Читать книгу BodyCheck: Wissen rund um den Körper für Jugendliche und junge Erwachsene - Dr. med. Petra Frank-Herrmann - Страница 4
Оглавление1. | Unser Körper…nicht wie die Schönheitsideale |
Was macht mich als Mann aus oder als Frau? Diese Frage betrifft jeden von uns ganz zentral. Eine Verschiedenheit von Mann und Frau ist offensichtlich: Unser Körper!
Es geht in diesem Buch um die spezifischen körperlichen Gegebenheiten als Frau bzw. als Mann – und um die Körperfunktionen. Wie funktioniere ich als Frau bzw. als Mann, wie kann ich das an meinem Körper feststellen und welche Auswirkungen hat das auf mein Leben. Es geht darum, sich selbst und den anderen besser verstehen können, eine gute Beziehung zum eigenen Körper zu haben und sich in seinem eigenen Körper wohlzufühlen. Das ist wichtig für ein gutes und befriedigendes Lebensgefühl und für eine selbstsichere Persönlichkeit.
Es ist außerdem spannend: Körpersignale zu entdecken, die ihr vielleicht bisher noch nicht wahrgenommen habt und zu erfahren, was sie bedeuten. Es ist wichtig, Bescheid zu wissen über Sexualität und Fruchtbarkeit, sowohl beim eigenen Körper als auch beim anderen Geschlecht.
Zu Anfang gleich mal einige Fragen:
Auf diese Frage weiß wahrscheinlich jede bzw. jeder von uns eine Antwort. Aber warum? Wie wissen wir, dass wir Hunger haben? Wie spüren wir das? Alles klar: Magenknurren, ein Ziehen im Magen, Speichelbildung,… Das alles sind Zeichen bzw. Signale, die uns der Körper bei Hunger sendet und die wir wahrnehmen.
Eine andere Frage:
Eine ungewöhnliche Frage?
Männer dürften mit der Beantwortung dieser Frage normalerweise kein Problem haben. Sind sie aber tatsächlich immer fruchtbar?
Frauen werden häufiger mit „ich weiß nicht“ antworten. Wenn sie mit „Ja“ oder „Nein“ antworten, liegen sie in ihrer Einschätzung auch richtig? Weiß eine Frau eigentlich, wann sie ihren Eisprung hat, liegt er immer in der Mitte des Zyklus und gibt es Zeichen des Körpers, die ihr die Fruchtbarkeit anzeigen? Kann sie wirklich nur einmal im Monat „fruchtbar“ sein?
„Nein“ werden sicherlich auch diejenigen von Euch antworten,
die gerade „die Pille“ nehmen…
(siehe Kapitel 5)
Die Antworten:
Es gibt Signale, mit denen unser Körper anzeigt, wann wir fruchtbar sind.
Körpersignale sind die Sprache unseres Körpers, sie sind wie ein hauseigenes internes Kommunikationsystem. Es kann großen Spaß machen, diese Sprache zu erforschen. Bestimmte Körpersignale bringen wir erst dann mit Fruchtbarkeit und Sexualität in Verbindung, wenn wir die notwendigen Hintergrundinformationen haben.
Von diesem Wissen handeln die folgenden Kapitel. Ihr werdet erfahren, wie spannend diese Themen sind und welche Signale der Körper aussendet und was sie bedeuten. Ihr bekommt eine Vorstellung davon, wie vielfältig unser Körper sich zeigt, wie unterschiedlich Frauen beispielsweise im Bereich der Geschlechtsorgane aussehen können - die Schamlippen können schmal sein oder sehr lang und zipfelig heraushängen, bei den Männern wiederum kann der Penis unterschiedlich krumm sein… Und wisst Ihr eigentlich, wann eine Frau ihren Eisprung hat? Oft nämlich nicht in der Mitte ihres Zyklus! Und welche Körperzeichen haben damit zu tun und wie könnt Ihr diese beobachten? Ist die Länge des Penis für den Sex wichtig? Warum haben Barbie und Ken heute andere Körperformen als vor 40 Jahren? Was haben Essen, Sport, Stress etc. mit Hormonen zu tun? Viele Fragen…
Also, bleibt dran!
Schönheitsideale
Der Körper- und Schönheitskult der heutigen Gesellschaft lässt meist nur ein extrem einseitiges Bild von Schönheit zu. Er ist geprägt durch ein schlankes (Frauen) bzw. muskulöses (Männer) Schönheitsideal. Die Medien zeigen, was schön ist und konfrontieren Menschen regelmäßig mit Bildern von idealen Körpern.
Diese Bilderflut lässt einen nicht unberührt. Viele Menschen streben danach, sich dem propagierten Idealkörper anzupassen, denn es wird suggeriert, dass Erfolg, Glück und Anerkennung durch Schönheit garantiert sind. Dieser Körper- und Schönheitskult fördert jedoch ein niedriges Selbstwertgefühl aufgrund der Negativbewertung des natürlichen Körpers, bis hin zu Krankheiten wie Magersucht und Muskelsucht (übermäßiges body building) und zur Diskriminierung von „dicken“ Menschen. Besonders anfällig für den Körper- und Schönheitskult sind pubertierende Jugendliche. Sie stecken in einer Phase voller Erwartungen, Anforderungen und Widersprüche und sind auf der Suche nach der eigenen Identität. Es ist daher wichtig, dass Jugendliche ein selbstbestimmtes Körpergefühl und Selbstwertgefühl entwickeln, um den negativen Auswirkungen des Kults entgegenzuwirken. (siehe Hechler, S.12)
Habt ihr das gewusst?
50% | Models und Schauspielerinnen in den Medien haben im Schnitt mindestens 50 % weniger Körperfett als gesunde Frauen. |
660% | von 10 jungen Mädchen glauben, dass „sie glücklicher wären, wenn sie dünner wären“. |
67% | Während nach einer Umfrage nur 19 % der jungen Mädchen tatsächlich übergewichtig sind, glauben bereits 67 %, dass sie abnehmen sollten. Viele Jugendliche, die normalgewichtig sind, halten sich also für zu dick. |
55% | 55% der Jungen zwischen 10 und 11 Jahren wünschen sich einen muskulöseren Körper. |
80% | Die 30-minütige Lektüre von Modemagazinen reicht zum Beispiel bereits aus, um bei 80 % aller Frauen das Selbstbewusstsein zu schwächen. |
Quelle: „Jenseits von Stereotypen: Das neue Verständnis von Schönheit“ Dove Studie 2005 (Weltweite Studie unter 3.300 Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 64, in der die Entstehung und Entwicklung von Selbstwertgefühl und der Einfluss von Schönheitsidealen auf das tägliche Leben von Mädchen und Frauen untersucht wurde)
In einer Kampagne von Body Shop heißt es: „Drei Milliarden Frauen weltweit – und nur acht sehen aus wie Supermodels!“ Welche Unternehmen profitieren davon, uns glauben zu lassen, dass wir unvollkommen sind?
Fitness-Studios
Diätindustrie
Make-up- & Parfum-Hersteller
Schönheitschirurgen
Unten ist ein und dasselbe Model abgebildet: einmal im Alltag beim Einkaufen, das andere Mal nachdem ein Modemagazin ein Foto des Models mit raffinierter Technologie „gedehnt“ hat. Dadurch wird die Illusion von längeren Beinen und einer kleineren Kleidergröße erschaffen.
Vergleich: Model im Alltag und auf einem Modemagazin-Cover
(Urheber der Zeichnungen: Illus von kaipity)
Schreibe ein Versprechen an Dich selbst auf, das Dein Selbstbewusstsein stärken kann. Versuche, Dich so genau wie möglich auszudrücken, z. B.:
Lies Dir Dein Versprechen zur Erinnerung öfter einmal durch!
Barbie® und Ken® – zwei harmlose Puppen?
„Ich dachte, ich wäre die einzige in der Klasse, die sich unattraktiv fühlt, während alle anderen gut aussehen. Jetzt sehe ich aber, dass jeder irgendetwas an sich auszusetzen hat. Wir vergeuden so viel Zeit, über unsere Schwachstellen zu grübeln, anstatt unser Leben zu genießen!”
- Jasmin, 13 Jahre
Bildvergleich: wie Kens Figur sich entwickelt hat
(Urheber der Zeichnungen: Illus von kaipity)
Ken hat einen deutlich breiteren muskulöseren Oberkörper bekommen. Wer profitiert davon? Klar, die Fitness-Center, und die gibt es erst seit den 80er Jahren.
Bei gleichbleibendem Hüftumfang müssten junge Männer Folgendes verändern, um die gleichen Körperproportionen zu erhalten wie Ken:
Körperproportionen Mann vs. Ken
Körperformen
„Ich finde mich nicht schön…“ Viele Jugendliche finden sich nicht attraktiv genug. Es ist natürlich schwierig für Dich, Dir vorzustellen, dass sich ein Junge oder ein Mädchen für Dich interessiert oder Dich mag, wenn Du Dich selbst "zu hässlich" findest oder meinst, zu dicke Oberschenkel etc. zu haben. Überlege einmal, was Du an Dir selbst interessant, gut und schön findest. Dann wird es Dir vielleicht leichter fallen, jemanden, der Dich interessiert, anzusprechen.
Der kleine Busen – ein Dauerthema
Es gibt kleine, große, runde und spitze, hängende und feste Busen. Zum Glück gibt es unterschiedlichen Geschmack: Manche Menschen mögen einen großen Busen, andere stehen eher auf kleine Brüste. Mädchen und junge Frauen kommen nicht selten in die ärztliche Sprechstunde, weil sie ihren Busen zu klein finden und darunter leiden. Sie möchten Hormone einnehmen, damit ihr Busen wächst. Dies klappt normalerweise nicht: die Östrogene sorgen zwar in der Pubertät für das Brustwachstum, aber nur bis zu der erblich festgelegten Größe. Manche leiden so sehr darunter, dass sie sich sogar einer kosmetischen Brustoperation unterziehen.
Es ist wichtig zu lernen, selbstbewusst zu den eigenen Formen zu stehen und sie gut zu finden, auch wenn Models oder Promis in Modezeitschriften versuchen, ein bestimmtes "Idealbild" zu vermitteln.
„Rote Haare, 70A
Ich finde dich krass wunderbar.
Als ich dich sah im Gegenlicht,
war ich vor Liebe total dicht…“
- Cem über Lena in der Fernsehserie „Türkisch
für Anfänger“
Manche Merkmale meines Körpers kennzeichnen mich (z.B. Körpergröße) und grenzen mich von anderen ab. Je mehr wir nach einem „Idealbild“ streben, desto einheitlicher und uniformer werden wir und desto weniger unterscheidet sich der Einzelne von den Anderen.
Jungs, der kleine Penis kommt später!
Der Manneken Pis, auch le Petit Julien genannt, ist eine Brunnenfigur eines urinierenden Knaben. Sie ist eines der Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt Brüssel.
(Urheber der Zeichnung: Illus von kaipity)
Literatur
Hechler, Isabel (2012): Körper- und Schönheitskult und sein Einfluss auf das Selbstkonzept von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I. Unveröffentlichte Erste Staatsexamensarbeit, Institut für Sportwissenschaft Universität Koblenz-Landau, Campus Landau