Читать книгу Mord am Bellevue - Duri Rugger - Страница 7

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Pünktlich um acht Uhr klopfte Laura Crameri an die Tür und stellte sich als die Neue vor. Kuhn sah sich seine zukünftige Assistentin genau an. Sie war gross, schlank und sehnig – fast wie Aisha, fuhr es ihm durch den Kopf. Vielleicht war sie sogar eine passable Nahkämpferin, nur ihre elegante Ausstattung, bestehend aus einer weissen Seidenbluse, grauen, engen Jeans und schwarzen Stiefelchen mit hohen, breiten Absätzen war nicht für einen handfesten Einsatz geeignet. Aber heute ging es ja nicht um eine Auseinandersetzung, sondern um ein Vorstellungsgespräch. Ihr langes, schwarzes Haar, das längliche Gesicht und die dunklen Augen mit schweren Lidern erweckten den Eindruck, sie sei melancholisch und etwas reserviert, doch während Kuhn sie so unverblümt musterte, verzog sich ihr grosser Mund zu einem breiten, fröhlichen Lachen. Sie drehte sich um, hob eine Hüfte, stützte die Hand mit gespreizten Fingern darauf ab und fragte neckisch: «Muss ich mich ausziehen?»

Kuhn nahm an, dass sie auf seine Einlage im Striplokal anspielte, über welche seine lieben Kollegen sie bestimmt schon informiert hatten, und reagierte entsprechend: «Lieber erst nach der Arbeit.» Er reichte ihr die Hand: «Paul Kuhn. Freut mich, Sie kennen zu lernen, Frau Crameri. Ich hoffe, wir kommen miteinander aus. Ich gelte als mürrisch und verschlossen – Sie sind bestimmt schon vorgewarnt worden.»

«Ich habe nur mit Frau Hofmann gesprochen, und sie hat gesagt, Sie seien der erfolgreichste Kommissar im Haus, nicht immer einfach, aber sehr korrekt. Zudem bin hier, um zu arbeiten und nicht um mich streicheln zu lassen. Wenn wir schon dabei sind, ich muss Sie auch warnen: ich bin keine Plaudertasche, aber wenn ich etwas sagen will, so sage ich es klar und deutlich – manchmal zu deutlich.»

«Das passt mir ausgezeichnet.» Kuhn zögerte. Er hatte sich nie Kaffee ins Büro bringen lassen und auch noch nie für jemanden welchen geholt. Für diese, ihm auf Anhieb sympathische junge Frau wollte er eine Ausnahme machen. «Zuerst möchte ich Ihnen erklären, welche Fälle ich im Moment bearbeite. Das wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, und wir könnten dabei Kaffee trinken. Wie nehmen Sie ihn?»

«Wenn möglich einen Espresso mit viel Zucker, aber ich möchte nicht, dass Sie ihn mir servieren. Gehen wir ihn zusammen holen – gibt es hier eine Cafeteria oder einen Automaten?»

Während sie den Kaffee tranken, versuchte Kuhn, etwas mehr über seine neue Mitarbeiterin zu erfahren. Ausser bei Verhören hatte er nicht oft mit Leuten über ihre persönliche Situation gesprochen und hatte Mühe, einen unverfänglichen Einstieg zu finden. «Sie haben einige Jahre in Lausanne studiert, Ihren Churer Dialekt aber beibehalten. Fahren Sie regelmässig nach Hause?»

«So oft wie möglich verbringe ich das Wochenende bei meinen Eltern und treffe mich mit Freunden zum Skifahren – wenn es dieses Jahr überhaupt noch Schnee gibt. Im Sommer machen wir Bergtouren. Von Lausanne aus ist mir die Reise zu weit gewesen, und ich habe mich mit dem Wallis begnügen müssen – ist ja auch ganz nett. Aber von Zürich aus werde ich natürlich wieder heim nach Graubünden fahren – falls ich jemals ein freies Wochenende habe.»

Kuhn war erleichtert, dass seine Gesprächspartnerin auf die Arbeit zu sprechen kam und nahm das Thema gern auf. «Wenn kein besonders anspruchsvoller Fall vorliegt, liegt das durchaus drin. Und da wir schon von der Arbeit reden, möchte ich Ihnen kurz erklären, wie ich unsere Zusammenarbeit sehe. Von der Ausbildung her ergänzen wir uns bestens. Sie sind Kriminalistin, also eher wissenschaftlich-technisch orientiert und auf dem neuesten Stand. Ich hingegen habe in Zürich vor vielen Jahren Strafrecht studiert und alle verfügbaren Kurse in Kriminologie und Psychologie besucht. Vieles von dem, was ich damals gelernt habe, mag inzwischen überholt sein. Dafür habe ich eine langjährige praktische Erfahrung. Technisch bin ich im Rückstand – vielleicht zeigen Sie mir nachher gleich einmal, wie mein neues Handy funktioniert.» Kuhn machte eine hilflose Handbewegung und nahm dann den Faden wieder auf: «Ich möchte Sie nicht zu kurz an die Leine nehmen und lasse Sie selbständig arbeiten und Ihren Ideen nachgehen. Natürlich diskutieren wir fortlaufend alles unter uns und bestimmen das weitere Vorgehen gemeinsam.»

Laura nickte zustimmend: «Ich könnte mir nichts Besseres wünschen.»

«Gut, dann schauen wir uns die offenen Fälle an. Viele sind es nicht. Wir haben im Moment eine angenehme Flaute. Dieses Jahr hat es in den trauten Familien über die Feiertage erstaunlich wenig Mord und Totschlag gegeben.» Kuhn holte zwei Aktenbündel von seinem Schreibtisch und legte sie auf den Tisch. «Was ziehen Sie vor, Körperverletzung oder Vergewaltigung?»

Laura wühlte unschlüssig mit den Fingern in den Haaren, doch bevor sie antworten konnte, klingelte das Telefon.

«Kuhn?» Der Kommissar hörte aufmerksam zu und bestätigte: «Ich – wir sind schon unterwegs.» Er stand auf und bedeutete seiner neuen Kollegin mit einer Handbewegung mitzukommen: «Schiesserei mit einer verletzten Polizistin und einem toten Polizisten.»

Der Vorfall auf dem Bellevue hatte den Verkehr ins Stocken gebracht und bereits weit zurückgestaut. Kuhn fuhr deshalb mit Blaulicht über den Paradeplatz und die Bahnhofstrasse zum Bürkliplatz. Dort wies eine Polizistin ihn an, auf den Tramgleisen über die Quaibrücke zu fahren, was er auch ohne Einladung gemacht hätte. Die Schiesserei hatte sich gleich neben dem grossen runden Brunnen auf dem seeseitigen Teil der Verkehrsinsel und auf dem breiten Trottoir am See ereignet. Die Tatorte waren mit rot-weissen Bändern abgesperrt. Unter den Platanen standen vier Polizeiautos und eine Ambulanz, und Kuhn stellte seinen Wagen daneben ab. Die Polizei hatte genügend Platz für ihren Einsatz und deshalb die Strasse nicht sperren müssen. Der Stau war wegen der vielen Gaffer entstanden, welche die Strassen verstopften. Zudem wurde der Verkehr durch die Autofahrer verlangsamt, die in der Hoffnung, eine Leiche zu sehen, im Schritttempo am Tatort vorbeikrochen. Verkehrspolizisten versuchten, den Verkehr in Fluss zu halten und die Fussgänger auf den Sechseläutenplatz und die umliegenden Trottoirs zurückzudrängen.

Als Kuhn und Laura ausstiegen, schoben Sanitäter eine Bahre in die Ambulanz, und die Spurensicherung war damit beschäftigt, den Tatort zu vermessen und zu fotografieren. «Die basteln wieder so eine technisch ausgeklügelte, dreidimensionale Rekonstruktion des Tatorts. Bald müssen wir den Schauplatz eines Verbrechens nicht mehr persönlich in Augenschein nehmen», spöttelte Kuhn. «Gehen wir zur Ambulanz. Ich kenne den Stadtpolizisten, der dort steht. Er ist wahrscheinlich der Vorgesetzte der beiden Streifenpolizisten und sollte wissen, was vorgefallen ist.» Er trat zu dem Beamten und streckte ihm die Hand hin. «Paul Kuhn von der Kantonspolizei. Wir haben uns schon früher getroffen. Sie sind Korporal Mayer, wenn ich mich recht erinnere. Darf ich Ihnen meine Kollegin Laura Crameri vorstellen?» Der Angesprochene nickte nur knapp, und Kuhn versuchte, ihn auf den Boden zurückzuholen. «Was ist hier passiert?»

Korporal Mayer war zu erregt, um höflich zu antworten, und schrie die beiden entnervt an: «Zwei Schweine haben einen meiner Polizisten erschossen und seine Streifenkollegin schwer verletzt. Das ist passiert!» Er wandte sich ab, als ob er schon alles gesagt hätte, was es zu sagen gab.

Kuhn zwang sich, ruhig zu bleiben. «Tut mir leid! Und wie hat sich das abgespielt? Wir müssen das wissen – das gehört nun einmal zu unserem Beruf.»

Mayer kam zu sich. «Natürlich, entschuldigen Sie mich! Ich bin völlig durcheinander. Die Leiche meines jungen Kollegen ist soeben abtransportiert worden. Peter Wicki war ein feiner Kerl.» Er schluckte leer und sagte dann entschuldigend: «Seiner Kollegin, Gabi Locher, wurde in den Bauch geschossen. Sie haben sie notfallmässig versorgt und soeben in die Ambulanz verladen. Sie sollte so rasch wie möglich ins Spital. Ich kann Ihnen sagen, was ich von ihr erfahren habe.»

Kuhn nickte, und der Korporal bedeutete dem Fahrer der Ambulanz, er könne fahren. Der Wagen verschwand mit heulenden Sirenen Richtung Kantonsspital.

«Hoffentlich ist sie nicht lebensgefährlich verletzt!» Lauras Wunsch war gleichzeitig eine Frage.

«Der Notfallarzt glaubt, dass sie gute Chancen hat. Bauchverletzungen sind heikel, aber wenigstens wird sie rasch behandelt. Sie ist vor weniger als einer halben Stunde angeschossen worden.»

«Und wie ist es dazu gekommen?», fragte Kuhn zum dritten Mal, doch er musste sich noch ein wenig gedulden, weil soeben Staatsanwalt Bürki am Tatort eintraf. Kuhn war froh, dass er den Fall übernahm. Bürki war unkompliziert und liess den Ermittlern freie Hand. Kuhn informierte den Juristen über die Sachlage, und forderte dann Mayer mit einer Handbewegung auf, seinen Rapport zu erstatten.

Mayer berichtete, dass Peter Wicki und Gabi Locher vom Bahnhof Tiefenbrunnen herkommend auf der Theaterstrasse stadteinwärts fuhren. Da fielen ihnen drei Männer auf, die sich beim Brunnen auf der Verkehrsinsel anschrien. «Gabi hat mir die drei so gut wie möglich beschrieben. Einer ist mittelgross und kräftig gebaut. Der hochgewickelte Schal, eine Wollmütze und Sonnenbrille haben leider Gesicht und Haare unkenntlich gemacht. Der Zweite ist älter, rundlich, mit schütterem grauem Haar, und der Dritte ein Knirps mit einer altmodischen Dächlikappe und einer dieser verspiegelten Sonnenbrillen … Unsere Leute sind daran, die Passanten zu befragen. Vielleicht haben wir danach eine bessere Beschreibung.»

Kuhn wunderte sich, dass ein erfahrener Polizist noch derartige Illusionen hegte, unterliess aber eine diesbezügliche Bemerkung.

Der Korporal fuhr in seinem Rapport weiter und erzählte, dass die beiden glaubten, einer der Männer halte die Hand in der Jackentasche, als ob er eine Waffe ziehen wolle, und sie wollten nachsehen, was im Gang war. Während Wicki den Wagen vor der Coop Filiale auf dem Trottoir abstellte, stieg seine Kollegin aus und wollte die Strasse überqueren. Noch bevor sie auf der Traminsel angekommen war, traf sie ein Schuss in den Bauch. Sie taumelte, schaffte es gerade noch von der Strasse wegzukommen und fiel zu Boden. «Mehr weiss Gabi nicht, denn sie ist in Ohnmacht gefallen», schloss Mayer den ersten Teil seines Berichts. «Glücklicherweise, bin ich versucht zu sagen, denn so musste sie nicht mitansehen, wie ihr Kollege gestorben ist. Das Folgende habe ich von zwei Zeugen erfahren, und Sie wissen ja, wie zuverlässig die sind.»

Kuhn stellte befriedigt fest, dass Mayer nicht so naiv war, wie er ihn vorhin eingeschätzt hatte.

«Immerhin sind sich die beiden Zeugen in allen Punkten einig», fuhr Mayer fort und fasste deren Aussage kurz zusammen. Die Männer standen vor der Espressobar an der Theaterstrasse und konnten zumindest den Anfang des Dramas aus ziemlicher Nähe beobachten. Sie waren auf die drei Streitenden aufmerksam geworden, bereits bevor die Polizei eintraf. Nach ihren Angaben ging alles sehr rasch vor sich. Nachdem die Polizistin wenige Meter von den Streitenden entfernt zu Boden gefallen war, flüchtete der kleine Mann, der ohne Vorwarnung geschossen hatte. Kaum war der Schütze verschwunden, riss der massige Kerl dem älteren Mann die Aktenmappe aus der Hand, rannte zu einem dunkelgrün metallisierten BMW 320, der neben der Bushaltestelle drüben an der Seepromenade wartete. Inzwischen war der zweite Polizist aus dem Wagen gestürzt und rannte dem robusten Mann nach, der die Tasche geraubt hatte. Er erreichte den Fluchtwagen, bevor dieser starten konnte, zog die Waffe und zielte auf den Fahrer. Dann fiel der Schuss.

Für diese Szene, die sich nahe am Seeufer abgespielt hatte, gab es wenige Zeugen. Bis jetzt hatte sich nur eine Grossmama gemeldet, die mit ihren Enkeln auf dem Seequai einen Spaziergang gemacht hatte. Sie hatte sich darüber aufgehalten, dass jemand so unverschämt auf dem Trottoir parkierte, und dem Fahrer einen bösen Blick zugeworfen. Sie versicherte, er sei ziemlich klein und habe dunkles, krauses Haar. Als drüben auf der Verkehrsinsel der erste Schuss fiel, machte sie sich mit den Enkeln schleunigst aus dem Staub, blickte dann aber nochmals zurück und sah, wie ein zweiter Mann in den wartenden Wagen einstieg und im selben Moment der Polizist auftauchte und auf die Insassen zielte. Wer aus dem Wagen geschossen hatte, konnte sie nicht sehen.

Andere Zeugen mussten noch befragt werden. Mayer konnte bloss Vermutungen anstellen: «Ich nehme an, Wicki hat die Insassen aufgefordert auszusteigen und einer der Insassen hat sofort auf ihn geschossen.» Der Korporal verstummte. Nach einer Weile fuhr er grimmig fort: «Wicki ist mitten in die Stirne getroffen worden, aber wir sollten den Mörder bald erwischen. Die Waffe ist seltsamerweise kurz nach der Schussabgabe aus dem Wagen geworfen worden – auf der Fahrerseite! Weshalb hat sich der Täter seiner Waffe entledigt?»

«Interessante Frage …» Kuhn ging nicht weiter darauf ein und erkundigte sich stattdessen: «Haben Sie die Fahndung nach dem Fluchtwagen schon ausgelöst?»

«Natürlich. Ich habe übrigens vergessen zu sagen, dass Zeugen behaupten, die Nummer sei ZH und die erste Zahl eine Drei gewesen. Der Wagen ist zu schnell stadtauswärts gerast, als dass sie die ganze Nummer hätten lesen können.»

«Immerhin, Sie haben recht gute Zeugen erwischt. Ein seltener Glücksfall – falls wirklich zutrifft, was sie erzählt haben», schränkte Kuhn kritisch ein. Dann kam er auf einen Punkt zu sprechen, der ihn beschäftigte: «Mich wundert, dass auch der Bestohlene spurlos verschwunden ist. Wahrscheinlich ging es um ein unsauberes Geschäft, und er kann es sich nicht leisten, uns davon zu erzählen. Was denken Sie, Laura?»

«Ja, seltsam. Vielleicht ist eine Drogenübergabe, Geldwäsche oder Übergabe von Erpressungsgeld schiefgelaufen.» Sie zögerte kurz, bevor sie den Stadtpolizisten fragte: «Haben Sie sich erkundigt, ob heute dort drüben in der UBS Filiale etwas Ungewöhnliches vorgefallen ist?»

«Auf alle Fälle hat die Bank keinen Alarm ausgelöst. Eine Bankangestellte ist nach der Schiesserei zu uns gekommen und hat sich erkundigt, was passiert sei. Von einem Überfall hat sie nichts erzählt. Darum habe ich nicht weiter nachgefragt», entschuldigte sich Mayer.

«Ich dachte nicht an einen Überfall. Es wäre ziemlich ungewöhnlich, wenn sich Räuber bereits vor der Tür der überfallenen Bank um die Beute streiten würden. Ich frage mich vielmehr, ob kurz vor dem Zwischenfall ein grösserer Betrag abgehoben worden ist.» Laura wandte sich an Kuhn: «Einverstanden, Herr Kuhn?»

Nach ein paar Minuten kam sie enttäuscht zurück. «Nichts! Keine grössere Summe ist abgehoben oder deponiert worden. Die Angestellten sind sich sicher, denn vor dem Zwischenfall waren nur wenige Kunden an den Schaltern, und nach dem ersten Schuss haben sie die Filiale geschlossen, bis die Polizei eingetroffen ist.»

«Nun, einen Versuch war es wert» bemerkte Kuhn tröstend.

«Ich bin in Eile und muss Sie allein lassen. Vor einer halben Stunde sollte ich ein Verhör beginnen», entschuldigte sich der Staatsanwalt. «Im Moment kann ich ohnehin nichts tun und überlasse den Fall Ihnen, Herr Kuhn. Ich weiss, dass ich mich auf Sie verlassen kann, und Ihre neue Mitarbeiterin scheint auch auf der Höhe zu sein.» Er nickte Laura anerkennend zu und fügte bei: «Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden.»


Es war zwar Samstag, doch Laura und Kuhn waren an der Arbeit. Die tödliche Schiesserei am Bellevue war zu wichtig, als dass sie das Wochenende hätten frei nehmen können. Laura sass am Computer und versuchte, etwas über die aus dem Fluchtauto geworfene SIG-Pistole zu erfahren, während Kuhn an die Decke starrte, ohne zu erklären, woran er herumstudierte.

Laura räusperte sich: «Darf ich Sie stören? Das Fluchtauto ist gefunden worden.» Sie erklärte Kuhn, was sie aus der eben erhaltenen Mitteilung erfahren hatte. Am Vortag war ein Brand im Wald am Zollikerberg ausgebrochen. Das Feuer hatte sich schon weit ausgebreitet und war schwer zu löschen. Erst am Morgen fanden die Feuerwehrleute einen völlig ausgebrannten BMW, von dem der Brand wahrscheinlich ausgegangen war. Es dauerte ein Weilchen, bis jemand auf die Idee kam, es könnte sich um das zur Fahndung ausgeschriebene Fluchtauto handeln.

Laura hob bedauernd die Schultern. «Die Kollegen von der Spurensicherung glauben nicht, dass sie noch einen Fingerabdruck oder Material für eine DNA-Probe sicherstellen können. Hingegen haben sie den Besitzer des Autos ausfindig gemacht. Dieser Albert Strebel behauptet, sein BMW sei ihm zwischen Silvester und dem 4. Januar geklaut worden, während er bei seinem Bruder in Neuenburg zu Besuch war. Erst nach seiner Heimkehr hat er den Diebstahl bemerkt und der Polizei gemeldet. Es könnte stimmen, dass der Wagen gestohlen worden ist. Jedenfalls ist er kurzgeschlossen worden.»

«Und weshalb habe ich diese Mitteilung nicht erhalten?», erkundigte sich Kuhn.

«Das E-Mail ist an Sie adressiert. Ich habe nur eine Kopie erhalten.» Laura brachte es fertig, diese Richtigstellung in völlig neutralem Tonfall vorzubringen.

«Ich sollte wohl meine Mails regelmässiger ansehen.» Kuhn kratzte sich verlegen an der Stirn und wich geschickt auf sachliche Aspekte aus: «Den Besitzer laden wir vor. Vielleicht hat er seinen BMW selbst gefahren. Nachdem die Sache schiefgelaufen ist, ist ihm nichts anderes übrig geblieben, als ihn anzuzünden und als gestohlen zu melden. Das bietet uns vielleicht eine Möglichkeit, etwas über den Todesschützen zu erfahren.» Kuhn wiegte den Kopf. «Die wichtigste Spur ist immer noch die Waffe, die uns die Flüchtenden netterweise hinterlassen haben. Zuerst müssen wir wissen, ob der tödliche Schuss aus dieser Pistole abgefeuert worden ist oder ob die Täter eine andere Waffe zurückgelassen haben, um uns auf eine falsche Fährte zu locken.»

«Das wäre raffiniert, aber sie konnten ja nicht im Voraus wissen, dass ihr Treffen derart dramatisch verlaufen würde. Die Waffe ist ein paar Sekunden nach der Schussabgabe aus dem Fenster geschmissen worden, und ich traue solch hirnlosen Gewalttätern einfach nicht zu, so rasch auf eine derart geniale Idee gekommen zu sein», wandte Laura ein. Kuhn nickte anerkennend und Laura fügte bescheiden an: «Meine Überlegung ist nicht so scharfsinnig, wie sie scheinen mag. Im Bericht der Spurensicherung, den Sie auch erhalten haben, steht nämlich, dass es sich um die Tatwaffe handelt. Die Kugel, die Wickis Schädel durchschlagen hat, ist daraus abgefeuert worden, und die am Tatort gefundene Hülse passt zu dieser Waffe. Es handelt sich um eine SIG P220, die als Offizierspistole in der Schweizer Armee verwendet wird.»

«Das kann uns weiterhelfen. Armeewaffen sind registriert, nur werden SIG-Pistolen jetzt ja in Deutschland fabriziert und auch privat verkauft.» Nach kurzer Überlegung kam Kuhn auf einen anderen Aspekt zu sprechen: «Eine Möglichkeit, an den Täter heranzukommen wäre, den Knirps mit Dächlikappe zu erwischen, der Gabi Locher angeschossen hat. Der kennt die anderen am Streit Beteiligten bestimmt. Vielleicht können wir ihn anhand des Geschosses ausfindig machen, das er der Polizistin verpasst hat. Haben die Ärzte die Kugel endlich aus ihrem Becken gegrübelt?»

«Auch das steht im Bericht. Das Geschoss und die sichergestellte Hülse entsprechen stiller Munition 7,62 x 41 SP-4, die in Russland für die Selbstladepistole PSS entwickelt wurde. Die Waffe kann ein KGB-Agent irgendwo auf der Welt hinterlassen haben. Sie gelangt oft von Afghanistan oder aus anderen Krisengebieten nach Europa, vor allem in den Balkan. Vielleicht kam der kleine Schütze von dort oder aus sonst einem Land im Osten.»

«Könnte zutreffen. Die altmodische Schildmütze, die er getragen haben soll, würde ja auch besser in den Balkan oder die Türkei passen als hierher. Das ist wenigstens eine Spur.» Kuhn zögerte danach zu fragen, aber Laura hatte eine diesbezügliche Mitteilung sicher schon gelesen und konnte ihm auch gleich den Inhalt erzählen. «Zurück zur Tatwaffe, der SIG: Was wissen wir über die Pistole?»

«Ich habe im Polizeinetz die Liste gestohlener Waffen durchgesehen. Die Nummer der Tatwaffe ist dort verzeichnet. Die Pistole ist 1995 während eines Wiederholungskurses der Panzerabwehrkompanie 36 in Aarau abhandengekommen.»

Laura hatte auch einen dazugehörigen Rapport gefunden und erklärte Kuhn, was damals passiert war: «Ein Leutnant hat seine Waffe in einem Restaurant vergessen, aber behauptet, sie sei aus seinem Zimmer entwendet worden. Deshalb sind alle in der Kaserne einquartierten Offiziere und Soldaten der Panzerabwehr und der Funker befragt worden. Das sind immerhin 235 Soldaten, 36 Unteroffiziere und 12 Offiziere», erklärte Laura leicht vorwurfsvoll, fügte dann aber befriedigt bei: «Ich habe sie alle durch die Mühle gedreht und zwei Personen ausfindig gemacht, die bereits zuvor mit der Polizei zu tun hatten. Der eine wurde 1994 wegen Diebstahls kurz festgenommen, der andere hat 1992 bei einer Schlägerei seinem Kontrahenten ein paar Knochen gebrochen.»

«Ich hoffe, dass wir nicht die ganze Mannschaft der zwei Kompanien belästigen müssen, aber bewahren Sie die Liste auf. Zuerst fühlen wir den zwei Vorbestraften auf den Zahn. Das ist zwar typisch Polizei: Vorbestrafte sind immer verdächtig, wenn irgendwo auf der Welt etwas geschieht. Aber wir können es uns nicht leisten, diese Spur nicht zu verfolgen.»

Laura nickte zustimmend. «Wir sollten ihre Fingerabdrücke mit denen auf der SIG vergleichen.»

«Moment, ich habe gemeint, die Pistole sei sorgfältig gereinigt worden und es gebe keine Prints.»

«Auch das steht in der Mitteilung», tadelte Laura mild. «Ich habe mich unklar ausgedrückt. Die Waffe selbst war sauber. Der Schütze muss Handschuhe getragen haben. Aber beim Laden hat er nicht daran gedacht und schöne Prints auf den Patronen hinterlassen!»

«… und Sie haben inzwischen bestimmt herausgefunden, wem sie gehören.» Kuhns Bemerkung war nicht spöttisch, sondern anerkennend gemeint.

Laura antwortete unbeirrt: «Sie sind vor zwanzig Jahren registriert worden und gehören einem gewissen Carlo Fischer.»

«Was wohl bedeutet, dass keiner der zwei möglichen Waffendiebe den tödlichen Schuss abgefeuert hat, oder dass der Name Carlo Fischer falsch ist», gab Kuhn zu bedenken.

«Letzteres könnte stimmen. Jedenfalls ist momentan kein Carlo Fischer in der Schweiz registriert», stimmte Laura zu, fügte aber an: «Immerhin existieren 53 Karl Fischer, und mancher Karl nennt sich heute Carlo, das scheint in Mode zu sein. Ich kenne auch einen.»

«Weshalb hat man die Fingerabdrücke von diesem Fischer genommen und bis jetzt nicht gelöscht?»

«Vielleicht sind die Prints aus der Datenbank entfernt worden, aber glücklicherweise ist eine Kopie davon im geschriebenen Rapport gelandet.» Laura fasste für Kuhn den Zwischenfall kurz zusammen: «Bei einem Einbruch in eine Zuger Villa im Februar 1997 ist die Bewohnerin niedergeschlagen und mittelschwer verletzt worden. Fischer ist als möglicher Täter festgenommen worden, aber die Fingerprints auf einem in der Villa zurückgelassenen Brecheisen sind nicht von ihm gewesen. So haben sie ihn laufen lassen. Ein paar Tage später hat ein Zeuge ausgesagt, Fischer in der Nähe des Tatorts gesehen zu haben, und die Polizei hat ihn nochmals vorladen wollen, ihn aber nicht mehr finden können. Seither ist er spurlos verschwunden.»

«Ich nehme an, es gibt kein Foto von ihm, sonst hätten Sie es mir gezeigt.»

«Stimmt leider. Die Polizei hat beim ersten Termin seine Befragung zwar protokolliert und seine Prints genommen, um sie mit denen auf dem Einbruchswerkzeug zu vergleichen, aber keine Akte angelegt.»

«Wäre ja auch zu schön gewesen.» Kuhn klopfte mit der Faust sanft auf den Tisch, dann schlug er vor: «Bis Montag können wir nichts Vernünftiges unternehmen. Wenn Sie noch Zeit haben, könnten Sie die Adresse der beiden vorbestraften WK-Teilnehmer heraussuchen und sie für eine Zeugenaussage vorladen. Dann machen Sie Feierabend. Schönen Sonntag!» Unter der Tür drehte er sich nochmals um: «Das meine ich ernst, Laura! Sie arbeiten intensiv, und daneben sollten sie das Leben geniessen.»

Sie lächelte verschmitzt. «Das tu ich bestimmt – mehr als ich meiner Mama erzählen möchte, da müssen Sie sich keine Sorgen machen.»

Kuhn zog die Tür hinter sich zu. Er hatte es unterlassen, seiner Kollegin zu erklären, weshalb er es plötzlich eilig hatte. Sein Vorhaben war privat. Er wollte schon früher im «Hot Chicks» vorbeigehen und mit Lulu reden, aber die Ereignisse der letzten Tage hatten ihn daran gehindert. Jetzt durfte er seinen Besuch nicht länger aufschieben. Er hatte das ungute Gefühl, das Mädchen brauche seine Hilfe. Er hoffte, die Tänzerinnen seien am späten Nachmittag am Üben und der Rausschmeisser abwesend. Das würde ihm erlauben, sich ungestört mit Lulu zu unterhalten.

Er hatte sich getäuscht. Vor dem «Hot Chicks» sass, breit wie er war, Karl Bickel bei einem Bier und zündete sich genüsslich eine Zigarette an. Anstelle seines eleganten Anzugs trug er Bluejeans und ein hautenges, dunkelblaues T-Shirt mit der giftgelben Aufschrift You better be careful. In Anbetracht der Muskelpakete, die sich durch den dünnen Stoff abzeichneten, war die Warnung ziemlich überflüssig. Die hervorstechendste Veränderung an Bickel war, dass er statt seiner lächerlichen Fliege nun einen dunklen Dreitagebart trug. Wenn er nicht vor der Tür des Lokals gesessen wäre, hätte Kuhn Mühe gehabt, ihn wiederzuerkennen – aber er sah immer noch aus wie ein Zuhälter und war wahrscheinlich auch einer.

Bickel begrüsste Kuhn freundlich: «Guten Abend, Herr Kommissar. Sie sind zu früh dran, wir haben noch nicht geöffnet.»

Kuhn versuchte, sich seine Abneigung nicht anmerken zu lassen und setzte ein verbindliches Lächeln auf: «Ich kenne eure Öffnungszeiten, danke. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Lulu geht. Ist sie zufällig hier?»

Der Kommissar hatte das Gefühl, der Rausschmeisser sei durch seine Nachfrage beunruhigt und überlege erstaunlich lange, bevor er antwortete: «Lulu ist leider abgereist. Sie ist heute früh aufgeregt ins Lokal gekommen und hat erzählt, sie habe ein fantastisches Angebot vom ‹Crazy Horse› in Paris erhalten, müsse aber sofort dort erscheinen. Sie hat ihre Sachen eingepackt und ist verschwunden. Wir sind wütend auf sie – vor allem Aisha, die heute dreimal auftreten muss.» Bickel zog missbilligend die Brauen hoch. «Ich habe eben Lulus Foto aus dem Aushang entfernt und verbrannt.» Er deutete auf ein paar verkohlte Papierfetzen in seinem Aschenbecher.

Kuhn war über das Verschwinden seines Schützlings beunruhigt. Vielleicht konnte er im Polizeinetz eine Spur von ihr finden. Dazu wäre ihm das Aushangfoto zustattengekommen, doch Bickel versicherte ihm, das verbrannte Exemplar sei das einzige Bild gewesen, das Lulu mitgebracht hatte.

Kuhn hatte den offiziellen Namen Lulus zwar gehört, liess sich zur Sicherheit aber den Namen Jamila Bassir buchstabieren. Während er ihn notierte, fragte er sich, weshalb eine Marokkanerin so fliessend deutsch sprach und erst noch mit Berner Akzent. Vielleicht hatte Lulu längere Zeit in Bern getanzt und den dortigen Dialekt angenommen.

Bickel konnte ihm dazu keine Auskunft geben, schien aber durch Kuhns Beharrlichkeit beunruhigt. Nervös zündete er sich eine Zigarette an, obwohl die vorherige kaum angeraucht im Aschenbecher lag.

Der Kommissar lenkte ab: «Vielleicht komme ich bald wieder zu Besuch – ist Aisha noch hier?»

«Ihr Engagement läuft noch weitere zwei Wochen. Wenn Sie möchten, können Sie am Morgen vorbeikommen. Sie trainiert jeden Tag von zehn bis zwölf Uhr – danach hätte sie bis zum Abend reichlich Zeit.» In Bickels Stimme schwang eine spöttische Note mit.


Am Montag entdeckte Kuhn in seinen E-Mails, die er nun regelmässig las, eine Mitteilung der Spurensicherung. Er überflog sie und amüsierte sich über die umständliche Formulierung gewisser Passagen: Betreffend den Fahrer des Fluchtwagens bestätigen verschiedene Zeugen, sie hätten durch das halboffene Fenster nur die Haare des Fahrers sehen können. Unter Berücksichtigung der Körpergrösse dieser Zeugen und ihrer Distanz zum Auto kann errechnet werden, dass der Mann circa 165 cm gross sein muss, plus/minus 5 cm, abhängig davon wie nahe er am Fenster sass und wie weit dieses offen stand. Die Berechnung stimmt in etwa mit der Angabe einer Zeugin zur Körpergrösse des Fahrers überein. Basierend auf der Annahme, der Beifahrer sei klein, dem genauen Standort des Fluchtwagens, dem Abstand zwischen Wicki und dem Auto, der Tatsache, dass das Fenster nur halb offen stand, der Körpergrösse des in die Nasenwurzel getroffenen Opfers und dem Einschusswinkel – angenommen Wicki nahm die bei gezogener Waffe typische Kopfhaltung ein – ergibt die 3D-Rekonstruktion, dass der tödliche Schuss mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht vom Fahrer, sondern vom Beifahrer abgefeuert wurde.

Kuhn schüttelte ungläubig den Kopf und druckte den mehrere Seiten langen Rapport mit unzähligen Fotos, Schemas und Formeln aus, malte mit rotem Filzstift drei Ausrufzeichen auf die Titelseite und legte das Dokument vor Laura auf den Tisch.

«Gratuliere, Sie lesen Ihre Mails doch!»

«Ja, seltsam, beim Eintreffen eines Mails ertönt jetzt ein akustisches Signal. Haben Sie das eingerichtet?»

Statt einer Antwort lächelte Laura verschmitzt, studierte den Bericht zum Tatort und bemerkte spöttisch: «Umwerfend! Im Welschen würde man sagen, on n’arrête pas le progrès! Kommt bloss noch darauf an, wie hoch die Mordwaffe gehalten wurde … Aber es macht Sinn, dass der Beifahrer geschossen haben soll. Wenn der Fahrer gezielt hätte, hätte Wicki die Waffe gesehen und sofort abgedrückt, oder sich wenigstens zu Boden geworfen. Aber solange wir weder Fahrer noch Beifahrer kennen, spielt das eigentlich keine Rolle.»

Den Rest des Morgens verbrachten die beiden damit, Phantombilder zu studieren, die gemäss den Aussagen der angeschossenen Polizistin und verschiedener Zeugen angefertigt worden waren. Die Bilder waren widersprüchlich. Gabi Locher musste man zugutehalten, dass sie die drei Männer nur kurz gesehen hatte, während sie die Strasse überquerte und dabei noch auf den Verkehr achten musste, und dass sie erst drei Tage nach dem Zwischenfall körperlich und geistig so weit hergestellt war, dass sie einen Beitrag zu den Phantombildern leisten konnte. Für die anderen Zeugen und deren Personenbeschreibungen gab es keine derartige Entschuldigung. Korporal Mayer hatte die nach den Angaben der verlässlich scheinenden Zeugen verfertigten Bilder mit einem Hinweis gekennzeichnet, und Kuhn sah sich diese zuerst an. Sie glichen einander einigermassen, wichen dafür von denen der Polizistin in manchen Details ab. Die anderen Phantombilder waren katastrophal. Man hätte glauben können, mindestens zwei Dutzend verschiedene Leute seien in den Streit verwickelt gewesen, und sieben von ihnen hätten geschossen. Die einzige Übereinstimmung bestand darin, dass der Mann, der die Aktentasche geraubt hatte, von kräftiger Statur war, und der Knirps, der zuerst geschossen hatte, eine verspiegelte Sonnenbrille trug. Bei seiner Mütze waren sich die Zeugen bereits uneinig, ob es eine Baskenmütze, Basketballmütze oder eine altmodische Schildmütze war.

«Völlig unbrauchbar!», grollte Kuhn. «Damit kommen wir nirgends hin. Hoffentlich kann uns einer der möglichen Waffendiebe etwas zur Tatwaffe sagen. Haben Sie die zwei Kandidaten erwischt?»

«Robert Hungerbühler habe ich am Samstag telefonisch erreicht. Er sollte um zwei Uhr hier sein. Erwin Schoch ist nicht leicht zu finden. Er hat keinen festen Wohnsitz und treibt sich auf der Strasse herum. Im Sozialamt haben sie mir nicht weiterhelfen können. Dafür kennen ihn die Leute von Yucca, einer kirchlichen Hilfsstelle, die auch Mahlzeiten ausgibt. Schoch erscheint dort jeden Abend zum Essen, und es gibt keinen Grund, dass er dies heute nicht tun sollte. Ich habe ihm ausrichten lassen, er soll morgen um zehn Uhr zu uns kommen. Ich wollte nicht so grausam sein, ihn schon auf neun Uhr zu bestellen.» Laura machte eine abschätzige Handbewegung. «Damit es uns bis dahin nicht langweilig wird, habe ich den Besitzer des BMWs, Albert Strebel, heute auf vier Uhr zu uns bestellt.»

«Bestens, da haben wir Zeit, in Ruhe essen zu gehen. Ich lade Sie ein. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um Ihnen dafür zu danken, dass Sie mir die leidige Sucherei im Web abnehmen. Ich brauche immer eine Ewigkeit, bis ich mich zurechtfinde.»

Mord am Bellevue

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