbringen etc. sind, diese Dinge entstammen einer tieferen Problematik und können schnell in ein echtes Problem ausarten, wenn dieser Art Distanzlosigkeit keine Grenzen gesetzt werden. Distanzlosigkeit muss sich aber nicht auf sexuelle Inhalte beschränken. Es ist auch die Schwiegermutter, die sich ohne Erlaubnis der Eltern in die Erziehung der Enkel drängt, der Besucher, der sich als Gast unangemessen aufdrängt und Privatsphäre nicht respektiert, oder der Bruder/die Schwester, der/die sich in alles einmischt, ohne eigene Kenntnis der Sachlage zu haben. Auch diese Situationen sind ubiquitär in praktisch allen Bereichen des Alltags vorhanden, mal mehr, mal weniger, aber sie können in einer Gemeinschaft schnell die Harmonie stören und zerstören. Diese Dinge sollten von dem Betroffenen frühzeitig wahrgenommen und nicht als harmlose Geste abgetan werden, da sie sich häufig hochschaukeln, weil der Distanzlose dies als Zeichen wahrnimmt, die Grenzen seines Verhaltens weiter zu testen, und damit eine Eskalation anstrebt. Natürlich möchte man niemanden mit einer klaren Grenze vor den Kopf stoßen, und das passiert in solchen Situationen häufig. Reaktionen wie „so war das doch gar nicht gemeint“, „sei doch nicht so“, „wie bist du denn drauf?“ sind vorprogrammiert, dürfen aber gerne an einem abprallen, da sich zu äußern, wenn einem etwas unangenehm ist, kein Verbrechen ist. Machen Sie nicht die Probleme anderer zu Ihren eigenen. Wenn wir jemand haben, der sich häufig distanzlos verhält, aber niemand ihm jemals eine direkte Rückmeldung gibt, hat dieser auch nie die Chance sich Gedanken zu machen, vielleicht realisiert er überhaupt nicht, dass seine Umgebung sich gestört fühlt, vor allem, wenn man sich schon lange kennt. Jeder muss irgendwie sein Leben strukturieren und planen. Manche tun das mit einer ausgesprochenen Akribie, andere praktisch gar nicht. Ein großes Problem hierbei entsteht, wenn andere über den eigenen Alltag bestimmen, sei es durch Auferlegen von privaten oder beruflichen Pflichten oder durch Aufdrängen einer Rolle, die man nicht einnehmen möchte oder kann. Solche Situationen sind häufig in unserer Gesellschaft und können hier anhand von 2 Beispielen erläutert werden:

Kapitel 5. Ernährung: Mythen und Fakten. Um die richtige Ernährung von Menschen streiten sich schon seit Jahrzehnten die Gelehrten. Es wird geschätzt, dass 70 % der Todesfälle in der westlichen Welt durch chronische Erkrankungen begünstigt werden, die durch unseren Lebensstil hervorgerufen werden. 90 % von Typ 2 Diabetes, 80–90 % von Herzerkrankungen und 50–70 % der Krebserkrankungen sollten vermeidbar sein (1). Vor allem ungesunde Ernährung, sitzender Lebensstil, Alkohol und Tabak seien die 4 größten Killer. Eine Studie aus dem Jahr 2012 fand heraus, dass Vegetarier deutlich länger leben, und zwar Männer 9,5 Jahre und Frauen 6,1 Jahre.30 Dabei zeigte sich zudem, dass fast die Hälfte aller Männer über 85 Jahre alt wurden im Gegensatz zu nur 15–20 % in der restlichen Bevölkerung und über 60 % der Frauen im Verhältnis zu 30–40 % in der restlichen Bevölkerung. 30 AHS-2 Gary Fraser, Academy of Nutrition and Dietetics, 2012 Orlich, JAMA Intern Med, 2013; 173(13): 1230–8. Nicht zu unterschätzen ist dabei der Einfluss der Industrie, wie sich in den 60er bis 80er Jahren v. a. in den USA zeigte31. Damals wurden Fette verdammt und der Zuckeranteil in der Ernährung insgesamt erhöht sowie der verarbeitete Anteil der Ernährung gesteigert (3). Margarine, fettarme Milch und praktisch kein Cholesterin, dafür aber zimtglasierte Zuckerschnecken und zuckerhaltige Frühstücksmüsli, in den Fernsehwerbungen wurde dieses Schema ständig wiederholt. Grundlage war die Diät-Cholesterin Theorie, die besagte, dass Cholesterin in der Ernährung zu Ablagerungen in den Arterienwänden führe und nachfolgend Schlaganfälle und Herzinfarkte produziere. Die Cholesterintransportproteine HDL und LDL wurden in hunderten Studien untersucht, man bezeichnete sogar das HDL als „gutes“ und das LDL als „böses“ Cholesterin. Die allgemeine Lehrmeinung wurde hierdurch stark beeinflusst, sodass Ärzte empfahlen, Cholesterin zu senken (Cholesterinsenker sind eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente und ein Milliardenmarkt für die Pharmaindustrie), die Salzeinnahme zu reduzieren und sich allgemein fettarm zu ernähren. Man beachte, wie sich in den folgenden Jahrzehnten das Durchschnittsgewicht sowie die allgemeine Gesundheit der Amerikaner sich entwickelt haben. Mittlerweile zählen die Amerikaner zu den dicksten Menschen der Welt und der kränksten Spezies, die die Welt je gesehen hat. Fast jeder zweite Erwachsene erleidet eine Krebserkrankung, 54 % der Kinder haben eine chronische Erkrankung, Asthma und Autoimmunerkrankungen sind in den Schulklassen häufig, und immer mehr Kinder bekommen Antidepressiva verschrieben. In dem Land, dessen Gesundheitssystem mehr kostet als alle anderen auf der Welt kombiniert, müsste man doch meinen, dass diese riesigen Investitionen dazu führen, dass die Bevölkerung immer gesünder wird. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das sollte Anlass zum Nachdenken sein. Nach 120 Jahren der Führung durch das Medizinsystem sind die Menschen nun kränker denn je, und die Ernährung spielt dabei eine große Rolle. Schauen wir uns das mal an. 31 https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zucker/wie-die-zuckerlobby-forscht-argumentiert. Irgendwann vor 50.000–100.000 Jahren gab es einen plötzlichen Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung der damaligen Menschen. Irgendein dramatisches Ereignis musste dazu geführt haben, dass sie plötzlich doppelt so alt werden konnten. Forscher von der University of Michigan und der University of California fanden heraus, dass vor ca. 30.000 Jahren die Erwachsenen Skelette erstmals gegenüber den jüngeren in der Mehrheit waren, was dafür spricht, dass Menschen älter wurden. Die Forscher kamen zum Schluss, dass zu diesem Zeitpunkt die Menschen gelernt hatten, Fleisch zu kochen und zu präservieren, Salz zu benutzen und die verbrannte Holzasche als Gewürz in ihre Ernährung zu integrieren. Die Holzasche, also das, was von Pflanzen nach dem Verbrennen übrigbleibt, besteht aus den Mineralien der verbrannten Pflanze, die wiederum in das Essen und nachher auf die Felder gestreut wurde, eine natürliche Nahrungsergänzung und ein natürlicher Dünger für die Felder. Die Menschen hatten erkannt, dass das Ersetzen von Mineralien in der Ernährung nicht nur zu einer Lebensverlängerung beitrug, die Menschen wurden größer, stärker, kreativer und fruchtbarer. Die Geschichte von Salz ist immer auch mit der Geschichte der Menschheit verbunden. Tiere suchten häufig nach salzreichen Nahrungsquellen und Menschen folgten ihnen. Aus Pfaden wurden Straßen und neben ihnen entstanden Dörfer. Salz wurde so wichtig, dass es weltweit zu einer der am meisten gebrauchten Währung wurde. Salzrouten entstanden von Marokko über die Sahara nach Timbuktu. Schiffe brachten Salz aus Ägypten nach Griechenland und in die mediterranen Länder. Herodot beschreibt eine Karavan Route, die die Salzoasen der lybischen Wüste verbindet. Der Reichtum von Venedig fußte nicht so sehr auf exotischen Gewürzen wie auf Salzhandel, welche die Venetianer in Konstantinopel für die Gewürze Asiens tauschte. Im 6. Jahrhundert tauschten die Mauren der Sub-Sahara regelmäßig eine Unze Salz für eine Unze Gold, wie auch in anderen Teilen Afrikas. Nicht nur für den Geschmack von Nahrung und als Konservierungsmittel wurde Salz gebraucht, sondern auch als Antiseptikum. Der römische Gott Salus ist der Gott der Gesundheit. Von allen Straßen, die nach Rom führten, war die Via Salaria (Salzweg) die befahrenste. Römische Soldaten wurden teilweise mit Salz bezahlt, weil es als so wertvoll eingestuft wurde, dass es auch als Gehalt akzeptiert wurde. Das Wort „Salär“ (= Gehalt/Lohn) stammt von dem lateinischen Wort „Sal“, was Salz bedeutet. In der Bibel wird Salz des Öfteren erwähnt. Salz wurde zum Symbol der Reinigung, die Lippen von 8-Tage alten Säuglingen wurden mit einem Salzkorn belegt. Im christlichen Katechismus ist Salz eine Metapher für die Anmut und Weisheit von Christus. Jesus sagt in der Bibel als Teil der berühmten Bergpredigt: „Ihr seid das Salz der Erde“32, und meint damit die würdigen Jünger, die gesegnet seien, mahnt aber gleichzeitig zu einer würdigen Lebensführung, dass sie nicht wie altes Salz verworfen werden. Im Mittelalter wurde mit Salz ein Aberglauben verbunden. Salz zu verschütten wurde als Zeichen des Bösen oder als dunkle Vorahnung gedeutet. Aus diesem Grund entwickelte sich der Brauch, dass derjenige, der das Salz verschüttet hatte, eine Prise über die linke Schulter warf. Links wurde mit dem Bösen assoziiert, weswegen das englische Wort „sinister“ (böse) im Lateinischen „links“ bedeutet. Vor der französischen Revolution wurde Salz so stark besteuert, dass sie ein Teil der hohen Unzufriedenheit in der Bevölkerung mitbedingte. Aufgrund von hohen britischen Salzbesteuerungen in Indien führte Mahatma Gandhi sein Gefolge in einer Massenpilgerung ans Meer, um eigenes Salz herzustellen. Salz hat die Geschichte der Menschheit mitbestimmt und geformt, sodass es nach Jahrtausenden von immenser Wichtigkeit verwundert, was dann passierte. 32 Matthäus 5, 13–16. In den letzten Jahrzehnten wurde Salz immer wieder für erhöhten Blutdruck und damit einhergehend für ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden, in Verbindung gebracht, ja sogar als der tödlichste Inhaltsstoff der heutigen Ernährung bezeichnet (4). Immer wieder empfehlen Ärzte und andere im Gesundheitswesen, eine Salzrestriktion einzuhalten, insbesondere Herzpatienten. Ein Artikel aus dem Jahr 2011 zeigte jedoch, dass das Risiko, ein Gefäß-assoziiertes Ereignis zu erleiden, mit der Empfehlung von 1,5 Gramm Salz am Tag (American Heart Association) dreimal so hoch ist wie bei regelmässiger Einnahme von 4 Gramm Salz am Tag. Es galt aber die Einschränkung, dass eine weitere Zunahme des Salzes in der Ernährung mit einem erhöhten Risiko einherging.33 Salz ist für so viele verschiedene Prozesse des menschlichen Körpers wichtig, sich hierhingehend einzuschränken ist also nicht notwendig und offensichtlich sogar gefährlich. Während der sommerlichen Hitzewellen von Chicago 1995 starben 750 Menschen und mehrere Tausend Menschen erlitten einen Hitzeschlag. In der Notaufnahme wird meistens eine Kochsalzlösung als Infusion angelegt. Es stellte sich heraus, dass die 750 Menschen älteren Jahrgangs alle eine salzarme Diät durchgeführt haben (5). Nicht zu vergessen ist, dass Salz die Grundlage für die Bildung von Salzsäure darstellt, die alle Menschen im Magen produzieren, um Nahrungsmittel zu verdauen und in der Lage zu sein, Mineralien und Aminosäuren im Darm aufzunehmen. Ohne Salz (Natriumchlorid) wird die Synthese von Magensäure leiden und dementsprechend die Aufnahme von Mikronährstoffen, was über Jahre oder Jahrzehnte sicherlich gesundheitliche Einschränkungen mit vielfältigen Symptomen mit sich bringen kann. Wenn zu wenig Salzsäure produziert wird, steigt der pH-Wert im Magen. Normalerweise sollte er zwischen 1 und 2 liegen. Bei steigenden Werten lässt die Stärke der Säure nach, und Nahrungsmittel werden schlechter verdaut. Mikroorganismen fangen an, den Magen zu besiedeln, und können Kohlenhydrate fermentieren, was zu Gasbildung im Magen führt. Aufstoßen, Mundgeruch und Sodbrennen sind die Folge. Nicht-verdaute Nahrungsmittel werden weiter in den Dünndarm geleitet, dort werden normalerweise pH-abhängig Mineralien aufgenommen. Dies ist abhängig von einer gut funktionierenden und starken Magensäure. Große Proteine werden als Polypeptide (nicht verdaute Proteine) an die kleinen Ausstülpungen (Mikrovilli) der Darminnenwand gebracht, wo Aminosäuren, Fettsäuren, Mineralien und Vitamine resorbiert werden müssen. Wenn nicht verdaute Proteinteile aufgenommen werden, wird die Darmwand beschädigt, was Entzündungsreaktionen auslöst, die in einen sogenannten „Leaky gut“ münden können: Die Darmoberfläche wird rau, hat kleinere Risse und verliert zumindest einen Teil seiner Funktion als Aufnahmeorgan. Pilze, Bakterien und Viren sowie die unverdauten Proteine können ins Blut gelangen und eine Immunreaktion verursachen, mit oder ohne spürbare Symptome. Dieses Problem wird durch Gluten häufig mit verursacht, sodass, auch wenn keine spürbare Gluten Unverträglichkeit vorliegt, eine Tendenz, Gluten aus der Ernährung zu streichen, in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, vor allem wenn Probleme mit der Magensäure evident sind. Dieser gesamte Prozess der Nahrungsaufnahme sollte bei einer gesundheitlichen Beratung von Patienten einbezogen werden, unabhängig von der Symptomatik oder dem Namen der Erkrankung. Dazu gehört auch, die Nervenversorgung der Organe sowie die autonome Kontrolle zu kennen und die Wirbelsäule in Diagnostik und Therapie einzubinden. 33 MJ O’Donnell, S. Yusuf, A. Mente, Urinary Sodium and Potassium Excretion and Risk of Cardiovascular Events, JAMA.201; 306(20): 2229–2238. Ein Exzess an Salzeinnahme ist jedoch auch nicht vorteilhaft. Beispielsweise verliert man etwa 10 mg Calcium für jede 500 mg Natriumchlorid, das man über 2400 mg/Tag einnimmt, was automatisch einen Verlust der Knochendichte mit sich bringt (6) Cholesterin und Fett. Allen Fetten im Körper ist gemeinsam, dass sie nicht in Wasser löslich sind und alle lebenden Organismen sie benötigen. 98 % der Fette in unserem Körper sind Triglyceride, also Fettsäureketten an ein Zuckermolekül gebunden. Es gibt verschiedene Arten von Fettsäuren, die aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung in verschiedene Typen eingeteilt werden können: ungesättigte (einfach und mehrfach), gesättigte und Trans-Fettsäuren. Die Anzahl an Doppelbindungen in den Kohlenstoffketten bestimmt, ob sie einfach oder mehrfach ungesättigt sind. Der Ort der ersten Doppelbindung wird durch das Wort „Omega“ bezeichnet. Daher ergeben sich Namen wie „Omega-3“ oder „Omega-6“ Fettsäuren. Fett bildet ein erhebliches Reservoir an Energie, was für unser Leben und Überleben auf diesem Planeten höchste Bedeutung hat. 1 g Fett liefert 9 kcal Energie, mehr als doppelt so viel wie Kohlenhydrate. Fett hilft auch bei der Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen im Darm (A, D, E, K), und sie (die Vitamine) können, im Gegensatz zu Kohlenhydraten, ohne Zuhilfenahme von Thiamin verstoffwechselt werden. Die essenziellen Fettsäuren Linolsäure, Linolensäure (und Arachidonsäure) haben mehrere wichtige Aufgaben wie: Funktion und Struktur der Membran aller menschlichen Zellen gewährleisten, Bausteine von Prostaglandinen, Thromboxan und Prostacyclinen stellen, die wiederum Blutdruck, Herzfrequenz, Gefäßerweiterung, Blutgerinnung, Fettverbrennung mit regulieren. Sie sind aber auch Bausteine des zentralen Nervensystems und helfen bei der Erweiterung der Atemwege. Die tägliche Dosis sollte etwa 3 % der Gesamtkalorien betragen. 2004 wurde in den USA ein Gerichtsprozess gegen die FDA geführt, um sagen zu dürfen, dass Omega-3-Fettsäuren die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes und Schlaganfalls reduzieren (Dieser wurde vom Kläger gewonnen) Hohe Blutcholesterinwerte und die erhöhte Einnahme von gesättigten Fettsäuren werden mit einem erhöhten Risiko korreliert, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleben. Die Empfehlungen, die häufig ausgesprochen werden, sind dementsprechend, die Blutkonzentration von Cholesterin zu senken (auch mit Medikamenten), tierische Fette zu vermeiden und möglichst fettarm zu essen (keine Eier, keine Butter dafür Margarine etc.). Diese Empfehlungen sollen hier einmal überprüft und erklärt werden. William Banting (1797–1878) war etwa 1,66 m groß und wog über 91 kg. Sein Arzt Dr. William Harvey empfahl eine kohlenhydratarme Diät ohne Kartoffeln, Brot oder Zucker, dafür keine Limitationen von Fleisch oder tierischem Fett. Herr Banting verlor 21 kg und lebte gesund bis in seine 80er hinein. Sein Buch „Letter on Corpulance, Adressed to the Public“ war das erste Buch, welches eine Anleitung zum Abnehmen darstellte und in London über 10.000-mal verkauft wurde. 1856 beschrieb Rudolf Virchow, eine der berühmtesten deutschen Patologen, ein atherosklerotisches Plaque mit Cholesterinablagerungen. Emmet Densmore, ein Arzt aus den USA, veröffentlichte 1892 ein Buch: „How Nature Cures“, in dem beschrieben wird, dass ein übergewichtiger Mensch Gewicht verlieren wird, wenn er Fleisch und tierische Produkte zu sich nimmt, aber auf Kohlenhydrate wie Kartoffeln und Brot verzichtet. Sobald Brot und Kartoffeln in die Ernährung wieder eingeführt werden, wird der Mensch wieder zunehmen. 1913 fütterte Nikolai Anitchkov Hasen (Pflanzenfresser) mit Cholesterin aus Eiern und fand, dass sie atherosklerotische Plaques bildeten, die Cholesterin enthielten. Mit anderen Tieren (Fleischfresser) konnte er diese Ergebnisse nicht reproduzieren. Ein weiterer Vorreiter der Ernährungsberatung in den 50ern des 20. Jahrhunderts war Dr. Alfred Pennington. Er veröffentlichte in zahlreichen, namenhaften medizinischen Zeitschriften, in denen er Empfehlungen zu Ernährung aussprach. Vor allem die unlimitierte Zufuhr von Fleisch mit einem Verhältnis von rohem zu gekochtem Anteil 3:1 mag den Empfehlungen der letzten Jahrzehnte widersprechen. Er betonte, dass das fettige Fleisch einen größeren Nutzen hat als das magere. Zudem war auch er gegen die Einnahme von Brot, Mehl oder Zucker. In diesem Zusammenhang war es also kein großer Sprung, als 1971 Dr. Atkins sein Buch „Dr. Atkins’ Diet Revolution“ veröffentlichte, welches den Empfehlungen von Dr. Banting sehr ähnelte. Eine Studie aus dem Jahr 2006 mag in diesem Zusammenhang interessant sein. In dieser Studie wurden Menschen untersucht, die bereits deutliches Übergewicht und eine hohe Blutcholesterinkonzentration hatten und sich im Rahmen der Studie einer praktisch kohlenhydratfreien Diät unterzogen (7). Mehl, Kartoffeln, Pasta, Reis, Zucker, Süßigkeiten, Honig, Kuchen, Säfte, Alkohol und zuckerhaltige Getränke wurden aus der Ernährung gestrichen. Stattdessen wurden Fisch, Shrimps, Fleisch, Eier, Käse, Gemüse, Avocados, Beeren und Öl benutzt, um die sogenannte ketogene Diät zu sichern. Unabhängig von dem anfangs gemessenen Cholesterinwert nahmen die Studienteilnehmer alle ab, im Schnitt 20 kg in einem Jahr. Zudem wurde nicht nur das Gewicht gemessen, sondern auch verschiedene Biomarker: HDL, LDL, Cholesterin insgesamt, Triglyceride und Blutzucker. Alle Biomarker verbesserten sich dramatisch innerhalb der ersten 8 Wochen. 2015 erschien ein Artikel von über 24 Experten in Ernährung in der Zeitschrift „Nutrition“: „Dietary carbohydrate restriction as the first approach in diabetes management: critical review and evidence base.“ Das Fazit war, dass eine Reduktion von Kohlenhydraten in der Ernährung sowohl für Diabetes als auch Herzerkrankung vorteilhaft ist und keinerlei Risiken erkennbar waren (8) Wenn man nun die Studien der letzten 150 Jahre verinnerlicht, scheint es doch eher so zu sein, dass Kohlenhydrate das Problem sind: Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankung, Arthrose und weitere chronische Erkrankungen können dem zugeordnet werden. Wenn das stimmt, was ist dann dran an der Cholesterintheorie? Die AHA (American Heart Association) empfiehlt, nicht mehr als 141 Gramm fettarmes Fleisch/Fisch pro Tag zu sich zu nehmen und fettarme oder fettfreie Milchprodukte zu benutzen. Diese Empfehlungen widersprechen direkt den Forschungsergebnissen der letzten 150 Jahre. Warum ist das so? Dazu hier eine kleine Geschichte: 1955 erlitt Präsident Eisenhower (1953–1961) einen Herzinfarkt. Die Inzidenz von Todesfällen aufgrund von Herzerkrankungen hatte seit 1900 sich von etwa 30.000 auf 800.000 erhöht, sodass Grund zu Besorgnis bestand und nach Ursachen gesucht wurde. Dass Präsident Eisenhower ein Kettenraucher war, war zu dem Zeitpunkt nicht von Interesse, genauso, dass Rauchen im Allgemeinen in den USA deutlich zugenommen hatte. Statt sich diesem Problem zu widmen, gab es einen Mann mit Namen Ancel Keys, der Leibarzt des Präsidenten, der behauptete, dass der morgendliche Fleischkonsum die Herzerkrankung verursacht hätte. Somit wurde dem tierischen Fett in der Ernährung eine wichtige Rolle in der Entstehung von Erkrankungen zugeschrieben. In diesem Zusammenhang mag erwähnt werden, dass Herr Keys ein Bachelor-Abschluss in Wirtschaft und ein Ph. D. in Ozeanographie (Fisch Physiologie), aber keine Ausbildung in Ernährung oder Herzerkrankung hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte Herr Keys Italien und lernte, dass die Italiener eine deutlich geringere Anzahl von Herzerkrankungen aufwiesen als seine Landsleute in der Heimat. Er führte dies auf die niedrige Fetteinnahme zurück und nannte diese Diät „mediterrane Diät“34. Nicht berücksichtigt wurde, dass in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg sich kaum jemand leisten konnte, Fleisch zu essen, und die ökonomischen Umstände zu einer bestimmten Lebensweise prädestinierten. 1953 publizierte er einen Artikel zu der Korrelation von prozentualem Anteil von Fett an Gesamtkalorien pro Tag und der Inzidenz von Herzerkrankungen und unterstützte mit den Ergebnissen seine Theorie. Die Kritik an dieser Studie bezog sich vor allem darauf, dass nur die Daten von 6 Ländern in die Ergebnisse mit einbezogen wurden, obwohl 22 Ländern untersucht worden waren. Da in 16 Ländern die gewünschte Korrelation nicht nachweisbar war, wurden diese kurzerhand aus der Statistik gestrichen. 1957 wurde als Gegenzug ein Artikel im New York State J. Med veröffentlicht, der genau diesen Punkt ansprach und den Wahrheitsgehalt seiner Theorie anzweifelte, bis er alle Daten veröffentlichte. Als diese tatsächlich veröffentlicht wurden, zeigte sich, dass es keine Korrelation gab, und die Theorie von Keys wurde klar zurückgewiesen: Der Anteil von Fett in der Ernährung hat keinen Einfluss auf die Entstehung von Herzerkrankungen. Umso erstaunlicher, dass Ancel Keys 1961 auf dem Titelbild von „Time Magazine“ abgebildet wurde – als Experte für Ernährung und Gesundheit. Er war bereits Mitglied im Vorstand der American Heart Association, kontrollierte die Finanzierung von Studien für Herzerkrankung und war Mitglied der Redaktion von mehreren Zeitschriften für Herzerkrankung. Zu diesem Zeitpunkt wiederholte er die Behauptung, dass Amerikaner zu viel Fett zu sich nehmen, vor allem gesättigte Fettsäuren, und dass diese den Blutcholesterinwert steigern und Arterien verstopfen, was dann zu Herzerkrankung führt. Er empfahl, die Kalorien pro Tag durch Fett auf 15 % und gesättigte Fettsäuren auf 4 % der Gesamtkalorien zu reduzieren. Zu diesen Empfehlungen und Werten gab es weder Studien oder Erfahrungswerte. Bis heute hat die American Heart Association an diesen Empfehlungen kaum etwas geändert, obwohl hunderte von unabhängigen Studien das Gegenteil proklamieren. Um 1940 sank der Butterkonsum deutlich, während der Margarineanteil in der Ernährung deutlich stieg. Interessanterweise stieg die Anzahl der Todesfälle durch Herzerkrankung im gleichen Zeitraum ebenfalls deutlich an. 2012 erschien im British Journal of Nutrition eine Studie, die zeigen konnte, dass die Anzahl der Todesfälle durch Herzerkrankung sank, je mehr Fett konsumiert wurde, also genau das Gegenteil von dem, was die offiziellen Empfehlungen besagten. Die Franzosen waren in dieser Studie die Bevölkerungsgruppe mit den meisten Kalorien von Fett und den niedrigsten Todesfällen durch Herzerkrankung, sie wurden daher von Keys als „The French Paradox“ bezeichnet, da sie aus einem unbekannten Grund nicht seiner Theorie entsprachen. Der Anteil von Menschen mit einem BMI über 30 liegt in den USA bei 31 %, in Deutschland bei 13 %, in Frankreich bei 9 % und in Japan und Korea bei 3 % 34 https://www.nytimes.com/2004/11/23/obituaries/dr-ancel-keys-100-promoter-of-mediterranean-diet-dies.html. In den 80ern wurde in den USA das sogenannte „high fructose corn syrup“ in die Ernährung integriert, ein sehr billiger Zucker, der in vielen Nahrungsmitteln bis heute enthalten und zudem mit Glyphosat belastet ist. Der Zuckerkonsum stieg so in den 80er Jahren deutlich an, während Fett- und Proteineinnahme stabil blieben mit der Konsequenz, dass die Anzahl von übergewichtigen Menschen zunahm. 2014 wurde im „Time Magazine“ Butter als Hauptthema behandelt und als gesundheitlich unbedenklich und empfehlenswert eingestuft35. 2015 wurde in der Zeitschrift „JAMA“ ein Artikel publiziert, dass die Verdammung von Fett unnötig sei und, im Gegenteil, Gesundheit von der Einnahme von Fett abhänge, die Empfehlungen zur Ernährung sollten gründlich überdacht und überarbeitet werden. 35 https://time.com/magazine/us/2863200/june-23rd-2014-vol-183-no-24-u-s/ Mittlerweile nehmen fast die Hälfte der Amerikaner über 60 Jahre ein cholesterinsenkendes Medikament. 1951 veröffentlichte Dr. David Adlersberg einen Artikel, der mikroskopische Schnitte von Arterienwänden zeigte, die mit Cholesterinablagen versehen waren, und dass hierdurch eine erhöhte Gefahr von Schlaganfällen und Herzinfarkten entstand. Prinzipiell sollte hierdurch abgeleitet werden können, dass Menschen mit hohem Cholesterinspiegel öfter durch eine Herzerkrankung zu Tode kommen als Menschen mit niedrigem Cholesterinspiegel. Die Frage ist aber, ob Cholesterin kausal, also ursächlich, ist oder in Begleitung auftritt. Ähnlich könnte man sagen, dass bei Feuer immer Feuerwehrmänner anwesend sind, und deswegen Feuerwehrmänner den Brand legen würden. 1966 wurde in der Zeitschrift „Medicine“ eine große Studie veröffentlicht, mit dem Ergebnis, dass es keinen Hinweis darauf gebe, dass familiär bedingte Hypercholesterinämie (genetisch bedingte Erhöhung des Cholesterinspiegels) mit einer Verkürzung des Lebens einhergeht. Eine weitere Studie 1991 im British Journal of Medicine zeigte bei Menschen über 60 Jahren mit Cholesterinwerten über 330 mg/dl (Empfehlung ist unter 200 mg/dl) eine Reduktion der Wahrscheinlichkeit innerhalb 10 Jahre zu sterben um 31 %, hoch signifikant. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. In der Diskussion dieser Veröffentlichung wurde dieser Umstand als besonders erwähnenswert präsentiert (9,10). 2001 fand eine weitere Studie aus Hawaii, die im „Lancet“ veröffentlicht wurde, eine erhöhte Sterblichkeit bei Menschen mit niedrigem Cholesterinspiegel (11)! Nicht nur das, eine japanische Studie fand 2011 heraus, dass niedriges Cholesterin mit erhöhtem Auftreten von Krebs, Schlaganfall und Herzversagen einherging (12). Es gibt weitere Studien, die zum gleichen Ergebnis kommen, sodass die Befürchtung, dass Cholesterin Arterien verstopft, nicht gerechtfertigt scheint. Vielmehr sind es andere Faktoren, die dazu führen, dass das Lumen der Arterien sich verengt. Zum einen hängt es von der Aktivität der Blutplättchen ab, von der Menge an essenziellen Fettsäuren im Blut (Omega 3, 6 und 9), die die Bildung von Gerinnungsfaktoren beeinflussen, aber auch vom Blutzucker bei metabolischem Syndrom und Stress im Allgemeinen. Die erste Studie, die einen Benefit von einer Erniedrigung des Cholesterinspiegels zeigte, wurde 1984 veröffentlicht unter dem Namen „The Lipid Research Clinics Coronary Primary Prevention Trial Results“36. Das Ergebnis von 480.000 untersuchten Männern mit erhöhten Cholesterinspiegeln war, dass die untersuchte Gruppe mit dem cholesterinsenkenden Medikament eine Reduktion von Todesfällen durch Herzerkrankung von 24 % gegenüber der Gruppe mit Placebo aufzeigte. Das Problem an der Studie war jedoch, dass insgesamt in beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied in Todesfällen insgesamt bestand. Wie konnten also diese Ergebnisse interpretiert werden? 24 % Reduktion sind prinzipiell ein erfolgreiches Ergebnis einer solchen Studie. Bei der statistischen Auswertung wurde die Überlebensrate bei der Placebogruppe und der behandelten Gruppe verglichen. Bei der Placebogruppe überlebten 98 %, bei der Medikamentengruppe 98,4 %. Mit anderen Worten: 1,6 % starben in der Medikamentengruppe und 2 % in der Placebogruppe: eine 24 %ige Reduktion der Sterblichkeit. So werden aus 0,4 % 24 %, das sogenannte relative Risiko. Die Studie wurde als großer Erfolg für die Befürworter der Cholesterintheorie gefeiert und der Weg für die Cholesterinsenker geebnet. Als dann eine große „Statin“-Studie 2003 im „Lancet“ veröffentlicht wurde37, die zeigte, dass das Medikament eine 36 %ige Reduktion von tödlichen und nicht-tödlichen Herzinfarkten bewirkte, war dies ein weiterer Schub für die Verschreibung von Cholesterinsenkern. Die 36 % wurden ähnlich wie bei der davor beschriebenen Studie errechnet. Der Unterschied betrug genau genommen nur 1,1 % Sterblichkeit. 2004 wurde von 15 amerikanischen Ärzten entschieden, dass neue Richtlinien bezüglich Cholesterinlevel im Blut gelten sollten. Sie reduzierten die empfohlenen Spiegel, sodass 8.000.000 zusätzliche Amerikaner über Nacht in der Rubrik „zu hohes Cholesterin“ eingestuft wurden. 9 der Ärzte hatten eine finanzielle Verbindung mit der Pharmaindustrie. 36 Lipid Research Clinics Investigators. The Lipid Research Clinics Coronary Primary Prevention Trial. Results of 6 years of post-trial follow-up. Arch Intern Med. 1992 Jul; 152: 1399–410. 37 Prevention of coronary and stroke evens with atorvastatin in hypertensive patients who have average or lower-than-average cholesterol concentrations, in the Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial – Lipid Lowering Arm (ASCOT-LLA): A multicentre randomised controlled trial; Peter S Sever et al., The Lancet, Volume 361, Issue 9364, 5 April 2003, Pages 1149–1158. 2008 erschien im New England Journal of Medicine eine Studie38, die zeigte, dass ein anderes cholesterinsenkendes Medikament die Rate an Herzinfarkten und Schlaganfällen um 44 % reduzieren könnte. Auch hier der Unterschied von 98,4 % auf 97,2 % eine statistische Rechnungsvariante, um daraus den Unterschied von 44 % darzustellen. 2015 wurde veröffentlicht, dass Statine, also cholesterinsenkende Medikamente, die Inzidenz von Diabetes Typ II um 46 % erhöhten, da durch das Medikament die Insulinsekretion verringert wurde und die Zellsensibilität gegenüber Insulin abnahm. Zudem zeigt sich eine erhöhte Brustkrebsinzidenz bei Frauen, die Cholesterinsenker nehmen (über doppelt so hoch nach 10 Jahren). Weitere Nebenwirkungen sind Gedächtnisverlust, erektile Dysfunktionen, Muskelschmerzen, ALS, Parkinson, embryonale Fehlbildungen, Haarverlust und die sogenannte Rhabdomyolyse, eine Art Zellzerfall des Muskels, wobei der rote Muskelfarbstoff ins Blut gerät und Nierengefäße schädigen und zu einem Nierenversagen führen kann. Das „Open Journal of Endocrine and Metabolic Diseases“ veröffentlichte 2013 weitere Nebenwirkungen von Statinen: ein dreifaches Risiko, an einer koronaren Herzerkrankung und Aorten Arteriosklerose zu erkranken.39 Einige Ärzte in den USA haben bereits vorgeschlagen, dass Statine in das Trinkwasser der Amerikaner gemischt und direkt an Fast Food Konsumenten ausgehändigt werden. Wenn das nicht eine gute Idee ist … Als die Firma „Pfizer“ noch das Patent auf das Medikament „Lipitor“ hatte, stieg der Umsatz auf zuletzt 140 Milliarden Dollar pro Jahr und wurde damit das profitabelste Medikament aller Zeiten. Zudem blockieren Statine das sogenannte CoEnzym Q10, ein wichtiges Molekül im Energiestoffwechsel, daher wird häufig empfohlen, dieses als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, wenn man Statine verschrieben bekommt (23). Das Blockieren dieses Enzyms stellt aber ein großes Problem dar und kann nicht mit einfacher Supplementierung behoben werden. Vor allem unsere Mitochondrien, die „Fabriken“ in unseren Zellen, wo der Energiestoffwechsel auf molekularer Ebene stattfindet, leiden darunter. Mitochondrien befinden sich in praktisch allen Zellen, aber insbesondere in Muskelzellen, darunter also auch Herzzellen, sind sie in hoher Zahl vorhanden, sodass dieser Mechanismus zu den bekannten Nebenwirkungen beitragen kann (30). Ein weiteres Problem dieser Medikamente ist, dass sie die Herstellung von Vitamin K2 hemmen. Vitamin K2 hat aber einige wichtige Aufgaben. Die K-Vitamine sind wie Vitamin A, D und E fettlöslich und kommen in Nahrungsmittel wie dem japanischen „Natto“, Spinat, Petersilie, Champignons, Rosenkohl, Milch, Rindfleisch, Käse und Eigelb vor. Sie werden im Körper für viele regulatorische Vorgänge genutzt. Einige Proteine brauchen Vitamin K, um wirksam zu sein. Damit das funktioniert, wirkt Vitamin K als Cofaktor für das Enzym „Gamma-Glutamyl Carboxylase“, das wiederum die Vitamin K abhängigen Proteine carboxyliert. Vor allem die „Glu“ und „Gla“ Proteine spielen hier eine wesentliche Rolle. Einige der „Gla“ Proteine sind Gerinnungsfaktoren (II, VII, IX und X), Osteocalcin (Hormon, welches den Mineralieneinbau in Knochen reguliert), Matrix gla Protein (verhindert vor allem Calcium Einbau in die Arterienwände), „Growth Arrest-Specific Protein 6“ (durch weiße Blutkörperchen und Endothelzellen produziert, um bei Gewebeverletzungen Zellen bei Heilung und Vermehrung zu helfen) und weitere Proteine, deren Funktionen noch nicht vollständig verstanden werden. Vitamin K2 hat dementsprechend wichtige Funktionen bei der Gerinnung, dem Knochenstoffwechsel und der Gesundheit der Arterienwände. 38 Rosuvastatin to Prevent Vascular Events in Men and Women with Elevated C-Reactive Protein, Paul M Ridker et al., N Engl J Med 2008; 359: 2195–2207. 39 The Ugly Side of Statins. Systemic Appraisal of the Contemporary Un-Known Unknowns, Sherif Sultan et al., Open Journal of Endocrine and Metabolic Diseases, 2013(3), 179–185. Ein Mangel an Vitamin K führt also u. a. zu Osteoporose, Atherosklerose und Gerinnungsstörungen. Ein Ersatz wird aber auch für chronische Nierenerkrankungen, Demenz, Diabetes, Parkinson und andere entzündliche Erkrankungen diskutiert. Vitamin K2 fungiert in Mitochondrien als Elektron-Transporter, was für eine funktionierende Energiebereitstellung notwendig ist. Eine Hemmung dieses Vitamins ist also prinzipiell keine gute Idee. (31,37) „Es wird zunehmend klar, dass die Cholesterin-Herz Hypothese ein Irrtum der modernen Medizin ist. In der Zukunft werden Medizinhistoriker das Verschreiben von Statinen, um das Blutcholesterin zu senken, mit dem Aderlass gleichsetzen. Diese vitale Substanz aus dem Körper zu nehmen ist vergleichbar zu der heutigen Praxis, die Produktion von Cholesterin, eine ebenso vitale Komponente, mit Medikamenten zu blockieren.“40 Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis cholesterinsenkende Medikamente vom Markt verschwinden und andere Ansätze zur Verbesserung der Gesundheit der Menschen gesucht und gefunden werden. An dieser Stelle möge erwähnt werden, dass Dr. Stephanie Seneff, eine leitende Forscherin des renommierten MIT, in mehreren Publikationen und Interviews ihre Hypothese untermauert hat, dass ein Cholesterinmangel, gerade wenn er durch Medikamente herbeigeführt wird, zu Demenz vom Alzheimer Typ beitragen kann. Der Grund dafür ist aller Wahrscheinlichkeit nach, dass das Gehirn einen Großteil des Cholesterins zum eigenen Gebrauch selbst synthetisiert. Die Medikamente, die die Bluthirnschranke überwinden (lipophil) und in das Gehirn eindringen, verhindern diese Eigensynthese, das Gehirn kommt in einen Cholesterinmangelzustand, was einige wichtige Funktionen behindern kann (40,41). Sogar die emotionale Stabilität ist unter anderem abhängig von genügend und funktionsfähigem Serotonin, dessen Wirkung wiederum von Cholesterin abhängt. Dinge wie Depression, aber auch Gewalt, Kriminalität und rücksichtsloses Fahrverhalten können durch einen entsprechenden Mangel mitverursacht werden. Durch das Senken des LDL Spiegels wird der Transport von Cholesterin zu den einzelnen Geweben reduziert, sodass diese ebenfalls einen Cholesterinmangel aufweisen und somit die Nebenwirkungen erklären (insbesondere Muskeln und Nervenzellen). Vielen unbekannt ist die Tatsache, dass LDL sogar Bakterien bindet und sie unseren Immunzellen meldet, sodass es sogar vor Infektionen schützt. Wenn man davon ausgeht, dass der Körper selbstheilend und selbstregulierend ist, wie kann man sich erklären, dass sich Cholesterin und andere Moleküle in die Arterienwände einlagert und zu einer Verkleinerung des Arterienlumens führt? Sollte der Körper nicht wissen, dass es keine gute Idee ist, eine Arterie zu blockieren, die ein wichtiges Organ mit Sauerstoff versorgen soll? Nun, erstens baut der Körper bei langsam fortschreitender Arteriosklerose Umgehungskreisläufe, sodass gar keine Minderdurchblutung entsteht. Zum zweiten wäre eine Erklärung, dass der Körper das Cholesterin mit Absicht dort anbaut. Entweder als Schutz für die Arterie, um eine Instabilität zu kompensieren, oder, wie Dr. Seneff vermutet, um einen Mangel des Organs an Cholesterinsulfat auszugleichen. Cholesterin wird abgelagert und wartet darauf, mit Sulfat kombiniert zu werden, ein essenzieller Stoff für Organfunktion. Die Herstellung von Sulfat wiederum ist von Sonnenlicht abhängig. Sonnencremes, v. a. mit hohem Lichtschutzfaktor, welche Aluminium enthalten, stören diesen Ablauf genau wie Glyphosat, sodass nicht genügend Sulfat hergestellt werden kann. Eine weitere faszinierende Überlegung ist, dass ein Herzinfarkt vielleicht sogar einen positiven Effekt haben kann. In den Herzzellen findet sich eine Aminosäure namens Taurin. Taurin hat einige Sulfonatreserven, die im Falle eines Herzinfarktes ausgeschüttet und zu Sulfat oxidiert werden und plötzlich zur Verfügung stehen. Der Herzinfarkt könnte so den Mangel von Cholesterinsulfat ausgleichen und zumindest für eine kurze Zeit für eine verbesserte Versorgung mit dem wichtigen Molekül sorgen. Hier sind sicherlich weitere Studien notwendig, um die Physiologie abschließend zu klären. 40 Frei übersetzt aus: Dr. Donald W. Miller 2015 im „Journal of American Physicians and Surgeons“ Die molekulare Biologie von Cholesterin und Blutfetten ist so kompliziert, dass die Idee, Cholesterin würde Arterien verstopfen, zwar einfach zu verstehen ist, aber nicht nur eine Übersimplifizierung darstellt sondern einfach nur falsch ist. Eine Tablette dagegen zu nehmen, die so viele Stoffwechselpfade betrifft, und eine unüberblickbare Kettenreaktion mit sich bringt, birgt also deutliche Gefahren, so dass der Lohn bestenfalls zweifelhaft bleibt. Etwa ein Viertel des gesamten Cholesterins im Körper befindet sich im Gehirn. Die Nervenzellscheiden bestehen aus fast 99 % Cholesterin. Dementsprechend ist Cholesterin für Struktur und Funktion unseres Gehirns, aber auch der einzelnen peripheren Nervenzellen lebensnotwendig, allerdings nicht nur für das Gehirn, sondern auch für alle Zellmembranen des Körpers (ca. 1014 oder 100 Billionen), für alle Steroidhormone (Cortisol, Testosteron, Progesteron, Östrogen), Vitamin D Produktion u. a. Cholesterin bildet das gemeinsame Gerüst und ist Baustoff für jede einzelne Körperzelle. Über Cholesterin gab es in der Vergangenheit (und gibt noch heute) Diskussionen über mögliche Schädigungen an Gefäßen, die zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen können (Arteriosklerose). Es gibt viele Studien, die sowohl dafür- als auch widersprechen, aber der Leser mag sich in diesem Zusammenhang ein paar Logikfragen durch den Kopf gehen lassen: Zum einen wird das Blut zur Bestimmung der Cholesterinkonzentration aus einer Vene entnommen. Die Veneninnenwand und die Arterieninnenwand unterscheiden sich in ihrer Auskleidung praktisch nicht, aber haben Sie schonmal von „Venosklerose“ gehört? Warum sollte Cholesterin Venen nicht „verkleben“, wenn es das bei Arterien tut? Schwer zu erklären. Mal angenommen, es wäre so, dass nur Arterien betroffen sind, warum sind dann nicht die kleinen Arterien in Finger, Nasenspitze, Ohren etc. zuerst verstopft? Warum sind nur die Herzkranzgefäße, Hauptschlagader, großen Becken- und Beingefäße sowie die Halsgefäße betroffen? Die Antwort liegt in der Anatomie. Diese Gefäße haben eine Wand, mit elastischen und muskulären Fasern, die dafür gedacht ist zu kontrahieren und relaxieren, um den Blutdruck konstant zu halten. Wenn der Blutdruck permanent höher ist, als die Wandstabilität widerstehen kann, oder wenn die Baustoffe für Gefäße nicht in ausreichendem Maß vorrätig sind, muss sich der Körper etwas einfallen lassen. Er antwortet mit einer Verstärkung der Arterienwand (nicht im Gefäß), hier wird unter anderem Cholesterin eingebaut, um die Wand zu stärken, was allerdings den Nachteil hat, dass das Gefäßlumen kleiner wird und der Druck dementsprechend steigen muss sowie eine Verrauung der Innenfläche mit sich bringt, eine Kompromissleistung des Körpers, aber besser, als dass das Gefäß platzt und wir verbluten. Sauerstoffradikalschäden führen zu Entzündungsprozessen, die zu dieser Reaktion beitragen, genau wie bei nahezu allen anderen chronischen Erkrankungen. Immer wieder hört man von „gutem“ und „schlechtem“ Cholesterin, damit sind Proteine gemeint, die Cholesterin von der Leber zu einem Gewebe bringen (LDL) und Proteine, die das Cholesterin vom Gewebe wieder zur Leber zurückbringen (HDL), kleine Cholesterin-Taxis möchte man sagen. Und nur weil ein Taxifahrer jemanden zur Party fährt, ist er nicht gleich schlecht, und nicht gut, weil er ihn wieder nach Hause fährt. Dass physiologische Prozesse im menschlichen Körper gut oder schlecht sind, ist eine kindliche Vorstellung, die nicht der Realität entspricht. Cholesterin muss an einen Ort gebracht werden, wo es benutzt wird, um neue Zellen oder Hormone bilden zu können. Es muss nach Zellabbau wieder zurück zur Leber transportiert werden, wo es mit den Gallensäuren über die Galle in den Darm ausgeschieden wird, um dann anschließend wieder aufgenommen und recycled werden zu können. Ein Vorbild für alle Umweltschützer. Wenn Sie keine Gallenblase mehr haben, sollten Sie genügend Cholesterin über die Ernährung zu sich nehmen, da dieser Prozess dann unterbrochen wird. HDL besteht aus 50 % Protein, 24 % Phospholipiden, 22 % Cholesterin und 4 % Triglyceride. LDL besteht aus 21 % Protein, 22 % Phospholipiden, 46 % Cholesterin und 11 % Triglyceride, was sich aus der jeweiligen Funktion erklärt. Die beiden unterschscheidet also nur ihre jeweilige Zusammensetzung. Die Erhöhung von Triglyceriden (Fettsäuren an ein Zuckerrest gebunden) geht einher mit erhöhten Entzündungszeichen im Blut, die mit Gefäßerkrankung assoziiert sind. Triglyceride korrelieren mit der Menge an Zucker im Blut sowie der Menge an Zucker/Kohlenhydraten in der Ernährung, nicht mit der Menge an Fett, die jemand konsumiert – eine ganz entscheidende Erkenntnis. In einer Studie aus dem Jahr 2015 wurde beschrieben, wie „Statine“ die Fertigstellung von Proteinen, die Selen enthalten, stören. Eines davon ist „Glutathion Peroxidase“. Dieses Enzym ist wichtig, um Sauerstoffradikale zu neutralisieren. Eine Behinderung dieses Enzyms kann zu Herzversagen führen, wie man es von einem Selenmangel kennt, sowie zu einer Verhärtung der Arterien. Um es klar zu sagen, laut dieser Studie verursachen Cholesterinsenker das, wovor sie eigentlich schützen sollten. 2016 erschien ein Artikel im British Medical Journal, der einen Vorteil von erhöhtem Cholesterin in älteren Menschen belegen konnte. Das heißt, je älter man wird, desto mehr Cholesterin braucht der Mensch (um einen bestehenden Gewebeschaden mit neuen Zellen zu reparieren) (42) Eine interessante Geschichte stammt noch aus dem Jahr 1991. Ein älterer Herr in den USA berichtete, er würde 25 Eier am Tag essen, und hatte normale Cholesterinwerte. Diese Begebenheit wurde im gleichen Jahr im New England Journal of Medicine publiziert. Die Medizin geht aber davon aus, dass viel Cholesterin in der Ernährung erhöhte Cholesterinwerte im Blut produziert. Dies scheint aber kein unumstößliches Gesetz zu sein. Ein Nebeneffekt des vielen Cholesterins in der Ernährung, so der 88-jährige Mann, war, dass er eine Zunahme seiner sexuellen Leistungsfähigkeit bemerkte (Cholesterin ist der Baustein aller Sexualhormone, Testosteron ist zu 95 % Cholesterin) (43). Hier kommt man schnell an Widersprüche zwischen medizinischen Forschungsergebnissen und der Realität. Einiges wird hier noch zu verstehen sein, um die Beziehung zwischen Ernährung, Entzündungsvorgänge im Blut, Cholesterinbedeutung und Erkrankung zu erklären. Prof. Michels von der Universität Freiburg hielt 2018 einen Vortrag über Kokosöl, der über YouTube veröffentlicht und von vielen Zuschauern kritisiert wurde, weil sie behauptete, dass Kokosöl „das reine Gift“ sei. Um das in einen Kontext zu bringen, müssen wir uns kurz mit den Grundlagen von Fettsäuren beschäftigen. Man geht davon aus, dass die ungesättigten Fettsäuren (besonders die mehrfach ungesättigten) gesundheitlich den größten Benefit bringen. Die Omega-3 und -6 Fettsäuren sind darunter die bekanntesten und gelten als „essenziell“, weil sie vom Körper nicht selbst hergestellt werden können und somit über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Gesättigte Fettsäuren gelten als etwas weniger gesund, weil sie aufgrund ihrer chemischen Struktur weniger flexibel sind und beim Einbau in Zellmembranen eine schlechtere Zellwandflexibilität bieten. Man kann durch künstliches Hinzufügen von Doppelbindungen aus einer gesättigten Fettsäure eine Trans-Fettsäure herstellen. Diese Trans-Fettsäuren wiederum gelten als die am wenigsten gesundheitsfördernd, oder sogar mehr, als schädigend für den Körper. Kokosöl hat von den natürlichen Fetten den größten Anteil von gesättigten Fettsäuren (92 %) und wurde daher als „das reine Gift“ bezeichnet. Eine weitere Behauptung war, dass diese Fettsäuren sich an den Herzkranzgefäßen festsetzen und den sicheren Herztod bringen (sie haben ja sonst nichts zu tun …) Wie das mit den Ablagerungen an den Wänden der Arterien ist, wurde bereits aufgeführt. Solche Aussagen sind also immer kritisch zu bewerten, da die Ernährung schon kompliziert genug ist in ihren Details, wenn aber der Stoffwechsel, Nervenversorgung von Geweben, Bewegung und Sport, Medikamente etc. dazukommen, wird das Ganze so kompliziert, dass es wohl kaum jemand bis ins letzte Detail versteht. Wichtig zu wissen ist aber, dass Ablagerungen in Arterienwänden aufgrund eines Gewebeschadens auftreten, die Entzündung ist der Reparaturmechanismus. Im Körper entstehen durch normalen Zellstoffwechsel ständig Sauerstoffradikale, die zellschädigend agieren. Diese werden durch sogenannte Antioxidantien neutralisiert. Sauerstoffradikale entstehen aber auch durch verschiedene Nahrungsmittel, auf die noch eingegangen wird. Wenn dieser sauerstoffradikalinduzierte Schaden nicht adäquat neutralisiert werden kann, entstehen Gewebeschäden, die sich als degenerative Erkrankung darstellen können. Beispiele sind Arteriosklerose, Arthrose, Grauer Star u. a. Alle mehrfach ungesättigten Öle sind eine Quelle für Sauerstoffradikale, also pflanzliche Öle und Margarine. Pflanzliche Öle verengen Blutgefäße und fördern die Aktivität von Blutplättchen, der Blutdruck steigt, der Gewebeschaden wird verstärkt. Die Innenschicht der Arterien kommuniziert mit dem Immunsystem und lässt einen Typus weißer Blutkörperchen (Monozyten) erscheinen, die wiederum in die Arterienwand einwandern und zu sogenannten „Fresszellen“ (Makrophagen) werden. Durch Sauerstoffradikale oxidierte LDL Partikel werden durch die Makrophagen gefressen, sodass diese wie ein Schwamm mit Cholesterin aufgefüllt werden. HDL Partikel sind nun notwendig, um das Cholesterin wieder aus den Makrophagen zu entfernen, wenn dieser Prozess nicht ausreichend stattfindet, wird sich eine sogenannte „Atheromatöse Plaque“ bilden, also eine lokale Verdickung der Wand, was dann die Arteriosklerose/Atherosklerose definiert. Quelle: Adobe Stock

2016 wurde ein Artikel veröffentlicht, der herausstellte, dass Kokosöl die Blutfette in einer Weise verändert, wie sie nicht wünschenswert sind: LDL- und Gesamtcholesterin steigen, was allerdings nicht von Kokoswasser oder Kokosfleisch behauptet werden kann.41 Mit anderen Worten, Kokosöl ist nach den bisherigen Studien nicht als gesundheitsfördernd einzustufen. 41 Coconut oil consumption and cardiovascular risk factors in humans, L. Eyres; Nutrition Reviews Volume 74, Issue 4, April 2016, Pages 267–280. Ernährung in allen Details ist unglaublich kompliziert, sodass pauschale Tipps für den Alltag nicht für jeden gleich gut sind. Ein paar Ideen sind jedoch von großem Wert für alle Menschen, die auf Dauer ihre Gesundheit möglichst erhalten wollen: Die Webseite „thetruthaboutcancer.com“ hat folgende Nahrungsmittel als die Top 10 bezüglich Krebsentstehung gelistet:

Die Ideen, dass Menschen schon immer eine pflanzenbasierte Kost als Hauptnahrungsquelle hatten und dass auch Tiere die notwendigen Proteine aus Pflanzen bekommen, sind nicht neu. Sie wurden im Jahr 2019 zudem durch mehrere Dokumentationen vor allem in den USA zu einem größeren Trend. Immer mehr Cafés bieten vegane Milch zum Kaffee, vegane und vegetarische Gerichte werden in Restaurants und Supermärkten gekennzeichnet. Der einzige Haken, den man nicht vergessen darf, wenn man vegan lebt, ist, dass man sich dann darauf verlässt, dass die Pflanzen alle Nährstoffe, die für den Menschen wichtig sind, enthalten. Da aber Böden sehr heterogene Mineralienzusammensetzungen haben, ist das sehr schwer zu kontrollieren. Verschlimmert wird die ganze Situation durch Pestizide, die Bakterien vernichten, die den Pflanzen bei der Mineralienaufnahme helfen. Da ist eine Supplementierung hier und da vielleicht von Nutzen. Insbesondere für das Vitamin B12 ist gezeigt worden, dass es durch eine vegane, aber auch durch Fleischkonsum in über 35 % der Menschen nicht ausreichend vorhanden ist (47). Der Grad des Mangels ist in unterschiedlichen Ländern nicht gleich ausgeprägt: Von wenigen Prozent in entwickelten Ländern bis 40 % in Lateinamerika und teilweise über 80 % in einigen afrikanischen Ländern. Es gibt also keine gesundheitlichen Bedenken gegen eine vegane Kost, egal welches Alter und wie hoch die sportliche Belastung auch ist. Viele Studien belegen sogar den Nutzen einer vegetarischen/veganen Ernährung. Vegetarier erhalten genügend Nährstoffe oder sogar mehr als Nicht-Vegetarier. 2011 wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass Vegetarier mehr Ballaststoffe, Vitamin A, C, E, Thiamin, Riboflavin, Folsäure, Calcium, Magnesium und Eisen einnehmen als ihre fleischkonsumierenden Zeitgenossen.42 Protektive Nährstoffe sind, wie man nun fast erwarten kann, ebenfalls in einer vegetarischen/veganen Ernährungsweise in höherer Konzentration nachweisbar. Eine vegane Ernährung wurde als die gesündeste eingestuft im Vergleich zur vegetarischen, semi-vegetarischen, pesco-vegetarischen und omnivoren Ernährung (48,49) 42 A Vegetarian Dietary Pattern as a Nutrient-Dense Apporach to Weight Management: An Analysis of the National Health and Nutrition Examination Survey 1999–2004, B. Farmer; J Am Diet Assoc. 2011; 111: 819–827. Von 500 Kalorien, die in pflanzlicher Nahrung (Tomaten, Spinat, Limabohnen, Erbsen und Kartoffeln) vs. tierischer Nahrung (Rind, Hähnchen, Schwein und Vollmilch) enthalten sind, verteilen sie sich folgendermaßen43: 43 Dr. Campbell „The China Study“, p.230–232

4 Nährstoffe sind in pflanzlicher Ernährung weniger enthalten als in tierischer (oder gar nicht): Cholesterin, Vitamin A, Vitamin D und Vitamin B12. Cholesterin wird in unserem Körper durch die Leber synthetisiert, sodass es nicht als essenzieller Nährstoff gilt. Vitamin A wird durch Betacarotin hergestellt und Vitamin D wird durch Sonneneinstrahlung in ausreichender Menge in der Haut gebildet. Vitamin B12 hingegen ist ein kleines Problem. Normalerweise wird es durch Bakterien hergestellt, die in der Erde wie auch in unserem Darm und dem von Tieren leben. Die Menge, die daraus resultiert, ist jedoch nicht ausreichend, sodass eine Aufnahme durch Ernährung immer angestrebt werden muss. Allgemein akzeptiert ist, dass Mikroorganismen nur in gesunden Böden Vitamin B12 herstellen. Da Pestizide insbesondere den „Shikimatweg“/„Shikimsäureweg“ unterbrechen, der in Bakterien vorkommt, werden pestizidbeladene Felder wenig Bakterien aufweisen, die Vitamine herstellen und damit auch den Pflanzen, die in den Böden wachsen, keine ausreichenden Mengen zur Verfügung stellen. Schätzungen besagen, dass wir als Menschen etwa einen 3-Jahres Vorrat besitzen. Wenn man also 3 Jahre kein Fleisch oder andere tierische Produkte zu sich nimmt, schwanger ist oder stillt, ist eine Supplementierung sinnvoll. Aber es muss nicht immer nur um uns gehen. Insbesondere die Umwelt würde es uns danken, wenn wir weniger oder gar kein Fleisch essen würden. Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Fleischproduktion inklusive Viehhaltung, Weideflächen etc. für mehr Treibhausgase verantwortlich ist als der weltweite Verkehr mit Autos, Bussen, Flugzeugen, Schiffen und Eisenbahn zusammen. Das „World Watch Institute“ in Washington, USA schätzte den prozentualen Anteil 2009 auf 51 %.44 Wem das nicht Motivation genug ist, möge sich einige Studien durch den Kopf gehen lassen, die den Zusammenhang zwischen tierischen Produkten, insbesondere Fleisch, mit einigen Krebserkrankungen herstellen. Durch Grillen, Braten und Pökeln von Fleisch werden Nitrate, Nitrite und Nitrosamine aufgenommen, die wiederum als krebserregend gelten und Entzündungsprozesse im Darm und im Blut auslösen. Während grünes Blattgemüse eine natürliche Quelle für Nitrate darstellt, ist geräuchertes und gepökeltes Fleisch einer der Hauptquellen für aufgenommene Nitrite. Grundsätzlich kann man als Faustregel sagen: Je weniger das Fleisch verarbeitet und je naturnäher und schonender die Herstellung durchgeführt wurde, desto weniger Nitrosamine finden sich. In Tierversuchen wurden Nitrosamine als einer der krebserregendsten Stoffe überhaupt identifiziert. Sie werden im Körper zu Formaldehyd und dann zu Carbeniumionen, die wiederum mit der DNA, unserer Erbsubstanz, interagieren und die Genexpression beeinflussen können. Das bedeutet, dass die Struktur und damit die Funktion unserer Gene beeinflusst wird. Häufig wird die Proteinsynthese betroffen sein, was langfristig zu Stoffwechselschäden führen kann. Diese Stoffwechselschäden können sich unterschiedlich darstellen. Bindegewebe in Sehnen, Knochen, Gelenken, Augen, Darm etc kann an Festigkeit nachlassen oder eine minderwertige Struktur annehmen, was dementsprechend Symptome verursachen kann. Aber auch die Zellteilung kann hierduch nachteilig beeinträchtigt werden, was eben zu einer Krebserkrankung führen kann. Wenn Wurst oder Schinken mit aminhaltigem Käse zubereitet, erhitzt und angesäuert wird, entstehen besonders viele Nitrosamine. Man denke hier an das allseits beliebte „Hawaii-Toast“. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte veröffentlichte am 17. 09. 2019 eine Warnung, dass Blutdruckmedikamente, die als „Sartane“ bekannt sind, Nitrosamine enthalten, was zu einer Rückrufaktion führte. Nitrosamine findet man allerdings auch in Kosmetika, Nagellack, Duschgels, Tabakerzeugnissen, Gummi (Schnuller, Kinderspielwaren, Luftballons, Kondome etc.) sowie anderen Lebensmitteln wie Bier, Fisch, Gewürze und Käse. Vitamin C verringert die Bildung von Nitrosaminen und wird aus dem Grund in der Fleischproduktion eingesetzt. Vitamin E und Polyphenole haben ebenfalls eine positive Wirkung (50–52) 44 https://awellfedworld.org/livestock-climate-advanced/ Acrylamide, ein weiteres krebserregendes Mittel, wird in der Ernährung von Erwachsenen hauptsächlich in Chips, Pommes frites, Kaffee, Keksen, Kräckern, Knäckebrot und Toastbrot gefunden. Am 11. 4. 2018 hat die EU neue Regeln für deren Werte in Nahrungsmitteln festgelegt. Acrylamide bilden sich, wenn kohlenhydratreiche Lebensmittel stark erhitzt werden. Temperaturen ab 150° lassen Lebensmittel beim Backen, Braten und Frittieren bräunen, hierbei entsteht Acrylamid, welches ab 170° sprunghaft ansteigt. Eine Übersicht von Acrylamiden in Lebensmitteln hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ausgearbeitet. Unter anderem werden aufgeführt: Biere und ähnliche Erzeugnisse, Brot/Brötchen (Knäckebrot hat besonders viel Acrylamid), Backwaren wie Butterkekse, Lebkuchen, Spekulatius, Zwieback, Fisch- und Fleischerzeugnisse, Gemüse und Getreideprodukte, Kaffee, Kakao, Kartoffeln, Chips und Cracker, Obst und Saucen. Es ist ja auch so, von den geschätzten acht Millionen Spezies, die diesen Planeten bewohnen, gibt es nur eine, die ihre Ernährung nicht roh isst, und das ist der Mensch. Es hat zumindest noch nie jemand darüber berichtet, dass er einen Makaken Affen oder eine Hirschkuh hat grillen sehen. Auch wenn Ersterer offenbar Zweitere in der Paarungszeit schonmal als Begattungsobjekt sieht, wie der Spiegel am 11. 01. 2017 berichtete (53,54,63) Ein kurzer, aber wichtiger Punkt sind Ballaststoffe. Ballaststoffe sind mehr oder weniger nicht verdauliche Anteile der Ernährung, die überwiegend aus Kohlenhydraten bestehen. Sie sind überwiegend in pflanzlichen Produkten zu finden, ein Grund mehr, um sich vorwiegend pflanzlich zu ernähren. Sie verkürzen die intestinale Transitzeit, also die Zeit, die die Nahrung in uns verbringt. Damit reduziert sich auch die Zeit der aufgenommenen Umweltgifte, die dementsprechend schneller wieder ausgeschieden werden können. Sie verlangsamen die Aufnahme von Glucose und wirken so schonender auf den Insulinhaushalt, sie geben ein Sättigungsgefühl und können bei Gewichtsabnahme eine wertvolle Hilfe sein, und sie reduzieren das Risiko von Darmkrebs. In den USA wird im Schnitt weniger als die Hälfte der Menge an empfohlenen Ballaststoffe eingenommen, bei Durchführung einer Atkins Diät noch weniger, was außer den genannten Punkten auch zu einer Depletion des Mikrobioms, unseren Darmbakterien, führt, ein Baustein der zunehmenden Zahl an chronischen Erkrankungen (55–58) Milch. In den 80er Jahren wurde in den USA eine gigantische Milchkampagne gestartet. Einer der häufigsten Werbungen im Fernsehen war diejenige für den Genuss von Milch: „Milk, it does the body good.“ oder: „Got milk?“ sind die beiden Leitsprüche. Warum auch nicht? Milch hat Calcium, ist also gut für Knochen, richtig? Vielleicht ein paar grundsätzliche Überlegungen:

Abgesehen davon, dass es unnatürlich erscheint, nach dem Abstillen weiterhin Milch zu trinken, und dann noch von einer anderen Spezies, gibt es noch andere Bedenken. Beispielsweise wurden Studien verfasst, die das Risiko von in der Milch bzw. in Milchprodukten enthaltenen Hormonen wie Östrogen, IGF-1 (Insulin like Growth Factor) und bGH (bovine Growth Hormone) in Zusammenhang mit Krebsentstehung (v. a. Brustkrebs) untersuchten und zu dem Schluss kamen, dass durch die extern zugeführten Hormone das Krebsrisiko beim Menschen erhöht wird. Die Konzentration von Östrogen in der Kuhmilch schwankt im Verlauf des Jahres, je nachdem wie viel die Kuh produziert. Kühe werden praktisch rund ums Jahr gemolken, was v. a. während der Schwangerschaft ein Problem darstellen kann, da die Östrogenkonzentration in der späten Schwangerschaft um bis zu 33-mal höher ist. Da Kuhmilch ca. 80 % des exogen zugeführten Östrogens ausmacht, wäre das der Grund Nummer 1, um ein bisschen bewusster mit Milch umzugehen. Aber auch andere Hormone können auf lange Sicht Schaden anrichten. Das IGF-1 (Insulin Like Growth Factor) wird durch Milchkonsum aufgenommen und ist bereits mehrfach mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten, insbesondere Prostata- und Brustkrebs, in Verbindung gebracht worden (59–61) Die verschiedenen Wachstumshormone haben die Eigenschaft, den natürlich programmierten Zelltod (Apoptose), den Zellen irgendwann begehen, zu verhindern, sodass Zellen nicht sterben, wenn sie es eigentlich sollten. Das ist einer der Mechanismen, die dazu beitragen, dass Krebszellwachstum gefördert wird. Und mit mehr Wachstumshormonen produzieren Kühe auch mehr Milch (64–67) Eine andere Erkrankung, deren Entstehung durch Milchkonsum zunimmt, ist die Parkinson Erkrankung. Eine Idee dazu ist, dass sich durch die Pestizide, die sich auch in Milch nachweisen lassen, kumulativ eine neurodegenerative Kaskade ergibt, die sich in ausgewählten Menschen als Parkinson Krankheit manifestieren kann (68–69) Da in den USA alleine über 16.000 genehmigte Pestizide auf dem Markt sind und regelmäßig in Milch nachgewiesen werden, scheint diese chemische Mischung ein Problem zu sein, wenn sie über Jahre hinweg aufgenommen wird. Hinzu kommen andere Verunreinigungen durch Dioxin, was zu 90 % durch unsere Ernährung aufgenommen wird (1. rotes Fleisch, 2. Milchprodukte), Perchlorat, das sowohl als Raketenantrieb wie auch als Pestizid eingesetzt wird, sowie verschiedene Antibiotika, die für die Tierzucht benutzt werden. Die Auswirkungen, die diese chemische Suppe in unserem Körper anrichtet, sind nicht mehr überblickbar (70) Sauerstoffradikale und Antioxidation. Sauerstoffradikale entstehen durch den ganz normalen Zellstoffwechsel im Rahmen der Energiegewinnung durch Spaltung kovalenter Bindungen unter Verlust eines Elektrons. Biologisch bedeutsam sind Hydroxylradikal und Superoxid. Für jedes Atom, das durch Oxidation beschädigt wird, entsteht ein Sauerstoffradikal. Diese Radikale bilden eine hochreagible Sauerstoffeinheit, die Proteine, Fette, Cholesterin und Nucleinsäure (DNA, RNA) schädigen kann. Der Umgang mit ihnen ist von immenser Bedeutung für Langlebigkeit, Gesundheit und Prävention von Erkrankungen. Antioxidantien halten den Schaden in Grenzen bzw. unterbrechen den Vorgang und erhalten somit die Intaktheit von gesundem Gewebe. Einzelne Antioxidantien sind Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide und das Mineral Selen. Mit jedem Zug an einer Zigarette werden etwa 1014 freie Radikale aufgenommen. Sauerstoffradikale werden aber auch von Immunzellen produziert, um Bakterien zu zerstören. Diese Entzündungsreaktionen tragen zu den Problemen an der Arterienwand bei, die Atherosklerose begünstigen. Im Prinzip werden die Arterienwände durch jede Mahlzeit, die die Entzündungswerte im Blut steigen lässt, verletzt, Cholesterin muss als „Pflaster“ hintransportiert werden, um die Gewebeschäden zu reparieren, dabei entsteht jedoch der bekannte Effekt mit zunehmender Einengung der Arterienlumina (71–75) Die Menge an Antioxidantien in der Ernährung wird in ORAC Punkten angegeben. ORAC steht für Oxygen Radical Absorbance Capacity und wurde von Wissenschaftlern im „National Institute on Aging“, einer Abteilung des National Institute of Health (NIH) in Baltimore, und der Tufts Universität in Boston, entwickelt. Die zuletzt empfohlene Menge an ORAC Punkten, die ein Mensch pro Tag durchschnittlich zu sich nehmen sollte, lag bei 20–25.000 (76). Um sich ein Bild davon zu machen, was das bedeutet, eine kurze Auswahl an Beispielen (Angaben als Durchschnitts-Portion):

Auffällig ist, dass in den sogenannten „Blue Zones“, Gegenden der Welt, wo die Menschen im Durchschnitt besonders langlebig sind, die Nahrungsmittel hohe ORAC Punktzahlen erzielen. Viele Antioxidantien bedeutet, dass viele Sauerstoffradikale neutralisiert werden können und so Gewebeschaden weniger sowie später im Leben auftritt. Einige Nahrungsergänzungsmittel bieten pro Dosis hohe ORAC Punktzahlen, sodass auch bei nicht optimaler Ernährung genügend Antioxidantien eingenommen werden. Oxidation ist der Prozess, der Metall rosten lässt. Sauerstoff ist zwar überlebenswichtig, aber als Sauerstoffradikal zellschädigend und letzten Endes giftig. Auch Fettsäuren werden oxidiert, das Ergebnis zeigt sich auf der Haut als „Altersflecken“, oxidierte Fettsäuren in Hautzellen. Wenn sich diese auf der Haut zeigen, sind die gleichen Oxidationsprozesse aber überall im Körper zu Gang, sodass prinzipiell im Körper überall diese „Altersflecken“ zu finden sind. Es gibt Berichte von Menschen, die hohe Dosen an Vitaminen, essentiellen Fettsäuren, Selen und hohe ORAC Punktzahlen zu sich genommen haben und damit die Altersflecken rückgängig machen konnten. Das sogenannte Glutathion spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Das schwefelhaltige Tripeptid wurde 1888 entdeckt und hat eine Vielzahl biologischer Funktionen, u. a: Entgiftung, Strukturbildung von Proteinen, Coenzymfunktionen, Reparatur von DNA-Schäden, Beeinflussung des Zellmilieus und damit Beteiligung an Entwicklungs- und Alterungsprozessen. Es reduziert H2O2 (Wasserstoffperoxid) und wirkt so als wichtiges Antioxidans. Glutathion kann Enzyme aktivieren und hilft bei der DNA- und RNA-Biosynthese. Ein Mangel von Glutathion und/oder eine Störung seines Stoffwechsels führt zu mehreren Erkrankungen wie Degeneration des zentralen Nervensystems, hämolytische Anämie, periphere Neuropathien, Myopathien u. a. In Tierexperimenten ist es zudem gelungen, Lebertumore mit einer hohen Glutathiongabe rückgängig zu machen. Ein Medikament, das bekannt dafür ist, Glutathion vermehrt zu verbrauchen, sodass es im Stoffwechsel nicht mehr für antioxidative Prozesse zur Verfügung steht, ist Paracetamol. Im Glutathion-Peroxidase System spielt Selen auf der anderen Seite eine wichtige Rolle zur Verhinderung von Oxidation von Fetten und hilft beim Erhalt der Telomerlänge (s. u.). Folgende Erkrankungen wurden bereits mit einem Selenmangel in Verbindung gebracht (77,78):

Telomere sind die Endstücke einer DNA Sequenz, die wie eine Schutzkappe unsere genetische Information schützt, ähnlich einem Schnürsenkelende. Telomere spielen beim Altern eine entscheidende Rolle, daher gehen viele Bemühungen in der Forschung dahin, herauszufinden, wie sie funktionieren und wie man sie möglichst lange intakt halten kann – das Geheimnis über ewiges Leben zu entschlüsseln sozusagen. Einige Forscher sehen die Möglichkeit für Menschen, über 200 Jahre alt zu werden. Und auch, wenn einige biblische Persönlichkeiten die 1000 Jahrmarke fast erreicht haben, erscheint uns das in unserer heutigen Gesellschaft, mit einem Durchschnittsalter von knapp 79 für Männer und 84 für Frauen in Deutschland, als äußerst unrealistisch. Doch es gibt auch die Exoten unter den Forschern, die das Gegenteil behaupten: Aubrey de Grey ist ein Bioinformatiker in Cambridge, England und zudem außerordentlicher Professor für Physik und Technologie sowie Stifter des Methusalem Preises. Seiner Ansicht nach würden Menschen unter den richtigen Umständen über 1000 Jahre alt werden können. Da ist natürlich eine deutliche Steigerung zur heutigen Situation notwendig45. 45 https://www.ft.com/content/238cc916-e935-11e6-967b-c88452263daf. Doch zu verstehen, wie Telomere das Altern beeinflussen, könnte unseren Alltag derart ändern, dass wir zumindest erhoffen können, länger gesund zu bleiben. 2009 erhielt Elizabeth Blackburn für ihre Entdeckung eines Enzyms, welches Telomere reparieren kann, den Nobelpreis. Dieses Enzym heißt Telomerase und kommt in jeder menschlichen Zelle mit einem Kern vor. Normalerweise werden Telomere mit jeder Zellteilung kürzer, die Telomerase kann die Verkürzung jedoch verlangsamen, verhindern oder auch rückgängig machen. Die Aktivität und Effektivität dieses Enzyms kann beeinflusst werden, positiv wie negativ. Dinge, die die Aktivität verringern und dementsprechend einen negativen Einfluss auf Gesundheit und Altern haben, sind: Stress, Schlafmangel, Bewegungsmangel, Rauchen, Chemikalien (Pestizide), zu viel UV-Strahlung, Fast Food, Zucker, raffinierte Kohlenhydrate (Weißmehl), rotes Fleisch, Chips, frittiertes Essen, Wurst/Würstchen, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke. Fördernde Einwirkungen sind: Lebensfreude, moderater Sport, Tiefschlaf, positives soziales Umfeld, Umarmungen, positive Naturerlebnisse, pestizidfreies Obst und Gemüse, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte, Omega-3-Fettsäuren, Wasser, Grüntee und Kaffee. Resveratrol ist ein weiteres antioxidativ wirkendes Molekül mit dem wissenschaftlichen Namen Trans-3, 4´, 5-Trihydroxystilbene, von dem man annimmt, dass es lebensverlängernd wirkt, Krebszellen tötet, Diabetes vorbeugt, Fett abbauen kann und mehr. Laut dem Gesundheitsinstitut Deutschland ist eine Dosis von 500 Milligramm pro Tag nebenwirkungsfrei möglich. Erst bei 5 g/d können Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme auftreten. Resveratrol ist vorhanden in Weintrauben, Himbeeren, Maulbeeren, Pflaumen, Erdnüssen und dem japanischen Staudenknöterich. Prinzipiell enthält Rotwein mehr als Rosé und Rosé mehr als Weißwein. Eine 12-Jahre lange Studie aus Dänemark kam zu dem Ergebnis, dass 1 Glas Rotwein am Tag das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um etwa 32 % verminderte46. 2005 erschien eine Studie, die zeigte, dass Resveratrol die Ansammlung von Amyloid-beta Peptide in Zellen signifikant verringern konnte (spielt u. a. bei Alzheimer Erkrankung eine Rolle). Die Zeitschrift „Nature“ veröffentlichte 2006 einen Artikel über den lebensverlängernden Effekt von Resveratrol und die verbesserte Gesundheit in Mäusen trotz einer hochkalorischen Diät (82) 46 Gronbaek M, Deis A, Sorensen TIA, et al. Mortality associated with moderate intake of wine, beer, or spirits. British Med J. 1995; 310:1165–1169. Zucker und Fasten. Mittlerweile weiß jeder, dass Zucker ungesund ist, aber wie sehr und warum, ist vielen Menschen unbekannt. Wenn man an Gesundheit und Zucker denkt, sind es oft die Zähne (Karies) oder die Diabeteserkrankung, die einem in den Sinn kommen. Aber Zucker hat auf molekularer Ebene viele negative Wirkungen, die hier kurz erläutert werden sollen. Zucker ist ein essenzieller Baustein, ohne den wir nicht leben könnten, aber es kommt sowohl auf die Art des Zuckers als auch die Menge an, die man zu sich nimmt. Glucose ist ein Monosaccharid (1 Zuckermolekül) und Hauptmaterial für Energiegewinnung in der Zelle. Nach Aufnahme in der Mundschleimhaut oder im Darm wird die Glucose durch Insulin in die Zelle gepumpt und da entweder im Rahmen des Energiestoffwechsels gleich verbraucht oder als Glykogen gespeichert. Unser Zuckerspeicher ist hauptsächlich in Muskeln und in der Leber lokalisiert. Bei aerober Belastung (Verbrennung von Zucker mit Sauerstoff) wird Glucose über mehrere Schritte unter Energiegewinnung in Pyruvat verstoffwechselt. Die hierbei gewonnene Energie wird für eine Unzahl an Abläufen benötigt, die unser Überleben sichern, innere Zellatmung, Muskelkontraktionen und Erneuerung und Teilung von Zellen sowie Nervensignalübertragung, um nur einige zu nennen. Für die Gewinnung von Glucose können verschiedene Quellen benutzt werden. Die Kohlenhydrate, die wir über die Ernährung zu uns nehmen, werden über Speichel und im Darm durch weitere Enzyme gespalten und als Glucose ins Blut abgegeben. Unter normalen Bedingungen benutzt unser zentrales Nervensystem, also auch unser Gehirn, Zucker als Energiequelle. Wenn man Zucker komplett aus der Ernährung streicht, müssen sich die Zellen umstellen auf einen Stoffwechsel, der v. a. auf Abbauprodukten von Fettsäuren (Ketonkörper) beruht. Dieser bringt zwar weniger Energie mit sich, hat aber einige Vorteile, die in den letzten Jahren immer öfter diskutiert und von vielen Menschen in der Praxis bereits verwendet werden. Den Zustand der sogenannten „Ketose“ erreicht man, wenn die Glukose-/Glykogenreserven aufgebraucht sind und der Körper anfängt, Fett als Energiequelle zu verbrennen. Dies passiert v. a. beim Fasten, das entweder als Intervallfasten oder als kontinuierliches Fasten durchgeführt werden kann (79) Intervallfasten hat in den letzten Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen, wohl aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen nutzen viele Menschen den Ketoseeffekt, um Gewicht abzunehmen. Der eigentlich gesundheitsfördernde Effekt des Fastens hat jedoch deutlich umfassendere Gründe, für deren Erforschung 2016 sogar der Nobelpreis für Medizin und Physiologie an Yoshinori Osumi vergeben wurde. Aber kurz zu den Grundlagen: Intervallfasten bedeutet, dass man sich im Tagesverlauf ein Zeitfenster aussucht, in dem man seine Tageskalorien zu sich nimmt. Den Rest des Tages werden keine Kalorien zugeführt. Dieses Intervall ist nicht festgeschrieben, häufig ist auch der jeweils eigene Tagesablauf für die Entscheidung, wie groß das Intervall sein soll, wichtig. Am häufigsten ist wohl das 16/8 Modell, bei dem 16 Stunden lang gefastet wird, also nur Wasser getrunken wird (oder Tee/Kaffee), und in dem 8-Stunden-Intervall gegessen werden soll. Wie oft das Ganze durchgeführt wird, ist ebenfalls Geschmackssache. Manche haben einen Tag in der Woche festgelegt, manche praktizieren dies täglich. Das Intervall kann auf 23 Stunden ausgedehnt werden, ohne dass man gesundheitliche Einschränkungen beachten müsste. Bei längerem Fasten ist es sinnvoll, medizinischen Rat zu suchen, bevor man damit beginnt, da Medikamente oder bestimmte Erkrankungen Einfluss auf die Physiologie des Fastens haben und Limitierungen mit sich bringen können. Für diese Fälle gibt es auch Kliniken, die sich auf Fasten spezialisiert haben und den ganzen Prozess medizinisch überwachen und begleiten. Erkrankungen, die sich positiv beeinflussen lassen, sind u. a.:

Fasten ist interessanterweise etwas, was sich durch alle Religionen und Kulturen verfolgen lässt und seit Menschengedenken einen Teil des Lebens darstellt. Überhaupt gab es auf diesem Planeten noch nie die Situation, dass eine Spezies 24 Stunden am Tag Zugang zu Nahrungsmitteln hat, ohne dafür zu jagen oder zu kämpfen. In der Natur ist es üblich, und war es auch bis vor wenigen hundert Jahren auch für die Menschheit, dass Nahrung gesucht, gejagt und erbeutet werden musste, um am Leben zu bleiben und dann wieder auf Nahrungssuche zu gehen. Dieser Überlebenstrieb ist in der westlichen Welt nahezu erloschen, da McDonald’s und Burger King bis tief in die Nacht 7 Tage pro Woche geöffnet sind. Fasten erscheint vielen aus der heutigen Sicht als unnötig und teilweise unsinnig, aber es gibt physiologische Zusammenhänge, die das Fasten in einem anderen, sehr positiven Licht erscheinen lassen. Yoshinori Ohsumi, ein japanischer Zellbiologe, erhielt 2016 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung und Entschlüsselung der sogenannten „Autophagie“, ein Mechanismus im Körper, der unnötige oder dysfunktionelle Komponenten der Zelle entfernt oder recycled (80–81). Der Begriff Autophagie leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet: „selbst-essend“. 1955 wurde das Lysosom der Zelle entdeckt, der „Mülleimer der Zelle“, wenn man so will. Proteine und unnötige oder alte Bestandteile werden in Lysosomen abgebaut und entsorgt. 1962 entdeckte Christian de Duve die Autophagie der Zellen und erhielt 1974 dafür den Nobelpreis. Ein weiteres System für Proteinabbau wird durch das Ubiquitin/Proteasom System gestellt, dass vor allem für kurzlebige Proteine bestimmt ist und für dessen Entdeckung 2004 der Chemie Nobelpreis vergeben wurde. „Das Leben ist ein Äquilibrium zwischen Synthese und Abbau von Proteinen.“ Unsere Proteinstrukturen werden alle 3 Monate erneuert. Recycling ist essenziel für unser Leben und Überleben. Es ist eine Fähigkeit, hungern zu können, und gleichzeitig ein kritischer Faktor für Selektion in der Evolution. Aber nicht nur das Recycling von Rohstoffen, sondern auch die Elimination von schädlichen oder überflüssigen Strukturen inklusive Proteinen, Zellanteile (Organellen) und Bakterien- und Viruspartikel. Als man erstmalig vor über 60 Jahren47 im Elektronenmikroskop sehen konnte, dass Zellen Anteile ihrer selbst verdauten und entsorgten, wurde spekuliert, die Zelle sei krank und würde einem pathologischen Vorgang erliegen. Je mehr man sich damit beschäftigte, wurde klar, dass die Zelle damit sowas wie eine Selbstreinigung durchführte, um strukturell „frisch“ und gesund zu bleiben. Besonders interessant waren diese Erkenntnisse in Zusammenhang mit Krebszellen, die bekanntermaßen wachsen und sich teilen, ohne Anzeichen von Autophagie. Dies führte zu zwei Theorien: Zum einen schien es so, als ob Krebszellen Autophagie ausschalten können, das heißt, sie wachsen, weil sie sich nicht „selber essen“. Dadurch fehlt die Wachstumshemmung und Teilung wird forciert, der Zellenverbund breitet sich aus. Zum anderen wurde spekuliert, dass Autophagie die gesunden Zellen davon abhält und davor schützt, zu Krebszellen zu mutieren. Mittlerweile sind beide Theorien bestätigt, sodass Autophagie eine zentrale Rolle in Krebsentstehung und -bekämpfung hat sowie einen Schutzmechanismus der Zelle darstellt. Autophagie setzt ein, wenn die Zelle für einige Stunden keine Aminosäuren mehr als Energiesubstrat bekommt. Üblicherweise ist das bereits der Fall, wenn man nach 6–8 Stunden Schlaf morgens aufwacht (breakfast – englisch für Frühstück oder „fasten brechen – break fast“). Je länger der Zustand des Fastens anhält, desto mehr Zellen aktivieren Autophagie. Nach etwa 12 Stunden Fasten ist bereits ein deutlicher positiver Effekt eingetreten. Regelmäßiges Fasten wird also dazu führen, dass sich Zellen „erneuern“ und zellulärer Abfall sowie alterndes Gewebe entfernt werden. Das hält Zellen gesund und hat einen positiven Effekt auf degenerative Erkrankungen, kann aber auch präventiv benutzt werden, um den Körper als Ganzes möglichst lange in bestmöglicher Verfassung zu halten. Eine grobe Empfehlung hierzu mag sein: 47 Eskelinen, E. L., Reggiori, F., Baba, M., Kovács, A. L., & Seglen, P. O. (2011). Seeing is believing: The impact of electron microscopy on autophagy research. Autophagy, 7(9), 935–956. https://doi.org/10.4161/auto.7.9.15760

Diese Vorgaben sind sicher nicht für jeden gleich pauschal gleich anwendbar. Medikamente, Vorerkrankungen, sportliches Engagement u. a. verändern den Zellstoffwechsel, sodass sich hieraus verschiedene Empfehlungen ergeben müssen. Ein individuelles Konzept, medizinisch begleitet, ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Sport hat einen ähnlichen Effekt wie Fasten auf Zellregeneration, sodass die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems und der Muskulatur hier nicht unerwähnt bleiben soll. Eine Frage, die häufig gestellt wird, ist, ob man durch Fasten nicht auch Muskelmasse verliert, da Proteine und Fett benutzt werden, um den Energiebedarf zu decken, der nicht durch Ernährung erfolgt. Erstaunlicherweise ist das nicht der Fall, zumindest nicht beim intermittierenden Fasten. Einige Bodybuilder benutzen sogar das intermittierende Fasten, weil bekannt wurde, dass durch Kalorienrestriktion und Minimierung der Insulinsekretion das Hormon HGH (Humanes Wachstumshormon) um bis zu 1000 % erhöht im Blut messbar wird (84). Aus evolutionsbiologischer Sicht ist das auch sinnvoll, da Muskelschwund Menschen, die Nahrung jagen mussten, keine Hilfe ist. Die Muskulatur wird gebraucht, um zu laufen, jagen, schleppen etc., daher wird in dem Zustand mehr Fett verbrannt. Der Muskel ist in dem Moment zu wertvoll, um ihn als Energiequelle zu benutzen. Vielleicht kann man es sich so vorstellen: Wenn Sie für den Winter Holz sammeln und im Haus stapeln, würden Sie auch nicht das Sofa anzünden, wenn es kalt wird. Das Wachstumshormon hat einen positiven Einfluss auf viele Dinge, inklusive Muskelwachstum und verbesserte Knochendichte. Das HGH wurde sogar als das Anti-aging-Hormon bezeichnet, weil im Alter reduzierte Konzentrationen im Blut gefunden wurden und dies negative Auswirkungen auf verschiedene Körpersysteme hat wie: Herz-Kreislauf-System, zentrales Nervensystem und das Immunsystem. Aber auch Insulinresistenz und Schilddrüsenfunktion sind in Zusammenhang mit HGH zu sehen. Ein weiterer positiver Effekt des Fastens ist der Einfluss auf Bildung von Stammzellen und die Stärkung des Immunsystems (85) Nicht zu verwechseln ist das Fasten mit einer Kalorienrestriktion, die zwar ähnliche Effekte mit sich bringt, jedoch auch einige grundsätzliche Unterschiede aufweist (86). Kalorienrestriktion bedeutet eine generell reduzierte Kalorienanzahl pro Tag, normalerweise in der Region von etwa 30 %, und zwar durchgehend. Beim Fasten werden wegen des akuten Kalorienmangels Stammzellen aktiviert, und bei Wiederbeginn der Nahrungsaufnahme regenerieren sich sämtliche Systeme. In Mäusen konnte nach 4 Tagen Fasten beispielsweise gezeigt werden, dass 40 % der weißen Blutkörperchen erst eliminiert und dann innerhalb weniger Tage nach Nahrungsaufnahme regeneriert waren. Eine weitere Studie, die die Regenerationskraft von Fasten belegen konnte, wurde 2015 veröffentlicht. Hier konnte gezeigt werden, dass Regeneration in Lungen, Nieren, Herz und anderen Organen stattfand. Einfach gesagt, Hungern stimuliert Hausputz, wieder essen ist wie neu möblieren. Ketonkörper, kleine Abbauprodukte, die durch Fettverbrennung entstehen, werden beim Fasten, aber nicht so sehr bei genereller Kalorienrestriktion produziert. Trotzdem verbessern beide den Stoffwechsel und erhöhen die Aktivität von Genen, die für die physiologische Antwort auf einen Stress kodieren. Im Laufe des Lebens altert auch unser Immunsystem, was zu einem Shift der Immunzelltypen führt, der in Fachkreisen „Immunoseneszenz“ genannt wird. Durch Fasten kann dieser Shift zumindest teilweise wieder umgekehrt werden, sodass das Immunsystem wieder ein jugendlicheres Profil bekommt. Zu erwarten ist, dass dadurch auch eine Stärkung des Immunsystems gefördert wird und verschiedene Erkrankungen, sowohl Infektionen als auch Krebs, besser bekämpft werden können und so Gesundheit gefördert werden kann, einer biologischen Verjüngung entsprechend. In einer Studie aus Japan wurde an Menschen über 100 Jahre untersucht, ob es messbare Biomarker im Blut gibt, die mit gesundem Altern korrelieren.48 Untersucht wurden: Telomerlänge, Seneszenz und Immunoseneszenz, Entzündungsparameter, Insulinsensitivität, Nierenfunktion, Zuckerstoffwechsel und Fettstoffwechsel. Der einzige Parameter, der mit gesundem Altern korrelierte, waren niedrige „Entzündungswerte“. Da Entzündungen immer mit einem oxidativen Stress einhergehen, liegt es nahe, dass die betroffenen Menschen mit der Ernährung viele Antioxidantien eingenommen und wenig entzündungsfördernde Nahrungsmittel konsumiert haben und dementsprechend wenig Gewebeschäden produzierten sowie weniger Entzündungsreaktionen notwendig waren (87). Chronische Entzündungen haben in Mäusen einen negativen Einfluss auf die Telomerfunktion und beschleunigen das Altern um ca. 30 %. Das Fasten hingegen führt zu einer Erniedrigung der Entzündungswerte, sodass hier ein weiterer Benefit entsteht, nicht nur für Gelenk-, rheumatische- und Darmbeschwerden, sondern auch für Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose. Ein Ketonkörper, der beim Fasten entsteht, ist ß-Hydroxybutyrat, das schon an sich in der Lage ist, oxidativen Stress zu reduzieren. In Mäusen waren in 20 % der Fälle Symptome von MS komplett rückläufig, Vorläuferzellen der betroffenen Nervenzellen wurden regeneriert und waren von der Immunsystemreaktion nicht mehr betroffen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass im Rahmen einer Chemotherapie Fasten die DNA vor Schäden durch die aggressiven Chemikalien schützt (83). Die Mäuse, die 72 Stunden fasteten, hatten weniger Schäden in ihren weißen Blutkörperchen als die, die 24 Stunden gefastet hatten. Das ist doch eine erstaunliche Erkenntnis, die man, wenn man darüber nachdenkt, doch irgendeine klinische Anwendung finden müsste, was aber praktisch nicht der Fall ist. Fasten resultiert also in einer vermehrten Fettverbrennung mit Ketose, fördert verschiedene Stoffwechselwege, die zu einer verbesserten Stressresistenz der Zelle führen, steigert die Autophagie und induziert Krebszelltod durch Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies durch Mitochondrienaktivierung. Man spart sogar Geld! Da Krebszellen vor allem Zucker und die Aminosäure Glutamin als Energiequelle benutzen, ist es von Vorteil, ihnen diese vorzuenthalten, was mit Fasten natürlich automatisch passiert. Die Sensibilität für Chemotherapie wird erhöht, während gesunde Zellen stressresistenter werden. Weitere Studien, insbesondere für Multiple Sklerose und Krebs, werden in den USA durch einige Forschungszentren durchgeführt. Fastenperioden von 7 Tagen und anschließender mediterraner Diät wurde verglichen mit einer anschließenden ketogenen Diät, wobei die erste Variante bessere Ergebnisse zeigte. Hier sind sicherlich weitere Studien notwendig, um vertiefende Erkenntnisse zu erzielen und sie den Menschen für die praktische Anwendung auf harter wissenschaftlicher Basis an die Hand zu geben. Da das Fasten ein ganzheitlicher Ansatz ist und nicht fachgebunden funktioniert, werden Ergebnisse zu sämtlichen degenerativen Erkrankungen wie Arthrose, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen sowie andere Autoimmunerkrankungen erwartet. Was sich allerdings jetzt schon abzeichnet ist, dass Fasten eine sehr mächtige Veränderung mit sich bringen kann, die in vielerlei Hinsicht die Physiologie positiv beeinflusst und dadurch chronische Erkrankungen entweder abmildern oder sogar in eine Regredienz bringen kann. 48 Inflammation, but not telomere length, predicts successful Ageing at Extreme Old Age: A Longitudinal Study of Semi-supercentenarians. Yasumichi Arai, EBioMedicine 2015 Oct; 2(10): 1549–1558. Diabetes mellitus Typ 2 ist mittlerweile eine der häufigsten metabolischen Erkrankungen der westlichen Welt. Laut dem Diabetes Informationsdienst München ist es sogar die häufigste mit etwa 425 Millionen erkrankten Menschen weltweit 2017, in Deutschland sind es ca. 7 % der Erwachsenen, während es 1985 noch weltweit 30 Millionen waren.49 In den USA gab es um 1900 eine Häufigkeit von 0,0028 %. Häufig wird Diabetes (wie viele andere Erkrankungen) eine genetische Komponente zugeschrieben, obwohl diese Art Wachstum dagegen spricht. Die Evolutionstheorie besagt, dass die positiven Gene an die nächste Generation weitergegeben werden und die, die dem Nutzen der Spezies entgegenstehen, abgeschwächt oder ausgemerzt werden. Diabetes ist aber, wie viele andere degenerative Erkrankungen, auf dem Vormarsch, und zwar mit atemberaubender Geschwindigkeit, das lässt eher vermuten, dass es Umweltfaktoren sind, die die Entstehung begünstigen oder verhindern. 1922 gewannen 3 kanadische Forscher den Nobelpreis, als sie einem 14-jährigen diabetischen Mädchen das Leben durch eine Insulinspritze retteten. Daraufhin wurde Insulin als Wunderdroge gefeiert, und die pharmazeutische Produktion begann. 1933 hatte die Inzidenz in Toronto um fast 1000 % zugenommen50, nur konnte Insulin in einigen Fällen nicht mehr den gewünschten Effekt verursachen, gelegentlich starben auch Patienten daran, 1960 wurde diese Erkrankung „insulinresistent“ getauft51. Damals wurde ein Diabetes anhand des süßlichen Geschmacks von entweder Blut oder Urin diagnostiziert und Insulin nicht so spezifisch angewendet wie heute. Ärzte, die die Patienten mittels Ernährungsumstellung behandelten, hatten signifikanten Erfolg in Behandlung dieses neu aufgetauchten Problems. Einer der Hauptpunkte, der zum Erfolg führte, war das Entfernen von Margarine und gehärteten pflanzlichen Ölen und die Benutzung von Butter. Margarine war um 1901 von der Firma Crisco auf den Markt gebracht worden und hatte initial nur wenig Erfolg. Da Margarine aber deutlich billiger als echte Butter war, wurde während der großen Depression und der beiden Weltkriegen in den USA der Markt für das neue Produkt größer. 49 https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/typ-2-diabetes/verbreitung/index.html. 50 https://hekint.org/2018/05/15/part-ii-the-impact-of-insulin-on-children-with-diabetes-at-toronto-sick-kids-in-the-1920s/ 51 https://www.metabolismjournal.com/article/S0026-0495(12)00002-9/abstract. Um 1950 konnte die Insulinmenge im menschlichen Serum überprüft werden, hierbei fand sich häufig, dass die Insulinmenge höher als erwartet war und der Blutzucker trotzdem nicht sank. Dieses bisher nicht bekannte Phänomen führte dazu, dass die Erkrankung Diabetes Typ 2 genannt wurde. Insulin ist ein Hormon, dessen Aufgabe es ist, Zuckermoleküle zur Energiegewinnung in die Zellen zu schleusen. Dieser Mechanismus ist beim Diabetes Typ 2 gestört, sodass Zucker im Blut verbleibt und den Blutzuckerwert in die Höhe treibt. Das Resultat sind weitere Insulinsekretion (bis zur Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse) und Langzeitfolgen wie

Der Mechanismus, Glucose in die Zelle zu schleusen, ist abhängig von 2 Mineralien, nämlich Chrom und Vanadium, sodass bei einem Mangel die Entstehung eines Diabetes deutlich wahrscheinlicher wird. In diesem Zusammenhang müssen Pestizide und Herbizide erwähnt werden, die Mineralien binden und so für den Stoffwechsel unbrauchbar machen, was eine Fülle von Komplikationen mit sich bringen kann. Zudem werden die physiologisch vorhandenen Darmbakterien zerstört, weil durch die Pestizide einer ihrer Stoffwechselwege blockiert wird (Shikimate Stoffwechsel). Da unsere Darmbakterien aber u. a. Kohlenhydrate spalten, Vitamine produzieren und einen Teil unseres Immunsystems bilden, ist ihre Zerstörung ein ernstes Problem. 2011 wurde im British Medical Journal ein Artikel publiziert, der eine Analyse von 13 Studien mit dem Thema Senkung des Zuckerspiegels im Blut mit über 34.000 eingeschlossenen Patienten darstellte. Erschreckenderweise wurde festgestellt, dass ein Herzversagen um 47 % wahrscheinlicher wurde. Bei einer 9 %igen Reduktion des Zuckerspiegels stieg die Sterblichkeit um 19 %, bei einer Reduktion von 14 % um 43 %.52 Das ist nun wahrlich kein gutes Ergebnis und scheint kein gutes Konzept zu sein, Diabetes zu behandeln. 52 Effect of Intensive Glucose Lowering Treatment on all Cause Mortality, Cardiovascular Death, Meta-Analysis of Randomised Controlled Trials, BMJ. 2011: 343: d4169, Rémy Boussageon et al. Glucose kann im Blut oxidieren und so zu einem Entzündungsprozess im Körper beitragen. Mehr Cortisol wird als Antwort produziert, um den Entzündungsprozess zu minimieren, wofür aber mehr Cholesterin notwendig ist, um das Hormon zu synthetisieren. Dies sind alles normale Reaktionen auf einen physischen, chemischen oder emotionalen Stress. Das sympathische Nervensystem wird diesen „stress response“ einleiten und kontrollieren. Diesen zu unterdrücken wird das Problem nicht lösen können. Besser scheint es zu sein, das ursprüngliche Problem zu adressieren, sodass der Körper keine Stressreaktion mehr auslösen muss. Wie komplex die Zusammenhänge sind, wird u. a. in einem Artikel aus dem Jahr 2000 deutlich (97). Hier wurde festgestellt, dass Blutdruck-Medikamente einen Diabetes verursachen können. Eine Erklärung dafür mag sein, dass der Körper selbstregulierend und selbstheilend ist. Wenn der Blutdruck durch Medikamente gesenkt wird, aber der Körper einen höheren Blutdruck anstrebt, wird er mehr Energie brauchen, um das Herz-Kreislauf-System auf das gewünschte Niveau zu bringen. Dazu ist ein höherer Blutzuckerspiegel sinnvoll. Sogar Impfungen scheinen einen Einfluss zu haben, der sich auf viele chronische Erkrankungen, unter anderem Diabetes, auswirken kann. Im Juli 2015 fand die University of Texas in San Antonio, dass das Risiko, übergewichtig zu sein, doppelt so hoch ist, wenn man „Light“- oder Diät-Limonaden trinkt.53 Überflüssige Kalorien sowie chemische Zusätze in unserer Ernährung werden vom Körper in Fettzellen gespeichert, da sie nicht verstoffwechselt werden können. Diese Fettzellen (hauptsächlich unser Bauchfett) können selbst Hormone produzieren. Ein Hormon, das bei deutlichem Überschuss des Bauchfetts produziert wird, ist Leptin, das 1994 entdeckt wurde. Leptin signalisiert normalerweise eine Appetitbremse, die jedoch bei adipösen Menschen nicht mehr optimal funktioniert, weil eine Leptinresistenz einsetzt (Diabetes Informationsdienst München) 53 Diet soda intake is associated with long-term increase sin waist circumference in a biethnic cohort of older adults: The San Antonio Longitudinal Study of Aging., Fowler SP, J Am Geriatr Soc. 2015 Apr; 63(4): 708–15. doi: 10.1111/jgs.13376. Epub 2015 Mar 17. Gluten. Gluten ist ein Protein, was genau genommen aus zwei Proteinen namens Gliadin und Glutenin besteht und seit der Kultivierung von Getreide vor ca. 12.000 Jahren von Menschen aufgenommen wird54. Begonnen hat der Anbau von Getreide im fruchtbaren Halbmond im Norden der arabischen Halbinsel im Zweistromland (Euphrat und Tigris), was heute Teile von Syrien, Irak, Libanon, Israel, Palästina und Jordanien umfasst. Überaus günstige Bedingungen in den ausgedehnten Grasländern machten Viehhaltung und Getreideanbau möglich. 54 https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article144395334/Schon-vor-23-000-Jahren-wurde-Getreide-gesaet.html. Normalerweise werden Proteine von der Magensäure in Peptide und dann in Aminosäuren gespalten und an den Darm weitergegeben. Einige Peptidabschnitte dieser beiden Proteine werden jedoch nicht vollständig gespalten, wie die Forschung von Prof. Alessio Fasano aus Massachusetts, USA, herausgefunden hat. Diese nicht verdauten Peptide werden im Darm vom Immunsystem als „fremd“ erkannt, sodass eine vom Immunsystem gesteuerte Entzündungsreaktion eingeleitet wird, und zwar in jedem Menschen, nicht nur bei Zöliakie Patienten (Glutenunverträglichkeit)55. Die Reaktion muss nicht von sofortigen Symptomen begleitet werden, sodass viele Menschen nicht wissen, dass sie glutenempfindlich sind. Das kann einige Probleme mit sich bringen. Entzündungsreaktionen sind normalerweise temporär und heilen geschädigtes Gewebe. Immer wiederkehrende Entzündungen bei Mahlzeiten sind aber nicht etwas, was angestrebt werden sollte. In einer Studie aus dem Jahr 2013 wurde der Zusammenhang von Gluten mit Entzündung und Immunaktivierung untersucht, sowohl in Menschen mit Glutenintoleranz als auch ohne.56 Da chronische Entzündungen mit einem erhöhten oxidativen Stress einhergehen, ist der Schritt zu Erkrankungen, von denen bekannt ist, dass ihnen ein oxidativer Stress zugrunde liegt, nicht weit. Der Prozess dieser Entzündungsreaktion ist nicht lokal begrenzt, sondern wird im ganzen Körper stattfinden. Dementsprechend können viele Erkrankungen daraus resultieren, u. a.: 55 https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/1741-7015-9-23. 56 The Dietary Intake of Wheat and other Cereal Grains and Their Role in Inflammation, Karin De Punder; Nutrients 2013, 5(3), 771–787

Das Problem ist an der Darmoberfläche zu finden, die etwa 30–40m2 beträgt und damit der Größe eines halben Badmintonfeldes entspricht. Die Zellen, die die Oberfläche bilden, sind sehr eng verknüpft mit sogenannten „tight junctions“, kleinen, sehr engen Verbindungen zwischen Darmoberflächenzellen, die ein Eindringen von ungewollten Fremdkörpern wie größeren Peptiden, Pilzen, Bakterien etc. verhindern sollen. Gluten hat die unangenehme Eigenschaft, diese tight junctions aufzulockern und die Barriere zu öffnen. Hierdurch können die ungespaltenen Peptide in den Kreislauf gelangen und zu der Entwicklung von vielen Erkrankungen beitragen. Der Mensch ist also generell nicht dazu gemacht, Gluten in größeren Mengen zu konsumieren, aber es scheint, als wenn Glutenintoleranz in den letzten Jahren zunimmt, und tatsächlich unterstützen einige Daten diesen Eindruck. In einigen Fällen waren Menschen jahrzehntelang in der Lage, glutenhaltige Produkte problemlos zu konsumieren, und entwickelten dann im 6. oder 7. Lebensjahrzehnt auf einmal eine Glutenunverträglichkeit. Wie kann man sich das erklären? Zum einen steigt der Konsum von glutenhaltigen Nahrungsmitteln (über 90 kg/Person pro Jahr 2017, unter anderem, weil die offiziellen Empfehlungen das Konsumieren von Vollkorngetreideprodukten befürworten (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Deutsche Gesellschaft für Ernährung)5758. Getreidewachstum und -anbau waren in den letzten 10.000 Jahren immer gleich, aber mit zunehmender Technologisierung hat sich etwas verändert. Neuere Hybrid Getreidearten beinhalten mehr Gene, die für Glutenprotein kodieren im Vergleich zu ursprünglichem Getreide (103). Auch die Herstellung von Brot spielt eine Rolle: Früher war ein langer Fermentierungsprozess von mehreren Tagen notwendig. Heutzutage kann der Weg von Mehl zu Brot ein paar Stunden betragen. Das ist auch der Grund, warum in einigen „Blue Zones“ Brot konsumiert wird, aber anscheinend keine gesundheitlichen Probleme daraus entstehen. Bakterien im Hefeteig ernähren sich beim Reifeprozess vom Gluten, sodass bei längerer Fermentierung das Brot am Ende weniger Gluten beinhaltet als das heute auf dem Markt verkaufte „glutenfreie“ Brot. 57 https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/ArbeitFreizeit/_Texte/VollwertigeErnaehrung.html?nn=391868. 58 https://www.dge.de/index.php?id=52. Wer noch Zweifel daran hat, darf es ausprobieren. Da die oberflächlichen Darmzellen sich innerhalb 1 Woche regenerieren, sollte es nicht lange dauern, bis jemand merkt, ob eine glutenfreie Ernährung eine Verbesserung des Wohlbefindens oder gar der Symptomatik einer chronischen Erkrankung mit sich bringt. Im schlimmsten Fall nimmt man ein bisschen ab, da Gluten Insulinsekretion fördert und eine glutenfreie Diät bei Adipositas eine gute Möglichkeit ist, sie zu reduzieren und damit Fettverbrennung zu fördern. Nicht alle glutenfreie Produkte sind jedoch gleich gesund. Wenn Gluten fehlt, wird häufig Zucker oder Süßstoff hinzugefügt, um den Geschmack zu verbessern. Hierauf sollte man nicht reinfallen. Nach 4–6 Wochen hat sich der Darm so weit regeneriert, dass sich Verdauung und allgemeines Wohlbefinden verbessert haben sollten. Auch entzündliche Prozesse im Körper lassen nach. Kombiniert mit intermittierendem Fasten eine gute Möglichkeit, Gesundheit im Allgemeinen zu fördern. Fleisch. Der morgendliche Geruch vom bratenden Speck, der Zwiebelrostbraten, der gerade aus dem Ofen kommt, oder ein lauwarmer Sommerabend, die Sonne neigt sich dem Horizont, auf der Terrasse brutzelt das erste Steak auf dem Grill, der Duft beflügelt die Stimmung, alle freuen sich. Zumindest Männer, die Fleisch essen, verbinden mit diesen Erlebnissen Freude, Lust und vielleicht auch eine Art Zusammengehörigkeit unter Gleichgesinnten. Aber was bedeutet regelmäßiger Fleischkonsum für unsere Gesundheit, abgesehen von dem sozialen Erlebnis beim Grillen? Hierzu gibt es in der Literatur eine ganz überwältigende, die ganze Welt umfassende Meinung: Wir sind gemacht, um eine pflanzenbasierte Ernährung zu uns zu nehmen. Fleisch enthält Proteine, Eisen, Vitamin B12 und andere B Vitamine, Zink, Selen und Phosphor, die allesamt für einen gesunden Stoffwechsel vonnöten sind. Der Fettanteil variiert stark in Bezug auf die Spezies und Fütterung. Nicht selten werden in der Aufzucht Antibiotika benutzt, die auch noch im Fleisch auf dem Teller sowie in Milch und Eiern nachweisbar sind, was wiederum in unserem Darm nichts Gutes tut (104). Es werden pro Jahr 735 Tonnen Antibiotika in der industriellen Tierhaltung in Deutschland verfüttert, und da der Umgang mit Antibiotika sowieso schon zu lax geworden ist, werden Bakterien zunehmend resistent gegen die üblichen Mittel und Dosen (105–107). Zudem wird unser Mikrobiom geschädigt, was Auswirkungen auf unser Immunsystem und die Nährstoffaufnahme hat. 2017 wurde in einer FORSA Umfrage ermittelt, dass 73 % der Bundesbürger der Meinung sind, dass strengere gesetzliche Vorschriften eingeführt werden sollten.59 2018 wurde dann tatsächlich durch das EU Parlament eine strengere Regelung eingeführt, wodurch ein Verbot von Reserveantibiotika geregelt wurde. Über Abluft der Ställe oder Gülle können Bakterien allerdings ebenfalls auf Sprossen, Salat und Tomaten, Gurken oder Kartoffeln gelangen, sodass auch Vegetarier/Veganer nicht gänzlich vor multiresistenten Keimen geschützt sind. Die höchsten Rückstände sind in den Innereien des Tieres, also Leber und Niere zum Beispiel. Biofleisch sollte grundsätzlich frei von Antibiotikarückständen sein, daher kann bei Fleischkonsum nur dazu geraten werden, Biofleisch zu kaufen. In den USA werden jährlich 12.000 Tonnen Antibiotika produziert, 80 % werden an Tiere verfüttert, was die Entstehung von multiresistenten Keimen in Milch- und Fleischprodukten fördert. 59 https://www.welt.de/newsticker/news1/article168613758/Grosse-Mehrheit-der-Deutschen-fuer-strengere-Regeln-bei-Nutztierhaltung.html. Die folgende Tabelle zeigt den Fleischkonsum in Gramm pro Tag in verschiedenen europäischen Ländern (108):

Vergleich verschiedener Nährstoffe pro 100 Gramm in Rind, Lamm und Schwein aus Datensätzen von 4 Ländern:

An der Tabelle mag einem auffallen, dass zwischen den Ländern ein großer Unterschied in der Menge des Minerals Selen angegeben wird. Das liegt daran, dass die Selenkonzentration im Boden auf der Welt nicht gleichmäßig verteilt ist. Gold ist zum Beispiel auch ein Mineral, aber wie wir alle wissen, gibt es in der Erde nicht überall Gold, sonst wären wohl viel mehr Menschen damit beschäftigt, im Garten zu graben und zur Bank zu gehen. Pflanzen können nur die Mineralien aus dem Boden aufnehmen, die da sind. Hierzu sind Bakterien in der Erde notwendig, die den Pflanzen die Mineralien verfügbar machen. Wenn Selen fehlt, ist es auch nicht in der Pflanze, wenn es nicht in der Pflanze ist, ist es auch nicht in den Tieren, die diese Pflanzen essen. Es gibt einige Regionen auf der Welt, in denen ein Selenmangel im Boden gesundheitliche Probleme verursachen kann, da Selen im Rahmen der Antioxidation, Krebsprävention und als Co-Faktor für viele Enzymreaktionen notwendig ist. Typischerweise sind folgende Krankheiten/Einschränkungen mit einem Selenmangel in Verbindung gebracht worden: Altersflecken, Müdigkeit, Muskelschwäche, Fibromyalgie, Muskeldystrophie, Kardiomyopathien, Infertilität, plötzlicher Kindstod, Zystische Fibrose und einige mehr. Im Folgenden sehen sie eine Weltkarte mit der Verteilung von Selen im Boden. In einigen Teilen Nordostamerikas und Alaska, in der südliche Spitze Südamerikas, in Europa und Südostasien ist Selen reichhaltig im Boden vorhanden. Im Westen der USA, Nordafrika, Australien und Teilen Chinas gibt es einen deutlichen Mangel, daher wäre hier eine Supplementierung ggf. sinnvoll, auch prophylaktisch. Die untere Karte zeigt die Prognose für Selenverlust bis zum Jahr 2099 aufgrund des Klimawandels. Quelle: Dr. Winkler: Selenium Deficiency risk predicted to increase under future climate change

Nicht zu vergessen: Folgende Erkrankungen wurden bereits mit einem Selenmangel in Verbindung gebracht (112):

Eine Verminderung des Fleischkonsums um 25–50 % in der EU und Ersatz mit pflanzenbasierter Ernährung hätte kolossale Auswirkungen: 40 % weniger Stickstoff Emission, 25–40 % Reduktion von Treibhausgasen, 23 % weniger Ackerlandnutzung/Kopf. Zudem würden gesättigte Fettsäuren in der Ernährung um ca. 40 % reduziert und eine Verminderung von Herz-Kreislauferkrankungen würde resultieren (113) Aber auch Fleischkonsum selbst ist bereits extensiv untersucht worden, und die überwältigende Mehrheit der Studien kommt zum Ergebnis, das Fleisch zu essen nicht förderlich für die Gesundheit ist. Einmal Fleisch am Tag zu essen, bedeutet eine Erhöhung der Gesamtmortalität um 13 % bei nicht verarbeitetem Fleisch und 20 % für verarbeitetes Fleisch. Die Hälfte der Menge zu essen geht mit einer Reduktion der Todesfälle von 9,3 % bei Männern und 7,6 % bei Frauen einher. 2014 konnte gezeigt werden, dass bei einer Population zwischen 50 und 65-Jährigen mit erhöhter Proteineinnahme (>20 %), die über 18 Jahre lang beobachtet wurde, die Mortalität um 74 % zunahm und sich eine vierfache Krebs- und Diabetesmortalität entwickelte. Nur tierische Proteine zeigten diese Zusammenhänge, pflanzliches Protein ging nicht mit dieser erhöhten Sterberate einher. Eine Ernährungsweise mit wenig gesättigten Fettsäuren und viel frischem Obst und Gemüse bringt eine deutliche Reduktion von Herzereignissen mit sich im Vergleich zu einer typisch westlichen Ernährung.60 2 der größten Studien, die die Ernährung von Vegetariern, Veganern und Omnivoren verglichen, sind die EPIC Oxford Studie und die Adventist Heath Study, die im Prinzip die bereits dargestellten Ergebnisse bei vielen 10.000 Menschen bestätigen konnten. Veganer und Vegetarier haben zudem niedrigere Entzündungswerte im Blut, die zu einer gesunden Arterienwand beitragen und damit das Risiko einer Atherosklerose vermindern. Zum Vergleich: Bei Veganern lag der CRP Wert (C-reaktive Protein), der Wert, der auch in der Medizin benutzt wird, um die Entzündungsaktivität im Blut anzuzeigen, bei 0,57 mg/L, bei Ausdauer Sportlern bei 0,75 mg/L und bei Menschen mit einer westlich orientiertenDiät inklusive Fleischkonsum bei 2,61 mg/L. Der oxidative Stress wird durch einen hohen Konsum von Fleisch und Fisch sowie tierische gesättigte Fettsäuren gesteigert (114–118). Marker, die mit einer erhöhten Gefahr für Atherosklerose einhergeht, sind das sogenannte TMAO (Trimethylamin-N-Oxid), Cholin und Carnitin in den Nahrungsmitteln. Fleisch und Eier werden durch Darmbakterien metabolisiert, sodass TMA entsteht. In der Leber wird TMA zu TMAO metabolisiert, welches zu einer Atherosklerose beiträgt. Dieser Vorgang ist in Veganern nicht existent, da sie nicht die entsprechenden Darmbakterien besitzen (119–121). Vegetarier und Veganer sollten jedoch bei ihrer Ernährung darauf achten, dass ihr Vitamin B-12 Level hoch genug ist, da mit einem Mangel ebenfalls gesundheitliche Probleme einhergehen können. Zudem werden Omega-3 Fettsäuren nicht immer in rein veganer Kost in ausreichender Menge gefunden, sodass auch hier ein Mangel entstehen kann. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren ist mit Gerinnungsstörungen und eine Verschlechterung der Membranfluidität von Zellen in Verbindung gebracht worden. Algen zum Beispiel sind eine gute pflanzliche Quelle, auch als Nahrungsergänzungsmittel möglich. Interessant ist auch, dass Menschen mit einer Herzerkrankung oder einer Atherosklerose diese rückgängig machen können, wenn sie auf eine pflanzlich basierte Ernährung umstellen, die zudem einen niedrigen Gehalt an gesättigten Fettsäuren aufweist (123). In einer kleinen, nicht randomisierten Studie konnten Forscher in knapp 200 Patienten testen, welche Auswirkungen eine Umstellung der Ernährung auf die Herzerkrankung hatte. In den Patienten, die sich an die Umstellung hielten, war das erneute Auftreten von Symptomen in 0,6 % vorhanden gegenüber 62 % in den Patienten, die sich nicht an die Umstellung hielten, ein deutliches Zeichen und zumindest ein Hinweis, welches Potential die richtige Ernährung mit sich bringen kann. 60 D Giugliano, A. Ceriello, K. Esposito, The Effects of Diet on Inflammation: Emphasis on the Metabolic Syndrome, Journal of the American College of Cardiology, Volume 48, Issue 4, August 2006, Page 677–685. In der EPIC Oxford Studie wurden die Krebsraten zwischen Omnivoren und Veganer, Pesco-Vegetarier und Lakto-Ovo-Vegetarier verglichen. Die Forscher konnten eine 19 %ige Reduktion in Veganern, 12 % Reduktion in Pesco-Vegetarier und 11 % Reduktion in Lakto-Ovo-Vegetarier nachweisen (124) Allerdings sind diese Ergebnisse auch auf andere chronische Erkrankungen übertragbar. Ähnliche (oder sogar noch spektakulärere) Ergebnisse wurden für Diabetes und Bluthochdruck gefunden. Aus diesem Grund ist das Lernen von Grundlagen der Ernährung, auch und gerade als Therapie und Prävention, so essenziell. Wenn Diabetes, Bluthochdruck, Krebs und Atherosklerose mit Herzerkrankung u. a. durch eine simple Umstellung der Ernährung in einer hohen Prozentzahl verbessert werden können, wo ist die Notwendigkeit, sich mit vielen Tabletten und Operationen das Leben schwerzumachen? Machen wir uns klar, wo chronische Erkrankungen herkommen und wie man ihnen vorbeugen bzw. sie therapieren kann. Um sie rückgängig zu machen und Gesundheit wiederherzustellen, sollte man nicht durch Chemie Blutwerte erzwingen, die nur im Labor besser aussehen. Durch das Amputieren von Zehen und Unterschenkeln und die Gabe von Medikamenten kaschieren wir nur die Symptome, gehen die Ursachen aber nicht an. Ernährung und Ernährungsberatung müssen den Menschen, ob erkrankt oder (noch) nicht, als medizinische Leistung angeboten werden, und zwar regelhaft und flächendeckend und fachübergreifend (ganzheitlich), bevor man zu den üblichen Maßnahmen greift. 2009 veröffentlichte das USDA Economic Research Service 2009 folgende Zahlen für Nahrungsmittel Konsum in den USA: 63 % verarbeitetes Essen, 25 % tierische Produkte und 12 % pflanzliche Nahrungsmittel (125). Die durchschnittliche amerikanische Ernährung ist hochgradig verarbeitet und insgesamt ungesund, wie eine weitere Veröffentlichung 2019 bestätigte (hier waren sogar 71 % der Ernährung verarbeitet). Kein Wunder, dass chronische Erkrankungen auf einem Rekordhoch sind. Die Forschung wird sich sicher weiter mit dem Thema beschäftigen, und viele aktuelle Studien bleiben hier unerwähnt, aber die Tendenz ist klar: viel Gemüse, wenig Fleisch, möglichst kein verarbeitetes Essen, moderater Salzkonsum. Das Salatblatt auf dem Hamburger kann nun nicht mehr als der Salat am Tag deklariert werden (sorry Männer!) Immunsystem. Das Immunsystem ist ein unglaubliches und wunderbares Konstrukt, das in seiner Komplexität und Effektivität immer wieder Bewunderung hervorrufen muss. Es hat sich in millionen von Jahren entwickelt und adaptiert ständig an eine sich verändernde Umgebung. Es kann als eigenständiges Organ gesehen werden, welches seine Befehle vom zentralen Nervensystem bekommt und wie ein sensorisches Organ dem zentralen Nervensystem Informationen liefert. Es findet sich in verschiedenen Körperregionen wieder, was die Theorie der ganzheitlichen Behandlung unterstützt. Wir haben alle eine Haut, die uns als erste äußere Barriere vor der Umgebung schützt. Schweiß und ein öliger Film verhindern eine Überbesiedlung mit Bakterien. Unsere Magensäure mit einem physiologischen pH-Wert von 1–2 ist eine mächtige Barriere für Mikroorganismen, die durch sie zerstört werden. Speichel und Tränen beinhalten Enzyme, die für die zelluläre Wand von Bakterien toxisch sind. Unsere normale bakterielle Flora im Darm (Mikrobiom) steht in einem Konkurrenzkampf um Nahrung und Platz, sodass die Wahrscheinlichkeit einer pathologischen Besiedlung vermindert wird. Auch Schleimabsonderungen (v. a. Bronchien) sind ein Abwehrmechanismus gegen Fremdkörper. Aber auch einzelne Organe haben eine wichtige Rolle bei Immunzell-Bildung und -funktion. Das Knochenmark in Wirbelsäule und Armen/Beinen lässt neue Blutzellen entstehen. Lymphatische Organe wie Milz, Thymus, Blinddarm und Lymphknoten enthalten Zellen, wie B-Zellen und T-Zellen. Die T-Zellen sind nach dem Thymus benannt, der hinter dem Brustbein vor dem Herz liegt und im Laufe der Entwicklung beim Jugendlichen seine Rolle in der Immunabwehr langsam einbüßt. Während der Embryonalzeit wandern T-Zellen aus dem Knochenmark in den Thymus und werden hier entweder als brauchbar oder unbrauchbar gestempelt und dementsprechend entweder zu den sekundär lymphatischen Organen verteilt, von wo aus Immunreaktionen stattfinden können oder vernichtet. Dieser Prozess ist essenziell für die Entwicklung eines funktionsfähigen Immunsystems. T-Zellen haben unter anderem die Aufgabe, Viren und Krebszellen zu zerstören. (Bild S. 158)

Quelle: Adobe Stock. Die B-Zellen sind v. a. für die Antikörperproduktion zuständig, die wiederum Fremdkörper und Bakterien binden und sie anderen Immunzellen melden. In den ersten Lebensmonaten ist dieser Prozess noch nicht voll ausgebildet. Durch die Plazenta und Nabelschnur sowie nach der Geburt durch die Muttermilch gelangen mütterliche Antikörper in das Kind und schützen es vor Infektionen. Der Name B-Zelle stammt von der Einsicht, dass der Blinddarm des Hasen eine große Ähnlichkeit mit der Bursa in Vögeln hat. Die Bursa (Tasche) ist ein Organ in Vögeln, welches eine Rolle in der Entwicklung von Blutzellen (auch antikörperproduzierende B-Zellen) hat und 1621 von Hieronymus Fabricius entdeckt wurde, daher auch Bursa fabricii genannt. Der Blinddarm ist also wohl kein unnützes Organ, sondern ein Beitrag zur Entwicklung des Immunsystems. Zudem fand eine Studie 2009 heraus, dass der Blinddarm wie eine Art Rückzugsmöglichkeit für physiologische Bakterien funktioniert. Während einer Infektion oder bei Änderung des geologischen Standortes mit Änderung der Bakterienflora auf den Nahrungsmitteln ändern sich die Bakterienverhältnisse im Darm, und der Blinddarm scheint als Rückzugsort für die heimatlichen Bakterien zu dienen, der Rest wird ausgespült (126). Nach dieser Ansicht ist Reisedurchfall ein vom Körper orchestriertes Ereignis, um die Zusammensetzung der Bakterien im Darm der neuen Umgebung anzupassen, und keine Krankheit, die man bekämpfen muss. Die ursprüngliche Darmflora findet im Blinddarm einen Ort, um zu hausieren, bis der Mensch wieder seine ursprüngliche Umgebung annimmt, und kann von dort aus die Neubesiedlung beginnen. Genial! Auch das Immunsystem unterliegt den Befehlen und der Koordination des zentralen Nervensystems. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass einzelne Nervenfasern einzelne Immunzellen erreichen und stimulieren können. Die beiden Anteil des autonomen Nervensystems (Sympathikus und Parasympathikus) sollten ein Gleichgewicht zueinander haben. Normalerweise ist tagsüber der Sympathikus eher dominant, nachts der Parasympathikus, aber wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, kann dies teilweise verheerende Folgen auf das Immunsystem haben und bei der Entstehung von chronischen Krankheiten eine Rolle spielen (127). Das Immunsystem und das Gehirn kommunizieren regelrecht miteinander, Informationen fließen in beide Richtungen und steuern ständig alle Vorgänge in allen Organen. Diese Zusammenhänge müssen bei der Beurteilung von Gesundheit oder Krankheit berücksichtigt werden, da sonst das Symptom oder die Krankheit nicht verstanden und richtig behandelt werden kann. Etwa 100 Milliarden Immunzellen werden täglich in einem Erwachsenen produziert (Cancer Research Institute). Gleichzeitig entstehen täglich geschätzt 10.000 Krebszellen, die vom Immunsystem eliminiert werden. 2018 ging der Nobelpreis für Medizin und Physiologie an 2 Immunologen aus den USA und Japan, die für ihre Erforschung des Immunsystems und dessen Rolle bei Krebsbekämpfung geehrt wurden. Häufig wird die Rolle des Immunsystems vor allem als Bekämpfung von Infektionen gesehen, doch die Tragweite für die Gesundheit, die durch diese Vielzahl an Zellen und deren Kommunikation miteinander und dem zentralen Nervensystem entsteht, wird häufig unterschätzt. Heilung von Haut, Knochen, ständige Entzündungen in allen Organen, die einen Sauerstoffradikalschaden erleiden inklusive Gefäße, Herz, Bronchien, Gehirn, Gelenke und Gastrointestinaltrakt, sind von einem funktionierendem Immunsystem abhängig. Da wäre es doch nur logisch, alles zu versuchen, um das Immunsystem zu stärken. Es gibt unzählige Studien zu diesem Thema, deren Quintessenz zur Vereinfachung aufgelistet werden soll:

Eine ganz wichtige Eigenschaft des Immunsystems ist es, bei einer entzündlichen Reaktion im Körper (vor allem Infektionen) die Körperkerntemperatur über das zentrale Nervensystem zu erhöhen, ein weiterer Beleg für die lebenswichtige Kommunikation. Diese Temperaturerhöhung erleben wir als Fieber, was eine Reaktion von Warm- und Kaltblütern seit über 600 Millionen Jahren ist und über die Evolution erhalten wurde. Das Zittern ist bei steigender Temperatur ein Mechanismus, Wärme zu erzeugen und somit den Prozess zu unterstützen (129). Bei Absinken der Temperatur schwitzt man, um die Haut zu kühlen und zu entgiften. Warum ist das sinnvoll? 36° und es wird immer heißer … Zum einen steigen durch die erhöhte Temperatur die Schnelligkeit und Effektivität der Immunantwort. Zudem steigt durch das Fieber die Notwendigkeit, sich hinzulegen und auszuruhen, Energie wird auf die Bekämpfung der Infektion gelenkt, das zentrale Nervensystem erlaubt keine Energieverschwendung. Das bedeutet, dass Entzündungsreaktionen sinnvoll sind und unsere Gesundheit unterstützen. Jedes Fieber zu senken macht aus physiologischer Sicht keinen Sinn, da dadurch die Immunfunktion verschlechtert wird und Heilung entweder verhindert oder prolongiert wird. Ausnahmen gibt es bei steigenden Temperaturen, wenn offensichtlich ist, dass die Immunantwort nicht ausreicht, da ist ein Antibiotikum manchmal lebensrettend. Aber bei Erkältungen und anderen fieberproduzierenden Erkrankungen ist es oftmals besser für den Patienten, das Immunsystem seine Arbeit machen zu lassen. 600 Millionen Jahre können nicht Unrecht haben. Eine Studie, die diese These unterstützt, wurde 2006 veröffentlicht (130). Es wurde untersucht, inwieweit fiebersenkende Medikamente Einfluss auf die Genesung von kritisch verletzten Menschen hatten. Acetamenophen (Paracetamol) wurde bei einer Temperatur von >40 °C verabreicht und kühlende Decken auf die Patienten gelegt. Die Studie musste abgebrochen werden, da in der Gruppe mit dem Medikament 7x mehr Menschen starben und 50 % mehr Infektionen auftraten. Keine große Überraschung, wenn man sich daran erinnert, dass Paracetamol die Verfügbarkeit von Glutathion vermindert, ein Molekül, das Sauerstoffradikale einfängt und unschädlich macht (s. Kapitel Sauerstoffradikale und Antioxidation). Es ist sinnvoller, den Körper in seinem Bestreben zu unterstützen, das heißt, bei ansteigender Temperatur (zittern) heiße Badewanne, bei sinkender Temperatur (schwitzen) kühlende Tücher auf die Stirn. Das Immunsystem ist so komplex, dass wohl niemand auf dieser Erde es ganz versteht. Es harmoniert aber mit allen Geweben und wird vom zentralen Nervensystem geleitet. Man sollte nicht versuchen, es zu ändern, wenn man es nicht gänzlich versteht. Evolution hat sich schon etwas dabei gedacht, und es wäre weise, das zu respektieren. Bakterien und Viren umgeben uns ständig und sind sogar Teil von uns. Es wird geschätzt, dass die Hälfte unserer DNA viralen Ursprungs ist (Dr. Phillip Sharp, Nobelpreisgewinner – Center for Cancer Research MIT)61! Es gibt etwa 10-mal mehr Bakterien in unserem Körper als Zellen und 10x mehr Viren als Bakterien. Das heißt, wir leben seit Jahrtausenden mit Mikoorganismen in Harmonie zusammen, die sogar Teil von uns werden. Nicht Bakterien oder Viren machen uns krank, sondern ein Immunsystem, das keine adäquate Antwort auf bestimmte Erreger hat. Louis Pasteur (1822–1895), Mitbegründer der modernen Mikrobiologie, soll auf seinem Totenbett vor seinem letzten Atemzug gehaucht haben: „Es sind nicht die Bakterien, es ist die Umgebung (It’s not the germs, it’s the terrain.).“ Er hatte erkannt, dass die Stärke und Variabilität des Immunsystems über Krankheit oder Gesundheit bestimmen (131). Wenn die Grippewelle am Ende des Winters wieder grassiert, bekommen alle die Grippe? Warum bleiben einige gesund? Sind sie nicht genauso exponiert wie die, die krank werden? Wie sah es aus während der Pandemien mit Vogelgrippe, SARS oder dem kürzlich wütenden Corona Virus? Ist es, weil sie es um jeden Preis vermeiden, mit Händen Türklinken anzufassen, sich selbst in Desinfektionsmittel baden und ihre Atemwege mit Masken bedecken? Wohl kaum. Ihr Immunsystem kommt einfach besser mit den kleinen Eindringlingen klar, und wie das Immunsystem gestärkt wird, ist ja nun bekannt. Niesen, Husten, Fieber und Unwohlsein sind alles Dinge, die einer Immunantwort zugrunde liegen, und sollten nicht unterdrückt werden. Wie sollten Mikroorganismen denn entfernt/zerstört werden, wenn man Husten und Nasenschleimbildung unterdrückt sowie fiebersenkende Mittel zu sich nimmt? 61 https://www.nytimes.com/2008/01/08/science/08angi.html. Bei dem Thema Immunsystem kommt man nicht am Darm vorbei, da geschätzt wird, dass etwa 80 % des Immunsystems im Darm und in der Darmwand liegen. Der Darm wird auch als „zweites Gehirn“ bezeichnet, da es so viele Nervenzellen und -verbindungen hat und eine ungeheuerliche Anzahl von Nervenimpulsen in Richtung Gehirn sendet. Die „Gut-Brain Connection“ ist bereits ein bekanntes und immer besser erforschtes System. Genau genommen ist der Darminhalt noch außerhalb des Körpers. Nahrung befindet sich erst im Körper, wenn die kleinen Darmzotten nach den Nährstoffen greifen und sie sich einverleiben, da der Schlauch von Mund bis Darmausgang eine Röhre ist und die Barriere zwischen außen und innen darstellt (im Übrigen direkt in die Haut übergeht und somit Haut und Darm praktisch eine Decke von außen und innen darstellen, die zwar etwas anders aussehen, aber genau genommen ein gemeinsames Organ bilden) (132). Ausgebreitet hat der Darm eine Oberfläche von der Größe eines halben Badmintonfeldes. Diese Oberfläche schrumpft allerdings bei chronischen Entzündungsprozessen, die die Nährstoffaufnahme dementsprechend vermindern können. Der Darm enthält zwischen 1–3 kg Bakterien, die allerhand Funktionen für uns durchführen (z. B. Vitaminproduktion). Über 1000 Spezies leben dauerhaft im warmen und dunklen Zuhause, das wir ihnen kostenfrei anbieten, und sind von Mensch zu Mensch in unterschiedlicher Komposition zu finden. Ihre Genanzahl ist etwa 150x mehr als die des Menschen. Im Mutterleib gibt es diese Bakterienbesiedlung noch nicht, sie beginnt erst mit der Geburt bei der Passage durch den Geburtskanal und die dann auf das Kind einwirkende Umgebung. Es gibt einige Hinweise, dass bei einem Kaiserschnitt diese Besiedlung suboptimal verläuft und das Kind einem erhöhten Krankheitsrisiko (insbesondere Übergewicht) ausgesetzt ist (134–135). In Menschen mit Depression beispielsweise fehlen einige der normalerweise vorhandenen Spezies, ob es die Ursache oder ein Effekt ist, bleibt jedoch vorerst unklar. Es ist jedoch ein Hinweis, dass Darmbakterien einen Einfluss auf unser emotionales Erleben und damit auch auf unser Verhalten haben. Ein Grund mehr, die kleinen Racker zu pflegen, da ansonsten eine Stuhltransplantation die Wiederherstellung der Flora übernehmen kann (wie u. a. in der Universität Basel), womit depressive Patienten behandelt werden (136). Und ja, das bedeutet, Exkrement von einem Menschen in den Darm eines anderen zu verlegen. Aber es gibt noch eine ganz andere Ansicht, wie Darm und Darmgesundheit beeinträchtigt sein können. Jedes Organ hat eine Nervenversorgung, ohne können Zellen keinen Stoffwechsel betreiben, sich teilen oder regenerieren. Auch der Darm hat eine Nervenversorgung, und was für eine! Einfach gesagt, gibt es Nerven aus dem parasympathischen und sympathischen Nervensystem, zum einen aus dem oberen Halsmark und aus dem Steißbein Nervengeflecht und zum anderen aus dem sympathischen Grenzstrang, der rechts und links unter den Rippengelenken neben der Brustwirbelsäule und der oberen Lendenwirbelsäule liegt. Diese Nerven steuern Funktionen wie Motorik der Verdauung und Hormonproduktion, haben aber auch sensorische Funktion. Das kann jeder nachvollziehen, der schonmal etwas „Falsches“ gegessen hat. Es dauert nicht lange, bis das Gehirn die Information bekommt, dass etwas in den Magen gekommen ist, was nicht dorthin gehört, und ein Signal wieder runtergeschickt wird, um es hinauszubefördern. Dies gelingt mit einer spektakulären Umkehr der Muskelkontraktionen und eine Rückwärtsbewegung der aufgenommenen Nahrung: erbrechen. In Bezug auf Hormonproduktion ist vor allem interessant, dass Serotonin auf viele Stoffwechselwege Einfluss nimmt und in Erkrankungen wie Depression und chronisch entzündliche Darmerkrankungen eine wesentliche Rolle spielt. Da 95 % der körpereigenen Serotoninproduktion im Darm passiert, sollte eine Verschlechterung der Nervenversorgung auch mit einer Verminderung der Hormonproduktion einhergehen. Dieses Prinzip wird in der Chiropraktik ausgenutzt, indem man Blockierungen an Wirbelsäule und Becken behebt und Druck von den einzelnen Segmenten nimmt, um die Nervensignalweiterleitung zu verbessern und das autonome Nervensystem zu balancieren. So sollten Funktionen der Nerven zunehmen, also auch die Hormonproduktion. Diese Theorie ist Grundlage für die chiropraktische Behandlung von Depression und emotionaler Labilität (im Übrigen aber auch für fast alle anderen gesundheitliche Einschränkungen) (137–142) Es wurde schon im Kapitel 2 auf das zentrale und autonome Nervensystem eingegangen, aber hier noch ein paar praktische Überlegungen. Bei einer Wirbelsäulenfehlstellung und einer entsprechenden Irritation eines der beiden Nervensystem-Anteile werden das Gleichgewicht gestört und überwiegend sympathische oder parasympathische Signale gesendet. Der Sympathikus führt typischerweise zu erhöhtem Blutdruck, Blutzucker, Blutcholesterin und zu einer Erhöhung der Herzfrequenz, aber einer Verringerung der Darm- und Schilddrüsenfunktion sowie Schlafstörungen – alles natürliche Reaktionen auf einen Stress (in diesem Fall Blockierungen oder Fehlstellungen der Wirbelsäule, emotionale und chemische Ursachen müssen mit bedacht werden). Nicht immer sind diese Reaktionen im gleichen Ausmaß vorhanden, aber so funktioniert nun mal der Sympathikus. Der Parasympathikus wird gegenteilige Auswirkungen haben. Normalerweise sollte jeder Mensch 2–3x/Tag Verdauung haben. Weniger bedeutet, dass die aufgenommene Nahrung länger im Darm verbleibt und die Elimination nicht in ausreichendem Maße durchgeführt wird. Im Darm verbleibendes Material wird von Bakterien fermentiert und es entsteht Luft, die nicht immer nach Minze riecht – unangenehm für alle Beteiligten und auch nicht gesund. Nährstoffe werden bei mangelnder Funktion auch nicht optimal aufgenommen, was weitreichende gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen kann, auch wenn sie sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten auftreten. Daher ist die Wiederherstellung der autonomen Balance so wichtig und wird sich ganzheitlich, also auf sämtliche Organe, Gelenke, Knochen und Hormondrüsen auswirken. Ein Darm, der eine gute Nervenversorgung hat, wird besser funktionieren: Verdauung, Immunsystem, Hormonproduktion, Mikrobiom. Und dann sind wir alle glücklich. Umwelteinflüsse in der Ernährung. Es gibt viele Dinge auf unserer Welt, die Einfluss auf unsere Ernährung haben, sowohl auf die Inhaltsstoffe als auch in der Produktion. Hier soll vor allem auf genetische Modifikation und auf Pestizide eingegangen werden, da sie einen großen Anteil daran haben. Grundsätzlich gibt es in Deutschland, laut Verbraucherschutz, keine gentechnisch veränderten Lebensmittel in den Regalen unserer Supermärkte (143). Das Europäische Recht sieht vor, dass, wenn ein Lebensmittel mehr als 0,9 % gentechnisch veränderte Bestandteile enthält, eine Kennzeichenpflicht besteht. Weltweit werden vor allem Sojabohnen, Mais, Baumwolle, Raps und Zuckerrüben gentechnisch verändert angebaut. Die Haupterzeugerländer sind die USA, Argentinien, Brasilien, Indien, China und Kanada. Die Produkte dürfen in die EU eingeführt werden, wenn sie 50 Importzulassungen besitzen. Beim Tierfutter sieht es etwas anders aus: Es werden durch die EU 35 Millionen Tonnen gentechnisch veränderte Sojabohnen aus Nord- und Südamerika pro Jahr importiert und an Tiere verfüttert. Der Verbraucherschutz sieht dies als unbedenklich an. Der jetzige Forschungsstand sieht keine Nachteile für den Menschen. Allerdings teilt nicht jeder diese Einschätzung. Laut dem Verband „Forum grüne Vernunft“ enthalten mehr als 90 % aller Lebensmittel Genmanipulationen aus Bestrahlung oder Chemikalienbehandlung, müssen aber nicht als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden, teilweise sind sie sogar mit dem Label „ohne Gentechnik“ versehen, was einen Streit verursachte, ob das Verbrauchertäuschung ist oder nicht. Das Urteil fiel im Sinne des Verbrauchers aus, die Produkte dürfen nun nicht mehr als gentechnikfrei gekennzeichnet werden (144) Schweine, die eine genetisch modifiziertes Futter zu sich nahmen, entwickelten Darmentzündungen, wie sei beim Menschen im Rahmen von verschiedenen Darmerkrankungen vorkommen. Verglichen mit den Schweinen, die biologisch angebautes Futter bekamen, zeigte sich in Autopsien, dass die Schweine mit genetisch modifiziertem Futter eine 25 % größere Gebärmutter hatten, 2,2x so oft Darmentzündungen in Weibchen und 4x so oft in Männchen aufwiesen (145). Wer weiß schon, was genetisch modifizierte Ernährung mit unseren Darmbakterien macht? Die Möglichkeiten sind unüberblickbar. Die genetische Information von Mikrowellen Popcorn könnte sich mit dem genetischen Material unserer Darmbakterien vermischen. Und was passiert dann? Niemand weiß es genau. Deswegen wird von vielen Ernährungsexperten davon abgeraten, genetische Modifikationen an unseren Nahrungsmitteln vorzunehmen, da sind Mikrowellen keine Ausnahme. Aber nicht nur genetisch modifizierte Ernährung ist ein Problem, auch die Vielzahl an Pestiziden und Herbiziden verändern, was wir in unseren Mund stecken. Hier eine kleine Auswahl an Veränderungen, die die Chemikalien in unserem Körper anstellen:

Interessanterweise sind bei Autismus Patienten häufig gestörte Biomarker zu beobachten: gestörtes Mikrobiom, entzündeter Darm, niedriges Serumsulfat, Mangel an Methionin, Serotonin und Melatonin, defekte Aromatase, Zink- und Eisenmangel, hohes Serumnitrat und Ammonium, reduzierte Immunfunktion und chronische Entzündung des Gehirns. Alles Dinge, die zwar multifaktorielle Ursachen haben, aber im Rahmen einer Pestizidbelastung sicher nicht besser werden. Die sogenannte Zöliakie (Glutenintoleranz), eine chronische Darmentzündung, die in Zusammenhang mit glutenhaltigen Nahrungsmitteln auftritt, geht einher mit einer Verminderung der Bifidobakterien im Darm, die Gluten in weniger schädliche Substanzen abbauen. Pestizide töten bevorzugt Bifidobakterien und können so eine bestehende Glutenintoleranz verschlimmern. Zudem ist die Zöliakie mit einer erhöhten Inzidenz von non-Hodgkin Lymphom (eine Form von Lymphdrüsenkrebs) assoziiert, was auch für einige Pestizide gezeigt werden konnte

Quelle: Samsel, Seneff, Glyphosate, pathways to modern diseases II: Celiac sprue and gluten intolerance, Interdiscip Toxicol. 2013, Vol. 6 (4): 159–184. In dieser Abbildung wird die Korrelation von der Menge von benutztem Glyphosat und Zöliakie (Glutenintoleranz) in den Jahren 1990–2010 gezeigt. Die gleichen Tendenzen sind deutlich zu erkennen. Ebenso wie im folgenden Bild:

Kapitel 6. Umwelteinflüsse. Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig unsere Umwelt für unsere Gesundheit ist. 2016 berichtete die WHO, dass 25 % der Todesursachen weltweit umweltbedingt seien.64 8,2 Millionen Todesfälle sind vor allem auf Luftverschmutzung zurückzuführen. Eine große Bandbreite von Umwelteinflüssen spielen für unsere Physiologie eine wesentliche Rolle und können sowohl dafür sorgen, dass wir gesund sind/werden, als auch krank werden/bleiben. Viele davon sind uns im Alltag gar nicht bewusst, und neuere Studien zeigen, wie eng unsere Beziehung zu unserem Planeten ist und wie die menschliche Technik nicht immer eine positive Rolle einnimmt. 64 https://www.who.int/features/factfiles/environmental-disease-burden/en/ Hygiene: sauberes Wasser, geputzte Böden, Müllentsorgung, regelmäßiges Händewaschen etc. haben im 20. Jahrhundert dazu geführt, dass sich die allgemeine Gesundheit verbessert hat, und vielen ist gar nicht bewusst, wie sehr. Laut David Cutler und Grant Miller, Forscher der Harvard Universität in Boston, hat sauberes Wasser die Säuglingssterblichkeit um etwa 74 % und Kindersterblichkeit allgemein um 62 % gesenkt, hat Typhus, bestimmte Lungenentzündungen, Tuberkulose, Hirnhautentzündungen, Diphtherie/Croup nahezu ausgerottet. Damit ist sauberes Wasser die wohl wichtigste technologische Intervention für allgemeine Gesundheit im 20. Jahrhundert. Am Beispiel der Säuglingssterblichkeit in England und anhand der Infektionskrankheit Masern kann dargestellt werden, wie sich die gesundheitliche Situation ab 1900 entwickelte. Die Todesrate von Kindern unter 15 Jahren durch Masern in England und Wales sank von 1850 bis 1970 auf den tiefsten Stand der Aufzeichnung, die Masernimpfung wurde erst 1968 eingeführt.65 Aber auch der zeitliche Verlauf von Typhus zeigt einen deutlichen Rückgang der Inzidenz bis zur Einführung einer spezifischen medikamentösen Behandlung. Die Säuglingssterblichkeit ist ein guter Indikator für die sozialen Verhältnisse eines Landes. Der dramatische Abfall in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist hauptsächlich auf verbesserte Hygiene zurückzuführen und nicht auf Medikamente oder Impfungen, wie oftmals fälschlich dargestellt wird. Ärzte fingen an, sich vor der Entbindung ihre Hände zu waschen. Schmutzige Hände von Ärzten, die zwischen mehreren Geburten ihre Hände nicht wuschen und damit Blut und Plazentagewebe von einer Geburt zur nächsten trugen, waren ein Hauptgrund für die Entwicklung von Kindsfieber mit begleitend hoher Sterblichkeit. Sauberes Wasser, Kleidung und bessere Ernährung mit höherem Nährstoffgehalt taten den Rest, um diese Entwicklung zu fördern. In Deutschland sank die Sterblichkeit von unter 5-Jährigen seit 1968 zusehends und sinkt weiterhin. 2020 wurde eine Sterblichkeit von 3,4 von 1000 berichtet, 1990 lag sie noch bei 8,5 (data.unicef.org), damit liegt Deutschland momentan auf Platz 22. In den USA war lag die Sterblichkeit bei 5,8/1000 und damit auf Platz 51. Hier muss man einmal nachhaken: Die USA als reichstes Land der Welt und dem Land, dass mehr als doppelt so viel Geld für sein Gesundheitssystem investiert als andere westlichen Länder (8), kommt mit seiner Säuglingssterblichkeit auf den letzten Platz der 20 reichsten Länder. Das CDC berichtet, Ursachen seien vor allem Geburtsfehler, Frühgeburten, Schwangerschaftskomplikationen, plötzlicher Kindstod und Verletzungen. Die Sterblichkeit ist innerhalb der USA auch nicht gleich verteilt. Am höchsten ist sie in Mississippi mit 8,6/1000 und am geringsten in Massachusetts mit 3,7/1000 (2–6). Der internationale Platz 1 ging (je nach Länderaufzählung und Statistik) an Island mit 1,2/1000, und den letzten Platz belegte mit 110,6/1000 Afghanistan (das bedeutet, jedes 9. Kind stirbt, bevor es das 5. Lebensjahr beendet hat).66. 65 The Cruel Deception, Dr. Robert Sharpe, 1988. 66 https://www.cdc.gov/reproductivehealth/maternalinfanthealth/infantmortality.htm. Die Lebenserwartung korreliert nicht ganz mit diesen Ergebnissen: Am ältesten werden die Kinder, die heute in Hong Kong geboren werden, mit durchschnittlich 84,63 Jahren. Deutschland liegt mit 81,10 Jahren auf Platz 30, die USA mit 78,81 auf Platz 47. Die untersten 28 Länder sind allesamt in Afrika lokalisiert, das Schlusslicht bildet die Zentralafrikanische Republik mit 52,67 Jahren. Nicht berücksichtigt wurden hierbei die sogenannten „Blue Zones“, Gegenden mit besonders vielen langlebigen Menschen. Die Blue Zones sind Teilgebiete eines Landes und werden nicht explizit miterfasst. Die bekannten Blue Zones sind: Ikaria in Griechenland, Loma Linda – California, Nicoya – Costa Rica, Nuoro auf Sardinien und Okinawa – Japan. Hier gibt es die höchste Dichte an über 100-Jährigen und eine deutlich geringere Rate an chronischen Erkrankungen (9) Nicht zu verwechseln sind die durchschnittliche Lebenserwartung und die mögliche Lebensdauer eines Menschen. Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigte, dass die verbesserte Lebenserwartung in den letzten 100 Jahren vor allem wegen der verringerten Säuglingssterblichkeit gestiegen ist (9,99 % 1907, 2,63 % 1957 und 0,068 % 2007) (12). Statistisch wird die durchschnittliche Lebenserwartung aller Menschen dadurch steigen. Die eigentliche Lebensdauer ist in den letzten 2000 Jahren nahezu konstant geblieben. Heutzutage wird in Krankenhäusern und Arztpraxen desinfiziert und sterilisiert aus Angst vor Infektionsübertragung. Hinzu kommt die immer größer werdende Angst vor antibiotikaresistenten Bakterien. Laut „Center for Disease Dynamics, Economics & Policy“ ist der Antibiotikaverbrauch weltweit in den letzten 15 Jahren um 65 % gestiegen, in ärmeren Ländern gar um 114 %.67 Auch in Deutschland ist der Antibiotikaverbrauch seit dem Jahr 2000 gestiegen, zuletzt wurde von der FAZ jedoch ein Rückgang beschrieben, insbesondere bei Kindern. Zudem werden in der Tiermast Antibiotika verabreicht, was eine Steigerung der Resistenzen unter verschiedenen Bakterienstämmen unausweichlich macht. Häufig beruht der Gebrauch auf fehlendem Wissen. Antibiotika wirken vor allem gegen Bakterien, nicht gegen Viren, daher sind sie bei Erkältungen unwirksam und sollten schon gar nicht prophylaktisch eingenommen werden. Auch bei Kindern ist nur bei echten bakteriellen Entzündungen eine Antibiotikagabe sinnvoll. Häufig werden bei Ohren- oder Halsschmerzen überschnell Antibiotika verschrieben oder genommen, ohne dass eine bakterielle Ursache auszumachen ist. Die Chemikalien sind dann nicht harmlos, immerhin zerstören sie unsere Darmflora, die für unser Immunsystem und für Nährstoffaufnahme notwendig ist. Gerade bei Säuglingen und Kindern kommt es zu einer Reduktion der „guten“ Bakterien, die sich auch nach 8 Wochen nach Antibiotikagabe noch nicht vollständig stabilisiert haben. Das hat einen großen Einfluss auf sowohl die kurzfristige, mittelfristige und vielleicht auch langfristige Gesundheit des Kindes. 67 https://cddep.org/blog/posts/weekly-digest-human-consumption-antibiotics-65-fifteen-years-essentials-successful-antimicrobial-stewardship-published/ Ein weiteres sehr ernst zu nehmendes Thema ist die zunehmende Anzahl an autistischen Kindern. In den USA ist die Quote von 1931 mit 1/10.000 auf 1:59 im Jahr 2019 gestiegen68, allerdings gibt es große Unterschiede in den einzelnen Regionen mit Zahlen teilweise von bis zu 1:27! Und das sind 8-Jährige, die Zahlen für jüngere Kinder stehen noch aus. Die Aussicht ist erschütternd. In Deutschland wurden 2019 in 1 von 263 Kindern Autismus diagnostiziert. Diese extreme Zunahme kann nicht nur auf einer besseren Diagnostik beruhen. Man darf sich nur die ältere Generation anschauen, in der autistische Erkrankungen auch mit den heutigen diagnostischen Möglichkeiten praktisch nicht gefunden werden können. Viele Faktoren wurden dafür schon verantwortlich gemacht: Genetik, Impfungen, Antibiotika, Pestizide, rauchende Mütter, Vinylböden im Haus, PCB, Quecksilber, Aluminium, Strahlung und andere. Prognosen sagen für die USA im Jahr 2025 eine Quote von 1 von 2 voraus: eine echte Katastrophe für die Kinder, die Gesellschaft, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft, wenn es sich bewahrheiten würde. Stephanie Seneff, Wissenschaftlerin vom berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, hat diese Prognose in einer aufsehenden Publikation öffentlich gemacht. Sie konnte eine klare Korrelation zwischen der benutzen Menge an Glyphosat und der Anzahl von autistischen Kindern im Zeitraum von 1990 bis 2010 darstellen und fand sogar Glyphosatreste in Impfungen. Zudem werden Zellen abgetriebener menschlicher Föten und Kampfstoffe in Impfungen gefunden6970. Allerdings gibt es eine ebenso hohe Korrelation zwischen der Anzahl von autistischen Kindern und dem Verkauf von BIO Lebensmitteln, was aber wohl schwerlich die Ursache sein kann. Die Debatte wird sicherlich weitergehen, denn es lässt sich nicht mehr leugnen, dass Autismus immer häufiger auftritt und bald zu einem gesellschaftlichen Problem wird, nicht nur zu einem familiären. 68 https://www.cdc.gov/ncbddd/autism/data.html. 69 http://www.bundesstaat-preussen.de/html/pharma-_impfen.html. 70 http://www.bundesstaat-preussen.de/Glyphosat_und_Affenzellen_in_Impfstoffen_von_Gesundheitsbehorde_bestatigt.pdf. Handy/Computer/Strahlung. Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten gigantische Sprünge gemacht und das Leben für uns Menschen nachhaltig verändert. Kleine Kinder verbringen oft mehr Zeit mit Smartphones und IPADs als mit Büchern. In den Grundschulen gibt es Kinder, die versuchen die Seiten eines Buches mit einem Fingerstreich umzublättern, als wäre die Seite digital. Viele verschiedene Studien sind zum Thema Handy, Computer, Lernfähigkeit und IQ sowie zur Strahlung aus digitalen Medien veröffentlicht worden und können einige überraschende Einblicke in unseren als selbstverständlich angenommenen Alltag gewähren und vielleicht unsere Gewohnheiten ändern. Dieser Abschnitt handelt von der digitalen Welt und wie sie uns in unserer Gesundheit sowohl körperlich als auch psychisch/mental beeinflusst. Strahlung ist überall, schon immer. Die natürliche Strahlung hat verschiedene Quellen, denen wir alle in unterschiedlichem Ausmaß ausgesetzt sind. Die Dosis wird in Millisievert angegeben, eine Einheit, mit der Strahlung sowohl in der Natur als auch in der Medizin gemessen wird. Die natürliche Strahlung wird einerseits ingestiert, also über die Nahrung aufgenommen (Thorium, Uran und Kalium-40), inhaliert (Radon und seine Folgeprodukte in der Umwelt) sowie über kosmische Strahlung aufgenommen. Im Durchschnitt nimmt ein Mensch in Deutschland ca. 2,1 Millisievert pro Jahr auf. Etwa die Hälfte dieser Menge stammt vom Edelgas Radon, welches ein radioaktives Edelgas darstellt, im Erdboden sowie in Gesteinsschichten der Erdkruste vorkommt und sich im Rahmen der Herstellung von Baumaterialien auch in Beton und Ziegel in unseren Gebäuden wiederfindet. Die kosmische Strahlung, also die, die vom Weltall unseren Planeten erreicht, trägt ca. 0,7 Millisievert im Jahr zur Gesamtbelastung durch natürliche Strahlung bei. Der Großteil dieser Strahlung wird durch Reaktionen mit Luftmolekülen in unserer Atmosphäre aufgenommen. Aus diesem Grund ist die Strahlenbelastung in der Höhe (Bergwandern, Fliegen im Flugzeug, Flüge ins Weltall für Astronauten) deutlich höher als auf dem Erdboden. Auf der Zugspitze ist die Strahlenintensität etwa 4-mal so hoch wie an der Küste.71. 71 https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/natuerliche-strahlenbelastung/natuerliche-strahlenbelastung_node.html. Die Strahlenbelastung aus medizinischen und technischen Quellen beträgt in Deutschland ca. 1,7 Millisievert im Jahr, deren Großteil durch die Medizintechnik gestellt wird und von Person zu Person stark variiert. Beispielsweise führt eine Computertomographie des Schädels zu einer Strahlenbelastung von 0,2 Millisievert, eine Mammographie 1 Millisievert, eine Angiographie des Herzens 10 Millisievert. Zum Vergleich: Eine Flugreise von 8 Stunden in 12 km Höhe produziert eine Strahlenbelastung von 0,004–0,1 Millisievert. Ein großer Nachteil von diesen ionisierenden Strahlen ist ihre Potenz, DNA Schäden zu produzieren, die im ungünstigen Fall eine Krebserkrankung begünstigen können. Durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge etwa erhöht sich das strahleninduzierte Krebsrisiko um 0,001 %.72 Dementsprechend ist die Strahlenbelastung von Menschen bei häufiger medizinischer Behandlung deutlich höher als Menschen, die nie oder nur selten zum Arzt gehen. 72http://www.uni-bonn-radiologie.de/front_content.php?idart=430. Es sind aber auch andere Strahlenquellen von Bedeutung, die wir Menschen für uns geschaffen haben, auf die hier etwas näher eingegangen werden soll. Obwohl Mikrowellen, Kühlschränke, Kernkraftwerke und Leuchtstofflampen eine Rolle spielen, sind in diesem Zusammenhang Telefone und insbesondere Handys interessant. Sowohl Handys als auch Computer, Bluetooth, WLAN, funkgesteuerte Mäuse und Tastaturen sind eine Quelle für Strahlung, die mit zunehmender Digitalisierung und vor der Einführung von 5G immer mehr eine Rolle für Gesundheit und elektromagnetischer Sensibilität eine Rolle spielen. Die Strahlung ist deutlich niedriger frequent als die in der Medizin benutzte ionisierende Strahlung, dafür ist sie praktisch ständig präsent und wird zunehmend verwendet, auch von Jugendlichen und Kindern. Handys produzieren nicht nur Strahlung, wenn sie in Betrieb sind, sondern auch im Flugmodus, allerdings in stark reduzierter Menge. Lange wurde darüber diskutiert, ob Handys und/oder Telefone im Allgemeinen ein Gesundheitsrisiko darstellen, aber in den letzten Jahren sind doch einige Studien veröffentlicht und einige Vorträge von Experten gehalten worden, die uns Klarheit bringen sollten. Beispielsweise wurden Patienten mit Allergien, Asthma, Arthrose, Schmerzen und Multiple Sklerose in Funkarmut untersucht. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass die Entzündungen abnahmen und sich die Patienten wohler fühlten (Prof. Dr.-Ing. Joseph Pöppel, Ingolstadt University of Applied Sciences). Schlafstörungen betreffen etwa 70–80 % der deutschen Bevölkerung und konnten ebenfalls positiv beeinflusst werden. Aber sogar neurologische Erkrankungen wie Autismus wurden bereits mit Strahlung in Verbindung gebracht, deren Reduktion mit einer Verbesserung der Symptomatik einherging (17–20) Eine Studie zu Sendemast Auswirkungen ergab: Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Reizbarkeit, Unbehagen, Nervosität, depressive Anzeichen, Schlafstörung, Gedächtnisstörung und verringerte Libido waren signifikant vermehrt bei Menschen, die innerhalb 300 Meter von einer Basisstation gewohnt hatten. Des Weiteren betrifft unser technischer Komfort die Spermienqualität. Sie sinkt aufgrund von Handystrahlung, Schwermetallbelastungen, aber auch durch Pestizide. Allein das Mittragen eines Handys in Standby-Betrieb in der Hose verringert innerhalb von 5 Tagen (je 6 Stunden/Tag) die Fortpflanzungsfähigkeit von gesunden Männern um 30 % (21–24). Wenn das nicht schon besorgniserregend ist, berichtet Prof. Manfred Spitzer zur „Smartphone Epidemie“, sie würde mehr Tote produzieren als Lungenkrebs bei Rauchern. Hört sich dramatisiert an? Lesen Sie weiter: Die englische Zeitung „Daily Mail“ berichtete, dass einige Mobiltelefonhersteller ihre Aktienbesitzer vor einem erhöhten Krebsrisiko durch Mobiltelefone warnte, jedoch die Öffentlichkeit nicht informierte.73 In den USA und England laufen Prozesse gegen die Mobilfunkindustrie wegen Gehirntumor Entstehung. 73 http:/www.dailymail.co.uk/news/article-580839/Top-mobile-firms-hiding-potential-cancer-risks-customers.html. 2013 hatte die IARC (International Agency for Research on Cancer) Handystrahlung als möglicherweise karzinogen (krebserregend) für Menschen eingestuft.74. 74 https://www.gsma.com/publicpolicy/wp-content/uploads/2014/03/GSMA_IARCreport_A4_WEB2.pdf. In Italien wurde 2017 die Entstehung eines Gehirntumors durch Handybenutzung als Berufskrankheit anerkannt (27). Seit 1995 nimmt die Inzidenz von Glioblastomen (bösartige Gehirntumore) in Großbritannien signifikant zu, vor allem im Temporal- und Frontallappen (Gehirnareale an der Schläfe und Stirn) (UK Office for National Statistics)75. 75 https://www.hindawi.com/journals/jeph/2018/7910754/ Laut Prof. Lennart Hardell (schwedischer Onkologe und Umweltmediziner) haben Vieltelefonierer ein 7,7-fach erhöhtes Krebsrisiko.76. 76 Hardell L, Carlberg M, Mobile phones, cordless phones and the risk for brain tumors, Int J Oncol, 2009 Jul; 35: 5–17. 2013 wurde ein Artikel veröffentlicht, in dem mehrere Fälle von Brustkrebs in jungen Frauen untersucht wurden.77 Allen gemeinsam war, dass sie über einer eng umschriebenen Stelle an der Brust mehrere kleine Tumore hatten, obwohl sie keinerlei genetische Prädisposition dazu besaßen. Auf Nachfragen fand sich, dass alle ein Sport-BH-Modell mit Handytasche benutzt hatten und das Handy 6 Jahre lang für durchschnittlich 10 Stunden/Tag im Standby-Modus genau über dem Ort getragen hatten, welcher die Tumore aufwies. 77 Multifocal Breast Cancer in Young Women with Prolonged Contact between their Breasts and their Cellular Phones, Case Reports in Medicine, Volume 2013, Article ID 354682, 5 pages. Sogar im weit entfernten Australien ein ähnlicher Trend: Die Raten von Haut-, Darm-, Lungen- und Blasenkrebs zeigten eine Zunahme zeitgleich mit der Inbetriebnahme verschiedener Radiosender 1920, 1955, 1970 und 1979 (29) Verhaltensauffälligkeiten bei 7-jährigen sind um 50 % höher, wenn Mutter während der Schwangerschaft ihr Mobiltelefon nutzen, und fast 2-fach erhöht, wenn die Kinder zusätzlich selbst ein Handy benutzen. Ein Grund für die Funde kann unter anderem auf eine Schädigung der Blut-Hirn-Schranke durch Telefonieren zurückzuführen sein. Die Blut-Hirn-Schranke ist eine Schicht von Zellen, die unser zentrales Nervensystem vom Blut abriegelt und genau kontrolliert, was rein- und was rausgeht, eine natürliche Schutzbarriere, die sich in der Embryonalzeit bildet. Die Blut-Hirn-Schranke ist für bestimmte Stoffe durchlässig (vor allem fettlösliche), für andere nicht, ein Thema, mit der sich Medikamentenhersteller auseinandersetzen müssen, wenn sie Medikamente entwickeln, die das Gehirn selbst beeinflussen sollen (30,31) Am 20. Februar 2018 wurde ein Artikel mit einem Röntgenbild der Halswirbelsäule und des Schädels eines 28-Jährigen veröffentlicht, auf dem ein Knochensporn an der Schädelbasis zu sehen war, der nicht zur Lehrbuchanatomie des Menschen gehört. Quelle: Shahar, Sayers, Prominent exostosis projecting from the occipital squama more substantial and prevalent in young adult than older age groups, Scientific Reports 8, Article number: 3354 (2018)

Der Sporn wurde darauf zurückgeführt, dass der junge Mann zu viel Zeit mit seinem Mobiltelefon verbracht hatte und aufgrund der nach unten gerichteten Kopfhaltung eine vermehrte Spannung an der Nackenmuskulatur entwickelte, die an der Hinterkante des Schädels ansetzt. Der Knochen reagiert mit einer vermehrten Knochensubstanz und bildet einen Sporn (ähnlich wie bei einem Fersensporn). Die Daten stammten aus einer australischen Studie, die 2018 durchgeführt wurde. Zusätzlich zeigte das Röntgenbild eine Verminderung der natürlichen Halswirbelsäulenkurve mit nachfolgender Kopfvorhaltung, die in physiologischer Stellung ein entspanntes Rückenmark und entspannte Nervenwurzeln mit sich bringt. Die sogenannte „Steilstellung“ oder gar eine Umkehr der natürlichen Kurve der Halswirbelsäule gehen häufig mit Symptomen wie Schwindel, Kieferbeschwerden, Tinnitus, Migräne, Schmerzen und sogar Verdauungsbeschwerden einher, da die Nervenkerne der jeweiligen Nerven ihren Sitz ganz oben an der Halswirbelsäule haben und unter der größten Spannung stehen. Die Muskeln müssen anspannen, um den Kopf möglichst nicht weiter in eine Fehlposition gleiten zu lassen, einer der häufigsten Gründe für muskuläre Verspannungen im Schulter-/Nackenbereich. In der Studie wurde Personal aus einer Universität befragt und untersucht. Durchschnittlich nutzten die Studienteilnehmer ein mobiles Handtelefon für 4,65 Stunden/Tag. 68 % der Teilnehmer berichteten über Nackenschmerzen, was nicht überraschend ist, da die mechanische Last auf die Nackenmuskulatur und Bandscheiben in der üblichen Kopfposition beim Runterschauen ca. 3–5 mal so groß ist wie in neutraler Position. Genauere Daten zur Last der Halswirbelsäule in Abhängigkeit der Kopfhaltung wurden bereits 2016 veröffentlicht: Bei gerader Kopfhaltung lasten etwa 5 kg auf der Halswirbelsäule, bei 15° Neigung nach vorne etwa 12 kg, bei 30° etwa 18 kg, bei 45° etwa 22 kg und bei 60° etwa 27 kg. Da ist es nur logisch und einleuchtend, dass die Nackenmuskulatur eine Gegenspannung aufbauen muss. Nicht jeder reagiert gleich auf Funkstrahlung. Es hat auch nicht jeder die gleichen Nebenwirkungen bei Medikamenteneinnahme oder die gleiche Symptomatik bei identischer Wirbelsäulenfehlstellung. Die häufigsten Reaktionen auf Funkstrahlungen aber sind: Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Nasenbluten, Hautausschlag, nächtliche Halluzinationen, Körpererwärmung ohne Fieber, Erschöpfung und Einschränkungen des Immunsystems. Im Folgenden seien ein paar interessante Fakten zu Telefon und Mobilfunk aufgezählt:

(33–42) Prof. Manfred Spitzer, ein anerkannter Psychiater und Hirnforscher aus Ulm, hat sich viel und intensiv mit Mobilfunk beschäftigt. Sein Fazit: Handys machen dumm, Bücher lesen verlängert das Leben. Interessant ist auch, dass die High Tech Umgebung in Silicon Valley eine andere Strategie mit den Kindern und Jugendlichen verfolgt, als man es vielleicht intuitiv denken könnte: 85 % der 17-Jährigen in Silicon Valley, Kalifornien lesen Bücher aus Papier, nicht vom Handy, vielleicht ein Zeichen, dass ungünstige Entwicklungen durch Mobilfunk den High Tech Managern bekannt sind? Auch hierzu sind Studien gemacht worden: Ein Handyverbot in 90 Schulen über 10 Jahre in London (2002–2012) führte zu verbesserten Noten der Schüler. Vor allem die schwächeren Schüler profitierten, während die Noten der vorher bereits guten Schüler nahezu gleich blieben. Die akademischen Leistungen konnten bei 16-Jährigen im Schnitt um 6,4 % verbessert werden.78 Aus dem muss dann ja geschlussfolgert werden, dass Handykonsum die Lernfähigkeit negativ beeinflusst. Je jünger die Kinder und je niedriger die intellektuelle Leistungsfähigkeit, desto stärker wirkt sich das aus. Zu beachten ist, dass die Hirnentwicklung erst mit 23 Jahren abgeschlossen ist. 78 https://www.theguardian.com/education/2015/may/16/schools-mobile-phones-academic-results. Einige andere Faktoren haben ebenfalls einen starken Einfluss darauf, wie stark die Strahlung durch Technik unsere Gesundheit beeinflusst. Allen voran ist Metall im Körper ein Verstärker von Strahlung. Das bezieht sich nicht nur auf Röntgenstrahlung, sondern auch auf diejenige, die durch die tägliche Benutzung von Mobiltelefonen auf uns wirken. Ein besonderes Augenmerk vieler Studien fiel auf Amalgam, eine Quecksilber-haltige Substanz, die häufig für Zahnfüllungen benutzt wurde. Diese wirkt wie eine Antenne bei eintreffender Strahlung und kann die spezifische Absorptionsrate (SAR) um das 400-700-Fache erhöhen (46–49), Quecksilber wurde bei Amalgamträgern vermehrt im Speichel gefunden, und die Integration von metallischen Implantaten in den Knochen kann durch Strahlung Schaden nehmen, sodass sich eine Lockerung häufiger manifestiert. Wenn Menschen auf Strahlung negativ reagieren, ist es nur logisch, dass auch die restliche Natur davon betroffen sein wird. Unter anderem wurden bereits dokumentiert:

(50–67) Was können wir tun? Telefonate möglichst kurz halten, Lautsprecher/Kopfhörer, bei Verbindungsaufbau Hörer nicht an Kopf halten (erst nach Wählen bei aufgebauter Verbindung), Telefon nicht in die Hosentasche stecken, nur bei gutem Empfang (4 Balken) telefonieren, in Fahrzeugen Handy ausschalten, da sich die Leistung des Handys zwischen Funkzellen erhöht, um nach dem neuen Signal zu suchen. Vorsicht besonders bei Kindern, Jugendlichen und Schwangeren. Schnurlostelefon (Ökomodus besser), Basisstation nicht ins Schlafzimmer, WLAN nachts ausschalten, möglichst kein Bluetooth. Jetzt fragt man sich natürlich, was passiert, wenn 5G kommt? 5G hat eine höhere Frequenz als das bisherige 4G. Die Strahlen durchdringen Wände, Glas und feuchte Luft nur schlecht, daher haben sie auch nur eine kurze Reichweite. Dies wird Millionen neue Basisstationen erfordern, ca. 20.000 neue Satelliten, 200 Milliarden sendefähige Objekte (Waschmaschinen, Kühlschränke etc.) bis 2020, später noch viel mehr.81 Inwieweit das Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und Tiere haben wird, wird sich zeigen. 81>1 Billionen Prof. Klaus Buchner MdEP. Quellen: https://kompetenzinitiative.com/wp-content/uploads/2019/12/Kurzvortrag_Baumstudie_BfS_071119.pdf, https://kompetenzinitiative.com/wp-content/uploads/2019/08/Beobachtungsleitfaden-Baumsch%C3%A4den-durch-Mobilfunkstrahlung.pdf

Umweltverschmutzung. Man sollte meinen, es wäre selbstverständlich, dass man sich nicht vergiften sollte, wenn man gesund bleiben will, aber in der Realität sind Umweltgifte nur schwer vermeidbar, und die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie täglich einige davon aufnehmen und damit einen gesundheitlichen Schaden nehmen, der sich durch Kumulation erst nach Jahren manifestiert. Wie massiv das Ökosystem unseres Planeten bereits gestört ist, zeigte sich bei einer Expedition zum Marianengraben 2017, dem tiefsten Punkt der Erde bei knapp 11.000 Meter unter der Wasseroberfläche. Forscher fanden am Ort, der sich wohl am weitesten entfernt von Menscheneinfluss befindet, am Meeresboden eine Plastiktüte.82 2019 konnte ein amerikanisches Team eine weitere Expedition starten und fand ebenfalls Plastiktüten/Verpackungen von Süßigkeiten und tausende Mikroplastikteilchen, die im Sediment eingenistet waren. Zwischen 2 und 13,5 Plastikteilchen pro Liter Wasser und zwischen 200 und 2200 Teilchen im Sediment konnten nachgewiesen werden, und damit deutlich mehr als an der Oberfläche. Je tiefer, desto höher die Plastikkonzentration. Das sollte uns alle beunruhigen. Das Plastik wird nämlich von den Fischen des Meeres aufgenommen. Und es soll Menschen geben, die gerne Fische essen. Das Plastik kommt also zu uns zurück und wird sicher nichts Gutes in uns anstellen. Die Medizinische Universität Wien und das Österreichische Umweltbundesamt untersuchten Probanden zwischen 33 und 65 Jahren, die auf verschiedenen Kontinenten leben83. Die Teilnehmer mussten ein Ernährungstagebuch führen und nahmen in der untersuchten Zeit verpackte Lebensmittel und/oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich. Auch Fisch und Meeresfrüchte wurden von der Mehrzahl der Teilnehmer gegessen. Im Stuhlgang aller Teilnehmer konnte Mikroplastik nachgewiesen werden. Es wird geschätzt, dass pro Bundesbürger ca. 4 Kilogramm Mikroplastik pro Jahr anfallen.84 Wenn die Partikel kleiner als 1 Mikrometer groß sind, werden sie vom Körper aufgenommen und können überall im Körper verteilt sein. Quellen für Mikroplastik sind u. a.: Abrieb von Autoreifen, Bauschutt/Kosmetika, Kunststoffpartikel wie Dusch- und Peeling-Gels. Des Weiteren entsteht eine unbekannte Menge durch Verwitterung und Zerfall von größeren Plastikteilen. Im Pazifik schwimmt eine Plastikinsel (Great Pacific Garbage Patch), die 2018 eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern maß, eine Fläche 4 Mal größer als Deutschland, 79.000 Tonnen Plastik mitten im Meer. Fische ernähren sich auch von diesem Müll, und so kommt es, dass sie zunehmend selbst als Quelle für uns dienen, was auch mit einer steigenden Schwermetallbelastung einhergeht. Beispielsweise steigt der Quecksilbergehalt von Thunfisch um ca. 4 % pro Jahr. In den oberen 100 Metern der Ozeane hat sich die Menge an von Menschen produziertem Quecksilber im vergangenen Jahrhundert verdoppelt, in den tieferen Wasserschichten ist sie um 25 % gestiegen. 82 https://www.nationalgeographic.de/planet-or-plastic/2018/05/plastiktuete-am-tiefsten-punkt-des-ozeans-gefunden. 83 https://www.umweltbundesamt.at/news_181023/ 84 Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Die ATSDR (Agency for Toxic Substances and Disease Registry), einer amerikanischen Behörde, die regelmäßig Informationen zu Umwelteinflüssen, insbesondere Umweltgifte, und deren Beziehung zu unserer Gesundheit herausbringt, hat 2017 folgende Stoffe als relevantesten Umweltgifte benannt: Arsen

Blei

Aluminium

Quecksilber. Was Quecksilber-Überdosierungen mit Menschen anrichten kann, wurde Mitte der 50er Jahre in Japan deutlich. Anfangs war den Ärzten nicht klar, was passiert war. 1956 kam es zu seltsamen Symptomen von 2 Schwestern, 2 und 5 Jahre alt. Krämpfe, Bewegungsstörungen, Schmerzen in Hände und Füßen waren die Hauptbeschwerden. Da sich die Fälle hiernach häuften und die Symptome sich auf Sprachstörungen, Gangstörungen, Zittern und Zucken sowie Fehlbildungen bei Säuglingen ausweiteten, vermuteten die Ärzte eine Schwermetallvergiftung aus der Umwelt. Diese Episode wurde unter dem Begriff „Minimata Krankheit“ bekannt, benannt nach der Stadt in äußersten Süden Japans. Der Verdacht fiel auf ein Chemiewerk, welches Quecksilbersulfat als Katalysator nutzte und das dabei entstehende hochgiftige Methylquecksilber in die benachbarte Bucht ausleitete. Trinkwasser und Fische wurden so mit dem Gift angereichert, sodass es dann in die Nahrungskette des Menschen eintrat. Mit variierenden Schätzungen von bis zu 10.000en Opfern mit teilweise schweren Gesundheitsschäden zählt dieses Ereignis zu einer der schwersten Umweltkatastrophen durch Quecksilber in unserer Geschichte86. 86 https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article120763001/Der-lange-Schatten-einer-Quecksilber-Katastrophe.html

Vinylchlorid. Polychlorierte Biphenyle. Benzene. Cadmium. Benzo(a)pyren. Polyzyklisch aromatische Hydrocarbone. Glyphosat ist als Pestizid in vielen Ländern (inkl. Deutschland) noch in Gebrauch. Nicht nur das Glyphosat selbst, sondern auch die verwendeten Lösungsmittel zeigen in vielen Studien deutliche Negativeffekte auf Verdauung, Immunsystem, Krebsentstehung und Entgiftungsprozesse. Begleitstoffe wie Schwermetalle und Arsen können in einigen Pestiziden nachgewiesen werden. Glyphosat ist zudem laut dem Paul Ehrlich Institut (wenn auch in sehr geringen Mengen, Maximalwert war in einer Studie aus den USA 0,325 ppm = Anteil pro Millionen) in Impfungen nachgewiesen worden87. 87 https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/19/todeszahlen-durch-grippe-und-coronavirus-lassen-sich-nicht-vergleichen. Bisphenol A wird in Plastik und Pestiziden gefunden, die mit dem Hormonhaushalt interferieren können. Bekannt ist, dass durch die Exposition zu hoher Dosen dieser „endokrinen Disruptoren“ das Auftreten von Anomalien von Genitalien bei Jungen zunimmt und die sexuelle Reifung bei Mädchen früher stattfindet. 2013 wurde ein Bericht in Kanada veröffentlicht, der sich mit toxischen Substanzen im Nabelschnurblut von Neugeborenen beschäftigte. Das erschütternde Ergebnis war, dass im Nabelschnurblut der Neugeborenen, deren Mütter nicht industriell beschäftigt waren oder täglich mit Chemikalien hantierten, 55–121 toxische Substanzen gefunden wurden, die teilweise als krebserregend galten. Von den insgesamt gefundenen 137 Chemikalien sind 132 karzinogen, 110 sind bekannte Nervengifte und 133 verursachen Entwicklungs- und Reproduktionsprobleme in Säugetieren.88 Auch wenn die Anzahl der untersuchten Säuglinge klein war, konnte das Ergebnis in Studien anderer Regionen nachvollzogen und reproduziert werden, sodass davon auszugehen ist, dass viele Neugeborene mit einer chemischen Last geboren sind, die ihnen eine gesunde Entwicklung fast unmöglich machen wird. Das Fazit der Untersuchung war, dass Umwelteinflüsse auf Krebsentwicklung als stark unterschätzt eingestuft wurden. 88https://environmentaldefence.ca/report/report-pre-polluted-a-report-on-toxic-substances-in-the-umbilical-cord-blood-of-canadian-newborns/ Aber auch unsere europäische Luft ist belastet mit Umweltgiften: Die „European Environment Agency“ (EEA) zeigte, dass Umweltgifte in der Luft, besonders in europäischen Städten, 2016 zu 400.000 Todesfällen geführt hatten. Die drei hauptschuldigen Stoffe waren Feinstaubpartikel, Stickstoffdioxid und Ozon. Obwohl die Qualität unserer Luft sich in den letzten Jahren verbessert hat, bleibt trotzdem eine Belastung für die Gesundheit. In anderen Ländern ist diese Belastung deutlich höher und führt zu weltweit ca. 7 Millionen Todesfällen. Neun von 10 Menschen dieser Welt atmen verschmutzte Luft und leiden an Erkrankungen wie Asthma, Herzerkrankung, Krebs u. a. (WHO 2018) (81–87) Lifestyle. Abgesehen von Umweltgiften, Strahlung, Ernährung und Unfällen wird unsere Gesundheit natürlich auch durch unseren Lifestyle geprägt. Viele Menschen arbeiten in Büros, sitzen viel oder haben aus beruflichen Gründen kaum Zugang zu gesunder Ernährung. Das Fehlen von natürlichem Licht in Gebäuden oder bei Nachtarbeiten wird eine Änderung des Hormonhaushaltes mit sich bringen und kann nachteilige Folgen auf vielen Ebenen mit sich bringen. Deswegen ist es wichtig, dass Menschen, die nicht an der freien Luft arbeiten, regelmäßig in den Genuss von frischer Luft, Bewegung und Sonnenstrahlen kommen. Das sollte man nicht unterschätzen, was durch viele Studien untermauert werden konnte. Gerade wenn man sich die langlebigen Naturvölker dieser Welt anschaut, ist das eines der gravierendsten Unterschiede zu unserer Gesellschaft. Natürlich leben wir nun mal in Europa in Häusern/Wohnungen und müssen alle irgendwie Geld verdienen. Wahrscheinlich will niemand von uns in den Dschungel ziehen und mit Affen um Territorium kämpfen. Es bleibt also die Frage, wie kann ich möglichst realitätsnah und trotzdem gesund bleiben? Hierzu einige Ideen: Sitzende Berufe. Als moderner Bürohengst hat man scheinbar ein relativ physisch angenehmes Leben. Keine größeren Gegenstände, die man schleppen muss, höchstens einen Ordner einräumen, keine größeren Wege laufen, sogar Treppen werden aufgrund von Fahrstuhlnutzung häufig (fast) umsonst geputzt. Aber das ständige Sitzen kommt nicht ohne einen Preis, den jeder, wissentlich oder nicht, dafür bezahlt. Wie im Kapitel „Zentrales Nervensystem“ beschrieben, hat die Wirbelsäule eine physiologische S-Kurvenform aus der seitlichen Ansicht und ist gerade von vorne gesehen. Ständiges Sitzen verflacht die Kurve in der Lendenwirbelsäule und bringt mehr Druck auf den vorderen Anteil der Bandscheiben. Die Bänder, die das hintere Becken halten (Iliolumbalbänder), werden gedehnt und können auf Dauer schmerzhaft entzündet sein, was einen gürtelförmigen unteren Rückenschmerz verursachen kann, der gelegentlich seitlich am Oberschenkel ausstrahlt, das Nach-vorne-Bücken ist schmerzhaft wie auch das Wieder-Aufrichten, Schlafen funktioniert am besten in seitlicher Lage. Aber nicht nur die Lendenwirbelsäule, sondern auch die Halswirbelsäule wird ihre Position ändern. Der Leser kann das selbst ausprobieren, was mit dem Kopf passiert, wenn man sich aus einer lockeren Sitzposition (vor allem wenn man nicht gerade sitzt) in die aufrechte Haltung begibt. Die dadurch entstehende Spannung sowohl an Bändern als auch am Nervensystem selbst lässt eine muskuläre Reaktion folgen, die das System halten muss – eine Schutzreaktion. Dadurch nimmt der Druck auf die Bandscheiben weiter zu. Bandscheiben bekommen ihre Nährstoffe nicht durch direkte Durchblutung, sondern durch Bewegung und Belastung, was Nährstoffe aus dem Blut filtriert. Wer sich nicht bewegt und belastet, wird seine Bandscheiben auch nicht adäquat ernähren, sie werden zwangsläufig degenerieren. Zudem befindet sich direkt vor dem Steißbein der sogenannte „Parasympathische Plexus“, der eine Unzahl von Aufgaben hat, unter anderem aber für Schlaf, Regeneration und Verdauung zuständig ist. Wenn das Becken unter Stress steht, wie bei ständigem Sitzen, werden diese Dinge (nicht immer im gleichen Ausmaß) schlechter funktionieren. Aus den oberen Anteilen der Beckengelenke kommen auch die Nerven, die den Stoffwechsel der Wade, Achillessehne und Fußgewölbe kontrollieren. Nächtliche Krämpfe, Achillessehnenschmerzen, flaches Fußgewölbe, Hallux valgus u. a. korrelieren mit einer Fehlstellung des Beckens und einer verminderten Kontrolle der zuführenden Nerven. Ebenso sind die Funktionen der Beckenorgane wie Geschlechtsorgane, Blase, Prostata und Darm von der Nervenversorgung abhängig und können Dysfunktionen entwickeln, wenn das Becken unter Stress steht. Oftmals berichten Patienten über begleitende Rückenschmerzen, die einen ersten Hinweis auf eine gestörte Biomechanik geben können. Eine einfache Röntgenaufnahme der Wirbelsäule und des Beckens zeigt praktisch immer eine Abweichung von der physiologischen Form. 1991 wurde in den Ötztaler Alpen ein sensationeller Fund gemacht. Eine fast perfekt erhaltene Leiche, die auf ca. 5300 Jahre geschätzt wurde. Liebevoll, wie Archäologen sind, nannten sie die Mumie „Ötzi“. Bei der körperlichen Untersuchung fanden sie, dass Ötzi nicht gerade gesund war. Man fand Arthrose in der Wirbelsäule, Bandscheibenschäden, Arteriosklerose der Hauptschlagader, gehirnversorgenden Arterien und der Arterien im Bauch, Darmparasiten und Würmer. Abgesehen von der Pfeilspitze, die in seinem Rücken steckte, gab es also trotz seines sicher aktiven Lebenswandels degenerative Erkrankungen, die auch heute unsere Gesellschaft plagen. In diesem Fall kann man annehmen, dass die Ernährung Ötzis eine große Rolle gespielt hat. Mineralienmängel über Jahre oder Jahrzehnte führen ebenso zu Degeneration und Entzündungsprozessen, die zu den o. g. Symptomen führen können, sowohl vor 5300 Jahren als auch heute. Aber es gibt noch weitere Argumente gegen ständiges Sitzen, egal ob beruflich bedingt oder nicht, und zwar ein erhöhtes Auftreten von Problemen mit emotionaler Verarbeitung als auch von Krebs. Auch sie können über eine Veränderung der Nervensystemfunktion erklärt werden, da die Qualität von Regeneration, Schlaf, Immunsystemregulation, Hormonproduktion und Stoffwechsel ein Ausdruck der Potenz des Nervensystems ist. Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen Serotonin, unserem „Glückshormon“, und der Körperhaltung festgestellt. Da Serotonin zu 95 % im Darm produziert wird, wird auch die emotionale Lage eines Menschen unmittelbar mit Darmgesundheit und Beckenstabilität bzw. eine gesunde Biomechanik in Zusammenhang gebracht. Wie oft kommt es vor, dass ein Mensch mit Depression aufrecht steht und eine gute Haltung aufweist? Warum gibt es nach einer natürlichen Geburt die sogenannte postpartale Depression von frischen Müttern? Könnte es damit zusammenhängen, dass das Becken und das darin enthaltene Nervensystem einen deutlichen Stress erlitten haben und die Serotoninproduktion darunter leidet? Es ist bekannt, dass Stress (egal ob körperlich, emotional oder chemisch) die Serotoninkonzentration negativ beeinflusst. Dies scheint anhand der bisher durchgeführten Überlegungen nur logisch. Das Verhalten allgemein, insbesondere extreme Abweichungen von der Norm in Bezug auf Gewalttätigkeit gegenüber anderen und sich selbst sind mit Abweichungen der Serotoninproduktion in Zusammenhang gebracht worden. Aber auch Fibromyalgie, Schlaflosigkeit, Angstzustände u. a. sind oftmals Ausdruck einer Serotonindysregulation. Die Produktion des Hormons wird durch die Aminosäure Tryptophan gespeist, der weitere Weg zum aktiven Hormon ist unter anderem Vitamin B6 abhängig (88–94) Also, immer schön aktiv bleiben und nicht vergessen, was die Großeltern immer gesagt haben: „Geh mal gerade, Mensch“ … Kaffee. Die morgendliche Tasse Kaffee gehört bei vielen Menschen zum absoluten Muss und kann bei Kaffeemaschinenproblemen zu einem üblen Start in den Tag, sowohl für den Menschen als auch seine Umgebung, führen. Viel ist bereits geschrieben worden über Kaffeekonsum und dessen Auswirkungen auf Gesundheit, aber was sagt die aktuelle Literatur dazu? Krebserregend? Macht hohen Blutdruck? Nährstoffe werden aufgebraucht? Hier eine kleine Zusammenfassung: Kaffee wird bereits seit über 1000 Jahren weltweit konsumiert, als Stimulanz für das zentrale Nervensystem, Energydrink und als soziales Getränk. Der Handel mit Kaffee erbrachte 2011 10 Milliarden Dollar weltweit und ist damit nach Wasser das zweitbeliebteste Getränk. Omar, ein arabischer Schüler vom Sheik Abou’l Hasan Schadheli, wurde (aus unbekannten Gründen) aus seinem Heimatort im Yemen verbannt und in die Wüste der Hochebene des südlichen Roten Meeres geschickt, um zu verhungern und/oder zu verdursten. Kurz vorm Sterben sah Omar rote Beeren eines Busches, die er umgehend pflückte und aß. Sie waren jedoch bitter, sodass er sie röstete und kochte. Er trank das Wasser und fühlte sich sogleich energetischer. Die Nachricht erreichte seinen Heimatort, und er durfte nach diesem Wunder zurück in sein Dorf, welches den Namen „Mocha“ führte. Mal abgesehen davon, dass nicht überliefert ist, woher das Wasser zum Kochen kam, warum Omar es nicht gleich getrunken hatte, wie er es kochen konnte und wer die Nachricht nach Mocha brachte, ist es aber wahr, dass im Yemen Kaffee schon im 15. Jahrhundert getrunken wurde, um nachts wachzubleiben und beten zu können, und als Getränk zu und/oder vor Tänzen serviert wurde. Mocha war ein zentraler Marktplatz für Kaffeehandel vom 15. bis 18. Jahrhundert. Das Emblem Yemens ist bis heute ein stolzer Adler mit einer Kaffeepflanze in der Mitte. Die Ursprünge des Kaffees liegen wohl in Äthiopien, aber durch Handel breitete sich die Pflanze schnell nach Arabien aus. Es wird angenommen, dass das Wort „Kaffee“ von dem Königreich „Kaffa“ in Äthiopien stammt. Vor 1000 n. Chr. haben Stammesmitglieder der „Galla“ Kaffeebeeren zermahlt und in Tierfett eingebettet und als Snack für unterwegs benutzt, wenn sie auf längeren Wanderungen oder auf dem Kriegspfad waren. Die Türken stellten erstmals Kaffee als Getränk her und setzten manchmal Gewürze wie Nelken, Zimt, Kardamom oder Anis zu, um den Geschmack noch zu verfeinern. Im Verlauf der Geschichte kam Kaffee durch die British East India Company nach England, wo Ende des 16. Jahrhunderts die ersten Cafés aufkamen. 1946 entstand die erste Espresso Maschine. Der Name Cappuccino kommt von der Farbe der Roben der Mönche des Capuchin (Kapuziner) Ordens und ihren markanten Mützen. 1984 öffnete Howard Schultz eine kleine Espresso Bar in der Ecke eines Kaffeebohnen-Ladens und servierte „Café Latte“, was einen Ansturm der Begeisterung mit sich brachte. Der Laden hieß „Starbucks“ (95–97) Koffein hat wie alle „Drogen“ Wirkungen auf die Physiologie. Es stimuliert das zentrale Nervensystem, erhöht Energielevel, verbessert Reaktionsgeschwindigkeit und Konzentrationsfähigkeit. 2006 wurde eine Studie veröffentlicht, die den hohen Antioxidantiengehalt von Kaffee beschrieb (Polyphenole, Catechine, Epicatechine).89 Eine zusammenfassende Arbeit von Studien aus den Jahren 1990–2012 konnte keine wesentlichen Einschränkungen der Gesundheit in Zusammenhang mit Kaffee feststellen. Vorsicht wurde geboten bei Kindern, Jugendlichen, Schwangeren und älteren Menschen. Eine leichte Reduktion in dem Auftreten von Herzerkrankungen, Diabetes, Parkinson und Krebs wurde beschrieben. Trotzdem ist Kaffeereduktion ein Teil bei bestimmten Formen der Entgiftung, und ein Konsum von mehr als 3–4 Tassen pro Tag wird nicht empfohlen. Der Einfluss auf Osteoporose Entstehung ist noch nicht abschließend geklärt, könnte aber im Zusammenhang mit einem Calciumverlust über die Nieren bei Kaffeekonsum stehen. Des Weiteren wird empfohlen, die letzte Kaffeetasse mindestens 8 Stunden vor dem geplanten Einschlafen zu trinken, da Kaffeekonsum auf den Wach-/Schlaf-Rhythmus Einfluss nimmt. Die Art des Kaffees und die Verarbeitung sowie das benutzte Wasser spielen natürlich auch eine Rolle für den Gesundheitswert des Kaffees. Filteranlagen können das Leitungswasser von Schadstoffen befreien und so zu einer besseren Qualität führen (98) 89 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1365-2621.2006.tb15650.x. Nicht zu vergessen ist, dass Kaffee zu einem Verlust von Calcium, Magnesium und Natrium über den Urin führt, was Knochendichte, Nervensignalweiterleitung, Muskelkontraktion und viele andere physiologischen Stoffwechsel führen kann (99). Bei hohem Kaffeekonsum ist es empfehlenswert, diese Mineralien in bioverfügbarer Form zu ersetzen. Alkohol. Alkohol ist noch länger Teil der Menschheit als Kaffee und hat die Entwicklung unserer Spezies in vielerlei Hinsicht mitbestimmt, zum Guten oder zum Schlechten. Heutzutage überwiegt die Ansicht, Alkohol schade der Gesundheit. Allgemein bekannt ist, dass Alkoholkonsum zur Entstehung von Leberzirrhose und verschiedenen Krebsarten beiträgt. Alkohol ist prinzipiell ein Nervengift, was im zentralen Nervensystem greift. Wir erleben das als einen Rausch, eine Erheiterung setzt ein (zumindest erstmal). Aber bald werden Gleichgewicht, Sprache und Motorik beeinträchtigt. Am nächsten Morgen ist ein Teil des Alkohols in Aldehyde abgebaut worden, die wiederum Zellgifte darstellen. Vorsorglich Aspirin oder Paracetamol zu nehmen, um den Kater danach zu verhindern, ist keine besonders gute Idee, wie das „Journal of the American Medical Association“ veröffentlichte: Aspirin kann durch Stoffwechsel-Verlangsamung den Alkoholblutpegel um 26 % erhöhen und schwere Leberschäden auslösen. Paracetamol ist an sich schon lebertoxisch, also auch keine optimale Lösung. Wasser trinken und Mineralien und Vitamine auffüllen scheint immer noch die beste Lösung, Entgiftungsprozesse zu beschleunigen. Die Verteilung von Alkoholkonsum 2018 nach Nationen sah folgendermaßen aus (100):

Kapitel 7. Impfungen. Bei dem Thema Impfung kochen die Gemüter schnell über, sodass hier nur ein Überblick über die Geschichte und der aktuelle Datenlage zu Impfungen gegeben werden soll, ohne eine Wertung vorzunehmen, damit neutraler Boden bewahrt werden kann. Üblicherweise beginnt die Geschichte der Medizin mit dem englischen Arzt Edward Jenner, der 1796 ein Kuhpockenvirus benutzte, um ein Milchmädchen damit vor einer Pockeninfektion zu schützen. Er benutzte einen Eiterherd der Kuh, nahm das Sekret, ritzte eine kleine Verletzung in den Arm des Mädchens und rieb den Eiter in die Wunde. Dadurch konnte das Mädchen eine Antikörperreaktion auf das Kuhpockenvirus herstellen und war durch eine Kreuzreaktion auf das verwandte menschliche Pockenvirus immunisiert worden, sodass ihr die Erkrankung erspart blieb, als wieder einmal eine Welle der Infektion das Land durchzog. Eine geniale Idee, die viele Fälle von Erkrankungen verhindern und die Sterblichkeit an mehreren Erkrankungen verringern konnte. Es gab zwar schon seit 1600 solche Praktiken in Afrika, Teilen Europas und in Amerika, jedoch war Jenner der Erste, der daraus ein System schuf, was sich nachher der Herstellung von Impfungen fortsetzte. Das Ganze wurde jedoch nicht universell angenommen. Durch das Einbringen von Zellen einer anderen Spezies in das menschliche Blut wurden Ängste geschürt, dass Menschen sich in Tiere verwandeln oder ihre Eigenschaften annehmen könnten. In den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts gab es viele Karikaturzeichnungen, die diese Ängste mit Humor darstellten

Quelle: Edward Jenner vaccinating patients against smallpox. Credit: Welcome Collection. CC BY. Das Verfahren wurde durch den französischen Chemiker Louis Pasteur verfeinert und professionalisiert, der 1885 eine Impfung für Tollwut, einer viralen Erkrankung, die praktisch immer tödlich verlief, herstellte. Genau genommen war es ein Antitoxin für eine bereits bestehende Infektion, die aufgrund der langen Inkubationszeit des Virus aber unter der Bezeichnung Impfung geführt wurde. Die Geschichte der Impfungen ist jedoch nicht nur von Erfolgen gekennzeichnet, wie es bei einer Intervention mit hochkomplexen physiologischen Veränderungen auch kaum anders zu erwarten ist. Der Kampf gegen Polio, einer viralen Erkrankung des zentralen Nervensystems, welche zu einer Lähmung der Muskulatur, insbesondere der Beine und später der Atmung, führt, begann in den 1950ern und entwickelte sich zu einem Streit zwischen den beiden Wissenschaftlern Sabin und Salk, deren Impfungen sich darin unterschieden, dass eine die lebende und die andere eine tote Version des Virus enthielt. Im April 1955 wurden mehr als 400.000 Kinder in den USA mit der Impfung von Salk geimpft, und es konnte gezeigt werden, dass die Effektivität gegenüber dem Poliovirus Typ II und III bei ungefähr 90 % lag, bei dem Typ I bei 60–70 %. Einige Virologen waren jedoch der Meinung, dass die tote Virusversion keine langanhaltende Immunität erzielen könne (daher auch die notwendige Wiederholung der Impfungen), und dass die lebende Version von Sabin bevorzugt eingesetzt werden sollte. Die Studien zur Lebendimpfung wurden außerhalb der USA durchgeführt, und bis 1960 wurden mehr als 15 Millionen Menschen in der Sowjetunion mit dieser geimpft. Die Ergebnisse zeigten bessere Ergebnisse, die mit einigen Vorteilen einhergingen: 1. Sie konnte oral eingenommen werden statt einer Injektion, 2. Die Impfung verursachte eine Entzündung des Darms (80 % unseres Immunsystems sind im Darm, daher ist der Darm oft der Ort, an dem die Immunsystemreaktion primär stattfindet), sodass die Geimpften das lebende Virus mit dem Stuhl ausschieden und es sich in den Abwässern weiter ausbreitete und teilweise nicht Geimpfte damit in Kontakt kamen. Es wurde postuliert, dass dies eine passive Impfung mit sich bringt und ein höherer Schutz in der Bevölkerung entstehen würde (mittlerweile ist bekannt, dass diese Ausscheidung von Viren die Infektionsrate eher erhöht) Bis 1968 wurde die Salk Impfung abgeschafft und nicht mehr produziert. Aber nicht überall wurde diese Entwicklung vollzogen. In den europäischen Ländern wuchs eine gewisse Skepsis gegenüber der Lebendimpfung, da eine Nebenwirkung eine klinisch manifeste Polioerkrankung war, das heißt, nach der Polioimpfung waren manche Menschen am Poliovirus erkrankt und gelähmt. Es wurde vom US Surgeon General festgestellt, dass von 87 Fällen von Lähmungen zwischen 1961 und 1964 57 durch die Impfung verursacht waren. Die Niederlande benutzten noch die Salk Version der Impfung, die schließlich, nach weiteren Verbesserungen, weltweit angenommen wurde. In den 1960ern wurde auch in den Niederlanden die Polioimpfung mit der Keuchhusten- und Tetanusimpfung zu der noch heute verabreichten DTP 3-fach Impfung kombiniert. Da für das Wachstum der Viren lebendige Zellen benötigt wurden, wurden 5000 Affen pro Jahr aus Asien importiert, die allerdings in 15–20 % der Fälle krank waren und direkt nach Ankunft im Land starben. Um sich von dieser Abhängigkeit zu befreien, fingen 2 Mikrobiologen an, Affennierenzellen zu kultivieren und die Zellkulturen für das Viruswachstum zu nutzen. Dadurch konnten 1000-mal so viele Polioviren hergestellt werden, die wiederum in Impfungen genutzt werden konnten (1). Diese neu entstandene Version der Impfung wurde daraufhin in Mali und dem heutigen Burkina Faso an Menschen getestet mit einer hohen Zufriedenheitsrate, sodass sie auch in Europa umgesetzt werden konnte. Aber auch heute noch gibt es (selten) Fälle von Polio-artigen Lähmungen nach oraler Sabin Impfung in 1 von 520.000 Fällen, und sogar das CDC in Atlanta schreibt auf seiner Webseite, dass, wie mit allen medizinischen Eingriffen, auch Impfungen ein Restrisiko für Verletzungen und Tod mit sich bringen92. Im Juni 2017 berichtete die WHO, dass 15 Kinder in Syrien aufgrund der Lebendimpfung mit nachfolgend in der Natur mutierten Viren eine Lähmung erlitten hatten, dazu 2 weitere Anfang des Jahres und 4 in der Demokratischen Republik Kongo, insgesamt deutlich mehr als durch das natürlich vorkommende Poliovirus. 92 https://www.cdc.gov/vaccines/vac-gen/side-effects.htm. Heutzutage ist Polio keine große Gefahr in den industrialisierten Ländern. Das Virus führt natürlicherweise in weniger als 1 % der Fälle einer Infektion zu einer Lähmung, was bedeutet, dass mehr als 99 % der Polioinfizierten keine bleibenden Schäden beklagen. Alle Menschen, die sich mit Polio infizieren (auch wenn sie dabei keine Symptomatik zeigen), sind danach ihr Leben lang immun gegen das Virus im Gegensatz zu geimpften Menschen. Trotz aller Bemühungen um globaler Ausrottung des Virus (über 16 Milliarden Dollar in 30 Jahren) wurden 2019 in Afghanistan, Pakistan und Iran im ersten Halbjahr knapp 4 mal so viele Fälle der Erkrankung registriert wie im gleichen Zeitraum 2018. Die Impfkampagnen waren aufgrund von politischen Problemen etwas ins Stocken geraten, und nachdem Eltern, die ihre Kinder nicht impfen ließen, von der Regierung mit einer Gefängnisstrafe belegt wurden, wurde die Opposition in den Untergrund getrieben und ihre Kinder versteckt. In Afrika ist die Hauptgefahr durch die impfassoziierten Viren größer als durch die natürlich vorkommenden Viren. 2018 wurden weltweit 105 Kinder hierdurch gelähmt, während das Wildvirus 33 Kinder lähmte. 2019 zeigte nochmal eine Steigerung der Poliozahlen, v. a. in den Gebieten Afghanistan und Pakistan. Indien wurde 2014 als poliofreie Zone deklariert, ein jahrelanges Unterfangen, das die Wirksamkeit der Impfung unter Beweis stellte. Seitdem steigt die Anzahl der polioähnlichen Lähmung, die als „Non-polio AFM“ bekannt geworden ist. Die in Indien benutzte Impfung enthielt etwa 5x mehr lebende Polioviren als die davor benutzte, sodass manche Autoren hier eine Verbindung sehen, die jedoch nicht belegt worden ist. Die Bill und Melinda Gates Stiftung ist nun dabei, eine neue Impfung zu produzieren, die solche tragischen Fälle minimieren und 2020 ggf. zum Einsatz kommen soll. Im März 2019 wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigt, wie Polioviren unser Mikrobiom im Darm benutzen, um uns zu infizieren, und die Erkrankung dadurch entstehen kann. Hinweise, dass eine gestörte bakterielle Flora Virusinfektionen begünstigen kann, häufen sich, und die Möglichkeiten das Mikrobiom zu benutzen, um Impfungen effektiver zu machen, werden untersucht (2–7) Die größte Diskussion in den letzten Jahren betrifft allerdings eine andere Impfung: nämlich jene gegen Masern. Sowohl in den USA als auch in Deutschland wurde die Impfpflicht für Kinder beschlossen. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter Impfungen allgemein und akzeptiert die Notwendigkeit einer Impfpflicht aus Angst vor einer Epidemie und ggf. von einer erhöhten Anzahl an Todesfällen, die die Erkrankung mit sich bringen kann. Es gibt aber auch eine nicht ganz unerhebliche Anzahl von Menschen, die gerade die Impfpflicht ablehnen, die Gründe mögen hier einmal aufgeführt werden. Nachdem Deutschland 1945 im Zweiten Weltkrieg besiegt wurde, wurde in Nürnberg ein großer Gerichtsprozess zur Verurteilung der Naziverbrechen abgehalten. Unter anderem ging es auch um die Verbrechen der Ärzte im Dritten Reich. Im Verlauf der Verhandlungen 1946 und 1947 wurden die verübten Verbrechen dargelegt und darüber geurteilt. Es war der erste der 12 Nürnberger Prozesse93. Es ging vor allem um die Experimente, die die Nazi Ärzte an Häftlingen durchführten, welche jeglicher Menschlichkeit entbehrten. Es wurden Höhenexperimente, Unterkühlungsversuche, Versuche mit Infektionen und Giften sowie Meerwasser, Sterilisationen, Ermordungen von vielen tausend Menschen, und eben auch Versuche mit Impfungen durchgeführt. Die Häftlinge wurden nicht aufgeklärt, geschweige denn um ein Einverständnis gebeten. Im Urteil wurde festgelegt: „Die freiwillige Zustimmung der Versuchsperson ist unbedingt erforderlich94.“ Zudem wurde gefordert, dass die Versuche ein „Wohl für die Gesellschaft“ erwarten lassen und „unnötige körperliche und seelische Leiden und Schädigungen vermieden“ werden sollten. Die Richter bezeichneten die Aussagen des Kodex als Grundprinzipien, „welche befolgt werden müssen, so dass Versuche am Menschen nicht gegen Moral, Ethik und Rechtsprinzipien verstoßen“. Aus dem Nürnberger Kodex stammt das bis heute gültige Konzept des „informed consent“, also der freiwilligen Einwilligung nach Aufklärung. Heutzutage sind Impfungen eine Standardmaßnahme, die in Arztpraxen und Krankenhäusern auf der ganzen Welt verabreicht werden, größtenteils auf freiwilliger Basis. Eine Impfpflicht bedeutet, dass ein Mensch sich nicht mehr freiwillig dieser Maßnahme entziehen kann, ein Bruch des Nürnberger Kodex, wenn man so will (Ausnahmen mag es durch medizinische Atteste geben, ansonsten drohen Bußgelder, in manchen Ländern sogar Gefängnishaft der Eltern). Meistens wird seitens der Impfbefürworter argumentiert, dass das Virus bzw. die Erkrankung die Schädigung ist und die Impfung das Kind davor bewahrt, dementsprechend einen Schutz darstellt. Die Mehrheit der Wissenschaftler sieht das ähnlich, allerdings ist auch da eine kleine, aber wachsende Gruppe von Ärzten, Biochemikern, anderen Wissenschaftlern und Eltern, die sich gegen diese Darstellung wehren. Diese Zweifel, Ängste oder sogar Anfeindungen gegen Impfungen gab es zwar schon immer, aber eine große Welle wurde durch eine Veröffentlichung 1998 durch den englischen Arzt Dr. Wakefield angestoßen, der in einer Untersuchung einen Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus postuliert hat. Hier die Geschichte: 93 https://www.aerzteblatt.de/archiv/192979/Medizingeschichte-Der-Nuernberger-Aerzteprozess. 94 https://www.ippnw.de/soziale-verantwortung/medizin-gewissen/artikel/de/der-nuernberger-kodex-und-seine-folg.html. Dr. Andrew Wakefield, ein respektierter Gastroenterologe (Spezialist für Magen-Darmerkrankungen), der in London arbeitete, fand mit anderen Kollegen in den 90er Jahren bei autistischen Kindern immer öfter Magen-Darm Probleme. 1998 publizierte er mit 12 anderen Autoren ein Paper im hochangesehenen Journal „The Lancet“, in dem diese neue Problematik beschrieben wurde. 12 Kinder mit Autismus wurden untersucht, die Magen-Darm Problematik schien mit einer „neuropsychiatrischen Dysfunktion“ einherzugehen. Das war das erste Mal, dass Autismus und Darmentzündungen in Verbindung gebracht wurden, mittlerweile zwar eine anerkannte Tatsache, aber damals neu. Die Studie war der Anfang der Theorie der „gut-brain connection“, also die Verbindung zwischen Gehirn und Darm, die Ergebnisse wurden in mehr als zweihundert anderen Artikeln zitiert und konnten mehrere dutzend Mal repliziert werden. Die große Kontroverse entstand durch den Kommentar in der Diskussion der Veröffentlichung, in der es heißt, dass die Eltern von 8 der 12 Kinder den Beginn der Autismus Erkrankung nach der Mumps-Masern-Röteln Impfung (MMR) bemerkten. Diese Information wurde in die Diskussion eingefügt, ohne eine Wertung vorzunehmen. Die Empfehlung, weitere Untersuchungen vorzunehmen, um eine mögliche Beziehung dieser Faktoren zu verstehen, schloss sich an. Es wurde sogar bestätigt, dass die Studie keine Verbindung zwischen der Impfung und Autismus herstellen konnte. Diese wenigen Sätze hatten aber einen enormen Effekt, der sich bis heute nachvollziehen lässt. Bis 2004 wurde der Druck auf die Autoren immer höher, sich von der Veröffentlichung zu distanzieren, obwohl sie sich neutral und pflichtbewusst ausgedrückt und die Impfung nie direkt kritisiert hatten. 10 der 12 Autoren unterschrieben ein Widerrufsschreiben, Dr. Wakefield und einer seiner Kollegen, Dr. John Walker-Smith, weigerten sich, da sie das als eine Verletzung ihres ärztlichen ethischen Kodex betrachteten. Die beiden mussten sich danach vor einem Medizintribunal verantworten und verloren beide ihre ärztliche Zulassung. Was oft nicht berichtet wurde, ist, dass Dr. Walker-Smith nach diesem Prozess vor dem UK High Court zog und alle Anklagen rückgängig machen konnte, sodass er 2001 in Frieden berentet werden konnte (8–11) Mittlerweile gibt es Studien, die sich deutlich aggressiver gegenüber Impfungen äußern als die Autoren von 1998, aber die Reaktion damals war ein deutliches Zeichen von bestimmten Interessengruppen, wie mit Andersdenkenden umzugehen sei. Hiernach entwickelte sich (vor allem in den USA) eine größer werdende Anzahl an Eltern und Wissenschaftlern/Ärzten, die sich immer lauter gegen die immer größer werdende auferlegte Impflast ihrer Kinder wehrten. Momentan bekommen Kinder in den USA bis zu ihrem 18. Lebensjahr über 72 Dosen von zumeist 17 verschiedenen Impfungen, die erste gegen Hepatitis B mit 6 Stunden nach der Geburt und mindestens 14 Impfungen in den ersten 6 Lebensmonaten. Die Tendenz ist deutlich steigend, weitere Impfungen werden getestet und aller Wahrscheinlichkeit dem Routineverfahren hinzugefügt. Dass Impfungen allein keinen Autismus auslösen, ist klar, da sonst alle geimpften Menschen daran erkrankt wären, aber die Zusammenhänge zwischen Impfungen, Mikrobiom, Immunsystem und Nährstofflage sind hochkomplex und nicht restlos erforscht, sodass sicherlich noch einiges an Forschung notwendig ist, um die zunehmenden Fälle, um die es geht, besser zu verstehen. Gerade die Masern haben in den letzten Jahrzehnten für Gesprächsstoff gesorgt: Eine Viruserkrankung, die normalerweise in der Kindheit durchgemacht wird und in zwei Stadien abläuft. Erst treten grippeähnliche Symptome auf, dann kommt meistens ein Hautausschlag hinzu. Fieber in typischerweise zwei Schüben begleitet die Symptomatik mit weiteren Symptomen wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Heiserkeit, Schnupfen oder Heiserkeit. Flecken in der Mundschleimhaut sind charakteristisch für die Erkrankung und werden im Fachjargon „Koplik-Flecken“ genannt. Nach etwa 2–3 Wochen klingen die Symptome normalerweise wieder ab, und der Patient ist sein Leben lang gegen die Erkrankung immun. Die Erkrankung ist hoch ansteckend, was früher von Eltern im Rahmen von „Masern-Partys“ genutzt wurde. Wenn ein Kind sich mit Masern infiziert hatte, wurden Kinder in der Nachbarschaft eingeladen, damit sie sich ebenfalls anstecken und die Kinder gemeinsam wieder in den Kindergarten/in die Schule konnten. Mittlerweile hat sich eine zunehmende Angst vor Masern in der Bevölkerung ausgebreitet. Grund dafür sind mögliche Komplikationen, die teilweise tödlich enden können. Insbesondere die Hirnhautentzündung ist eine gefürchtete Folgeerkrankung, die sich teilweise erst Jahre später entwickeln kann. Sie tritt mit etwa 1 zu 1000 auf, die Sterblichkeit beträgt in den Industrieländern ca. 1–3/10.000. Wenn man Masern mit Viren wie dem Marburg Virus oder Ebola vergleicht, verblasst die Aggressivität, und man muss sich genau genommen fragen, warum sterben die anderen 9997–9999/10.000 nicht, und warum bekommen die anderen 999/1.000 keine Hirnhautentzündung? Was ist mit diesem 1 Menschen von vielen, der daran erkrankt bzw. stirbt? Könnte es sein, dass das Immunsystem dieses Menschen aufgrund eines Vitamin D- Mangels, eines Vitamin A-Mangels, einer Problematik mit Darm oder körperlicher Aktivität geschwächt war? Es gibt einige Studien, die nahelegen, dass eine Vitamin A Therapie die Krankheitsintensität und das Outcome deutlich verbessern könnte. Die WHO (World Health Organisation) empfiehlt die Gabe von 200.000 IU (international units) Vitamin A bei Kindern mit einer Masernerkrankung pro Tag für 2 Tage, die in einer Gegend mit einem Vitamin A Mangel wohnen (wenn denn ein Vitamin A Mangel mit der Nachbarschaft, in der man wohnt, zusammenhängen kann). Manche Empfehlungen gehen dahin, dass alle Kinder mit einer Masernerkrankung eine Vitamin A Supplementierung erhalten sollten, da sich dadurch die Sterblichkeit und die Komplikationsrate halbieren. Das heißt, es ist nicht einfach nur Schicksal oder Zufall, wer nach einer Masern Erkrankung stirbt oder eine ernste Komplikation erleidet, sondern kann sehr wohl positiv beeinflusst werden. Interessant ist dabei, dass die Erkrankungen deutlich vor der Einführung von Impfungen in ihrer Zahl nachgelassen haben. Als Hauptursache für den Rückgang der Erkrankungen wird bessere Hygiene und sauberes Wasser verantwortlich gemacht. Impfungen haben dann einen weiteren, aber im Vergleich nur sehr kleinen Rückgang erreicht.95 (12–16) 95 The Cruel Deception, Dr. Robert Sharpe, 1988. Im Jahr 2018 starben von etwa 9,8 Millionen Erkrankten ca. 140.000 Menschen an Masern weltweit, also 1,4 %. Am stärksten betroffen sind Kinder unter 5 Jahren in den Ländern Demokratische Republik Kongo, Liberia, Somalia, Madagaskar und Ukraine. Aber auch in den USA verzeichnet man so viele Masernerkrankte wie seit 25 Jahren nicht mehr. Im Jahr 2000 waren es weltweit 23 Millionen Erkrankte weltweit bei einer Sterblichkeitsrate von 2,1 % (500.000 Tote). Im Folgenden eine tabellarische Aufstellung der Masernerkrankte pro Jahr in Deutschland: 2002: – 4656. 2003: – 777. 2004: – 123. 2005: – 781. 2006: – 2308. 2007: – 566. 2008: – 915. 2009: – 572. 2010: – 780. 2011: – 1608. 2012: – 165. 2013: – 1768. 2014: – 442. 2015: – 2465. 2016: – 325. 2017: – 929. 2018: – 543. 2019: – 51196. 96 Robert Koch-Institut, SurvStat, https://survstat.rki.de. Dem RKI übermittelte Masernfälle pro Monat und Jahr seit 2006 bis 2019 in Deutschland:

Quelle: Robert Koch Institut. Impfquoten für die erste und zweite Masern- und Rötelnimpfung bei 4- bis 7-jährigen Kindern in den bundesweiten Schul­eingangs­untersuchungen 1998 bis 2016 (in Klammern die Impfquote der zweiten MMR-Impfung):

Quelle: Robert Koch Institut. Auffällig ist, dass trotz der relativ konstanten Impfquoten ab etwa 2009 die Anzahl der erkrankten Menschen mal mehr und mal weniger ist und nicht mit der konstanten Impfquote übereinstimmt. 2004, als die Impfquote deutlich niedriger ausfiel, wurden in Deutschland nur 123 Erkrankungen gemeldet. 2015, bei sehr hohen Quoten, wurden 2465 Erkrankungen gemeldet. Wie sieht es in anderen Ländern aus? In Italien wurden 2009 0 Erkrankungen, 2010 863, 2011 5.181 und 2012 682 bei niedrigeren Impfquoten als in Deutschland gemessen

Quelle: European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) 2005–2013. In den USA nimmt die Sterblichkeit an der Erkrankung seit etwa 1920 ab, die Impfung wurde erst 1963 eingeführt, als die Sterblichkeit schon fast ihren Tiefpunkt erreicht hatte.97. 97 www.healthsentinel.com. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich in England und Deutschland. In Deutschland sanken die Todesfälle durch Masen von über 180 im Jahr 1961 auf etwa 40 im Jahr 1973, als die Impfung eingeführt wurde. Man muss nur 100 Jahre in die Vergangenheit schauen, um ein gutes Bild der Entwicklung zu bekommen. In England starben bis etwa 1920 noch über 1000 Menschen pro Jahr an Masern. Diese Zahl sank bis 1968 (Beginn der Impfung) auf nahezu das Niveau, das wir heute haben. Mit anderen Worten, die Impfung gegen Masern hat verschwindend geringen Einfluss auf die Sterblichkeit. Weltweit war die Impfquote 2014 bis auf Teile Afrikas, Indiens, Pakistan, Afghanistan, Türkei und des Mittleren Ostens größtenteils bei über 90 %

Kapitel 8. Sport und Bewegung. Nun wieder zu einem etwas heitereren Thema: Sport und Bewegung. Ein Leid für viele Couch Potatoes, aber vielleicht gibt es auch für sie Hoffnung, in diesem Kapitel Motivation zu schöpfen, die Beine in die Hand zu nehmen und sich realistische Ziele zu setzen. Als Menschen sind wir gebaut, um uns auf 2 Beinen fortzubewegen. Stehen, gehen und laufen liegen in unserer Natur. Eigentlich wäre damit schon alles gesagt, aber da wir in einer Welt der Wissenschaft leben, schauen wir uns ein paar Daten zu Sport und Bewegung an, die im Verlauf der Jahre aus Studien hervorgegangen sind und, um auch die Sportmuffel zu befriedigen, auch die negativen Aspekte von Sport … Menschen sind eine sogenannte „physiologische Frühgeburt“. Als eine der wenigen Spezies auf dieser Welt sind wir nach der Geburt nicht in der Lage, die Funktionen unseres Körpers zu kontrollieren. Während andere Säugetiere innerhalb weniger Stunden aufstehen und laufen können, dauert es beim Menschen mindestens 10 Monate, bis das Kleinkind beginnt aufzustehen und seine aufrechte Motorik zu entwickeln. Wir sind wohl die Spezies, die am längsten auf Hilfe angewiesen ist und am längsten braucht, um selbstständig zu werden. Der Ablauf hierfür ist hochkomplex und von vielen Variablen abhängig. Das Laufen an sich ist schon eine spannende Angelegenheit. Beim Auftreten mit einem Fuß und Hochheben des anderen passieren viele Dinge, die zu unserer Gesundheit beitragen. Fuß, Sprunggelenk, Knie und Hüftgelenk werden beim Auftreten einer Kompression ausgesetzt, welches beim Hochheben des Beins durch einen negativen Druck ersetzt wird. Dieses Wechselspiel von Druck und Unterdruck funktioniert wie eine Art Pumpe, bei der Blut als Ultrafiltrat durch die Kapsel in das Gelenk gelangt und den Knorpel mit Nährstoffen versorgt, da er selbst nicht durchblutet ist. Ein genialer Vorgang, bei dem zusätzlich Wasser aus dem Knorpel in das Gelenkinnere gelangt und die „Gelenkschmiere“ so fein und glatt zaubert, dass es keine künstliche Substanz gibt, die eine bessere Gleitfähigkeit als den menschlichen Knorpel vorzeigen kann. Die Bandscheiben geben, ähnlich dem Knorpel, tagsüber bei Belastung Wasser ab, welches sie dann, wie Knorpel, nachts wieder resorbieren. So ist es erklärbar, dass wir morgens alle größer sind als abends. Knorpel und Bandscheibengewebe wachsen nachts wieder auf das ursprüngliche Niveau und geben uns den ganzen Tag wieder eine gute Stabilität und einen Belastungspuffer, und das Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Alles, was sie brauchen, ist ein bisschen Belastung, normale Biomechanik der Wirbelsäule und ein paar gute, natürliche Nährstoffe (am besten pflanzlich), um für 120+ Jahre gesund zu bleiben. Das bedeutet, dass Bandscheiben, Knorpel, Bänder und Knochen Belastung brauchen, um nicht zu degenerieren. So wird der Bewegungsapparat ernährt. Arthrose beispielsweise wird häufig als Folge einer Belastung im Leben dargestellt. Aber es konnte bisher nicht gezeigt werden, dass Menschen mit hohen körperlichen Belastungen mehr Arthrose haben als Menschen, die im Büro arbeiten. Wenn Arthrose eine Folge von Belastung wäre, warum haben manche Menschen auf der einen Seite eine gute und auf der anderen eine erkrankte Hüfte? Sie sind doch beide gleich alt und sind im Laufe des Lebens gleich belastet worden? Belastung ist also kein Problem, wie man auch bei Menschen in den Blue Zones sieht. Dort arbeiten Männer teilweise bis 100 Jahre auf dem Feld und sind in der Lage, bis ins hohe Alter, Gewichte über Berge und Felder zu tragen, ohne dass sie dabei Gelenkprobleme bekämen. Nein, Belastung ist nicht das Problem, sondern die Nährstoffversorgung. Entweder es werden nicht genügend Nährstoffe durch die Ernährung aufgenommen, oder sie gelangen nicht in genügendem Maße in das Gelenk. Wenn ein Kniegelenk gesund ist und das andere nicht, ist es hochgradig wahrscheinlich (wenn kein vorheriger Unfall das Gelenk beschädigt hat), dass eine Fehlstellung an der Lendenwirbelsäule vorliegt, die Druck auf mindestens einen Nerv ausübt, der aus der Lendenwirbelsäule den Stoffwechsel der Knie versorgt. Ganz allgemein führt Sport zu Adaptationen von Knochen, Gelenken, Sehnen, Bändern, Organen und Gefäßen. Die Knochen, Gelenke, Bänder und Sehnen passen sich der neuen Belastung an, werden härter und führen so zu einer verbesserten Stabilität. Das Herz wächst und kann größere Volumen an Blut pumpen. Die Ruheherzfrequenz sinkt und kann bei Leistungsportlern (Tour de France Fahrer) bei ungefähr 30 Schlägen pro Minute liegen (normale Erwachsene 60–80). Die maximale Sauerstoffaufnahme steigt, sie kann auch im Rahmen einer Leistungsdiagnostik als prognostischer Faktor für Wettkämpfe genutzt werden. Die Lunge vergrößert sich, der Sauerstofftransport über die kleinen Membranen in den Alveolen ins Blut wird verbessert. All dies führt dazu, dass der Sportler sowohl im Training als auch im Wettkampf bessere Leistungen erbringen kann. Der Körper adaptiert, so wie er es auch im Rahmen von Erkrankungen macht. Sport kann aber auch im Rahmen von Erkrankungen oder bei der Rehabilitation eine führende Rolle einnehmen. Beispielsweise kann hoher Blutdruck nur mit mäßiger sportlicher Betätigung verbessert werden, sodass weniger oder gar keine Medikamente genommen werden müssen. Im Rahmen von Krebsrehabilitation (sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern) hat sich moderater Sport als sehr positiv herausgestellt (1–11) Der Grund für diese positive Einflussnahme wird den Leser nun nicht mehr überraschen. Moderater Sport ist ein milder Impuls für das Sympathische Nervensystem. Der Körper wird diesen „Stress“, der genaugenommen eine Gewebeverletzung darstellt, als solchen erkennen und nach sistieren mit einer Parasympathikus Reaktion beantworten. Wie bereits etabliert wurde, initiiert der Parasympathikus Regenerationsvorgänge im gesamten Körper und lässt die adaptiven Prozesse in sämtlichen Geweben passieren. Dazu gehört auch, dass Stoffwechselprozesse verbessert werden, der Blutdruck sinkt, Verdauung und Schlaf gefördert werden etc. Das bedeutet im Klartext: Sport fördert die parasympathische Heilreaktionen! Diese Information könnte für viele Sportler, aber auch für chronisch Kranke eine wertvolle Hilfe sein. Wenn durch Sport Gewebeheilung induziert werden kann (Muskeln, Lungen, Bronchien, Sehnen, Knorpel etc. adaptieren ja, das heißt sie werden stärker und größer), könnte das Prinzip nicht auch für chronische Erkrankungen benutzt werden? Sie stellen häufig einen Gewebeschaden dar und müssten theoretisch doch repariert werden können, wenn das Nervensystem funktioniert. Eine parasympathische Stimulation kann nicht nur mit Sport, sondern auch durch Meditation, Musik, Yoga und andere Entspannungsverfahren, Chirotherapie, Lesen u.a. erreicht werden. Kein Arzt der Welt wird einen Kranken wirklich heilen können, das kann nur das eigene Nervensystem. Das Prinzip kann bei Sportlern auch im Rahmen eines Herzfrequenzvariabilität-gesteuerten Trainings nachvollzogen werden. Bereits durch eine App im Handy kann man morgens im Bett seine eigene Herzfrequenzvariabilität messen und, je nach Ergebnis, bestimmen, wie intensiv das Training am heutigen Tage ausfallen soll oder ob es überhaupt stattfinden sollte. Dies stellt gleichzeitig eine Verletzungs- und Übertrainingsprophylaxe dar und wird bereits im Spitzen- und Leistungssport regelhaft eingesetzt. Es gibt immer wieder Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene, die beim oder nach dem Sport über körperliche Beschwerden klagen, die sie davon abhalten, ihr Optimum bei der körperlichen Belastung zu leisten. Häufig sind es Kopf- und Nackenschmerzen, Schulterbeschwerden, Herzstolpern, Leistenschmerzen, unklare Kniebeschwerden, wiederkehrende Krämpfe trotz intensiven Bananenmampfens oder Achillessehnenschmerzen, die im Rahmen einer orthopädischen oder internistischen Untersuchung keinen pathologischen Befund ergeben. Die meisten müssen dann damit leben, ihr sportliches Potential siecht dahin, und meistens werden die Beschwerden im Verlauf schlimmer. Wenn so etwas aufritt, genau wie immer wiederkehrende Verletzungen an der gleichen oder einer benachbarten Stelle (bspw. erst Knie, dann obere Sprunggelenk, dann Großzehe etc.) ohne äußeren Einfluss, sollten die auftretenden Probleme am sinnvollsten anhand eines Ganz-Wirbelsäulenbildes abgeklärt werden. In den allermeisten Fällen wird es Fehlstellungen in den Segmenten geben, aus denen die Nerven stammen, die den symptomatischen Bereich versorgen. Beispielsweise bei Kopf- und Nackenschmerzen: obere und mittlere Halswirbelsäule, bei Schulterschmerzen: mittlere Halswirbelsäule, bei Herzstolpern/Herzrasen: obere Hals- und obere Brustwirbelsäule, bei Knieschmerzen: mittlere Lendenwirbelsäule, bei Achillessehnenschmerzen: Beckenschiefstand etc. Wenn diese adäquat behandelt werden, gehen die Beschwerden in den meisten Fällen wieder zurück oder verschwinden ganz, und die Sportart kann wieder ausgeführt werden. Sportler leben länger und sind insgesamt gesünder, so scheint es zumindest nach den bisherigen Studien zu sein. Keine große Überraschung, allerdings ist die Definition von Sportler hier nicht unerheblich. In einer Studie im British Medical Journal wurden 15.174 olympische Athleten von 1896 bis 2010 in ihrer Lebenserwartung und Todesursachen untersucht. Heraus kam, dass sie im Schnitt 2,8 Jahre länger lebten als die Normalbevölkerung (gleiche Altersklasse, Nationalität und Geschlecht). Athleten in stärkebetonten Sportarten hatten einen kleinen Vorteil gegenüber den Ausdauersportarten. Athleten in Sportarten, die einer großen Herz-Kreislauf-Belastung ausgesetzt waren (z. B. Radfahrer), hatten im Schnitt keine längere Lebensdauer als die, die keiner hohen Herz-Kreislauf-Belastung ausgesetzt waren (z. B. Golf). Der größte Unterschied konnte zu Sportarten gezeigt werden, die mit einer hohen Kontaktintensität einhergehen (Boxen u. a.). Wahrscheinlich sinkt hier die Lebenserwartung aufgrund der vielen Mikroverletzungen von Kopf und anderen Körperteilen, die eine ständige Heilung erfordern und damit Energie kosten. Gerade die Kopfverletzungen haben in den letzten Jahren zu einer Diskussion im American Football geführt, da hier gehäuft Hirnschädigungen bei lebenden, aber auch verstorbenen Football Spielern nachgewiesen werden konnten. Aber man muss kein Olympionike sein, um einen Vorteil von sportlicher Aktivität zu verspüren. Insbesondere die niedrige Quote an Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei Sportlern, nahezu aller Arten, ein Hauptgrund für die höhere Lebensdauer. Sport geht mit einer erhöhten Lebensqualität und Zufriedenheit einher. Interessanterweise leben Silbermedaillen-Gewinner über 1 Jahr länger als Goldmedaillengewinner. Offenbar hat das „nicht gewinnen“ einen Einfluss auf spätere Lebensentscheidungen und geht mit einer profitableren und längerfristig bestehenden Lebensqualität einher (12–17) Aber Sportmachen ist nicht ganz ohne Risiko. Beispielsweise haben Fußballspieler ein erhöhtes Risiko an Knie- oder Sprunggelenkarthrose zu erkranken (60–80 % vs. 40–46 % in der Normalbevölkerung (18). Marathonläufer haben erhöhte laborchemische Entzündungswerte im Blut, die auf eine Schädigung der Gefäße und des Herzens bei hoher Dauerbelastung hinweisen, ähnlich wie bei Herzinfarkten (19–22). Dass Laufen definitiv gesundheitsschädigend ist, wenn man es exzessiv betreibt, ist jedoch nicht nachgewiesen worden. Auch wenn gelegentlich Herzrhythmusstörungen oder plötzliche Herztode bei Joggern bekannt geworden sind, kann der Sport an sich nicht als problematisch eingestuft werden. Allerdings sind ein paar Überlegungen hierzu angebracht. Wir hatten bereits etabliert, dass Mineralien zum Leben allgemein und zum Unterstützen von sämtlichen Stoffwechselprozessen notwendig sind. Insbesondere bei körperlicher Belastung werden Mineralien in hohem Maße gebraucht. Dass Sportler schwitzen, dürfte für den Leser keine Überraschung sein, aber Schweiß ist nicht nur Salzwasser. Die Sauce enthält als Ultrafiltrat des Blutes, ähnlich wie Tränen und Gelenkflüssigkeit, eine Fülle von Mineralien, die nach Verlassen des Körpers durch die Ernährung wieder aufgenommen werden müssen, damit kein Mangelzustand erfolgt. Bei regelmäßigem Schwitzen wird man dementsprechend viele Mineralien verlieren und muss diese auch ersetzen, da reicht Wassertrinken nicht aus. Insofern ist Sport vielleicht tatsächlich „Mord“, zumindest auf Raten, wenn der Mineralienmangel auf Dauer toleriert wird. Der Lifestyle hat an dieser Stelle einen großen Einfluss. Beispielsweise verbraucht Rauchen einen großen Batzen an Antioxidantien, die wiederum unter anderem Selen und Vitamin C beinhalten. Diese werden allerdings bei vielen Vorgängen im Körper, auch beim Sport, gebraucht, zum Beispiel für die Herzaktivität. Wenn gleichzeitig eine Herzschädigung vorliegt, die sich als Rhythmusstörung oder Atherosklerose manifestiert hat, ist es sinnvoll, Mineralien und Antioxidantien zu sich zu nehmen, um das Risiko eines plötzlichen Herztodes, wie er bei jungen Sportlern schon oft vorgekommen ist, möglichst zu reduzieren (23–29). Häufig sind auch chronische Verletzungen bei Profisportlern, die zu einer Zwangspause führen: Ob Sehnenprobleme, immer wiederkehrende Verletzungen (oft am gleichen Knie, Fuß oder der gleichen Schulter) oder Knochenbrüche ohne Unfall (Stressfrakturen), dies können Hinweise auf einen Mangel an Nährstoffen in diesem Bereich sein. Beispielsweise ist Calcium wichtig für starke Knochen. Ein vermehrter Verlust von Calcium über den Schweiß ohne adäquaten Ersatz kann zu Problemen der Knochen führen, allerdings hat Calcium so viele verschiedene Aufgaben, dass es auch zu anderen Symptomen führen kann „Die Welt“ berichtete über zu früh gestorbene Sportler, deren Ursache meistens mit einem Herzproblem in Verbindung gebracht wird. Die Altersspannbreite liegt zwischen 19 und 38 Jahren! In dem Alter darf man noch keine Herzprobleme haben, insbesondere als Sportler nicht. Und wenn doch, dann muss man sich fragen, warum das so ist.100. 100 https://www.welt.de/sport/gallery4291509/Diese-Sportler-sind-viel-zu-frueh-gestorben.html. In den USA muss das amerikanische „Football“ wegen seiner hohen Zahl an Schädel-Hirn Verletzungen zu den gesundheitlich bedenklichen Sportarten gezählt werden. Aufgrund der hohen Anzahl an Spielern, die auch nach der Beendigung ihrer Karriere unter den Folgen eines strukturellen Hirnschadens litten, wurde eine Studie durchgeführt, die untersuchen sollte, ob und wie viel sich ein Gehirn regenerieren kann. 2011 wurde sie publiziert mit dem Ergebnis, dass die Gehirne der ehemaligen Spieler deutlich besser durchblutet wurden, die Gedächtnisleistung konnte um 69 %, die Aufmerksamkeit um 53 %, die emotionale Lage um 38 %, die Motivation um 38 % und der Schlaf um 5 % verbessert werden. Und das alles nur mit ein paar gesunden Fettsäuren, Multivitamin Supplemente, Ginkgo, Vinpocetin, Phosphatidylserin, Carnitin, Huperzin A und Antioxidantien. Mit anderen Worten: keine Medikamente, keine OP. Die Ergebnisse wurden mittels SPECT Messung (radiologische Darstellung der Stoffwechselaktivität) dargestellt. Die Struktur des Gehirns ist also regenerationsfähig, was weitreichende Konsequenzen für Menschen mit Hirnverletzungen, Parkinson, Demenz und andere chronische Erkrankungen haben sollte.101. 101 D. G. Amen, J. C. Wu, D. Talyor & K. Willeumier, Reversing Brain Damage in Former NFL Players: Implications of Traumatic Brain Injury and Substance Abuse Rehabilitation, Journal of Psychoactive Drugs, Volume 43, 2011, Issue 1, Pages 1–5. Abgesehen von diesen Risiken sind bei normaler sportlicher Aktivität vor allem positive Aspekte zu nennen. Angefangen bei Kindern und Jugendlichen, die von Sport und Bewegung enorm profitieren können. Sowohl die strukturelle Gehirn- als auch die emotionale, soziale und auch die intellektuelle Entwicklung von Kindern werden durch Sporttreiben verbessert (30–32). Gerade in jungen Jahren lässt sich das Gehirn so trainieren, dass im Erwachsenenalter hohe sportliche Leistungen erzielt werden können. Wer erst mit 18 Jahren oder später mit einer Sportart beginnt, wird in der Regel nicht die gleichen Leistungen, auch bei intensivem Training, erreichen können wie jemand, der bereits als Kind die Sportart begonnen hat. Dies ist in besonderem Maße bei technischen Sportarten wie Schwimmen und Ballsportarten der Fall. Bei Ausdauersportarten, wie beispielsweise Laufen und Radfahren, ist auch ein Einstieg in höherem Lebensalter möglich und kann auch dann noch zu befriedigenden Leistungen führen. Und auch wenn man keine Leistung im Kopf hat, wenn man einer sportlichen Aktivität nachgeht, ist das Gefühl nach einer Stunde Sport vor der Arbeit sehr befriedigend und kann die Motivation für den Tag verbessern. Es gibt so viele Sportarten, für die man sich entscheiden könnte, aber welche sind die beliebtesten? Laut einer Statistik aus dem Jahr 2019 sieht es folgendermaßen aus:102. 102https://sportsshow.net/top-10-most-popular-sports-in-the-world

Kapitel 9. Fazit. Was lernen wir jetzt aus dem Ganzen? Was soll sich ändern? Wie soll sich Medizin entwickeln, um möglichst vielen Menschen zu helfen, entweder gesund zu werden oder zu bleiben? Was kann man selbst dazu beitragen? Woran glauben wir, und was wissen wir wirklich? Grundsätzlich sind für Gesundheit 3 Kriterien notwendig: Freiheit von physischem, emotionalem und chemischem Stress. Das bedeutet, dass das Nervensystem nicht unter physischem Druck steht und die Nervenversorgung von Organen, Gelenken, Muskeln, Hormondrüsen und dem Immunsystem einwandfrei funktioniert. Des Weiteren sollten wir uns im Leben glücklich fühlen und Ziele haben, die wir erreichen, um unser Bestreben, ein sinnvolles Leben zu führen, zu erreichen. Nicht zuletzt sollte der chemische Stress möglichst gering gehalten werden, denn biochemische und physiologische Prozesse werden durch Medikamente, Strahlung und nährstoffarmer Ernährung/Pestizide gehemmt. Das alles wird sich früher oder später als Symptom manifestieren, wofür es bestimmt eine Spritze gibt, die es managt, aber die Ursache bleibt unangetastet. Das ist aber mindestens mittelfristig ein Problem, da auch bei einer guten Symptombehandlung das nächste Problem vorprogrammiert ist. Wünschenswert ist eine Medizin, in der der Arzt den Menschen sieht und nicht nur das Knie, die Haut, das Herz oder den Blutwert. Wichtig sind immer die Ernährung, die Verdauung, der Schlaf, Bewegung und Sport, die emotionale Lage und die Wirbelsäule als Umhüllung unseres zentralen Nervensystems. Wenn alle diese Dinge abgefragt und untersucht werden, wird sich bei Menschen mit Symptomen jeglicher Art immer etwas finden, was nicht in Ordnung, aber beeinflussbar ist. Diagnostisch ist eine Ganzwirbelsäulen-Aufnahme im Stehen die beste Diagnostik, um die Biomechanik der Wirbelsäule und des Beckens darzustellen und dann natürlich korrigieren zu können. Dies gelingt nur mit „corrective chiropractic“ – zu Deutsch: korrigierende/rekonstruktive Chiropraktik. Das Ziel ist es nicht nur das Röntgenbild zu verschönern, sondern eine Verbesserung der physiologischen Kommunikation zwischen dem Gehirn und peripherem Gewebe zu erreichen, so das die Nervensignale durch das Rückenmark in die segmentalen Wurzeln geschickt werden. Je physiologischer die Struktur der Wirbelsäule, desto besser die Funktion (Beweglichkeit, aber auch Fähigkeit, Nervensignale weiterzuleiten). Das Gehirn muss in der Lage sein, alle Stoffwechselwege zu kontrollieren. Wenn das gelingt, wird sich der Mensch automatisch in Richtung Gesundheit entwickeln. Wichtig ist ebenfalls, dass nicht vorschnell Medikamente oder Antibiotika verschrieben werden. Es gibt bereits multiresistente Keime, die ihrerseits zu Erkrankungen beitragen, die kaum noch mit Chemie zu bewältigen sind. Das CDC in Atlanta ließ November 2019 verlauten, dass etwa 35.000 Menschen pro Jahr, also umgerechnet 1 Mensch alle 15 Minuten, durch multiresistente Bakterien versterben. Sogar einige Pharmafirmen haben schon deutliche Bedenken gegen die Entwicklung von weiteren Antibiotika geäußert. Propaganda, sowohl in die eine als auch die andere Richtung, wird nur dazu führen, dass unsere Gesellschaft immer kränker wird, und letztendlich zum Aussterben unserer und auch anderer Spezies zur Folge haben, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird. Wir sehen es immer wieder, weltweit, Firmen und Konzerne, die aufgrund von Gier nach Geld und Marktanteile, Macht und Reichtum streben. Dies bestimmt das Verhalten vieler mächtiger Personen und damit auch die Lebensweise der Menschen, die sich blind dem System unterwerfen und nicht merken, wie ihre Gesundheit und auch die ihrer Familie, Kinder, Freunde und Kollegen darunter leiden. An dieser Stelle bietet sich ein kurzer Kommentar zur der Coronavirus-Pandemie 2019/2020 an. Hier haben wir alle am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, wenn Symptome und nicht Ursachen angegangen werden. Da der Leser sich nun durch etliche Informationen durchgewühlt hat, sollte klar sein, dass wir schon seit einigen Jahrmillionen auf dieser Welt und damit auch sehr gut an ein Leben auf diesem Planeten angepasst sind. Die Qualität unseres Immunsystems ist DAS entscheidende Kriterium, ob ein Virus uns erkranken lässt oder nicht. Alter ist hierbei nicht entscheidend, obwohl in der heutigen Welt das Immunsystem im Laufe der Jahre schwächer wird, aber nicht weil es so sein muss, sondern weil die Umwelteinflüsse mit der Zeit kumulieren. Je gesünder eine Bevölkerungsgruppe lebt, destwo weniger Menschen werden bei einer Pandemie erkranken. Die Stärkung des Immunsystems ist etwas, was wir aktiv beeinflussen können. Wir sind also nicht hilflos einem Virus ausgeliefert, welches uns den sicheren Tod bringen möchte. Dieses Ziel ist sowieso kein sinnvolles für ein Virus, da es lebende Zellen braucht, um sich zu vermehren und seine Existenz zu sichern, gerade für Atemwegserkrankungen. Wenn es seinen Wirt tötet wird es ebenfalls zugrunde gehen. Natürlich kann man nun Masken anziehen, „social distancing“ praktizieren und zu Hause bleiben, alle Läden und Flächen schließen und Panik entwickeln, dass man selbst das nächste Opfer sein könnte. Diese Taktik sollte ursprünglich bewirken, dass keine übermäßige Zahl an Erkrankten in die Krankenhäuser strömt und unser Gesundheitssystem überlastet. Allerdings sollte man sich hier vielmehr fragen, wieso denn diese ca. 0,4 % der Menschen sterben104 und die anderen 99,6 % nicht (die meisten Menschen haben noch nicht mal Symptome entwickelt!). Dass die Verstorbenen alle ein Problem mit ihrem Immunsystem hatten ist daran zu sehen, dass sie alle chronische Erkrankungen hatten, auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewußt waren. Masken und „Social Distancing“ werden jedoch nicht das Immunsystem stärken. Die Maßnahmen wurden, verständlicherweise, zu Beginn aus Angst vor einer Eskalation der Pandemie getroffen. Diese Entscheidungen waren jedoch nicht evidenzbasiert. Viele Studien sind mittlerweile zu Atemwegsinfektionen durchgeführt worden, in letzter Zeit vor allem für Influenza und Coronaviren. Unabhängige Studien finden jedoch keine Evidenz für das Tragen von Mund-/Gesichtsmasken, „social distancing“ und Lockdown-Maßnahmen. Eine marginale Evidenz wurde für Hände waschen gefunden105. Beispielsweise hatte Peru trotz eines Lockdowns höhere Todesraten als Brasilien ohne Lockdown. In der Grenzregion von Schweden und Dänemark fand sich in der Todesrate kein Unterschied, trotz eines harten Lockdowns in Dänemark und einer lockereren Handhabung in Schweden. 104 https://www.n-tv.de/wissen/Heinsberg-Studie-entraetselt-Coronavirus-article21704605.html. 105 Jingyi Xiao et al. Nonpharmaceutical Measures for Pandemic Influenza in Nonhealthcare Settings-Personal Protective and Environmental Measures, Emerg Infect Dis.2020 May; 26(5): 967–975. Wenn dann auch noch veröffentlicht wird, dass 81% der deutschen Bevölkerung, die NICHT mit dem neuen Coronavirus in Kontakt gekommen waren, T-Zellen (weiße Blutkörperchen) aufwiesen, die eine Aktivität gegen genau dieses neue Coronavirus zeigten, und damit eine Immunität wahrscheinlich machten, dann muss man davon ausgehen, dass bereits vor der Pandemie ein Großteil der Bevölkerung aufgrund einer Kreuzimmunität durch vorher durchgemachte Coronainfektionen vor dem neuen Virus geschützt war.106 Schauen wir uns kurz die Rohdaten an, um uns einen Überblick über das Infektionsgeschehen zu machen. 106 Annika Nelde et al., SARS-CoV-2 T-cell epitopes define heterologous and COVID-19-induced T-cell recognition, Immunology Virology

Quelle: European CDC. In dieser Graphik sieht man sehr schön den Verlauf der Infektion in verschiedenen Ländern abgebildet. Die europäischen Länder folgen alle einer ähnlichen Kurvenform, die in der Literatur als „Gompertz Kurve“ bezeichnet wird. Sie ist charakterisiert durch einen scharfen Anstieg im Februar/März und einen steilen Abfall etwa 4–6 Wochen später. In dieser Graphik sieht man, dass Italien und das Vereinigte Königreich die höchste Anzahl an Todesfällen/Millionen Menschen zu beklagen hatten. Im Juni 2020 war die Infektionswelle in der nördlichen Hemisphäre praktisch vorbei. Diese Art Kurven findet man für Atemwegsinfektionen wie Influenza und Coronaviren jedes Jahr zuverlässig seitdem man diese misst. Die USA bildet hier eine kleine Ausnahme, da sie geographisch verschiedene Klimaregionen umfasst. Die braune Kurve zeigt im Juli/August ein zweiten Peak, der wie eine zweite Welle aussieht. Hierzu muss man allerdings wissen, dass die braune Kurve genaugenommen zwei verschiedene sind. Die erste mit dem scharfen Peak ist die nördliche Region der USA wie NYC beispielsweise, die zweite kleinere Welle ist die südliche Region wie etwa Florida und Texas. Diese Region inklusive Mexiko, Peru und Brasilien haben eine andere Infektionsdynamik (und zwar jedes Jahr) als die nördlichen Regionen. Das ist ein Teil der natürlichen Ausbreitung von Viren, die unter anderem von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Breitengrad abhängt. Wie sich Viren über das Jahr verteilt üblicherweise ausbreiten zeigt folgende Graphik:

Quelle: https://emedicine.medscape.com/article/227820-overview. Das Ausbreitungsverhalten von Atemwegsinfektionen, insbesondere Influenza (Grippeviren) wurde ausführlich studiert und lässt sich in dem Buch „The Transmission of Epidemic Influenza“ von R. Edgar Hope-Simpson nachlesen, der jahrzehntelange Forschung betrieben hat, um zu eruieren, in welchen Teilen der Welt welche Viren sich wie ausbreiten. Die in diesem Buch beschriebene Verhaltensweise von Viren ist deckungsgleich mit dem Verhalten von SARS-CoV-2 im Jahr 2020. Dass die Maßnahmen nach Juni 2020 trotzdem weitergeführt wurden, lag an der weiterhin zunehmenden Anzahl von positiven Testungen, die mittels PCR Test durchgeführt wurden. Ein PCR Test sucht nach kleinen Gen-Fragmenten, die mit einem bestimmten Virus in Zusammenhang stehen. Ein positives Testergebnis bedeutet aber nicht eine Infektion geschweige denn eine Erkrankung mit potenziellem Risiko, die Erkrankung an andere weiter zu geben. Folgende Graphik zeigt die Anzahl der Toten im Vergleich zu den positiven Testergebnissen

Quelle: European CDC. Da es ab dem Sommer kaum noch Todesfälle oder sogar Erkrankungen gab und eine zweite Welle nicht eingetreten ist (die Welle kommt immer 1x/Jahr), muss man sich folgendes fragen: Kann es sein, dass sogar die Experten und Entscheidungsträger die Gefahr dieser Viruserkrankung falsch eingeschätzt haben? Vielleicht ist das Verständnis für Virusevolution und -funktion einfach immer noch nicht da? Auch wenn ein neues Virus im Menschen festgestellt wird, muss es gleich eine Panik dieses Ausmaßes geben? Am 27.04 wurde in Deutschland die Maskenpflicht eingeführt, als die Anzahl der Todesfälle bereits zurückging. Hätte man die Graphen von R. Edgar Hope-Simpson und damit die Prognose der Erkrankung gekannt, hätte man sich nicht anders entscheiden müssen? Genügend Daten dafür gab es zumindest. Auch die Tatsache, dass sich Viren in anderen Organen finden, lässt nicht die Annahme zu, dass es Langzeitschäden geben wird. Dies hat sich auch bei anderen Viren nicht bewahrheitet, sodass dies reine Spekulation ist. Der nun stattfindende Wettbewerb für eine Impfherstellung hat schon die ersten Opfer gefunden. Nicht nur die immer wieder auftretenden „unerwarteten Ereignisse“ wie etwa eine Autoimmunerkrankung, eine transverse Myelitis oder andere sollten einem zu denken geben. Auch unsere Umwelt muss schwer büßen für die Herstellung einer Impfung, die 7 Milliarden Menschen betreffen soll. Für die Herstellung der Impfung wird sowohl Squalen als auch das blaue Blut von Pfeilschwanzkrebsen verwendet (s. Kapitel Imfpungen). Um genügend Squalen zu erhalten, werden voraussichtlich 500.000 Haie und für das blaue Blut, welches Endotoxine in Impfungen sichtbar machen kann, ca. 50.000 Pfeischwanzkrebse sterben müssen, da sie die bevorzugte Quelle darstellen. Die Herstellung in Rekordzeit wird nicht ohne Probleme stattfinden können, da die normalerweise geforderte Sicherheitsstudien in der Kürze nicht abgedeckt werden können. Einige renommierte Forscher und Ärzte befürchten mit einer genbasierten Impfung eine Zunahme von Krebs- und Autoimmunerkrankungen, da die Impfung eine Interaktion mit unserem genetischen Material bedeutet. Die Folgen sind zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buches nicht absehbar. Und all das, obwohl das Virus SARS-CoV-2 bis zur Veröffentlichung dieses Buches nie isoliert worden ist! Zudem gab das CDC und die WHO bekannt, dass die Sterblichkeit in etwa der der saisonalen Grippe entspricht, nämlich unter 0,2%. Das sollte doch eine beruhigende Nachricht sein und Grund, Normalität einkehren zu lassen. Diesbezüglich gibt es natürlich unterschiedliche Meinungen. Allerdings wurden diese nicht alle berücksichtigt. Nobelpreisträger und hochrangige Professoren von Universitäten mit Weltruf erhoben Einwände gegen die Vorgehensweise, doch sie wurden regelhaft ignoriert oder sogar diffamiert. Egal, welcher Meinung man nun ist, die Bereitschaft, zuzuhören und andere zu Wort kommen zu lassen, scheint in unserer Gesellschaft nachgelassen zu haben, was gerade in Krisensituationen zu einem deutlichen Verlust der Entscheidungsfähigkeit führen kann. Wenn wir unsere Wälder abholzen, die Lungen unserer Erde, unsere Meere vergiften und unsere Erde in Pestizide ertränken braucht man sich nicht wundern, dass das Immunsystem vieler Menschen darunter leiden wird und dementsprechend viele von ihnen durch ein dem Grippevirus in seiner Letalität ähnlich stehendem Virus wie das SARS-CoV-2, Schaden nehmen. Die Lösung wird hier sicher nicht sein, die ganze Weltwirtschaft lahm zu legen und Kindern zu verbieten, ihre Großeltern zu besuchen, sondern aufzuhören uns aufzuführen, als ob wir Aliens auf der Erde wären, die nicht in der Lage sind, ohne Impfungen und Tabletten zu überleben. Massenimpfungen vorzuschlagen107, die am besten auch noch digital überwacht werden sollen, was mit Einschränkungen der Reise- und Freizeitmöglichkeiten bei unvollständigem Impfstatus einhergehen könnte, ist ein Zeichen, dass viele Entscheidungsträger in unserer Gesellschaft nicht verstanden haben, wie der menschliche Körper funktioniert, mal abgesehen von den moralisch/ethischen Bedenken. Es ist eher ein Zeichen, in welche Richtung sich unsere Welt entwickelt und was uns in der nicht allzu fernen Zukunft erwarten könnte. Wäre es nicht besser, chronische Erkrankungen so gut es geht zu vermindern/vermeiden und eine gesündere Gesellschaft zu schaffen? Sich wie eine Schnecke in sein Häuschen zurückzuziehen, damit der Kelch an einem vorübergeht wird nichts an dem Problem ändern, egal wieviele Todesfälle man damit, zumindest temporär, verhindert. Der nächste Winter kommt bestimmt und bringt wieder neue Viren mit sich. Wollen wir dann wieder alle Masken anziehen und 1,5–2 Meter Abstand halten, Millionen Arbeitslose produzieren, häusliche Gewalt verschlimmern, Scheidungen in die Höhe schnellen lassen und alte Menschen einsam sterben lassen108 109? 107 https://www.youtube.com/watch?v=hp0BP2-GZ6A. 108 https://www.unfpa.org/sites/default/files/resource-pdf/COVID-19_A_Gender_Lens_Guidance_Note.pdf. 109 https://www.telegraph.co.uk/family/life/welcome-age-zoom-divorce-unhappy-couples-cracking-coronavirus/ Auch wenn die Welt auseinander zu brechen scheint, stehen alle von uns in einer individuellen, aber auch gemeinschaftlichen Verantwortung, für unsere eigene Gesundheit, und auch für die unserer Familien, unserer Nachbarn, Freunde, Kollegen und anderer Völker zu sorgen. Das Leben ist da, um gelebt zu werden, und zwar mit einer guten Lebensqualität, wie es sicher nicht allen Menschen möglich ist. Rezept einer Katastrophe. Man fordert eine chronische Erkrankung geradezu heraus, wenn man folgende Kombination in seinem Leben vereint:

Kapitel 10. Von A–Z. Die folgende Liste soll eine Hilfe zur Selbsthilfe sein, um auf natürlicher Basis verschiedene Erkrankungen positiv zu beeinflussen. Sie stellt keinen Anspruch auf Heilung und soll nicht den Gang zum Arzt Ihres Vertrauens ersetzen. Die Empfehlungen stammen sowohl von namhaften Naturheilkundlern aus den USA, Chiropraktikern, die seit Jahrzehnten ganzheitlich behandeln, und aus der eigenen Praxiserfahrung. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und beinhaltet nicht die Standardbehandlung durch die allopathische Medizin. Es sind Behandlungen basierend auf Naturheilkunde ohne Medikamente, Spritzen oder Operationen und auf Forschungsergebnissen der letzten 50 Jahre. Teilweise beruhen die Empfehlungen auf Erfahrungswerte und sind nicht alle durch prospektiv randomisierte Studien belegt. Die Dosis der einzelnen Mittel ist abhängig von Gewicht und Gesundheitszustand und muss daher individuell ermittelt werden. Die Behandlungen der einzelnen Krankheitsbilder ähneln sich häufig. Das erklärt sich dadurch, dass sie oft eine ähnliche Ursache haben. Zudem kontrolliert das zentrale Nervensystem alle Stoffwechselprozesse im Körper, dementsprechend ist eine chiropraktische Behandlung der Wirbelsäule mit nachfolgender Entlastung der Nerven und Verbesserung der Versorgung peripher nahezu immer geboten. Wenn von Mineralien oder 90 essenziellen Nährstoffen die Rede ist, sind kolloidale, pflanzlich gebundene, hoch bioverfügbare Mineralien (60 an der Zahl), alle Vitamine, Aminosäuren und essenzielle Fettsäuren gemeint. Wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel nehmen oder kaufen wollen, achten Sie darauf, dass sie pflanzlich kolloidalen Ursprungs sind und eine hohe Bioverfügbarkeit (>90 %) haben sowie vollständig sind: 60 Mineralien, 16 Vitamine, 12 Aminosäuren und 3 essentielle Fettsäuren. Achillessehnenbeschwerden: Stoffwechsel der Achillessehnen wird von den Nerven des Beckens gesteuert. Wenn durch Beckentrauma oder Fehlstellung Nerven unter Zug oder Druck geraten, lässt der Stoffwechsel peripher nach. Es kommt zu Entzündungsprozessen als Versuch, Gewebe zu regenerieren, die schmerzhaft sein können. Behandlung: Wiederherstellung der korrekten Biomechanik der Wirbelsäule und des Beckens. Einnahme der essenziellen Nährstoffe mit Fokus auf Calcium, Magnesium, Strontium, Boron, Vitamin D, Glucosaminsulfat und Vitamin C. ADD/ADHD: Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen v. a. im Kindesalter. Medizinische Behandlung häufig durch Ritalin (Betäubungsmittel mit struktureller Ähnlichkeit zu Katecholaminen und ähnliche Wirkung wie Kokain). Naturheilkundlicher Ansatz: kein Zucker oder Alkohol, alle 90 essentielle Nährstoffe ersetzen mit Fokus auf Lithium, Chrom und Vanadium. Chirotherapie bei Fehlstellungen der Wirbelsäule oder nach Unfällen. Röntgenbilder können hier Aufschluss geben (insbesondere der Halswirbelsäule). Darunter lässt sich in der Regel die Symptomatik deutlich verbessern und ggf. die Medikation reduzieren oder gar absetzen. Akne: häufig bei Teenagern und manchmal mit Menstruation verschlimmert. Wird als Mangel an essenziellen Fettsäuren gesehen bei gleichzeitig zu viel Einnahme von gesättigten Fettsäuren. Empfehlung beinhaltet das Entfernen von Fast Food sowie Zucker aus der Ernährung. Abklärung von Nahrungsmittel-Allergien (Weizen, Milch, Soja); Verdauungsenzyme und v. a. essenzielle Fettsäuren ersetzen, Vitamin A, B6, Zink, UV-Strahlung für 1–6 Minuten (je nach Hauttyp). Wenn Akne nur Gesicht und Hals betrifft: Abklärung der Wirbelsäule und entsprechend behandeln durch Chirotherapie. Alkoholabhängigkeit: wird (wie fast alle Süchte/Abhängigkeiten) einem Mineralien- und Vitaminmangel zugeschrieben. Ersetzen aller 90 Nährstoffe mit Fokus auf Calcium, Magnesium, essenziellen Fettsäuren, Vit. B6, Chrom, Bioflavonoide und Aminosäuren. Bei Lust auf Alkohol stattdessen eine Portion pflanzenbasierte Mineralienmischung, die Lust sollte langsam verschwinden. Auch Gesprächstherapie kann eine deutliche emotionale Entlastung bewirken. Allergien: können durch Nahrungsmittel (Äpfel, Erdbeeren, Nüsse etc.), eingeatmete Stoffe (Pollen, Hausstaub etc.) entstehen. Wichtig zu verstehen ist, dass diese Stoffe nicht die Ursache für die Allergie sind. Es gibt bereits ein Problem des Immunsystems, sodass man entsprechend reagiert. Der Darm ist in diesem Zusammenhang entscheidend, da etwa 80 % unseres Immunsystems hier lokalisiert sind und es die Barriere zwischen Nahrung und Körperinnenleben bildet. Daher die Empfehlung: Ersetzen von den 90 essenziellen Nährstoffen mit Fokus auf Vitamin C, Bioflavonoide, Vitamin A, Zink und essenzielle Fettsäuren. Glutenfreie Diät, keine Öle in der Ernährung, Verbesserung der Nervenversorgung des Darms durch Chiropraktik. Verschiedene Fasten-Formen haben bereits deutliche Minderung der Symptomatik erreicht (16/8 Methode oder 2x 24h/Woche etc.). In der Regel langsames Verschwinden der Allergie. Alopezie (Haarverlust): entweder lokal oder global, Männer und Frauen haben unterschiedliche Muster. Minoxidil und Retin-A Cremes sind kommerziell verfügbar und können in den Anfangsstadien helfen. Häufig Zinnmangel. Bei gleichzeitig auftretendem Ekzem Fettsäuremangel. Dementsprechend Ersatz der Mineralien und Fettsäuren sowie Verzicht auf Gluten und Milchprodukte (wird die Erholungsrate der Haarwurzeln verbessern) Alpträume: kann emotionale Verarbeitung von Ängsten und Sorgen im Schlaf darstellen. Oftmals Zusammenhang mit Nahrungsmittelallergien und Unterzucker gesehen. Empfehlung: kein Zucker, Koffein oder Allergene vor Schlafen, Ersetzen von 90 Nährstoffen mit Fokus auf Chrom und Aminosäuren. Emotionale Beratung durch eine-/n Psychotherapeuten/-in. Altersflecken: werden gebildet aus oxidierten Fettsäuren, die sich unter den Hautzellen ablagern. Wenn Altersflecken auf der Haut sichtbar sind, gibt es in Organen ein Vielfaches davon, da der Oxidationsprozess (ähnlich wie rostendes Metall) im ganzen Körper vorgeht, nicht nur an der Haut. Die Zellfunktion wird beeinträchtigt, das Leben verkürzt sich. Sie sind ein Warnsignal, die Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen oder Tumore steigt. Behandlung: keine Öle in der Ernährung, kein frittiertes Essen, kein Zucker, Ersetzen aller 90 essenziellen Nährstoffe mit Fokus auf Selen und Vitamin E für ihren antioxidativen Charakter. Wenn die Altersflecken auf der Haut verschwinden, dann tun sie das auch im Körper. Amenorrhö: Verminderung oder Sistieren der Menstruation. Wichtig ist ein Körperfettanteil von über 20 % (Athleten häufig betroffen wegen verringerten Körperfetts). Messung des autonomen Nervensystems und Untersuchung der Wirbelsäule/des Beckens wichtig für Abschätzung der Nervenversorgung und Hormonbildung und dementsprechende chiropraktische Behandlung. Ersetzen der Mineralien mit Fokus auf Zink und essenzielle Fettsäuren. Anorexie: Verlust des Appetits oder emotionale Störung in der Selbstwahrnehmung. Zink- und Lithiummangel wurden mit Anorexie in Zusammenhang gebracht. Testen auf Nahrungsmittel-Allergien und ggf. emotionale Beratung durch Psychotherapeut/-in. Arteriosklerose: Verhärtung der Arterienwände wird durch Einlagerung von Fibrin und Cholesterin in die glatte Muskelschicht hervorgerufen, die die Gefäße öffnet und schließt. Wird aus Sicht einiger Naturheilkundler als Schutzmechanismus des Körpers gegen einen erhöhten Blutdruck gesehen, um eine stabilere Wand zu produzieren. Das Lumen des Gefäßes wird dadurch enger und führt zu weniger Blutfluss. Diese Verhärtung ist das Resultat von Sauerstoffradikalschäden, die Entzündungen produzieren. Empfehlung: Vermeiden von Sauerstoffradikalbildnern (Gluten, Öle, frittierte Nahrungsmittel, durchgebratenes Fleisch). Hohe Einnahme von Antioxidantien als Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, dunkle Schokolade und/oder als Nahrungsergänzungsmittel mit allen 90 essenziellen Nährstoffen mit Fokus auf Vitamin C und essenziellen Fettsäuren, moderater Sport, Knoblauch. Hiernach bereits Verschwinden der Arteriosklerose berichtet worden und mit Herzkatheter-Untersuchungen nachgewiesen. Intermettierendes Fasten oder kontinuierliches Fasten unter stationären Bedingungen ebenfalls von Nutzen. Arthrose: chronisch fortschreitender Verlust der Gelenkfunktion mit zunehmenden Schmerzen, teilweise mit Stabilitätsverlust. Bei rheumatoider Arthritis häufig Bakterienbesiedlung gefunden (Mycoplasma spp.). Behandlung sollte ein Calcium/Phosphat Verhältnis von 2:1 beinhalten, wenn kein Calcium zusätzlich zugeführt wird. Vegetarische Diät wird durch pflanzliche Stoffe (Phytate) verkompliziert, die Calcium binden und dementsprechend wenig durch den Darm resorbiert werden können. Beispiele für Calcium/Phosphat Verhältnisse:

Quellenverzeichnis. Kapitel 1

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

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